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Inhaltsverzeichnis





Impressum







Zitate







1. KAPITEL







Manche von uns haben mehr als ein Leben 4







2. KAPITEL







Wenn die Vergangenheit dich einholt 14







3. KAPITEL







Das Herz auf den Tisch legen 32







4. KAPITEL







Unbekannte Gefühle 50







5. KAPITEL







Von Träumen, Visionen und anderen Seelengeschichten 60







6. KAPITEL







Der siebte Himmel kann auch zugleich die Hölle sein 67







7. KAPITEL







Wirre Träume und irre Tatsachen, schlimmer geht immer … 78







8. KAPITEL







Nötige Entscheidungen 87







9. KAPITEL







Wird doch noch alles gut? 95







10. KAPITEL







Seelensex 105







11. KAPITEL







Unverhofft kommt oft 110







12. KAPITEL







Zwischenwelten 118







13. KAPITEL







Neuanfänge schmerzen nicht, ein Rückblick 122







Impressum



Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:



Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.



Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.



Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.



© 2021 novum publishing



ISBN Printausgabe: 978-3-99107-866-1



ISBN e-book: 978-3-99107-867-8



Lektorat: Mag. Elisabeth Pfurtscheller



Umschlagfoto: Chernetskaya, Iamguru, Veronika Oliinyk | Dreamstime.com



Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh





www.novumverlag.com







Zitate



Manchmal begegnen sich zwei Seelen



und verabreden sich stillschweigend



für später, um ihren Menschen



die Zeit zu lassen, die sie brauchen.



Es gibt Verabredungen, die lange vor unserer



Erdenzeit vereinbart wurden.



Und so begegnen sich Seelen von Zeit zu Zeit,



von Leben zu Leben, in anderen Körpern und



vielleicht in einem anderen Geschlecht …



Autoren unbekannt





1. KAPITEL



Manche von uns haben mehr als ein Leben



Ich lebe ein, oder sagen wir vielleicht besser zwei, wunderbare und glückliche Leben in großer Freiheit und persönlicher Unabhängigkeit. Mit viel Spaß, Freizeit und jeder Menge Freu(n)de. Und auch der Genuss kommt nicht zu kurz, ganz im Gegenteil …



Aber bevor ich euch mehr davon erzähle, erst einmal ein paar grundsätzliche Details zu mir, meinem Leben und meiner Welt oder eben Welten, in denen ich lebe. Meine Eltern haben mir vor fast 30 Jahren den originellen Namen ALEA verpasst. (Vielen Dank noch einmal an der Stelle!) Als Kind litt ich unter einem Namen, den fast niemand kennt und wohl keine Zweite trägt. Inzwischen habe ich mich jedoch recht gut damit abgefunden und finde ihn sogar ganz schön. Ich war ein ziemlich verwöhntes Einzelkind. Meine Eltern waren, wie man so schön sagt, gut situiert und schon ein wenig älter als die Mütter und Väter meiner Altersgenossen. Diese Tatsache und das viele Geld waren weitere Bestandteile der paar wenigen und gut erträglichen Spötteleien, welchen ich in der Schulzeit ausgesetzt war. Ich erlebte eine wunderbare Kindheit in einer glücklichen, aufmerksamen und liebevollen Familie. Wir lebten in ländlicher Umgebung in einem kleinen Dorf. Zu unserem Besitz gehörte auch ein eigenes Stück Wald, in dem ich stets jede Menge fantasievoller Abenteuer erlebt habe.



Meine Eltern verlor ich durch einen tragischen Unfall, als ich noch keine 20 Jahre alt war. Es war eine harte und sehr prägende Zeit in meinem Leben. Seither bin ich ganz allein, aber dennoch gut über die Runden gekommen. Das Erlebnis hat meine Unabhängigkeit enorm gefördert und das nicht zu verachtende Erbe hat mir immer finanziell den Rücken freigehalten, auch wenn ich dieses Polster bisher nie wirklich angerührt habe. Ich lasse das Geld, mit einem guten Anlageberater, stetig für mich arbeiten. Ich wollte immer auf eigenen Beinen stehen und möglichst unabhängig sein.



Optisch bin ich eine mittelgroße, eher zierliche, aber dennoch sportlich-athletische Erscheinung mit den Rundungen an den richtigen Stellen, wie die Männerwelt mir früh genug bestätigte und mitzuteilen pflegte. Ein dem typischen Klischee der doofen Blondine eher widersprechendes Exemplar, trotz der schulterlangen gelockten hellblonden Haare und der blaugrünen Augen. Da ich sehr humorvoll bin, mache ich jedoch oft selber irgendwelche Blondinenwitze. Ich finde, wenn jemand das Recht dazu hat, dann wir Blondinen. Ich mag mich und bin mit meinem Aussehen immer mehr als zufrieden gewesen, aber ich bilde mir auch nichts darauf ein! Ich bin einfach dankbar, dass die Natur mich diesbezüglich besonders begünstigt hat.



Außerdem bin ich im Innersten ein sehr bescheidener und zufriedener Mensch. Materiellen Wohlstand kann ich zwar durchaus genießen und weiß ihn auch sehr zu schätzen, aber ich identifiziere mich nicht damit und es imponiert mir nicht, wenn jemand mit Geld herumprotzt. Im Gegenteil, solche Typen finde ich schlichtweg zum Abwinken! Ich lege mehr Wert auf innere Qualitäten und die Authentizität, mit welcher ein einzelner Mensch sein Leben lebt. Zudem bin ich sehr tolerant und vorurteilsfrei und mag ungewöhnliche Lebensphilosophien. Monogamie zum Beispiel ist für mich ein Gräuel, eine Erfindung der Kirche, um den Menschen weiszumachen, Liebe sei dasselbe wie körperliche Treue. Ich liebe die Männer und die Menschen generell, jedoch lasse ich mich von keinem besitzen und kontrollieren.



Meinen Lebensunterhalt verdiene ich inzwischen auf eher unkonventionelle Art und Weise. Ich bin sogar geneigt, im Liegen zu sagen, aber das würde auch nur bedingt der Wahrheit entsprechen. Ich nehme kein Blatt vor den Mund und erzähle euch, wie es wirklich ist … Eigentlich müsste ich inzwischen gar keiner bezahlten Tätigkeit mehr nachgehen, aber wenn einem das Geld auf so leichte Art und Weise und in derart angenehmer Form zufliegt, wieso soll man da Nein sagen?! Ich habe das nicht so geplant oder bewusst gesucht, es hat sich halt einfach so ergeben und für mich wundervoll gepasst.



Ob ich ein Flittchen bin, fragt ihr euch jetzt sicher. Das ist wohl eine nahe liegende Vermutung und berechtigte Frage dazu. Und obschon ich mich selbst nicht zu den üblichen Kategorien der „leichten“ Mädchen zähle, trifft es wohl irgendwie doch ein bisschen zu, je nach Ansichtsweise. Denn ja, ich bekam und bekomme als Gegenleistung für meine sexuellen Gefälligkeiten und meine Gesellschaft (verlockend viel) Geld. Aber bei Weitem nicht jeder Mann durfte oder konnte deshalb auf meine Dienste zählen. Im Gegenteil, ich suche mir die HERREN wenn, dann schon selbst aus!! Und eigentlich sind es inzwischen auch nur noch zwei Männer, welchen ich diesbezüglich zur Verfügung stehe. Das dafür aber wöchentlich jeweils einen ganzen Abend lang und das schon seit etlichen Jahren …



Da ist als Erster mein Dienstag-Abend-Mann: Steve oder wie von mir auch genannt der BOSS. (Jeder Mann kriegt bei mir seinen Spitznamen.) Er war und ist der Grundstein meines zweiten, eher geheimen Lebens. Zu seinem Namen kam er, weil er auch in meinem anderen, „braven“ Leben wirklich mein Boss ist – schon seit ich damals, kurz nach dem Tod meiner Eltern und ziemlich frisch nach der Ausbildung bei ihm in seinem Riesenbetrieb anfing. Das war vor über zehn Jahren. Er war damals 30, äußerlich eine äußerst attraktive Erscheinung mit seinen tiefschwarzen, stets modisch kurz geschnittenen Haaren und den geheimnisvollen grünen Augen. Groß, sportlich und ein Mann, der genau wusste, was er wollte. Einer, der erfolgreich, zielsicher und manchmal eiskalt seinen Weg und seine Pläne verfolgte. Er hatte die Firma ein halbes Jahr zuvor von seinem Vater übernommen und der frische Wind, den er in den Betrieb gebracht hatte, (was bei Weitem nicht jedem dort gefiel!) wehte noch immer um jede Ecke in dem imposanten Firmengebäude. Aber für die weiblichen Angestellten war er natürlich in erster Linie der begehrteste Junggeselle in der Stadt und sie schmachteten ihn mehr oder weniger offen an.

 



Ich fing damals als Sachbearbeiterin für die Personalabteilung in seiner Firma an. Hatte mit ihm direkt nichts zu tun und bei der unüberschaubaren Anzahl an Mitarbeitern war es also kein Wunder, dass wir uns monatelang gar nie begegnet sind. Natürlich kannte ich sein Gesicht aus der Zeitung. Er war ja ständig Bestandteil der Klatschpresse, weil er stetig mit wechselnden Schönheiten im Arm irgendwo abgelichtet wurde. Dann wurde wieder eine Weile spekuliert, ob dies wohl seine künftige Frau werden könnte. Er war im besten Alter, um mit der Familiengründung zu beginnen, und machte keinen Hehl daraus, dass er dies auch plante. Die Frauen umschwirrten ihn wie Bienen den Honigtopf und eine jede wollte ihm beweisen, dass sie die perfekte Mutter für seine künftigen Kinder sein würde.



Ich erspare dem Leser allzu viele Details zu dieser längeren Geschichte, aber so viel sei gesagt: Dank meinem Können und nicht zu wenig Fleiß (und damit meine ich jetzt noch keine Körperlichkeit) arbeitete ich mich sehr schnell nach oben. Und als an einem besonders hektischen Tag, etwa ein Jahr, nachdem ich dort angefangen hatte, die persönliche Assistentin des Bosses höchst unglücklich die Treppe hinunterfiel und sich einen komplizierten Bein- und Hüftbruch zuzog, bekam ich durch glückliche Umstände beziehungsweise „Zufälle“ die Chance, einzuspringen und sie danach für ein Weilchen zu vertreten.



Der BOSS und ich waren erstaunlich schnell aufeinander eingespielt und auch zwischenmenschlich klappte es mehr als gut. Sehr wahrscheinlich unter anderem, weil er rasch feststellte, dass ich ihn nicht als Jagdtrophäe sah und somit auch nicht anschmachtete wie der Rest der Damenwelt. Zudem ließ ich mich nicht von seinem herrischen Gehabe und seinem Todesblick, wie manche es nannten, einschüchtern. Ich war schon immer ein wahrheitsliebender Mensch und sagte ihm fast immer ziemlich offen, was ich dachte, statt ihm in allem recht zu geben und unterwürfig zu kuschen wie die meisten Schleimer in der Firma. Meine Eltern haben mich immer sehr darin unterstützt, mich zu einer starken und selbstständigen Frau zu entwickeln. Und ich habe zwar großen Respekt (er hat wirklich eine Menge drauf!), aber keine Angst vor ihm. So kam es, dass wir irgendwie Vertraute und Freunde wurden. Oder eine Art von Verbündeten vielleicht, denn in der Firma traute er so gut wie keinem der übernommenen Mitarbeiter seines Vaters und er hatte seine Visionen für die Zukunft der Firma längst noch nicht alle um- bzw. durchgesetzt. Mit mir an seiner Seite erhoffte er sich einen schnelleren Fortschritt und so wurde diese vorübergehende Vertretung zu einer gemeinsamen neuen Herausforderung.



Als meine Vorgängerin sechs Monate später wieder komplett genesen und voll einsatzfähig war, hatte sie einen neuen Job in der Personalabteilung. Was mir eine „Feindin“ in der Firma und so manch bösen Blick von ihr einbrachte. Aber mein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen, sie war sowieso eine der „alten“ Mitarbeiterinnen seines Vaters und deshalb wohl auf seiner Abschussliste. Sollte sie doch auf den Boss sauer sein. Und noch ein paar Monate später landeten wir dann nach der feuchtfröhlichen Feier eines großen Geschäftsabschlusses erstmals zusammen im Bett. Auch dort war er gern weiter der Chef, wie sich schnell herausstellte. Mir gefiel das ganz gut. Ich mochte beim Sex Männer, die wissen, was sie wollen, und in diesem Lebensbereich zur Abwechslung oder zum Ausgleich die devote Rolle auszuleben, reizte mich ebenfalls. Hier kuschte auch ich vor ihm und es gefiel ihm, mich zu erziehen, wie er es gerne nannte. Es war eine explosive und stürmische Nacht und unser hochprozentig alkoholisierter Zustand nahm uns sämtliche Hemmungen. Wir harmonierten auch im Bett bestens, wie wir sehr schnell und erfreut feststellten.



Der Morgen danach hätte wohl peinlich sein müssen oder werden können. Aber da wir inzwischen wirkliche Vertraute und Freunde waren, zudem beide ein aufgeschlossenes Verhältnis zum Thema Sex und Liebe lebten, beschlossen wir nach einer offenen Diskussion, dieses Sex-Arrangement in unsere Geschäftsbeziehung zu integrieren. Keine gefühlsmäßigen Verstrickungen, keine Beziehung, keine Besitzansprüche und keine Treueversprechungen! Dafür regelmäßigen, für beide Seiten zufriedenstellenden Sex und Spaß zusammen, gegen eine entsprechende Gehaltserhöhung. Also eine klare Sache. Ein Nebenjob sozusagen. Wir mochten uns sehr, aber Liebe war beidseitig nicht im Spiel. Sex ist ein körperliches Bedürfnis wie Essen, Trinken und Schlafen. Ich sehe das Thema sowieso ziemlich locker. Und auch er ist auch der Meinung, dass Sex, Liebe und Treue drei eigenständige Themen sind und nicht automatisch miteinander verknüpft werden müssen. Und!!! Unsere Körper waren und sind definitiv heiß aufeinander …



Die große, leidenschaftliche Liebe, wie sie in Büchern oder Filmen immer vorkommt, habe ich bisher nicht erlebt. Und ich kann auch sehr gut darauf verzichten! Denn das Wort LEIDENschaft selbst sagt ja in meinen Augen schon mehr als genug aus! Was soll ich mir Leiden schaffen, wo keines nötig ist? Dieses emotionale Getue, all die inszenierten Dramen im Namen der Gefühle oder gar im Namen der Liebe, welche viele Menschen, vornehmlich Frauen, richtiggehend zelebrieren, geht mir sowieso gehörig gegen den Strich. Ich sehe das Ganze eher nüchtern und zweckmäßig. Eine „normale“ Paarbeziehung habe ich somit noch nie gelebt und das ist auch nie mein Ziel gewesen. Mir gefällt, wie gesagt, mein freies und selbstbestimmtes Leben sehr gut. Alles läuft perfekt!



Als Steve, der BOSS, mir am Montag nach dieser schlüpfrigen Feier den neuen Arbeitsvertrag vorlegte, befand sich darin ein Sonderteil, welcher sich auf die künftigen sexuellen Zusatzleistungen bezog. Die dazugehörige Gehaltserhöhung war beachtlich und ich überlegte mir, dass ich schon mit diesem Anteil eigentlich beinahe fürs Alltägliche ausgesorgt hätte. Aber die Arbeit mit ihm machte mir noch zu viel Spaß. Wir waren wirklich ein Top-Team und so unterschrieb ich den neuen Kombivertrag, welcher ihn zusätzlich zum Dienstagabend-Mann für mich machte und mein Doppelleben begann …



Inzwischen arbeite ich quasi nur noch auf dem Papier, als Fassade für mein braves Leben, in der Firma. Ich hab dort zwar immer noch mein eigenes Büro und zwischendurch mal arbeitete ich auch tatsächlich noch ein paar Stunden, wenn es laut Steve unbedingt nötig ist. Aber für die laufenden, geschäftlichen Angelegenheiten hat er inzwischen eine neue Assistentin eingestellt. Übrigens auf meinen Wunsch hin, weil ich damals mit dem Zweitleben, welches sich irgendwie selbstständig und sehr lohnend entwickelte, mehr als genug verdiente und ich mehr Zeit für mich haben wollte.



Meine Tage verbringe ich also inzwischen mehrheitlich mit Malen in dem Atelier, das ich im ehemaligen Elternhaus errichtete, als ich vor fünf Jahren da einzog. Oder ich streife mit meinem belgischen Schäferhund Thor durch den angrenzenden Wald. Das Anwesen ist gute 40 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und innerhalb der Ortschaft ebenfalls abgelegen, allein schon deshalb, weil sehr viel Land drum herum auch mir gehört. Ich genieße diese Freiheit in vollen Zügen.



Steve, der Boss, ist nun seit sieben Jahren verheiratet und hat zwei süße Kinder, genau wie es sein Ziel war. Eigentlich wollte er mir diesen „Job“ damals auch noch anbieten, aber Kinder sind nicht so mein Ding. Jedenfalls keine eigenen! Die der anderen finde ich ja ganz niedlich. Außerdem will ich selbstständig bleiben, ich sehe mich nicht als Heimchen am Herd, Kinder bespaßend oder als nettes Anhängsel eines erfolgreichen Mannes. Steves Frau war scheinbar eine gute Mutter und fürsorgliche Ehefrau, aber im Bett eine Nonne. Seine Worte, nicht meine! Und deshalb waren wir auch nach seiner Hochzeit bei unserem Dienstagabendarrangement geblieben. Ich kann mit diesem Gewissen gut leben, denn ich nehme ihr ja nichts weg. Im Gegenteil! Ich sorge eher dafür, dass ihr Göttergatte sexuell zufrieden ist und nicht in Versuchung kommt, anderweitig fremdzugehen.



Sam, den Donnerstagabend-Mann, lernte ich passenderweise sogar an einem Donnerstagabend kennen. Es war ein lauer Sommerabend vor ziemlich genau fünf Jahren. Ich war gerade erst von der Stadt weg in das zuvor nach meinen Wünschen renovierte Elternhaus umgezogen und feierte mit ein paar alten Freundinnen aus der Schulzeit eine kleine Willkommen-zurück-Party im örtlichen Pub. Es ging feuchtfröhlich zu und wir wärmten kichernd lustige alte Geschichten auf. Er stand mit einem älteren Mann ins Gespräch vertieft am Tresen und unsere Blicke zogen sich immer wieder an. Es knisterte eindeutig zwischen uns. Optisch ein Prachtstück von einem Mann. Genau mein Geschmack! Irgendwann, vielleicht drei Stunden und etliche Drinks später musste ich zur Toilette, und als ich wieder rauskam, stand er ganz unerwartet vor mir. Wir blickten uns wortlos in die Augen, er packte mich, drückte mich neben der Tür an die Wand und dann küsste er mich heftig und mit einer leidenschaftlichen Gier, welche weitreichendere Freuden des körperlichen Vergnügens versprachen und gleichzeitig provozierten …



Meine Freundinnen fragen sich noch heute, wo ich an dem Abend abgeblieben bin. Sam, der DRAUFGÄNGER, und ich haben uns nach diesem Kuss auf die französische Art verabschiedet, sind auf und davon und bei ihm im Bett gelandet. Er erwies sich, wie Steve, als dominanter Bettgefährte. Mir sollte es recht sein. Und die Nacht war tierisch heiß und für beide Seiten vollauf befriedigend. Dass Sam, der DRAUFGÄNGER, danach zum Donnerstagabend-Mann avancierte, verdanke ich wiederum vor allem der Tatsache, dass auch diese Beziehung auf körperlichem Vergnügen basierte. Denn der Draufgänger war kein Mann für was Festes, wie er gleich nach unserer ersten stürmischen und heißen Nacht klarstellte. Und ich wollte das ja genauso wenig. Er schätzt nebst dem bombastischen Sex, dass ich in keiner Form klammere oder gefühlsmäßig etwas von ihm erwarte. Die Fronten sind seit Beginn unserer Vereinbarung geklärt. Sex ja! Sympathie ja! Spaß ja, klar! Her damit! Aber Liebe und Beziehung ein großes, fettes NEIN! Dass er mich also dafür bezahlt, unterstreicht somit bloß, dass es sich um eine „geschäftliche“ Vereinbarung handelt, in welcher keine gefühlsmäßigen Ansprüche das Verhältnis trüben können.



Es knistert zwischen uns immer noch beträchtlich, wir zelebrieren Sex an den unmöglichsten und ausgefallensten Orten (Sam ist da sehr fantasievoll!). Ich habe ihn wirklich von Herzen gern. Er ist sechs Jahre älter als ich und uns verbindet inzwischen ebenfalls eine innige Freundschaft. In gewisser Weise und auf meine freie Art liebe ich ihn sogar, aber ich bin sehr vorsichtig im Gebrauch dieses Worts anderen gegenüber. Gesprochen wurde in den fünf Jahren, die wir uns jetzt kennen, wie vereinbart, nie über das Thema Liebe in Form von Beziehungskiste. Aber in letzter Zeit beschleicht mich öfter der Verdacht, dass er sich inzwischen vielleicht doch ein kleines bisschen in mich verliebt hat. Solange er es jedoch nicht anspricht, sehe ich darin noch kein Problem. Ich tue, als würde ich es nicht bemerken, falls es denn der Wahrheit entspricht …



Beruflich ist er, wie Steve der Boss, als selbstständiger Unternehmer tätig, aber da enden die Gemeinsamkeiten dann auch schon gleich. In seiner Freizeit verbringt er viele Stunden mit diversen, teils riskanten Sportarten. Dazu hat er aber auch einen enormen Hang zum Party machen und fährt in seiner Freizeit am liebsten mit seiner Harley durch die Gegend. Er ist ein lebensbejahender Freigeist mit jeder Menge Sinn für Humor. Zudem ist er spontan, oft chaotisch, manchmal launisch, aber insgesamt ein liebenswerter, toleranter und offener Mensch. Mit seinen 1,92 Meter Körpergröße ist er ein paar Zentimeter größer als Steve und äußerlich ist er ebenfalls, bis auf die grundsätzlich sportliche Statur, das Gegenteil vom Boss. Sam hat eine dunkelblonde Mähne, dazu helle, blaue Augen und ein verschmitztes Lächeln, das einem die Knie weich werden lässt. Er hat einen fantastisch durchtrainierten und interessant tätowierten Körper. Und ich liebe sein Sixpack, das macht mich richtig heiß!



Ich finde mein Leben, wie erwähnt, wirklich absolut perfekt. Ich „arbeite“ nur noch zwei Abende die Woche (wenn man das denn noch arbeiten nennen kann!). Denn für diesen Spaß bekomme ich, nebst dem Geld, von zwei der attraktivsten Männer der Umgebung, hammermäßigen Sex, was will Frau da mehr?!

 



Für die Allgemeinheit im Dorf und die meisten meiner Bekannten bin ich also die angesehene Tochter aus gutem Haus, welche eine verantwortungsvolle Stelle in der Stadt innehat. Mein zweites Leben läuft sehr diskret und verschwiegen ab und ist den wenigsten bekannt. Die Menschheit im Allgemeinen ist leider immer noch zu wenig tolerant, um solch unkonventionellen Lebensarten offen gegenüberzutreten. Deshalb sind die zwei Leben, die ich lebe, ein notwendiges, aber für mich eigentlich eher kleines Übel. Also alles in bester Ordnung in meinem geordneten und höchstzufriedenen Dasein. Und an diesem heutigen trüben und regenreichen Freitagmorgen deutet erst mal auch nichts darauf hin, dass dieser Tag noch Ü