Westböhmen & Bäderdreieck Reiseführer Michael Müller Verlag

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Aus der Reihe: MM-Reiseführer
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Westböhmen & Bäderdreieck Reiseführer Michael Müller Verlag
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Inhaltsverzeichnis

  Unterwegs mit Gabriele Tröger und Michael Bussmann

  Orientiert in Westböhmen Die Region im Profil Sightseeing in Westböhmen Kuren und aktiv sein Westböhmen kulinarisch

  Unterwegs in Westböhmen Karlsbad und Umgebung Karlovy Vary (Karlsbad) Umgebung von Karlovy Vary Svatošské skaly (Hans-Heiling-Felsen) Loket (Elbogen) Sokolov (Falkenau) Bečov nad Teplou (Petschau) Andělská Hora (Engelsberg) Doupovské hory (Duppauer Gebirge) Valeč (Waltsch) Chyše (Chiesch) Kyselka (Gießhübel) Perštejn (Pürstein) Klášterec nad Ohří (Klösterle an der Eger) Kadaň (Kaaden) Ostrov (Schlackenwerth) Jáchymov (St. Joachimsthal) Boží Dar (Gottesgab) Johannes-Stollen und Mauritius-Grube Klínovec (Keilberg) Plešivec (Plessberg) Nové Hamry (Neuhammer) Pernink (Bärringen) Horní Blatná (Bergstadt Platten) Kraslice (Graslitz) Marienbad und Umgebung Mariánské Lázně (Marienbad) Umgebung von Mariánské Lázně Lázně Kynžvart (Bad Königswart) Kladská (Glatzen) Der Stinker Klášter Teplá (Stift Tepl) Klášter Matky Boži v Novém Dvoř (Kloster der Jungfrau Maria von Nový Dvůr) Úterý (Neumarkt) Bezdružice (Weseritz) Konstantinovy Lázně (Konstantinsbad) Chodová Planá (Kuttenplan) Planá (Plan) Tachov (Tachau) Bor (Haid) Přimda (Pfraumberg) Franzensbad und Umgebung Františkovy Lázně (Franzensbad) Umgebung von Františkovy Lázně Hrad Vildštejn (Burg Wildstein) Soos (bei Nový Drahov) Chlum Svaté Maří (Maria Kulm) Hrad Ostroh (Burg Seeberg) Aš (Asch) Podhradí (Neuberg) Cheb (Eger) Südlich von Cheb Doubrava (Taubrath) Hrozňatov (Kinsberg) Pilsen und Umgebung Plzeň (Pilsen) Umgebung von Plzeň Starý Plzenec (Alt-Pilsenetz) Zámek Kozel (Schloss Kozel) Zámek Nebílovy (Schloss Nebillau) Nepomuk Žinkovy (Schinkau) Přeštice (Pschreschtitz) und Umgebung Švihov (Schwiehau) Chudenice (Chudenitz) Horšovský Týn (Bischofteinitz) Chotěšov (Chotieschau) Klášter Kladruby (Kloster Kladrau) Přehrada Hracholusky (Hracholusky-Talsperre) Stříbro (Mies) Air Park Zruč Plasy (Plass) Mariánský Týnec (Maria Teinitz) Manětín (Manetin) Rabštejn nad Střelou (Rabenstein) Klattau und das Vorland des Böhmerwaldes Klatovy (Klattau) Umgebung von Klatovy Hrad Klenová (Burg Klenau) Horažďovice (Horaschdowitz) Hrad Rabí (Burg Rabí) Sušice (Schüttenhofen) Hrad Velhartice (Burg Welhartitz) Kašperské Hory (Bergreichenstein) Hrad Kašperk (Burg Karlsberg) Železná Ruda (Markt Eisenstein) Ziele im Westen der Šumava Zwischen Železná Ruda und Nýrsko Nýrsko (Neuern) Domažlice (Taus) Umgebung von Domažlice Babylon Klenčí pod Čerchovem (Klentsch) Čerchov (Schwarzkoppe) Burg Nový Herštejn und Burg Rýzmberk

  Nachlesen & Nachschlagen Geschichte Tschechien in Zahlen Anreise und Verkehrsmittel vor Ort Essen und Trinken Übernachten Wissenswertes von A bis Z Ärztliche Versorgung Barrierefreiheit Diplomatische Vertretungen Einkaufen Elektrizität Feiertage Fußgänger Geld und Geldwechsel Hausnummern Haustiere Information Internetzugang Kasinos Kinder Klima Kriminalität Kuren Literatur und Karten Mietwagen Öffnungszeiten Polizei Post Prostitution Reisedokumente Schwule und Lesben Telefonieren Toiletten Zeit Zollbestimmungen Etwas Tschechisch

 

  Über dieses Buch Impressum Was haben Sie entdeckt?

  Übersichtskarten und Pläne Zeichenerklärung

  Index

Alles im Kasten

 Becherovka – die 13. Quelle

 Moser – geblasen und geschliffen

 Leben zwischen Plattenbau und Datscha

 Das Erzgebirge lebt wieder auf

 Die Marienbad-Legende

 Goethe und eine Liebesquelle, die nicht sprudeln wollte

 Verschwundene Ortschaften

 Božena Němcová – die Fünfhundert-Kronen-Frau

 Die Zwölf Stämme: schlagende Verbindung mit Hippietouch

 Vom Egerland zur Euregio Egrensis

 Zug der Freiheit

 Wie aus Albrecht von Waldstein „Wallenstein“ wurde

 Ruhet in Frieden

 Aus der Fabrik an den Marktstand – Vietnamesen in Tschechien

 Was der Big Mac mit Pilsen zu tun hat

 Die Nepomuk-Legende

 Was Horšovský Týn mit dem Mond zu tun hat

 Dientzenhofer & Co – die großen Meister des Barock

 Heiße Ware – Rotköpfe aus Sušice

 Der Böhmerwald – ein bedrohtes Paradies

 Hundsköpfe mit Dudelsack – das chodische Volk

 Der Bekannteste aller Tschechen – der brave Soldat Švejk

 Václav Havel – vom Dichter zum Präsidenten und zurück

 Entfernungen

 Von Hrabal zu Topol – Tipps für die Reiselektüre

 Sieben Fälle, sieben Fallen: hohe Hürden beim Tschechischlernen

Kartenverzeichnis

  Karlovy Vary (Karlsbad)

  Karlovy Vary/Umgebung

  Loket (Elbogen)

 Kadaň (Kaaden)

  Mariánske Láznĕ (Marienbad)

  Mariánske Láznĕ/Umgebung

  Františkovy Láznĕ (Franzensbad)

  Františkovy Láznĕ/Umgebung

  Cheb (Eger)

  Plzeň (Pilsen)

 Plzeň/Umgebung

  Klatovy (Klattau)

  Klattau und das Vorland des Böhmerwaldes

  Domažlice (Taus)

  Zeichenerklärung

  Westböhmen Übersicht

Unterwegs mit Gabriele Tröger und Michael Bussmann

Gabriele Tröger (geb. 1972 in Arz­berg/Fichtelgebirge) und Michael Bussmann (geb. 1967 in Esslingen) lebten acht Jahre lang in Prag und erkundeten von dort auf zig Reisen das ganze Land. Heute haben sie ihre Basis in Berlin, sind aber noch im­mer fast jedes Jahr in Tsche­chien unterwegs. Wenn sie zwi­schen all ihren Recherchen Zeit übrig haben, bloggen sie auf www.hierdadort.de.


Rund 30 Jahre ist es her, da brach der Sozialismus zusammen. Der Eiserne Vor­hang wurde durchlässig und die Tschechoslowakei zum exo­tischen Rei­se­ziel - zu­mindest für alle, die aus dem Westen ka­men. Vieles war span­nend, manches ge­wöh­nungs­be­dürf­tig und eini­ges nicht im­mer ganz lecker. Auch auf dem west­böh­mi­schen Land. Wir ließen uns zähen Lendenbraten von Kellnern, so charmant wie der Eiserne Vorhang, vor den Latz knallen. Wir zer­flossen in Ho­tel­zim­mern mit nicht zu drosselnden Hei­zun­gen, fürch­te­ten uns vor Matronen mit Haaren auf den Zäh­nen, die damals noch die Tou­ris­ten­infor­mationen be­setz­ten, ärger­ten uns über fal­sche Rech­nungen und rich­ti­ge Polizis­ten, die uns zu schröpfen ver­such­ten. Der erfreuliche Wandel zur sympathischen Urlaubsregion hat sich in der Re­gion zwischen Erzgebirge und Böh­mer­wald längstens vollzogen. Aus Buckel­pisten wurden aalglatte Sträß­chen, aus verwaisten, grauen Markt­plät­zen fröh­lich-bunte Treffpunkte. Die An­gestellten der Tou­rist­in­for­ma­tio­nen ver­sor­gen uns heute mit mehr Material, als wir über­haupt verarbeiten können. In Bio-Land­gast­hö­fen essen wir feins­te Filetsteaks von glück­li­chen Rindern, die Kellner haben zu lächeln gelernt. Ein Jammer nur, dass die urig-rusti­ka­len Bier­pinten zu­neh­mend ver­schwin­den. Vor 30 Jahren war eben doch nicht alles schlechter ...!

Was haben Sie entdeckt?

Haben Sie ein romantisches Hotel gefunden, eine urige Pivnice oder einen schö­nen Wanderweg? Wenn Sie Ergänzungen, Ver­bes­se­rungen oder Tipps zum Buch ha­ben, lassen Sie es uns bitte wissen!

Schreiben Sie an: Gabriele Tröger + Michael Bussmann, Stichwort „Westböhmen“ c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19, D - 91054 Erlangen michael.bussmann@michael-mueller-verlag.de


Orientiert in Westböhmen

Die Region im Profil

Westböhmen und das Bäder­dreieck sind ...

Viele Orte Westböhmens waren bis 1945 rein deutschsprachig besie­delt oder die deutsch­spra­chige Bevölkerung stellte die Mehrheit. Da­her hatten einst nahezu alle Ortschaften auch einen deutschen Na­men. Städte wie Karlsbad, Marienbad und Franzensbad sind noch heute unter ihren deutschen Namen bekannter als unter ihren tsche­chischen. Im Buch wird neben dem tschechischen Ortsnamen auch der deutsche genannt.


... eine kleine Region in einem kleinen Land

Westböhmen (Západní Čechy) nimmt eine Fläche von etwa 10.875 km2 ein. Da­mit ist das hier beschriebene Rei­se­ge­biet in etwa halb so groß wie Hessen. Es ist dünn besiedelt - teilen sich in Hes­sen fast 300 Einwohner einen Qua­dratkilometer, so sind es in Westböh­men gerade mal 80. Die beschauliche Re­gion wird auf drei Seiten von Ge­bir­gen umarmt: Im Norden erstreckt sich das Erzgebirge, daran schließen im Wes­ten die Ausläufer des Fichtel­ge­bir­ges und der Tschechische Wald (Čes­ký les) an. Der Süden hingegen wird von den waldreichen Höhen des Böhmer­wal­des abgeschlossen. All diese Mittel­ge­birge weisen Höhen von über 1000 m auf.

Größte Stadt Westböhmens ist Pilsen (Plzeň) mit über 170.000 Einwohnern, größtes Kurbad Karlsbad (Karlovy Va­ry) mit knapp 50.000 Einwohnern. In der Kurbadrangliste folgen Marien­bad (Mariánské Lázně, knapp 13.000 Ein­wohner) und Franzensbad (Františkový Lázně, 5500 Einwohner). Diese drei größten Heilbäder der Region stehen für das sog. „Bäder­drei­eck“. Gekurt wird im Reisegebiet aber auch in Joa­chimsthal (Jachýmov), Kons­tan­tins­bad (Konstantinovy Lázně), Bad Kö­nigs­wart (Lázně Kynžvart) und Klös­terle an der Eger (Klášterec nad Ohří).

... voller Geschichte

Bis ins frühe 20. Jh. zählten die west­böh­mischen Kurorte Karlsbad, Marien­bad und Franzensbad zu den be­lieb­tes­ten Schauplätzen der europäischen Hau­te­volee. Kaiser und Könige, Dichter und Denker, Reiche und Schöne zog es in die mondänen Bäder - weniger irgend­welcher Leiden wegen als viel­mehr, um zu sehen und gesehen zu werden. Doch dann kamen Weltkriege, Vertreibung und Kommunismus. Hin­ter dem Eisernen Vorhang fiel das Bä­der­dreieck in den Dornröschenschlaf und geriet fast in Vergessenheit. Heu­te ist es längst wieder erwacht. Die traditionsreichen Kurbäder erhielten ein Facelifting, wie es sich so man­cher Kurgast für sich selber wünscht, und erstrahlen in neuem Glanz.

... ein Dreigestirn

Karlsbad: Die Königin der Bäder ist der berühmteste und eleganteste der drei Kurorte. Und der internationalste, nicht nur zu den Filmfestspielen. Nach Kar­lo­vy Vary zieht es auch das ganze Jahr über Russen (mit viel Gold um den Na­cken), Asiaten (mit Selfiesticks) und ara­bische Familien (mit vielen Kin­dern). Wer Karlsbad als Standort wählt, findet ein breites Spektrum an Luxus- und Kom­forthotels, auch das gastro­no­mi­sche Angebot kann sich sehen las­sen.

Marienbad: Mariánské Lázně ist der für uns schönstgelegene Kurort West­böh­mens. Inmitten sanftgrüner Quellen­land­schaft versammelt sich eine wahre Pracht an pastellfarbenen Bauten der Belle Époque. Marienbad ist jedoch deut­lich kleiner als Karlsbad und prä­sentiert sich dementsprechend etwas schüchterner. Auch sind die Geld­bör­sen der Besucher dünner als in Karls­bad. In der hügeligen Landschaft drum herum lässt es sich - wie überall rund um die Kurorte und in Böhmen - schön wan­dern und Rad fahren. Fazit: Ein Ort zum Entschleunigen und Gesundwer­den.

Franzensbad: Františkovy Lázně, das Musterbeispiel eines Heilbads im klassi­schen Sinn, ist heute eine echte Un­schuld vom Lande und kommt ein we­nig spießig daher. Das Publikum Fran­zensbads ist zudem schon etwas betag­ter, die Freizeitgestaltung be­schränkt sich oft auf Tanztee.

... auch ein bisschen urban

Pilsen ist Studenten- und Bierstadt und gleichzeitig das Wohnzimmer der west­böhmischen Kunst- und Kul­tur­sze­ne. Die kleine Me­t­ro­po­le, die sich zu ihrem gro­ßen Auf­tritt als Europäische Kul­tur­hauptstadt 2015 ordentlich frisch mach­te, hat dies­bezüglich ganz schön was zu bieten. Ein prima Standort für alle, die gerne gut essen und abends auch mal in einer rumpeligen Szene­knei­pe oder einer Edel­bar versacken wollen. In Pilsen ist - im Gegensatz zu den Kurorten - nicht alles auf hübsch und beschaulich ge­trimmt, und das tut auch gut.

 

... ein wenig märchenhaft

Durch die westböhmische Pampa zu zie­hen, fühlt sich in Teilen so an wie eine Märchenstunde auf den Knien der Oma. Die Landschaft präsentiert sich vielerorts als ein Hänsel-und-Gretel-Setting - in das man sich auch direkt einmieten kann: in einer Blockhütte im Böhmerwald beispielsweise oder in ei­ner familiären Pension auf der Hoch­ebene des Erzgebirges. Und auch an schmu­cken Kleinstädten mit viel Natur drum herum mangelt es nicht.

Schlösser, Museen, Lost Places

Sightseeing in Westböhmen

Die Kurbäder gleichen Frei­licht­museen. Drum herum, in den rauschenden Wäldern und auf dem bäuerlichen Lande gibt es aber noch eine ganze Menge mehr zu sehen. Sie werden überrascht sein!

Nicht vergessen: Das Gros aller Museen hat montags geschlossen!


Aschenbrödel und Schlossgeister

Kein Wunder, dass die Tsche­chos­lo­wa­kei für ihre Märchen- und Kinderfilme mit Zwergen, Burgfräuleins, Rittern und Gespenstern so berühmt war - wo sonst findet man dafür so viele Kulis­sen? Kaum ein Hügel ohne Burgruine, kaum eine Stadt ohne Schloss und kaum ein altes Gemäuer, über das es kei­ne gru­se­li­ge Legende zu erzählen gä­be. Schlös­ser- und Burgenfreaks könn­ten ganze Jahre in Westböhmen ver­brin­gen, wä­ren viele Anlagen nicht ver­fallen, in Pri­vatbesitz oder zweck­ent­fremdet. Auf jeden Fall einen Aus­flug wert sind die Wasserburg Švihov (hier wurde Drei Nüs­se für Aschen­brö­del ge­dreht), die Burg Rabí (Rit­terfest im Som­mer), das Empire­schloss Kynžvart (mit einem Ku­rio­si­täten­ka­bi­nett), das Re­nais­sanceschloss von Horšovský Týn ( feudal, feudal!) sowie das Klos­ter Kladruby (eine der beein­dru­ckend­sten Klos­ter­an­lagen Böhmens).

Orte wie aus dem Bilderbuch

West­böhmen besitzt ein paar überaus ma­le­ri­sche Ortschaften abseits der gro­ßen Bä­der. Die bizarr-schöne Lage des Städt­chens Loket über der Eger zieht viele Aus­flügler an. Das im Wald versteckte Rabštejn nad Střelou besitzt nur 20 stän­dige Ein­woh­ner und bezeichnet sich daher selbst gerne als kleinste Stadt Mittel­europas. Im schmucken Bečov nad Tep­lou lohnt das Barock­schloss samt Reliquienschrein des Hl. Maurus einen Besuch. In der ehe­ma­li­gen Reichs­stadt Cheb, in Do­maž­li­ce , Kašperské Horý , Klatovy oder Kadaň begeis­tern Marktplätze mit perfekt restaurierten Bür­ger­häusern. Um die traumhaften Altstadtkerne grup­pieren sich zwar zuweilen uni­forme Betongürtel - aber was ist schon ohne Makel.

Auf Goethes Spuren

Zählt man all seine 17 Kuraufenthalte zu­sammen, verbrachte Johann Wolf­gang von Goethe rund drei Jahre in West­böh­men. Das Ergebnis: 326 Goethe­-Ge­denk­tafeln und 18 Goethe-Denk­mäler! So wundert es nicht, dass das städ­ti­sche Museum von Marienbad auch als Goethe­-Gedenkstätte dient. In Marien­bad ver­lieb­te sich der damals schon be­tagte Dich­terfürst 1823 un­glücklich in die gerade mal 19-jährige Ulrike von Levetzow. In Karlsbad lädt das „Kleine Ver­sailles“, seinerzeit Goe­thes Stammlokal, zur Einkehr ein. Oder be­stei­gen Sie den Kammerbühl, einst ein Feuer speiender Vulkan, heute ein harm­lo­ses Hügel­chen. Goethe er­forsch­te ihn in seiner Funktion als Na­tur­wis­senschaftler. Und in Pilsen schließ­lich kann man sich auf die Suche machen nach der witzigen Gedenktafel mit der In­schrift: „In diesem Haus hat Johann Wolfgang von Goethe nie gewohnt, nie über­nachtet. Er blieb nie hier stehen und trank in diesem Haus niemals eine einzige Tasse Kaffee.“

Die besten Museen im Überblick

Kunstgalerie in Karlsbad: Josef Čapek, Emil Filla & Co - hier begegnet man den Big Names der tschechischen Kunst­szene des frühen 20. Jh.

Retro Muzeum in Cheb: Hier wird tsche­choslowakischer Alltag liebevoll dokumentiert. Nebenan gibt es mit der Galerie der bildenden Kunst ein wei­teres sehenswertes Museum.

Brauereimuseum in Pilsen: Das meist­besuchte Museum Pilsens.

Katakomben in Kla­tovy: Kein Muse­um im eigentlichen Sinn, sondern ei­ne gruselige Aus­stel­lung von ca. 30 Mu­mi­en in der Krypta der Kirche am Markt­platz.

Bergsynagoge in Hartmanice: Die klei­ne Dorfsynagoge be­her­bergt eine span­nen­de Aus­stellung zum einstigen deutsch-jüdisch-tschechischen Leben.

Lost Places

Kaiserbad in Karlsbad: Das einst präch­tigste Kurbad der Stadt steht seit 1990 leer. Während seiner Restaurierung sind Besuche erlaubt.

Kyselka: Im 19. Jh. ein kleiner, feudaler Kurort, heute ein spannender Lost Place, wo noch immer Quellen spru­deln.

Barocke Reitschule und Kirchenruine in Světce: In einem stillen Vorort von Ta­chov wartet ein Schmankerl auf Freun­de der Ruinenliebe.

Schlossruinen in Podhradí: Reste von Ummauerungen und Terrassen, dazu Kel­lergewölbe, in denen es spuken soll.

Klosterruinen in Pivoň: Im tsche­chi­schen Wald gammeln die Relikte eines einst gewaltigen Klosters vor sich hin.

Spa & Spaß

Kuren und aktiv sein

Tschechen sind sportverrückt und außerdem überaus natur­ver­bunden. In Mas­sen bevöl­kern sie in den warmen Mona­ten die Wanderwege und im Win­ter die Loi­pen und Skilifte der Mittelgebirge.

Sportequipment wie Fahrräder (auch E-Bikes) oder Skier kann vielerorts geliehen werden und muss nicht mitgebracht werden. Verleiher sind in vielen der entsprechenden Orts­kapitel aufgeführt.


Schnabeltasse und Moorpackung

Die böhmischen Bäder haben gegen je­des Leiden ein mehr oder weniger fies schmeckendes Quellwässerchen parat. Erfolgreich werden zudem balneo­thera­peu­tische Behandlungen, Re­ha­bi­li­ta­tions­pro­gramme und Schön­heits­ope­ra­tio­nen durchgeführt. Ein außer­ge­wöhn­licher Reichtum an Naturheil­quel­len, Quellgas, Heilschlamm so­wie unterschiedlichsten Mineralwässern und dazu eine jahrhundertealte Kur­tra­di­tion haben dem Bäderdreieck den Ruf eines Kurparadieses eingetragen.

Da die Kurgastzahlen rückläufig sind - übrigens ein weltweiter Trend -, setzt man in den Kurorten mehr und mehr auch auf Beauty- und Wellness­ange­bo­te. Der Rückgang der Kurgastzahlen ist übrigens der medizinischen Ent­wick­lung geschuldet. Gegen so man­che Lei­den, die in den Heilbädern früher über Wochen behandelt wurden, helfen heu­te Medikamente oder Reha-Einrich­tun­gen ums Eck. Mehr zum Kuren .

Radfahren und Wandern

Weite Wälder, weite Felder. Zum Rad­fah­ren und Wandern laden v. a. der Kai­serwald, das Erzgebirge und der Böh­merwald ein. Insbesondere Letzt­ge­nann­ter hat vielerorts noch nichts von seinen verwunschenen Reizen ver­lo­ren, die Adalbert Stifter (1805-1868) in sei­nem literarischen Werk verewigte. Da die Tschechen selbst mit Be­geis­te­rung per pedes oder Rad ihre Heimat er­kunden, sind die Wege bestens mar­kiert.

Die schönsten Radwege verlau­fen rund um die Kurorte, entlang der Fluss­täler und durch den Böhmerwald. Der bekannteste Radweg der Region ist der rund 300 km lange Egerradweg (in Tsche­chien durchgängig mit Nr. 6 mar­kiert), der von der Egerquelle im bay­e­ri­schen Fichtelgebirge bis nach Lito­mě­řice führt, wo die Eger in die Elbe fließt. In West­böh­men passiert er Cheb, Lo­ket, Karlsbad und Kadaň. Mehr Tipps und Infos zum Radfahren .

Zum Nationalsport wurde Wandern während der kommunistischen Ära (außerhalb des eigenen Landes konnte man ja nicht viel erkunden). Dem­ent­spre­chend durchziehen das Land per­fekt markierte Wanderwege mit einer Gesamt­länge von 40.000 km. Mehr In­fos zum Wandern .

Auf, am und im Wasser

Fast über­all in Westböhmen findet man Stau­seen oder Teiche mit Ba­de­strän­den - die schöns­ten sind im Reise­teil auf­geführt.

Die wild­ro­man­tischen Flussläufe sind ein Para­dies für Kanuten. Im Rei­se­ge­biet bieten sich dazu insbesondere der Fluss­lauf der Ohře bei Kyselka an, die Otava bei Rabí und die Berounka nörd­lich von Pilsen, mehr Infos dazu im Rei­seteil.

Möchten Sie Angeln? Fast eine halbe Million Tschechen frönen diesem Hob­by. Die Teiche und Flüsse im Tsche­chi­schen Wald und im Böhmerwald bieten die besten Möglichkeiten, einen dicken Fisch an Land zu ziehen. Forellen, Karp­fen, Hechte, Zander und Welse gehören zu den am meisten gefangenen Arten. In­for­ma­ti­onen zu Angellizen­zen, Schon­zeiten etc. erhält man unter www.rybsvaz.cz (z. T. in deut­scher Spra­che) oder man entnimmt sie den Regional­bro­schüren des Tsche­chi­schen Ang­ler­ver­bands (Český rybářský svaz), die zu­weilen auch in deutscher Sprache bei den örtlichen Touristeninfor­matio­nen erhältlich sind.

Auf dem Platz

Rund 15 Golfplätze gibt es im Reise­gebiet, die schönsten rund um die Kur­orte. Die Greenfees sind erschwinglich. Im Rei­se­teil des Bu­ches sind Golf­plätze in den Ka­pi­teln zu Karls­bad, Fran­zens­bad, Ma­ri­en­bad, Lázně Kynž­vart, Teplá und Pil­sen er­wähnt.

Sie wol­len Tennis spie­len? Der weiße Sport ist äu­ßerst be­liebt. Wie sollte es auch anders sein in einem Land, das Ivan Lendl, Mar­tina Náv­ra­ti­lová, Karo­lína Plíšková oder Tomáš Berdych her­vorgebracht hat? Tennis kann man in jedem grö­ße­ren Ort spie­len.

Hoch zu Ross

Ausritte kann man von mehreren Ort­schaften im Reisegebiet unterneh­men. Adressen finden Sie in den Kapiteln zu Franzensbad, Cheb (→ Übernachten) und Klatovy.

Im Schnee

Alpiner Skisport ist im Erzgebirge und im Böhmerwald möglich, Lang­lauf zu­dem rund um das Bäderdreieck. Die Alpinskigebiete sind selbst­ver­ständ­lich nicht so anspruchsvoll wie in der Schweiz oder in Österreich, da die Gip­fel auch nur Höhen von 1300 m er­rei­chen, aber dafür sind sie auch nicht so teuer. Weitere Infos im Reise­teil und auf www.holidayinfo.cz.