Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!

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Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!
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Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!

Ein paar Dinge auf den Punkt gebracht

Einige Gebrauchsanleitungen zum leicht verständlichen Mitdenken

Roman, Sachbuch und Ratgeber in Einem

2. Auflage Jahr 2019

von Klaus Normal

Inhaltsverzeichnis

Title Page

1 Vorwort

2 Der Abschied vom Arbeitsleben. - Berufsausstieg verdaut?

2.1 Die Verringerung von Respekt vor dem Berufsaustritt

2.2 Die ersten Monate des Ruhestandes

3 Die „Financial Independence, Retire Early” Bewegung

4 Der Abschied vom Arbeitsleben der nächsten Generation

4.1 Kein Talent für den neuen Job

4.2 Keine Lust zu dem neuen Job

4.3 Keine ausreichende Intelligenz für den neuen Job

4.4 Das Arbeitsleben der nächsten Generation ohne Arbeit

5 Auf einmal steht weniger Geld zur Verfügung – Einsparmöglichkeiten

5.1 Als Ruheständler braucht man weniger Geld?

5.1.1 Kürzung von Ausgaben

6 Mehr Zeit für Geldanlage und für Verlustbegrenzung bei der Geldanlage

6.1 Mehr Zeit um alte Münzen zu verkaufen

6.2 Der Sparerfreibetrag als Treppenwitz

6.3 Die 4 % Regel für Ruheständler

6.4 Warum man für Geldanlage nie zu alt ist

6.4.1 Der Staat als Erbe

6.5 Warum man für Geldanlage selten zu arm ist

6.6 Die Riester-Rente – wenig Akzeptanz bei Geringverdienern

6.6.0.1 Weitere Nachteile der Riester-Rente

6.7 Warum man für Aktienspekulationen nicht besonders intelligent sein muss

6.8 Wann Sie für Aktienspekulationen ungeeignet sind

6.9 Niemand kann kurzfristig Kurse vorhersagen

6.9.1 Der Unterschied zwischen Fundamentalanalysten und Charttechnikern

6.9.1.1 Die falschen Prognosen der Fundamentalanalysten für das Jahr 2018

6.9.1.2 Unterschiedliche Prognosen für das Jahr 2019

6.10 Kein kurzfristiges Trading

6.10.1 Der Spekulant und der Zocker

6.11 Anleihen können zu einem Totalverlust führen

6.12 Mehr Zeit für Währungsspekulationen – bloß nicht

6.12.1 Die amerikanische Notenbank erhöht die Zinsen – der Wert des Dollars steigt?

6.13 Auf Zinserhöhungen/Zinssenkungen von Notenbanken wetten?

6.14 Mehr Zeit für Hebelzertifikate – bloß nicht

6.15 Mehr Zeit für den Handel mit CFDs – bloß nicht

6.16 Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen

6.17 Nach buchhalterischen Verlust die Aktie zum Einstandspreis verkaufen

6.18 Sell in May and go away – die alte Börsenregel

6.19 Wenn in der ersten Woche des Jahres die Aktienkurse steigen

6.20 Regeln für garantierte Gewinne bei Geldanlagen

6.21 Aktien-Tipps von Insidern ganz legal

6.22 Fazit für mehr Zeit für Geldanlage:

6.23 Mehr Zeit für eine Stop-Loss-Order

6.23.1 Was ist eine Stop-Loss-Order?

6.23.2 Die Stop-Loss-Order als Wunderwaffe?

6.23.2.1 Abstand des Stop-Loss-Kurses zum aktuellen Kurs

6.23.3 Stop-Loss-Kurs etwas oberhalb der 200-Tage-Linie setzen

6.23.4 Stop-Loss-Kurs nach oben anpassen

6.23.5 Wann man auf jeden Fall einen Stop-Loss-Kurs setzen sollte

6.24 Auseinanderfallen der Prozente bei Kursverlust und Kursanstieg

6.25 Lassen sich Kursverluste vorhersagen?

6.26 Lassen sich Rezessionen vorhersagen?

6.26.1 Der Zusammenhang von Rezessionen und Kursverlusten

6.26.2 Der „Baltic Dry Index" als Konjunkturindikator

6.26.3 Die „inverse Zinskurve“ als Konjunkturindikator

6.26.4 Die Konjunkturindikatoren lösen einen Fehlalarm aus

6.27 Die 200-Tage-Linie als Indikator für Kurseinbrüche am Aktienmarkt

6.28 Wie lange eine Baisse dauert

6.29 Die durchschnittlichen Verluste in % bei einem Einbruch der Aktienmärkte

6.30 Dauer von Kurserholungen

6.31 Warum auf Dauer Aktien steigen

6.31.1 Aktienrückkäufe

7 Altersgerecht und bezahlbar wohnen

8 Mehr Zeit für Entrümpelung

8.1 Mit wenig Geld risikofreier wohnen

8.1.1 Die meisten Unfälle geschehen im eigenen Haushalt

8.2 Tisch und Stuhl für gesundes Sitzen

9 Die Wohnsituation verändern –Wohnflächenverkleinerung

9.1 Wohnflächenverkleinerung über den Weg der Zwangsversteigerung

9.2 Mögliche Ersatzinvestitionen bei Ihrer jetzigen Immobilie

9.3 Investitionen für barrierefreies und altersgerechtes Wohnen

9.4 Zum Mieter werden bei der Wohnflächenverkleinerung?

9.5 Kleinere Wohnfläche kann durch andere Vorteile kompensiert werden

 

9.6 Die Wahrscheinlichkeit ein Pflegefall zu werden

9.7 Die Mindestgröße von Zimmern in Altenheimen und Pflegeheimen

9.7.1 Was Sie aus dem Pflegeheim heraus managen müssten

10 Altersheim

10.1 Altersheim und Pflegeinrichtungen aussuchen

11 Senioren-Wohngemeinschaft

11.1 Die Senioren Wohngemeinschaft hat das einzelne Mitglied zu schützen

11.2 Mögliche Motive für den Einzug in eine Senioren Wohngemeinschaft

11.3 Ihre Prüfung der Senioren Wohngemeinschaft

11.4 Ihr Vorstellungsgespräch bei der Senioren Wohngemeinschaft

11.5 Abstimmungen in der Senioren Wohngemeinschaft

11.6 Weniger Konsum in der Senioren-Wohngemeinschaft über die Verringerung von (Haushalts)Geräten?

11.7 Eine Senioren-Wohngemeinschaft als Schutz vor Vereinsamung?

12 Mehr Zeit für Urlaub, mehr Zeit fürs Auswandern

12.1 Mehr Zeit für Urlaub

12.1.1 Urlaub von was?

12.1.2 Beim Reisegepäck Gewicht einsparen

12.1.3 Unerwartete Zusatzkosten für die Flugreise

12.1.4 Ärger an Flughafenschalter vermeiden

12.1.5 Der schrittweise Umbau des Urlaubs im Urlaub

12.1.6 Wenn das Ende des Ruheständler Urlaubs naht

12.1.7 Im Winter im warmen Süden überwintern

12.1.8 Kreuzfahrten

12.2 Eine Ferienwohnung oder eine Immobilie im Ausland für Langzeiturlaub kaufen

12.3 Mehr Zeit fürs Auswandern

13 Müßiggang

14 Zum Alkoholkonsum

14.1 Weintherapie

15 Dem Tag eine Struktur geben - Wohin mit der vielen Zeit?

15.1 Den Tag füllen mit nicht zwingend notwendigen Tätigkeiten

15.2 Den ganzen Tag nur einem Thema widmen?

15.3 Wie tief will ich bei einer Aktivität einsteigen?

15.4 Was ist das Endziel Ihrer Aktivität?

15.5 Das kannst Du nicht mehr. Dafür bist du zu alt.

15.6 Mit seiner eigenen Zeit geizig sein

16 Eine ehrenamtliche Tätigkeit übernehmen?

17 Soziale Fitness – eine der 3 Säulen des Ruheständlers

17.1 Soziale Kontakte – Erfahrungen weitergeben

18 Körperliche Fitness durch Sport - eine der 3 Säulen des Ruheständlers

18.1 Positive Effekte durch Sport

18.2 Moderates Muskeltraining ist nicht gleich Krafttraining

19 Geistige Fitness – eine der 3 Säulen des Ruheständlers

20 Die Verbindung von geistiger Fitness und sozialer Fitness

21 Die Verbindung von körperlicher Fitness und sozialer Fitness

22 Wechseljahre und Testosteronmangel beim Mann

23 Vorsorgeuntersuchungen und der Tod

23.1 Darmkrebsvorsorgeuntersuchung

23.2 Prostata Vorsorgeuntersuchung

23.3 Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung

23.4 Früherkennung Lungenkrebs

23.5 Mehr Zeit für ärztliche Untersuchungen

23.6 Vorbereitende Maßnahmen für den eigenen Tod

24 Der tatsächliche Sterbeort

25 Schlusswort

26 Wer selber mal ein E-Book schreiben bzw. erstellen möchte

27 Quelleninformationen und Quellenangaben

28 Haftungsausschlüsse

Stichwortverzeichnis

1 Vorwort

Eigentlich hätte man körperliche Fitness, geistige Fitness und soziale Fitness als gleichschenkliges Dreieck auf der Titelseite darstellen können, da alle 3 Faktoren gleichbedeutend sind und zusammen erst ihre ganze Wirkung entfalten. Das wäre war mir dann aber zu viel Bewegung auf dem Titelbild gewesen. Zudem geht das Buch weit über diese 3 Themen hinaus.

Da das Inhaltsverzeichnis mit über 120 Überschriften sehr feingliedrig ist, biete ich hier einen groben Leitfaden für das Buch an.

Das Buch besteht im Prinzip aus 8 Teilen, die unterschiedlich groß sind.

 Abschied vom Arbeitsleben

 Einsparmöglichkeiten und Geldanlage

 Wohnen im Alter (auch Kapitel zur Senioren—Wohngemeinschaft)

 Urlaub und Auswandern

 dem Tag eine Struktur geben

 Ehrenamtliche Tätigkeit

 Soziale Fitness, körperliche Fitness, geistige Fitness

 Vorsorgeuntersuchungen und der Tod

Die Bezeichnungen der Teile werden Sie so im Inhaltsverzeichnis nicht finden. Wichtiger als die Deckungsgleichheit zwischen dem groben Leitfaden und dem Inhaltsverzeichnis war es mir, einen leicht verständlichen Leitfaden zu erstellen.

Wie Sie sehen, wird in diesem Buch ein breites Spektrum von Themen abgedeckt. Das sprengt schon fast die Lesegewohnheiten.

Hier schreibt kein Sozialwissenschaftler, kein Diplom-Psychologe und kein Gerontologe, sondern jemand aus dem Volk. Dennoch wird in leicht verständlicher Form auf zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen hingewiesen. Fremdwörter werden so wenig wie möglich benutzt. Das Buch soll so leicht lesbar sein, dass man es auch noch am Strand bei über 30 Grad lesen kann.

Das Buch richtet sich an alle Geschlechter. Nur des einfacheren Lesens wegen wird auf Konstruktionen wie z. B. Seniorin/Senior verzichtet und stattdessen nur vom „Senior“ oder vpm „Ruheständler“ gesprochen. Die Korrektheit wird der Lesbarkeit geopfert.

Natürlich kann ich mir als Mann nicht anmaßen wie eine Frau zu denken und zu fühlen. Dennoch müsste das Buch, obwohl es nicht auf geschlechtsspezifische Unterschiede eingeht für eine Frau lesbar sein. Zumal Frauen oftmals den Urlaubsort auswählen und wegen Ihrer höheren Risikoaversion für die Geldanlage prädestiniert sind.

Ich habe einige Bücher über das „Älter werden“ gelesen (5-6 Stück). Keines der von mir gelesenen Bücher war schlecht, aber mir fehlte etwas, ich wusste allerdings erstmal nicht was. Nach einiger Zeit war mir klar, dass diese Bücher mir zu wenig konkret waren und damit auch zu wenig pragmatisch. Ich habe mich dann beim Schreiben des Buches für eine Mischung aus Ratgeber & Sachbuch & Roman entschieden.

Die Ich-Form wurde auch gewählt, in der Hoffnung die Leserin oder den Leser dadurch besser ansprechen zu können. Das Mitfühlen und Mitdenken, aber auch das Nachdenken und die eigene Meinungsbildung sollen angeregt werden.

Erst wollte ich das Buch so nennen: Zu alt für den Beruf? Na und! Scheißegal!

Da aber hier das Berufsende oder das bevorstehende Berufsende nur der Anlass ist, sich mit einigen Dingen zu beschäftigen, wäre das Wort „Beruf“ im Titel zu schwergewichtig gewesen.

Außerdem hätte man bei diesem Titel so verstehen können, dass das Buch Wege aufzeigt, wie man als „alter“ Arbeitnehmer dennoch eine vollwertige Arbeit findet.

Frei nach dem Motto: Ich arbeite gern mit 67, bloß für wen?

Das Berufsende oder das bevorstehende Berufsende wird in diesem Buch als gegeben angenommen und es wird angenommen, dass Geld für soziale Kontakte, sportliche Aktivitäten und Urlaub vorhanden ist.

Einem Rentner, der im Ruhestand gar kein Geld für seine freie Zeit hat, dem kann das älter werden kaum scheißegal sein.

Genauso wenig wie für jemand der so krank ist, dass er keine sportlichen Aktivitäten mehr ausüben kann und auch nicht mehr in Urlaub fahren kann.

Aber solange man gesund ist und nur einige kleine Krankheiten wie z. B. Erkältungen, Fußpilz etc. hat, muss die Devise lauten:

Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!

Das Buch hat ein Stichwortverzeichnis.

2 Der Abschied vom Arbeitsleben. - Berufsausstieg verdaut?
2.1 Die Verringerung von Respekt vor dem Berufsaustritt

Als ich das fünfzigste Lebensjahr vollendet hatte, begann ich an Sylvester mit einem Glas Sekt nicht auf das neue Jahr anzustoßen, sondern darauf, dass ich noch in Lohn und Brot stand.

Gleichzeitig begann ich im Berufsalltag meine Antennen weiter auszufahren, um feststellen zu können, ob mir noch weiterhin der übliche und gewohnte Respekt erwiesen wird.

Die Verringerung des Respektes kann im Berufsleben auf vielfältige Art und Weise geschehen. Man wird z. B. nicht mehr auf Fortbildungsveranstaltungen eingeladen oder man bekommt keine interessanten Themen mehr zum Abarbeiten oder man bekommt einen „mission impossible“ Auftrag, bei dem man von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.

Oder man lässt sie auf einmal mit Ihren Ideen auflaufen, in dem man künstliche, bürokratische Hindernisse aufbaut.

Die Erfinder von Respektverringerungsmaßnahmen sind da sehr einfallsreich, so dass ich hier nicht alle Möglichkeiten auflisten kann.

Wichtig ist erstmal nur, dass Sie die Verringerung des Respektes erkennen, ohne dabei neurotisch zu werden. Denn wenn man Ihnen überhaupt keinen Respekt mehr entgegenbringt, dann ist es meistens schon alles versalzt und Sie können dann nicht mehr mit einem vernünftigen Gespräch entgegensteuern. Man will einfach, dass Sie gehen und das natürlich möglichst kostengünstig.

 

Die Grenze zwischen Respektverringerung und der Verweigerung von Respekt lässt sich nicht immer leicht ziehen.

Beispiel: Man gibt Ihnen keine Arbeit mehr und „befördert“ Sie zum Fenstergucker.

Meines Erachtens ist das keine Respektverringerungsmaßnahme mehr, sondern eine komplette Verweigerung von Respekt.

Bei mir war es so, dass man zu mir eine Person ins Zimmer gesetzt hatte, die die Beleuchtung im Zimmer, unabhängig von der Tageszeit und unabhängig von der Außenhelligkeit, auf das Maximum drehte. Das war dann im wahrsten Sinne des Wortes richtig grell.

Ich habe das natürlich kommuniziert und als es dann hieß, das sei eine Angelegenheit zwischen uns beiden, wusste ich, dass ich auf dem absteigenden Ast war und für die nur noch ein Clown war.

Und zwar einen Clown, den man nur noch braucht, um sein Knowhow abzusaugen. Denn die wollten gar nicht, dass ich gehe, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt.

Ich gebe gern Knowhow an Jüngere weiter und sehe es sogar als eine Art von Pflicht an, aber nicht in dem man mich im grellen Licht herumhocken lässt.

Bevor ich dann vollends in eine Abwärtsspirale reingezogen wurde, bin ich dann einem Zeitpunkt, der für mich der Passendste war, gegangen.

Die hatten auch nicht mit meinen Abgang gerechnet, da man in dem Alter in der Regel erpressbar ist. Ganz schlimm sind die dran, die ihr Haus noch nicht abbezahlt haben und noch ihre beiden Kinder finanziell beim Studium unterstützen müssen. Mit denen kann man alles machen.

2.2 Die ersten Monate des Ruhestandes

Wie erging es mir dann?

Ich bin spontan und damit ungeplant wegen Tapetenwechsel 1 Woche in Urlaub verreist. Dabei hatte ich darauf geachtet, dass es kein Strandurlaub war. Ich wollte Zeit zum Nachdenken haben, aber keine Zeit zum Grübeln haben.

Ich war inclusive des Urlaubes erstmal Wochen lang nur müde. Was ich bis heute nicht verstehe. Denn so abgearbeitet war ich nicht. Vielleicht ist das eine Schutzfunktion des Körpers angesichts der völlig neuen Lebenssituation?

Danach begann dann eine Phase der Hyperaktivität. Ich war ständig darauf bedacht nicht abzuhängen und irgendeine Art von Leistung zu erbringen. Kein Wunder, ich war jahrzehntelang auf Leistung gedrillt worden.

Einer meiner ersten Gedanken war, bloß nicht länger vor der Glotze rumhängen als zu Berufszeiten.

Es dauerte 4 bis 5 Monate, bis ich mich zwischen Hyperaktivität, Einschlafproblemen (weil es keinen müd machenden Berufsalltag mehr gab) und der Suche nach dem für mich geeigneten Ausmaß an Müßiggang stabilisiert hatte.

Probleme meine Tagesleistung oder meine Leistung über mehrere Tage hinweg als Ruheständler zu bewerten, habe ich heute noch. Als ich noch berufstätig war, konnte ich abschätzen, inwieweit ich meine Aufgaben abgearbeitet hatte und ob es dabei zu Streitereien d. h. zu sozialen Konflikten gekommen war.

Wenn ich z. B. 4 Stunden entrümpelt hatte, kam es zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Das konnten 3 volle Umzugskosten gewesen sein oder auch nur hundert Blatt Papier, die ich beim Durchblättern verschiedener Ordner als wegwerfbar identifiziert hatte.

Ich kann ja theoretisch jeden Morgen 2 Stunden Zeitung lesen. Habe ich dann etwas geleistet? Muss ich denn als Ruheständler etwas leisten?

Was ich festgestellt habe – das wäre dann die externe Bewertung – dass ich für Berufstätige uninteressanter geworden bin. Das hängt meines Erachtens nicht nur damit zusammen, dass man keine beruflichen Probleme mehr „teilen“ kann, sondern auch damit, dass man aus deren Sicht nichts mehr Berufliches leistet.

Wenn ich denen erzählte, dass ich heute 4 Stunden entrümpelt hatte, war die übliche Reaktion in etwa so:

Na ja, der hat ja jetzt Zeit. Sinnvoll ist wahrscheinlich schon. Ich selber hätte keine Lust dazu.

Für Entrümpler gibt es keine erwähnenswerte soziale Anerkennung.

Ein weiterer Bedeutungsverlust ist– solange man als Ruheständler nicht ehrenamtlich arbeitet – dass man nicht mehr so gebraucht wird. Früher hat einen der Chef gebraucht, die Kollegen haben einen gebraucht, die Kunden haben einen gebraucht.

Wer braucht mich denn als Ruheständler noch? Die Kinder, die schon längst daheim ausgezogen sind und mit den Enkeln ganz woanders hingezogen sind? Ja, ab und zu brauchen die einen schon mal.

Der Grad der Inanspruchnahme steht oft in Relation zur räumlichen Distanz.

Die Person, mit der ich zusammenlebe, braucht mich (hoffentlich) noch. Aber darüber hinaus werde ich eigentlich nicht gebraucht. Klar Industrie und Dienstleiter brauchen mich als Konsument und Kunden. Aber das Tätigen von Ausgaben erzeugt bei mir nicht das Gefühl gebraucht zu werden.

Eine ehrenamtliche Tätigkeit nur deswegen auszuüben, um das Gefühl wieder zu haben, gebraucht zu werden, halte ich für diskussionswürdig. Das wäre dann reiner Egoismus, der einem allein lange noch nicht für eine ehrenamtliche Tätigkeit qualifiziert. Oder doch?

Wenn jemand nur gearbeitet hatte um Geld zu verdienen, dann war es doch auch in Ordnung? Man durfte es bloß in der Regel niemanden am Arbeitsplatz sagen. Es wurde schließlich immer verlangt, dass man sich mit der Firma identifiziert.

Sie können natürlich an dieser Stelle einwenden, dass Sie schon am Ende des Berufslebens nicht mehr das Gefühl hatten, gebraucht zu werden. Weil man Sie kaltgestellt hatte. Z. B. keine wichtigen Aufgaben mehr, keine Einladungen zu relevanten Meetings mehr, etc.

Dann entgegne ich: Dieser Zustand wurde künstlich herbeigeführt, um Sie möglichst kostengünstig loszuwerden. Hätte man Sie korrekt behandelt, hätten Sie auch noch bis zum Schluss Ihres Arbeitslebens das Gefühl gehabt, noch gebraucht zu werden.

Kommen wir unabhängig davon zu dem Punkt - der Verarbeitung des Ausstiegs aus dem Berufsleben.

Egal wie man aus dem Berufsleben ausgeschieden ist, stellt sich die Frage, wie man den Berufsausstieg verdaut. Auch für diejenigen, die unter günstigsten Umständen aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, stellt sich diese Frage. Denn auch die finden eine ganz neue Lebenssituation vor und hängen noch eher an ihrem alten Beruf, als die, denen man beim Ausstieg aus dem Berufsleben einen Fußtritt in den Hintern verpasst hatte.

Der Berufsausstieg wird wohl dann am besten verdaut, wenn er freiwillig ist. Bloß was bedeutet freiwillig? Geht jemand freiwillig, der noch gerne weiterarbeiteten möchte, weil man ihn mit einer vernünftigen Abfindung ködert?

Geht jemand freiwillig, der noch gerne weiterarbeiteten möchte, aber sein Rentenalter erreicht hat und nur deswegen mir der Arbeit aufhören muss?

Freiwillig geht nur meines Erachtens nur jemand, der frei über den Zeitpunks seines Berufsausstieges entscheiden kann, was dann wiederum eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit voraussetzt. So gesehen, dürften wohl die Wenigsten freiwillig aus dem Berufsleben ausscheiden.

Mit anderen Worten: Viele scheiden dem Berufsleben mit einem schalen Geschmack im Mund oder einem dicken Hals aus.

Das ist kein guter Start in Ihr neues Leben als Ruheständler. Sie haben sich inklusive Ausbildung das ganze Leben beruflich abgestrampelt und dabei wurde immer von Ihnen Loyalität verlangt.

Und dann so ein inadäquates Ende. Oder soll ich besser schreiben: So ein unwürdige Ende?

Sie werden zudem die Erfahrung machen, dass Besuche bei ihren ehemaligen Kollegen in den Arbeitsräumen ihres ehemaligen Arbeitgebers nicht auf die Resonanz stoßen, die Sie sich erhofft hatte. Oder Sie ahnen es schon und lassen es. Vorbei ist vorbei.

Nicht vorbei, sondern erst beginnend, ist Ihre neue finanzielle Situation. Sie müssen mit dem was Sie an Geld haben (inklusive Ihrer kleinen Rente), bis zum Lebensende auskommen.

Sie können natürlich auf Lottogewinne und Erbschaften hoffen, aber beides ist nicht planbar.

Das ist also die tatsächliche und mentale Situation in der sich viele beim Eintritt in den Ruhestand befinden.

Es war von vorneherein klar und das schon seit Jahrzehnten, dass irgendwann mal Ihr Ruhestand beginnt. Es sei denn, Sie sterben vorher. Abzusehen war auch, wenn man nicht gerade wie ein Eremit in einer Höhle lebt, dass der Berufsausstieg selten so erfolgt, wie man sich das wünscht. D. h. Sie bestimmen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht Art und Weise und Zeitpunkt Ihres Berufsausstieges und haben zu diesem Zeitpunkt in der Regel nicht so viel Geld für Ihr restliches Leben zur Verfügung, wie es Sie es gerne hätten.

Sie werden sich wohl als Ruheständler finanziell einschränken müssen. Es sei denn, Sie können auf Grund Ihrer Ersparnisse Ihren bisherigen Lebensstandard (teilweise) halten.

Macht es Ihnen etwas aus, dass Sie als Ruheständler Ihre Ersparnisse angreifen zu müssen?

Wenn Sie bisher nicht über einen längeren Zeitraum entsparen mussten, ist auch dieser Punkt eine wichtige Änderung in Ihrem Leben.

Ihr Vermögen als Ruheständler schrumpft dann vielleicht nicht linear aber kontinuierlich. Da Sie nicht wissen, wann Sie sterben, haben Sie hier grundsätzlich ein Berechnungsproblem. D.h. Sie wissen nicht, wie groß oder wie klein Ihr Vermögen zu Ihrem Todeszeitpunkt ist. War es überhaupt Sinn und Zweck ihres Sparens, dass sie als Ruheständler entsparen können?

Falls ja wird es Ihnen leichter fallen, zu sagen und zu denken:

Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!

Wie dem auch sei, Sie konnten auch bisher in Ihrem Leben nicht alles steuern.

Hatte Ihre erste Bewerbung Sie sofort zu Ihrem Wunscharbeitgeber geführt?

Ist Ihre (erste) Ehe so erfolgreich, dass diese noch heute andauert, sprich es fand keine Scheidung statt?

Haben Ihre Kinder den beruflichen Weg eingeschlagen, den Sie sich vorgestellt hatten?

Waren Sie noch nie Teilnehmer an einem von Ihnen nicht verschuldeten Autounfall?

Gab es noch nie in Ihrem Leben gesundheitliche Rückschläge?

Es hat bisher schon verschiedene Abschnitte in Ihrem Leben gegeben. Schule, Berufsausbildung, Beruf.

Man kann das natürlich auch kleinteiliger sehen und jeden Umzug, jeden neuen Arbeitgeber und jede neue, längere andauernde Beziehung als Lebensabschnitt definieren.

Dadurch würde sich dann zwar die Anzahl der Lebensabschnitte erhöhen, aber das ändert erst recht nichts daran, dass es schon verschiedene Abschnitte in Ihrem Leben gegeben hat. Ob alle diese Lebensabschnitte die gleiche Bedeutung haben, wie der Abschied vom Arbeitsleben, bleibt Ihrer eigenen Bewertung überlassen.

Der nächste neue und wirklich bedeutende Lebensabschnitt, der Ihnen droht, ist, wenn Ihr langjähriger Partner vor Ihnen stirbt.

Wen Sie ein Mann sind und eine gleichaltrige Frau als Partnerin haben, dann können Sie rein statistisch betrachtet, darauf hoffen, dass Ihnen dieser neue Lebensabschnitt erspart bleibt.

Es gibt selten im richtigen Leben goldene Regeln und schon keine, die für alle gelten. Hier ist aber der Ansatzpunkt ganz einfach. Vorbei ist vorbei.

Das ist der springende Punkt. Vorbei ist vorbei. Daher rate ich Ihnen von Besuchen bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber ab, bevor bei Ihnen das nicht Fleisch und Blut übergegangen ist, dass es vorbei ist.

Wahrscheinlich können diejenigen, diesen „Vorbei ist vorbei“ Zustand besser erreichen, bei denen der Berufsausstieg so beschissen war, dass die sich sagen: „Das Berufsleben kann mich mal!“.

Orientieren Sie sich an denen, die den Berufsausstieg schon verdaut haben. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie das Rad ganz neu erfinden. Lassen Sie sich dabei Zeit, Sie stehen nicht unter Zeitdruck. Wenn Sie ihren Einstieg in den neuen Lebensabschnitt ernst nehmen, sind Sie als Ruheständler ohnehin erstmal gut ausgelastet, wie die folgenden Kapitel versuchen, aufzuzeigen.

Wenn Sie dann mental so weit sind, dass „vorbei ist vorbei“ von Ihnen akzeptiert wird, dann werden Sie sehen:

Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!

Für diejenigen, die trotz durchgeführter Sparmaßnahmen und trotz Einschränkungen der Lebensqualität nicht genügend Geld als Ruheständler haben, gilt das so natürlich nicht.

Zum einen werden die, soweit das möglich ist, als Ruheständler noch irgendwelche Hilfsjobs annehmen.

Zum anderen wird es äußerst schwierig sein, zu einer Geisteshaltung von „Na und? Scheißegal!“ zu gelangen, wenn vorne und hinten das Geld fehlt.

Davon abgesehen, bleibt es dabei. Vorbei ist vorbei. Daher rate ich Ihnen von Besuchen bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber ab, bevor bei Ihnen das nicht Fleisch und Blut übergegangen ist. dass es vorbei ist.

Wahrscheinlich können diejenigen diesen „Vorbei ist vorbei“ Zustand besser erreichen, bei denen der Berufsausstieg so beschissen war, dass die sich sagen: „Das Berufsleben kann mich mal!“.

Viele sind froh - vielleicht manchmal auch mit einer gewissen Zeitverzögerung – dass Sie nicht mehr arbeiten müssen. Ein erbärmliches Zeugnis für die Attraktivität des Berufslebens.

Diejenigen die an sich noch gerne weiterarbeiten möchten, ist die über Jahrzehnte hochgezogene Intensität des Arbeitslebens ein Dorn im Auge. Es ist ein bisschen wie in der Physik: Leistung ist pro Zeitspanne umgesetzte Energie. Das Laufrad wurde immer schneller gedreht.

Denen das nichts ausgemacht hat, weil sie das Berufsleben als so eine Art Ausdauersport nach dem Motto „survival of the fittest“ betrachten und an sich noch gerne weiter arbeiten würden, regen sich über die jahrzehntelange Fremdbestimmung auf.

Ich habe nur von ganz wenigen gehört, die so wie bisher gerne weitergearbeitet hätten.

Für viele war das Berufsleben also nicht so toll, als dass es einem vor dem Ruhestand grauen müsste.

Daher müsste es, nachdem man den Berufsausstieg verdaut hat, doch relativ einfach sein, zu einer Na und! Scheißegal!-Einstellung zu gelangen.

Immer wieder hört man, dass viele – auch Gesunde – innerhalb von anderthalb Jahren nach ihrem Berufsausstieg sterben. Ich habe dafür keine belastbaren Belege gefunden.

Tatsache ist es aber, dass ich etwa anderthalb Jahre gebraucht habe, um nicht daran zu denken, dass ich nicht mehr arbeite. Jetzt bin ich weder froh noch traurig darüber.