Der Engelflüsterer

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Der Engelflüsterer
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Das Buch

„Viele, die Kontakt mit Engeln hatten, glauben nach einer Weile, sie wären verrückt und hätten es sich eingebildet. Das ist nicht eingebildet!“, sagt Großbritanniens jüngstes Medium Kyle Gray. In diesem Buch - seinem ersten - protokolliert der „Engelflüsterer“ viele dieser unglaublichen Begegnungen mit den himmlischen Kräften, zu denen er, mit Unterbrechungen, seit frühester Kindheit Kontakt hält. Dabei überraschen die Mitteilungen aus der anderen Welt immer wieder mit ihrer Weisheit, Lebendigkeit und Genauigkeit. Zudem gibt der Autor fundierte Tipps, wie man ein gutes, seriöses Medium findet und wie man selbst Kontakt zu diesen Kräften aufbauen kann.

Der Autor

Kyle Gray erlebte im Alter von 4 Jahren erste Kontakte mit der anderen Welt, nachdem seine Großmutter gestorben war. Als Heranwachsender ließ er diese Fähigkeit einige Jahre brachliegen. Er jobbte als DJ, war als Musiker erfolgreich, studierte Musik-Produktion, nahm aber mit sechzehn seine Verbindung zum Reich der Engel wieder auf. Seit er siebzehn ist, gibt er (auch via Telefon und Skype) regelmäßig „Readings“. Seit 2008 berät er als Kolumnist der Scottish Sun Menschen in lebenspraktischen und seelischen Fragen. Kyle Gray gilt als überaus echt und natürlich - ein Medium, das mit beiden Beinen im Leben steht.

Kyle Gray

Der Engelflüsterer

Unglaubliche Geschichten der Hoffnung und der Liebe von den Engeln


Inhaltsverzeichnis

Umschlag

Das Buch / Der Autor

Titel

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Danksagung

Prolog

1 Lernen und wachsen

2 Überall ist Liebe

3 Helfen und heilen

4 Den Dingen Platz machen, damit sie wachsen können

5 Die Welt der Engel

6 Wir alle können mit Engeln reden

7 Finden Sie den Sinn Ihres Lebens

8 Das Gefühl von Unschuld

9 So winzig, so wichtig

10 Zeichen von oben

11 Hilfe von oben

12 Unsere Verstorbenen

13 Ein Glaube im Licht

14 Immer präsent, immer aufmerksam

15 Göttliche Wesen

16 Eine himmlische Zugabe

17 Liebe und Fülle

Impressum

Meiner Mutter Diane gewidmet

für ihre bedingungslose Liebe und Unterstützung

Vorwort

Ich habe versucht herauszufinden, wie ich Ihnen am besten erklären kann, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Die Wahrheit ist - ich sah einfach keinen Grund, es nicht zu tun!

Wenn ich ein wenig darüber nachdenke, glaube ich, der Hauptgrund, warum ich diese Worte auf Papier bringe, ist, meine Erlebnisse mit Ihnen zu teilen - nicht nur, damit Sie wissen, was mir passiert ist, sondern auch, damit Sie wissen - falls Sie ebenfalls Kontakt zu Engeln hatten -, dass das, was Ihnen passiert ist, vielen anderen Menschen ebenfalls widerfährt. Allzu oft fühlen sich Menschen allein, wenn sie solche Erlebnisse haben. Sie denken, sie werden verrückt oder dass ihnen niemand glauben würde. Dann belassen sie es dabei und überzeugen sich selbst davon, dass sie sich das alles nur eingebildet haben.

Sie sind nicht verrückt. Sie haben sich das nicht eingebildet. Ich glaube Ihnen.

Ich habe auch das Gefühl, dass es meine Aufgabe ist, den Engeln dabei zu helfen, ihr Licht zu verbreiten und ihre Botschaft weiterzugeben. Diese Botschaft ist einfach: Glaube an sie und liebe dich selbst. Engel wollen nicht, dass wir uns auf sie verlassen und wollen uns auch nicht leiten - aber sie ermutigen uns täglich dazu, unsere eigene Kraft zu spüren, damit wir mit ihrer Unterstützung Rückschläge überwinden können. Ich bin damit gesegnet, Ihnen dabei helfen zu können, aber ich möchte Sie wissen lassen, dass Sie ebenfalls gesegnet sind, denn die Engel sind für Sie genauso da wie für mich. Ich hoffe, ich kann Ihnen dabei helfen, das zu glauben und eine wirkliche Verbindung zu ihnen aufzubauen.

Schon seit ich ein kleiner Junge war, haben mir die Menschen gesagt, dass ich wohl irgendwann einmal ein Buch schreiben würde. Ich habe nie verstanden, warum sie das gesagt haben, aber es sollte wohl definitiv so sein und es kommt mir auch so vor, als wäre es richtig, es zu tun. Also: Hier ist es.

Wenn es nur eine Sache ist, von der ich möchte, dass Sie sie für sich aus diesem Buch ziehen, dann ist es das Wissen, dass wir niemals sterben. Wir leben weiter und lieben aus einer anderen Dimension, wie Ihnen diese unglaublichen Geschichten von Liebe und Hoffnung zeigen werden.

Die Liebe ist überall um uns herum - jetzt! Wir sind Liebe und wir werden geliebt. Ich hoffe, Sie fühlen diese Liebe, während Sie damit anfangen, meine Geschichte zu lesen, und ich hoffe, Sie fühlen diese Liebe die ganze Zeit über.

Namaste.

Danksagung

Es gibt so viele Menschen, die mich zu dieser Reise ermutigt haben, und ich werde ihnen immer dankbar sein.

Als Erstes möchte ich meinen Eltern danken, die mir immer Halt gegeben haben. Meine Mutter ist eine wirklich sensible Seele, die mich gelehrt hat, meine Meinung zu vertreten, während mein Vater mich immer dazu ermutigt hat, für das einzustehen, an das ich glaube. An meine Großmutter im Himmel: Danke, dass du immer bei uns warst.

Einen besonderen Dank schulde ich Linda Watson-Brown, die sich das Konzept dieses Buches ausgedacht hat und unermüdlich an dem gearbeitet hat, was Sie nun in Ihren Händen halten, und Clare Hulton, unserer Agentin, die niemals den Glauben daran verlor, dass wir einen Verleger finden würden, und die mich mit dem Verleger zusammenbrachte, auf den ich schon immer gehofft hatte.

Ein Dank geht auch an Gill Benning, David Wells und Monica Cafferky, die mir bei meiner beruflichen Laufbahn in den Medien geholfen haben.

Mein Dank gilt auch der Hay House Familie, Carolyn, Jo und den Redaktionsmitarbeitern, mit denen es ein Vergnügen war zu arbeiten. Die positive Energie von Louise L. Hay machte all das möglich.

David Hamilton hat mir positive Anstöße, Anregungen und Unterstützung gegeben - du bist eine Inspiration, David.

Ich möchte mich ebenfalls bei meiner geistigen Familie bedanken, insbesondere bei June Moore, meiner kosmischen Mutter, die immer gesagt hat, dass Hay House der richtige Verlag für mich sei. Ich danke Margaret McKim, die vor Jahren meine Entwicklungskreise veranstaltet hat - Sie haben mir viel beigebracht. Dank an Avril Stephens, meine Reikimeisterin, die mir immer gesagt hat, ich solle die Dinge einfach handhaben, und an Alexis Wilson für ihre Unterstützung, Ermutigung und Tipps. Mein ewiger Dank gilt meinen Seelenschwestern Michelle Connor und Diane Etherson, die mir jedes Mal etwas Neues beibringen, wenn ich sie sehe.

Mein Dank geht an die Damen, mit denen ich jede Woche in der Spiritualist Church war und die immer an mich glaubten - Andrea, Marie, Wilma, Jean (im Geiste), May (die verstarb, während dieses Buch geschrieben wurde) und Tillie. Und an Elsie, die meine erste Mitteilung an die Geistwelt erhielt - ich erinnere mich an dich!

Danke an alle Mitarbeiter der Scottish Sun, besonders an Yvonne (die mich davon überzeugte, für ein Interview auf der ersten Seite hereinzukommen), an Emma (die sicherstellte, dass ich alle meine Post und Geschenke erhielt) und an Peter Cox (der mich ständig auf Trab hielt).

Ich möchte ebenfalls meinem erstaunlichen Freundeskreis danken. Meinen Mädchen Jennifer, Teri und Heather, ihr seid wirklich erstaunlich und ich werde euch immer lieben! Den Jungen, die zu meinen Brüdern wurden: Scott, Felix, Ryan und John - ihr seid alle talentierte Persönlichkeiten. All meinen Kameraden von Glynhill für ihre Unterstützung und dafür, dass sie mich zweieinhalb Jahre lang nachts zugedeckt haben - und meiner adoptierten Tante Maroulla dafür, dass sie mir die Gelegenheit gegeben hat, bei ihr zu schlafen. Ich habe so viel von euch allen gelernt.

 

Natürlich möchte ich mich auch beim Universum und den Engeln bedanken, die all das möglich gemacht haben. Dieses Buch ist der Beweis dafür, dass etwas wahr wird, wenn man nur fest daran glaubt. Ich liebe und glaube an euch alle.

Namaste.

Prolog

Ich erwachte mitten in der Nacht. Es war dunkel und es war still, aber ich hatte keine Angst. Ich war erst vier Jahre alt, aber ich war überhaupt nicht ängstlich. Wieso sollte ich auch, wo doch die Person, die ich mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Welt liebte, an meinem Bett saß und danach schaute, ob es mir gut ging?

Ich habe meine Oma heiß und innig geliebt und ich wusste, dass sie auch mich heiß und innig liebte. Immer wenn ich Angst hatte oder aufgeregt war, streichelte sie meinen Arm, bis ich mich beruhigte. Sie umarmte mich und sagte mir, dass sie mich liebe, und ich hatte immer das Gefühl, dass alles gut wird, solange sie nur da ist.

Vor kurzem hatten sich die Dinge geändert. Ich wusste, dass meine Großmutter krank geworden war, denn sie musste zu uns ins Haus ziehen, damit meine Mutter sie pflegen konnte. Mein Spielzimmer wurde von all meinen Spielsachen befreit und in ein kleines Schlaf- und Wohnzimmer für Oma verwandelt. Ich wusste nicht, was ihr fehlte, aber alle Erwachsenen waren sehr ernst, wann immer sie darüber sprachen, und ich bemerkte, dass Oma manchmal nicht richtig atmen konnte.

Als sie in mein altes Spielzimmer zog, war ich glücklich: Es war direkt neben meinem Kinderzimmer und ich war ganz aufgeregt, weil ich ihr so nahe sein durfte. Ich nahm an, sie könne die ganze Zeit mit mir spielen oder hereinschauen und mir Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Leider kam es anders.

Oma brauchte einen Rollstuhl und danach war sie nicht mehr in der Lage, selbständig irgendwohin zu gehen. Sie schaffte es nicht, sich durch die engen Türöffnungen zu manövrieren, um von ihrem Zimmer in meines zu kommen - und ihre Atmung wurde immer schwerer. Vor einer Woche hatten wir sie ins Krankenhaus gebracht und als wir sie dort besuchten, sah sie nicht mehr wirklich wie meine Oma aus. Sie trug noch immer eine dieser flauschigen Bettjacken, die sie in diesen Tagen wohl ständig anhatte, aber sie war sehr müde gewesen, unfähig, auch nur irgendetwas zu tun. Als sie mich sah, lächelte sie und sagte: „Da ist mein kleiner Junge!“, sobald ich in ihr Zimmer lief. Aber wir mussten immer schnell wieder gehen, weil Oma Ruhe brauchte.

Jetzt war ich glücklich sie zu sehen. Sie trug eine ihrer Bettjacken, daher dachte ich, sie wäre wohl nach Hause gekommen und hätte sich aus ihrem Zimmer geschlichen, um mich zu sehen. Wie schön, dass sie nicht mehr in ihrem Rollstuhl saß. Und wie sie so an meinem kleinen Bett saß, sah sie so glücklich darüber aus, dass sie bei mir sein konnte. Allerdings war da dieses seltsame Gefühl im Zimmer - es war fast so, als könnte ich die Liebe fühlen, die von ihr ausging.

Wir lächelten einander an und sie kam näher. Ich war so froh darüber, dass sie bei mir aufgetaucht war und sich besser fühlte. Ich erinnere mich daran, wie ich dachte: „Da ist meine beste Freundin, sie wird mir dabei helfen, wieder einzuschlafen.“ Ich liebte es, vor dem Einschlafen am Rücken gekrault zu werden. Sobald ich das gedacht hatte, begann Oma, mich zu kraulen. Ich fühlte mich so eingehüllt in ihre Liebe und sicherer als jemals zuvor, fast so, als wüsste ich, dass dieses Gefühl immer da sein würde.

Langsam glitt ich in den Schlaf - sicher, geborgen und glücklich.

Am nächsten Morgen kam meine Mutti in mein Zimmer und öffnete die Rollläden. Die Sonne schien herein und ich fragte, wo denn meine Oma sei. Mutti kam mir ein wenig distanziert vor. Sie fragte mich, was ich meinte.

„Ist sie in ihrem Zimmer?“, fragte ich.

Mutti schüttelte den Kopf und schien bestürzt zu sein.

„Ist sie beim Frühstück?“

Wieder schüttelte sie den Kopf.

Ich hatte einen schrecklichen Gedanken: Was, wenn Oma wieder zurück ins Krankenhaus gebracht worden war?

Meine Mutter verließ das Zimmer, als ich sie danach fragte.

Ich hüpfte die Treppen hinunter, um zu frühstücken, und fragte wieder nach meiner Oma.

„Ich habe sie heute Nacht gesehen“, erzählte ich meiner Mutti. „Sie kam in mein Zimmer, als ich aufgewacht bin und half mir, wieder einzuschlafen. Sie muss sich schon viel besser fühlen. Ich bin so froh, dass sie den Rollstuhl nicht mehr braucht. Wo ist sie?“

Wieder bekam ich keine Antwort. Was konnte meine Mutti schließlich ihrem kleinen Jungen sagen, der so unschuldig über seine geliebte Großmutter plapperte? Sie konnte mir nicht sagen, dass ich Unsinn rede, und sie konnte mir nicht sagen, dass ich ruhig sein sollte. Ich wurde mit Liebe und Freundlichkeit erzogen - vielleicht war das der Grund, warum meine Mutter sich nicht überwinden konnte, mir zu erzählen, was mir das Herz gebrochen hätte, nämlich dass meine wundervolle Großmutter in dieser Nacht gestorben war.

Sie war niemals aus dem Krankenhaus gekommen, sie war niemals in unser Haus zurückgekehrt. Es war ihr Geist, der zurückgekommen war, um nach mir zu sehen, bevor er weiterzog.

Ich weiß heute, dass Sie noch schnell bei Ihrer Familie vorbeischauen können, bevor Sie hinübergehen, bevor Ihr Geist auf das Licht trifft. Meine Oma und ich hatten eine ganz besondere Verbindung und ich glaube fest daran, dass sie gekommen war, um nach mir zu sehen, während sie auf die nächste Ebene zuging, denn schließlich war ich ihr kleiner Junge. Ich war aufgewacht und hatte die Liebe gefühlt und ich glaube, das war auch so gedacht, denn was meine Oma mir in dieser Nacht gegeben hat, war etwas, das bis zu diesem Tag bei mir geblieben ist. Ich fühlte mich beschützt. Ich fühlte, dass mir niemals ein Leid geschehen würde. Ich fühlte mich unbesiegbar.

Es war ein Segen, der mein Leben veränderte.

1
Lernen und wachsen

Die Nacht, in der meine Großmutter starb, prägte mein ganzes Leben. Sogar mehr als mein Leben, denn ich glaube fest daran, dass das, was wir auf diesem irdischen Planeten erleben, nur ein kleiner Teil dessen ist, was wir in all der Zeit erleben. Diese Nacht beeinflusste mich tief in verschiedenster Weise. Es war nicht nur ein Moment des Verlustes in meinem jungen Leben, es war auch ein Moment, der mich für immer veränderte. Ich möchte Sie mitnehmen, während ich zurück auf meine frühen Jahre schaue, denn dieser Moment war der Anfang von allem. So wie ich es sehe, ist das Leben eine Reihe von Chancen, etwas zu lernen. Viele davon werden durch unsere eigenen Entscheidungen in Bewegung gesetzt. Ich glaube auch, dass es bedeutsame Episoden gibt, die oft Wegweiser dessen sind, was kommen wird. Wenn Sie sich mit mir auf die Reise in die Welt eines vierjährigen Jungen begeben, sehen Sie vielleicht, was damals war und wie ich dahin kam, wo ich heute bin.

Was meine Oma mir in dieser Nacht zeigte, war ein Einblick in mein Schicksal. Seitdem habe ich gelernt, mit Engeln zu kommunizieren, und trotz meines jungen Alters bin ich davon überzeugt, dass das meine Bestimmung in diesem Leben ist. Mit Sicherheit begann alles in dieser Nacht, und ich danke meiner Oma für alles Wunderbare, das mir seitdem passiert ist. Ich hatte eine wirklich enge, schöne Verbindung mit ihr, und ich habe sie immer noch, obwohl sie nicht mehr in physischer Form hier ist.

Agnes war meine Großmutter mütterlicherseits. Sie und meine Mutter waren sich auch sehr nahe und es war ganz natürlich, dass ich vom Tag meiner Geburt an Teil dieser kleinen Gruppe sein würde. Diese starken weiblichen Einflüsse in meinen frühen Jahren prägten mich zu einem Großteil und halfen mir dabei, meiner Gefühle und meiner sensitiven Seite bewusst zu werden. Ich verwünschte sie noch nicht einmal, als diese Sensitivität mir während meiner Schulzeit im Weg stand, denn sie brachte mir auch so viel in meinem Leben.

Bevor meine Oma bei uns einzog, lebten wir sehr nah beieinander. Wir wohnten in einem neuen Haus auf einem Hügel und meine Oma lebte in dem Haus, in dem meine Mutter geboren wurde. Es war höchstens drei Minuten entfernt und ich sah meine Oma jeden Tag. Obwohl meine Mutter meiner Oma viel Aufmerksamkeit schenkte, als sie bei uns einzog, gab mir das doch die Gelegenheit, eine starke Verbindung zu beiden zu entwickeln.

Im Alter von drei Jahren wurde ich sehr krank, was mich meiner Großmutter noch näherbrachte. Etwa ein Jahr lang litt ich am Guillain-Barré-Syndrom, das ist eine Erkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem Teile des peripheren Nervensystems angreift. Der Körper führt dabei Krieg gegen sich selbst. Die Krankheit kam, nachdem ich eine schlimme Erkältung hatte. Sie begann mit Schwäche und Schmerzen und Kribbeln in den Beinen, und sie wurde sehr schnell so schlimm, dass ich eines Tages nicht mehr laufen konnte. Die Ärzte befürchteten das Schlimmste und tippten zunächst auf Meningitis. Ich erinnere mich noch an die Lumbalpunktion - es war eine der schlimmsten Erfahrungen in meinem Leben und ich schrie ununterbrochen. Neun Monate lang war ich von der Hüfte abwärts gelähmt. Ich verbrachte einige Zeit im Yorkhill Krankenhaus, der Kinderklinik in Glasgow, aber ich hatte Glück und wurde mit vier Jahren wieder gesund. Es handelt sich dabei um eine seltene Erkrankung. Nach Ansicht der Ärzte trifft sie nur einen von 100.000 Menschen. Ich hatte so ein Glück, dass die Krankheit keine Spätfolgen hinterließ, wenn man von den Plattfüßen einmal absieht, bei denen die monatelange Physiotherapie nicht gegriffen hat.

Am meisten erinnere ich mich an die Lähmung, an die ich in dieser Zeit litt, aber diese Erinnerung ist nicht nur schrecklich. Mir kommt in den Sinn, dass diese Krankheit sogar noch mehr Liebe in mein Leben gebracht hat. Ich saß oft stundenlang auf dem Schoß meiner Großmutter und ich liebte das! Sie war in ihrem Rollstuhl und ich konnte nicht laufen, daher waren wir beste Freunde. Ich liebte Oma unermesslich.

Ich habe auch gute Erinnerungen aus der Zeit davor. Oma trug immer und zu jeder Gelegenheit eine Handtasche mit sich und egal, was man wollte, sie hatte es darin. Eines Tages saß ich im Auto auf dem Rücksitz, während meine Mutter und mein Vater von irgendwoher eine Uhr abholten. Ich erwähnte, dass ich Hunger hätte und Oma zog ein Messer und ein Stück mit Wachs überzogenen Käse aus ihrer Handtasche. Das war typisch für sie. Man wusste nie, was noch aus dieser Tasche kam. Ich nenne diese Art Käse noch bis zum heutigen Tag „Omas Käse“, denn sie schien ihn immer wieder in die Finger zu bekommen, als wäre das das Normalste auf der Welt.

Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass meine Oma ohne mich allein sein könnte, daher ließ ich immer ein paar meiner Spielsachen bei ihr, damit sie ihr Gesellschaft leisteten. Meine Lieblingsspielzeuge waren kleine Plastikmonster, und ich sorgte immer dafür, dass sie ein paar davon an ihrer Seite hatte, wenn ich sie verließ.

Meine Erinnerungen an diese Zeiten sind immer noch sehr stark: Wie wir zusammen Fantasia ansahen, auf ihrem Rollstuhl miteinander kuschelten, Süßigkeiten aßen … Ich war nicht der erste und auch nicht der letzte kleine Junge auf der Welt, der seine Großmutter anbetete, und ich wette, dass viele Menschen, die das hier lesen, genau wissen, was ich meine, wenn ich sage, dass wir der Mittelpunkt der Welt des jeweils anderen waren. Es ist also kein Wunder, dass sie weiterhin eine so große Rolle in meinem Leben spielt, selbst nachdem sie verstorben ist. Immer wenn sie mich sah, rief sie: „Da ist mein kleiner Junge!“ Ich rannte zu ihr und wir umarmten uns, als hätten wir uns monatelang nicht gesehen. Im Sommer saß Oma oft mit ihren Nachbarn zusammen und hielt ein Schwätzchen. Wenn die anderen älteren Damen sagten: „Da ist Kyle, da ist mein kleiner Junge!“, antwortete Oma sofort. „Nein, nein, nein“, rief sie, „er ist mein kleiner Junge!“

Eine meiner schönsten Erinnerungen an sie ist ihre Liebe zu Nippes - sie konnte in jeden Laden gehen und ein Stück Tand finden, von dem sie begeistert war und behauptete, er wäre ein „Schatz“. Kinder finden so etwas spannend, da sie ja viel Zeit darauf verwenden zu denken, dass auch Abfall ganz toll ist. So verbanden die Fundstücke mich und meine Oma, und ich war immer neugierig auf die Dinge, die sie auspackte, wenn sie von ihren Reisen zurückkam.

Doch als die Zeit verging, verblassten all diese kleinen Teile ihrer Persönlichkeit. Sie konnte ihr Haus nicht mehr alleine verlassen und hatte daher nicht mehr die Möglichkeit, auf die Suche nach Nippes zu gehen. Sie konnte noch nicht einmal mehr zu den Geschäften hinunter laufen, um eine Tüte mit Süßigkeiten zu kaufen. Ich weiß, dass jeder, der dies liest, die kleinen traurigen Begebenheiten wiedererkennt, die es gibt, sobald ein Leben auf dieser Erde seinem Ende zugeht. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch zu jung, um zu begreifen, dass dieser Punkt im irdischen Leben einer Person nur eine vorübergehende Phase ist. Aber heute weiß ich, dass Schmerz, Verlust, Leid und Alter nur Augenblicke auf unserer Reise sind und dass sie uns die Möglichkeit geben, zur nächsten Phase überzugehen. Mit der Hilfe von Engeln können wir Trost in diesem Wissen finden und ich hatte wirklich außerordentliches Glück, dass ich diesen wertvollen Trost in der Nacht bekommen habe, in der meine geliebte Großmutter hinüberging.

 

Oma litt schon eine Weile bevor sie starb an einem Lungenemphysem im Endstadium. Sie bekam Sauerstoff, ihre Füße und Beine waren dick angeschwollen und sie konnte sich kaum noch bewegen. Sie legte immer eine Decke über ihre Beine und hatte offensichtlich Schmerzen, doch selbst als es ihr wirklich schlecht ging, hatte ich immer noch in Erinnerung, wie sie vorher gewesen war. Sie war so ein toller Mensch.

Im Laufe der Zeit erzählte mir meine Mutter mehr über den Tod meiner Großmutter. Oma war in der Nacht gestorben, in der ich sie noch gesehen hatte. Meine Mutter war bei ihr im Krankenhaus, als sie starb. Als ich an jenem Morgen aufstand, war meine Mutter die ganze Zeit auf den Beinen gewesen, verzweifelt und nicht wissend, was sie tun sollte. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden, ob sie mir vom Tod der Oma erzählen sollte. Aber weil ich noch so klein war, hatte sie beschlossen, damit zu warten, bis sich die Situation natürlich ergäbe, anstatt mich mit dem Verlust gleich an diesem Morgen beim Aufwachen zu konfrontieren. Sie und mein Vater entschieden, mit mir mittags essen zu gehen und mir dann die Botschaft beizubringen.

Wir gingen zu einem dieser Familienrestaurants und saßen zusammen. Nachdem wir bestellt hatten, nahm meine Mutter meine Hand.

„Kyle“, sagte sie, „das ist jetzt sehr wichtig. Ich muss dir etwas Trauriges mitteilen. Oma ist in den Himmel gegangen.“

Ich konnte das überhaupt nicht verstehen. Ich hatte eine grundlegende Vorstellung dessen, was mit Himmel gemeint war, aber ich dachte, dass Menschen dahin gehen, die sterben müssen.

„Nein, ist sie nicht“, widersprach ich meiner Mutter. „Ich sah sie letzte Nacht.“

„Das muss ein Traum gewesen sein“, sagte mir meine Mutter und drückte mich, „denn Oma ist gestorben.“

Das ergab keinen Sinn für mich, aber ich vertraute meiner Mutter. Ich wusste, dass sie mich nicht anlügen würde.

„Heißt das, dass ich sie nie wiedersehen werde?“, fragte ich und Tränen stiegen mir in die Augen.

„Ich fürchte, ja“, sagte Mutter und wurde auch traurig.

„Ich will aber!“, schrie ich. „Ich will Oma wiedersehen!“

„Ich weiß“, antwortete sie. „Ich möchte sie auch gerne wiedersehen, Kyle, aber das geht nicht. Es geht einfach nicht. Sie ist im Himmel. Sie ist jetzt weg, Kyle. Es tut mir so leid.“

Ich verstand das nicht. Oma war in der vergangenen Nacht in meinem Schlafzimmer gewesen, hatte mich gestreichelt und gesünder ausgesehen als noch vor Monaten und jetzt erzählte man mir, dass sie für immer gegangen war. Was war hier los?

Es war eine schreckliche Zeit. Obwohl Kinder den Tod ganz anders verarbeiten als Erwachsene und fast nahtlos von einem Gefühlszustand in den anderen gleiten können, fühlte ich eine Leere in mir, die nicht weichen wollte. Ob ich mich wohl besser gefühlt hätte, wenn ich damals schon gewusst hätte, was ich heute weiß? Ja, ganz sicher.