Das verborgene Glück

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Das verborgene Glück
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Dr. med. Günther Montag

Das verborgene Glück

Geschichten, die vielen geholfen haben, ihr Glück zu entdecken

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Gebrauchsanweisung für das Glück

Zum Glück gibt es Eltern

Unglück und Glück der Muttersöhne

Scheinglückliche Vaterstöchter

Muttertöchter, die gern unglücklich sind

Mann und Frau und das Glück

Die Vielfalt der Glücksverwechslungen

Unsichtbare Kinder und das Glück

Glück ist jenseits von Gut und Böse

Das Glück und das Essen

Das Glück und die Erde

Glück, auf Reisen gefunden

Zum Glück durch Schmerz?

Der Tod und das Glück

Das Glück spielt und fantasiert

Das Glück der Gläubigen und der Ungläubigen

Glückliches Helfen

Das größte Geheimnis des Glücks...

Das Glück der Selbstheilung

Anhang

Impressum neobooks

Gebrauchsanweisung für das Glück

Das verborgene Glück

Das vom Ich gesuchte Glück

läuft uns leicht davon.

Wir wachsen, wenn es geht.

Das Glück der Seele

kommt und bleibt.

Es wächst mit uns.

Bert Hellinger

Das verborgene Glück

Heilsame Gedanken und Geschichten

von Günther Montag

1. Auflage 2014, zuletzt überarbeitet 5.4.2019

auch als e-book erschienen:

www.neobooks.com/werk/34369-das-verborgene-glueck.html

Der Autor ist Arzt und Psychotherapeut, seit 1997 in eigener Praxis.

Er ist glücklich verheiratet, hat 2 erwachsene Kinder, und leitet mit seiner Frau Seminare mit Familienaufstellungen und Meditationen.


Dr. med. Günther MontagAllgemeinarzt, PsychotherapeutBahnhofstraße 15D-86415 MeringTel. 08233-32356email:dr.g.montag@gmx.netPraxis: www.dr-g-montag.deSeminare: www.monday-seminars.com

Ergänzend zu diesem Kurs sind Meditations-CDs von Jutta Montag erhältlich.

Lies dieses Buch langsam, lies wenig, lies heute so lange, bis ein Gedanke Dich anspricht. Höre dann für heute auf, beantworte die drei Fragen auf der letzten Buchseite und tue etwas Passendes. Morgen geht es weiter.

Dieser Selbstheilungskurs ist nach Entwicklungs-Stufen geglieder­t: Das Leben annehmen, die Eltern richtig sehen, Mann werden oder Frau werden, sich aus falschen Rollen lösen, einen Partner finden und lieben, Vater sein oder Mutter sein, die Reise des Lebens meistern, Glück in schweren Zeiten, in Innenreisen das wahre Selbst finden, im Dunkeln Lichtblicke sehen, das Glück des Helfens erleben, und als Zusammenfassung: Die Geheimnisse des Selbst­helfens.

Es geht vom Einfachen zum Tiefen, es geht durch schwere Strecken. Doch in der Tiefe sind Schätze, wie im Bergwerk.

Wenn Du nicht weiter kommst, geh noch einmal rückwärts, hast Du etwas übersehen? Denn auf dem Weg ins Glück muss manches aufgeräumt werden in der Seele. Dazu gehört auch, das Unglück von ferne zu achten und zu verstehen, denn es ist ein Lehrer auf dem Weg zum Glück.

Manchmal geschehen auf dem Weg der Heilung erstaunliche Dinge. So entstand dieses Buch mit besonderen Geschichten für besondere Menschen. Namen und Einzelheiten sind zum Schutz der Personen geändert. Die wahren Begebenheiten und Phantasiegeschichten erweitern den Blick. Sie machen ein Loch in Dein Weltbild, durch das Du die Welt anders siehst. Vielleicht wird daraus sogar eine Tür.

Die Anregungen können notwendige ärztliche oder psycho­thera­peutische Behandlungen unterstützen, aber nicht ersetzen.

Das Besondere an diesem Buch ist das „systemische“ Wissen: Glück kommt, wenn Du die Fehlenden in Dein Herz nimmst. Heilung ist immer für Dich und Deine Familie und Andere zugleich. Glück wird mehr durch Weiterschenken. Und es ist genug Glück für alle da!

Zum Glück gibt es Eltern

Zuerst wollte ich das Buch mit dem Glück von Mann und Frau anfangen. Aber auf dem Weg zum Glück in der Partnerschaft hält uns manchmal etwas auf. Vielleicht versuchen wir es mit Gewalt, die Beziehung zu retten. Müde vom Kampf halten wir dann inne und schauen zurück: Haben wir damals, als Kinder, etwas liegen gelassen, das wir jetzt brauchen, um weiter zu kommen?

Das Glück beginnt am Anfang, bei den Eltern. Gehen wir dahin zurück und schauen: Ist alles in Ordnung? Ja? Dann gibt uns allein schon das Schauen Kraft, und schon sind wir glücklicher! Nein? Dann müssen wir etwas in Ordnung bringen.

Für dieses „noch einmal zurückgehen“ reicht unser Verstand nicht aus, denn vieles ist so unbewusst vergraben – dafür brauchen wir Hypnose. Darum kommen speziell in diesem Kapitel mehrere märchenhafte Geschichten, die beim Lesen wie eine Selbsthypnose wirken und das Herz in der Bildersprache ansprechen.

Bitte nimm Dir beim Lesen Zeit an einem ruhigen Platz, wo Du Dich gut entspannen kannst. Du bist es wert. Lies diese Geschichten immer wieder, jedes mal werden tiefere Schichten in Dir erreicht und geheilt.

Dann nimmst Du das, was Dir zum Glück noch fehlte, mit. Es ist der Schlüssel, der Dir das Glück der Zukunft öffnet.

Festgehalten

Jemand hat mir mal erzählt: “Meine Mutter war oft krank. Aber manchmal war die Mutter gesund. Einmal saß ich auf der Eckbank, und die Mutter saß auf einem Stuhl mitten im Zimmer, und ich lachte sie an. Da war ich etwa vier Jahre alt. Ich stieg auf das eine Ende der Eckbank und lief zur Ecke und darum herum und zum anderen Ende der Eckbank, und von dort sprang ich der Mutter auf den Schoß, und sie umarmte mich und wir lachten. Dann sprang ich herunter, lief wieder auf das eine Ende der Eckbank, und um die Ecke herum, und vom anderen Ende sprang ich wieder der Mutter auf den Schoß. Immer wieder. Es war so schön. Einmal sprang ich mit so viel Schwung auf ihren Schoß, dass der Stuhl zusammenkrachte und die Mutter und ich und die Teile des Stuhls alle zusammen auf den Boden fielen. Aber bei allem, was geschah, hat meine Mutter mich festgehalten. Ich war in ihren Armen sicher. Und wir lachten alle beide so richtig von Herzen. Da denke ich immer daran. Sie hat mich festgehalten.“

Im Leben dieses Jemand gab es später noch ein paar Abstürze. Aber immer wieder kam ihm diese Erinnerung: „Meine Mutter hat mich festgehalten.“

Du schaffst das

Ein Freund hat mir erzählt, er habe seine Mutter das letzte mal gesehen, als er zwei Jahre alt war. Sie war krank und ist dann im Krankenhaus gestorben. Seine letzte Erinnerung ist, als er mit ihr im Wartezimmer eines Arztes saß. Dann nahm der Arzt sie mit ins Sprechzimmer, und er schaute dabei den kleinen Zweijährigen an. In seinem Blick war eine Botschaft: „Du schaffst das.“ An diesen Blick musste der Mann immer denken, und das hat ihm Kraft gegeben, die ganze Zeit, bis er erwachsen war. Er hat es geschafft.

Das Glück in der Schuhschachtel

Manchmal besuchte ich einen Freund von mir, der aus Brasilien kam und der mit mir studiert hat. Als Studenten sind wir öfters umgezogen, und manchmal half ich ihm beim Umziehen.

Er hatte immer alles sauber in seinem Zimmer, er hatte schöne Möbel und Einrichtungsgegenstände, und auch auf seine Bücher gab er gut acht und sie waren ordentlich eingebunden. Nur eine Sache fiel mir auf: Jedes mal, nach jedem Umzug, in jedem der Zimmer, die mein Freund bewohnte, bekam dieses Etwas einen Ehrenplatz, zum Beispiel in einem Regal in der Mitte, wo man es gut sehen konnte, oder oben auf dem Schrank.

 

Dieses Etwas war eine alte Schuhschachtel, die schon ganz abgegriffen war, dreckig und speckig, mit abgestoßenen Ecken und einem Riss. In dieser Schachtel war nichts. Ich sagte einmal zu ihm: „Warum wirfst Du diese alte Schuhschachtel nicht weg?“

Er wollte nichts dazu sagen. Erst später hat er mir erzählt, was für eine Bedeutung diese Schuhschachtel für ihn hat.

Mein Freund kennt seine Eltern nicht. Er weiß nur, was man ihm von ihnen erzählt hat. Er ist als neugeborenes Kind in einer Großstadt in Brasilien in dieser Schuhschachtel unter einer Autobahnbrücke gefunden worden. Er ist in einem Kinderheim und bei Pflegeeltern aufgewachsen.

Er hat lange darüber nachgedacht, wer seine Eltern sein könnten, und warum sie ihn in der Schuhschachtel ausgesetzt haben. Als Kind war er manchmal traurig, dass er nicht so wie andere Kinder bei seinen Eltern bleiben konnte.

Aber dann ist ihm etwas klar geworden: „Meine Eltern“, so hat er sich gesagt, „haben mich auf die Welt gebracht. Durch sie ist das Leben zu mir gekommen, in einem Augenblick der Liebe. Meine Mutter hat mich in ihrem Bauch getragen. Meine Eltern haben mir alles gegeben, damit ich da sein kann, und so wie sie es konnten, und das ist viel. Das ist mein Leben. Das bin ich. Und das haben sie in die Schuhschachtel gelegt. Mich. Mein Leben. Alles drin.

Andere liebe Menschen haben mir später das gegeben, was ich dann auch noch brauchte, um am Leben zu bleiben. Also halte ich diese Schuhschachtel in Ehren. Als Andenken an meine Eltern, und an das Große, das ich von ihnen bekommen habe. Und natürlich auch zum Andenken an die, die sie gefunden haben.

Und ich halte mein Leben fest. Es ist etwas wert. Und ich mache etwas Schönes daraus. Ich lebe es mit Liebe und gebe es weiter, an meine Frau und meine Kinder, und an Menschen, denen ich diene in meinem Beruf.“

So ist es auch. Mein Freund hat eine freundliche Ausstrahlung, hat eine glückliche Familie, und hat Erfolg in seinem Beruf. Er gibt viel an Andere weiter, was ihnen weiterhilft. Er ist richtig da auf dieser Welt.

Und ich bin froh, solch einen Freund zu haben, von dem ich so etwas lernen kann. Von keinem anderen Freund konnte ich das lernen. Jetzt, wenn ich ihn besuche, sehe ich die Schuhschachtel mit anderen Augen an. Ich weiß was drin ist!

Kambi das Kudu

Auf eine Farm in Afrika ist ein kleines Tier zugelaufen. Es war ein noch ganz kleines weibliches Kudu-Kitz. Ein Kudu ist so etwas wie bei uns ein Reh, nur viel größer: Erwachsen ist es so groß wie ein kleines Pferd, und hat wunderschöne spiralförmige Hörner. Aber dieses Kudu war klein, mager, ausgetrocknet, hilflos. Es war schon vor längerer Zeit von seiner Mutter getrennt worden. Es kam zu der Farm weil es da Geräusche hörte.

Die Farmerfamilie nahm es auf und ernährte es mit der Flasche. Es schlief auf der Terrasse beim Farmhaus unter einem Dach, und wuchs im Schatten großer Bäume auf dem Rasen auf, zusammen mit kleinen Katzen und ihrer Katzenmutter und mit Hunden.

Die Farm war eine Gästefarm. Oft kamen Touristen, sie wohnten auf dem Campingplatz nicht weit vom Haus. Alle streichelten die kleinen Katzen und das kleine Kudu. Es bekam den Namen Kambi, klingt wie Bambi, wie das kleine Reh im Film, aber mit K wie Kudu.

Kambi wurde größer, erst größer als die Katzen, dann größer als die Hunde, dann größer als die Menschenkinder. Kambi fand an manchem Gefallen, was es so zu essen gab, zum Beispiel Gras und Gemüse (anders als die Katzen und die Hunde), aber nicht nur. Kambi war anhänglich und lief den Leuten nach, fraß ihnen aus der Hand, stöberte in Kühlboxen und in Autos, wenn die offenstanden, und probierte alles aus. Wenn Leute auf dem Cam­ping­platz beim Essen saßen, kam Kambi und bettelte. Langsam wurde Kambi aufdringlich. Manchmal fraß sie Dinge vom Tisch weg, alles, auch was sie nicht vertrug, sogar mit der Verpackung, zum Beispiel eine ganze Tüte Frühstücksflocken, mit der Tüte, ganz und gar. So ging es manchmal gar nicht anders - die Leute auf dem Campingplatz mussten Kambi vertreiben. Am besten ging das, wenn man Wasser auf sie spritzte. Kambi ging dann weg. Aber sie probierte es immer wieder...

Die Farmfamilie hoffte, dass Kambi Anschluss finden würde zu den Kuduherden, die auf dem großen Farmgelände wohnten, und manchmal ging Kambi auch weg und stöberte im Busch und auf den Hügeln, doch immer wieder kam sie zurück. Vielleicht war Kambi verwirrt. Meinte sie, dass sie eine Katze ist, oder ein Hund, oder ein Mensch?

Eines Tages kam Kambi aus dem Busch zurück und bekam ein Kind. Aber sie ließ es liegen und kümmerte sich nicht darum, und es verhungerte. Die Farmfamilie sah das Kind erst, als es schon gestorben war, versteckt im Busch. Das ganze passierte noch einmal, und ein drittes mal. Diesmal gelang es der Farmersfrau, das kleine Kudukind zu finden. Sie wollte es auch großziehen mit der Flasche. Das ging eine Weile gut. Aber Kambi passte nicht auf ihr Kind auf, und eines Tages fiel es ins Schwimmbecken und ertrank.

Ich war dort manchmal zu Besuch und kannte Kambi schon. Nur wusste ich nichts von ihren Kindern. Immer mehr fiel mir auf, dass Kambi seltsam traurig war. Ich fühlte um sie herum etwas wie eine dunkle Wolke, in der letzten Zeit.

Später erst erzählte mir die Farmfamilie, was geschehen war mit Kambi und mit ihren drei kleinen Kindern.

Noch später hörte ich, Kambi war gestorben. Sie hatte Kunstdünger gegessen.

Ich dachte lange über die Geschichte nach. Gibt es denn nicht so etwas ähnliches auch bei uns Menschen? Mütter, die ihre Kinder nicht richtig bemerkten und nicht so versorgen konnten, wie die Kinder es gern hätten. Manche Kinder sterben, manche überleben, aber tief in ihnen stirbt doch etwas in der Seele.

So kam mir eine Frage in den Sinn: Was sage ich zu jemandem, der auf seine Mutter böse ist, weil sie nicht für ihn da sein konnte, so wie er als Kind es gern gehabt hätte? Ich weiß nicht immer was ich sagen soll, denn es ist so schwer. Worte können wenig sagen.

Aber manchmal erzähle ich von Kambi und von ihren Kindern. Das hilft dem Menschen, hilft dem Kind in ihm, dass es auf seine Mutter nicht mehr ganz so böse ist. Das kann schon viel bewirken.

Wer zum Wein geht, geht zur Mutter

Sonja geht wegen Panikattacken mit Herzrasen und Krankheits­ängsten oft zum Arzt. Außerdem geht sie oft in eine religiöse Gemeinschaft, liest theologische Schriften, hat schöne Erlebnisse mit der Nähe Gottes und möchte allen Menschen davon erzählen. Ein bisschen übertreibt sie das, meint ihr Mann, mit dem sie vier Kinder hat. Und heimlich trinkt sie manchmal etwas zu viel Wein. Wohin zieht es Sonja wirklich?

Sonja hat mit elf Jahren ihre Mutter verloren, die drogensüchtig war. Sie sah oft die Mutter benebelt am Boden liegend, wollte helfen und konnte es nicht.

Einmal standen in meiner Praxis kleine Figuren auf dem Tisch herum. Ich stellte sie wie als Spielfiguren hin: Sonja in der Mitte, rechts näher an ihrer Seite den Vater, links weiter weg die Mutter. Mir kam die Frage: „Wen möchtest Du am liebsten umarmen?“ Plötzlich fing Sonja zu weinen an, sagte „die Mama“, und ging einen in merkwürdigen Zustand, wie eine Trance. Ich wusste gar nicht ob sie mich noch hören konnte, und sagte so etwas wie „liebe Mama, jetzt seh ich Dich. Ich bin Dein Kind. Du bist meine Mama. Ich hab Dich lieb“.

Später sagte Sonja, sie sei durch Schmerz, Angst, Wut und Liebe und tiefe Erinnerungen gegangen und wäre ein Stück näher zu ihrer Mutter gekommen.

Im Lauf der Therapie gab es noch ähnliche Phasen. Nach und nach verdaute dabei Sonja das Schmerzliche das sie mit ihrer Mutter erlebt hatte, und entwickelte Verständnis für sie und ihre Familie, da waren noch einige drogensüchtig, und es schien, die Mutter wurde einfach mitgerissen. Sonja holte die Trauer nach, die ihr als Kind nicht möglich war.

Im Lauf der Monate erkannte Sonja ihr eigenes heimliches Alkoholproblem und hatte immer öfter und längere trockene Phasen. Die Krankheitsangst nahm ab. Sonja schraubte die Aktivität für die Religion auf ein „normales“ Maß zurück, wurde viel ruhiger, brauchte weniger Angstmedikamente, später keine mehr, und wandte sich mehr ihrem Mann zu.

Ich sehe Sonjas anfängliche Angst als Abwehr der aus der Tiefe hochkommenden Gefühle von Wut, Schmerz, Trauer und Liebe zur Mutter. Ihre Frömmigkeit wie auch die Sucht deute ich als unbewusste Suche nach der Mutter. Ich freue mich mit ihr und ihrer Familie über die gute Entwicklung.

Die drei Türen

Mach es Dir gemütlich, und wenn Du Katzen magst, dann stell Dir vor, eine Katze ist bei Dir, und jemand erzählt Dir eine Geschichte, die in Dir etwas bewirkt. Es ist die Geschichte der drei Türen.

Du würdest auf eine Reise gehen, auf der Du einiges erlebst, und aus einem Abstand, der Dir gut gefällt, wie durch das Fenster eines Zugabteils, siehst Du vieles, aber nicht auf einmal, und erlebst auch viel, bist aber geschützt, so wie Du es magst.

Und mit der Zeit, auf dieser Reise, wirst Du auch verstehen, was für Dich wirklich wichtig ist. Das eine und das andere. Eins nach dem anderen.

Vielleicht schaust Du Dir selber zu bei dieser Reise, so wie wenn Du es Dir daheim gemütlich machst im Schaukelstuhl. Du machst die Augen zu und träumst, und erlebst es mit, als wärst Du dabei.

Die Reise geht in eine Stadt, genannt die Innere. Geheimnisvoll von ferne leuchten schon die Fenster ihrer Häuser, geheimnisvoll der Klang aus ihr, der schon an Deine Ohren dringt.

Wenn Du auf diese Reise gehst, such Dir einen Begleiter oder eine Begleiterin, jemand der Dich führen kann.

Nach langen Wegen seid ihr angekommen, und Sonne scheint dort über allen Einzelheiten und insgesamt über der Stadt.

Zuerst gehst Du spazieren in den Straßen. Manches kommt Dir da bekannt vor. Zum Beispiel die Geschäfte, oder eine Schule.

Dann findet ihr ein Haus, an das so vieles Dich erinnert. Du bist erst noch vorsichtig und weißt noch nicht ob Du hinein willst. Deine Begleiterin geht erst durch eine Tür und sieht, ob alles sicher ist. Inzwischen schaust Du draußen hin und her, und mancherlei Erinnerung kommt Dir an Kindertage, Spiele mit den Freunden, Lebensfreude, Abenteuer, an die Kinder, die Du kanntest. Du weißt ja, Kinder sind durch nichts zu bremsen, sie wollen was erleben. Kinder wollen immer neu durch etwas durch zu etwas Neuem hin. Auch Du. Denn auch in Dir ist so ein Kind.

Dann winkt Dir die Begleiterin, und bittet Dich zu kommen. Du gehst nun selber durch die erste Tür, kommst in den ersten Raum, schaust Dich um und wartest. Du weißt es, welche Menschen Dir so nahe waren und noch immer sind, auch als sie Dir dann fehlten und Abschied nötig war. Menschen, die Du liebst. Dir ist, als wären sie jetzt hier, als hörst und spürst Du ihre Nähe.

Dann winkt Dir die Begleiterin und geht mit Dir durch eine zweite Tür. Da stehst Du nun und bist zurückgekehrt. Du schaust Dich ruhig um, damit Du siehst wie alles wirklich ist, das eine und das andere, das Ganze. Seltsam, wie anders Du es wahrnimmst, wenn Du tief atmest und die Hand der Helferin fest hältst. Wie wenn sich endlich fügt, was auch dazu gehört. So wartest Du, bis Du es alles weißt.

Und hinter dem, was vordergründig war, spürst Du die Liebe. Und Dir ist, als wärst Du heimgekommen, und verstehst auf einmal vieles, wie es so zusammenhängt. Im tiefsten Grund kann man nicht mehr sagen, ob etwas richtig oder falsch gewesen ist. Es ist alles einfach, wie es ist. Die Stille heilt Dich, und das Wissen um den rechten Platz macht Dich nun ruhig. Langsam lernst Du, zuzustimmen zu dem Größeren. Du wirst friedlich. Du kannst es so lassen. Es war, wie es war.

Die Helferin hält Dich bei Deiner Hand, dass Du Dich sicher fühlst. Du atmest tief und lässt dann etwas los. Das hatte sich so lange in Dir angesammelt. Nun darf es fließen, wie wenn Du es ausatmest mit jedem Atemzug, und dann atme etwas Frisches Neues ein. Etwas fließt durch Deine Füße in die Erde ab, das Alte, Schwere. Eine neue Kraft kommt wie die Sonnenstrahlen, wärmt Dich auf und macht Dich weit und frei.

Als es vorbei ist, zeigt Dir die Helferin die dritte Tür. Sie sagt: „Hier ist der Raum der Wandlung. Vielleicht hast Du mal irgendwo irgendetwas mitgenommen, was nicht zu Dir gehört, Du hast es für jemand anderen getragen. Du kannst es jetzt hier liegen lassen.“

 

Die Worte tun Dir gut. Du gehst durch diese Tür, und kommst Dir vor, als wenn Du einen schweren Rucksack lange Zeit getragen hast, den Du nun auf den Boden stellst. Du machst ihn auf und nimmst etwas heraus, das Anderen gehört. Es war für Dich zu schwer. Du gibst es nun zurück. Du atmest auf und räkelst Dich und fühlst Dich leicht, wie neugeboren.

Nach einer Zeit der Stille sagt die Begleiterin noch etwas zu Dir: „Vielleicht hast Du hier etwas abgelegt und aufgegeben, das doch zu Dir gehört. Findest Du es wieder hier? Eine Gabe, oder auch ein Bild, ein Ziel, den Mut zum Dasein, Dein Plan für Deinen guten Weg. Entdecke es und nimm es mit in Deine Zukunft.“

Das lässt Du Dir nicht zweimal sagen. Du nimmst es, und es passt zu Dir. Du fühlst Dich stark, stehst mit beiden Füßen auf der Erde.

Dann führt die Helferin Dich ein paar Schritte weiter und kommt mit Dir zur vierten Tür im Hintergrund. Ihr öffnet sie und findet... vielleicht etwas, das Du noch wissen musst, um andere und Dich selber zu verstehen, um anderen und Dir selbst zu vergeben.

Du öffnest eine fünfte Tür, zu Deinem Herz. Und Du lässt die Menschen in Dein Herz hinein, denen da ein Platz gehört. Denkst auch an die Tiere, denn so viele Tiere gehören auch zu Dir.

Du bist noch lange still, schaust um Dich herum, entdeckst so einiges, das wie ein Geistesblitz Dir Kraft gibt für ein neues Leben. Die Sonne scheint auf alles, es erscheint in neuem Licht. Ein frischer Wind berührt Dich, erinnert Dich, da draußen ist die große Weite, und so vieles zu entdecken.

Nun hält es Dich nicht länger hier. Du dankst der freundlichen Begleiterin und machst Dich auf den Weg zurück. Durch alle Türen lacht Dir Licht, 5... 4... 3... 2... 1...

Zuhause angekommen, ruhst Du Dich erstmal aus, Du freust Dich an den Schätzen aus der alten Zeit, die Du mitgenommen hast, und darfst Dich an das neu gefundene Glück gewöhnen. Und still und heimlich planst Du eine neue Reise... in neues weites Land.