Seeschlachten des 1. Weltkriegs: Der Kampf um die Ostsee 1914 - 1918

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Seeschlachten des 1. Weltkriegs: Der Kampf um die Ostsee 1914 - 1918
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Seeschlachten des

1 Weltkriegs

Der Kampf um die Ostsee 1914-1918

Jürgen Prommersberger: Der Kampf um die Ostsee 1914-1918

Regenstauf , Mai 2016

Alle Rechte bei:

Jürgen Prommersberger

Händelstr 17

93128 Regenstauf

Erstausgabe:

Herstellung: CreateSpace Independent Publishing Platform

INHALTSVERZEICHNIS

Kapitel 1 Die Ostsee – Ausgangslage

Kapitel 2 Seekrieg 1914

Kapitel 3 Seekrieg 1915

Kapitel 4 Seekrieg 1916

Kapitel 5 Seekrieg 1917

Kapitel 6 Seekrieg 1918

Kapitel 7 Minenkrieg 1914-18

Kapitel 1 Einleitung : Die Ostsee – Ausgangslage

Beim Ausbruch des Kriegs im August 1914 standen sich in der Ostsee das zaristische Russland und das deutsche Kaiserreich gegenüber. Als Ganzes betrachtet war die deutsche Hochseeflotte Russlands baltischer Flotte weit überlegen. Die Deutsche Marine besaß die zweitstärkste Flotte der Welt nach der britischen Royal Navy. Und sie hatte die bei weitem moderneren und kampfstärkeren Schiffe. Doch die deutsche Seekriegsführung war in den Anfangsjahren von dem Gedanken beherrscht, die kampfkräftigsten Verbände in der Nordsee bereit zu halten. Allerdings konnte die Hochseeflotte über den Nord-Ostseekanal schnell moderne Einheiten in die Ostsee verlegen, was einen immensen taktischen Vorteil darstellte.

Mit dem Zugang der modernen Gangut Klasse zur Flotte hatte Russland eine gewisse Überlegenheit erreicht. Zudem konnten die Russen bald auf britische Hilfe zählen, denn es gelang einigen britischen Unterseebooten durch die Belte in die Ostsee zu schlüpfen.

Die russische Baltische Flotte

Russlands einsatzbereite Baltische Flotte bestand 1914 lediglich aus vier Pre-Dreadnoughts. Allerdings sollten ab November 1914 vier neue Dreadnoughts der Gangut Klasse zur Flotte stoßen, die bei Kriegsausbruch kurz vor der Bauvollendung standen. Weiter umfasste die Flotte sechs alte Panzerkreuzer, vier Leichte Kreuzer, einige Zerstörer und Torpedoboote und auch ein paar kleine U-Boote. Mit diesen Einheiten war sie der deutschen Ostseeflotte zahlenmäßig überlegen. Allerdings trat sie im Ersten Weltkrieg entgegen den Vorstellungen ihres ersten Befehlshabers Admiral Nikolai von Essen nie zur Offensive in der Ostsee an, sondern wurde von deutschen Kräften unter Prinz Heinrich von Preußen bis zum Kriegsende weitgehend blockiert und so zur Untätigkeit gezwungen. Dies war einerseits den naturräumlichen Gegebenheiten geschuldet (die nördliche Ostsee friert ab November bis zu fünf Monate zu) und andererseits den defensiven Vorstellungen des Genmor (Generalstabs der Marine), der auf einer defensiven Kriegsführung mit Rückhalt der Seefestung Imperator Peter der Große abzielte. Zudem sollten die modernen großen Einheiten der Gangut Klasse nicht unnötigen Risiken ausgesetzt werden. Der Seekrieg in der Ostsee erschöpfte sich entsprechend der Vorgaben damit hauptsächlich in sporadischen Aktionen von Zerstörern sowie dem Handelskrieg mit U-Booten. Denen gelang es wiederum nicht, die für das Deutsche Reich lebensnotwendige Eisenerz-Zufuhr aus Schweden zu unterbinden. Allerdings führten beide Seiten einen intensiven Minenkrieg, dem im Laufe des Krieges viele Schiffe zum Opfer fielen.

Im Verlauf des Buches werden die einzelnen Einheiten der beteiligten Flotten noch detaillierter vorgestellt. Hier zunächst eine Übersicht der russischen Flotte zu Kriegsbeginn:

Flottenliste schwere Einheiten:

1st Brigade Schlachtschiffe

Petropavlovsk (Indienststellung Januar 1915)

Gangut (Indienststellung Januar 1915)

Sevastopol (Indienststellung November 1914)

Poltava (Indienststellung Dezember 1914)

2nd Brigade Schlachtschiffe

Tsarevich

Slava

Andrei Pervozvannyi

Imperator Pavel I

Die Gangut Klasse

Die Schlachtschiffe der Gangut-Klasse waren die ersten Dreadnoughts, die für die Kaiserlich Russische Marine gebaut wurden. Das namensgebende Schiff Gangut (1911) ist nach der Seeschlacht von Gangut (Finnland) (schwedisch Hangö, finn. Hanko) benannt. Aufgrund der Unerfahrenheit russischer Schiffbauer mit Kampfschiffen dieser Größenordnung wurden die Entwürfe von einem Konsortium italienischer, deutscher (Blohm & Voss) und britischer (John Brown & Company) Werften und Ingenieure gefertigt, insgesamt 51 Entwürfe wurden begutachtet. Von diesen gelangten zehn in die engere Wahl, ausgewählt wurde dann ein von Blohm & Voss eingereichter, der aufgrund von Widerständen in der russischen Duma jedoch nicht zur Ausführung gelangte. Russische Konstrukteure verfertigten einen neuen Entwurf, der starke italienische Einflüsse erkennen ließ und eine Art Zwischentyp aus Schlachtschiff und Schlachtkreuzer mit starker Bewaffnung und mäßigem Panzerschutz anstrebte. Ihr Bau wurde im Jahre 1908 von der russischen Duma bewilligt, jedoch unter der Voraussetzung, dass die Schiffe auf russischen Werften gebaut werden sollten; bereits 1909 wurden die Schiffe bestellt. Die vier in der Admiralitätswerft und der Baltischen Werft in Sankt Petersburg auf Stapel gelegten und vollendeten Schiffe erhielten die Namen von Schlachten, zwei davon aus dem Nordischen Krieg unter Peter dem Großen, die beiden anderen erhielten die Namen von Schlachten aus dem Krimkrieg. Drei Schiffe waren Ersatzbauten für im Russisch-Japanischen Krieg verlorene Linienschiffe mit ähnlicher Namensgebung, lediglich das vierte war ein Vermehrungsbau. Die Ausarbeitung der Konstruktion übernahm die britische Werft John Brown & Company, Clydebank.

Aufgrund der zahlreichen Missstände in russischen Werften schritt der Bau nur langsam voran, und die Kosten für die Schiffe erwiesen sich auch deshalb als deutlich höher als ursprünglich geplant. Später sollte festgestellt werden, dass beim Bau auf ausländischen Werften bis zu 40 % der Kosten eingespart worden wären.

Anfängliche Konfiguration

Die Konstruktionspläne verwerteten die im Russisch-Japanischen Krieg gesammelten Erfahrungen aus russischer Sicht. So hatten beispielsweise die russischen Schiffe während der Schlacht von Tsushima durch Treffer in den ungepanzerten Aufbauten und oberen Rumpfteilen schwere Schäden und hohe Verluste an Besatzungen hinnehmen müssen, so dass der Panzerschutz nun auf einen größeren Teil des Rumpfes ausgedehnt wurde. Die Aufbauten selbst waren im Verhältnis sehr klein, um weniger Zielfläche zu bieten. Die Panzerung fiel jedoch aus Gewichtsgründen dafür deutlich dünner aus als bei anderen Schiffen, der Zitadellpanzer erreichte lediglich eine Stärke von 102 mm und der Gürtelpanzer eine von 203 mm, während die Geschütztürme mit einer 203 mm starken Panzerung genauso unzureichend geschützt waren. Diese Reduzierung wurde auch vorgenommen, um eine größere Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, und tatsächlich waren die Schiffe mit etwa 23 Knoten deutlich schneller als zeitgenössische Schlachtschiffe, aber langsamer als Schlachtkreuzer. Vorübergehend wurde auch der Einbau von Dieselmotoren erwogen, jedoch aufgrund bis dato ungenügender Leistungsparameter wieder verworfen. Die Hauptbewaffnung bestand aus zwölf 305-mm-Geschützen in vier Drillingstürmen, die in der sogenannten Cuniberti-Aufstellung montiert waren: nur der vorderste und der achterste Turm konnten nach vorn bzw. achtern feuern, die beiden anderen standen zwischen den Aufbauten und konnten lediglich nach den Seiten eingesetzt werden. Die Mittelartillerie zählte sechzehn 120-mm-Geschütze in Einzelkasematten und war damit relativ schwach ausgelegt. Dazu kamen vier unter Wasser montierte 457-mm-Torpedorohre. Da die Türme der schweren Artillerie etwa 200 t schwerer als geplant ausfielen, mussten einige weitere Einsparungen an der Panzerung vorgenommen werden. Die Schiffe der Gangut-Klasse waren für die Baltische Flotte vorgesehen und erhielten eine entsprechende Ausstattung für die besonderen Verhältnisse in der Ostsee, so war der Bug aller Schiffe als Eisbrecher ausgelegt. Die vollendeten Schiffe bereiteten jedoch einige Probleme; sie galten als unwohnlich und schlecht lüftbar, die Sauberhaltung erwies sich als schwierig, und sie nahmen bei hohen Fahrtstufen viel Wasser über. Auch war die Konstruktion der Kamine verbesserungsbedürftig; die niedrigen Schornsteine unmittelbar hinter dem Brückenturm behinderten die Sicht mit Schwaden von Kohlenrauch und verschmutzten Deck und Aufbauten. Außerdem waren sie bei ihrer Indienststellung eigentlich bereits veraltet, in Bewaffnung und Panzerung waren sie zeitgleich gebauten Schiffen der britischen und deutschen Marinen unterlegen.

Einsatz im Ersten Weltkrieg

Der Bau aller vier Schiffe war beim Kriegsausbruch bereits weit gediehen, so dass sie nach und nach von der Flotte in Dienst gestellt wurden. Sie nahmen jedoch nur an wenigen Einsätzen teil – zu groß schien die Gefahr, die wertvollen Großkampfschiffe etwa durch Minentreffer, Torpedoangriffe oder das unverhoffte Auftauchen gegnerischer Schlachtschiffe einzubüßen. Mit dem Ausbruch der Revolution fielen die Schiffe in die Hand der Roten, die während des Bürgerkrieges jedoch kaum Gebrauch von ihnen machten. Die einzige größere Aktion, an der sie alle teilnahmen, war der berühmte Eismarsch der Baltischen Flotte.


Die Poltawa unter Volldampf


Die Gangut

 


Kapitel 2 Seekrieg 1914

26. August 1914

Strandung der SMS Magdeburg

Die SMS Magdeburg war ein Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine. Er war das Typschiff der nach ihm benannten Magdeburg-Klasse und seine Schwesterschiffe waren Stralsund, Straßburg und die Breslau.

Technische Daten

Das Schiff wurde 1910 bei der AG Weser in Bremen als Ersatz für die Bussard auf Kiel gelegt und lief am 13. Mai 1911 nach Taufe durch den Oberbürgermeister Magdeburgs, Hermann Otto Reimarus, vom Stapel. Es war der zehnte Kleine Kreuzer, der von AG Weser für die kaiserliche Marine gebaut wurde. Die Indienststellung erfolgte am 20. August 1912. Am 1. Dezember 1912 nahm die Magdeburg ihren Dienst als Torpedo-Versuchsschiff auf und löste die Augsburg ab. Bei einer Länge von 138,7 m (Wasserlinie 136 m), einer Breite von 13,5 m und einem Tiefgang von 5,1 m verdrängte die Magdeburg 4.570 Tonnen. Sie war mit zwölf Schnellladekanonen des Kalibers 10,5 cm und zwei 50 cm Torpedorohren bewaffnet. Das Schiff hatte ein langes, flaches Achterschiff, das Platz für 120 Minen und eine entsprechende Wurfvorrichtung bot. Die Besatzung zählte ca. 373 Mann.

Drei Bergmann-Turbinen mit zusammen 25.000 PS Konstruktionsleistung (29.904 PS bei der Abnahme) und drei Schrauben ermöglichten der Magdeburg eine Höchstgeschwindigkeit von 27,6 Knoten. Mit einer Bunkerkapazität von 1.200 Tonnen Kohle konnte sie bei einer Marschgeschwindigkeit von 12 Knoten 5.820 Seemeilen zurücklegen. Die Maschinenräume waren jedoch sehr beengt, so dass Wartungsarbeiten nur schwer durchzuführen waren. Ab einer Geschwindigkeit von 22 Knoten kam es zu sehr hohen Vibrationen im Schiffskörper, so dass die Schiffsgeschwindigkeit erheblichen Beschränkungen unterlag. Damit war die Magdeburg als schneller Aufklärungskreuzer der Hochseeflotte eigentlich eine Fehlkonstruktion. Die Kreuzer der Magdeburg-Klasse waren die ersten in der Kaiserlichen Marine, die keinen Rammbug mehr hatten. Sie besaßen einen sogenannten Kreuzerbug mit einem geraden Steven, der über der Wasserlinie wesentlich steiler war als darunter. Sie waren außerdem die ersten Kleinen Kreuzer der deutschen Marine mit Gürtelpanzerung, der etwa 80 % ihrer Länge abdeckte. Dies wurde allerdings auf Kosten einer geringeren Deckpanzerung erreicht. Diese betrug maximal 40 mm, die Gürtelpanzerung dagegen 60 mm.

Schicksal

Aufgrund der mangelhaften Maschinenanlage konnte die Magdeburg nicht im regulären Flottendienst eingesetzt werden und wurde stattdessen als Torpedoversuchsschiff an Stelle des Kleinen Kreuzers Augsburg genutzt, der daraufhin Artillerieversuchsschiff wurde. Dazu wurden die beiden vorderen Geschütze durch Torpedorohre ersetzt. Mit dieser Bewaffnung fuhr das Schiff bis zu seinem Untergang. Nach Beginn des Krieges wurde die Magdeburg in der Ostsee eingesetzt. In den ersten Wochen führte sie Minenlegeunternehmungen durch und beschoss die Küste von Libau. Am 25. August 1914 stieß die Magdeburg in den Finnischen Meerbusen vor. Dort lief sie am nächsten Tag im dichten Nebel bei der Insel Odensholm, vor der estnischen Nordküste, auf Grund. Alle Versuche, das Schiff wieder flott zu bekommen, scheiterten. Als sich die russischen Kreuzer Bogatyr und Pallada näherten und die Magdeburg unter Feuer nahmen, sprengte die Besatzung ihr eigenes Schiff. Das Torpedoboot V 26 und der Kleine Kreuzer Amazone übernahmen die Überlebenden. Insgesamt 15 Mann kamen ums Leben. Der Kommandant, Korvettenkapitän Habenicht, und sein Adjutant blieben auf dem Schiff und wurden von den Russen gefangengenommen. Die Russen konnten die zehn Geschütze der Magdeburg bergen, womit sie dann insgesamt vier ihrer Schiffe ausrüsteten: Das Kanonenboot Chrabry erhielt sechs 10,5-cm-Geschütze, das Wachschiff Yastreb zwei, und die beiden Wachschiffe Kopchik und Korshun bekamen jeweils eines. Das Wrack der Magdeburg wurde später von den Russen und vor allem durch Eisgang im Winter 1914/15 vollständig zerstört.

Das Signalbuch der kaiserlichen Marine

Die Russen fanden auch drei Exemplare des geheimen Signalbuchs der Kaiserlichen Marine (Codebuch). Eins davon hatten die Deutschen, als die russischen Schiffe überraschend aus dem Morgennebel auftauchten, mit Blei beschwert, über Bord geworfen. Russische Taucher fanden es und konnten es bergen. Zwei weitere Exemplare wurden an Bord entdeckt. Die Russen boten eins der Signalbücher ihren britischen Verbündeten an, die es am 13. Oktober 1914 dankbar annahmen. Es erwies sich in der Folge als ein äußerst wertvolles Geschenk, denn es gelang den Briten, durch ihren neu gegründeten Marinenachrichtendienst Room 40 und mit Hilfe des Signalbuches, die Entzifferung aller deutschen Marinefunksprüche, was sich für die Royal Navy als enormer strategischer und taktischer Vorteil im Seekrieg erwies. Auch die berühmte Zimmermann-Depesche, die letztendlich kriegsentscheidend zum Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg führte, konnte durch den Room 40 entziffert werden.


Attribution: Bundesarchiv, Bild 146-2007-0221 / CC-BY-SA 3.0

11. Oktober 1914

Die Torpedierung des Kreuzers Pallada

Die deutsche Marineleitung hatte nach den ersten Erfolgen der deutschen U-Boote in der Nordsee beschlossen, auch in der Ostsee Präsenz zu zeigen. Daher wurden drei deutsche U-Boote beauftragt, in den Gewässern vor dem Golf von Finnland zu patrouillieren. Die Russen patrouillierten ebenfalls im selben Seegebiet, wobei sie allerdings Kreuzer einsetzten, die von keinen U-Bootjägern begleitet wurden. Am 11. Oktober 1914 lief der Panzerkreuzer Pallada dem deutschen U-Boot U 26 vor die Rohre.

Panzerkreuzer Pallada (1906)

Der Panzerkreuzer Pallada war das dritte Schiff der Bajan-Klasse der kaiserlich-russischen Marine. Er war nach der griechischen Göttin Pallas Athene benannt. Namensvorgänger war der geschützte Kreuzer Pallada, der während des Russisch-Japanischen Kriegs 1904–1905 in Port Arthur versenkt, aber nach Kriegsende von Japan gehoben wurde, dann unter dem Namen Tsugaru bis 1922 als Schulschiff und Minenleger in der japanischen Marine diente und 1924 durch Sprengladungen versenkt wurde.

Die Bajan-Klasse

Die Bajan-Klasse war die vierte Klasse von Panzerkreuzern

der zaristischen Marine und stellte eine erhebliche Weiterentwicklung gegenüber den Vorgängerklassen dar. Die Schiffe waren nicht mehr als Handelsstörer, sondern als Flottenaufklärer konzipiert. Der Entwurf wich daher radikal von denen der früheren Panzerkreuzer ab und stammte vom russischen MTK (Morskoi Technitscheskii Komitet = Marine Technik Komitee), das aus Vertretern der russischen Schiffbau-, Waffen- und Ingenieursindustrie bestand. Die neue Klasse hatte nur etwa die halbe Wasserverdrängung der Vorgänger, aber fast die gleiche Bewaffnung und erreichte eine erheblich höhere Geschwindigkeit. Der Bauvertrag für die beiden ersten Schiffe – Bajan und Admiral Makarow – ging an die französische Compagnie des Forges et Chantiers de la Méditerranée in La Seyne bei Toulon. Die beiden letzten Schiffe, Pallada und Bajan, wurden bei der Neuen Admiralitätswerft in Sankt Petersburg gebaut.

Technische Daten

Die Pallada wurde im August 1905 auf Kiel gelegt und lief am 10. November 1906 vom Stapel. Die Indienststellung erfolgte am 21. Februar 1911. Das Schiff verdrängte 7.835 tons (standard; maximal 8.343 tons), bei 145 m Länge, 18,2 m Breite und 7,0 m Tiefgang. Die Panzerung bestand aus Krupp-Zement-Stahl und war im Seitengürtel bis zu 200 mm dick, 135 mm bei den Türmen und Barbetten, 60 mm in den Kasematten, und bis zu 30 mm am Hauptdeck. Die Bewaffnung bestand aus zwei 203-mm- und acht 152-mm-Geschützen sowie zwei 75-mm- und zwei 63-mm-Geschützen sowie zwei 450-mm-Torpedorohren. Bis zu 150 Seeminen konnten mitgeführt werden. Zwei Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen verliehen dem Kreuzer 16.500 PS und ermöglichten eine Höchstgeschwindigkeit von 22,5 Knoten. Mit einer Bunkerkapazität von 1.020 Tonnen Kohle betrug der Aktionsradius 2.100 Seemeilen bei einer Marschgeschwindigkeit von 12 Knoten. Die Besatzung bestand aus 573 Mann.

Kriegseinsatz

Die Pallada diente in der Baltischen Flotte unter deren Oberbefehlshaber Admiral Nikolai von Essen und war in den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs sehr aktiv. Als in der Nacht des 26. August 1914 der deutsche Kleine Kreuzer Magdeburg im Nebel bei der Insel Odensholm, am Eingang zum Finnischen Meerbusen vor der estnischen Nordküste, auf Grund gelaufen war, waren es die Kreuzer Pallada und Bogatyr, die die Magdeburg unter Beschuss nahmen und zur Selbstversenkung zwangen. Dabei gelang es den Russen, ein deutsches Signalbuch zu bergen, das bei dem überraschenden Auftauchen der russischen Schiffe aus dem Morgennebel mit Blei beschwert über Bord geworfen worden war.

Am 6. September 1914 trafen die Pallada und ihr Schwesterschiff Bajan nördlich von Dagö auf den Kleinen Kreuzer Augsburg, der versuchte, die russischen Panzerkreuzer zu einer Verfolgung zu veranlassen. Er suchte sie auf den Verband des Oberbefehlshaber der Ostseestreitkräfte (O.d.O.), Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen, zu ziehen, der mit seinem Flaggschiff Blücher, sieben Linienschiffen, fünf Kleinen Kreuzern und 24 Torpedobooten in die östliche Ostsee vorgestoßen war. Pallada und Bajan zogen sich jedoch in den Finnischen Meerbusen zurück, und es kam zu keinem Gefecht.

Am 10. September 1914 führte Admiral von Essen sein Flaggschiff, den Panzerkreuzer Rurik, und die Pallada in die Ostsee, um dort Handelskrieg zu führen. Obwohl das Unternehmen erfolglos blieb, war dieser Vorstoß für die Moral der russischen Marine wichtig, da er den Besatzungen signalisierte, dass sie nicht nur untätig in ihren Häfen zu verbleiben hatten.

Verlust des Schiffes

Nur einen Monat später, am 11. Oktober 1914, wurde die Pallada am Eingang zum Finnischen Meerbusen 16,5 sm vor Russarö von dem deutschen U-Boot U 26 unter Kapitänleutnant Egenolf von Berckheim torpediert. Dabei explodierten Munitionskammern, und der Kreuzer sank innerhalb weniger Minuten mit der gesamten Besatzung von 597 Mann. Der Panzerkreuzer hatte nicht mit einem U-Boot gerechnet, als er zu einem Gefecht mit den deutschen Kreuzern Amazone, Lübeck und Augsburg anlief. Es war der erste Totalverlust eines Schiffes der russischen Marine im Ersten Weltkrieg. Nach dieser Katastrophe befahl Admiral von Essen, dass alle größeren Schiffe nur noch mit Torpedobootseskorten operieren durften. Alle Linienschiffe wurden in den finnischen Meerbusen verlegt. Zu aktiven Einsätzen der Linienschiffe kam es danach kaum noch.




Oktober 1914

Die Ankunft der britischen U-Boote

Die russische Ostseeflotte hatte nur wenige wirklich effektive U-Boote und daher erhielten drei britische E-Klasse U- Boote den Auftrag, durch die enge Meeresstraße die Dänemark von Schweden trennt in die Ostsee einzusickern. Während E-11 unter dem Kommando von Lt-Cdr Naismith bei dem Versuch scheiterte, gelang zwei anderen Booten der Durchbruch. Es waren dies E-1 unter Lt Cdr Laurence und E-9 unter Lt Cdr Horton. Russland hatte den Marinestützpunkt in Libau aufgegeben und daher liefen die britischen Boote nach Reval im Golf von Finnland. Sie kamen dort unter das russische Oberkommando. Ende 1915 folgten diesen beiden Booten dann weitere U-Boote der E-Klasse und auch vier Boote der C-Klasse. Diese U-Boote spielten im Ostseezufuhrkrieg bald eine wichtige Rolle. Die deutsche Hochseeflotte konnte ihre Übungen in der Ostsee nicht mehr gefahrlos durchführen und auch die deutsche Versorgung mit schwedischen Eisenerz wurde ein aufs andere Mal gefährdet.

Britische E-Klasse Unterseeboote

 

Die U-Boote der britischen E-Klasse waren verbesserte Versionen der D-Klasse Boote. Alle Einheiten der ersten Baugruppe und auch einige der zweiten Gruppe wurden vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs fertiggestellt. Die Boote der E-Klasse kosten je nach Baugruppe zwischen £ 101.900 und £ 105.700 pro Einheit. Als die U-Boot-Technologie voranschritt, wurden auch auf der E-Klasse mehrere Änderungen durchgeführt.

Die Boote waren in der Nordsee, der Ostsee und auch in türkischen Gewässern im Einsatz. Von den Ostseebooten operierten einige zusammen mit der russischen Marine. Allerdings wurden diese Boote nach der Oktoberrevolution selbst versenkt, um sie nicht in die Hand der Kommunisten fallen zu lassen. Die E-Klasse war im gesamten Ersten Weltkrieg das Rückgrat der britischen U-Boot-Flotte und wurde schließlich von der L-Klasse ersetzt. Alle E-Klasse-U-Boote wurden bis spätestens 1922 aus dem Dienst zurückgezogen.


17. November 1914

SMS Friedrich Carl sinkt durch Minentreffer

SMS Friedrich Carl war ein Großer Kreuzer der deutschen Kaiserlichen Marine, das zweite Schiff einer Klasse von zwei Einheiten. Typschiff war SMS Prinz Adalbert.

Bau und Technische Aspekte

Die Friedrich Carl wurde 1901 mit der Baunummer 155 bei Blohm & Voss in Hamburg auf Kiel gelegt und lief dort am 21. Juni 1902 vom Stapel. Der Kreuzer wurde 1903 fertiggestellt und am 12. Dezember 1903 in Dienst gestellt. Die Baukosten betrugen 15.665.000 Goldmark. Das Schiff war der vorher gebauten Prinz Heinrich sehr ähnlich, hatte allerdings drei Schornsteine, und die zwei 24-cm-Geschütze der Prinz Heinrich wurden durch vier 21-cm-Schnellladegeschütze in zwei Doppeltürmen ersetzt, deren Feuergeschwindigkeit erheblich höher war als die der alten 24-cm-Geschütze. Wie bei vielen Schiffen der damaligen Zeit waren die sechs unteren Kasemattgeschütze der Sekundärartillerie nur bei ruhiger See brauchbar. Die beiden Schiffe hatten gute Fahrqualität, die jedoch bei abnehmender Bunkerladung merklich nachließ.

Einsatzgeschichte

Das Schiff begleitete Kaiser Wilhelm II. auf dessen Spanien- und Mittelmeerreise auf dem Passagierdampfer König Albert von März bis Mai 1904 und wurde danach den Aufklärungskräften der Flotte zugeteilt. Von Juni bis August 1904 unternahm es Ausbildungsfahrten in englische, niederländische und norwegische Häfen, gefolgt von der Teilnahme an den Herbstmanövern der Flotte im August in Nord- und Ostsee. Damit waren die Probe- und Ausbildungsfahrten beendet.

Von März bis Mai 1905 diente die Friedrich Carl unter dem Kommando von Kapitän zur See Hugo von Cotzhausen wiederum als Eskorte für des Kaisers Mittelmeerreise auf der Hamburg. Dabei kollidierte das Schiff im April im Hafen von Gibraltar mit dem britischen Linienschiff HMS Prince George und beschädigte dessen Heck. Danach war es bis zum 2. April 1906 Flaggschiff des Befehlshabers der Aufklärungskräfte. Das Schiff nahm im Juli 1905 an der Sommerreise der Flotte nach Schweden und im Februar 1906 an Übungsfahrten in dänischen Gewässern teil. Von September 1906 bis März 1908 war der spätere Admiral Franz Hipper sein Kommandant.

Am 5. März 1908 wurde die Friedrich Carl vorübergehend außer Dienst gestellt, um am 1. März 1909 als Torpedoversuchs- und Schulschiff zum Torpedoversuchskommando in Kiel zu treten. Im Winter 1911/12 diente sie zeitweise als Eisbrecher in der Ostsee. Von 31. Juli bis 21. August 1914 war sie zu Reparaturen in der Werft. Gegen Ende September 1914 wurde sie der Ostseeflotte zugeteilt, wo sie als Teil der Aufklärungsgruppe Ostsee unter Konteradmiral Ehler Behring, der seine Flagge auf der Friedrich Carl setzte, an verschiedenen Operationen gegen die Baltische Flotte der russischen Marine teilnahm. Bei ihren Vorstößen in den Finnischen Meerbusen führte sie bis zu vier Wasserflugzeuge mit, die (soweit das Wetter es zuließ) täglich zur Aufklärung starteten.

Untergang

Am 16./17. November 1914 nahm die Friedrich Carl unter Fregattenkapitän Loesch an einem geplanten Angriff auf die durch Minenfelder gesicherte russische Marinebasis Libau teil, die von der russischen Marine größtenteils geräumt worden war, von der die deutsche Marineführung jedoch annahm, dass sie als Stützpunkt für britische U-Boote genutzt werden sollte. Dabei lief die Friedrich Carl am Morgen des 17. November etwa 30 Seemeilen südwestlich vor Memel auf zwei Minen und musste gegen 6:30 Uhr aufgegeben werden. Sie kenterte und sank um 7:15 Uhr. Sieben Mann ihrer Besatzung im Hecktorpedoraum kamen ums Leben. Der gesamte Rest der Besatzung wurde von dem Kleinen Kreuzer SMS Augsburg aufgenommen. Auch die vier an Bord befindlichen Flugzeuge gingen verloren. Der Angriff auf Libau wurde daraufhin abgebrochen.

Bildmaterial vom Schwesterschiff Prinz Adalbert auf den Seiten 59 und 60

12. Dezember 1914

Eine missglückte Minenoperation

12. Dezember – Mitte Dezember 1914 erhielten die beiden russischen Zerstörer ISPOLNITELNI und LETUCHI den Auftrag südwestlich von Libau eine Minenoperation durchzuführen. Es handelte sich bei den beiden Booten um 1906 gebaute Schiffe von 400t Verdrängung, die zur Lovki Klasse gehörten. Während eines Schneesturms sank die Ispolnitelni, nachdem eine ihrer eigenen Minen explodiert war. Ihr Schwesterboot versuchte daraufhin die Überlebenden zu retten, kenterte jedoch beim Versuch. Nur wenige Männer überlebten den Untergang der beiden Schiffe.

Kapitel 3 Seekrieg 1915

25. Januar 1915

SMS Augsburg und SMS Gazelle beschädigt

Die SMS Augsburg und die SMS Gazelle laufen in der Nähe der dänischen Insel Bornholm auf Minen und werden schwer beschädigt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die russische Minenoffenve mit unverminderter Wucht anhält.

SMS Augsburg

Die SMS Augsburg war ein Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, der im Ersten Weltkrieg gegen die russische Flotte eingesetzt wurde. Während ihrer Erprobungszeit nahm die Augsburg am 17. Januar 1911 bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten für das gesunkene Unterseeboot U 3 teil. Am 24. Februar 1911 wurde sie Versuchsschiff bei der Torpedoinspektion. 1912 und 1913 diente sie als Artillerieversuchsschiff. Zu diesem Zweck baute man die Augsburg bei der Kaiserlichen Werft in Danzig um. Ab Juni 1914 versah sie Vorposten- und Sicherungsdienste in der Ostsee. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges legte die Augsburg, zusammen mit dem Kleinen Kreuzer Magdeburg, Minen in der östlichen Ostsee, beschoss die Stadt Libau und unternahm Vorstöße in den Finnischen Meerbusen. Bei vier weiteren solcher Unternehmungen kam es am 2. September 1914 zu einem Gefecht mit dem russischen Zerstörer Nowik sowie am 6. September 1914 mit den beiden russischen Panzerkreuzern Bajan und Pallada. Als bei einem geplanten deutschen Angriff auf die durch Minenfelder gesicherte russische Marinebasis Libau der Große Kreuzer Friedrich Carl am Morgen des 17. November 1914 etwa 30 Seemeilen vor Memel auf zwei Minen lief und aufgegeben werden musste, nahm die Augsburg die überlebende Besatzung auf. Bei einem weiteren Vorstoß im Januar 1915 erhielt die Augsburg selbst einen Minentreffer und hatte acht Tote zu beklagen. Das Schiff erreichte mit eigener Kraft Stettin, wo man es notdürftig reparierte. Nach einer gründlichen Überholung bei Blohm & Voss in Hamburg, war die Augsburg im April 1915 wieder einsatzbereit.

Am 2. Juli 1915 nahm die Augsburg am sogenannten Gotland-Raid teil. Dann folgten in den nächsten Monaten mehrere Vorstöße und Minenunternehmungen mit dem Kleinen Kreuzer Straßburg sowie den Minenschiffen Rügen und Deutschland. Im Juli 1916 kam es bei einem solchen Unternehmen im Rigaischen Meerbusen zu einer Grundberührung. Die Augsburg musste deshalb nach Kiel in die Kaiserliche Werft zur Reparatur. Zugleich wurden die 10,5-cm-Geschütze gegen sechs 15-cm-Kanonen ausgetauscht und die Brücke umgebaut.

Im April 1917 war die Augsburg wieder klar und fuhr weiterhin Einsätze in der Ostsee. Im Oktober war sie bei der Besetzung der Baltischen Inseln (Unternehmen Albion) dabei. Nach dem Waffenstillstand mit Russland teilte man die Augsburg im Januar 1918 der Unterseebootsinspektion zu. Seit dem 20. Juli 1918 ersetzte sie den Kleinen Kreuzer Stettin als Führerschiff der Minen- und Räumverbände. Ihr Liegeplatz war nun Cuxhaven, wo sie am 17. Dezember 1918 außer Dienst gestellt wurde. Gemäß den Bedingungen des Versailler Vertrages musste die Augsburg aus der Flottenliste gestrichen und am 3. September 1920 als Reparationsschiff Y an Japan ausgeliefert werden. Da die Japaner keine Verwendung für das ihnen zugesprochene Schiff hatten, ließen sie es 1922 in Dordrecht abwracken.


Schiffsmaße und Besatzung