Harte Reden

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Harte Reden
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Harte Reden

Zwölf Reden für Zweifler, Selbstsichere, Leugner, Sünder

Fritz Binde


Impressum

© 1. Auflage 2021 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Fritz Binde

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-277-7

Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de

Kontakt: info@ceBooks.de

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Inhalt

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Vorwort

Kultur der Herzen

Die Hoffnungslosigkeit des modernen Unglaubens

Was will Gott?

Eine wunderbare Stimme.

Was ist wahres Leben?

Welche Not kann kein Mensch stillen?

Ein aufrichtiger Zweifler

Zwei Menschen in der Gegenwart Jesu

Die Entdeckung der Liebe Gottes

Im ersten oder letzten Augenblick?

Unannehmbar!

Wie lernt man glauben?

Letzte Seite

Vorwort

Wir sind angelangt in der Reifezeit letzter Entscheidungen und Scheidungen. Was da zu solchen Entscheidungen und Scheidungen nicht mitwirkt, taugt nichts. Darum glaubte ich diese neuen Vorträge, um deren Herausgabe ich jahrelang gedrängt wurde, „Harte Reden“ nennen zu müssen; denn die Härte der Bibellogik ist in ihnen, und es gibt keine härtere Härte als diese. Glückselig, wer sich durch diese unerbittliche Härte das Herz zerschlagen lässt! Der lernt Gottes zarte Liebe kennen, der „allemal das Herze bricht, wir kommen oder kommen nicht.“

Im November 1915

Fritz Binde

Kultur der Herzen

An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an den See. Und es versammelte sich eine große Menge bei ihm, so dass er in ein Boot stieg und sich setzte, und alles Volk stand am Ufer. Und er redete vieles zu ihnen in Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen es auf. Einiges fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten es. Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einiges hundertfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre! …

So hört nun ihr dies Gleichnis von dem Sämann: – Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Böse und reißt hinweg, was in sein Herz gesät ist; das ist der, bei dem auf den Weg gesät ist. Bei dem aber auf felsigen Boden gesät ist, das ist, der das Wort hört und es gleich mit Freuden aufnimmt; aber er hat keine Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so fällt er gleich ab. Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht. Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach.

Matth. 13,1-9; 18-23

Frage den zivilisierten Menschen nach dem höchsten Gut der Menschheit von heute, er wird dir antworten: Das höchste Gut der heutigen Menschheit ist die moderne Kultur. Begreifliche Antwort! Soll der Mensch nicht die Frucht der menschlichen Arbeit achten? Ist es nicht das Natürliche, dass der Mensch die Bürgschaft für seine Menschenwürde in seiner Kulturleistung sieht? Steckt doch in der Kulturleistung seine, seines Volkes und der ganzen Kulturmenschheit Fleiß und Tüchtigkeit und zugleich die Gewähr für die eigene, die nationale und die allgemeine Existenz! „Hinter der Kultur zurückbleiben“, sich kulturell unfruchtbar erweisen oder gar ein Feind der Kultur sein, gilt deshalb als Schmach, Narrheit, ja als einzig wirkliche Sünde. Wer den Wert der Kultur fraglich macht, der macht den Weg der Menschheit fraglich, und das erträgt der natürliche Mensch nicht; denn damit ist ihm alles genommen, was er erstrebt und hat. Würden doch unzählige Menschen von heute auf die Frage nach dem Sinn und Werte ihres Daseins keine andere Antwort zu geben wissen, als die: Ich lebe für die Höherentwicklung der menschlichen Kultur! Und wie aufgeklärt und gebildet würden sie sich bei dieser Antwort vorkommen!

Kultur ist gottgewollt: Macht euch die Erde untertan! Aber Kultur ist nicht Selbstzweck, eben weil diese viel mehr ist als ein gesteigerter Naturvorgang. Darum ist beides töricht: die Kultur, Vergötterung als Kulturseligkeit und die Kulturfeindschaft als Kulturflucht. Wir können ohne Kulturbetätigung nicht mehr leben, aber wir können ebenso wenig von der bloßen Kulturbetätigung leben. Besonders nicht von der nur technischen-maschinellen, die heute einen so unvergleichlichen Aufschwung genommen hat. Viele haben gemeint, die technisch-maschinelle Beherrschung und Verwertung der Naturkräfte bringe dem Menschen unmittelbar größere Freiheit, stattdessen hat sie manche ganz neue Formen der Knechtschaft gezeitigt. Der Mensch ist einerseits ein Sklave des äußerlichen technischen Betriebs und andererseits ein Sklave seiner durch die vermehrte Warenproduktion gesteigerten äußeren Bedürfnisse geworden. Beide Gefahren und Schäden hat man erkannt, und darum mehrt sich heute der Schrei nach neuer Geisteskultur, die der technischen Entwicklung das Gleichgewicht zu halten habe.

Neubelebung der ethischen und ästhetischen Kultur, so lautet der Sehnsuchts- und Hoffnungsschrei. Die erreichte technische Entwicklung soll in den Dienst sozial- und nationalethischer Ideale gestellt werden. Praktische Erziehungsarbeit hat da begeistert eingesetzt. Man erwartet das Höchste, nämlich eine nie dagewesene Verfeinerung und Veredlung des menschlichen Empfindens. Soziale und künstlerische Triebe sollen auf weitem Volks- und engerem Heimatboden ganz neue Entfaltung und Erfüllung finden. Auch der religiöse Trieb soll wieder ganz neu sprießen und grünen. Kurz, eine Geistes- und Herzenskultur soll stramm-methodisch erarbeitet werden, wie sie die Menschheit noch nie gesehen und erlebt habe.

Wer wollte sich über diese schönen Kulturideale nicht freuen? Und wer möchte nicht gerne dem glauben, was da bereits als Erfolg gemeldet wird? Redet man doch schon vom „neuen Menschen“, dessen höhere Menschlichkeit sowohl dem politischen als dem wirtschaftlichen Krieg entwachsen sei und eine staunenswerte Veredlung der menschlichen Seele darstelle. Nun, wir wollen abwarten, wie sich diese moralischen Kulturerrungenschaften beim nächsten europäischen Krieg bewähren werden.1 In der gegenwärtigen sozialen Praxis ist die Schärfe des Interessenkampfes durch die Pflege der schönen Kulturideale bisher um nichts gemildert worden. Der Mensch bleibt Mensch mit allen Eigenschaften seiner unveränderlichen menschlichen Natur.

Und doch gibt es eine Kultur des menschlichen Herzens, die nie versagt. Ja, es gibt eine Kultur der Herzen, die so sicher und solid arbeitet, dass sie sich beinahe unabhängig von jeder übrigen kulturellen Zeitströmung vollzieht. Sie gedeiht unter jeder Staats- und Wirtschaftsform, bei jedem Volke, jeder Rasse und in jeder Klasse. Sie ist an keine Zone noch Grenze gebunden. Auch hat sie weder Besitz noch Bildung zur Vorbedingung und umfasst sowohl die Jugend als das Alter. Sie bewährt sich in Friedens- und Kriegszeiten, in Reichtum und Armut, in guten und in bösen Tagen.

 

Es ist dies die Kultur der Herzen, die Jesus Christus, der unvergleichliche Herzenskündiger und Herzensgewinner, in die Welt gebracht hat.

Er hat keine zweifelhaften menschlichen Kulturideale gepredigt. Es ist merkwürdig, wie wenig er sich um die Kulturformen jener Zeit gekümmert hat. Weder trat er für sie ein noch gegen sie auf. Er brachte Höheres als zeitlich Menschliches. Er brachte Worte und Kräfte des ewigen Lebens. Er eröffnete ein Reich, das nicht von dieser Welt ist, aber in dieser Welt wirksam werden sollte. Er lehrte keine politischen und sozialen Reformen, sondern verkündigte einfach den Willen seines Vaters im Himmel, der jede Politik und jede Gesellschaft reformiert. Er war das Heil, das aus den Juden und zu den Juden kam, und kam doch für alle Völker. Er wollte nicht irdisch-menschliche Macht für sich oder für eine Menschenklasse oder für sein Volk gewinnen und gebrauchen, sondern stand nur im Dienste seines himmlischen Vaters und damit im Dienste aller Menschen. Er diente nicht einer Spanne Zeitgeschichte, und doch erfüllte sich in ihm seine Zeit und bleibt er der Erfüller aller Zeiten. Er wollte das eine große menschliche Herz für den einen großen Gott gewinnen. Das war es, wozu er in die Welt kam. Und so ist er der einzig wahre und höchste Kulturträger in der Gottes- und Menschheitsgeschichte und in ihm allein die Kultur der Herzen verbürgt.

Was heißt denn Kultur? Ich denke Urbar- und Fruchtbarmachung. Denn wenn ein Stück Land kultiviert wird, so wird es urbar und damit fruchtbar, weil ertragfähig gemacht. Wie sich der Mensch auch betätigen mag, seine Kulturtätigkeit hat immer den Zweck, die menschlichen Kräfte und ihre Stoffe für den Menschen fruchtbar, das heißt ertragfähig zu machen. Darin gipfelt jede zielbewusste menschliche Arbeit. Und was war das Ziel der Arbeit Jesu Christi auf Erden? Nichts Geringeres, als die menschlichen Herzen urbar und fruchtbar zu machen für Gott. Darum lag alle bloß menschliche Kulturarbeit außerhalb seiner Wertung, und doch wurde und wird durch die Kultivierung des menschlichen Herzens für Gott jede wirkliche Kulturarbeit zugleich und allein gesichert. Denn Fruchtbarmachung des menschlichen Herzens für Gott und Fruchtbarmachung der Erde für den Menschen garantieren einander, weil sie sich decken nach dem Willen Gottes. Jede Entfernung von unserem Vater im Himmel ist zugleich Kulturverfehlung auf Erden.

Ist das nicht überwältigend groß, dass der Schöpfer um das Herz seines Geschöpfes wirbt? Nicht um eine bebaute Erde, nicht um die Entstehung prächtiger Städte, nicht um das Emporblühen fleißigen Gewerbes, nicht um staatliche, politische, soziale und wirtschaftliche Bildungen und Verbindungen und ihre irdischen Erträge, nicht um wissenschaftliche, technische, künstlerische Leistungen ist es unserem Gott zuerst und zuletzt zu tun, sondern allein um die Gewinnung des menschlichen Herzens. Alle Kultur ist nur Mittel zum einen Ziel. Dient das Mittel dem Ziel, so bleibt es, dient es nicht, so zertrümmert es Gott, wie der Töpfer das Tongefäß zertrümmert. Was liegt ihm an Kulturwerten? Er sucht Herzenswerte! So allein ist es göttlich, mag es dem kleinen Menschen auch noch so ungöttlich erscheinen.

Menschenkind, der lebendige Gott wirbt also um dein Herz! Schaffe du, was du schaffen kannst, erwirb, was du erwerben kannst, leiste, was du zu leisten vermagst, es bleibt dabei: dein Schöpfer, der dir alle die Kräfte zum Schaffen und Erwerben gegeben, die du so nötig brauchst, bedarf deiner Leistungen um ihrer selbst willen nicht, er bedarf nur deines Herzens. Er steht über deinem Können und Nichtkönnen, über deinem Reichsein und Armsein: er will mit allem, was du kannst oder nicht kannst, was du hast oder nicht hast, nur dein Herz gewinnen. Kann er es dir abgewinnen, so stehst auch du dann, wie er steht, über allem und bist ein gottseliger, erlöster Mensch.

Das ist der Sinn der frohen Botschaft, die Gott durch den Mund Jesu verkündigte.

Und so überirdisch wie diese Botschaft ist, so überirdisch ist auch der Mittler, der einige Gottessohn, der sie dir überbringt. Und so überirdisch ist auch das Mittel, mit dem der Herzenskündiger und Herzensgewinner dein Herz kultivieren, das heißt für Gott urbar und fruchtbar machen will.

Das Mittel des Mittlers ist sein Wort.

Höre! Denn Christus spricht gerade hier: Wer Ohren hat, zu hören, der höre! Höre also! Nicht die Ergebnisse menschlicher Gelehrsamkeit, nicht die Worte derer, die sich für weise halten, nicht die Worte der Staatsmänner, nicht die Worte der Dichter, nicht die Worte der Ethiker und Reformer, nicht die Worte der Moraltheologen und Moralphilosophen, nicht die Wortmachereien redseliger Predigtkünstler, nicht Buch- noch Zeitungsworte vermögen das menschliche Herz wahrhaft zu kultivieren, das heißt fruchtbar zu machen für Gott, sondern allein das lebendige Gotteswort, das Gott in seinem Sohne Jesus Christus geredet hat, ist das untrügliche Mittel, unser Herz zu kultivieren.

Die Tatsachen beweisen es. Sie selbst haben das Göttliche vom bloß Menschlichen geschieden. Wieviel Menschenworte sind als Rauch und Schall, als Lug und Trug verweht! Jesu Worte aber haben an Lebenskraft und Lebenssaft nichts verloren. Sie wirken heute auf hörende Ohren so unmittelbar göttlich wie damals, wo sie Gott der Welt zum Heil schenkte. Großer Dichter und Denker Worte mögen das menschliche Herz und Leben menschlich bereichert haben, Jesu Worte haben unausgesetzt Herz und Leben erneuert. Denn er ist nicht nur der unvergleichliche Herzenskenner, er ist auch der einzige Herzenserneuerer. Weil er der Herzenskündiger ist, weiß Er, was im Menschen ist, weiß, dass dem Menschenherzen kein Flicken und Pflastern hilft; soll das Menschenherz kultiviert werden, damit es fruchtbar werde für Gott, so muss es erneuert werden. Herzenskultur bedeutet nach dem Evangelium Herzenserneuerung. Und diese kann wie gesagt niemals durch zeitlich bedingte und irrende Menschenworte, sondern durch das Wort der ewigen, unveränderlichen und unvergänglichen Wahrheit aus dem Munde dessen, der die Wahrheit persönlich ist, zustande kommen. Jeder Weise mochte sagen: Ich rede Wahrheit, aber keiner konnte sagen: Ich bin die Wahrheit. Jeder Genius mochte sich der geschichtlichen „Unsterblichkeit“ erfreuen; aber wie lächerlich würde sich einer gemacht haben, hätte er gesagt: Himmel und Erde werden vergehen, aber die Worte, die ich rede, bleiben in Ewigkeit. Aber der einzige Herzenserneuerer konnte das sagen, und seine Zeugen sind Millionen von erneuerten Menschenherzen aus zwei Jahrtausenden.

Weil denn nun sein Wort nicht weicht noch wankt, so ist es auch das einzig zuverlässige Mittel zur Erprobung des Menschenherzens. Vor Jesu Christi Worten werden die Menschenherzen offenbar. Da wird ihre Art und ihr Wesen enthüllt. Kein Menschenwort hat solche Schwertschärfe wie das seine, die so schonungslos das Herz durchbohrt, keines solche zerschlagende Hammergewalt, die das adamitische Urgestein des Menschenherzens erreicht; und kein Menschenwort gleicht dem heilenden Balsam seines Wortes.

Wie der Boden der Erde seine Fruchtbarkeit daran erweist, dass er dem ausgestreuten Samen zum gebärenden Mutterschoße wird, so wird die Bodenbeschaffenheit des menschlichen Herzens daran offenbar, wie es sich dem Worte Jesu gegenüber verhält. Denn das göttliche Wort ist wie ein Samenkorn, das der himmlische Sämann in die Menschenherzen ausstreut und heute immer reichlicher ausstreuen lässt, um vom Boden des Menschenherzens Frucht zu gewinnen für Gott. Das sind die Kulturversuche der Liebe Gottes, teurer Hörer, am heißbegehrten Menschenherzen, auch an deinem Herzen!

Und mitten aus der Praxis dieser göttlichen Kulturarbeit heraus offenbart uns der unvergleichliche Herzenskündiger, dass es viererlei Herzensäcker bei den Menschen gibt. Es handelt sich um Grade der Fähigkeit und Willigkeit des Menschen, sich im Innersten seines Wesens, nämlich in seinem Herzensgrunde, wie man sagt, durch das Wort Jesu Christi umgestalten und erneuern zu lassen.

Es gibt Menschenherzen, die werden verglichen mit einem Weg, ich denke, einem hartgetretenen Weg, der neben dem Acker her oder durch den Acker hindurchläuft. Der Sämann weiß, dass die Samenkörner, die da hinfallen, für seine Ernte verloren sind. Die Vögel fressen die freiliegenden Körner weg, oder Menschen- und Tierfüße zertreten die Körner. Gibt es denn wirklich solche Menschenherzen, die einem hartgetretenen Wege gleichen? O ja, der unvergleichliche Herzenskündiger irrt sich nicht! Auch ich bin dem Menschen, dessen Herz einem hartgetretenen Weg gleicht, nur allzu oft begegnet. Wie entsteht denn so ein Feldweg? Nun, zuerst laufen wenige Menschenfüße in der einen Richtung, dann mehrere und immer wieder mehrere; die Fußspur wird zum Pfad, der Pfad zum Weg und zuletzt zum hartgetretenen, viel begangenen Weg, auf dem nichts mehr wächst, was geerntet werden könnte. Wie wird denn ein Menschenherz zum hartgetretenen Weg? Nun, wenn es allem offen steht, das drüber laufen will. Jedes Geschehnis findet Eingang und zeichnet seine Spur ein. So verwischt ein Geschehnis die Spur des vorausgegangenen. Ein Ereignis jagt das andere, zertritt den hinterlassenen Eindruck des andern. Allmählich wird solch ein Menschenherz wie ein breiter, hartgetretener, unfruchtbarer Weg. Alles läuft darüber hin, nichts haftet, nichts bringt Frucht. Ach, wie viele Hörer des Wortes Gottes tragen heutzutage dieses Herz im Leibe! Sie bilden jene Menge der gedankenlosen Dutzendmenschen, der laufenden Gaffer und geschwätzigen Herumhocker, die überall und nirgends dabei sind, die immer sehen und hören wollen und nie wirklich sehen und hören, die alle Tage von Neuigkeiten leben, aber an keinem Tage neues Leben empfangen.

Sie sind von der Sorte, die auch dabei war, als Paulus in Athen predigte; aber nachher ihren Spott mit ihm hatten. Sie hören auch heute Abend; aber wo waren sie gestern, und wo werden sie morgen Abend sein? Gestern am Stamm- und Skattisch, heute in einem religiösen Vortrag, morgen im faden Kino. Oder die gewohnheitsmäßigen religiösen Hörer. Sie sind ja auch für alles da und für nichts. Wo etwas los ist, wo einer redet, da laufen und sitzen sie. Es ist dieselbe große Menge, die schon Jesus nachlief, die ihn umdrängte und zum König machen wollte, und die ihm entwich, wenn er harte Worte zu ihr reden musste, und der er entwich, weil er ihr Herz kannte, dieses Herz, das war und ist wie ein hartgetretener Weg, dem er nie und nimmer traute; denn er wusste, was es mit einem solchen Herzen ist. Lange hörten sie, nie verstanden sie. An den Weg gesät! Keine Frucht! Nicht einmal Grünen und Sprießen! Wie Samenkörner auf die Oberfläche des harten Weges, so fielen und fallen die Gottesworte auf den unerschlossenen und vorläufig unerschließbaren Boden dieser Herzen, bleiben da fremd liegen, bis der übermenschliche Widersacher Gottes, der Arge, in Gestalt wie Vögel heranhuschender Gedanken, Geschehnisse, Eindrücke, Ablenkungen, Zerstreuungen, Begierden herbeikommt und hinwegreißt, was auf solchen Herzensboden gesät ist.

Sag, ist das nicht gerade dein Herz? Wie viel Gotteswort hast du doch schon gehört! In Kirchen, Kapellen, Vereins- und Versammlungshäusern, im Elternhaus und in wie vielen anderen Häusern, frommen – denn man kann mit einem Herzen, das ist wie ein hartgetretener Weg, unter Bibelsprüchen wohnen – und unfrommen – denn auch dorthin kann noch ein Himmelskorn fallen – und was hat's genutzt? Nichts! Nur immer härter, verschlossener und unergiebiger wurde dein Herz. In wilder bunter Reihe jagte alles drüber hin: Predigt und Weltgeschwätz, Bibelwort und Zeitungstratsch, Gesangbuchsvers und Bänkellied. Menschenkind, halt ein! Gott wollte zehntausendmal dein verlogenes, verloddertes Herz kultivieren und fruchtbar machen zur ewigen Ernte, und noch nicht ein einziges Mal wolltest du ernstlich die göttliche Kultur deines Herzens?

Siehe, der Same des göttlichen Wortes war gut, und er war und ist und bleibt das einzige Mittel, dein Herz zu kultivieren, zu erneuern und fruchtbar zu machen für Gott. Und dieser Same, dieses kostbare Gottesgut, in dem Gottes Geist und Gottes Leben lebt und dir geschenkt werden sollte, verdarb auf dem Boden deines unergiebigen Herzens, das da ist wie ein hartgetretener Weg! Weggerissenes, weggefressenes Gotteswort, Gottesgut! Bedenke, was das heißt! Das einzige Mittel, dein Herz zu erneuern, von Gott deinem Herzen bestimmt und so nahe gebracht, und durch den Argen, der sein Wesen in dir hat, weggefressen und dir in zahlloser Menge und unendlichem Werte geraubt! Ja, stehe still und überschaue die Reihe deiner Jahre, die Bahn deines Weges! O wie viel Gottesgut fiel während deiner Jahre auf die Länge deines Weges und blieb unfruchtbar für Gott und dich! Welch ein Verlust! Der ist so groß, dass ihn kein Mensch berechnen und ermessen kann.

 

Was fehlte denn deinem Herzen, was mangelte ihm denn?

Höre, die Öffnung fehlte ihm, die Öffnung! Die Öffnung für Gott! Die Öffnung für den Mittler zwischen dir und Gott, Jesus Christus. Die Öffnung für das heilende Mittel des Mittlers, die Öffnung für das lebendig machende Gotteswort!

Wird sich dein Herz jetzt erschreckt, bedauernd, reuig öffnen? Wird es sich nun endlich gewinnen lassen von seinem Schöpfer? Wird es sich durchbohren lassen, wie das Herz jener am Tage der Pfingsten, damit das unverderbliche Samenkorn der Wiedergeburt, das einzig kostbare Gotteswort, hineinfallen und dein verloddertes Herz nun endlich kultivieren und erneuern kann?

Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

Kultur der Herzen!

Ein zweites Herzensland zeigt uns der unvergleichliche Herzenskündiger. Das ist kein bloßer, hartgetretener Weg mehr – von einem Wege hofft ja eigentlich niemand zu ernten –, das ist bereits Land, für die Urbarmachung und Fruchtbarmachung bestimmtes Land, Acker- und Saatland. Aber es ist das „Steinige“. Und doch immerhin Land. Für den Landmann schlechter, ja vorerst geradezu unbrauchbarer Boden, dem ein irdischer Sämann kaum das Samenkorn anvertrauen würde. Denn wer möchte ins „Steinige“ säen? Doch besitzt mancher keinen besseren Boden, und auch der allmächtige Gott besitzt an zahllosen Menschenherzen kein besseres Saatland. So geschieht es denn: „Etliches fällt ins Steinige“.

Aber sieh dir nur einmal das steinige Land an. Was dem hartgetretenen Wege mangelt, nämlich die Öffnung, findest du hier überreichlich. Steiniges Land ist heiß; denn es besteht gewöhnlich aus einer nur dünnen Erdschicht, und darunter ist meist Felsengrund. Darum ist es allenthalben rissig, geborsten und offen und eben – steinig. Fliegen da Sämlein oder fallen da Samenkörner in die Ritzen, Risse und Spalten, so haftet es schnell und geht bald auf; aber beim ersten heißen Sonnenbrand verwelkt und verdorrt es: die Erdschicht war zu dünn, der darunter befindliche Felsgrund zu hart, das junge Pflänzlein konnte nicht Wurzel nach unten schlagen; nun musste es sterben.

Gibt es denn Menschenherzen, die diesem steinigen Lande gleichen? Auch hier irrt sich der unvergleichliche Herzenskündiger nicht. Menschen, die ein Herz haben, das wie das „Steinige“ ist, sind mindestens so häufig auf unserer Erde, wie die, deren Herz dem harten Wege gleicht. Ich begegne ihnen immer wieder und weiß, dass ich auch jetzt zu vielen von ihnen rede. Es ist immer derselbe Schlag. Sie sitzen da und hören leuchtenden Auges und lächelnden Angesichts; manche sogar zu Tränen gerührt. Nicht selten kommen sie nach Schluss des Vortrages und drücken einem die Hand. „Es hat mir sehr, sehr gut gefallen!“ versichern sie bewegten Herzens, „ich werde morgen wiederkommen und auch noch andere mitbringen!

Und sie kommen wieder, und sie bringen mit. O, du siehst es ihnen an: sie nehmen das Wort auf mit Freuden. Es geschieht etwas in ihnen. Sie bleiben nicht gleichgültig, o nein, ihr Herz ist durchaus offen für das lebendigmachende Wort. Da ist nichts verschlossen, da scheint nichts unergiebig; alles an ihnen ist Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit. Auch ihre Angehörigen merken etwas. Sie wollen sich freuen und sagen: Sieh nur die freudige Bereitwilligkeit, mit der er, sie, jedes Wort aufnimmt! Sieh nur, wie es bereits keimt, sprießt und grünt in seinem, ihrem Herzen! Und er selbst, der Mensch mit dem Herzen, das ist wie das Steinige, wie freut er sich des jungen, frischen Schusses in seinem Inneren! O, Leben, Leben regt sich innerhalb des Gefüges und Geschiebes seines, ach, doch so steinigen, ja, steinernen Herzens!

Ein ganz neues bewegt sich, hebt sich, begehrt Raum und bekommt ihn, drängt nach Gestaltung und Ausdruck und findet beides. Und wie er das nächste Mal im alten Freundeskreis sitzt, geht ihm von dem, was ihm das Herz bewegt, der Mund über. So freudig wie er das Wort aufgenommen, so freudig teilt er jetzt die Überraschung seinen Gefährten mit, nichts anderes erwartend als zustimmende Mitfreude. Aber da kommt er schön an. Verrückt nennen sie ihn. Eselhaft finden sie ihn. Übertölpeln und verdummen habe er sich lassen. Das Opfer einer raffinierten Suggestion sei er geworden. An seinen gesunden Menschenverstand erinnern sie ihn. An seine vernünftige Denkkraft appellieren sie. Ob er denn ein Mucker, ein Pietist werden wolle. Wenn ja, so sei es zwischen ihnen und ihm aus, ein für alle Mal aus. Das solle er sich doch noch einmal überlegen; denn das könne doch nimmermehr sein ernstlicher Wille sein. Jeder Satz trifft ihn wie ein sengender Feuerstrahl. Er errötet, wankt innerlich, weicht, gibt zu, gibt preis, schämt sich, ärgert sich bereits seines Erlebnisses. Er fühlt, wie das junge Pflänzlein in seinem Herzen, vom sengenden Hitzestrahl getroffen, das grüne Köpfchen senkt, merkt, wie es ermattet hinsinkt, umsinkt; die Blättchen klatschen am Stengel herab; verwelkt, verdorrt liegt es auf dem Boden seines Herzens, das da ist wie ein steinig Land. Und es erholt sich nicht wieder. Noch einen Tag, noch eine Woche vielleicht nach jener Stunde mörderischer Hitze, und der „Wetterwendische“ greift mit geärgerter Hand nach dem verwelkten Grün auf dem Boden seines Herzens, das ihm einst so viel Freude bereitet hatte, reißt es wie lose sitzendes, gestorbenes Unkraut aus, und wirft es höhnend auf den Kehrichthaufen seines Lebens. –

Das ist die alte und auch immer wieder neue Geschichte des Menschen, dessen Herz ist wie das „Steinige“.

Menschenkind, ist es deine Geschichte? Oder wird es deine Geschichte werden? Wiederum bitte ich: Stehe still und bedenke! Höre wieder: Verwelktes und verdorrtes Gotteswort! Auf deinem Herzensboden erstorbenes Gottesgut! Das einzige Mittel, dein Herz zu kultivieren, zu erneuern, das heißt fruchtbar zu machen für Gott, und – verwelkt, verdorrt? Und wiederum muss ich ausrufen: Welch ein Verlust! Bitte, wende dich deiner Vergangenheit zu! Was musst du da sehen? Was hat deine Hand getan? Was dein Mund? Was ist aus dem Pflänzlein geworden, das einst in deinem Herzen keimte? Was aus der Freude, die du einst an deinem Heiland und an seinem Worte hattest? O, du weißt es wohl! Du weißt es wohl! Du weißt es nur zu gut: auf die Miste hast du das verwelkte Pflänzlein geworfen! Und vielleicht hast du noch mit dem Fuß darauf getreten!

Siehe, du gehörst zu den Menschen, die eine gewisse religiöse Veranlagung haben. Eine dünne Schicht von Empfänglichkeit für Gottes Wort ist bei dir vorhanden. Es ist die Zone deines Gefühls- und Gemütslebens, die sehr leicht zu bewegen ist. Aber was deinem Herzen fehlt, das ist die Tiefe. Unter der dünnen Schicht deiner gefühlsmäßigen religiösen Empfänglichkeit lagert schwer und unbewegt das mehr als granitener Urgestein deiner echt adamitischen Selbstliebe und Selbstherrlichkeit, in die das Wort Gottes nicht zersprengend hinabzudringen vermochte. So konnte es nicht Wurzel in dich schlagen und lebenskräftig werden. Du dachtest gar nicht daran, dich deinem Lebensherrn Jesus Christus und damit deinem Gott wirklich preiszugeben.

Es kam nie zu einer ganzen und tiefen Hingabe deines Wesens und Willens an deinen Erlöser. Nie wurde die unbedingt nötige Tiefe jener Selbstverneinung bei dir gelotet, die dem eigenen Ich aufs grundsätzlichste misstraut und dem unsichtbaren Gott aufgrund seines Wortes bedingungslos glaubt und vertraut. Und weil diese unbedingt nötige Tiefe in dir fehlte, so konnte der lebendige Christus nicht durch den Glauben mit der Kraft des Heiligen Geistes wurzeln in deinem Herzen. Der erste Hitzestrahl des ungläubigen Spottes und der hassbereiten Verfolgung tötete das wurzellose Pflänzlein in dir.

Aber du brauchst kein Mensch mit dem steinigen Herzensacker zu bleiben. Lass den Hammer des göttlichen Wortes den Felsen deiner selbstsicheren Ichgröße zerschlagen und zerschmeißen! Lass das Dynamit der Liebe Gottes in Christo Jesu die Grundfesten deiner Selbstherrlichkeit sprengen und zerstören! Lass das trügerische und unfruchtbare Bollwerk deines steinigen Herzens in Staub und Trümmer legen! Denn das allein gibt den rechten Dünger für die Kultur deines Herzens, und Gott wird in dein zerschlagenes Herz einziehen und die Wüste zum Fruchtgefilde machen.

Wirst du diese Eroberung der Tiefe deines Wesens durch Gott in Christo wollen?

Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Kultur der Herzen!

Ein drittes Herzensland zeigt uns der Herzenskündiger ohnegleichen. Keinem Wege gleicht es, von dem man nicht Frucht erwarten kann. Auch nicht dem Steinigen, in dem nichts wurzeln und reifen kann, gleicht es. Kein nackter, harter Weg, kein offenes, steiniges Land ist es. Nein, es ist bereits bestandener, bewachsener Boden; es ist überwucherter Boden. Es gleicht der stachligen Dornenhecke.