Keine Angst mehr vor der Interpretation von Gedichten

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Keine Angst mehr vor der Interpretation von Gedichten
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Helmut Tornsdorf

Keine Angst mehr vor der Interpretation von Gedichten

10 Tipps und jede Menge Knowhow

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Worum es in diesem E-Book geht: 3 Probleme und 3 einfache Lösungen

Vorab eine Kurzfassung der wichtigsten Infos und Tipps für die Eiligen:

Ein erster Vorgeschmack auf den Ablauf einer Interpretation?

Was sind Gedichte überhaupt?

Welche Rolle spielt der Reim in Gedichten?

Welche Rhythmus-Varianten sollte man kennen?

Was macht Gedichte über die äußere Form hinaus noch schwierig?

Was sind die wichtigsten künstlerischen Mittel in Gedichten?

Was versteht man eigentlich unter der Analyse bzw. Interpretation von Gedichten?

Was zur Analyse eines Gedichtes gehört

Wie geht man am besten vor, wenn man ein Gedicht interpretieren soll

Ein Beispiel für eine Gedichtinterpretation aus der Zeit der Romantik

Impressum neobooks

Worum es in diesem E-Book geht: 3 Probleme und 3 einfache Lösungen

Gedichte sind für viele Schüler der Schrecken schlechthin - dabei muss das gar nicht sein.

Man braucht nur die richtigen Tipps und sollte sich ein bisschen Zeit nehmen, um ein paar Grundlagen zu begreifen - dann noch ein bisschen Übung - und schon ist man auf einem guten Wege.

Das kleine Schaubild - für den schnellen ersten Eindruck

Wer schon mal eine erste Ahnung davon haben will, wie einfach es sein kann, das "Geheimnis der Gedichte" zu lösen, kann das an dem kleinen Schaubild gut erkennen:

Problem Nr. 1: Die "Verknappung"

Da sind erst mal drei "Problemstellen": Gedichte sind unheimlich "verknappt", d.h. auf das Wesentliche reduziert. Man muss sich das wohl so vorstellen, dass ein Gedichtschreiber so lange an seinen Gedanken herumfeilt, bis nur noch das Allerwichtigste und das auch noch in Andeutungen vorhanden ist.

Problem Nr. 2: Die "Verrätselung"

Dann neigen Gedichtschreiber auch noch dazu, ihre Gedanken zu verrätseln - sie sagen sich wahrscheinlich: Das Leben ist ein Rätsel - dann kann mein Gedicht auch eins sein. Wer also gerne etwas ausknobelt oder herumtüftelt, bis er eine Lösung hat, der ist bei Gedichten genau richtig. Aber wir werden auch zeigen, wie man das Richtige einigermaßen ohne geniale "Erfindereinfälle" herausbekommt.

Problem Nr. 3: Die "Verkünstlichung"

Bleibt noch das dritte Problem: die "Verkünstlichung" - das heißt: Wer ein Gedicht schreibt, spielt auch gerne mit Sprache herum, das beginnt schon mit dem Rhythmus, der schnell mal dazu führt, dass man die normalen Sätze umstellen muss. Aber es gibt noch viel mehr - aber auch das lässt sich durchschauen, je mehr Übung man hat.

Aber: Wo Probleme sind, da sind auch Lösungen

Es gibt aber auch drei Lösungen, mit denen man sich zum Verständnis eines Gedichtes "hochhangeln" kann, darum die Pfeile nach oben - auf die werden wir weiter unten eingehen, wenn wir unsere 10 Tipps vorgestellt haben.


Dazu noch die gute Nachricht: Vieles von dem, was im Folgenden vorgestellt wird, lässt sich leicht auch auf die Analyse anderer Texte übertragen - es handelt sich also um kein Wissen und Verstehen, das man anschließend wieder vergessen muss ;-)

Vorab eine Kurzfassung der wichtigsten Infos und Tipps für die Eiligen:

Manchmal gibt es ja im Leben Situationen, da hat man es sehr eilig - und das kann natürlich auch bei dem Thema Gedichte der Fall sein - vor allem, wenn morgen oder übermorgen bereits eine Klassenarbeit ansteht.

Deshalb hier also die wichtigsten Tipps in Kürze:

Tipp 1: Die Aufgabe sorgfältig lesen - das ist häufig schon die halbe Lösung

Das mag einem übertrieben vorkommen - aber es ist auf jeden Fall sinnvoll, die Aufgabenstellung genau zu lesen, das gilt besonders für die Aufgabenteile, die nicht gewissermaßen automatisch entstehen, weil man eben eine bestimmte Anzahl von Schritten abarbeiten soll.

Das hat außerdem den Vorteil, dass man gleich am Anfang den Lehrer noch fragen kann - bevor der vielleicht durch eine andere Aufsicht (bei einer Klassenarbeit) ersetzt wird.

Tipp 2: Bei einer Klassenarbeit: Einen Zeitplan erstellen

Seitdem nette Lehrer dazu übergegangen sind, ihren Schülern einen Zeitplan an die Tafel zu schreiben, hat das kollektive Stöhnen ganzer Klassen, wenn es dann plötzlich zur Halbzeit schellt oder der Lehrer auf Nachfrage die verbleibende Zeit genannt hat, deutlich abgenommen.

Diejenigen, die solche Lehrer nicht haben oder einfach auch ohne solche Hilfen ihre Aufgaben ganz selbstständig lösen wollen, sollten sich wirklich am Anfang 5 Minuten gönnen und sich genau überlegen, wieviel Zeit man sich für die Aufgabenteile reservieren soll.

Tipp 3: Nicht erschrecken lassen

Grundsätzlich nicht von Gedichten erschrecken lassen - es gehört zu ihrem Wesen, dass sie

1. sehr konzentriert und

2. zum Teil verrätselt sind

3. und viel mit besonderen sprachlichen Mitteln arbeiten.

Für diese Probleme gibt es aber gute Hilfsmittel:

Tipp 4: Nicht glauben, dass man gleich alles verstehen muss

Auch wenn am Ende ein möglichst gutes Verständnis des Gedichtes stehen soll - man muss es nicht gleich verstehen.

Es reicht, wenn man erst einmal nur beschreibt, was da im Gedicht von dem sogenannten "Sprecher" oder dem "lyrischen Ich" präsentiert wird. Dabei helfen Analytische Begriffe (AB) wie:

AB: "Es wird die Situation beschrieben"

AB: "Es wird zurückgeblickt"

AB: "Es werden Gedanken zu ... geäußert."

AB: "Es werden Gefühle präsentiert"

AB: "Das lyrische ich fragt sich ... "

AB: "Als Leser hat man den Eindruck ..."

Tipp 5: Aber gleich alles sichern, was klar und verständlich ist

Und wenn man dann schon einiges gleich versteht: am besten gleich zum Beispiel mit einem grünen Textmarker markieren. Dann bekommt man gleich schon mal Hoffnung - und kann die gelben oder gar roten Zonen leichter ertragen.

Allerdings immer im Auge behalten, dass es sich um ein vorläufiges Verständnis handelt, das sich ändern kann, je weiter man liest und je tiefer man in das Gedicht eindringt.

Tipp 6: Lücken mit eigenen Erfahrungen bzw. Überlegungen füllen (Hypothesenbildung)

Wenn man das beachtet, was eben gesagt worden ist, man also vorsichtig mit den eigenen Meinungen ist, um Irrwege zu vermeiden, dann kann man auch an schwierigen bzw. lückenhaften Stellen mutig sein und einfach mal eine Idee entwickeln, wie das gemeint sein könnte und worauf es sich beziehen lässt.

Wenn es nämlich keine bessere Lösung gibt, dann ist die die beste ;-)

Tipp 7: Signale bündeln

Alles, was der Sprecher/das lyrische Ich präsentieren, sind Signale. Wenn folgende Signale in die gleiche Richtung gehen, dann sollte man sich das vermerken, am besten als SB, als Signalbündel. Zum Beispiel kann mehrfach auf eine traurige Situation verwiesen werden, dann gibt es eben ein entsprechendes Signalbündel. Ein anderes beschäftigt sich mit der Frage des Umgangs usw.

Tipp 8: Künstlerische Mittel erkennen und "funktionalisieren"

Was die sogenannten "künstlerischen" oder "sprachlichen" Mittel angeht, tun sich Schüler besonders schwer, dabei gibt es eine ganz einfache Definition: Alles, was vom normalen, inzwischen ziemlich wirkungslosen Sprachgebrauch abweicht, ist ein künstlerisches Mittel.

Dabei gibt es natürlich so schwach glühende Sterne wie die Alltagsmetaphern ("Erfahrung" hingt ursprünglich mit "fahren", also in der Welt oder im Leben herumkommen zusammen, es lohnt sich also, der Sprache ein bisschen "auf den Grund zu gehen" - schon wieder eine dieser Metaphern ;-) Auch wenn "der Wind sein einsames Lied singt", empfindet man das vielleicht auf den ersten Blick nicht als weiter aufregend, dass hier personifiziert wird, weil man sich eher mit der Frage beschäftigt, was da das einsame Lied ist ;-) Also - auch hier genauer hinschauen - am besten geht man den Text einmal komplett durch und prüft ihn auf "Normalität" - und wenn man dann genug gefunden hat, nimmt man die "unnormalsten" Metaphern und damit auch die wirkungsvollsten und - das ist wichtig - fragt sich, was sie unterstützen und was sie bewirken.

 

Tipp 9: Nicht "paraphrasieren", sondern "analytische" Begriffe verwenden und zählen

Wir sprachen oben schon davon, dass man sich erst mal damit begnügen kann zu zeigen, was im Gedicht eigentlich "getan", d.h. präsentiert wird.

Mit den entsprechenden "analytischen" Begriffen wie "Situationsbeschreibung", "Schlussfolgerung", "Gegensatz" usw. zu arbeiten hat aber noch den Vorteil, dass man dann mit Sicherheit nicht einfach "paraphrasiert", nämlich den Text nur einfach mit eigenen Worten wiedergibt. Also möglichst nie Formulierungen verwenden wie "Am Anfang wird gesagt, dass ..." Da ist nämlich der Erkenntniswert fast gleich Null - und dafür gibt es keine guten Noten.

Ein weiteres gutes Mittel ist das Zählen - das gilt übrigens für andere Texte und besonders argumentative wie Reden noch mehr: Man spricht also davon, dass der Sprecher drei Probleme erwähnt, zwei Lösungen präsentiert usw. Das schafft nämlich Strukturen. Zu diesen gehört natürlich besonders auch der Gegensatz - das ist gewissermaßen die Kombination aus plus 1 und minus 1, wobei das in unserem Falle nicht die Null, sondern ein hohes Maß an Spannung ergibt.

Tipp 10: Übergänge schaffen und Zusammenfassungen schreiben

Wie bei anderen Analysen auch, sollte man deutlich machen, wenn man zu einem neuen Aufgabenteil kommt - möglichst mit einer Überleitung: "Nachdem die Frage der Intentionalität geklärt ist, geht es darum, durch welche Mittel sie unterstützt wird..." Man sieht hier, dass man sich Standardformulierungen basteln kann, die man immer wieder verwenden kann.

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