Kampf um ihre Partnerin

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Kampf um ihre Partnerin
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Kampf um ihre Partnerin
Interstellare Bräute® Programm: Buch 12
Grace Goodwin


Inhalt

Willkommensgeschenk!

Interstellare Bräute® Programm

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

Willkommensgeschenk!

Interstellare Bräute® Programm

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Über Die Autorin

Kampf um ihre Partnerin Copyright © 2019 durch Grace Goodwin

Interstellar Brides® ist ein eingetragenes Markenzeichen

von KSA Publishing Consultants Inc.

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch darf ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Autors weder ganz noch teilweise in jedweder Form und durch jedwede Mittel elektronisch, digital oder mechanisch reproduziert oder übermittelt werden, einschließlich durch Fotokopie, Aufzeichnung, Scannen oder über jegliche Form von Datenspeicherungs- und -abrufsystem.

Coverdesign: Copyright 2020 durch Grace Goodwin, Autor

Bildnachweis: Deposit Photos: sdecoret, ALotOfPeople

Anmerkung des Verlags:

Dieses Buch ist für volljährige Leser geschrieben. Das Buch kann eindeutige sexuelle Inhalte enthalten. In diesem Buch vorkommende sexuelle Aktivitäten sind reine Fantasien, geschrieben für erwachsene Leser, und die Aktivitäten oder Risiken, an denen die fiktiven Figuren im Rahmen der Geschichte teilnehmen, werden vom Autor und vom Verlag weder unterstützt noch ermutigt.

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1


Captain Seth Mills, ReCon-Einheit 3, Sektor 437, kontaminierter Frachter

Rauch vernebelte die Sicht, mein Team schwärmte trotzdem in die engen Gänge des Frachters aus und legte Sprengsätze. Das Raumschiff war seit mindestens achtzehn Stunden unter Kontrolle der Hive. Zu lange nach Koalitionsstandards, was bedeutete, dass ich meine Leute einschleusen, die im Maschinenraum eingeschlossenen Prillonen befreien und anschließend dieses verfickte Schiff in die Luft jagen musste, damit die Hive es nicht wieder zusammenflicken konnten.

“Die Sache ist im Arsch, Sir.” Der Mann neben mir, Jack Watts, war ein früherer SEAL aus Atlanta und sprach mit einem typischen Südstaatenakzent. Außer der Tatsache, dass wir beide von der Erde kamen, hatten wir nichts gemeinsam. Ich war bei der Armee, eins-fünfundneunzig und neunundneunzig Kilo schwer und duldete keinerlei Bullshit. Was einer der Gründe war, warum Kommandant Karter mir diese Einheit anvertraut hatte. Jack auf der anderen Seite war in der Navy, fünf Jahre jünger und wenn wir auf Mission waren, versprühten seine Augen noch immer eine aufgeregte Unruhe.

Allerdings hatte er auch nicht zwei Brüder an diese Scheiß-Hive verloren.

“Halt’s Maul, Watts, und mach die Sprengsätze klar,” fauchte ich. “Du kennst die Vorschriften.”

Er brachte eine Ladung an der Wand neben uns an und aktivierte den Zünder. “Ich weiß, aber diese ganzen Schiffe zu sprengen, nur weil die Hive sie für ein paar Stunden besetzt haben, kommt mir wie eine Riesenverschwendung vor. Das verfluchte Schiff gehört uns.”

“Nicht mehr länger.” Die ReCon-Einheiten hatten drei Stunden Zeit. Drei Stunden, um die Hive an Bord zu eliminieren, oder das Schiff würde als kontaminiert eingestuft werden. Zu gefährlich, um wieder bei der Koalitionsflotte in Betrieb zu gehen. Wir rückten weiter den vernebelten Gang entlang, zwei Männer schlichen als Späher voraus und der Rest folgte, wir prüften unsere Bomben und hielten uns gegenseitig im Auge. Sechs Mann.

“Ihr Menschen haltet die Klappe und schwingt eure Ärsche hier runter. Wir stecken in Schwierigkeiten.” Die vertraute Stimme eines Prillonischen Kriegers tönte durch das Kommunikationsgerät in unseren Helmen. Lautes Geschrei, Ionenfeuer und Rufe nach sichert-die-Tür waren zu hören.

Ich lief schneller. “Dorian. Hier Mills. Was ist bei euch los?”

“Die Hive haben die Tür gesprengt. Wir halten die Stellung, aber die Hälfte von uns haben sie schon erwischt. Wir werden nicht lange durchhalten.”

“Wie viele?” Ich begann zu rennen und mein Team heftete sich an meine Fersen; wir alle konnten die Brenzligkeit der Situation an der Stimme des Piloten heraushören. Dorian Kanakor war ein großer, goldfarbener Hurensohn und einer der besten Piloten unseres Sektors. Sein Cousin und sein Bruder dienten früher ebenfalls in der Kampfgruppe Karter und wenn das Trio irgendwo auftauchte, erinnerten sie mich an riesige Löwen. Goldenes Haar, goldene Haut, gelbe Augen und der älteste, Dorians Bruder Xanthe, mit ewig finsterer Miene.

“Zwölf. Wahrscheinlich mehr. Doppelt so viele sind hineintransportiert, aber wir haben mindestens sechs ausgeschaltet und der Rest ist aufs Kommandodeck verschwunden.” Wo sie den Kurs des Schiffes ändern und ihre kontaminierten Programme ins System unseres Frachters hochladen konnten.

“Scheiße.” Das kam von Jack, und ich wollte ihn nicht rügen, denn ich dachte genauso.

“Soldaten oder Aufklärer?” hakte ich nach.

“Soldaten und …” Die lange Pause macht mich nervös und ich blinzelte den beißenden Schweiß aus meinen Augen.

“Und?”

“Sie haben einen Atlanen. Oder was von ihm übrig ist.”

Das konnte nicht wahr sein. Mein gesamtes Team erstarrte für ein, zwei Sekunden. Wenn das stimmte, waren wir erledigt. “Ist er zur Bestie geworden?”

“Noch nicht.”

“Alles Roger.” Ich wusste nicht, ob mein irdischer Slang verständlich war oder nicht und wandte mich meinem Team zu. “Zeitzünder auf zehn Minuten.”

Keine Einwände. Entweder würden wir uns zur Prillonischen Crew durchschlagen oder eben nicht. Wie dem auch sei; eine in die Falle gegangene Atlanische Bestie, die zum Hive umprogrammiert worden war? Sie musste sterben. Dieses Schiff und alle Kreaturen an Bord mussten zerstört werden.

Ich blickte jedem Mann und der einen Frau in meinem Team kurz in die Augen. Ich checkte jeden einzeln und wartete auf ihr Kopfnicken. Als ich meinen eigenen Zünder betätigte—die Fernsteuerung, die die übrigen Sprengsätze aktivierte—, fing die Uhr an zu ticken.

Mit geschlossenen Augen atmete ich tief durch, dann öffnete ich die Augen und wählte den korrekten Befehl auf dem Display in meinem Helmvisier aus. Ein leichtes Tippen auf mein Handgelenk aktivierte den Zünder und in einer Ecke unserer Displays tauchten rote Zahlen auf. Der Countdown.

 

“Checkt eure Waffen. Maximale Feuerkraft. Mir ist egal, ob wir ein Loch in dieses verfluchte Schiff ballern. Die Hive werden nicht entwischen.” Ich stürmte auf den Feind zu und fütterte meiner Einheit den Plan während wir voraneilten. “Ich gehe links rein, mit Jack. Zwei Männer rechts. Ich werfe die DPG, dann eröffnen wir das Feuer und gehen zurück. Der Rest wartet, bis wir sie zur ersten Abzweigung im Gang gelockt haben. Wir ködern sie weg von der Crew und dann knallen wir sie im Seitengang ab.”

Jack machte ein grimmiges Gesicht. “Und wenn er zur Bestie wird?”

Er kannte die Antwort auf seine Frage, aber unsere ganze Einheit musste sie hören. “Wir beschäftigen den assimilierten Atlanen so lange, bis die Sprengsätze hochgehen. Egal was passiert, keiner darf entkommen. Ist das klar?” Die experimentelle DPG, der Prototyp einer disruptiven Granate, war so neu, dass wir die ersten Anwender waren. Der Geheimdienst hatte sich eine neuartige Hive-Technologie unter den Nagel gerissen, eine Technik, die meine Freundin Meghan während der Schlacht auf Latiri 4 aus dem Schädel eines blauen Ungetüms entfernt hatte. Ich kannte keine Einzelheiten und sie konnte mir auch nicht mehr darüber verraten, aber um meine Soldaten lebend von diesem Schiff herunterzubekommen würde ich alles versuchen.

“Klar.” Die verrauchte Stimme gehörte Trinity, der einzigen Frau in meinem Team, einer tüchtigen und ebenso trinkfesten Britin aus der Nähe von London. Seit zwei Monaten war sie bei mir und ich wusste nichts über ihren Hintergrund. Ich bemühte mich nicht mehr, ihre Lebensgeschichten zu lernen. Dermaßen viele Soldaten hatte ich schon an die verfluchten Hive verloren, dass ihr Tod umso mehr schmerzte, wenn wir uns nahestanden. Alle paar Monate verlor ich etwa ein Drittel meines Teams.

Die Chancen, wieder nach Hause zurückzukehren waren gleich null, und wir alle wussten das. Wie ich so lange überlebt hatte, blieb ein Rätsel. Die anderen ReCon-Einheiten hatten mir den Spitznamen “Seven” verpasst, sieben Leben, wie bei einer Katze. Aber in Wahrheit hatte ich einfach nur Glück gehabt. Als die Hive mich gekidnappt hatten, hatten meine Schwester Sarah und ihre Bestie von einem Mann mich aus der Hölle befreit. Danach war ich vorsichtiger geworden, plante alles peinlich genau. Aber nichts, was ich tat, rettete alle. Jedermann hielt mich für eine Art Glücksbringer. Jeder wollte bei der ReCon 3 dabei sein.

“Zu spät, Mills.” Dorians Stimme klang unglimpflich und durch den Gang hindurch ertönte ein lautes Brüllen, dessen Vibration wie ein Donnerschlag in meiner Brust widerhallte.

“Heilige Scheiße.” Das war Trinity und sie sprach für uns alle. Der Atlane war zur Bestie geworden. Eine aufgemotzte, Hive-gesteuerte Cyborg-Bestie.

“Immer mit der Ruhe, Leute. Ionenfeuer wird ihn niederstrecken. Wir werden sie alle ausschalten.”

“Nicht, ohne dabei draufzugehen,” bemerkte Trinity.

“Wir werden sowieso alle draufgehen, Trin. Also halt die Fresse und mach dich an die Arbeit.” Das war Jack, mein zweiter Kommandant, und sein gnadenloser Befehl war begründet. “Es sei denn du willst, dass die Bestie bis zur Karter gelangt und das ganze Universum mit in den Abgrund reißt.”

Die Kampfgruppe Karter war ein Verbund aus Militär- und Zivilschiffen, die diesen Sektor des Weltalls vor dem Vorrücken der Hive verteidigten. Über fünftausend Krieger sowie zivile Mitarbeiter, Partner und Kinder lebten unter Kommandant Karters Schutz. Und wir dienten Karter. “Diese Mistkerle werden nicht einmal in die Nähe der Karter kommen.” Damit war genau genommen das Hauptschlachtschiff auf dem wir stationiert waren gemeint, aber der Spitzname bezog sich auf die gesamte Armada. Meine Worte waren ein wütendes Fauchen, konnten die Anderen aber gerade noch beruhigen.

Wieder ertönte ein Brüllen.

Die letzte Kurve. Dreißig Schritte. Vielleicht weniger.

Ich machte meinem Team ein Zeichen, damit sie warteten und rannte mit Jack und zwei weiteren Männern nach vorne. In der linken Hand hielt ich die DPG, mein Gewehr in der rechten.

“Deckung!” rief ich, dann ging ich aufs Knie und schleuderte die DPG nach vorne. “Feuert auf das Loch!”

Die Prillonischen Krieger waren nahe und ich konnte hören, wie sie sich zuriefen und in Deckung gingen. Die Hive … keine Ahnung, was die Hive taten, denn meine Männer und ich kauerten mit zugehaltenen Ohren vor der letzten Biegung. Wir warteten auf eine Explosion, die nie kam.

“Ein-ein-tausend. Zwei-ein-tausend. Drei-ein-tausend.” Jack zählte laut, während wir warteten.

Nichts.

“Nun, dem Geheimdienst können wir wohl offiziell sagen, dass das Ding ein Blindgänger war,” Trinitys knapper, britischer Akzent war das Sahnehäubchen.

Mit gezücktem Gewehr schwang ich herum, um nachzusehen. Die Hive krümmten sich lautlos schreiend, Hände auf den Ohren. Zwei mussten kotzen, einige strauchelten und stolperten ineinander. Sie waren orientierungslos und durcheinander, verwirrt. Die DPG wirkte … bei den Hive.

Nur bei der Bestie wirkte sie nicht. Sie stand weiterhin aufrecht, die Fäuste in die Hüften gestemmt und blickte mir direkt ins Auge. Zitternd. Sie zitterte, reagierte aber nicht wie die übrigen Hive. Ich konnte nicht erklären, wie die DPG arbeitete und ich wollte es jetzt auch nicht herausfinden. Offensichtlich aber funktionierte die Technik bei den vollständig Assimilierten und die Reaktion der Bestie war ein Beweis, dass noch ein bisschen Atlane in ihr steckte.

Jack blickte sich um und rief die anderen. “Knallt sie ab. Sofort. Tötet sie. Eröffnet das Feuer.”

Die restliche Einheit kam den Korridor entlang gestürmt und es war, als würden wir ein paar Fische in einer Tonne abknallen. Die Bestie erwischte es an der Schulter. Am Bein. An der Hüfte. Die restlichen Hive-Soldaten, überwiegend Prillonische Krieger, die von ihren Integrationseinheiten zu Hive-Marionetten gemacht worden waren, gingen mühelos nieder. Nicht aber die Bestie. Einen Atlanen im Bestienmodus zu töten war schon schwer genug, nie aber hatte ich einen gesehen, der so viele Treffer einkassiert hatte und trotzdem auf beiden Beinen stand. Zum Teufel, er wirkte, als würden wir mit Paintballkugeln auf ihn schießen.

Ich wollte die Bestie zwar ungern töten, ohne Zweifel aber würde sie in einem lichten Moment sowieso lieber sterben, als in diesem Zustand weiterzuleben. Ich war selbst von den Hive gefangen worden, hatte vor der Aussicht gestanden, ebenfalls in eine hirnlose Drohne verwandelt zu werden. Diese Realität war mehr als grauenhaft. Ich hatte lange genug an der Seite anderer Alienrassen gekämpft, um zu wissen, dass deren Krieger genauso dachten.

Selbst der Partner meiner Schwester, der Atlanische Kriegsfürst Dax, hatte es mehrere Male erwähnt. Niemand wollte mit Hive-Technologie überzogen enden, nicht mehr Herr seiner eigenen Sinne sein.

Dieses Schicksal war schlimmer als der Tod. Und dieser arme Atlane? Der Tod würde zu seinem Besten sein.

“Macht sie nieder. Trinity, bleib bei mir. Nimm die Bestie unter Beschuss. Wir müssen sie ausschalten.”

Die Hive-Soldaten fielen einer nach dem anderen. Nach drei oder vier Schüssen waren sie erledigt, aber sie waren weiter wie erstarrt, paralysiert durch unsere neuartige Waffe, die zu ihren Füßen einen hohen, heulenden Ton verströmte, wie das Surren einer Hochspannungsleitung. Mein Team und die Prillonen im Maschinenraum feuerten ohne Unterlass. Einige dieser Soldaten waren einst Prillonische Krieger oder Trionen oder Menschen. Zum Teufel, ich hatte null Ahnung, wo sie herkamen. Einige sahen so merkwürdig aus, ich musste annehmen, dass sie quer durch die Galaxie gereist waren und von Welten kamen, von denen ich nie gehört hatte.

Uns allen war klar, dass es besser war zu sterben, als in die Fänge der Hive zu geraten. Nicht nur war es ein höllisches Dasein, nein, wir würden auch noch zu Tötungsmaschinen umfunktioniert werden. Wir würden Koalitionskämpfer töten, Männer, an deren Seite wir gekämpft hatten, bis die Hive uns umgepolt hatten.

Und eine wütende Bestie konnte ganze Schiffe zerstören. Aus gutem Grunde gab es auf ihrem Heimatplaneten spezielle Sicherheitszellen. Unverpartnerte Bestien wurden hingerichtet, sobald sie ein gewisses Alter erreichten. Sie waren wie ein Ein-Mann-Abräumkommando.

Ich schoss auf die Bestie, traf sie genau in der Brust. Ein Gnadenschuss mitten ins Herz. Das Monster schwankte kaum.

“Mein Gott, was haben die mit ihm gemacht?” Jack gesellte sich an meine Linke, Trinity an meine Rechte und gemeinsam zielten wir auf die Bestie, und zwar genau, als sie ihre riesigen Hände anhob und ihren Helm abnahm. Ihr Gesicht war fast gänzlich mit Silber bedeckt, an einigen Stellen aber war der Mann darunter noch zu erkennen. Dunkle Augen. Kein Silber.

Ich hob meine Waffe zu einem Kopfschuss an und er blickte mir in die Augen. Zurechnungsfähig. Herr seiner Sinne. Verzweifelt. Die Hände an die Flanken gestützt ließ er den Helm zu Boden fallen und wartete darauf, dass ich ihn tötete. Was zum Teufel?

Ich zögerte.

“Töte mich, Mills.” Die tiefe Stimme dröhnte nur so, war aber nicht bedrohlich. Es war eine Bitte. Und woher zum Teufel kannte dieser Atlane meinen Namen?

“Tu es. Ich bin Kriegsfürst Anghar. Töte mich.”

“Scheiße. Angh?” Ich erstarrte. Das hier war der Kumpel von Kriegsfürst Nyko. Sein bester Freund und Kommandant. Ich hatte zwei Jahre lang mit ihm gedient und nicht mitbekommen, dass die Hive ihn geschnappt hatten. Verflucht. “Scheiß drauf. Feuer einstellen.”

Ich blickte kurz zu Trinity, dann zu Jack und der unsagbare Schmerz in Trinitys Augen war ein Schock. Jack jedoch schaute mich an, als ob ich von allen guten Geistern verlassen war.

“Sobald das Signal ausgeht, wird nichts mehr von ihm übrig sein. Das ist dir doch klar.” Jack verzog das Gesicht zu einer Grimasse und zielte weiter auf den Atlanen. Schussbereit.

“Ich weiß. Aber er steckt noch da drinnen.”

“Du darfst ihn nicht erschießen, Jack. Wage es nicht.” Trinity senkte leicht den Lauf ihrer Waffe und feuerte auf die übrigen Hive-Soldaten, die hinter der Bestie herumstanden. Fast alle hatten wir erledigt.

Die Bestie starrte nur und ich starrte zurück, während ich fieberhaft nach einer Lösung suchte. Es musste einen Weg geben ihn zu retten. Wenn Angh da drinnen steckte und gegen die Hive-Technologie kämpfte, die ihn fast vollständig unter Kontrolle hatte, würde ich ihn niemals abknallen können. Er verdiente Besseres. Er verdiente eine Chance.

Das Signal der Granate verblasste und das, was von den Hive übrig war erlangte plötzlich wieder die Kontrolle.

Was nicht viel war. Zwei Soldaten. Es wäre ein Klacks gewesen, eine einfache Säuberung, wäre da nicht die Bestie.

Brüllend machte sie kehrt und stürmte davon, sie durchbrach was von den Türen übrig war und flüchtete in den Raum, in dem die Prillonische Crew in der Falle saß.

“Kümmert euch um die beiden, sammelt die DPG wieder ein und stellt sicher, dass die übrigen tot sind,” befahl ich, als ich der Bestie in den Maschinenraum folgte. Kriegsfürst Anghar. Herrgott. Was für eine Sauerei.

Unsere Prillonischen Teamkollegen hatten nicht nur Däumchen gedreht. In allen Ecken des Raumes hatten sie Barrieren und Schutzsperren errichtet. Aber nichts davon würde die Bestie aufhalten.

“Höchste Zeit, Mills,” rief Dorian mir zu, dann kam er hinter einem umgeworfenen Tisch hervor und feuerte auf die Bestie.

Die Bestie brüllte und schritt voran, außer sich. Riesige Fäuste schwangen wie Abrissbirnen hin und her. So viel zum Thema Zurechnungsfähigkeit. Was auch immer von Angh übrig geblieben war, war jetzt weg. Er war eine Drohne. Ein Diener der Hive.

Ich wusste, dass der Atlanische Kriegsfürst immer noch da drinnen steckte. Er hatte sich gezeigt. Einen kurzen Moment lang.

Alles war nach Plan gelaufen, alles außer das hier. “Nicht schießen.” Ich hielt meine Hand nach oben gestreckt und erteilte den Befehl, als der Rest von ReCon 3 in den Raum stürmte.

“Die anderen sind tot,” informierte mich Jack und ich nickte, während die Prillonische Crew aus ihren Verstecken hervorkam und jede einzelne Ionenkanone auf die Bestie zielte.

“Nicht schießen,” rief ich erneut, nur um sicher zu gehen.

“Was zum Teufel soll das, Mills?” raunte Dorian mir zu, als die Bestie auf ihn zu marschierte.

“Vertrau mir.” Ich blickte ihn kurz an. “Haltet ihn in Schach, aber keine Kopfschüsse. Körpertreffer werden ihn nicht umbringen. Lenkt ihn ab. Ich brauche etwas Zeit.”

“Du bist verrückt, Mills.” Der imposante, goldene Prillone nickte aber und trat einen Schritt zurück, er feuerte auf die tobende Bestie, zielte dabei vorsichtig auf ihre Schultern. Ihre Oberschenkel. Ohne Zweifel hatte Dorian nicht mitbekommen, dass es sich um Kriegsfürst Anghar handelte. Das Gesicht der Bestie war praktisch unkenntlich gemacht. Und selbst dann hatte ich Angh nur über Dax und Sarah kennengelernt. Der Prillone hatte den Atlanen wohl niemals getroffen. Nicht alle Einsatztruppen mischten sich auf dem Schlachtfeld.

 

“Was auch immer du vorhast, jetzt ist der Moment,” rief Dorian mir zu, während er immer wieder feuerte. Die Bestie schmorte praktisch, ihre Schultern qualmten sichtbar, aber sie lief weiter. Die Hive-Technologie hatte die Bestie in ein wahres Monster verwandelt. Stärker als jede Kreatur, die ich je gesehen hatte.

“Trinity, mach das Beruhigungsmittel klar.”

“Wie viele?” fragte sie.

“Alle,” antwortete ich. Ich wollte Angh flachlegen, ihn nach Hause bringen. “Wenn ihn das nicht umhaut, bringt es ihn um.”

“Das kann nicht dein Ernst sein,” murrte Jack, aber Trinity hielt schon das Beruhigungsmittel bereit, während Jack ihr bereitwillig Deckung gab.

Ich trat zurück und entnahm ihr die Spritzen mit dem Beruhigungsmittel, gerade als die Bestie auf Dorian losging. Mit den Händen umpackte sie Dorians Hals und hob ihn nach oben, als ob der reichlich über zwei Meter große Prillone ein Fliegengewicht wäre, dann schleuderte die Bestie ihn gegen die Wand.

Dorian flog zu Boden, rappelte sich aber umgehend wieder auf und ging in Hockstellung. Blut tropfte von seinem Schädel, sein wütender Blick verhieß nichts Gutes. Dann stieß er einen lauten Kampfschrei aus, um die Aufmerksamkeit der Bestie weiter auf sich zu ziehen während ich mich von hinten an das Ungetüm heranpirschte.

Das Ablenkungsmanöver funktionierte, denn die Bestie trat einen weiteren Schritt nach vorne, um ihn zu erledigen.

Ich warf meine Waffe zu Boden und ließ meine gesamte Ausrüstung fallen, damit ich schnell und wendig zum Angriff übergehen konnte. Ich ignorierte Jacks Gefluche und prüfte die Position der Spritzen in meiner Hand.

“Jetzt!” Dorians Befehl donnerte durch den Raum und ich rannte los, während er sich auf die Bestie stürzte und sie mit gesamter Kraft ein paar wertvolle Sekunden lang festhielt, damit ich ihr das Mittel injizieren konnte.

Lautlos preschte ich vorwärts und sprang auf den Buckel der Bestie. Sobald ich an ihm dran war, rammte ich dem Kriegsfürsten die Spritzen in den Hals.

Brüllend fasste die Bestie nach hinten, packte meine Panzerung und schleuderte mich weg, sodass ich mit dem Rücken gegen jene Wand knallte, neben der Dorian wenige Sekunden zuvor gekauert hatte. Wie ein lebloser Haufen rutsche ich zu Boden und hatte Mühe mich wieder zu besinnen. Mein Schädel brummte und schmerzte, als wäre er aufgebrochen. Der Geruch von Blut und Eisen erfüllte meinen Helm, ich aber blinzelte ihn weg, während Trinity auf die Beine der Bestie ballerte, um sie so von mir fernzuhalten.

“Feuer einstellen!” wollte ich rufen, konnte aber nur ein lahmes Krächzen hervorbringen. Ich hatte nichts mehr zu befürchten. Die Bestie begann zu schwanken, sie kämpfte gegen die Medikamente in ihrem Blutkreislauf, aber ich hatte ihr genug verabreicht, um einen großen Elefanten einzuschläfern. Selbst die Atlanen waren nicht so robust.

Jack feuerte einen Schuss. Zwei. Genau wie Trinity, und zielte dabei auf die Hive-Implantate an den Beinen und Schultern der Bestie, bis diese schließlich bewusstlos umkippte.

Trinity nahm ihren Helm ab und blickte zu mir, dann blickte sie mit einem zaghaften Leuchten in den Augen auf den gefallenen Atlanen. “Warum hast du das getan, Seth? Warum sollten wir ihn retten?”

“Weil er mein Freund ist.” Einer der wenigen, die noch am Leben waren, wenn man ein Dasein mit Hive-Implantaten als Leben bezeichnen konnte. Aber zumindest hatte er jetzt eine Chance. Die Ärzte würden ihm den Großteil der Technik entnehmen und ihn in die Kolonie schicken. Er würde nie wieder kämpfen, aber wenigstens würde er überleben.

Vielleicht würde er mich dafür hassen. Irgendwie konnte ich es ahnen. Aber ich hatte zu viele Tote gesehen. Er würde einfach damit klarkommen müssen. Er könnte sich für eine Braut testen lassen, so wie meine Schwester Sarah es mir letztes Jahr aufgeschwatzt hatte. In einem schwachen Moment, voller Whisky und Erinnerungen an die Heimat hatte ich nachgegeben und war mit ihr zum Abfertigungszentrum gegangen. Ihr Weihnachtsgeschenk sozusagen. Sie und ihr Auserwählter, Kriegsfürst Dax, waren dermaßen verliebt, dass ich einfach nicht nein sagen konnte. Sie hatte alles riskiert, um mich zu retten. Ihr diesen einen Herzenswunsch abzustreiten stand außer Frage.

Der Test? Nun, der hatte sich als riesiger Fehler entpuppt. Erstens war ein Jahr vergangen, seit ich in diesem blöden Stuhl gesessen hatte und ich hatte immer noch kein Match. Zweitens bezweifelte ich, dass ich bis zum Ende meiner Dienstzeit überleben würde, um eines zu bekommen. Und sollte ich verpartnert werden, bevor mein Dienst zu Ende war, dann würde ich ungern eine trauernde Witwe zurücklassen wollen. Eine schwangere Frau? Ein Kind? Niemals. Denn sollte ich eine Partnerin bekommen, dann würde ich das komplette Programm durchziehen, aber das war unmöglich. Das war mehr als grausam. Ich konnte nicht dermaßen egoistisch sein.

Sarah verstand es nicht. Sie führte ein anderes Leben. Kriegsfürst Dax war nach ihrer Verpartnerung in den Ruhestand gegangen und die beiden lebten jetzt als Zivilisten auf Atlan. Sie waren wohlhabend, wohnten in einem riesigen Haus mit Dienern und er hatte für seine Zeit in der Koalitionsflotte unendlich viele Auszeichnungen erhalten. Sie veranstalteten Dinnerpartys und spielten mit ihrer Tochter. Ein völlig anderes Leben und nicht das, was ich einer Frau bieten konnte.

Dorian kauerte an meiner Seite und wir blickten uns in die Augen. “Mills, du bist total durchgeknallt.”

Ich musste grinsen. Es war nicht das erste Mal, dass Dorian exakt diese Worte zu mir sagte und ich bezweifelte, dass es das letzte Mal sein würde.

“Danke, dass du mich gerettet hast. Und was von meiner Crew übrig ist. Wie lange bleibt uns, bis mein Schiff in die Luft fliegt?” fragte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Ich blickte auf den Countdown in meinem Helmvisier. “Zwei Minuten.”

Er grinste nur. “Mehr als genug Zeit.”

Gruppenweise hetzten wir zum Evakuierungsshuttle, sechs Prillonen trugen den ohnmächtigen Atlanen in ihrer Mitte. In den Transporträumen würde es nur so vor Hive-Gesindel wimmeln und uns blieb keine Zeit für eine weitere Auseinandersetzung.

Dorian stürzte sich auf den Pilotensitz und ich gesellte mich hinter ihn, Trinity nahm zu seiner Rechten Platz. Sie war Pilotin. Ich nicht.

Binnen Sekunden gingen die beiden durch ihre Checkliste und meine Knie knickten kurz ein, als das Shuttle sich vom Frachter abkoppelte. Der Ruck bewirkte, dass alle die nicht angeschnallt waren kurz das Gleichgewicht verloren.

“Bereit?” fragte Dorian.

“Bereit,” bekräftigte Trinity, während ihre Hände routiniert über die Steuerung huschten. Ich war zu erschöpft, um auch nur zu versuchen, ihren Bewegungen zu folgen. Das Shuttle schlingerte vorwärts, als die Druckwelle des explodierenden Frachters uns von der Seite traf und mich gegen eine Steuerkonsole hinter Dorians Pilotensitz schleuderte.

Zu meiner Linken schrillte ein Alarm und Dorian langte mit einer irritierten Handgeste nach hinten. “Mills, rühr hier bloß nichts an.”

“Halt’s Maul und flieg,” pöbelte ich zurück.

Er schmunzelte nur und Trinitys Schultern entspannten sich zusehends, als wir uns weiter und weiter von den zertrümmerten Überresten des Hive-kontaminierten Frachters entfernten.

Als wir in sicherem Gebiet waren, in einer Schutzzone, die von den Patrouillen der Kampfgruppe Karter überwacht wurde, ergriff Trinity das Mikrofon. “ReCon 3 für Karter.”

“Schlachtschiff Karter. Ihr Status ReCon 3.”

Trinity blickte zu Dorian, dieser seufzte. “Wir haben acht Crewmitglieder verloren sowie alle Ladegüter des Frachters.”

“Sieben Überlebende?” Richtig, und sie wusste es. Verdammt, so schwer war die Rechnung nun auch nicht. Ich war überrascht, dass diese sieben Mann so lange durchgehalten hatten.

Als Dorian nickte, gab sie die Information an die Kommandobrücke auf der Karter weiter. Ohne Zweifel hörte Kommandant Karter persönlich mit.

“Hier ist Kommandant Karter.”

Ich verdrehte die Augen, als ich die Stimme hörte. Klar hatte er mitgehört.

“Ich möchte gerne Captain Seth Mills Status erfahren.”

Trinity blickte erschrocken zu mir auf. Das war eine Premiere, Karter, der nach einem spezifischen Crewmitglied fragte. Ich beugte mich nach vorne, um ihm selber zu antworten. “Hier bin ich, Kommandant.”

“Ausgezeichnet.” Ich hörte ein scharrendes Geräusch und Kommandant Karter sprach erneut, aber seine Stimme klang leise, als würde er zu jemandem sprechen, der weiter weg war. “Sagt der Erde sie sollen mit dem Transport beginnen.”

“Erde?” fragte ich.

“Ihre ausgewählte Partnerin wird in wenigen Stunden eintreffen, Captain. Ich gratuliere.” Der Kommandant klang erfreut, mein Herz aber wurde plötzlich schwer wie Blei, als das nackte Entsetzen mich überkam. Ach du Scheiße. Einen Hive-gesteuerten Atlanen zu bekämpfen fühlte sich jetzt gar nicht mehr so furchterregend an.

Eine interstellare Braut.

Von der Erde.

“Schickt sie zurück,” plärrte ich.

Dorian wandte sich um und zog sich den Helm vom Kopf, mit weit aufgerissenen, goldenen Augen starrte er mich an. “Was zum Teufel redest du da, Mills? Eine Braut ist das Beste, was dir passieren kann.”

“Nicht für mich.” Ich stierte auf das Steuerpult, als ob ich den Kommandanten dazu bringen konnte mir zu gehorchen. “Schicken sie sie zurück, Sir. Ich kann keine Braut annehmen.”

“Das ist nicht ihre Entscheidung, Captain.” Die Stimme des Kommandanten klang jetzt ungnädig, meine Antwort hatte jegliche Freude über die frohe Botschaft zunichtegemacht. “Sie sind getestet worden und ihnen wurde eine ausgewählte Partnerin zugesprochen. Ihre Braut wird dreißig Tage lang Zeit haben, sie zu akzeptieren oder zurückzuweisen. Diese Entscheidung obliegt ihnen nicht. Ihre Partnerin hat jetzt das letzte Wort, Mills. Ich schlage vor, dass sie zur Karter zurückkommen und sich am Kopf untersuchen lassen. Deck 3.”