Das Beste kommt jetzt!

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SUSANNE STROBACH HANNI REICHLIN-MELDEGG

DAS BESTE

KOMMT JETZT!

SO GEHE ICH GLÜCKLICH, GELASSEN UND

GESUND IN DIE ZWEITE LEBENSHÄLFTE

Mit poetischen Impulstexten von Petra Schwiglhofer

MIT DEN NEUESTEN ERKENNTNISSEN

AUS NEUROWISSENSCHAFT UND MEDIZIN


In Liebe und Dankbarkeit meiner Tochter Sophie, die mich jung hält, gewidmet und dem wundervollen Mann an meiner Seite, der namentlich nicht genannt werden möchte – ohne euch gäbe es dieses Buch nicht, ihr wart mir Inspiration, Lektorat, Co-Autoren und habt während der zahllosen Schreibtage und -nächte für mein leibliches Wohl gesorgt – Danke! Auch an Monika, meinen Onkel Edgar und Gernot Stimmer als Role-Models für geistig und körperlich fittes Altern. Danke Rudi König für innige Freundschaft und allen meinen Freundinnen und Kollegen dafür, dass ihr mit mir altert, mögen wir es in Gesundheit, Würde und mit Lebensfreude bis zuletzt tun!

Susanne

Ich widme dieses Buch all den Menschen, die an Veränderung glauben und bereit sind, ihr Leben immer wieder neu zu erschaffen, all den Leserinnen – also Ihnen –, die sich neuen Erkenntnissen öffnen, mutig umdenken und neugierig sind, was das Leben noch bringt. Das Beste kommt jetzt! Möge dieses Buch auch meine drei erwachsenen, wundervollen Kinder Martina, Georg und Stefan inspirieren, weiterhin sehr bewusst und reflektiert durchs Leben zu gehen. Ich bin dankbar für all die wertvollen Begegnungen mit Wesen, die mich auf meiner bunten Lebensreise begleiten!

Hanni

Inhalt

Lesenswert

ACHTSAMKEIT

BEWEGUNG

CARPE DIEM

DANKBARKEIT

ERNÄHRUNG – ESSEN – GENUSS

FAMILIE UND FREUNDSCHAFTEN

GESUNDHEIT

HERZ

INTERVALLFASTEN

JETZT UND HIER

KÖRPER

LIEBE UND INTIMITÄT

MITGEFÜHL UND WOHLWOLLEN

NATUR

OASE

POSITIVE PSYCHOLOGIE

QUELLE

RUHESTAND

SINN

TANZEN

UMORIENTIERUNG

VERTRAUEN

WECHSELJAHRE

XY/XX – GENDERMEDIZIN

ZUFRIEDENHEIT

Literatur

Bildnachweise

Ein herzliches DANKEschön an unsere Gastautorinnen, Gastautoren und Interviewpartner!

Impressum

LESENSWERT

„Es gibt einen Jungbrunnen – es ist dein Geist, dein Talent, die Kreativität, mit der du lebst und liebst. Wenn du lernst, diese Quelle anzuzapfen, hast du das Alter wirklich besiegt.“

(Sophia Loren zugeschrieben)

Als ich innerlich noch unsicher war, ob ich zum Thema „Altern“ ein Buch (mit)schreiben soll, meinte der beste aller Männer hilfreich: „Überleg dir doch einfach, welches Buch übers Altern DU gerne lesen würdest!“ – „Spinnst du?“, platzte es aus mir heraus „ich les doch kein Buch übers Altern!“

„Ich glaube, du solltest das Buch nicht schreiben“, meinte mein Liebster zweifelnd und mir wurde in diesem Moment klar: Genau deshalb sollte ich es schreiben – gemeinsam mit meiner Freundin, Hanni Reichlin-Meldegg!

Ähnlich wie mir geht es vielen Frauen und Männern 50+. Unser gefühltes Alter ist laut Studien sechs bis acht Jahre jünger als unser Kalenderalter – ich fühle mich gute 15 Jahre jünger!

Wir alle altern vom Tag unserer Geburt an, das ist eine unabänderliche Tatsache und jeder von uns will auch älter werden. Aber sichtbar altern will hingegen niemand.

Alter wird stark von gesellschaftlichen Normen definiert. Auf der einen Seite boomen Slogans wie „50 ist das neue 30“ und „60 ist das neue 40“, auf der anderen Seite werden billigere Tarife von Seniorenkarten (für öffentliche Verkehrsmittel, Museumseintritte etc.) von den Betroffenen gerne in Anspruch genommen. In der Kosmetikindustrie finden sich auf zahllosen Produkten die Hinweise „Anti-Aging“ und rund ums Thema Ernährung liest man vor allem von Antioxidantien, Superfood und regelmäßigem Entgiften und Fasten, um so lange wie möglich „jung“ zu bleiben.

Sie sehen schon die Dualität, mit der wir es bei diesem Thema zu tun haben. Oder um den unvergesslichen Curd Jürgens zu zitieren: „60 Jahre auf dem Weg zum Greise und doch 60 Jahr davon entfernt.“

Auch in der Öffentlichkeit sind sie immer präsenter, Frauen und Männer 70+, die durch Kompetenz, Stil und hohe Sympathiewerte punkten: Österreich glänzte mit Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein (70) als höchste Frau im Staat, der spanische Opernsänger Placido Domingo (78) beeindruckt mit dreistündigen Konzerten, Isabella Rossellini, der mit 43 gesagt wurde, sie sei zu alt, um Lancôme-Kundinnen anzusprechen, wurde jetzt mit 63 wieder zurückgeholt, weil heute in der Werbung „Frauen mit Persönlichkeit“ gefragt sind. Kris Kristofferson ist mit 81 immer noch Countryheld ganzer Generationen und füllt weltweit Konzertsäle. Meryl Streep (70) eröffnete mit 60 Jahren eine Filmreihe, die ältere Frauen in den Mittelpunkt rückt und weltweit Hunderte Millionen Dollar einspielte – ihr Erfolg ist auch zehn Jahre später ungebrochen.

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen – nicht nur im Metier von (erfolg-)reich und (noch immer) schön.

Auf der ganzen Welt wächst der Anteil der über Sechzigjährigen schneller als irgendeine andere Altersgruppe. Zwischen 1970 und 2025 muss man mit einem Anwachsen der Zahl älterer Menschen um 694 Millionen, das sind 223 Prozent, rechnen.

Galt die Gruppe der Rentner und Rentnerinnen vor 20 Jahren noch als „alte Schachteln“ und „silberne Tsunamis“, die viel Zeit in den Wartezimmern von Ärzten verbracht haben, sieht das gesellschaftliche Bild dazu heute gravierend anders aus. Der Gesundheitszustand eines heute 65-Jährigen entspricht dem eines 55-Jährigen vor 20 Jahren. Bei den heute 90-Jährigen ist die geistige Leistungsfähigkeit höher als bei 90-Jährigen vor 20 Jahren und die britischen Wissenschaftler Lynda Gratton und Andrew Scott stellten fest, dass 20-Jährige mittlerweile eine 50-prozentige Chance haben, 100 Jahre alt zu werden – vorausgesetzt, sie gehen mit ihrem Leben weise um.

Und hier setzt unser Buch an!

Mindful Aging – achtsam altern, sein Alter mit Bewusstheit wahrnehmen – war unser Leitgedanke beim Schreiben. Wir haben uns mit vielen Menschen 50+, 60+, 70+ unterhalten, zahlreiche Studien gelesen, relevante Themen herausgefiltert und kompakt für Sie aufbereitet, die uns alle in dieser Lebensphase beschäftigen.

Unser eigenes Portfolio haben wir durch großartige Expertinnen und Experten erweitert, die sich teils durch Gastbeiträge, teils im Rahmen von Interviews mit wertvollen Impulsen eingebracht haben oder bei denen wir einfach zwischendurch „mal schnell“ zu auftauchenden Fragen anklopfen konnten und umgehend hilfreiches Feedback bekamen.

Sie halten nun die Essenz unserer Recherchen in Händen. Komprimiert auf 144 Seiten finden Sie alles, was Sie brauchen, um auch den nächsten Jahren und Jahrzehnten entspannt und voller Vorfreude entgegensehen zu können – vorausgesetzt, Sie setzen diese Empfehlungen auch um.


Die Aborigines in Australien sind der Überzeugung, dass wir, bevor wir auf die Welt kommen, auf der höchsten Ebene unseres Seins mit manchen Seelen Verabredungen treffen, wann wir einander in diesem Leben treffen, zum beiderseitigen Nutzen und zum Wohle aller. Liebe Hanni, wir beide haben diese Verabredung sicher getroffen! Möge dieses Buch, das aus einer dieser Seelenfreundschaften entstanden ist, alle Menschen 50+ erreichen und allen Leserinnen und Lesern neue Perspektiven für ein langes, gesundes, zufriedenes Leben eröffnen!

 

Susanne Strobach

Als mich Susanne einlud, dieses Buch mit ihr zu schreiben, war ich sofort voll Freude und Dankbarkeit für diese Möglichkeit. Ich schätze Susanne sehr und bin dankbar für die Freundschaft, die uns verbindet. Ich fühlte gleich die Kraft, die dieses Projekt in sich trägt und damit uns Schreibende trägt. Viel Freude war und ist zu spüren, dass ich mein über Jahrzehnte angesammeltes Wissen und die große Lebenserfahrung auch über dieses Buch weitergeben darf.

Ich weiß für mich, dass ich noch lange nicht zum alten Eisen gehöre, sondern – im Gegenteil – so viel Spaß und Freude an meinem Leben habe wie noch nie. Ich fühle mich frei, mein Leben zu kreieren. Meinen Fokus gebe ich auf Projekte, die mir Freude machen, wo ich Sinn spüre und ich meinen Beitrag für das große Ganze zum Wohle für andere Menschen leisten kann. Im Wissen, dass wir alle verbunden sind, dass letztlich alles mit allem verbunden ist, ist es auch ein Beitrag für die Erde.

„Energie folgt der Aufmerksamkeit“, ist für mich dabei ein wichtiger Leitspruch. Mit diesem Bewusstsein haben wir das Zepter für unser Leben in unseren Händen. Das heißt, wir können die Energie, die den Lauf unseres Lebens steuert, auf das lenken, was wir eigentlich wollen, was uns guttut, uns erfreut, uns gesund erhält und glücklich macht.

Was wäre, wenn wir die Narben, die das Leben uns zugefügt hat, nicht mehr verstecken müssten? Wenn unsere Verletzlichkeit keine Schwäche mehr darstellte, sondern eine Chance auf Wachstum und ein Zeichen innerer Stärke? Kintsugi ist die alte japanische Kunst, zu reparieren, was zerbrochen ist. Meister dieses Handwerks verfügen über die Fertigkeit, aus Scherben mithilfe von Goldpuder Kunstwerke zu schaffen, die noch kostbarer sind als die ursprünglichen Gegenstände.

Wenn wir älter werden, haben wir alle neben viel Erfreulichem, wofür wir dankbar sein können, auch erfahren, dass unsere Pläne, unsere Ziele, unsere Gesundheit, unsere Ehen zerbrechen können. Aber wir können diese Scherben aufheben und sie liebevoll zu einer neuen Form zusammensetzen: behutsam, achtsam, mutig und unsere Erfahrungen wertschätzend! Und diese Erfahrungen sind Gold wert! Sie lehren uns das Geheimnis innerer Stärke, die uns durch schwierige Zeiten trägt und mit deren Hilfe wir uns immer wieder ein neues Leben aufbauen können, das noch kostbarer ist als das alte.

Hanni Reichlin-Meldegg


A

ACHTSAMKEIT

Morgenstück I

Schau in den Spiegel. Begrüße deine Lachfalten. Sie leiten dich fröhlich durch den Tag.

Ganz unter uns und wirklich ehrlich: Wie geht es Ihnen mit Ihrem Alter? Fühlen Sie sich wohl, zufrieden, dankbar, kuschelig eingebettet in Ihr Leben? Erwachen Sie an den meisten Morgen Ihres Lebens mit einem Lächeln und dem Gedanken: Hallo, junger Tag, was wollen wir beide heute anstellen, welche Wunder warten auf uns?

Oder gibt es da kleine Stimmen, die sich manchmal leiser, manchmal lauter zu Wort melden und flüstern: War das schon alles? Da muss doch noch mehr drin sein! Das kann nicht alles gewesen sein, ich hatte doch so viele Pläne, als ich jünger war!

Auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 10 der höchste Wert ist, wie glücklich sind Sie mit Ihrem Leben?

Wenn wir ehrlich sind, die unbeschwertesten Jahre haben wir oft zu einer Zeit, in der uns diese Qualität noch gar nicht bewusst ist – als Kinder! Wir mussten uns damals um nichts Sorgen machen, für uns wurde gesorgt. Wir wurden bedingungslos geliebt, wir hatten ein Zuhause, zu essen, Kleidung und unendlich ZEIT!

Dann kam die Schule, wo die ersten Anforderungen an uns gestellt wurden, danach der Job, die große Liebe, eigene Kinder – Verpflichtungen emotionaler und finanzieller Natur, kaum noch Zeit für uns und irgendwann hält Mann/Frau inne …

Für Frauen kommt dieser Moment oft, wenn das letzte Kind auszieht, auch bekannt als „Empty-Nest-Syndrom“, bei Männern geht – wenn sie nicht gut vorbereitet darauf zusteuern – mit der Aussicht auf die immer näher rückende Rente eine Altersdepression einher. Hochglanzmagazine suggerieren mit Reklame für Superfood, verjüngenden Ayurveda-Kuren, Anti-Aging-Cremen oder plastischer Chirurgie, dass „Altern“ unattraktiv und zumindest optisch tunlichst zu vermeiden ist. Also Anti-Aging nach dem Motto: 50 ist das neue 30, 70 ist das neue 50.

Wenn wir mit dieser Haltung leben, leben wir in der Vergangenheit, denn wir sind nicht mehr 30 oder 50, sondern eben 54 oder 63 oder 76. Unser Verstand geht oft mit dieser Realität in Widerstand, in der Hoffnung, damit eine unangenehme Situation auflösen zu können. Das Ergebnis ist jedoch nur, dass wir damit dieser Unzufriedenheit zusätzliche Energie geben, wodurch sie nur weiterwächst.

Durchlässig sein wie ein Sieb ist ein Bild, mit dem wir in der Achtsamkeit oft arbeiten. Es bedeutet: aus dem Widerstand gehen. Auch Hingabe ist in diesem Zusammenhang eine passende Haltung – die Hingabe an das Sein, an die Zyklen des Lebens. Sich dem Leben hingeben bedeutet, Ja dazu zu sagen, wie es ist, Ja zum natürlichen Zyklus des Lebens, zu den vier Jahreszeiten, zum Werden und Vergehen mit all seinen Facetten.

Dabei gilt es, sich zwischendurch einmal Zeit und Muße zu nehmen, stehen zu bleiben und Rückschau zu halten, was wir in diesem Jahr bzw. im Laufe des Lebens „gesammelt“ haben.

Da ist viel zusammengekommen, viel haben wir erlebt. Nicht alles war nur Freude, auch Berg- und Talfahrten gab es, Schicksalsschläge haben uns durch- und manchmal auch wachgerüttelt. Die Frage ist, lassen wir uns durch Schicksalsschläge schlagen oder können wir akzeptieren, dass das Leben aus Polaritäten besteht, wie Yin und Yang, weiblich und männlich, wie Tag und Nacht – dass es auch Schatten braucht, um die Sonne bewusst wahrnehmen und wertschätzen zu können? Es ist ein Schwingen wie auf einer Schaukel als Kind und am besten schwingen wir mit, mit allem, was ist und noch kommen wird.

Mit zunehmendem Alter können wir die Fähigkeit entwickeln, Ereignisse aus unserer Lebenserfahrung heraus mit größerer Distanz und damit gelassener zu sehen. Sich selbst mit Verständnis und Liebe zu beobachten, kann befreiend sein.

In der Achtsamkeit finden wir Qualitäten wie Nicht-Beurteilen, Geduld, Vertrauen, Akzeptanz, Loslassen, Mitgefühl, Sanftmut, Großzügigkeit, liebende Güte und Dankbarkeit, die es im Leben zu kultivieren gilt. Finden Sie einige dieser Qualitäten in Ihrem Leben? Wenn ja, wo werden sie für Sie sichtbar, spürbar? Und wo spüren sie die Menschen in Ihrem Umfeld? Würden sie es genauso einschätzen?

Mindful aging – achtsam altern – bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein mit allen seinen Facetten und bunten Herbstfarben. Es bedeutet, die körperlichen Veränderungen wahrzunehmen und sie zu akzeptieren, ohne sie zu bewerten, die Haare, die grau und dünner werden, die Haut, die da und dort Altersflecken bekommt und an Spannkraft verliert, das Gehirn, das sich mit dem Erlernen neuer Dinge manchmal schon schwerer tut, die körperliche Ausdauer, die geringer wird, die durchgemachten Nächte, die weniger werden und sich am nächsten Tag schlimmer bemerkbar machen als in jungen Jahren …

All das sind Zeichen des Alterns und früher oder später unvermeidbar. Diese gilt es zu akzeptieren als Teil von uns, sie sogar lieb zu gewinnen, als Anteile von uns, als Zeichen eines intensiv gelebten Lebens. Und gleichzeitig dürfen wir Ausschau halten nach allem, was noch da ist: Wo finden wir in unserem Leben die wärmenden, erfreulichen, die schönen Aspekte? Wo sind die Farben, die den Herbst so prächtig machen?

Und was kommt NEU dazu? Ist nicht das Alter bekannt dafür, dass sich in diesem Lebensabschnitt Weisheit entwickelt? Die Milde des Alters, der wissende und liebevolle Blick, der schon so viel gesehen hat und alles wahrnimmt, ohne zynisch geworden zu sein, vielmehr offen der Welt und dem Wunder des Lebens gegenüber.

Unsere Gedanken sind sehr kraftvoll. Ein unbedachtes Wort des Partners oder der Kinder, eine Stichelei der Kollegin, eine Kritik des Chefs genügen und unsere gute Laune ist dahin, der ganze Tag ist ruiniert. Nicht wegen der anderen, sondern wegen der Gedankenflut, die wir daraufhin in unserem Kopf zulassen. Ein Gedanke bringt den nächsten hervor und wir grübeln weiter, verrennen uns in Hypothesen, negativen Erinnerungen, Bewertungen, Urteilen. Je mehr wir nachdenken, desto schlimmer wird es meist. „Ein kleiner Moment der Traurigkeit, des Ärgers oder der Sorge kann uns eine schlechte Stimmung bringen und einen ganzen Tag – manchmal auch einen sehr, sehr viel längeren Zeitraum – seiner Farbigkeit berauben“, wie Mark Williams es so treffend in seinem Buch „Das Achtsamkeitstraining“ beschreibt.

Was bringt uns das Erlernen von Achtsamkeit?

Lassen Sie sich auf ein Experiment ein. Versuchen Sie für ein paar Wochen regelmäßig Achtsamkeit zu praktizieren. Wir erzählen Ihnen mehr darüber im Kapitel „Jetzt“.

Wichtig fürs Erste ist nur Folgendes: Seien Sie jedes Mal, wenn Sie eine Achtsamkeitsübung durchführen, sehr aufmerksam, wie Sie sich fühlen, bevor Sie die Übung beginnen und wie Sie sich fühlen, nachdem Sie die Übung beendet haben. Ziehen Sie Bilanz. Jedes Mal. Machen Sie keine „blinde“ Übung, sondern achten Sie darauf, wie sie wirkt und was Ihnen guttut.

Wer innehält, erhält von innen Halt

Allerdings nicht unmittelbar, denn zunächst hat man weniger Halt, denn vieles kommt hoch. Mit Achtsamkeit oder Meditation zu beginnen bedeutet, in die Stille zu gehen, kein Handy, kein Computer, kein Radio, kein TV, keine Zeitung, keine Unterhaltung. Das gilt es einmal auszuhalten, sich selbst auszuhalten, zumindest für einige Minuten.

Viele Menschen unterliegen dem Irrglauben, wenn man Achtsamkeit oder Meditation praktiziert, denkt man an nichts. Genau das Gegenteil ist der Fall, zumindest am Anfang. Sich hinsetzen und auf den Atem zu achten, bedeutet zuerst einmal wahrzunehmen, wie VIELE Gedanken da sind. Wie viele Stimmen da in meinem Kopf herumschwirren. Und vor allem bedeutet es, sich seinen Gefühlen und Emotionen auszusetzen und diese aushalten zu lernen. Das kann auch Angst machen. Wer weiß, was dabei hochkommt? Erfahrungsgemäß alles, was unter der Oberfläche begraben wurde. Wie oft überpinseln wir Traurigkeit mit einem starken Lächeln, überdecken Enttäuschungen, indem wir uns schnell in neue Erfahrungen flüchten, ärgern uns nur innerlich, um vermeintliche größere Konflikte zu vermeiden oder aus der Motivation heraus, es allen recht machen zu wollen – allen, außer uns. All das hinterlässt Spuren – in unserem Gehirn und in unserem Körper.

Die Forschung weiß heute, dass jede Emotion mit einer körperlichen Entsprechung einhergeht und traumatische Erfahrungen sogar in den Genen abgespeichert werden. Laut einer finnischen Studie spüren Menschen Ärger als Anspannung im Kopf, Hitze im Brustraum, bis hin zu den dabei oft unbewusst geballten Fäusten. Angst spüren viele Menschen im Magen, im Darmbereich, als Knoten im Hals. Traurigkeit und Depression als Kälte in Armen und Beinen. Glück und Liebe hingegen werden oft als Wärme, die den ganzen Körper durchflutet, beschrieben.

Ist nun ein Mensch häufig wütend oder traurig und übergeht diese Emotionen, indem er sich zur Ablenkung anderen Dingen zuwendet, so bleiben diese ungelösten Themen doch „unter der Oberfläche“ und es wird viel Energie benötigt, um sie ständig – unbewusst – zu unterdrücken. Letztlich geht dies auf Kosten der Lebensenergie und kann bis hin zu Krankheit führen.

Wenn Sie sich dem stellen, was da ist, lösen sich Blockaden, emotionale Knoten, körperliche Spannungen schrittweise auf, Energie beginnt wieder zu fließen. Sie werden ruhiger, bis Sie schließlich tiefen Frieden und stilles Glück in sich erleben können.

 

B

BEWEGUNG

Elisabeth Kirchmair ist Körpercoach und Haltungsexpertin nach der Methode „Cantienica® Körper in Evolution“. In ihrem Gastbeitrag zeigt Sie Ihnen, welchen Einfluss gute Haltung auf Ihren Körper hat. Freuen Sie sich auf eine „Bedienungsanleitung“ für den Körper!


Das ist ab 45 ganz normal!“ – „Alt soll man halt nicht werden, es nutzt sich eben alles ab.“ – „Alle in unserer Familie haben kaputte Füße/ Knie/Hüften oder Probleme mit dem Kreuz.“ Kennen Sie solche Glaubenssätze? Und: GLAUBEN Sie daran? Sind Sie überzeugt davon, dass Sie körperliche Einschränkungen hinnehmen müssen, allein aufgrund der Tatsache, dass Sie älter werden? Was aber wäre, wenn Ihr genialer Körper getrost 100 und mehr Jahre – im wahrsten Sinne des Wortes (ab) reibungslos – funktionieren würde, sofern Sie ihn nur richtig nutzen und benutzen?!

In diesem Sinne herzlich willkommen in diesem Kapitel! Genau das sollen die folgenden Seiten für Sie sein: eine konkrete Anleitung dafür, wie Sie sich Gesundheit und Beweglichkeit bis ins hohe Alter erhalten – oder wiederfinden – können.

Was Sie dazu brauchen: einen offenen Geist, Ihren wachen Körper, ein gesundes Maß an Selbstdisziplin und Konsequenz. Denn – da mache ich Ihnen nichts vor – wenn Sie die Gebrauchsanweisung für den anatomisch sinnvollen Gebrauch Ihrer Knochen und Muskeln nicht befolgen, können diese – und Sie! – langfristig nicht optimal funktionieren.

Die gute Nachricht: Sie haben 365-mal im Jahr eine neue Chance, damit zu beginnen! Und jeder Versuch zählt als Übung! Mit jedem einzelnen Impuls entstehen in Ihrem Gehirn, in Ihren Muskeln, Knochen, Bändern, Sehnen, Faszien neurologische und damit muskuläre Verbindungen. Je öfter Sie diese ansteuern, umso stabiler werden sie. „Gesund durch Haltung“ zu bleiben und zu werden, hängt also allein von IHRER Umsetzung ab! Und an unserer „Haltung“ gilt es ein Leben lang zu arbeiten, an der inneren wie an der äußeren.