Tünnermann geht in Rente...

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Tünnermann geht in Rente...
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Hermann Gutmann

Tünnermann geht in Rente …

… und Papendiek in Pension

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Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,

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1. Auflage 2009

Titelillustration: Peter Fischer

© 2020 Edition Temmen e. K.

Hohenlohestr. 21 – 28209 Bremen

Tel. 0421-34843-0 – Fax 0421-348094

info@edition-temmen.de

www.edition-temmen.de

Alle Rechte vorbehalten

Herstellung: Edition Temmen

Ebook ISBN 978-3-8378-8058-8

Print ISBN 978-3-8378-1101-8

Inhalt

Parkbank

Privatier

Ruhestand

Gartenfreuden

Gartenarbeiter

Beschäftigung

Der Nachfolger

Internet

Laptop in der Küche

Gemütlich

Berühmt

Berufe

Aus der DDR

Mütze

Möpse

Kuchen

Klassentreffen

Besinnlich

Besen

Fußballplätze

Idylle

Ohne Hund

Ahnenforschung

Namensgedächtnis

Füße baden im Fluss

Frauen und der Ruhestand

Falten

Dumm

Du kommst aber spät

Die kleinen Freuden

Dick

Der Doktor

Gruppenreise

Zwei Frikadellen

Wie bei Hempels

Aufräumen

Wanderung

Vorbild

Unter Männern

Tennis

Selbstbedienung

Rollator

Rosenzüchter oder Bundeskanzler

Weihnachtsmarkt

Augenschmaus

Reinlich

Blass

Ärztefrei

Rentenerhöhung

Frühlingsgefühle

Schönes Alter

Parkbank

Es ist einige Jahre her, dass sich die Herren Tünner­mann und Papendiek über ihren Ruhestand unterhielten.

Tünnermann sagte: »Wenn wir erst in Rente sind, haben wir unsere Ruhe und treffen uns im Park.« Er schwärmte: »Ich weiß da eine idyllisch gelegene Bank. Unter Buchen.«

Papendiek, der Wert darauf legt, dass er nicht in Rente geht, sondern in Pension, sagte: »Ich zeichne mit meinem Stock Männchen in den Parkboden. Strichmännchen. Was anderes kann ich nicht.«

»Und ich«, sagte Tünnermann, »bringe meinen Silbernen mit. Du weißt, meinen silbernen Flachmann, gefüllt mit einem alten Cognac.«

Papendiek lief bei dieser Ankündigung das Wasser im Munde zusammen. Er kennt Tünnermanns Hausbar und weiß von einigen edlen Getränken, darunter alten Cognacs.

Die Jahre sind dahingegangen. Der Ruhestand kam, eher als die beiden es vermutet hatten. Mit einem Male war er da.

Papendiek bekam mit dem Einstieg ins Pensions­alter ein Fahrrad geschenkt. Seine Frau sorgt dafür, dass er es auch benutzt. Und wenn er zusammen mit ihr eine kleine Radtour unternimmt, machen sie

meistens einen Schlenker durch den Park.

Gelegentlich treffen sie dann an einer der vielen Parkbrücken oder im Eichenhain das Ehepaar Tünnermann.

Das Paar schreitet hurtig voran – Nordic Walking, wenn Sie wissen, was das heißt: Skilaufen ohne Schnee und ohne Bretter, nur mit zwei Stöcken in den Händen.

»Krack! Krack! Krack! Krack!«, hört Papendiek sie schon von Weitem.

»Hallo!«, schreit er, während er an ihnen vorüberfährt.

»Hallo!«, echot Tünnermann. Er ist ein wenig aus der Puste.

Von einer idyllisch gelegenen Bank ist nicht mehr die Rede, schon gar nicht von einem silbernen Flachmann, gefüllt mit altem Cognac.

Privatier

Auf einer kleinen Gesellschaft lernte Tünnermann einen Herrn kennen, der sich im Laufe eines anregenden Gespräches über Gott und die Welt und auch über Berufe im Allgemeinen und im Besonderen als »Privatier« bezeichnete. Er sagte das ganz selbstverständlich. Gerade so, als bezeichnete sich jemand als Maurer oder Bürovorsteher.

Tünnermann stutzte ein wenig. »Sie sind Privatier?«, fragte er.

»Ja«, sagte der Herr. Das weckte Tünnermanns Neugier.

Er fragte: »Wie wird man Privatier?«

Der Herr, schlohweiß, aber sonst noch sehr gut auf den Beinen, sagte: »Das kann ich Ihnen erzählen. Denn mit diesem Beruf habe ich mir einen alten Traum erfüllt.«

Die Antwort befriedigte Tünnermann nicht. Er stellte weitere Fragen.

»Nun gut«, sagte der Herr. »Dann will ich Ihnen das ausführlich erzählen.«

Er holte weit aus. Er ging zurück bis in seine frühe Schulzeit, um Tünnermann die Sachlage zu erläutern.

Es war, so begann er, in der Sexta – in der ersten Klasse auf dem Gymnasium. Gleich am Anfang des Schuljahres.

Der heute schlohweiße Herr trug damals kurze Hosen und wartete auf das, was er in den nächsten Jahren alles lernen sollte an Latein, Mathematik, Physik, Chemie, Schiller und Goethe und was der Stundenplan damals hergab.

Zunächst lernte er seine Mitschüler kennen. Wie sie hießen, wann geboren, Beruf des Vaters.

Einer der Jungen, nach dem Beruf seines Vaters befragt, antwortete: »Mein Vater ist Privatier.«

Der Lehrer, ein Studienrat, ein Doktor der Philosophie, guckte irritiert.

»Privatier? Das gibt es nicht«, sagte er etwas spitz.

»Aber mein Vater ist Privatier«, ließ sich der Junge nicht entmutigen. Er wusste es besser.

»So, so«, meinte der Studienrat. »Was macht dein Vater denn?«

Daraufhin antwortete der Junge: »Nichts!«

»Und wovon lebt ihr?«, fragte der Doktor.

»Von unserem Geld«, antwortete der Junge.

Damit war die Sache erledigt.

Ob sich der damalige Privatier über die Kriegs- und Nachkriegszeit hinübergerettet hat, wusste der schlohweiße Herr nicht zu sagen. Die Wege der beiden Jungs trennten sich nach der Untertertia. Der Privatier zog mit seiner Familie in eine andere Stadt.

Eines aber wusste der schlohweiße Herr: Von der Sexta an träumte er davon, einmal ein Privatier zu werden.

 

Er machte sein Abitur, zog in den Krieg, kam heil wieder nach Hause, lernte einen Beruf, in dem er recht erfolgreich war, und eines Tages stand er vor der Tatsache, dass seine Mitarbeiter immer jünger wurden und er immer älter.

Seine Schulfreunde, soweit sie noch lebten, waren längst in Pension oder in Rente gegangen. Nun wollte er auch nicht mehr arbeiten.

Er reichte seine Rente ein, wünschte seinem Nachfolger viel Erfolg, ging nach Hause und – erfüllte sich seinen alten Traum.

Er wurde – Privatier.

Ruhestand

Karl war, wie Sie vielleicht wissen, Objektmanager bei einer angesehenen Firma. Das Objekt wurde eingestellt und Karl in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

Zuerst war er sauer. Hinterher sagte er sich: Wenn die mich nicht mehr haben wollen, lass sie doch.

Er sagte sich: Endlich kann ich all die Dinge tun, die ich mir immer schon mal vorgenommen habe. Große Reisen zu unternehmen, Malkurse zu besuchen, Englischkenntnisse aufzupolieren, im Garten zu sitzen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.

Als Herr Tünnermann seinem alten Kollegen Karl mal wieder begegnete, war dieser seit einem halben Jahr zu Hause.

»Wie gefällt es Ihnen denn im Ruhestand?«, fragte Tünnermann.

»Och!«, sagte Karl etwas verhalten.

»Waren Sie schon verreist? Ich meine, wollten Sie nicht nach Australien oder so?«

»Nein«, antwortete Karl. »Ich war nicht in Austra­lien. Ich bin überhaupt noch nicht auf Reisen gewesen.«

»Und was machen Ihre Mal- und Englischkurse?«

»Nix«, sagte Karl.

»Was treiben Sie denn den ganzen Tag?«, fragte Tünnermann.

»Kinderwagen schieben«, sagte Karl. »Ich war kaum im Ruhestand, da wurde ich von meiner Tochter gebeten, ihr die eine oder andere Arbeit abzunehmen. Seitdem schiebe ich jeden Tag meinen Enkel im Kinderwagen spazieren. Inzwischen treffe ich mich mit anderen Rentnern, die mit ihren Enkelkindern unterwegs sind.«

»Aber nicht den ganzen Tag.«

»Nein«, antwortete Karl. »Wenn ich fertig bin, gehe ich in den Garten …«

» … und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein.«

»Denkste«, sagte Karl. »Unkraut jäten!«

Gartenfreuden

Herr Tünnermann klagt Herrn Papendiek sein Leid.

»Sie kennen ja meinen Garten«, sagt er.

»Den kenn’ ich«, sagt Papendiek.

Tünnermann prophezeit: »Sie werden ihn nicht wiedererkennen.«

Tünnermann, nicht mehr der Jüngste, hat sich nämlich breitschlagen lassen, den Garten mit seinem Sohn zu teilen.

Seitdem belegt die Familie seines Sohnes egalweg den Garten mit Beschlag.

Der Sohn hat eine Sandkiste für die Kinder gebaut. Der Weg zu den Johannisbeeren ist durch eine Schaukel versperrt.

Sooft Tünnermann Johannisbeeren pflücken will, sitzt sein Enkel auf der Schaukel und ist nicht für Geld und gute Worte zu bewegen, für kurze Zeit mit der Schaukelei aufzuhören.

Tünnermann klagt: »Der sagt allenfalls ›Opa, pass auf!‹ und hört erst auf zu schaukeln, wenn ich den Garten verlassen habe.«

Wo der Braunkohl stand, hat Tünnermanns Sohn einen kleinen Teich angelegt. Mit Goldfischen drin. »Wollen Sie mir mal sagen, was Goldfische in meinem Garten zu suchen haben?«

Papendiek weiß das nicht.

Tünnermann sagt: »Nichts! Die Kinder kümmern sich sowieso nicht darum. Und mein Kohl ist weg.«

Was Tünnermann am meisten kränkt, ist der Umgang mit seinen Gartenzwergen.

Die stehen nicht mehr auf dem Rasen, sondern liegen in der Landbude in einem Umzugskarton.

Tünnermann fühlt sich in seinem Garten nur noch als lästiger Besuch.

Nur dienstags ist Tünnermann willkommen. Dienstags wird der Rasen gemäht.

Gartenarbeiter

Statt in seinem alten gemütlichen Büro zu sitzen, in dem es sich seit seinem Abschied ein anderer bequem macht, betätigt sich Karl als Gartenarbeiter.

Seine Aufgabe lautet, mit einem Spaten einen Farnwurzelstock aus der Erde zu heben, nicht nur einen, sondern mehrere, weil seine Lebensgefährtin der Ansicht ist, dass Farne wie Efeu und Moos die Welt erobern, wenn man sie nicht rechtzeitig beseitigt.

Aus dieser Sicht hat Karl Farne nie wahrgenommen.

Farne enthalten, so hat er gelesen, Wunderkräfte, was man daran erkennt, dass es schwer ist, Farnen mit einem Spaten den Garaus zu machen.

Karl schlägt vor: »Wir sollten den Farn stehen lassen. Denn die Samen, die der Farn in der Johannisnacht fallen lässt, sind überaus praktisch. Wer sie in die Tasche steckt ist unsichtbar, kann Schätze heben und hat Glück im Spiel wie auch in der Liebe.«

»Das fehlte noch«, sagt Karls Lebensgefährtin. »Der Farn muss weg!«

Karl quält den Spaten unter den Farn und versucht die Pflanze zu heben. In diesem Augenblick bricht der Spaten ab.

»Feierabend!«, sagt Karl und betrachtet den abgebrochenen Spatenstiel in seiner Hand.

»Feierabend?«, fragt seine Lebensgefährtin. »Was heißt das?«

»Feierabend heißt Feierabend«, sagt Karl. »Oder hast du eine Ahnung, wie es mir gelingen könnte. den Farn ohne Spaten auszubuddeln?«

»Ohne Spaten geht es nicht«, sagt Karls Lebensgefährtin. »Doch du weißt ja, wo es Spaten zu kaufen gibt. Aber beeil dich! Die Geschäfte schließen bald.«

Beschäftigung

Tünnermann und seine Frau hatten sich in der gemeinsamen Küche versammelt, um für den Tag zu planen. Tünnermann saß auf seinem Stammplatz. Frau Tünnermann stand an der Spüle.

»Setz dich doch mal hin«, sagte Tünnermann.

»Ich kann nicht immer sitzen«, meinte Frau Tünnermann. »Über die Tagesplanung kann man auch reden, wenn man sich nebenbei mit etwas anderem beschäftigt.«

Tünnermann stützte seinen Kopf in die Hand und sagte: »Was meinst du, was können wir machen?«

»Im Garten ist immer etwas zu tun«, sagte Frau Tünnermann.

»Bei dem Wetter?«, fragte Tünnermann.

»Der Keller müsste dringend aufgeräumt werden«, erinnerte Frau Tünnermann ihren Mann.

»Ja, das ist wahr«, sagte Tünnermann und streckte die Beine aus.

»Oder hast du einen anderen Vorschlag«, fragte Frau Tünnermann und öffnete die Tür zum Besenschrank.

»Ich habe überhaupt keine Idee«, gab Tünnermann zu. »Nur sitzen und gucken«, stichelte Frau Tünnermann. »Was soll ich denn sonst machen?«, fragte Tünnermann.

Frau Tünnermann hielt den Handfeger bereit und meinte: »Du könntest deine Füße hochnehmen, damit ich unter deinem Stuhl fegen kann.«

Der Nachfolger

Herr Plünder folgt seinen Freunden Tünnermann und Papendiek in den Ruhestand. Punkt 65 – keinen Tag eher, keinen Tag später.

Herr Plünder wird mit allen Ehren verabschiedet. Mit Reden und Sekt und mit einem Buch »Mein schöner Garten«, weil Herr Plünder überall erzählt hat, dass er sich auf seinen Garten freue. Sogar auf die Gartenarbeit, für die bisher seine Frau zuständig war. Herr Plünder hatte in seinem Beruf zu viel um die Ohren. Aber das ist ja nun vorbei.

Herr Plünder verabschiedet sich von seiner Chefsekretärin, die er noch als Fräulein Steiner gekannt hat, bis sie eines Tages zu ihm kam und ihn bat, künftig Frau Steiner zu ihr zu sagen.

Er verabschiedet sich von seinen Sekretärinnen im Vorstandssekretariat, von seinem Fahrer, von den Büroboten, also von all den Leuten, die ihm während seiner Amtszeit zu Diensten waren. Für jeden hat er ein gutes Wort. Er sagt: »Ich werde Sie vermissen.«

Er sagt das so dahin, ohne sich etwas dabei zu denken. Das Denken kommt erst später.

Am ersten Tag seines Ruhestandes hat er noch etwas im Büro zu erledigen.

Er begibt sich wie selbstverständlich dorthin und wird wie selbstverständlich freundlich begrüßt. Sein Zimmer ist noch genau wie gestern. Nur die Bilder seiner Familie, die auf dem Schreibtisch standen, hat er schon vorgestern mitgenommen. An der Wand hängt eine recht gute Kopie von Franz Marc, von ihm selbst damals ausgesucht. Sein Nachfolger kann sich freuen.

Er fragt: »Ist mein Nachfolger noch nicht da?«

»Der wird doch erst morgen erwartet«, wird er von der Chefsekretärin belehrt.

Am zweiten Tag seines Ruhestandes räumt er sein Arbeitszimmer zu Hause ein.

Er stellt die Bilder seiner Familie auf den Schreibtisch, beschriftet einige Ordner, die noch gähnend leer sind, und ein paar Mal hat er den Namen seiner Chefsekretärin auf der Zunge. »Frau Steiner, können Sie mal eben kommen?«

Aber es hat keinen Sinn, sie zu rufen. Sie ist nicht da. Sie wird in diesem Augenblick möglicherweise von seinem Nachfolger gerufen.

Irgendwann im Laufe des Tages kommt ihm der Gedanke: Alles muss ich allein machen. Sogar Briefmarken auf Briefumschläge kleben, um genau zu sein: Eine Briefmarke auf einen Briefumschlag. Das war schon genug Arbeit.

Aber das wusste er vorher, dass er im Ruhestand alles allein machen muss.

Nein, nein, Herr Plünder ist nicht so ein Typ, der mit 65 in ein tiefes Loch fällt. Er hat sich darauf vorbereitet.

Er denkt an den Garten. Er denkt auch an die Ehrenämter, die er bekleidet. In zwei Vereinen. In einem ist er Schatzmeister. Einen dritten Verein will er demnächst gründen – mit ihm als 1. Vorsitzenden.

Da wird viel Arbeit auf ihn zukommen. Auf ihn. Nicht auf seine Sekretärin.

Er wusste vorher, dass seine Chefsekretärin nicht mit ihm in den Ruhestand tritt.

Sein Chauffeur auch nicht.

Aber seinen Dienstwagen durfte er mit in den Ruhestand nehmen. Den wollte keiner haben. Jetzt muss er den Wagen selbst steuern. Ein ganz neues Fahr­gefühl.

Am vierten Tag meint seine Frau, die unangemeldet in seinem Arbeitszimmer auftaucht: »Auf deinem Schreibtisch müsste mal Staub gewischt werden. Hast du überhaupt ein Staubtuch?«

»Staubtuch?«, fragt Herr Plünder.

»Ich hoffe, du weißt, was das ist.«

»Ich habe kein Staubtuch«, grantelt Herr Plünder.

»Dann kauf dir eins«, sagt sie. »Ich wollte dich sowieso bitten, zwei Kisten Mineralwasser zu besorgen. Wasser ist wichtig. Stell dir mal vor, es gibt einen Rohrbruch und das Wasser wird abgestellt. Dann haben wir kein Wasser im Haus. Also, zwei Kisten ist das wenigste. In deinem Auto ist Platz genug, oder?«

Herr Plünder ist etwas irritiert.

Staubtuch kaufen, Mineralwasser kaufen – zwei Termine, die nicht eingetragen sind.

Von wem auch?

Er blättert in seinem Terminkalender, schreibt »Mineralwasser und Staubtuch einkaufen« hinein. Aber erst für morgen.

Am fünften Tag kennt er seinen Terminkalender gar nicht wieder. Alle Termine sind durcheinandergeraten.

Seine Frau wartet auf das Wasser, sein Zahnarzt wartet auf seinen Besuch, während seine Schwiegertochter sich über sein unangemessen frühes Auftauchen wundert.

»Wir frühstücken erst um acht«, sagt sie.

Am sechsten Tag beschließt er, mal wieder in sein altes Büro zu gehen.

Er denkt an seinen Nachfolger, den er leider nicht einarbeiten konnte.

Der wird Fragen haben, denkt er.

Herr Plünder geht in sein Büro.

Im Sekretariat wird er freundlich empfangen.

»Das ist aber nett, dass Sie uns mal besuchen. Genießen Sie denn Ihren Ruhestand?«, fragen die Damen und ziehen ein Gesicht, als sei ihnen der Besuch des alten Chefs gar nicht recht.

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