Plötzlich ist alles anders - 25 Traueransprachen

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Plötzlich ist alles anders - 25 Traueransprachen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Plötzlich ist alles anders - 25 Traueransprachen

1  Inhalt

2  Vorwort

3  Zum Autor:

4  Ansprache 1

5  Ansprache 2

6  Ansprache 3

7  Ansprache 4:

8  Ansprache 5

9  Ansprache 6

10  Ansprache 7

11  Ansprache 8

12  Ansprache 9

13  Ansprache 10

14  Ansprache 11

15  Ansprache 12

16  Ansprache 13

17  Ansprache 14

18  Ansprache 15

19  Ansprache 16

20  Ansprache 17

21  Ansprache 18

22  Ansprache 19

23  Ansprache 20

24  Ansprache 21

25  Ansprache 22

26  Ansprache 23

27  Ansprache 24

28  Ansprache 25

29  Anhang

Inhalt

Vorwort

Ansprache 1

Wenn die Kraft zu Ende geht

Mt 25, 34b - 40 (Kommt her, ihr Gesegneten) Ps 103, 8.13.17 (Barmherzig & gnädig ist der Herr)

Ansprache 2:

Demenz

Joh 10, 7 - 9 (Ich bin die Tür zu den Schafen)

Ansprache 3:

Schlaganfall

Lk 24, 1 - 12 (Botschaft der Engel am leeren Grab)

Ansprache 4:

Ein Mensch hat mehrere Seiten / Schizophrenie

Lk 6, 43 - 45 (Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte tragen)

Ansprache 5:

Krankheiten im Leben tragen

Röm 14, 7 – 8 (Keiner von uns lebt sich selber)

Ansprache 6:

Bibelwort, das durchs Leben begleitet (1)

Licht im Leben (Trauspruch)

Joh 8, 12b . 14b . 19 - 20 (Ich bin das Licht der Welt)

Ansprache 7:

Bibelwort, das durchs Leben begleitet (2)

Sei getreu bis in den Tod (Schulentlassung)

Off 2, 9 - 11 (Sei getreu bis in den Tod)

Ansprache 8:

Erfüllung eines Lebenstraumes – Reiterhof

Mk 21, 1 – 2 . 6 - 11 (Einzug Jesu in Jerusalem)

Ansprache 9:

Erntedank

Gen 1, 11 – 13 . 26 - 31 (Schöpfungserzählung)

Ansprache 10:

Verstorben im Advent

Off 21, 1 – 4 (Ein neuer Himmel, eine neue Erde)

Ansprache 11:

Verschiedene Auffassungen vom Leben nach dem Tod

Off 21, 3 – 7 (Ein neuer Himmel, eine neue Erde)

Ps 139 (Herr, du kennst mich)

Ansprache 12:

Sich für den Mitmenschen einsetzen

Lk 6, 43 - 45 (Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte tragen)

Ansprache 13:

Gottes Signale empfangen

Koh 3, 1 – 8 (Alles hat seine Zeit)

Ansprache 14:

Spuren im Leben

Jes 42, 10 – 12 . 16 (Blinde führe ich auf Wegen)

Ansprache 15:

Tief im Glauben verwurzelt

Perikope: Joh 10, 11 - 15 (Der gute Hirte)

Ansprache 16:

langes Leben

Off 21, 1 – 4 (Ein neuer Himmel, eine neue Erde)

Ansprache 17:

Tier- und Naturfreundin

Mt 6, 25 - 34 (Euer himmlischer Vater weiß was ihr braucht)

Ansprache 18:

Die leisen und feinen Töne

(Grundlage: Lied „Ins Wasser fällt ein Stein“)

Jes 49, 15 - 16 (In Gottes Hand geschrieben)

Ansprache 19:

Heimatverbundenheit

Phil 3, 20 - 21 (Unsere Heimat ist im Himmel)

Ansprache 20:

Plötzlicher Tod einer alten Mutter

Joh 14, 1-6 (Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen)

Ansprache 21:

Verstorbene Mutter / Gottesmutter Maria

Joh 19, 25 - 27 (Jesu Mutter unter dem Kreuz)

Ansprache 22:

Plötzlicher, unerwarteter Tod

Lk 23, 33 - 43 (Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein)

Ansprache 23:

Mord

Mk 15, 22-24a . 33-39 (Die Kreuzigung und der Tod Jesu am Kreuz)

Ansprache 24:

Suizid

Mk 4, 35 – 41 (Die Stillung des Seesturms)

Ansprache 25

Tod eines Kleinkindes

Mk 10, 13 – 16 (Segnung der Kinder)

Anhang Ablauf einer Beisetzung

Liedvorschläge

Vorwort

Jeder Mensch ist einmalig.

Jede Lebensgeschichte ist einzigartig.

Ich bin seit nunmehr einem Vierteljahrhundert als katholischer Seelsorger im Beerdigungsdienst. Es ist ein Dienst in meiner Arbeit, der mir sehr wichtig ist. In der Kirchengemeinde gibt es täglich sehr viele oberflächliche Termine, in der sich die Diskussion nur um Verwaltung oder Organisation dreht.

Bei Trauergesprächen hingegen kommen oftmals die sinnstiftenden Fragen der Menschen ins Gespräch:

 Woher komme ich?

 Wohin gehe ich?

 Hat das Leben einen Sinn?

 Wie kann Gott Leid zulassen?

 Wo war Gott, als wir ihn gebraucht haben?

Zuversicht und Hoffnung, aber auch Anklagen und Zweifel werden in diesen Gesprächen thematisiert. Ich spüre, dass ich als Seelsorger und Theologe angefragt bin –nicht als Organisator, Eventmanager oder Pausenclown..

Wenn ich nach dem Besuch das Trauerhaus verlasse, reflektiere ich unser Gespräch:

 Was für ein Bild entsteht vor meinem geistigen Auge von dem oder der Verstorbenen?

 Was war dem oder der Verstorbenen wichtig im Leben?

 Was hat ihn oder sie geprägt?

 Woran hat sein oder ihr Herz gehangen?

 Wie kann ich sein oder ihr Leben aus dem christlichen Glauben heraus deuten?

 Gab es ein gelebtes Glaubenszeugnis?

Die Erkenntnisse fließen dann mit ein in meine Traueransprache. Ich baue sie klassischerweise in zwei Teilen auf:

Ein Teil umfasst die Benennung der Geburts- und Sterbedaten sowie wichtigen Ereignisse im Leben des Verstorbenen. Aus vielen Besuchen im Anschluss an eine Beisetzung weiß ich, dass dieser personenbezogene Teil der Ansprache für die Angehörigen sehr wichtig ist. Sie fühlen sich an- und ernst genommen Sie spüren, dass der oder die Verstorbene durch mich eine Wertschätzung von außen erhält.

Der andere Teil meiner Ansprache ist der Deutung des Lebens aus dem christlichen Glauben gewidmet. Was kann uns der oder die Verstorbene mit seinem oder ihrem Leben im Lichte des Glaubens sagen? Sind Spuren der christlichen Lehre in seinem Wirken auf Erden spürbar geworden. Dies ist der weitaus schwierigere Part der Vorbereitung. Die Angehörigen können detailliert das Leben des Verstorbenen darstellen; die Frage nach dem christlichen Glauben überfordert sie. Es war, wie ich oft im Gespräch erfahren musste, nie Thema des Verstorbenen und seiner Familie.

Ich versuche, jede Ansprache neu und individuell zu formulieren. Durch Rückmeldungen wird mir bestätigt, dass ich die richtigen Worte gefunden habe. Wobei ich ehrlich gestehen muss, dass die Aussage „das war eine schöne Ansprache, die Sie gehalten haben“ mich auch immer ein wenig verunsichert. Es löst bei mir die Fragestellung aus, ob ich einfach nur die Biografie in der richtigen Reihenfolge wider gegeben habe oder ob auch die christliche Glaubensaussage echten Trost spendete..

Das vorliegende Buch ist als Unterstützung bei der Formulierung eigener Traueransprachen gedacht. Es enthält 25 Ansprachen, die ich so auf Friedhöfen gehalten habe. Es ist zwar theoretisch möglich, einzelne Reden ohne weitere Bearbeitung zu verwenden. Aber, wie ich eingangs schon schrieb, ist jede Lebensgeschichte einmalig und daher sollte jede Ansprache ebenfalls einzigartig und individuell formuliert werden..

 

Ich gehe in meinem Buch bewusst nur dann auf Lebensdaten und –ereignisse ein, wenn sie zum Verständnis der Predigt dienen. Viele Zahlen, Orte und Anekdoten habe ich bewusst gekürzt...

Ebenso verwende ich an Stellen, an denen ich den Namen des oder der Verstorbenen genannt habe, das Synonym „der oder die Verstorbene“. Ebenso ist das konkrete Sterbedatum immer mit „seinem oder ihren Todestag“ anonymisiert worden.

Die Predigten sind selbstverständlich entweder für einen Mann oder eine Frau formuliert worden. Aus diesem Grund habe ich in den hier vorliegenden Ansprachen nur eine Geschlechtsform genannt und bewusst auf die männliche und weibliche Form verzichtet. Eine Umformulierung ist natürlich möglich.

Aus urheberrechtlichen Gründen sind die Bibeltexte und weitere verwendete Gedichte nicht wörtlich abgedruckt. Sie sind aber im Internet leicht zu finden.

Die vorgeschlagenen Bibelstellen werden, wenn nicht anders angegeben, direkt vor der Traueransprache vorgetragen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und gute Gedanken beim Formulieren Ihrer Traueransprachen.

Gott segne Ihre Arbeit!

Zum Autor:

Hilmar Dutine, Jahrgang 1969, verheiratet und Vater eines Sohnes.

Er ist Diplom-Religionspädagoge (FH) und arbeitet seit 1996 als Gemeindereferent im kirchlichen Dienst.

Ansprache 1

Thema:

Wenn die Kraft zu Ende geht

Mt 25, 34b - 40

Kommt her, ihr Gesegneten

Ps 103, 8 . 13 . 17

Barmherzig und gnädig ist der Herr

Hinweis:

Die Bibelstellen sind in dieser Predigt integriert.

Liebe Trauergemeinde!

Wenn die Kraft zu Ende geht, ist die Erlösung eine Gnade. Diese Worte haben Sie für Ihre Trauer-Anzeige in unserer Tageszeitung ausgewählt.

Kraft – Erlösung – Gnade.

Betrachten wir diese drei Worte einmal genauer. Was bedeuten sie? Und an was denken wir jetzt hier an diesem besonderen Ort auf dem Friedhof?

Kraft

Mir fällt immer mehr auf, dass in der heutigen sogenannten modernen Gesellschaft nur der vitale, gesunde und kraftvolle Mensch zählt. Nur derjenige, der etwas zu leisten imstande ist und somit das Bruttosozialprodukt steigert, wird umworben und bekommt Anerkennung. Ein kranker, alter und nicht mehr produktiver Mensch wird schnell zur Seite geschoben.

Dies ist ein Phänomen der modernen Gesellschaft, die ihre Alten und Kranken immer schneller in Seniorenheime abschiebt. Dorthin, wo wenige Pflegekräfte einer immer größer werdenden Zahl an Pflegebedürftigen gegen über stehen und immer weniger Zeit für den Einzelnen da ist. Anfangs noch hochmotiviert, sich für den alten Menschen einzusetzen, schwindet das Engagement angesichts der erbarmungslosen Zeit- und Personalpläne.

Und in früheren Jahren?

In früheren Generationen wurden Kranke und Aussätzige vor die Stadtmauer gejagt und ihnen bei Strafe untersagt, wieder in das Dorf hinein zu kommen.

Der Mensch zählt nur, wenn er produktiv und kraftvoll ist.

Doch ist dies nicht zu einseitig gesehen? Hat wirklich nur der gesunde und vitale Mensch eine Da-Seins-Berechtigung?

Ich glaube nein. Jeder Mensch hat seine eigene unantastbare Würde, so heißt es schon im Grundgesetz. Kein Mensch darf diskriminiert und ausgegrenzt werden wegen seiner Hautfarbe, seinem Geschlecht oder seiner Religion.

Und auch für uns, die wir uns auf Jesus Christus berufen, ist die Würde jedes Einzelnen wichtig. In jedem sehen wir Jesus Christus:

Im Evangelium nach Matthäus hören wir:

Vortragen der Bibelstelle Mt 25, 34b – 40

Liebe Angehörige,

ich war bei unserem Gespräch am letzten Mittwoch sehr beeindruckt, als Sie, liebe Ehefrau, mir erzählten, dass Sie Ihren Mann bereits in der Heimat kennen gelernt haben. Fast neun Jahrzehnte kennen Sie sich bereits. Schon als Kinder haben sie miteinander Zeit verbracht. Und auch die schlimme Heimatvertreibung aus Ungarn hierher nach Deutschland haben Sie und Ihr zukünftiger Mann weitgehend unbeschadet überstanden.

Die Wirren des Krieges waren zu Ende, da gaben Sie sich 1949 das Ja-Wort. Und – ich war zum zweiten Mal beeindruckt bei unserem Gespräch – dieses Ja-Wort hielt 65 Jahre. Im Februar diesen Jahres konnten Sie das seltene Fest der Eisernen Hochzeit miteinander begehen.

Ihr Leben blieb nicht in Zweisamkeit. Gott, der Herr, schenkte Ihnen Kinder, Enkel und Ur-Enkel.

Doch nicht nur Freude begleitete Sie durch Ihr Leben. Sie mussten sich auch von Ihrer Tochter am Grab verabschieden.

Dieser Schicksalsschlag prägte Ihr weiteres Leben. Doch sie gaben die Hoffnung und Zuversicht nicht auf.

Eiserne Hochzeit und 90. Geburtstag, zwei Ereignisse, auf die der Verstorbene sich lange freute und auf die er mit viel Kraft hinlebte.

Nach den Feierlichkeiten begannen seine Kräfte zu schwinden. Er wurde gebrechlicher, seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten nahmen ab.

Doch er hatte das Glück, nicht in ein Seniorenheim umziehen zu müssen. Mit viel Liebe und Kraft pflegten Sie ihn zu Hause. Die vertraute Umgebung, die vertrauten Stimmen, die vertrauten Gerüche – er konnte sie bis zum letzten Atemzug am Todestag wahrnehmen. Im Kreise der Familie ging er aus dieser Welt ins Paradies.

Wenn die Kraft zu Ende geht, ist die Erlösung eine Gnade

Betrachten wir das zweite Wort:

Erlösung

Wir tragen schwere Lasten auf unseren Schultern. Manchen sieht man dies förmlich an, wenn er oder sie gebeugt durch den Alltag geht. Die Last des Tages drückt nach unten.

Dies kann die schwere Last in Schule und Beruf sein, aber auch die Verantwortung zuhause für die Kinder und Enkel.

Wie gut tut es da, diese Last einmal ablegen zu können. Nicht für alles verantwortlich sein – sondern auch mal die Verantwortung abgeben können, einem anderen etwas zutrauen. Dies kann unser Leben leichter machen.

Und nach einem langen Lebensweg, so wie ihn der Verstorbene gegangen ist, kann auch das Leben selbst zu schwer werden. Der Körper ist schwach, der Geist lässt nach. Wie hoffnungsvoll klingen da die Worte, die Jesus sterbend am Kreuz spricht:

Vortragen der Bibelstelle Lk 23,46.

Die ganze Last, die ganze Mühsal wird in Gottes Hand gegeben. Er nimmt sie uns ab, er trägt sie.

Dies ist das hoffnungsvolle an unserem christlichen Glauben. Jesus Christus ist für uns alle ans Kreuz gegangen. Er hat unsere Sünden und unsere Schuld auf sich genommen. Er ist für uns gestorben und auferstanden. Wäre er im Tode geblieben, dann würde sich heute niemand mehr an ihn erinnern. Erst durch die Auferstehung, durch die Überwindung des Todes, bekommt sein Leben und Wirken eine besondere Bedeutung, die auch 2000 Jahre danach noch erzählt wird und nach der sich viele Menschen ihr Leben ausrichten.

Im Vater Unser beten wir: „erlöse uns von den Bösen“. Und, ja, Gott erlöst uns. Er hat den Verstorbenen von seinem Leiden und seinen Gebrechen erlöst und er hat ihm Leben in Fülle, Leben in seinem Reich geschenkt.

Und da sind wir auch schon bei dem dritten Wort angekommen:

Gnade

In Psalm 103 beten wir:

Vortragen der Bibelstelle Psalm 103, 8 . 13. 17

Liebe Angehörige,

der Tod hat Ihnen den Mann, den Vater, den Großvater, Freund und Nachbarn genommen.

Doch etwas konnte der Tod nicht nehmen. Die Dankbarkeit, den Verstorbenen gekannt zu haben. Sie können froh und dankbar sein von ihm ein großes Stück Ihres Lebensweges begleitet worden zu sein. Und ebenso dankbar dürfen sie auf die Zeit schauen, in der sie ihn begleiten durften.

Amen

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?