Sünder Mann führt Gründe an

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Sünder Mann führt Gründe an
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Detlef Färber


mitteldeutscher verlag

Mit Illustrationen von Thomas Leibe

NUR DAS EINE

Sieben Lieben

Freu dich, Mann, auf sieben Lieben:

Liebe eins ist erst zum Üben,

Liebe zwei wird hintertrieben,

Liebe drei geht knapp daneben,

Liebe vier kommt wie ein Beben.

Aber war’s das schon fürs Leben?

Liebe Nummer fünf wird brünftig,

Liebe Nummer sechs vernünftig,

Liebe sieben …? Bleibt für künftig,

kann dich über Nacht ereilen,

lässt sich nochmals unterteilen,

wieder siebenfach bisweilen.

Stopp! Die Lieben eins bis sieben

kannst du auch zusammenschieben,

kombinieren nach Belieben,

fusionieren – ja, ich meine,

sieben Lieben pack in eine!

Mach das, Mann: Wenn nicht, zieh Leine!

Gott Amor

Dir ins Ohr,

volles Rohr,

flüstert heute wer …? Amor.

Dir ins Glas,

ohne Maß,

gießt Gott Amor dies und das.

Dir am Knie,

nah wie nie,

säuselt Amor Poesie.

Dir am Slip

nippt the lip.

Amor hilf! Er hilft beim Strip.

Dir im Schoß

wird er groß:

Amor lässt dich nie mehr los!

Nur das Eine

Immer um das Eine ranken

sich seit je des Manns Gedanken:

Um das Eine – nicht die Eine!

Und wenn doch mal um die Eine,

ist die Eine selten seine.

Oder Manns Gedanken schwanken,

ranken sich erst um die Schlanken,

dann die Üppigen, die Drallen,

die ihm überdies gefallen.

Manchmal wird von denen allen

eine ihm dies Denken danken:

Danken nicht nur in Gedanken!

Selbst auch eingedenk des Einen,

wird die Eine sich ihm schenken,

um ihn zwischen ihren Beinen

auf das Eine hin zu lenken.

Brigitte, nimm mich in deine Mitte!

Ich seh’ euch auf der Wiese – und grüße

und denke: Wer ist diese Luise?

Wenn ich für die von Liese abließe,

wie wär’s …? Die Analyse:

Genieße

erst Liese,

dann diese

Luise!

Oh nein, ich krieg’ die Krise.

Brigitte, ach bitte,

nimm du mich in die Mitte, Brigitte!

Das ist nun mal so Sitte: Jetzt bitte

komm mit in meine Hütte, Brigitte,

es sind nur ein paar Schritte:

zwei, drei, vier …

na bitte!

Ich bin mit dir im Bade und lade

dich ein zur Schokolade – doch schade,

du denkst an deine Wade gerade.

Ich fleh’ dich an um Gnade:

Gerade

beim Bade

Schokolade

trotz Wade:

Folg mir auf diesem Pfade!

Brigitte, ach bitte,

nimm mich in deine Mitte, Brigitte!

Das ist nun mal so Sitte: Jetzt bitte

komm mit in meine Hütte, Brigitte,

du bist erst meine Dritte:

zwei, drei, vier …

na bitte!

Wir biegen auf die Straße. Die Gase,

sie kriechen in die Nase – ich rase:

Denkst du vielleicht, ich spaße zum Spaße?

Folg mir in die Oase!

Die Straße

nach der Nase

zum Spaße

im Grase –

exakt bis zur Ekstase.

Luise, nimm mich mit auf die Wiese! Please, Liese!

Pardon: Brigitte, nimm mich in deine Mitte. Bitte!

Schlimmer Tim

Schlingel Tim,

hast kein Benimm:

Schlimm!

Vögelst rum,

quasselst dumm:

Schrumm-schrumm!

Gonokokken?!

Junge, hörst du nicht die Glocken?

Bim-bim-bim!

Schlimmer Tim,

nun vernimm:

Schluss mit diesem Interim,

mit Schlimm-schlimm,

Schrumm-schrumm,

Bim-bim!

Selbst dich trimm,

statt frei dich schwimm,

sonst kommt das Umerziehungsteam!

Tim, wann wirst du Vogel munter?

Dummer Mann, vollbring ein Wunder!

Werde Mustergatte Tim!

Stopp Schlimm-schlimm!

Simsalabim …

Das W.

Das Ding, das vorn mit W sich schreibt,

ist teils beseelt und teils beleibt.

Seit je wird W. von M. gejagt,

der mag das W. – will eins als Magd,

eins für die Lust und eins zum Reden:

Doch was sagt W.? Ich nehm’ nicht jeden!

Die Folge davon: M. muss ackern

und dauernd alle W.s anbaggern.

Sogar was M. als Dichter dichtet,

ist durch die Bank aufs W. gerichtet.

Nur führen manches Dichters Strophen

im Kopf von W. zu Katastrophen.

Hat M. dann doch ein W. beglückt,

macht W. sofort den M. verrückt.

Geht’s M. mal gut, so findet W.,

ihm wehzutun, schnell einen Dreh.

Liegt M. halbtot, kommt wieder W.

und kitzelt ihm den großen Zeh.

Doch wird das W. zur guten Fee,

dreht M. sich um und sagt: Ich geh’!

Nimmt aber W. mal wieder Puder,

dann, Bruder, wird die Fee zum Luder.

Bleibt W. das Weib, das lebt und leibt

und es mit M. genüsslich treibt …,

… wär’ der doch blöd, wenn er nicht bliebe

bei diesem Wesen voller Liebe.


Tiefe Töne

Wie du dastehst, wie du gehst,

dich mal links-, mal rechtsrum drehst,

wie du guckst, Luft holst, schluckst,

wie du, wenn du schluckst, schon gluckst …

Wie du bist: Wie du isst,

wie du mich mit Blicken misst,

wie du rauchst, Worte hauchst,

weiter nichts zu machen brauchst … –

… ist es das, was hier so knistert?

Ist es das, was NIMM MICH flüstert,

was hier kuschelrockt, was groovt:

Ist es das, was LIEBE ruft?

Oder macht es deine Hand?

Deine Bluse, die so spannt?

Bloß dein Mund? Was ist der Grund?

Bloß dein Bein? Was reißt mich rein?

Wie du durch die Gegend schlenderst,

dauernd deine Meinung änderst,

gerne dummes Zeug erzählst –

deine Art, wie du mich quälst:

Alle diese tiefen Töne,

ist es das an dir, das Schöne,

was mich knebelt, was mich knüllt?

Ist es das, was LIEBE brüllt?