Weiterleben nach Missbrauch und Trauma

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Weiterleben nach Mißbrauch und Trauma

(ADS, Borderline, Trauma und der Weg zum Ziel)

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Chaos im Kopf

Ein Mann als Ersatz

Panikattacken, Alpträume

Diagnosen

Ich will nicht sterben

Der Mißbrauch

Kontrolle und Druck

Meine Kinder

Job oder Berufung?

The next one

DER EX

Beziehung ja oder nein?

ADS nun auch bei meinem großen Sohn

Einleitung

Dieses Buch schreibe ich (Katja Schwarz) für Vivien Hardway. Ich werde ihren Weg so beschreiben, als wäre es mein Weg gewesen. Schreiben möchte ich für all die Menschen und Kinder, die mit Mißbrauch in ihr Leben gestartet sind. Die erst im erwachsenen Alter erfahren haben, dass sie als Kind missbraucht wurden und damit jetzt leben müssen und wollen.

Dieses Leben anzunehmen, ist nicht immer leicht und doch macht es aus diesen Menschen, ganz besondere Menschen. Gefühlvoll und aufrecht durchs Leben gehen und nicht mehr an die Schmerzen denken, die andere Menschen ihr zugefügt haben. Es sind Menschen, die mit einem Lachen durch ihr Leben gehen und stets versuchen, das Gute im Mensch zu sehen, trotz ihrer Vergangenheit.

Kennst du auch solche Menschen? Fragst du dich, wie du ihnen helfen kannst?

Nimm sie wie sie sind. Achte ihre Grenzen. Schütze sie, wenn es nötig ist und nimm sie in den Arm, wenn ihre Welt wackelt. Schätze ihre offenen Worte und versuche zu verstehen, was Gefühl in ihrem Leben schon angerichtet hat. Lerne zu verstehen, warum diese Menschen, dich nicht beim ersten HALLO in ihr Leben lassen. Und was sie dir alles geben können, wenn sie zu dir, ja genau zu dir, Vertrauen gefasst haben.

Doch es sind nicht die schwachen Menschen, es sind die Menschen, die aufrecht im Leben stehen, wenn sie verstanden haben, dass man lernt damit zu leben.

Chaos im Kopf

Das Leben

Keiner hat gefragt – willst du leben?

Willst du leiden und deinen Weg gehen?

Dich annehmen wie du bist,

auf der neuen Suche zu dir selbst.

Gefunden oder auch nicht,

gelebt, weil ein anderes das wollte,

oder auch nicht wollte und es nur ein

Zufall war.

Tausend Gedanken im Kopf, es lebe das Chaos pur.

Was mich heute ausmacht, steht in keinem Verhältnis zu dem, was ich war und wie ich früher gelebt habe!

Ich werde meine in der Therapie entstanden Bilder in mein Buch einarbeiten, sie spiegeln mal Hoffnung, mal Chaos mal den Wunsch zu sterben wieder, aber sie haben jeden meiner Schritte in Bildern festgehalten.

Als meine Ehe nach sieben Jahren scheiterte, wollte ich nicht mehr leben, fand den Sinn des Lebens nicht mehr, war schwach, krank und lebensmüde.


Meine Freunde und Ärzte waren sich oft nicht sicher, ob es mich beim nächsten Treffen wohl noch geben würde. Ha, doch ich war immer noch da, am nächsten Tag, in der nächsten Woche, im nächsten Monat, ja sogar drei Jahre später. Eine Kämpferin gibt nicht einfach auf. Sie lebt weiter, mit all dem Schmerz und lernt, dass selbst in diesem Schmerz eine Chance begraben ist.

Meine Gedanken von früher, auch wenn ich weiß, dass es meine waren, kann ich heute nicht mehr verstehen. Nein, denn ich will leben und meine Ziele erreichen und klar ist, dafür brauche ich keinen Mann an meiner Seite, denn die Stärke und der Sinn meines Lebens steckt ganz alleine in mir. Das bedeutet nicht, dass ich für immer alleine leben möchte, aber es bedeutet, dass ich die Kraft dazu besitze!

Es gibt keinen Ersatz für einen Menschen, den man geliebt hat und verloren hat. Ich habe Jahre damit verbraucht, einen Ersatz für meinen zweiten Ehemann zu finden. Doch Menschen kann man nicht ersetzen und heute sage ich: „Gott sei Dank!“ Es wäre nicht zum Aushalten, wenn es diesen Mann gleich zwei Mal geben würde.

Er ging über Leichen, spielte mit mir, spielte mit meinen Kindern.

Doch diese Erkenntnis weiterleben zu wollen, kam nicht über Nacht, es war ein langer Weg, doch jeder Schritt hat sich gelohnt, weil ich heute noch hier sitze und nie wieder auch nur einen Schritt nach hinten gehen würde.

Heute ist es mir ein Rätsel, warum ich sterben wollte für diesen Mann. Kein Mensch ist es wert, für ihn zu sterben. Aufgeben ist es für feige Menschen. Weitermachen und leben, kostet viel mehr Kraft und Mut.


Die Trennung von meinem Mann und die vorher schon begonnene Therapie, haben aus mir einen anderen Menschen gemacht, aus der schwachen Frau, wurde eine starke Frau und vor allem wurde aus der schwachen Mutter, eine einfühlsame, mit Herz besetzte Mutter, erst heute kann ich sehen und fühlen, was meine Kinder wirklich brauchen.

Viel wichtiger ist, allerdings, dass ich auch sehen kann, was ich will und was ich brauche. Und keiner braucht einen Mann, der einen vergewaltigt und mit Schulden zurücklässt. Der sich nie um seine Kinder gekümmert hat und dem man nie ein Wort glauben konnte. Doch auch die Wut ist verrauscht und ich wünsche ihm alles erdenklich Gute. Er soll auf viele Menschen treffen, die so ticken, wie er selber. Eines Tages soll erfahren was Liebe ist und den Schmerz von Verlust kennenlernen.

Als ich mein Leben angefangen habe, da habe ich erkannt, dass das Leben alleine mit Kindern gar nicht so schwierig ist. Die Kinder, der Haushalt, der Job, meine Freunde – es war alles rund. Ruhe kam in mein Leben und ich lernte, was es heißt, sein Leben selber zu leben. Die Fremdbestimmung durch andere Menschen war Geschichte und ich fühlte Glück auf dieser Welt sein zu dürfen.

Puh was habe ich die ersten Monate gemeckert, wenn ich abends auf dem Zahnfleisch durch die Wohnung gekrochen bin, nach Arbeit, Haushalt und Kindererziehung. Mein Akku leer war und meine Kinder immer noch fit waren. Sie steckten so voller Energie, während ich oft im Geiste nach meiner Couch rief und längst fertig war, für diesen Tag.

Das Leben

Keiner hat gefragt – willst du leben?

Willst du leiden und deinen Weg gehen?

Dich annehmen wie du bist,

auf der neuen Suche zu dir selbst.

Gefunden oder auch nicht,

gelebt, weil ein anderes das wollte,

oder auch nicht wollte und es nur ein

Zufall war.

Doch leben ist auch die Kunst, sich seine Kraft ein zu teilen, sich eine Auszeit zu nehmen, wenn die Kraft schwindet, denn die Kinder werden immer mehr Power besitzen als meiner Einer.

Früher stand an erster Stelle mein schlechtes Gewissen, ich hätte mich nie hingelegt, wenn die Kinder wach sind, oder mir ein Buch geschnappt und 30 Minuten nur an mich gedacht oder gar den Raum mit Telefon verlassen, um mit einer Freundin zusammen mein Akku wieder zu laden.

Doch warum um alles in der Welt, fand ich das immer so schlimm?

Wo steht geschrieben, das man sich selber aufgeben muss, wenn man Kinder auf die Welt bringt, oder einen Mann heiratet, warum gibt man sich selber auf, um nur noch für die Anderen zu leben?

Heute verstehe ich das nicht mehr. Meine Familie sagt heute schlicht und ergreifend, dass ich eigentlich immer mit einem Sockenschuss gelebt habe und fern der Realität war. Heute würde ich um nichts auf der Welt, in mein altes Gefängnis zurückgehen und mich selber wieder vergraben.

Meine Psyche ist so stark geworden, es ginge gar nicht mehr.

Auf sich selber hören, seine innere Stimme wahrnehmen – versuche ich diese zu ignorieren, wird mir oft schlecht oder ich bekomme tierische Rückenschmerzen, mein Körper signalisiert Flucht und dann weiß ich, dass ich mir etwas einfallen lassen muss, um nicht zu explodieren! Wenn kein Raum für mich vorhanden ist, dann schließe ich einfach die Badezimmertür ab und nehme ein langes Bad, unterlegt mit meiner Lieblingsmusik.

Alleine leben können wir alle, die Frage ist nur, wie man sich dabei fühlt!

 

Die ersten Monate habe ich gelebt, von einem Tag zum anderen und immer stolz es überlebt zu haben, aber glücklich und zufrieden war ich nicht und das ist doch die Kunst und zugleich die Schwierigkeit.

Die Kunst ist es, sich auf sich selber einzulassen, Hobbys zu finden, diese auch zu leben, Langeweile füllen oder beleben können.

Doch wie finde ich, was mir gefällt? Woher nehme ich die Erkenntnis, was mich glücklich macht? Ich wusste nichts über mich, ich war die Fremde, die ich jeden Morgen vor dem Spiegel traf. Ich kenne dich nicht, doch ich wasche dich.

Wer bin ich? Was ist das hier für ein Spiel? Kann ich die Welt anhalten und aussteigen?

ABER die Schwierigkeit ist, dass wir keine Beziehung zu einem anderen Menschen führen können, wenn wir uns selber nicht kennen. Wie wollen wir einen anderen Menschen sagen, was uns gefällt, wenn wir es selber nicht wissen? Wie wollen wir einen anderen Menschen lieben, wenn wir uns selber nicht lieben? Warum sollte ich mich lieben, was war liebenswert an mir?

Meine Eltern sind gegangen, mein Mann ist gegangen – wie soll ich da glauben, dass ich liebenswert bin? Ursprungsvertrauen schon in der Kindheit nicht entstanden. Wo finde ich den Glauben an mich und an diese Welt? Wie soll ich einem anderen Menschen vertrauen, wenn so viele Menschen mir nur Schmerzen zufügen?

Ein Mann als Ersatz

Zwei Jahre habe ich nur mit dem Gedanken, eines Tages einen neuen Mann zu finden, überlebt! Für den Tag, wo ich nicht mehr alleine leben muss, habe ich die Tage verbracht und oft so viel Zeit vergeudet, was hätte ich alles machen können mit dieser vielen Zeit? Zwei Jahre, puh wie viele Bücher hätte ich schon füllen können?


Als dann der Tag kam und ein Mann vor mir stand, der mein Herz zum höherschlagen brachte, dachte ich am Ziel meiner Träume angekommen zu sein.

Die vielen Wochen auf der rosa Wolke habe ich genossen mit allen Konsequenzen, die eine neue Liebe mit sich bringt: Herzrasen, Schmetterlinge im Bauch, nicht essen, nicht schlafen können – man hat das Gefühl fast wahnsinnig zu werden und verliert den Boden der Realität.

Nach den ersten Monaten trafen Schüsse die rosa Wolke, die Realität stand wieder im Vordergrund und brachte eine Frage nach der anderen in mir vor.

Wie möchte ich denn heute leben? Möchte ich wirklich mit diesem Mann zusammenleben? Möchte ich ihn für immer an meiner Seite haben? Möchte ich für ihn wieder denken und handeln müssen? Oft sind Männer einfach ein zusätzliches Kind.

Unbewusst stürzte ich mich in meine alten Verhaltensmuster:

Ich dachte für ihn, ich lebte für ihn, ich vernachlässigte meine Freunde. Für ein Wiedersehen mit ihm, rutschen meine Kinder wieder nach hinten und meine körperlichen Beschwerden, die nicht organisch waren, nahmen wieder zu und machten mich krank. Meine Knochen schmerzten und machten mich fast bewegungslos, ja einfach nur starr.


An meiner Liebe zu diesem Mann habe ich nicht gezweifelt, aber an der Umsetzung dieser Beziehung hatte ich starke Zweifel.

Ich schaffte es einfach nicht, meine alten Muster abzulegen. In einer Beziehung verlor ich mich und konnte nicht mehr bei mir selber bleiben.

Mein Leben geriet wegen ihm wieder aus dem Gleichgewicht, weil es so schwer war und ist, die Waage zu halten, zwischen den Kindern, meiner eigenen Person und dieser neuen Liebe.

Monatelange habe ich meine Ziele nicht mehr verfolgt und meine Gedanken nur auf diesen Mann gelenkt, bis ich eines Tages so sauer auf mich selber war, dass ich eine Trennung anstrebte, nur um wieder meinen eigenen Weg gehen zu können.

Auf dem Weg der Selbstfindung, stand dieser Mann ganz klar im Weg, er wollte eine Hilfe sein, doch das war er es nicht, weil ich mein neues Lebenskonzept an seiner Seite nicht mehr leben konnte.

Liebe und Gefühl, war das einzige, was mir noch den Boden unter den Füßen klaute und das konnte ich nicht zulassen, ich brauchte meine Sicherheit, die Sicherheit mein Leben im Griff zu haben.

Die ersten Wochen lebte ich wieder auf, ich merkte, dass ich wieder alles im Griff hatte, meine Gefühle, meine Kinder, meine Ziele, alles schien so klar, wenn…… da nicht die Liebe gewesen wäre, hätte es gewiss funktioniert.

Doch war es Liebe? Was macht Liebe aus? War es nicht eher die Angst, alleine leben zu müssen?

Irgendwann war die Sehnsucht nach diesem Mann viel größer, als der Wunsch mein Leben zu führen. Per Email und SMS haben wir uns wieder angenähert, weil ich versucht habe ihm meine Situation zu erklären! Er war immer so verständnisvoll, wenn die erste Wut verraucht war.

Heute blicke ich auf 10 Monate zurück, die voller Zweifel, tiefem Gefühl, Angst und Freiheitsdenken stecken.

Immer wieder habe ich Tage, wo ich ihn nicht sehen möchte, wo ich ganz alleine für mich und die Kinder leben möchte, Tage wo ich an meinen Zielen arbeiten möchte und mir seine Nähe nicht abgeht, weil ich alleine die nächsten Schritte gehen möchte. Auf der anderen Seite stehen dann die schönen Stunden, wo ich ihn nicht missen möchte, wo ich ihn festhalten möchte und nie wieder loslassen möchte.

Jeden Punkt meines Lebens habe ich mit Struktur belebt, doch in Gefühlsdingen bin ich ambivalent und nicht in der Lage einen geraden Weg zu gehen.

Nach einem Jahr habe ich diese Beziehung beendet, weil ich einfach noch nicht bereit war, einen anderen Menschen so nahe in mein Leben zu lassen.

Es sind fast Jahre nach der Trennung von meinem Mann ins Land gegangen, bevor ich wieder Vertrauen fassen konnte.

10 Jahre, in denen ich Karriere gemacht habe und meinen Weg für mich selber gefunden habe. Meine Kinder habe ich alleine großgezogen.

Über drei Jahre habe ich Therapie gemacht, ich lernte zu leben, zu überleben und meine Kinder zu sehen, doch Beziehungen und wie man das lebt, das war kein Punkt in der Therapie, weil ich damals alleine war und es keine Fallbeispiele für Liebe und Gefühl gab.

Außerdem habe ich wohl das 1. Jahr damit gefüllt mir auszumalen, wie es ist, wenn mein Ehemann zurückkommt. Die Verbindung zu ihm war immer noch so stark, dies zu verarbeiten und die Wunden heilen zu lassen, hat so viel Zeit und Schmerz in Anspruch genommen.

Eine Beziehung im herkömmlichen Sinne kann ich derzeit gar nicht leben, ich kann mir nicht vorstellen, Tag und Nacht mit diesem Mann zu teilen, ich kann mir nicht vorstellen, meine Freiräume abzugeben oder mich beschneiden zu lassen!

Klar ist das für einen Mann an meiner Seite oder eben nicht an meiner Seite sehr schwer.

Beziehungsfähige Männer, können mein Verhalten nicht verstehen. Sie können die Angst nicht nachvollziehen, wie tief ich falle, wenn ich wieder einen Menschen verliere oder gehen lassen muss.

Ein Partner möchte vielleicht eine gemeinsame Wohnung? Doch ich möchte meinen Freiraum, meinen Rückzugsort. Die Chance zu flüchten und nur bei mir zu bleiben.

So einen Mann habe ich bis heute nicht gefunden. Die letzten 15 Jahre habe ich alleine gelebt. Es gab eine vier jährige Beziehung, die auch mit sexuellen Übergriffen beendet wurde.

Liebe heißt nicht, den Anderen in seinen Freiräumen zu beschneiden, lieben heißt auch loslassen. Wenn du etwas liebst, dann gib es frei, kommt es zurück, dann gehört es dir, kommt es nicht zurück, dann hast du es nie besessen.

Für mich war Liebe immer, jede freie Minute mit dem Anderen zu verbringen, doch wie soll ich einen Menschen vermissen, der jede Minute mit mir teilt?

Die Kraft

Kraft entwickelt, um zu leben und zu überleben.

Erwachsen und doch nicht reif.

Verantwortung tragen müssen und es doch nicht schaffen.

Kinder haben, aber nicht erziehen können.

Liebe geben wollen, aber nicht fühlen können.

Am Ende sein, aber nicht aufgeben wollen.

Die Kraft die schwindet, aber die Hoffnung die wächst.

Auf dem Weg zu mir selber, der noch lange nicht abgeschlossen ist, brauche ich einfach Abstand:

Abstand zu Gefühlen, Abstand von Freunden und auch mal Freizeit ohne Kinder. Ich brauche einen freien Kopf, um mich selber wieder zu fühlen und zu hören, damit meine Panikattacken, die mein Leben 20 Jahre lang begleitet haben, nicht mehr die Überhand bekommen. Ich kann mich nur wehren und schützen, wenn ich die Kraft habe, für mich selber zu sorgen.

Heute stecke ich nicht mehr den Kopf in den Sand, wenn ich Albträume, Panikattacken oder Schritte hören, dass alles bin ich und es gehört zu mir.

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