Babaji - Unergründlich tief wie das Meer

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Babaji - Unergründlich tief wie das Meer
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Das Buch

Menschen aus allen Kontinenten berichten in bewegenden Worten über ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit Babaji, dem weltweit bekannten Meister aus dem Himalaya. Diese Begegnungen fanden im Haidakhan Ashram statt, gelegen am Fuße des Himalaya, Indien.

Die Autorin

Gertraud Reichel besuchte Babaji viele Male und sammelte und stellte die vorliegenden Berichte zusammen. Ihre eigenen Erfahrungen sind in dem Buch „Babaji – Pforte zum Licht“ nachzulesen. Weitere Erlebnisberichte aus aller Welt finden Sie im Buch „Babaji – Von Herz zu Herz“.

Gertraud Reichel

Babaji

Unergründlich tief wie das Meer

108 Begegnungen


Inhaltsverzeichnis

Umschlag

Ds Buch / Die Autorin

Titel

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Vorwort

Babaji- Unergründlich tief wie das Meer

Wege zum Sein

Das Spiel als Spiegel der Wahrheit

Ich bin Du

Mystische Erfahrungen

Abschied von Babaji

Wörterverzeichnis

Impressum



Dein Herz ist mein Tempel.

Halte meinen Tempel rein!

Babaji 1980

In den unzugänglichen Höhlen und Erdspalten des Himalaya meditieren seit Jahrtausenden göttliche Wesen, Yogis und Heilige in tiefer Versenkung und lenken die Geschicke der Menschheit.

1970 wurde Babaji von einem jungen Mann in einer Höhle am Fuße des Kailash bei Haidakhan gefunden. Er lebte und lehrte von 1979 bis 1984 unter uns. Seine Besucher und Anhänger wurden auf die verschiedensten Weisen immer wieder mit seiner Größe und den übernatürlichen Kräften des Meisters konfrontiert.

Vorwort

Diese Sammlung von Erlebnisberichten über die Meister-Schüler-Begegnung sind Zeugnisse von Grenzerfahrungen des Bewusstseins.

Dem Suchenden auf dem Weg verdeutlichen sie Erfahrungsmomente der Auseinandersetzung mit der Kraft, die durch das Labyrinth der Seele führend die vielschichtige Emotionsskala zwischen Furcht und Vertrauen, von extremen physischen und geistigen Zuständen aufleuchten lässt und sie im Licht des Seins verwandelt:

„Ich bin gekommen, um euch allen Erlösung zu bringen, ich bin gekommen, um das Licht zu bringen.“

Mit dieser Aussage wies Babaji, der Meister aus dem Himalaya, auf das Licht der Transzendenz hin, in dem alle Gegensätze zusammenfallen. Dieses Licht wird erfahren als das Überwältigende-Unerwartete, gleichzeitig aber auch als das schon immer Gewusste, Vergessene und schließlich wiedererkannt als das eigentliche Sein.

Der äußere Meister, dessen Ruf den Suchenden erreicht, verkörpert den noch unbekannten Gott des eigenen Inneren, der ihm das Echte, das Ursprüngliche vermittelt, indem er ihm den eigenen Wesenskern erschließt.

Dabei ist der Meister, dessen Sein ganz frei von Überlagerungen der Affekte, Bedürfnisse und Projektionen ist, in der Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit seines Verhaltens untrüglicher Spiegel des jeweiligen eigenen Zustandes. Sobald dem Schüler aber das Wesentliche zur Seinserfahrung wird, verschmilzt er als der Erlebende mit dem Erlebnis selbst und mit dem Meister als Medium für die Erfahrung, denn sie werden in seinem Bewusstsein eins. Die Spannung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Innen und Außen, zwischen Meister und Schüler ist aufgehoben in dem Licht der alles durchströmenden Energie.

Durch die Gegenwart des Meisters dient jede beliebige Situation der Vermittlung dieser Einheitserfahrung. Anfänglich sind es nur kurze Momente, die sich dann über längere Zeit hinweg zu einem als ganz neu erfahrenen Zustand verdichten, hat sich der innere Frieden erst einmal vertieft.

Dies ist meist ein längerer, immer aber ein als schwierig empfundener Prozess, in dem das Gegensätzliche vom Meister bewusst ausgespielt wird, bis der Lernende begreift, seine Widerstände aufzugeben.

Grundpfeiler seiner Didaktik waren für Babaji das Gebet und die Arbeit als Dienst an der Schöpfung. Über beides sagte er:

„Der Name Gottes ist himmlisches Ambrosia. Betet ihn ohne Unterlass. OM NAMAH SHIVAY ist das große Gebet des Weltanfangs, das Gott der Menschheit gegeben hat. Jeder sollte es wiederholen. Jeder kann es empfangen und alles kann durch dieses Gebet erreicht werden.“

„Das Gesetz des Karma steht über allem Leben. Karma beginnt, wenn im Geiste Bewegung ist. Um das Karma zu überwinden, muss der Geist zur Ruhe kommen, zum Zustand der Leere, wo die Gotteserfahrung beginnt. Der Mensch schafft Karma, solange er atmet, denn niemand ist jenseits der Bewegung, nicht eine Sekunde lang. Lerne deshalb, jede deiner Handlungen Gott zu weihen.“

Babaji wurde nie müde, auf das Beten ohne Unterlass hinzuweisen, das er verbunden wissen wollte mit selbstlosem Handeln als dem Weg zur Freiheit. Die Freiheit, die er meinte, war das Freiwerden von Bindungen an die niedere menschliche Natur, durch die Loslösung von allem, was man „ich“ und „mein“ nennt, hin zum reinen Sein, wo der Mensch, getragen allein vom Glauben, frei von Wünschen, Vorstellungen und Bedürfnissen ist. Babaji verkörperte dieses reine Sein.

Das Modell einer neuen Welt, einer großen menschlichen Familie, die ihre Kräfte für eine gemeinsame geistige Aufgabe einsetzt, ist sein Ashram in Haidakhan, im Vorgebirge des Himalaya. In diesem uralten mythischen Heiligtum wurde durch Gebet und Arbeit aus einer Steinwüste fruchtbares Ackerland. Mit den primitivsten Mitteln entstanden in wenigen Jahren mehrere Tempel, Wohnungen und blühende Gärten. Der Meister selbst war Medium für die große Umwandlung; die unaufhörlich und auf allen Ebenen stattfand. Er zeigte den Weg und ging, nachdem er allen, die sich ihm öffneten, das gegeben hatte, was sie zu empfangen bereit waren:

„Ich habe euch den Weg gezeigt – jetzt ist es an euch, ihn zu verwirklichen.“

Maria-Gabriele Wosien

Autorin von „Botschaft vom Himalaya“

Babaji-
Unergründlich tief wie das Meer

„Ich bin niemand und nichts. Dieser Körper hat keine Bedeutung. Ich bin nur der Spiegel, in dem du dich siehst. Ich bin wie Feuer, bleibe nicht zu weit weg, sonst kannst du keine Wärme verspüren. Doch komme nicht zu nahe, um dich nicht zu verbrennen. Lerne die richtige Distanz.“


Babaji stellte seine Person in den Hintergrund; Ehrenbezeugungen, Anerkennungen, Ablehnung bedeuteten ihm nichts. Rituelle Verehrungen seiner Schüler ließ er dann zu, wenn sie einem tiefen Wunsch entsprachen. Babaji führte alle, die zu ihm kamen, durch sein Wirken zur Wahrnehmung absoluter, unvergänglicher Werte, zum Wissen um die Einheit der gesamten Schöpfung. Dahin wandelte er die Herzen der Menschen, erhöhte durch Energieübertragung ihr Bewusstsein, reinigte sie und machte sie frei für eine neue geistige Dimension.

Medium der Verwandlung, der Reinigung des Geistes und des Herzens waren selbstlose Arbeit, das Wiederholen des Namen Gottes, im Besonderen des Mantras Om Namah Shivay (Herr, Dein Wille geschehe) und die Arbeit mit den Elementen, dem Wasser und Feuer, Karma Yoga, Arbeit als Gottesdienst, wurde täglich ausgeführt, wobei Babaji alle Tätigkeiten selbst überwachte. In den kurzen Mußestunden wurden religiöse Schriften gelesen, Lieder zu Ehren des Schöpfers und das Mantra Om Namah Shivay gesungen.

Wasser als Symbol der körperlichen, seelischen und geistigen Reinigungs- und Erneuerungskraft in allen Religionen wurde von Babaji oft zu diesem Zweck genutzt. In Haidakhan führte er in der Monsunzeit oftmals Schüler an der Hand durch den reißenden Gautama Fluss, was neben der Reinigung durch das Wasser auch die sichere Überquerung des gefährlichen Strudels dieses Lebens mittels eines verlässlichen Führers symbolisierte. Zur Verstärkung der Reinigung ließ Babaji auch Arbeiten im Wasser ausführen. Große Steine wurden aus dem Flussbett zur Weiterverarbeitung an anderer Stelle herausgeholt. Die Ashram-Bewohner nahmen zweimal am Tag bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang ein Bad in den kühlen Fluten des Gautama Flusses.

Feuerzeremonien erfüllten den gleichen Zweck. Jeden Morgen gegen 4:30 Uhr früh führte Babaji ein schon auf die vorvedischen Zeiten zurückgehendes Feuerritual aus, auch Havan oder Yagna genannt. Mit Opfergaben wie Reis, Früchten, Kokosnüssen und Weihrauch werden unter dem Rezitieren bestimmter Mantren die Schöpferenergien angerufen und zeitgleich wird auch die niedere Natur der Teilnehmer mit in die lodernde Flamme gegeben. Durch seine Umwandlungskraft ist das reinigende, alles verzehrende Feuer Mittel zur Neugeburt auf höherer Ebene.

 

Die Schwingungen eines jeden, der mit Babaji in Kontakt kam, wurden erhöht durch Handauflegen, beim Segnen, Schenken von Gegenständen, die er berührt oder getragen hatte – durch einen Blick, ein Wort. Einige hauchte er an, schlug ihnen mit seinem Stab auf die Wirbelsäule, brüllte sie an oder streichelte sie, je nachdem, wie sie am besten zu erreichen waren. Diese gezielten Kontakte aktivierten die verschiedenen Energiezentren des Körpers, reinigten die Nervenbahnen, um sie so durchlässig für einen intensiveren Energiestrom zu machen.

Der persönliche Kontakt zu Babaji war für alle, die ihm begegneten, von grundlegender Bedeutung. Immer war er umringt von Menschen, er teilte seine Speise mit ihnen, reiste gemeinsam mit ihnen in Zügen, Bussen und gar auf dem Rücksitz eines Motorrades. Babaji gab sich äußerst unkompliziert, fast wie ein Kind. Er übernachtete in einfachen Lehmhütten, in Villen, in Apartments, in Palästen, je nachdem, wer ihn, seinen Segen erbittend, eingeladen hatte. Und immer folgte ihm eine große Menschenschar.

Alles wurde dem Schüler als Teil der Schöpfung bewusst gemacht, ohne Trennung, ohne Unterschied.

Der Weg zur Befreiung ist ein schmaler Grat. Verließ ihn jemand auch nur sekundenlang, um seinen alten Gewohnheiten oder Ideen zu folgen, war Babaji unerbittlich: Einen scheinbar nichtigen Grund zum Anlass nehmend, inszenierte er den Blitz aus heiterem Himmel, er schimpfte oder schickte Schüler fort, sobald sie die Grenze der Aufnahmefähigkeit erreicht hatten oder ließ sie sich im täglichen Allerlei selbst überwinden. Babaji verlangte strengste innere und äußere Disziplin. Das kostete manchmal viele Tränen. Dennoch war man sich seines Segens bewusst.

„Wahren Schülern gebe ich Abhaya Dhan, den Segen meines Schutzes, durch den sie immer beschützt sind. Du solltest darum furchtlos sein. Ich bin für dich und deine Befreiung verantwortlich. Mein Schutz verlässt dich keinen Augenblick.“

*

Es kam der Tag, dass ich mit meiner erwachsenen Tochter nach Haidakhan fuhr. Wir fühlten uns stark dorthin gezogen, wussten aber eigentlich nicht, warum. Unterwegs nahmen wir uns felsenfest vor, Babaji nicht zu Füßen zu fallen, sie auch nicht zu berühren, so wie es in Indien Sitte ist. Das kam für uns nicht in Frage.

Kurz nach unserer Ankunft in Haidakhan sahen wir Babaji zum ersten Mal. Er kam auf einem Elefanten geritten und um ihn herum war eine große Menschenmenge. Da er uns nicht sehen sollte und wir nicht in die Verlegenheit kommen wollten, ihm doch noch zu Füßen zu fallen, hielten wir uns ganz unauffällig im Hintergrund des Geschehens.

Aber die Ehre, die wir ihm verweigern wollten, erwies er uns! Aus der Ferne winkte er uns herüber. Ich sagte zu meiner Tochter: „Geh du!“, aber kaum hatte ich ausgesprochen, winkte er noch einmal. So sollte auch ich zu Babaji ... Und zu unserer größten Verlegenheit mussten wir uns zu ihm hoch auf den Elefanten setzen!

Der erste Blick in Babajis Augen war überwältigend: Ich sah mich in ihnen, ich sah mein ganzes Wesen. Das Feuer seiner Augen drang in mein Herz. Mein Kopf war leer, mein Herz voll, als ob ich ihn ewig gekannt hätte!

Wir ritten mit ihm über den Gautama Fluss, während er laut das Mantra SITA RAM sang. Er forderte uns auf mitzusingen – ich wusste überhaupt nicht, wer Sita ist, wer Ram ist. Aber da ich die Laute verstehen konnte, sang ich mit. Ich sollte jedoch noch viel lauter singen: SITA RAM; SITA RAM; SITA RAM ...

Er unterhielt sich dann mit uns und fragte unter anderem, woher wir kämen.

Seitdem bin ich vor ihm niedergefallen, ich habe seine Füße berührt, seine Knie. Mein Kopf war leer, mein Herz voll – ich war glücklich, ich war einfach da, und weiter fühlte ich nichts.

Er war so lieb zu uns und hat uns mit Ehren überhäuft und wir fühlten uns dessen gar nicht wert!

*

Nach dem Havan, als alle noch um die Feuergrube versammelt waren und meditativ in die Flammen schauten, bemerkte ich, wie Babaji sich still von der anwesenden Gruppe abwandte und allein einen Gartenpfad betrat, der von Lebensbäumen gesäumt war.

Die ersten Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne durchbrachen das Dunkel. Es war sonderbar still in diesem Augenblick, in dem sich die Nacht vom Tage trennte. In dieser lautlosen Stille trat Babaji hinter einen der Lebensbäume, stieg in ihn hinein und bog alle Zweige des Baumes auseinander, so dass nur noch er als Gipfel und Stamm aus dem grünen Baum ragte.

Fasziniert von diesem sonderbaren Gebaren schaute ich zu und hörte plötzlich in mir seine Worte: „Ich bin die Essenz allen Lebens ... Sieh!“ Und ich schaute. Und mir war, als ob sich die Zweige vor Babaji verneigten. Ja, so war es. Wie sonst hätte er – mit nur zwei Händen – die vielen sich nach oben verjüngenden Äste niederdrücken können?

Noch während ich schaute, erwachte die Natur zu neuem überschäumenden Leben.

*

Eine Inderin erzählte:

Durch den ständigen Besuch von Yogis und Sadhus in unserem Heim war ich ihrer überdrüssig geworden und wollte nichts mehr von ihnen wissen. Dennoch überredete mich ein Verwandter eines Tages, zu einem wie er sagte „besonderen“ Yogi zu gehen, der nach Bombay gekommen war.

Als ich den Raum betrat, bemerkte ich gleich einen jungen Yogi in tiefer Meditation. Im hinteren Teil des Raumes war kein Platz mehr, so ging ich nach vorne und setzte mich in seine Nähe. Da wir von Haus aus in der Tradition der Verehrung Shivas stehen, begann ich automatisch, das Mantra Om Namah Shivay zu wiederholen. Da öffnete der Yogi seine Augen. Sein Blick traf mich und mir war, als ob Feuer aus ihnen herausströmte. Ich saß wie angewurzelt. Wie lange ich ihn anstarrte, weiß ich nicht. Es hätte eine Minute, aber auch eine Stunde sein können. Ich spürte nur, wie ich auf einmal anfing zu weinen. Normalerweise weine ich nicht, es ist unter meiner Würde ... Und die ganze Zeit schaute der Yogi auf mich. Aber auch mein Vater, meine Mutter und mein Bruder, die anwesend waren, meinten, er schaue sie an. Alle drei hatten die gleiche Empfindung. Dann schloss der Yogi wieder in tiefer Meditation die Augen. Fasziniert sah ich, wie die Menschen sich vor ihm verneigten. Sie kamen und gingen, und obwohl er in tiefer Meditation war, segnete er sie mit seiner rechten Hand. Diese Gesten berührten mich, es waren Shivas Mudras! … Schließlich stand der Yogi auf und zog sich in seinen Raum zurück.

„Wer ist dieser Baba? Woher kommt er?“, fragte ich einige Anwesende.

„Ein Mahavatar, der Mahavatar aus Yoganandas Autobiographie!“

„Möglich wäre es schon“, dachte ich. Doch blieben mir Zweifel, denn von Natur aus bin ich skeptisch veranlagt. Wir gingen nach Hause, nur um am selben Tage zurückzukehren. Babaji saß auf einer Terrasse im Mondschein. Schließlich kam jemand mit einer Lampe, die sein Gesicht erhellte. Wir saßen nur zwei oder drei Meter von ihm entfernt, und ich verspürte den Wunsch, ihn zu fotografieren. In Gedanken bat ich ihn um Erlaubnis und als Antwort öffnete er seine Augen.

Anschließen sprach ich innerlich mit ihm:

„Wer du bist, weiß ich nicht. Aber, wenn du der bist, für den die Menschen dich halten, dann zeige es mir. Nur so kann ich an dich glauben!“

Meine Augen hingen wie gebannt an seinem Gesicht, das sich auf einmal wie ein Kaleidoskop veränderte. Er wurde zu Rama, Krishna, Shiva, Buddha. Der Reihe nach sah ich all die Heiligen Indiens auf seinem Gesicht. Und dann ... dann sah ich Licht. Nur noch Licht ... Darauf hatte ich gewartet, denn Gott ist immer nur Licht für mich gewesen.

Während ich dem Schauspiel gebannt zusah, kniff ich mich mehrmals, um mir zu beweisen, dass ich nicht träumte oder dass er mich etwa hypnotisierte. Die Vision dauerte eine halbe Stunde, dann verblassten die Gesichter und ich schaute wieder in das lächelnde Gesicht von Babaji. Überwältigt gestand ich ihm nun innerlich, dass ich ihn als meinen Meister angenommen hatte.

*

Nach meinen Studien begann ich mich für indische Philosophie und Yoga zu interessieren. Ich traf auf Menschen, die in Indien bei tibetischen Lamas gewesen waren. Die Suche nach Wahrheit und echtem Wissen erwachte in mir und führte mich nach Indien. Nach einem bestimmten geistigen Weg oder Meister suchte ich nicht. Ich wollte aber die Wahrheit, Wahrheit als inneres Erlebnis.

Meine Reise führte mich und einige Freunde in das Himalaya Gebirge, in die Kleinstadt Almora. Dort wollten wir uns länger aufhalten.

Eines Tages befragte ich mein I-Ging-Buch nach einem Meister. Die Antwort, die ich erhielt, war eindeutig, aber verwirrend: „Jetzt ist die Zeit gekommen, wo du deinem geistigen Meister begegnen wirst.“ Einen Tag später traf ich Babaji im Hause einer älteren amerikanischen Dame, die seit zwanzig Jahren in Almora lebte.

Sie erzählte mir, dass Babaji nach einem Schüler suche, der bereits in einem früheren Leben bei ihm gewesen war. Sie sollte deshalb alle in Almora anwesenden Ausländer einladen. Als ich das hörte, hatte ich das Gefühl, als ob Babaji mich meinte. Und so war es, meine Intuition hatte mich nicht betrogen.

Ich wusste wenig von Babaji, bevor ich ihn traf. Die Menschen hatten mir erzählt, dass er trotz seiner Jugend sehr alt sei, weil er es vermöge, für Tausende von Jahren seine jugendliche Gestalt zu bewahren. Als ich ihm dann schließlich gegenüberstand, war ich besonders von seiner gelassenen Heiterkeit beeindruckt. Er sah außergewöhnlich friedvoll aus und in sich ruhend und saß stundenlang wie eine Statue in tiefster Meditation. Seine Augen zeigten mir, dass er ein Wissender war.

Lange schaute ich ihn an und fragte ihn im Geiste nach allem, was mich die Jahre über bewegt hatte. Dann bat ich ihn, mich an seinem Wissen teilhaben, mich die Wahrheit in mir selbst finden zu lassen. Als ich mich dann erhob, um zu gehen, hörte ich seine Stimme in mir sagen: „Wir werden uns wiedersehen!“

In der gleichen Nacht träumte ich von ihm. Er trat mit einigen Schülern aus einem dunklen Wald und trug einen Stab in der Hand. Als ich ihn betrachtete, verwandelte er sich in Licht und sagte: „Ich bin dein Meister!“

„Was wirst du mich lehren?“

„Ich werde dich abwaschen lehren!“

Wie gut hatte Babaji mich erkannt. Das Abwaschen von Geschirr war mir, bevor ich nach Indien kam, immer ein Gräuel gewesen. Die Bedeutung seiner Antwort war, dass er mich Demut und Einfachheit lehren würde. Und wirklich, sobald ich meine Füße in Babajis Ashram gesetzt hatte, musste ich für mehr als zwei Jahre abwaschen und putzen!

*

„Ein Mensch kann nur dann zu einem heiligen Ort kommen, wenn es eine günstige Konstellation der Planeten in seinem Leben gibt, wenn sein Leben an einem Wendepunkt angelangt ist und das Gesetz von Ursache und Wirkung nachzulassen beginnt. Dann fühlt er sich ganz von selbst von heiligen Orten angezogen.“

*

Es war an meinem ersten Tag in Haidakhan. Unter äußerster Anstrengung hatte ich es erreicht. Alles war noch neu und fremd für mich, die Eindrücke stürmten auf mich ein.

Babaji winkte einige Europäer aus der Menschenmenge heraus, mich eingeschlossen, und ging mit uns in einen Raum etwas abseits der Menge.

Nachdem er eine Weile mit den anderen gesprochen hatte, wandte er sich mir zu. „Wo warst du noch?“, ließ er übersetzen. „Im Arobindo Ashram in Pondicherry“, antwortete ich. „Gefiel es dir dort?“

Es war der erste Ort in Indien, der mir überhaupt gefallen hatte, und so antwortete ich wahrheitsgetreu: „Ja.“

„Go where you like!“ (Geh, wohin es dir gefällt!), donnerte Babaji mich an, und ich war wirklich wie vom Donner gerührt. Gedanken fingen an zu rasen: „Gehen? Jetzt? Wohin? Unmöglich. Es ist schon zu spät, und ich kann keinen Fuß mehr vor den anderen setzen. Aber bleiben darf ich nicht ... Kann nicht gehen ... darf nicht bleiben ...“

Dann ließ Babaji mich auch noch fragen: „Was sagst du dazu?“ Mir stürzten nur noch die Tränen aus den Augen ... Einige Augenblicke später hängte mir Babaji blitzschnell die Mala, die er bis dahin getragen hatte, um den Hals und legte mir segnend seine Hand auf den Kopf.

Erst viel später begriff ich diesen Satz. Nicht: GEH, wohin es dir gefällt oder wohin du willst, sondern: Geh, wohin DU willst oder: Folge deinem Inneren, folge der inneren Wahrheit. Und der Donner in der Stimme ist die Kraft dazu, die Kraft, alle Hindernisse auf dem Weg ins Innere zu überwinden. Dieser Satz war die Zusammenfassung der Schulung, die folgen sollte.

 

*

Ein junger Mann fragte Babaji, ob er heiraten könne. „Warum?“, forschte er. „Weil ich so alleine bin!“ Daraufhin entgegnete Babaji: „Wie kannst du sagen, du seist alleine? ICH BIN MIT JEDEM ATEMZUG BEI DIR!“

*

Babaji hatte mich beauftragt, einen Hut für ihn zu häkeln. Als ich ihm den fertigen Hut brachte, nahm er einen zweiten, steckte beide Hüte sorgfältig ineinander und zeigte mir genau, wie ich sie zusammenhäkeln sollte. Dann schaute er mich intensiv an und sagte: „Mach aus zwei einen. Verstehst du?“

Etwas später begriff ich: Den menschlichen Eigenwillen mit dem göttlichen Willen zu einen, um so zur Einheit mit Gott zu werden.

*

Durch eine Bekannte fiel mir das Buch „Botschaft vom Himalaya“ in die Hände. „Das ist göttliche Fügung“, dachte ich, „die es zu nützen gilt.“ Jahrzehntelang hatte ich mich bemüht, einen Weg zu finden hin zur Gottesnähe. Dieser Hinweis könnte mir jetzt zur gnadenvollen Hilfe werden.

Dann war es so weit, dass ich nach Indien fahren konnte. Damals hatten mich viele gewarnt, denn siebzigjährig und gehbehindert, das könnte nicht gut ausgehen, weil dieses Abenteuer mit großen Strapazen verbunden wäre. Ich aber ließ mich nicht abschrecken und sagte mir, ein leicht zu erreichendes Ziel passt nicht zu meiner Vorstellung der großen Erwartung „Babaji“.

Die anstrengende Reise war wirklich sehr ermüdend. Glücklicherweise konnte ich den schwierigen Teil des Weges im Flusstal auf einem Pferderücken zurücklegen. Endlich sah ich die 108 Stufen, die zum Ashram hochführten, vor mir. Wie sollte ich sie erklimmen? Bevor ich dieses Wagnis unternehmen wollte, badete ich zunächst im Gautama Fluss und ruhte mich dabei auf den warmen Steinen aus. Dann machte ich mich auf den Weg.

Mühsam, mich auf meinen Stock stützend, begann ich die steilen Treppen zu erklimmen. Nach kurzer Zeit schon musste ich eine Ruhepause einlegen ... und dann wieder eine. Während ich auf einer Stufe saß, blickte ich in das unter mir liegende Tal hinab, durch das der Fluss in vielen Windungen floss, und auf die herrlichen Berge rundum. Tief atmete ich die reine Luft ein und genoss die Ruhe und den Frieden. Plötzlich meinte ich, hinter mir ein leises Geräusch zu hören. Ich drehte mich um und sah jemanden leichtfüßig die Treppe herabkommen. Das musste Babaji sein! Mich aufrichtend schmiss ich meinen Stock fort, überwand zwei der Stufen und warf mich ihm zu Füßen. Dann spürte ich seine Hände auf meinem Kopf und ein Energiestrom von noch nie erlebter Intensität durchzog prickelnd meinen Körper. Welche Glückseligkeit! Dann fasste Babaji meinen Arm, zog mich hoch, nahm eine Mala (Gebetskette) von seinem Hals und legte sie mir um. Nie werde ich seine strahlenden Augen vergessen, die voller Liebe mir sein ganzes Sein offenbarten.

*

Die Sehnsucht, einem großen Meister zu begegnen, war in mir durch vielseitige Literatur und durch Meditationen erwacht. Zwei dieser hohen Wesen, Babaji und Sai Baba, der öffentlich Wunder vollbrachte, interessierten mich besonders. Von beiden hatte ich gelesen, aber wen sollte ich aufsuchen? Dann erfuhr ich von einem Babaji Ashram, der ganz in der Nähe von Bekannten lag. Dort hörte ich viele Geschichten von Menschen, die schon des Öfteren in Haidakhan gewesen waren. Glücklich, aber verwirrt fuhr ich nach Hause. Wohin sollte ich nun fahren? Zu Sai Baba oder Babaji? Andererseits faszinierten mich aber auch die großen Wunder des Sai Baba.

In der folgenden Nacht nahm Babaji mir die Entscheidung ab. Ich träumte, ich sei in Haidakhan und Babaji erwartete mich schon. Er breitete seine Arme aus, um mich zu empfangen. Zu meinem großen Erstaunen trug Babaji die Haartracht von Sai Baba. Babaji umarmte mich liebevoll, und ich fühlte beglückt, dass ich heimgekehrt war. Ich war bei meinem Vater. Glücklich erwachte ich. Nun wusste ich, dass Babaji mein Meister sein würde, zeigte er mir doch durch das Wunder dieses Traumes, dass er ebensolche Wunder vollbrachte wie Sai Baba.

Vier Wochen später sah ich dann Babaji in Haidakhan zum ersten Mal, und Wunder – innere Wunder der Verwandlung waren mir inzwischen genug zuteilgeworden.

*

Ich erlebte eines Tages einen ausgelassenen, munteren Baba. Als ich mich tief vor ihm verneigte, stülpte er mir eine Plastiktüte über den Kopf, neigte sich vor und rief mir zweimal „buh ... buh“ in mein Ohr und schüttelte sich vor Lachen. Und dann erinnerte ich mich daran, dass „Buh“ ein Sanskrit-Wort ist und „Erde“ bedeutet, also in der Materie Erde gefangen zu sein – aus Babajis Sicht ein lustiges Schauspiel, was wir so ernst nehmen.

*

Beim ersten Besuch in Haidakhan sah ich Abend für Abend liebend gern dem Schauspiel zu, wie Babaji zum Bade geleitet wurde. Jedes Mal nahm ich voller Erwartung auf einer Bank im Ashram Platz. Von dort aus überblickte ich das ganze Tal, auf der gegenüberliegenden Seite die Tempelanlage und davor den Gautama Fluss.

Die Sonne näherte sich dem Untergang. Babaji ging mit einer kleinen Anzahl seiner Devotee, in der Hand einen Stab haltend, die Treppe hinunter und wanderte zum Fluss.

Die malerische kleine Gesellschaft in ihren leuchtend bunten Gewändern inspirierte mich immer wieder zu einer Vision: „Dort geht Christus mit seinen Jüngern!“ In meiner Kindheit hatte ich eine ähnliche Szene in einem religiösen Buch gesehen, wie sie sich nun vor meinen Augen abspielte.

Eines Tages, wir waren alle um Babaji zum Darshan versammelt, schenkte ihm ein Schüler einige Fotos. Baba sah sie liebevoll der Reihe nach an und verschenkte sie dann weiter. Zu meiner großen Freude bekam ich auch eines: Babaji, der mit einer kleinen Schülerschar im Abendsonnenschein durch das Tal wanderte – genau die Szene, die ich so liebte!

Zur Freude kam nun ein Schrecken. „Wie ist das möglich? Wer ist dieser Babaji?“, fragte ich mich da zum ersten Mal, denn seine Allwissenheit traf mich immer mehr.

Im Laufe der Zeit lehrte mich die Erfahrung, dass Babaji die absolute Allwissenheit und Liebe verkörpert und dass er uns voller Liebe in die Liebe, in die Einheit mit Gott, führen wird.

*

„Liebe mich mehr und mehr, so wie ich dich unermesslich liebe, immer geliebt habe und dich immer lieben werde.

Zweifle nie an meiner Liebe, auch nicht, wenn ich dir Prüfungen sende, innere und äußere, denn alles ist nur zu deinem Besten und deinem inneren Wachstum.

Immer, wenn du innerlich zu mir kommst, stehe ich schon mit geöffneten Armen da und warte auf dich, um dich an mein Herz zu ziehen.

Sei immer zu allem bereit und mein Segen wird kein Ende haben.“


Meine früheren Englischkenntnisse aus der Schule hatte ich vergessen. Wollte ich Babaji irgendetwas fragen, dachte ich nur lautlos in mich hinein und sah zugleich ihn an. Dann hob er den Kopf, strahlte mich aus seinen Augen an und machte eine Handbewegung. Immer kannte ich dann seine Antwort ... Es kam auch vor, dass er lächelnd ein deutsches Wort sagte.

*

Babaji bekam vieles geschenkt. Einiges behielt er länger, anderes verschenkte er nach kurzer Zeit. Es kam wohl darauf an, welche Gefühle in die Geschenke hineingelegt worden waren.

Einmal hatte ich mit viel Mühe einen kleinen Teppich für Babaji geknüpft und ihn meiner Tochter mit nach Indien gegeben. Dieser Teppich muss wohl unter der großen Anzahl von Geschenken untergetaucht sein, denn er war nicht mehr zu sehen.

Zwei Jahre später durfte ich mit nach Chilianaula fahren, einem Babaji-Ashram höher im Himalaya Gebirge gelegen, und sah, wie dort für Babaji, der erwartet wurde, ein Sitz bereitet wurde. Ich traute meinen Augen kaum, denn mein kleiner Teppich lag oben auf. Meine Freude darüber war unendlich groß.

*

Während des abendlichen Aarti-Singens bemerkte ich plötzlich, wie sich Babajis Augen konzentriert in die Nacht nach draußen richteten. Ich folgte diesem Blick, konnte aber wegen der Schwärze des Abends im ersten Augenblick nichts erkennen. Dann aber sah ich, wie oben, neben dem Küchengebäude, ein Hundekopf auftauchte. Nun kam der alte Hund ganz zum Vorschein, sprang über alle Stufen hinweg, lief schnell am Tempel vorbei, zwängte sich durch die sitzenden Menschen, stieg einige Stufen zu Babajis Sitz empor und schaute ihn unbeweglich an ... Babaji kraulte ihn, streichelte liebevoll seinen Rücken und machte nach einer Weile eine Handbewegung, worauf der Hund wieder verschwand.

Es war nicht das einzige Mal, dass ich bemerkte, wie Babaji mit Tieren telepathisch kommunizierte.

*

Bei meinem zweiten Besuch in Haidakhan saß ich allein mit Babaji auf der anderen Flusstalseite. Babaji hatte auf den Stufen, die zu den neun Tempeln führen, Platz genommen und mir bedeutet, mich zu seinen Füßen zu setzen. Es war das erste Mal, dass wir so ganz allein beisammensaßen. Die Stille, der Frieden, der ihn umgab, die ganze Atmosphäre der Tempelanlage und das wunderschöne Flusstal hoben mich in eine andere Bewusstseinssphäre. So sagte ich innerlich spontan zu Babaji: „Ich habe Vertrauen zu dir!“ Kaum hatte ich diesen Gedanken formuliert – er tauchte ganz von allein auf –, da drehte er mir sein ebenmäßiges, wunderschönes Antlitz zu und schaute mich aus unergründlichen Augen an. „Ja“, wiederholte ich „unerschütterliches Vertrauen habe ich zu dir!“

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