Ascension-Saga- 7

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Ascension-Saga- 7
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Ascension-Saga: 7
Interstellare Bräute Programm: Ascension-Saga
Grace Goodwin


Ascension-Saga: 7 © 2020 durch Grace Goodwin

Interstellar Brides® ist ein eingetragenes Markenzeichen

von KSA Publishing Consultants Inc.

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch darf ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Autors weder ganz noch teilweise in jedweder Form und durch jedwede Mittel elektronisch, digital oder mechanisch reproduziert oder übermittelt werden, einschließlich durch Fotokopie, Aufzeichnung, Scannen oder über jegliche Form von Datenspeicherungs- und -abrufsystem.

Coverdesign: Copyright 2020 durch Grace Goodwin, Autor

Bildnachweis: Deposit Photos: .shock, Angela_Harburn

Anmerkung des Verlags:

Dieses Buch ist für volljährige Leser geschrieben. Das Buch kann eindeutige sexuelle Inhalte enthalten. In diesem Buch vorkommende sexuelle Aktivitäten sind reine Fantasien, geschrieben für erwachsene Leser, und die Aktivitäten oder Risiken, an denen die fiktiven Figuren im Rahmen der Geschichte teilnehmen, werden vom Autor und vom Verlag weder unterstützt noch ermutigt.

Inhalt

Willkommensgeschenk!

Interstellare Bräute® Programm

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Willkommensgeschenk!

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Prolog


Königin Celene, Gefangenenzelle irgendwo auf Alera

Tage waren vergangen. Es gab keine Fenster, also konnte ich nur anhand der Mahlzeiten die Zeit einschätzen. Mein Cousin, Lord Wyse, hatte sich seit seinem letzten Besuch vor ein paar Tagen, also seit meine Entführer mich hierher verfrachtet hatten—wo immer das war—nicht mehr blicken lassen. Er hatte gesagt, dass ich nicht länger sein Problem war und ich glaubte ihm. Klar, er wollte königliche Macht, ein Privileg, dass ihm nicht in die Wiege gelegt worden war. Seit Jahrzehnten war er darauf aus. Aber mir war damals völlig entgangen, dass seine Verbitterung zu solch einem kranken Entschluss angewachsen war.

Er hatte zwar seinen Männern befohlen zur Erde zu kommen, mich nach fast dreißig Jahren aus dem Bett zu zerren und mich zu kidnappen, aber er konnte nicht der alleinige Drahtzieher sein. Unmöglich. Wenn es so wäre, dann wäre ich jetzt entweder tot oder er würde mich weiter für seine eigenen Zwecke benutzen.

Stattdessen war er einfach … verschwunden.

Wer also wollte mich hier festhalten und warum? Hatten sie zum Zeitpunkt meiner Entführung bereits von meinen Töchtern gewusst?

Nein. Ganz sicher nicht. Andernfalls hätten sie meine drei Mädchen umgebracht: Trinity, Faith und Destiny. Oder sie ebenfalls entführt. Sie eingesperrt, wie sie mich eingesperrt hatten.

Wo genau war ich hier? Ich saß in irgendeinem Gefangenenblock fest. Die Wachen trugen allesamt Priesteruniformen. Aber es waren nur ein halbes Dutzend von ihnen und sie wechselten viermal täglich. Es gab niemand anderes hier. Keine Fußschritte. Ich hatte sie nie miteinander reden gehört oder auch nur eine Bemerkung darüber, wen sie hier bewachten.

Ich sollte keinen von ihnen zu Gesicht bekommen, die schwarze Haube, die sie mir über übergestülpt hatten, hatte das ziemlich deutlich gemacht. Die hatten mir das Ding über den Kopf gezogen, mich gefesselt, mich transportiert und mich dann abgeführt und so viele Male verlegt, dass ich den Überblick verloren hatte. Als sie mich schließlich in diese Zelle geschleift und die Tür zugeknallt hatten, wusste ich nicht mehr, ob ich immer noch auf Alera oder am anderen Ende der Galaxie war.

Ohne das Wummern der Motoren unter meinen Füßen konnte ich ausmachen, dass ich mich tatsächlich auf festem Boden befand und nicht auf einem Raumschiff. Das war alles. Anhand der Priesteruniformen—dank meiner Gabe von der Zitadelle konnte ich sie sehen—ging ich davon aus, dass ich mich weiterhin auf meinem Heimatplaneten befand.

Und aus irgendeinem Grund war ich immer noch am Leben. Sie wollten mich nicht töten, denn andernfalls hätten sie mich bereits auf der Erde ermordet. Sie hätten allen so viel Zeit und Ärger gespart. Wenn sie mich brechen und vernichten wollten, dann hätten sie mich nur weiter foltern müssen. Stattdessen war ich komplett wiederhergestellt worden. Sie hatten mir Kleidung gegeben, es gab regelmäßig Essen und ich war einigermaßen gut untergebracht. Ich hatte ein echtes Bett. Trinkwasser. Essen. Bequeme Kleidung und warmes Schuhwerk. Es war kein Ritz-Hotel, aber ich war auch nicht mehr länger am Abkratzen.

Trotzdem, mit jedem leisen Gleiten der Zellentür fürchtete ich, was als Nächstes kommen könnte. Genau wie jetzt, als Narbengesicht hereinkam. Zum ersten Mal kam er in Begleitung. Ein Priester folgte ihm, sein Umhang wirbelte um seine Knie. Niemand besonderes. Ein rangniederes Mitglied der Garde. Das Abzeichen auf seiner Brust, welches seit meiner Flucht unverändert geblieben war, hatte es mir verraten. Aber er kam herein und blieb bei der Tür stehen und als sich diese hinter den beiden wieder zuschob, waren wir alle drei in dem kleinen Raum eingeschlossen.

Narbengesicht türmte sich in meiner winzigen Zelle auf, die wulstige Haut auf seiner Wange und an seinem Kiefer entlang glänzte im grellen Licht. Ich weigerte mich vom Bett aufzustehen oder ihm auch nur das kleinste bisschen Respekt entgegenzubringen. Er hatte nichts dergleichen verdient und er wusste es. Ich hob mein Kinn und faltete die Hände im Schoß.

Ich wartete.

“Bestimmt möchtest du das Neueste von deiner Familie hören,” sprach er und seine raue Stimme entbehrte sich jedem Mitgefühl. Genau wie seine Seele. Sie war schwarz. Leer.

Und wie ich das wollte. Ich wollte Trinity auf dem Thron sehen, sie sollte regieren. Sie war die geborene Anführerin und würde eine großartige Königin abgeben. Das war seit Jahren ein Traum von mir gewesen, aber jetzt befürchtete ich, dass ich ihn nie selber erleben würde. Normalerweise könnte sie Alera nur regieren, wenn ich bereits tot oder offiziell abgetreten wäre. Aber meine Gefangennahme und mein Verschwinden stellten eine Lücke in dieser Regelung dar, die leider niemand vorausgesehen hatte.

Und Faith. Der Giftanschlag im Hause Jax. Da steckte noch mehr dahinter und ich wollte es verzweifelt hören. Mit Sicherheit stimmte es nicht. Seit Wyse mir diesen Happen zugeworfen hatte, musste ich ununterbrochen darüber nachdenken. Aber es war alles nur Spekulation meinerseits. Ich wusste nichts.

Und Destiny. Wyse wusste, dass sie existierte; er kannte ihren Namen. Aber sonst wusste er nichts? War sie aufgeflogen?

Ich wartete still und Narbengesicht grinste.

“Ich bedauere dir mitteilen zu müssen, dass es in deiner Familie einen Todesfall gegeben hat.”

Ich spürte, wie mein Gesicht ganz schal wurde. Kleine weiße Punkte tanzten durch den Raum. Meine Handflächen fingen an zu schwitzen und mir wurde überall ganz heiß. Narbengesicht redete weiter, aber ich konnte ihn nicht hören, weil das Blut in meinen Ohren rauschte.

 

Eine von ihnen war tot. Oh Gott! Welche von ihnen? Wann? Wie?

Warum saß ich in aller Sicherheit in dieser blöden Gefängniszelle fest, während meine Mädchen in Gefahr waren? Warum?

“Er war nicht länger von Nutzen, also ist er eliminiert worden. Ein Risiko weniger.”

Narbengesicht sprach ganze Sätze, aber ich verstand nur einzelne Worte davon. Ich konnte kaum noch klar denken.

Eines meiner Mädchen war tot.

Dann aber wurde mir klar, dass Narbengesicht er gesagt hatte.

“Er?” fragte ich mit tauben Lippen.

“Dein liebster Cousin, Lord Wyse, ist tot.”

Erleichterung machte sich so rasant in mir breit, dass mir übel wurde. Ein Lachen sprudelte aus mir heraus.

Narbengesicht zog eine dunkle Augenbraue hoch, sagte aber nichts darauf.

Ich musste lächeln. Keines meiner Mädchen war umgekommen. Der Göttin sei Dank. “Was immer ihm zugestoßen ist, er hat es verdient,” entgegnete ich. “Ich nehme an, dass wer auch immer mich hier festhält, ihn umgebracht hat.”

Narbengesicht nickte.

“Warum erzählst du mir davon?” fragte ich. Coburt hatte ich nur als verschlossenen, ernsten Jungen aus meiner Jugend in Erinnerung, und in letzter Zeit als meinen Entführer. Einen Verräter. Er bedeutete mir weniger als nichts.

“Lord Wyse war Inspektor Optimi und Vater von Radella, die bis zur Rückkehr deiner Töchter Thronerbin war. Er war mächtig und voller Hinterlist. Mit exzellenten Kontakten.”

“Er ist tot. Also war er nichts weiter als eine Marionette.”

Sein Lächeln versiegte, als ob ich etwas Wichtiges herausgefunden hatte. “Ja. Eine Marionette. Genau wie du,” erwiderte er. Als Lord Wyse noch am Leben war, mochte er sich ihm gegenüber unterwürfig gezeigt haben, aber jetzt war klar, dass er meinem Cousin gegenüber nicht wirklich treu war. Mehr als klar.

So viel Drama. Warum machte er sich die Mühe mir zu sagen, dass Lord Wyse nicht der Strippenzieher hinter meiner Entführung war? Als der Angriff im Palast stattgefunden hatte, war er selber nur ein Junge gewesen. Wir beide waren fast noch Kinder gewesen. Was sollte das hier? “Was willst du? Du weißt, dass Lord Wyse mir herzlich egal ist. Ich habe keine Angst vor dir. Du allerdings solltest dich vor mir fürchten.”

Er lachte, und zwar so kaltherzig, dass ich erschauderte. “Wir haben Pläne für dich, meine Königin.”

“Du meinst, dein echter Boss hat Pläne für mich.” Soviel stand fest. Ich hatte lange genug in dieser Zelle gesessen, um das herauszubekommen, und er wusste es. “Dann bring mich zu ihm. Oder zu ihr. Lass es uns hinter uns bringen. Warum würdest du mich weiter hier festhalten?”

“Dein Nutzen wird Ort und Zeit haben,” entgegnete er. “Wenn der K—”

Ionenfeuer erfüllte den Raum. Narbengesicht riss schockiert die sonst so höhnischen Lippen auf, als er auf die Knie und dann zu Boden fiel.

Er brachte den Satz nie zu Ende. Der Priester, der bis jetzt regungslos dagestanden hatte und den ich schon völlig vergessen hatte, hob seinen Arm. Der lange Ärmel fiel zurück und enthüllte eine Ionenpistole. Noch ehe ich blinzeln konnte, hatte er Narbengesicht in den Rücken geschossen.

Mit Entsetzten sah ich zu, wie mein Folterknecht, mein Gefängniswärter seit meiner Entführung auf den Boden rollte. Mit offenen Augen starrte er an die Decke. Blind. Tot. Eine Blutlache bildete sich um ihn herum. Keine ReGen-Technologie würde ihn mehr retten können.

Als der Schock mich schließlich einholte, stieß ich ein spätes Keuchen aus. Langsam stand ich auf und blickte den Priester an. Ich würde die Nächste sein.

Aber anstatt abzudrücken, senkte er die Waffe und sie verschwand wieder unter seinem Ärmel. Als ob nichts gewesen wäre.

Sein Nutzen hatte ihren Ort und ihre Zeit. Und ist abgelaufen.”

Die Stimme des Priesters war langsam und tief. Ruhig. Er war kein Priester, zumindest keiner der friedliebenden Ordensschüler, die ich noch kennengelernt hatte.

Coburt Wyse war tot. Narbengesicht war tot. Lord und Lady Jax waren tot. Jemand war dabei, sich aller losen Enden zu entledigen. Jemand war dabei all die zu töten, die über mich Bescheid wussten, oder den eigentlichen Plan am Werke.

Wer war der Drahtzieher?

Als ich mitansah, wie der Priester den Leichnam aus meiner Zelle schleifte, hatte ich das Gefühl, dass ich es bald genug herausfinden würde.

1


Destiny, Festung des Priesterordens in den Bergen von Mytikas

Auf der Erde nannte man Mitternacht auch die Geisterstunde. Hier aber, hinter den Mauern des Priesterordens war es eher die Gesangsstunde. In fast jedem Raum der endlos langen Gänge versammelten sich die Priester—im Training oder nicht—und sangen. Sie gaben einfach keine Ruhe mehr. Und als sie schließlich verstummten, ging das Meditieren los. Priester blieben lange auf, ihre Körper hatten sich irgendwie dem schimmernden Mondschein auf den Aleranischen Blumen angepasst, die außerhalb der Zitadelle wuchsen. Alles war sehr gemeinschaftlich und hippiemäßig. Verdammt nervig für all diejenigen unter uns, die in ihrem Leben nicht besonders viel Zeit in einer Kommune zugebracht hatten. Sie schienen mehr Geduld im kleinen Finger zu haben, als ich im gesamten Leibe aufbringen konnte.

Aber seit Faith sich dem Planeten vorgestellt hatte, gab es hier sehr viel weniger Singsang und mehr Getuschel, und das war genau was ich mir erhofft hatte. Eine Bande Introvertierter, die endlich alles rausließ. Sie diskutierten über die wundersame Rückkehr der Prinzessinnen Trinity und Faith und sie spekulierten über den dritten leuchtenden Turm und den Verbleib ihrer Königin.

Das wirklich Verrückte daran war allerdings, dass ich die dritte Prinzessin war, über die sie alle schwatzten. Wenn sie mich jetzt erwischen würden, dann würde ich ehe ich mich erklären könnte, im Kerker sitzen. Oder tot sein. Es war durchaus denkbar, dass sie mich auf der Stelle umbringen würden.

Ins Büro der Oberpriesterin einzubrechen war strengstens verboten.

Wie ich—auch von diesem aufgestauten Klatsch—gehört hatte, wurde dieses Vergehen vor ein paar hundert Jahren mit dem Tode bestraft. Da seitdem keiner mehr erwischt worden war, konnte ich nicht genau sagen, ob sie ihr Regelwerk geändert hatten oder ob es seitdem niemand mehr versucht hatte.

“Dann werde ich wohl sehr, sehr vorsichtig sein müssen.” Ich redete mir gut zu, als ich mich an die Rebstöcke klammerte, die sich am höchsten Turm innerhalb der Festungsmauern rankten. Ich kam mir vor wie Romeo unterwegs zu Julia, wie damals in der Schulaufführung.

Ich blickte mich um und stellte sicher, dass mich niemand sah … ehe ich etwas hinrichtungswürdiges tat, dann öffnete ich ein Fenster und hangelte mich nach oben. Ich schlang erst mein Bein und dann den Rest von mir durch die Öffnung. Das Büro befand sich mindestens im dritten Stock, aber die Reben waren dick und ich war zierlich. Es war fast schon zu einfach.

Fast lautlos landete ich auf dem dünnen Teppichboden und bemerkte, dass der Raum immer noch schön warm war. Die alte Frau, die hier regierte, hatte gebrechliche Knochen und sie schien hier oben in den Bergen der Hauptstadt nicht gerne zu frieren. Die Festung war allerdings vor Urzeiten errichtet worden und sie hatte keine andere Wahl, als mit der Witterung klarzukommen. Der Priesterorden war zur selben Zeit wie die royale Blutlinie gegründet worden. Die allererste Königin, die von der Zitadelle auserkoren worden war, hatte den Schwur des ersten Priesters akzeptiert, und so hatte alles seinen Anfang genommen. Generation für Generation hatten die Priester Alera gedient, in Rechtsangelegenheiten und zum Schutze des Königreichs. Sie waren die Schreiber und Archivare und wurden mit Wissen betraut, das nur wenigen zugänglich war. Sowohl der Priesterorden als auch die royale Blutlinie standen irgendwie mit der Zitadelle in Verbindung, aber beide hatten ihre Geheimnisse. Und die Priester dienten der königlichen Familie—meiner Familie—seit Jahrtausenden.

“Ein verfluchter Verräterhaufen.” Nicht alle von ihnen waren schlecht. Seit zwei Wochen hatte ich jetzt mit ihnen trainiert, gegessen und mich als eine von ihnen ausgegeben. Ich war eine Novizin. Ein Neuankömmling. Und sie hatten mich in ihre Mitte aufgenommen. Die meisten von ihnen waren nette, anständige Leute. Sie waren freundlich, hilfsbereit.

Aber längst nicht alle von ihnen. Nein, jemand—oder mehrere jemande—war verdorben bis ins Mark. Oh ja, es gab einen wirklich faulen Apfel, der den ganzen verdammten Haufen stinken ließ. Und ich würde die Verräter schnappen, selbst wenn ich dabei umkommen würde. Sie hatten immer noch Mutter. Sie hatten versucht Trinity und meine Zwillingsschwester Faith zu ermorden, und das mehr als einmal.

Wenn sie wüssten, wer ich bin, dann würden sie bestimmt auch versuchen mich umzubringen. Offensichtlich sollten wir alle sterben. Ich grinste und dachte daran, wie unsere Ankunft auf Alera ihre Pläne durchkreuzt haben musste. Ha!

Als ich flink durch den dunklen Raum schlich, stieß ich mit dem Zeh gegen einen unerwarteten Vorsprung an einem Stuhl. Ich hisste und hüpfte umher. “Verflucht.” Das Wort war kaum mehr als ein Ächzen, draußen aber hörte ich, wie sich als Antwort darauf etwas bewegte. Unter mir. Auf dem Boden.

Dann hörte ich ein Rascheln.

Die Reben.

Scheiße.

Jemand kletterte an den Reben hoch. Etwa Romeo persönlich? Ich war keine holde Julia, die endlich entführt werden wollte. Und Scheiße, draußen kletterte es sogar noch schneller als ich. Mir blieb keine Zeit irgendwohin zu verschwinden und die Tür—wo normale Leute ein und aus gingen—war fest verschlossen. Ich musste mich verstecken und darauf hoffen, dass wer auch immer hierher unterwegs war, mich einen Schritt näher zu meiner Mutter bringen würde. Ich wusste, dass die Priester sie hatten. Irgendwo. Die Gerüchteküche brodelte nur so mit Getuschel und Mutmaßungen über einen streng geheimen Häftling. Das konnte nur Mutter sein. Oder für die Aleraner, Königin Celene. Sie musste es sein.

Denn wenn nicht, dann saß ich in einer Sackgasse fest und wir waren allesamt aufgeschmissen. Mutter würde sterben. Und das würde ich mir nie verzeihen.

Auf meinem schmerzenden Zeh humpelte ich in eine gänzlich schwarze Ecke des Raumes. Regungslos stand ich da und wartete darauf, wer wohl mein unerwarteter Besucher sein könnte. Wie groß standen die Chancen, dass gleich zwei Eingeweihte hier herumschnüffelten?

Das Warten war eine Qual für sich. Ich kannte meinen Körper, ich hielt die Atmung ruhig, versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen—aber klar doch—und so still wie möglich zu stehen. Die Aleranische Hälfte meiner DNA hatte letzte Woche beschlossen, dass es an der Zeit war in eine ausgewachsene Gluthitze zu gehen. Ich wusste, was mit mir los war, denn Trinity hatte zuvor schon ihre gehabt. Jeder Millimeter meiner Haut war hochempfindlich. Meine Nippel schmerzten, die Rundung meiner Brüste fühlte sich voll und schwer an. Sie waren klein, was mir ganz recht war und zum Kämpfen passte. Aber jetzt fühlten sie sich doppelt so groß an wie sonst. Meine Muschi war dauerfeucht und mein Gehörsinn schien sich zu einer Art Superkraft verschärft zu haben und war einfach nur nervig. Als ob ich plötzlich zur Sieben-Millionen-Dollar-Frau geworden war. Die notgeile Sieben-Millionen-Dollar-Frau.

Ich konnte Insekten die Wände hoch krabbeln hören. Gespräche in der gesamten Festung; aus diesem Grund kannte ich jeden Klatsch und Tratsch. Mein eigener Herzschlag hatte sich wie eine Congatrommel in meinem Schädel angehört, bis ich gelernt hatte ihn zu ignorieren und irgendwie hatte mir das auch dabei geholfen, genau die Geräusche, die ich hören wollte zu filtern und mich die restliche Zeit mehr oder weniger normal zu fühlen.

Trinity hatte nicht erwähnt, dass ihre Gluthitze mir einem Supergehör einherging, aber Leo hatte sie ziemlich auf Trab gehalten und sie war ständig nackig gewesen und laut kreischend gekommen. Diese bescheuerte Gluthitze machte mir alles zunichte. Es war, als ob ich meinen Körper nicht länger im Griff hatte. Und es gab keine Erleichterung. Verdammt nochmal.

 

Ich war so aufgegeilt, dass ich fast schon kommen musste, wenn ich nur die Schenkel aneinander rieb. Und ich konnte alles hören, was in der Festung abging. Alles. Inklusive einiger sinnlicher Begegnungen, bei denen ich mich winden musste und mir gewünscht hatte, dass selber Hand anlegen tatsächlich helfen würde. Aber nein. Jeder selbst besorgte Orgasmus machte es nur noch schlimmer. Nach zweien hatte ich es bleibenlassen und mich stattdessen ein paar Stunden lang zu einer Kugel zusammengerollt und darauf gewartet, dass das erdrückende Verlangen nachließ.

Was es nicht tat. Aber ich war irgendwie damit klargekommen. Ich war allerdings nicht sicher, wie lange ich noch durchhalten konnte, ohne vor Lust den Verstand zu verlieren.

Was der Grund war, warum ich jetzt diesen letzten, verzweifelten Versuch unternahm und ins Büro der Oberpriesterin einstieg. Sollte ich nichts Brauchbares finden, dann würde ich zum Palast gehen und einen dieser Gigolos finden müssen, damit er mich entschärfte. Im Moment brauchte ich es einfach und ich war beinahe an einem Punkt angekommen, wo mir so ziemlich egal war, wessen Schwanz ich reiten würde, solange er willig und hart war und die ganze verdammte Nacht lang durchhielt. Oh ja. Ich brauchte es willig und hart.

Ich war am Schnaufen, als zwei große, sehr maskuline Hände auf dem Fenstersims auftauchten. Anschauliche Hände. Lange, dicke Finger. In mir drin. Die mich rieben. Mich fingerfickten.

Scheiße. Ich musste mich zusammenreißen.

Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, kriegte mich wieder ein und wartete. Meine Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und ich beobachtete, wie der Eindringling wie eine Katze durch das Fenster schlüpfte.

Gott, für einen so großen Mann war er ziemlich beweglich. Er war kräftig, das war offensichtlich an der Art und Weise, wie er sein gesamtes Körpergewicht nur mit den Armen handhabte und lautlos zu Boden schwang. Er landete in der Hocke, mit einem Knie auf den Boden gestützt, als ob er vor einer Königin kniete. Aber er war nicht dabei sich zu verneigen, sein Kinn war gehoben, seine Atmung war ruhig—auch mit meinem unglaublichen Gehör.

Er hielt den Atem an und lauschte.

Nach was?

“Destiny? Ich weiß, dass du hier bist.” Seine Stimme war tief. Sinnlich. Der satte Klang glitt über meine Haut und ich zitterte buchstäblich, als die Schallwelle direkt in meinen Kitzler wanderte und meinen Körper elektrisierte, als ob er den Mund auf mir hatte.

Was. Zum. Teufel?

Ich rührte mich nicht. Wagte es nicht. Und ich hielt ebenfalls den Atem an. Ich hielt die Luft in meinen Lungen, als ob es um Leben und Tod ging. Ich kannte diese Stimme. Irgendwoher kannte ich sie. Aber woher?

Er stand auf, machte aber keinen Schritt vorwärts, sondern blieb regungslos stehen, wie eine Statue. Er flüsterte, mein hochsensibles Gehör aber vernahm seine Worte mit voller Lautstärke. “Destiny. Ich weiß, dass du hier bist. Deine Schwestern schicken mich. Du hast gesagt, dass du in Gefahr bist. Lass mich dir helfen. Ich werde dich hier rausholen.”

Meine Schwestern? Nee, oder? Das musste die Stimme des Mannes sein, der mit Trin und Faith bei dem Anruf dabei war. Derjenige, der mich unverblümt gefragt hatte, ob ich in Gefahr war. Und ich hatte zweimal geklopft, um mit Ja zu antworten.

Ich hätte schwindeln sollen, aber irgendetwas in dieser verfluchten Stimme hatte mich dazu veranlasst, ihm die Wahrheit zu sagen. Mehr noch, sie hatte bewirkt, dass ich mich direkt durch den Kommunikationskanal hangeln und meinen nackten Leib kreuz und quer über seinen nackten Leib reiben wollte. Nicht, dass er jetzt nackt war. Oh, das wäre toll gewesen, aber nein.

Dieser Gedanke ging eindeutig zu weit. Ich war dabei den Verstand zu verlieren. Romeo kam nicht im Adamskostüm durchs Fenster gestiegen.

“Sei leise oder du wirst uns beide umbringen,” hisste ich.

Er riss sofort den Kopf herum und ich beobachtete, wie er meine genaue Position ausmachte. Ehe ich mich regen oder auch nur denken konnte, stand er auch schon vor mir. Zu nahe an mir dran. Zentimeter entfernt. Ich konnte seine Körperwärme spüren, seinen moschusartigen, maskulinen Duft riechen. Meine Nippel wurden steif und ich schwöre, ich hatte einen Mini-Orgasmus. Ich musste mir ein Winseln verkneifen.

“Destiny, komm mit mir. Ich werde dich zum Palast bringen, in Sicherheit.”

“Kommt nicht infrage,” widersprach ich. “Aber du solltest verschwinden. Sonst werden sie mich noch umbringen. Du bewegst dich wie ein Koloss, groß und schwer und langsam.” Lügen. Lügen. Lügen. Aber er musste von hier verschwinden. Sofort. Ehe ich etwas wirklich Dummes anstellte. Wie zum Beispiel einatmen. Ihn nochmal riechen. Ihn wie einen Baum besteigen. Gott steh mir bei, sollte er mich anfassen. Meine Selbstbeherrschung hing am seidenen Faden. Außerdem war er heiß. Marinesoldaten-Superhelden-Filmstar-Heiß. Ich konnte sein Gesicht sehen. Ein kräftiger Kiefer. Volle Lippen. Augen, die mich so intensiv anstarrten, dass ich den Blick nicht mehr abwenden konnte. Alles an ihm, von der Art, wie er sich bewegte bis zur Art wie er mich anblickte, schrie förmlich nach Raubtier. Er war ein Jäger. Ein Beschützer. Ein Soldat.

Scheiße. Scheiße. Scheiße. Wenn ich je nach den Lenden eines Mannes lüstete, dann ausnahmslos nach denen eines Hengsts in Uniform.

“Du bist in Gefahr hier,” wiederholte er.

“Was du nicht sagst, Sherlock.”

Er runzelte die Stirn. “Ich heiße nicht Sherlock und er wird dich nicht so gut beschützen wie ich. Du musst mit mir kommen. Lass mich die Sache erledigen. Ich werde deine Mutter finden. Versprochen.” Seine Worte durchdrangen meine Haut und wärmten mich, als ob er mich in geschmolzenes Karamell getaucht hatte. Himmel, der Typ war gefährlich. Dämliche, verfickte Gluthitze.

Ich wurde wahnsinnig.

Als ich nichts darauf entgegnete, beschleunigte sich sein Herzschlag. Seine Atmung ebenfalls; ich konnte beides mühelos hören. Ein Schauer fuhr durch ihn hindurch und ich sah verblüfft zu, wie er die Augen schloss. Er biss den Kiefer zusammen, als ob er Schmerzen hatte. Er war in meinen persönlichen Bereich eingedrungen. Zu nahe an mir dran.

“Wer bist du?” Ich hätte nicht fragen dürfen. Ich wusste es bereits. Aber ich wollte Gewissheit. Vielleicht, sobald ich den Job hier erledigt hatte und meine Gluthitze vorbei war, würde ich Trinity bitten, ihn zu durchleuchten. Ihn zu durchleuchten. Ha! Wollte ich gar nicht. Ich wollte ihn gegen die Wand schleudern und durchnehmen. Jetzt sofort.

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