Keine Angst mehr vor Balladen und Inhaltsangaben

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Keine Angst mehr vor Balladen und Inhaltsangaben
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Helmut Tornsdorf

Keine Angst mehr vor Balladen und Inhaltsangaben

Erweiterte Neuauflage mit Interpretationen und vielen Tipps

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Worum geht es in diesem Buch?

2. Was sind Balladen überhaupt?

3. Wie kann man am besten zu einer Ballade eine Inhaltsangabe anfertigen?

4. Wie erkennt man das Thema und die "Absicht" einer Ballade?

5. Was sind eigentlich "künstlerische Mittel" und welche Funktion haben sie?

6. Was kann man als heutiger Leser mit einer Ballade anfangen?

7. Wie kann man Balladen "effektvoll" vortragen?

8. Tipps zu Klassenarbeiten zu Balladen

9. Klassenarbeit „Gorm Grymme“ – Text mit Erläuterung

10. „Gorm Grymme“ – Aufgaben und Lösungshinweise

11. „John Maynard“ – Text mit Erläuterung

12. „John Maynard“ – Aufgaben und Lösungshinweise

13. „Der Taucher“ – Text mit Erläuterung

14. „Der Taucher“ – Aufgaben und Lösungshinweise

15. „Der Zauberlehrling“ – Erläuterung der Strophen

16. „Der Zauberlehrling“ - Inhaltsangabe

17. „Der Zauberlehrling“ - Stellungnahme

18. „Der Zauberlehrling“ – Gegengedicht schreiben

19. „Der Schatzgräber“ (Goethe) – Inhaltserläuterung und Inhaltsangabe

20. „Die Schatzgräber“ (Bürger) – Inhaltserläuterung und Anregungen

21. „Ballade vom Nachahmungstrieb“ – Texterläuterung und Inhaltsangabe

22. Ballade von Tonio Schiavo

23. Beispiel für moderne Ballade: Paul Pfeffer, Das Ei des Kolumbus

24. Eine Ballade als Denkanstoß: Mittelmäßigkeit in der Liebe

25. Selbst eine Ballade schreiben, Beispiel 1: Vom Schicksal getroffen werden

26. Selbst eine Ballade schreiben, Beispiel 2: Das Schicksal herausfordern

27. In der Welt der Balladen die richtige finden

28. Rückblick, Ausblick und Support

29 Das besondere Angebot: Unsere Schreibwerkstatt

30. Wenn Sie mehr Tipps und Materialien möchten ...

Impressum neobooks

1. Worum geht es in diesem Buch?

Warum Balladen so beliebt sind:Balladen spielen im Deutschunterricht eine große Rolle – besonders in der Klasse 7. Das hat gute Gründe, denn in ihnen geht es meistens um ziemlich dramatische Ereignisse, die entsprechend wirkungsvoll vorgestellt werden. Da sie außerdem meistens gereimt und in einem schönen Rhythmus erscheinen, kann auch ihr Vortrag zu einem beeindruckenden Erlebnis werden. Darüber hinaus sind sie auf Grund ihrer relativen Kürze sehr gut geeignet, um an ihnen Inhaltsangaben zu üben.

Im Folgenden konzentrieren wir uns damit auf die Fragen:1. Was sind Balladen überhaupt? Wir werden dabei feststellen, dass es sich um einen ziemlich attraktiven Mix handelt. Alles ist drin, was zu Literatur gehört. 2. Wie kann man am besten zu einer Ballade eine Inhaltsangabe anfertigen? Hier zeigen wir einfache Wege zum Erfolg: Man fasst zunächst kurz die einzelnen Strophen zusammen, wendet sich dann dem Kern zu (einer Person oder einem Ereignis) und „hangelt“ sich dann von einem wichtigen Punkt zum nächsten – bis zum Schluss. 3. Wie erkennt man das Thema und die "Absicht" einer Ballade? Das Thema ist recht einfach zu bestimmen, weil ja meist ein dramatischer Konflikt vorliegt – und damit hat man auch schon eine Fragestellung. Was die „Absicht“ angeht, werden wir sehen, dass das weniger etwas mit dem Verfasser oder seinen Zielen zu tun hat. Vielmehr handelt es sich eigentlich um das, was der Text „raushaut“, womit er uns in seinen Bann zieht, 4. Was sind eigentlich "künstlerische Mittel" und welche Funktion haben sie? Literatur hat immer was zu tun mit Schönheit, mit besonderen Einfällen. Man will einfach Dinge mal neu, anders sagen, als es normalerweise geschieht. Hier kann man natürlich auf bestimmte Mittel zurückgreifen wie sprachliche Bilder, Vergleiche, Gegensätze, Steigerungen, Kontraste und vieles mehr. Aber immer wieder ergibt sich auch die Möglichkeit, mal was ganz Neues zu präsentieren – ein bisschen Genialität ist halt immer dabei. 5. Was kann man als heutiger Leser mit einer Ballade anfangen? Literatur ist zwar mal in einer bestimmten Zeit geschrieben worden – aber gute Literatur hat eine lange Leuchtkraft. Allerdings ist es wie im Theater. Da gibt es die guten alten Stücke, aber sie müssen immer wieder auf die Gegenwart bezogen werden. Wir werden zeigen, was „Sinnpotenzial“ ist – die Power, die in einer Ballade steckt – und mit der wir heute was anfangen können. Man nehme etwa den „Zauberlehrling“ – Goethe hatte eine klare Meinung: Fang nicht mit eigenen Experimenten an, wenn der Meister nicht da ist. Aber sehen wir das heute auch noch so? Gäbe es überhaupt Fortschritt, wenn nur die alten Meister das Sagen hätten? Fragen über Fragen – und schon gibt es heftige Diskussionen. 6. Wie kann man Balladen "effektvoll" vortragen? Schon die alten Griechen wussten: Zu guter Unterhaltung im weitesten Sinne des Wortes gehört auch, dass man den Zuhörern und Zuschauern was bietet. Deshalb erfanden sie die Rhetorik, die Kunst der Rede und des Vortrags. Hier bieten Balladen eine echte „Wundertüte“, aus der man viel Schönes herausgreifen kann, das auch häufig zu Herzen geht. Wir zeigen, welche Werkzeuge es gibt, um seine Zuhörer zu begeistern. Und ganz nebenbei: Das kann man auch bei vielen anderen Gelegenheiten nutzen. Denn „Klappern gehört zum Handwerk“ – erfolgreich ist, wer auf sich und seine Sache aufmerksam macht. 7. Tipps zu Klassenarbeiten zu Balladen: Schule, das heißt nun einmal auch Leistungsüberprüfung. Wir zeigen, wie man dabei erfolgreich sein kann. Wichtig ist echter Durchblick (man muss die Dinge verstanden haben!) – daneben auch ein bisschen Weitblick (es ist immer gut, wenn man noch in ein paar weitere Balladen hineingeschaut hat) – und am Ende geschicktes Verhalten. Dazu gehört auch eine gute Zeitplanung mit Konzentration auf das Wesentliche. 8.-10: "Übung macht den Meister": Da ist wirklich was dran - und darum bringen wir ein paar Beispiele von Klassenarbeiten, bei denen das gesamte Knowhow angewendet worden ist.

2. Was sind Balladen überhaupt?

Als erstes wenden wir uns natürlich der Frage zu, was Balladen eigentlich sind.


Lüften wir also etwas den Vorhang und schauen ein erstes Mal in die Glaskugel der Wahrheit.


2.1 Die Ballade - eine Kombination aus drei "Ausgangsstoffen"

Balladen sind zunächst einmal Gedichte, das heißt sie zeigen sich in Versform, also verkürzten Textzeilen. Meistens gibt es auch Reime und einen bestimmten Rhythmus, wie es für viele Gedichte typisch ist. Das Besondere an ihnen ist aber dann, dass auch eine Geschichte erzählt wird - und die ist außerdem auch noch dramatisch, das heißt, es geht mehr oder weniger heiß her – und Schicksale nehmen ihren Lauf.

Der berühmte Dichter Goethe war übrigens so begeistert von Balladen, dass er die Gattung als „Ur-Ei“ bezeichnete. Damit wollte er wohl sagen, dass in ihr alles drin ist, was zu der Art gehört. In diesem Falle meinte er die Literatur damit. Wenn er heute leben würde, hätte er vielleicht eher von einer „Stammzelle“ gesprochen. Das sind schließlich die Körperzellen, aus denen sich alles Mögliche entwickeln kann, je nachdem, wie man damit umgeht. Noch passender aus heutiger Sicht wäre aber wohl der schöne Begriff: „Eierlegende-Woll-Milch-Sau“. Denn der besagt ja gerade in einer schönen Neuwort-Erfindung (Neologismus), dass etwas alles ist und alles kann.

 

Ganz gleich, ob die Ballade nur eher ein „Ei“, eine „Stammzelle“ oder gar eine solche EWMS ;-) ist, sie ist zusammengefasst: „ein dramatisches Erzählgedicht“. Auch in dieser Formulierung ist alles drin, was zur Literatur gehört. Nehmen wir als Beispiel die Volksballade „Die beiden Königskinder“. Sie beginnt in Versform so:


Es waren zwei Königskinder,

die hatten einander so lieb;

sie konnten zusammen nicht kommen,

das Wasser war viel zu tief.


In diesen ersten Zeilen wird schon deutlich, dass es ein Problem gibt und nach Lösungen gesucht werden muss. Leider gibt es dann aber auch noch eine „falsche Nonne“, die etwas dagegen hat, dass die Liebenden doch einen Weg zueinander finden.

Insgesamt hat man auch noch eine tragische Geschichte, in der ein kluges Mädchen sich einen Weg ausdenkt, den ihr Geliebter auch beschreitet. Als er dabei zum Opfer eines bösen Anschlags wird, bleibt seiner Freundin nur noch die Trauer – und die wird auf bewegende Art und Weise erzählt.


2.2. Und zwar - aus Lyrik, Epik und Dramatik

Leute, die sich mit Literatur auskennen, freuen sich deshalb besonders über Balladen, weil in ihnen alle drei Arten vorhanden sind, die Schriftsteller sich ausdenken können, um schöne Texte (Fremdwort: Belletristik) zu schreiben. Dichter können Geschichten erzählen – das Fachwort dafür ist „Epik“, sie können einen Konflikt sich ausleben lassen, das wäre dann die „Dramatik“. Meistens völlig anders ist die Lyrik, also wenn einfach Gedanken und Gefühle geäußert werden. Bei den Balladen nimmt man meistens nur die Form von Gedichten, der Rest ist dann Erzählung und Dramatik.

Zur Verdeutlichung noch schnell ein kleines Schaubild:


Der Autor greift gewissermaßen in drei Töpfe: Er beginnt mit einer Geschichte, die entweder schon Dramatik enthält oder sie bekommen kann. Dann wird das Ganze am Ende in Gedichtform gebracht – und schon ist die Ballade fertig.


2.3. Ein Beispiel: Schillers Ballade "Der Handschuh" mit Strophen-Zusammenfassungen

Schauen wir uns ein Beispiel an:

Zu finden ist es auf der Seite:

http://gutenberg.spiegel.de/buch/3352/75

Von dort kommen auch alle anderen diese Ballade betreffenden Zitate.

Als kleine Vorübung für die spätere Inhaltsangabe fassen wir jede Strophe kurz zusammen (ZF1, ZF2 usw.)


Schon mal ein kurzer Hinweis, was die Möglichkeit des Ausdruckens angeht:E-Books sind eine gute Möglichkeit, Informationen weiterzugeben – aber sie sind natürlich nicht optimal, was zum Beispiel den Ausdruck von Seiten angeht. Deshalb gibt es am Ende dieses Buches einen Hinweis, wie man sich als Leser dieses E-Books interessante Seiten auch gut ausdrucken kann.

Kommen wir nun zu einer der interessantesten Balladen, die es gibt. Wo es Schwierigkeiten gibt, die manchmal alt wirkende Sprache zu verstehen, geben wir entsprechende Hilfen.


Friedrich Schiller

Der Handschuh

Vor seinem Löwengarten, (heute würde man von „Privatzoo“ sprechen)

Das Kampfspiel zu erwarten,

Saß König Franz,

Und um ihn die Großen der Krone, (die hohen Würdenträger des Reiches)

Und rings auf hohem Balkone

Die Damen in schönem Kranz. (Gemeint ist, dass sie sich schön präsentieren.)

ZF1: Es geht um die festliche Veranstaltung eines Königs Franz, in der Kämpfe zwischen wildern Tieren präsentiert werden und zu der sowohl wichtige Herren wie auch Damen erschienen sind.

Und wie er winkt mit dem Finger,

Auf tut sich der weite Zwinger, (ein abgeschlossener Bereich für Tiere.)

Und hinein mit bedächtigem Schritt (mit ruhigen, langsamen Schritten)

Ein Löwe tritt,

Und sieht sich stumm

Rings um,

Mit langem Gähnen,

Und schüttelt die Mähnen,

Und streckt die Glieder,

Und legt sich nieder.

ZF2: In der zweiten Strophe beginnt das Kampfspiel, indem zunächst ein Löwe aus seinem Zwinger in die Arena freigelassen wird, der sich nur kurz umschaut und dann ruhig niederlegt.

Und der König winkt wieder,

Da öffnet sich behend (gemeint ist: „schnell“)

Ein zweites Tor,

Daraus rennt

Mit wildem Sprunge

Ein Tiger hervor,

Wie der den Löwen erschaut,

Brüllt er laut,

Schlägt mit dem Schweif

Einen furchtbaren Reif, (Reif = Kreis)

Und recket die Zunge,

Und im Kreise scheu

Umgeht er den Leu (den Löwen)

Grimmig schnurrend;

Drauf streckt er sich murrend

Zur Seite nieder.

ZF3: In der dritten Strophe kommt als zweites Tier ein Tiger hinzu, der den Löwen nur kurz anbrüllt und sich dann ebenfalls an der Seite niederlegt.

Und der König winkt wieder,

Da speit das doppelt geöffnete Haus (speit = spuckt; Haus = Zwinger)

Zwei Leoparden auf einmal aus,

Die stürzen mit mutiger Kampfbegier

Auf das Tigertier,

Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen,

Und der Leu mit Gebrüll (Leu = Löwe)

Richtet sich auf, da wird's still,

Und herum im Kreis,

Von Mordsucht heiß,

Lagern die greulichen Katzen. (greulich = schrecklich)

ZF4: In der vierten Strophe kommen als weitere Raubtiere zwei Leoparden dazu, die sich auf den Tiger stürzen, von ihm aber problemlos abgewehrt werden. Da sich auch noch der Löwe mit Gebrüll aufrichtet, wird es gleich wieder ruhig - aber es liegt eine große Spannung in der Luft.

Da fällt von des Altans Rand (Altan = eine Art Balkonvorbau mit Stützen)

Ein Handschuh von schöner Hand

Zwischen den Tiger und den Leun (den Löwen)

Mitten hinein.

ZF5: In der fünften Strophe kommt etwas völlig Neues hinzu, denn der Handschuh einer Dame fällt in die Arena - mitten zwischen den Tiger und den Löwen.

Und zu Ritter Delorges spottenderweis (mit Spott in der Stimme)

Wendet sich Fräulein Kunigund:

»Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß,

Wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund,

Ei, so hebt mir den Handschuh auf. «

ZF6: In der sechsten Strophe fordert die Dame, die Kundigunde heißt, den Ritter Delorges, der anscheinend in sie verliebt ist, auf, diese Liebe zu beweisen, indem er ihr den Handschuh zurückbringt.

Und der Ritter in schnellem Lauf

Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger

Mit festem Schritte,

Und aus der Ungeheuer Mitte

Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger. (keck = mutig)

ZF7: In der siebten Strophe steigt der Ritter tatsächlich in den Zwinger hinab und holt den Handschuh.

Und mit Erstaunen und mit Grauen (Grauen = Entsetzen)

Sehen's die Ritter und Edelfrauen,

Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.

Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,

Aber mit zärtlichem Liebesblick –

Er verheißt ihm sein nahes Glück –

Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.

Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:

»Den Dank, Dame, begehr ich nicht«,

Und verlässt sie zur selben Stunde.


ZF8: In der achten Strophe sehen alle erstaunt, aber auch mit Entsetzen, wie der Ritter den Handschuh der Dame zurückbringt. Während alle ganz begeistert sind und ihn feiern und Kunigunde den Ritter zärtlich anblickt, wirft der ihr den Handschuh ins Gesicht und verlässt sie. Seine letzten Worte bedeuten, dass er von dieser Frau keine Anerkennung haben möchte.

3. Wie kann man am besten zu einer Ballade eine Inhaltsangabe anfertigen?


3.1. Was ist eine Inhaltsangabe überhaupt und wie leitet man sie ein?

Eine Inhaltsangabe ist zunächst einmal so etwas wie ein Bericht, soll sich also auf das Wesentliche konzentrieren und vor allem sachlich sein. Das heißt: Alles, was Spannung erzeugt oder Einzelheiten schildert, hat in einer Inhaltsangabe nichts zu suchen. Ein typisches Wort, das gar nicht geht, ist „plötzlich“. Ähnliches gilt für wörtliche Rede.

Am besten beginnt man mit einem Einleitungssatz, in dem der Text und sein Verfasser vorgestellt werden. Hierzu kann man eine Art „Formular“ verwenden. So nennen wir Formulierungen, auf die man immer wieder zurückgreifen kann. In diesem Falle könnte das so aussehen:


In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um ...

Die fett markierten Teile kann man praktisch immer verwenden – man muss dann nur das noch eintragen, was im aktuellen Falle gilt, nämlich den Titel und den Verfasser. Solche Formulare sind sehr hilfreich.

Kommen wir zum nächsten Schritt. Jetzt braucht man nur noch eine Art "Absprungspunkt" in die Beschreibung der Handlung. Hier bietet sich natürlich der König mit seinem Kampfspiel an. Man könnte also so fortfahren:


In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet.

Merke: Das nächste Element in der Inhaltsangabe ist eine allgemeine Aussage zur zentralen Person. Natürlich kann es in einer anderen Ballade auch eine Stadt oder eine spezielle Situation wie ein Fest o.ä. sein.


3.2 Die Zusammenfassung der inhaltlichen Schritte

Als nächstes fasst man die beschriebenen Ereignisse kurz zusammen. Dabei kann man natürlich wunderbar auf die Vorarbeiten zurückgreifen. Vorher hat man ja zu jeder Strophe eine Kurz-Beschreibung des Inhalts verfasst.


In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen.


Jetzt kommt eine gefährliche Stelle - denn jeder gute Geschichtenerzähler würde jetzt mit "Plötzlich" oder "Auf einmal" fortfahren, das muss man in einer Inhaltsangabe allerdings vermeiden, weil sie ja ganz sachlich angelegt sein soll:

In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen. Die Spannung steigt, als ein Ritter von seiner Dame aufgefordert wird, ihr den Handschuh, den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen, wieder zurückzubringen.

Der Relativsatz nach "Handschuh" („den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen“) ist jetzt natürlich schon eine Interpretation. Im Gedicht wird ja offengelassen, warum die Dame das tut oder wie es dazu kommt. Wenn man aber den weiteren Verlauf betrachtet, spricht alles dafür. Schließlich i^^st im Gedicht davon die Rede, dass Kunigunde "spottenderweis" spricht, also weniger aus Angst um ihren Handschuh als mit der Absicht, den Ritter zu testen oder vorzuführen - und zwar völlig unnötigerweise.

 

Kommen wir nun zum Schluss, in dem es um das Verhalten des Ritters geht.

In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen. Die Spannung steigt, als ein Ritter von seiner Dame aufgefordert wird, ihr den Handschuh, den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen, wieder zurückzubringen. Nachdem er diesen Auftrag ganz ruhig erledigt hat und auch unbeschadet zurückgekommen ist, wirft er der Dame den Handschuh ins Gesicht und verlässt sie, weil er nicht so behandelt werden will.

Auch hier liegt am Ende ein bisschen Interpretation vor - aber ganz ohne geht es bei Gedichten auch nicht. Das sind ja meist sehr konzentrierte Texte, die nicht alles sagen. Das bedeutet natürlich für den Leser eine große Herausforderung. In diesem Falle dürfte die Lage aber ziemlich klar sein: Dieser Ritter hat die Heldentat offensichtlich nicht vollbracht, weil er damit bei seiner Dame besser ankommen wollte, sondern weil das anscheinend zu seinem Verständnis von Rittertum gehört. Er hat aber durchaus begriffen, dass die Dame ihn "spottenderweis" in diese Lage gebracht und sein Leben oder sein Ansehen gefährdet hat. Deshalb gibt er den "Schimpf" (so nannte man das früher) zurück und verlässt sie.

Schaubild des Aufbaus der Inhaltsangabe:Bilder sagen ja mehr als 1000 Worte – also zeigen wir hier noch einmal grafisch, wie wir die Inhaltsangabe aufgebaut haben. 1. Wir beginnen mit einem Einleitungssatz mit Angaben zum Text: Textsorte, Titel und Verfasser. 2. Rahmen, Teil 1: Dann wird ausnahmsweise mal nicht über die Hauptfigur eingestiegen. Die kommt nämlich erst später. Also beginnen wir mit König Franz, der ja schließlich der Veranstalter ist. In gewisser Weise kann man ihn auch als „Auslöser“ bezeichnen, wie wir es getan haben, weil er ja der Dame die Plattform für ihre Aktion gegen den Ritter gibt. 3. Rahmen, Teil 2: Die Überleitung erfolgt wieder durch einen Relativsatz, der den gesamten Rahmen beschreibt: festliche Veranstaltung, wichtige Gäste und wilde Tiere. 4. Handlung 1: Wichtig ist, dass die wilden Tiere sich zunächst friedlich verhalten, hierauf könnte man noch genauer eingehen, weil es ja eine sehr gespannte Ruhe ist. Wir haben hier also die Überleitung vom Rahmen zur eigentlichen Handlung. 5. Handlung 2: Es folgt der Auftrag, der eigentlich eine Mutprobe ist. 6. Handlung 3: Anschließend wird die mutige Durchführung des Auftrags beschrieben. 7. Handlung 4: Dann kommen zwei Überraschungen – zum einen der Wurf des Handschuhs mitten ins Gesicht der Dame, der Aufsehen erregt und damit eine Basis schafft für den Schluss. 8. Handlung 5: In diesem Schluss erklärt der Ritter sein Verhalten und zieht die Konsequenzen: Er geht.



Achtung: Keine wörtliche Rede übernehmen! An dieser Stelle wird noch eine weitere Regel deutlich, die wir oben schon angedeutet haben: Wörtliche Rede gehört natürlich in eine Ballade, denn sie sorgt ja dafür, dass man als Leser oder Hörer richtig mitgeht, die Gefühle der Person voll mitbekommt. Aber was in eine Ballade gehört, gehört noch lange nicht in eine Inhaltsangabe. Man präsentiert also das Gesagte nicht so, wie es zu hören war, sondern so, wie es gemeint war. Genau das sagt der Nebensatz „weil er nicht so behandelt werden will“ aus.


Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?