Autor oder Autorin werden ... mein erstes Buch

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Dieter Aurass

Autor oder Autorin werden ... mein erstes Buch

Ein Ratgeber für angehende Autoren und Autorinnen

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 – Vorbemerkung

Kapitel 2 – Gründe

Kapitel 3 – Voraussetzungen

Kapitel 4 – Handwerkszeug

Kapitel 5 – Idee

Kapitel 6 – Recherche

Kapitel 7 – Lektorat

Kapitel 8 – Verlagssuche

Kapitel 9 – Selfpublishing

Kapitel 10 – Marketing

Kapitel 11 – Verdienst

Kapitel 12 – Probeleser

Kapitel 13 – Schreibblockade

Kapitel 14 – öffentliche Auftritte

Kapitel 15 – Messen

Kapitel 16 – Konkurrenz

Kapitel 17 – über mich

Kapitel 18 – Kritik

Kapitel 19 – Exposé

Kapitel 20 – Titel und Cover

Kapitel 21 – Pseudonym

Kapitel 22 – Schlussbemerkung

Impressum neobooks

Kapitel 1 – Vorbemerkung

Ein Ratgeber von Dieter Aurass

Warum ich diesen Ratgeber überhaupt geschrieben habe

Ich möchte gerne Menschen, die vorhaben, ein Buch zu schreiben, helfen. Vielleicht auch damit, dass ich ihnen klarmache, welche Probleme es dabei geben könnte und ob es sich wirklich lohnt, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, welche Themen müsst man eigentlich ansprechen, wenn es darum geht, wenn jemand Autor werden möchte. Welche Gründe gibt es überhaupt, warum jemand ein Buch schreiben möchte.

Da gibt es viele Gründe, gute und weniger Gute. Diesem Thema werden wir ein Kapitel widmen.

Was sind denn die Voraussetzungen, wenn jemand mit dem Schreiben beginnen möchte? Kurzgefasst: Fantasie, und der Wille, ein Handwerk zu erlernen.

Zum Thema Handwerk werde ich erzählen, welches Handwerkszeug erforderlich ist. Reichen Papier und ein Stift? Brauche ich einen Computer und bestimmte Schreibprogramme? Auch dazu wird es ein eigenes Kapitel geben.

Wie komme ich von einer Idee zu einem fertigen Manuskript? Was ist ein Plot, welche Entscheidung treffe ich zum Schreibstil? Ich-Erzähler oder verschiedene Perspektiven? Oder als auktorialer Erzähler, aber dann in welcher Zeitform?

Welche Kenntnisse brauche ich unbedingt und wie kann ich sie mir aneignen? Hier geht es hauptsächlich um Sprache, Rechtschreibung und Grammatik.

Es ist sicherlich ein weitverbreiteter Irrglaube, man könne einfach so drauflos schreiben, ein Lektor wird das ja wohl schon geradebiegen.

Deshalb wird es auch ein eigenes Kapitel zum Thema Lektorat und Korrektorat geben.

Von Interesse für euch ist sicherlich auch das Thema »Probeleser«. Wer ist geeignet, wie finde ich diese Personen und auf was muss ich achten?

Ist das Manuskript dann fertig, stellen sich die nächsten Fragen: Schreibe ich Verlage an oder suche ich eine Agentur? Wäre vielleicht auch das Selfpublishing (also der Selbstverlag) eine Alternative für mich?

Ein sehr wichtiges Thema ist für euch sicherlich auch der Verdienst von Autorinnen und Autoren, zumal sich viele Menschen gerade dabei völlig falsche Vorstellungen machen.

Euch interessiert bestimmt auch, wie lange es von der Idee bis zum fertigen Buch dauert.

Die Themen dieses Ratgebers sind umfangreich. Dabei geht es über Lesungen und Veranstaltungen bis hin zum Marketing und wie ich mein Buch am besten bewerbe.

Weitere Themen werden sein: der Konkurrenzkampf zwischen Autorinnen und Autoren, der Umgang mit Kritik und Rezensionen, Wichtiges über Titel und Cover, Pseudonym oder richtiger Name, und noch einiges mehr.

Kapitel 2 – Gründe

Gründe, warum man ein Buch schreiben will oder vielleicht sogar sollte

Wer das erste Kapitel gelesen hat, wird sich vielleicht gefragt haben: Wer ist das überhaupt, dass er jemandem erzählen will, wie man Autorin oder Autor werden kann?

Berechtigte Frage.

Nun ein paar kurze Informationen zu mir, bevor wir in das heutige Thema einsteigen:

Ich bin 65 Jahre alt und habe vor 5 Jahren begonnen zu schreiben. Inzwischen habe ich 11 Bücher veröffentlicht, sowohl in verschiedenen Verlagen als auch als Selfpublisher – also ... ein wenig weiß ich schon, wovon ich rede und was ich euch erzählen will.

Wer mehr über mich und meine Bücher erfahren will, kann gerne auf meiner Webseite vorbeischauen, die findet ihr unter: www.dieter-aurass-autor.de

Dass ich Kriminalromane, Thriller, Krimi- Kurzgeschichten und lustige Krimigedichte schreibe, soll niemanden abschrecken, der gerne einen Liebesroman, ein Fantasy-Epos, einen SciFi- Roman oder sogar ein Sachbuch schreiben möchte.

Die Informationen, die ich in diesem kleinen Ratgeber geben möchte, gelten für eigentlich alle Genres.

Aber nun zum heutigen Thema.

Warum möchte jemand überhaupt ein Buch schreiben?

Es gibt viele Gründe, warum jemand ein Buch schreiben möchte, gute und ... weniger gute.

Ein befreundeter Autor hat mir gegenüber auf die Frage, warum er schreibt, mal ganz lapidar geantwortet: »Weil ich’s kann!«

Diesbezüglich muss ich ihm recht geben, er kann’s wirklich, aber ... seine anfängliche Motivation, überhaupt mit dem Schreiben zu beginnen, war das mit Sicherheit nicht.

Fangen wir mal mit den guten Gründen an:

Der Wunsch nach Anerkennung

Die Sehnsucht nach Anerkennung ist eine der stärksten menschlichen Triebfedern für unser Handeln. Wir streben nach Macht, Reichtum und Ruhm. Dabei scheint der Ruhm oft die am leichtesten zu erreichende Form der Anerkennung zu sein. Viele junge Leute haben – nach ihren Zielen befragt – ähnliche Antworten, was sie mal werden wollen: reich und berühmt!

Ein gefeierter Superstar, YouTuber oder ein Influenzer mit Millionen von Followern.

Wer nun selbst gerne liest und die Autoren oder Autorinnen seiner Lieblingsbücher, gleich welchen Genres, bewundert, kommt sicherlich irgendwann zu dem Punkt, an dem er sich denkt ... »wenn ich das auch könnte, würde ich vielleicht genauso berühmt und bewundert«.

Warum es also nicht mal probieren und Autor oder Autorin werden?

Ich persönlich empfinde das als einen absolut akzeptablen Grund, um ein Buch schreiben zu wollen ... und zu versuchen, dadurch das Ziel – die Anerkennung – zu erreichen.

Verarbeitung von Erlebnissen

Selbstverständlich gibt es auch Menschen, die schreckliche Erlebnisse, schwere Krankheiten, große Verluste oder andere Schicksalsschläge verarbeiten wollen und dafür das Medium wählen, alles niederzuschreiben, was sie erlebt haben oder was sie noch immer in ihren Träumen verfolgt.

Dies ist eine sehr ehrenwerte Motivation und ich kann nur den Hut ziehen vor allen, die ihr Innerstes, ihr Seelenleben und die intimsten Gedanken mit einer Leserschaft teilen wollen.

Aber Vorsicht ... man sollte man sich auf jeden Fall fragen, ob die eigene Geschichte tatsächlich für eine Vielzahl von potentiellen Leser*innen wirklich interessant ist, oder ob man es sich vielleicht nur »von der Seele schreiben« will. Trifft Letzteres zu, muss man nicht unbedingt Autor werden, um die reinigende Kraft einer solchen Katharsis zu erleben. Es verhält sich da ähnlich wie mit einem Tagebuch. Für wen schreibe ich es? Für mich oder für andere? Vielleicht für Nachkommen wie Kinder oder Enkel. Beides ist absolut legitim und kann sowohl für einen selbst eine Hilfe oder für Nachkommen eine tolle Einsicht sein.

Es zu veröffentlichen, völlig unbekannten Menschen zugänglich machen und vielleicht böse Kommentare einstecken, ist eine ganz andere Sache und will gut überlegt sein.

 

Sendungsbewusstsein ... oder der Wunsch, die Welt ein wenig besser zu machen

Auch darin sehe ich eine sehr ehrenwerte Motivation zu schreiben und Autorin oder Autor werden zu wollen. Sei es, um für eine bessere Umwelt zu kämpfen, auf Missstände aufmerksam machen zu wollen oder z.B. für die rückhaltlose Anerkennung und Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgendern Verständnis zu erzeugen. Wenn also jemand ehrenwerte Ziele erreichen oder Informationsdefizite ausgleichen will, kann das nur als absolut positiv bewertet werden.

Wenn ihr aus den genannten oder ähnlichen Gründen ein Buch schreiben möchtet, habt ihr meine allergrößte Hochachtung und ich drücke euch die Daumen.

Die Vermittlung von Wissen oder Kenntnissen

Wenn ich der Meinung bin, einen Sachverhalt besser als andere erklären zu können oder eine Gabe dafür habe, anderen eine Fertigkeit beibringen zu können, ist die Idee, ein Sachbuch zu schreiben, mit Sicherheit nicht verkehrt.

Aber ... auch ein Sachbuch stellt Anforderungen an die sprachliche Qualität, und wenn es verständlich und unterhaltsam geschrieben sein soll, unterscheidet es sich wirklich nicht so sehr von einem Roman, wie mancher im ersten Moment vielleicht denken wird.

Wenn ich mal ein berühmter Bestsellerautor geworden bin, schreibe ich vielleicht einen Schreibratgeber, obwohl ...? Ich bin mir nicht sicher, ob alle Bestsellerautoren wirklich wissen, warum gerade ihr Roman ein Bestseller wurde.

Natürlich stellt sich die Frage: Warum sollte ich mir Konkurrenz schaffen, die mir vielleicht später den Rang abläuft?

Vielleicht schreiben gerade deshalb hauptsächlich diejenigen wirklich gute Schreibratgeber, die sich, wie zum Beispiel Stephen King, keine Gedanken mehr über Konkurrenz machen müssen.

Allerdings sehe ich in jüngster Zeit viele Versuche, angehenden Autorinnen und Autoren mit dem Versprechen, sie in kürzester Zeit mit einigen vorgefertigten Videos zum eigenen und auch noch erfolgreichen Buch zu führen.

Vorsicht bei solchen Angeboten – die Meisten sind unseriös und schaffen nur eines ... dem Anbieter Geld in die Taschen zu scheffeln.

Deshalb bleibe ich bei meiner Meinung: Die besten Tipps sind oft kostenlos!

Einen sinnvollen Zeitvertreib finden

Viele Menschen sind auch einfach nur auf der Suche nach einem sinnvollen Zeitvertreib, nach etwas, das eine Leere in ihnen ausfüllt und gleichzeitig ein produktives Endergebnis zum Ziel haben könnte. Man darf es wohl auch »Hobby« nennen und es ist nichts anderes, als wenn jemand in seiner oder ihrer Freizeit anfängt, Möbel zu bauen, weil er oder sie gerne mit Holz arbeitet.

Ihr lest gerne und möchtet auch eigene Gedanken zu Papier bringen. Ihr habt Ideen, Vorstellungen oder Meinungen, von denen ihr meint, sie seien es wert, aufgeschrieben zu werden.

Warum also nicht anfangen, ein Buch zu schreiben? Es ist auch keine Frage des Alters. Ich zum Beispiel habe erst mit 60 angefangen zu schreiben. Möglicherweise gibt es einen produktiven Output und hat noch andere, schöne Nebeneffekte. Einer davon ist: Wer sich ernsthaft mit dem Schreiben beschäftigt, lernt ständig dazu. Es ist also auf jeden Fall ein sehr schönes Hobby.

Nun aber leider doch noch ein paar Worte zu den weniger guten Gründen:

Ein Buch schreiben, um Geld zu verdienen

Der Glaube, mit einem Buch schnell und vor allem viel Geld verdienen zu können, ist weit verbreitet ... und es könnte kaum einen größeren Irrglauben geben. Natürlich gibt es immer wieder mal die Geschichte der Sozialhilfeempfängerin, die mit den ursprünglich für ihre Kinder erdachten Geschichten auf einmal zur reichsten Frau Englands wird.

Auch die Karriere der Schreiberin von Liebesromanen, die bereits mit ihrem ersten Roman bei Amazon zur Millionärin wurde, ist fast jedem bekannt.

Aber das sind absolute Ausnahmen und die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, ist vermutlich höher.

Die Realität sieht eben leider anders aus. Man muss zunächst viel Zeit und auch Geld investieren, um mittelfristig erfolgreich zu sein. In Deutschland können lediglich etwa 4% aller Autorinnen oder Autoren vom Schreiben leben ... und das auch meist erst nach längerer Zeit in dem Beruf und auch nicht immer gut.

In den ersten zwei Jahren meiner eigenen schriftstellerischen Tätigkeit ... hatte ich einen Stundenlohn von unter 1,– €. Und ihr könnt mir glauben ... es waren viele Stunden.

Und nun zum letzten nicht so wirklich guten Grund: der Selbstüberschätzung

»Das kann ich auch!« ... ist wohl einer der häufigsten Irrtümer, die manchmal dazu führen, dass jemand mit dem Schreiben anfängt.

Eine oft gestellte Frage (und ich bin immer froh, wenn jemand sie mir stellt, bevor er mit dem Schreiben beginnt) ist: »Kann denn jeder Autor oder Autorin werden?«

Die Antwort ist einfach und doch kompliziert: Nein! Ganz sicher nicht jeder!

Das Schreiben, ob als Hobby oder Beruf, stellt gewisse Anforderungen, denn es ist ein Handwerk, das man erlernen muss. Um bei einem an früherer Stelle erwähnten Vergleich zu bleiben: Kaum jemand käme auf die Idee, sich in einem Baumarkt Holz, Hammer, Nägel und vielleicht noch eine Säge zu kaufen, um dann ohne Anleitung oder es gelernt zu haben, zu beginnen, Möbel zu bauen.

Seltsamerweise und für mich nur schwer verständlich, beginnen manche Menschen, ein Buch zu schreiben, ohne sich vorher über dieses Handwerk zu informieren. Das ist meines Erachtens vergleichbar so, als ob sie ohne etwas über die verschiedenen Holzarten zu wissen, ihre Vor- und Nachteile, die Möglichkeit sie zu verarbeiten, die Risiken und das erforderliche Werkzeug zu kennen, einfach beginnen würden, ihre erste Kommode zu bauen.

Diese Anmerkungen sollen auf keinen Fall als der Versuche einer Entmutigung aufgefasst werden, sondern lediglich darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, gleich zu Beginn den richtigen Weg einzuschlagen, anstatt aus maßloser Selbstüberschätzung ohne Anleitung zu beginnen.

Über die Voraussetzungen, die man mitbringen sollte, wenn man Autor oder Autorin werden möchte, werde ich im nächsten Kapitel etwas schreiben.

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich nochmals betonen, dass ich NIEMANDEN entmutigen möchte ... im Gegenteil ... dieser Ratgeber soll dazu dienen, den interessierten Autoren der Zukunft den bestmöglichen Einstieg aufzuzeigen.

Na ja, um ganz ehrlich zu sein ... vielleicht auch ein wenig, diejenigen abzuschrecken, die glauben ... »so schwer kann das ja nicht sein, schließlich kann der oder die Irgendwer das ja auch«.

Tja, wenn es so einfach wäre.

Wer sich aber von viel Arbeit beim Einarbeiten in die Materie und der Gefahr von herben Rückschlägen nicht abschrecken lässt, den kann ich nur ermutigen, dieses tolle Hobby ... oder sogar diesen tollen Berufsweg einzuschlagen.

Ein Buch zu schreiben kann eine wirkliche Erfüllung bedeuten, vor allem, wenn man irgendwann das Produkt der Bemühungen in Händen hält ... egal, wie lange es gedauert hat.

Kapitel 3 – Voraussetzungen

Voraussetzungen, um Autor oder Autorin werden zu können

Was sind denn nun die Voraussetzungen, die ich erfüllen muss, um Autor oder Autorin werden zu können?

Diese Frage ergibt sich eigentlich aus einer vorangegangenen Frage, die lautet: »Kann denn eigentlich jeder Autorin oder Autor werden?«

Ich habe schon mal erwähnt, dass ich immer froh bin, wenn mir – z.B. auf Lesungen – genau diese Frage gestellt wird ... und wenn ich erläutere, wie meine Meinung zu diesem Thema ist und warum, höre ich dann schon mal Reaktionen wie: »Ach du lieber Gott, dann wär´ das nichts für mich!«

Meine einleitende Antwort ist eigentlich immer:

»Nein, nicht jeder kann Autor werden, denn es erfordert meines Erachtens wenigstens zwei Voraussetzungen:

Ein Mindestmaß an Fantasie (besser wäre natürlich das, was man eine »blühende Fantasie« nennt), und die Bereitschaft und Ausdauer, ein Handwerk zu erlernen.«

Schauen wir uns mal die beiden Voraussetzungen im Einzelnen an: Auf die Frage, wie man weiß, ob man Fantasie hat, antworte ich meistens mit einem Beispiel, das mir sehr plausibel erscheint, das ich als Frage formuliere:

»Wenn ihr in einen tiefblauen Himmel mit einzelnen, unterschiedlich großen Wolken schaut, was sehr ihr dann?«

(Man nennt diese Art Wolken übrigens Cumulus- oder Haufen-Wolken)

Ist die Antwort: »Wolken, was sonst?«, dann braucht es vermutlich wenig Fantasie, um zu erkennen, dass es dieser Person genau daran mangelt. Viele sehen Tiere oder Märchengestalten, Gesichter oder etwas völlig anderes.

Diese Menschen haben schon mal eine gute optische Fantasie.

Natürlich gibt es auch andere Arten von Fantasie, als lediglich diese optische Vorstellungskraft.

Stellt ihr euch manchmal auch vor, was wäre in einer beliebigen alltäglichen Situation ... jetzt gerade ... toll, schlecht, peinlich, schön oder schrecklich?

Ich bezeichne das als eine Art »in die Zukunft schauende Situations-Fantasie«, die den Menschen, die sie haben, oft einen gewissen Stempel aufprägt, wenn sie ihre Fantasien dann mit anderen teilen.

Je nachdem ob sie sich eher positive oder eher negative Ereignisse vorstellen, werden sie gerne als »Träumer« oder eben auch als »Schwarzseher« bezeichnet.

Wer an dieser Stelle zugeben müsste, dass er zu den »lediglich-Wolken-Sehern« gehört und auch im Alltag nicht dazu neigt, sich irgendetwas vorzustellen, was gerade nicht ist ... nun, der kann es sich meines Erachtens abschminken, daran zu glauben, dass aus ihm oder ihr mal ein erfolgreicher Autor oder Autorin wird.

Von dieser Aussage ausgeschlossen sind allerdings die Autoren von Sachbüchern oder Ratgebern, denn sie brauchen weniger Fantasie als vielmehr »Sach- oder Fachkenntnis«.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man Fantasie nicht lernen kann ... aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht hat ja jemand ein Patentrezept dafür, wie man aus einem fantasielosen Menschen das genaue Gegenteil machen kann.

Wenn ihr aber zu denen gehört, die für sich beanspruchen können, dass sie eine lebhafte Fantasie besitzen, dann ist die erste Voraussetzung erfüllt und es gibt es nur noch eine »kleine« Hürde zu überwinden, um die zweite Voraussetzung zu erfüllen:

Die Bereitschaft und das Durchhaltevermögen, ein Handwerk zu erlernen, das wirklich sehr vielschichtig ist und nicht mal gerade so in einem 3-wöchigen Kurs erlernt werden kann.

Und woraus besteht nun dieses ominöse Handwerk, das sich »Schreiben« nennt?

Also ... fangen wir mal an aufzuzählen, was nach meiner Meinung – und diese Aufzählung ist auf keinen Fall abschließend – alles dazugehört:

Da wären die Rechtschreibung und die Grammatik, Regeln für einen ordentlichen Satzbau, der richtige Gebrauch der verschiedenen Zeiten und Fälle, ein ausreichend großer Wortschatz, die Kenntnis von Schreibregeln und der verschiedenen Stilrichtungen beim Schreiben.

An dieser Stelle werden viele jetzt einwenden, dass es auf Rechtschreibung oder Grammatik ja wohl nicht ankommen wird, dafür gäbe es ja schließlich Lektoren oder Korrektoren. Es zählt doch nur, dass man eine tolle Idee für einen Roman hat, den Rest werden dann schon andere richten.

Das ist ein riesiger Irrtum.

Kein Verlag und keine Agentur wird ein sprachlich und grammatikalisch minderwertiges Manuskript auch nur weiterlesen, selbst wenn die Idee ganz gut klingt. Das ist anstrengend, unbefriedigend und macht wirklich keinen Spaß.

Mein erstes Manuskript habe ich glücklicherweise durch eine professionelle freie Lektorin überprüfen lassen, die mich (teilweise sehr schmerzhaft) mit der Nase auf alle meine Fehler, Wortwiederholungen und andere Unzulänglichkeiten aufmerksam gemacht hat.

Sie war eine Lektorin der alten Schule, die mit Papier gearbeitet hat, dort alle Fehler oder sprachlich unglücklich klingende Stellen mit einem roten Stift markiert, gestrichen oder korrigiert hat.

 

Dann hat sie mir immer so ca. 100 Blätter per Post zurückgeschickt und mich ... hat fast der Schlag getroffen, weil alles rot war. So viel rot, wie ich selbst bei einer Deutscharbeit in der Schule bei einer 6 nicht erwartet hätte. Ich war zu Beginn wirklich völlig am Boden zerstört.

Und noch viel schlimmer ... das hat richtig Geld gekostet und das zu einer Zeit, zu der ich noch nicht mal wusste, ob ich dann später überhaupt einen Verlag oder eine Agentur für das fertige Buch finden würde. Aber ich habe viel gelernt und danach war es keine Kommode mit schiefen Ecken und klemmenden Schubladen, sondern ein ganz ordentliches erstes Möbelstück, das man schon vorzeigen konnte.

Deshalb hat sich dann auch eine Agentur gefunden, die an den Roman geglaubt hat und für mich einen Verlag finden wollte ... was schließlich auch geklappt hat.

Also, ein gewisses Grundgerüst an Kenntnissen der Rechtschreibung und Grammatik sollte man schon mitbringen ... es sei denn, man verfügt über so viel Geld, einen Lektor und Korrektor zu bezahlen, der dafür eine riesige Summe verlangen würde. Dazu komme ich in einer späteren Folge.

Ich werde im nächsten Kapitel dieses Ratgebers genauer darauf eingehen, wie dieses wichtigste Werkzeug von Autorinnen und Autoren – die Sprache – richtig eingesetzt werden kann und was genau es alles beinhaltet.

An dieser Stelle möchte ich noch einige Sätze darüber verlieren, wie man etwas daran ändern kann, wenn man vielleicht der Meinung ist, man hätte auf diesem Gebiet noch gewisse Defizite.

Und da gibt es einen Kernsatz, den sich jede angehende Autorin oder Autor zu Herzen nehmen sollte:

Wer schreiben will, muss lesen. Und mit »lesen« meine ich »viel lesen«.

Lesen bildet nicht nur in der Hinsicht, dass man interessante Fakten erfährt, sondern auch sprachlich. Man lernt daraus, welches Genre einem besonders gefällt, welcher Schreibstil der angenehmste ist und natürlich auch viele Wörter. Wenn man sehr aufmerksam liest, sogar viel über Grammatik und Rechtschreibung. Ich kenne keine Autorin und Autor, die oder der nicht auch jede Menge Bücher liest.

Und was ihr lest, sagt nicht nur etwas über euren Geschmack aus, sondern auch, welche Art von Büchern ihr schreiben solltet.

Wer bevorzugt Horrorgeschichten oder Thriller liest, sollte sich nicht an schnulzigen Liebesromanen versuchen – und umgekehrt.

Das Wesen des Lernens ist die Nachahmung.

Ein Meister in einem Handwerk macht mir etwas vor und ich versuche, es ihm nachzumachen ... ihn zu imitieren. Das bedeutet nicht abschreiben, sondern den Stil, der mir besonders gut gefällt, zu meinem eigenen zu machen.

Kurz Sätze, lange Sätze, verschachtelte Sätze, blumige Beschreibungen, lustige Dialoge, absurde Charaktere, Komik, Traurigkeit, herzzerreißende Szenen ... die Geschmäcker sind verschieden und nicht alles kann jedem gefallen.

Aber wenn IHR es gerne lest und andere es auch gut finden, kann es nicht wirklich schlecht sein. Warum sich also nicht diesen Schreibstil aussuchen, als den, in dem man selbst schreiben möchte.

Nun gibt es viele unseriöse Angebote, jemanden in wenigen Tagen durch das Anschauen von Lehrvideos zu einer Autorin oder zu einem Autor zu machen. Das ist in meinen Augen oft unseriös, es besteht die Gefahr, dass ihr wirklich viel Geld zum Fenster hinauswerft, denn hier wird mit den Sehnsüchten von Menschen gespielt. Ihr erinnert euch vielleicht an meine Anmerkung im zweiten Kapitel, dass der Wunsch nach Ruhm und Anerkennung ein großer Motivator ist. Und dann behauptet auf einmal jemand:

»Wenn du mir die Summe X zahlst, mache ich dich in wenigen Tagen berühmt und erfolgreich.«

Dann denken sich leider viele Menschen:

Meine Güte, was sind denn schon ein paar hundert Euro, wenn ich damit mein großes Wunschziel erreichen kann?

Im Gegensatz dazu gibt es tolle Angebote von Volkshochschulen, in denen sich Schreibgruppen – oft unter Anleitung durch erfahrene Autorinnen oder Autoren – über Wochen zusammen ein Thema erarbeiten … und sie haben den Vorteil, wirklich nicht viel zu kosten. Oft sind diese Workshops auch noch thematisch unterschiedlich, so dass ich mir als angehender Dichter nicht anhören muss, wie man einen Thriller schreibt. In manchen Workshops kann man auch die richtige Herangehensweise lernen, wie man sein Werk am Ende auch noch an den Mann oder die Frau bringen kann.

Aber es gibt noch andere Möglichkeiten, sich zu informieren, Fragen zu stellen oder Profis um Rat zu fragen.

Gerade dazu bietet das Internet einige interessante und auch spannende Möglichkeiten, sich völlig unverbindlich und kostenlos zu informieren.

Dabei möchte ich lediglich zwei Webseiten nennen:

Zum einen ist das die wirklich hervorragende Webseite www.wortwuchs.net, auf der man echt viel über verschiedene Schreibstile, Fachbegriffe oder sprachliche Besonderheiten nachlesen kann.

Die zweite Seite, die ich euch ans Herz legen würde, ist www.tatort-schreibtisch.de, die auch den Untertitel hat: Autoren helfen Autoren.

Beide Seiten sind kostenlos und zu nichts verpflichtend – und beide Seiten sind hochprofessionell.

Es gibt sicherlich noch Dutzende andere Webseiten, die vielleicht sogar umfangreicher, leichter verständlich oder spezieller für bestimmte Wünsche sind, aber diese beiden kenne ich eben gut und sie haben mir gerade in der Anfangszeit meiner Autorentätigkeit über manche Wissenslücke hinweggeholfen. Schaut sie euch einfach mal an und entscheidet selbst, ob das was für euch wäre.