Für Immer Mein Graf

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Für Immer Mein Graf
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FÜR IMMER MEIN GRAF
FÜR ALLE ZEITEN GELIEBT
DAWN BROWER

Dies ist ein fiktionales Werk. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Vorstellung des Autors oder fiktiv benutzt und sollten nicht als real aufgefasst werden. Jede Ähnlichkeit zu tatsächlichen Schauplätzen, Organisationen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Forever My Earl © 2017 Dawn Brower

Einbanddesign: Victoria Miller

Übersetzung © 2019 Carolin Kern

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buchs darf ohne schriftliche Zustimmung benutzt oder vervielfältigt werden, weder elektronisch noch in Druckform, außer es handelt sich um kurze Zitate in Rezensionen.

Die Liebe aufzugeben kann so einfach sein. Sogar wenn es scheint, dass alle Hoffnung verloren ist, verliere nicht den Glauben. Eines Tages wirst du vielleicht überrascht sein das zu finden, was du gesucht hast, wie es dir ins Auge springt. Dieses Buch ist also für alle, die an die Liebe glauben.

PROLOG

Juni 1804

Das Schloss lag inmitten von sanft geschwungenen grünen Hügeln. In der Ferne konnte man die Wellen hören, wie sie an die Küste des nahegelegenen Strands krachten. Miss Hannah Knight hatte über Schlösser gelesen. Zum Teil wurde dieses ihrer Vorstellung gerecht. Es war von enormer Größe, aber ihm fehlte ein Schlossgraben. Sie hatte wirklich gehofft, dass sie in der Lage sein würde eine wirkliche Zugbrücke zu überqueren, wie eine mittelalterliche Prinzessin. Manche Träume sollten nicht passieren. Also wirklich, wie hat sie glauben können, dass die Wildnis von Kent ihren dummen Fantasien hätte gerecht werden können?

„Wie lange werden wir im Manchester Castle sein, Mama?“, fragte Hannah.

Lady Redding, ihre Mutter, lächelte zu ihr herunter. „Etwas mehr als zwei Wochen, Schätzchen, ich habe Lady Manchester versprochen, dass wir für einen schönen langen Besuch bleiben werden. Du bist eine ihrer Patentöchter und sie hat gehofft, euch alle drei für eine Zeit lang für sich selbst zu haben.“

Hannah knabberte auf undamenhafte Weise auf ihrer Lippe. Sie hatte Lady Manchester einige wenige Male getroffen als sie jünger gewesen war. Dies war ihr sechzehnter Sommer und in ein paar kurzen Jahren versprach ihre Mutter, dass sie debütieren würde. Sie war noch zu jung, um bereits in die Gesellschaft einzutreten. Dies war der Ausgleich, den ihre Mutter ihr geboten hatte—Zeit mit Lady Manchester in einem echten Schloss verbringen. Bislang war sie leicht enttäuscht, aber vielleicht würde das Innere das Fehlen einer Zugbrücke wettmachen.

Die Kutsche rollte die Straße entlang und hüpfte über einige Unebenheiten oder Steine. Hannah drängte sich in ihren Sitz und starrte weiter auf das Schloss. Die Entfernung wurde geringer und sie konnte beinahe ein paar der feinen Details ausmachen. Das Geräusch von Hufschlägen auf dem Boden zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie verlagerte ihren Blick und sah einen Mann, der ein wunderschönes weißes Pferd ritt. Die Art, wie sie Märchen zum Leben erweckten. Ihr Atem stockte und ihr Herz schlug schnell in ihrer Brust. Sie waren beide wunderschön. Er hatte dunkles, kastanienfarbenes Haar, das sich um seine Ohren lockte, als der Wind es in eine subtile Unordnung blies. Seine Reithose passte genau. Er musste sich gegen eine Reitjacke und ein Halstuch entschieden haben, weil er ein sich aufbauschendes weißes Hemd trug, das in der Brise wogte.

„Mama“, sagte Hannah, während sie in Richtung des stattlichen Mannes gestikulierte. „Wer ist das?“

„Es ist unhöflich so zu winken, Liebes“, sie brachte ihre Hand nach oben und stoppte Hannahs. „Ich bin nicht sicher, aber er muss einer von Lady Manchesters Söhnen sein.“

Ihre Mutter hatte nicht erwähnt, dass es dort potentielle Werber geben könnte. Oh, er war so gutaussehend. Sie konnte es nicht erwarten ihn persönlich zu treffen. Würde er braune Augen oder möglicherweise blaue haben. War das wirklich wichtig? Wenn es etwas wie Liebe auf den ersten Blick gäbe, war ihr Hannah bereitwillig und vollkommen anheim gefallen. Vielleicht werden manche Träume doch wahr …

„Kennst du ihre Namen?“, fragte Hannah hoffnungsvoll.

Sie wollte mehr als das fragen. Wie alt sie waren. Waren sie verheiratet oder verlobt. So vieles, das sie nicht wusste, und sie fühlte sich auf alles davon bedauerlich schlecht vorbereitet. Die Kutsche konnte den Eingang des Schlosses nicht schnell genug erreichen.

„Einer von ihnen ist der Graf von Manchester“, sagte ihre Mutter. „Nathaniel Edwards, oder eher Lord Manchester für dich, Liebes.“ War der Mann auf dem Pferd Lord Manchester? Sie wollte es herausfinden und seinem perfekten Gesicht einen Namen geben. Ihre Mutter fuhr fort: „Er ist mit Lady Lenora Andersen verlobt. Sie werden heiraten, während wir hier sind.“

Hannah wurde es bei ihren Worten schwer ums Herz. Wenn er derselbige Mann wäre, dann würde er nie der ihre sein. Es war sowieso lächerlich von ihr zu denken, dass sie eine Chance hatte. Sie war so reizlos, wie ein Mädchen nur sein konnte. Sie hatte dunkelbraunes Haar und gleichermaßen öde braune Augen. Niemand hat jemals innegehalten, um sie zweimal anzuschauen. Lady Lenora war ein glückliches Mädchen einen solch attraktiven Mann zu heiraten.

Die Kutsche kam vor dem Schloss zum Halten. Das Pferd donnerte daran vorbei und der Mann hielt bei der Türe an. Ein Stalljunge nahm ihm die Zügel ab und führte das Pferd fort. Der Mann drehte sich zu der Kutsche und nickte jemandem zu, den Hannah nicht sehen konnte.

Die Türe der Kutsche schwang auf und sie begegnete dem Blick des hinreißenden Mannes. Seine Augen waren blau. Das beschrieb sie nicht einmal annähernd. Sie waren von einem prächtigen Blau, das dem Meer gleichkam. Sein Haar war leibhaftig sogar noch schöner. Die prächtige Kastanienfarbe war mit Gold gesprenkelt und sah ach so weich aus. Hannah wünschte sie wäre unverfroren genug, um mit ihren Fingern hindurch zu fahren, um es herauszufinden.

„Willkommen im Manchester Castle“, sagte er. „Darf ich Ihnen aus der Kutsche helfen?“

„Wo sind Ihre Manieren, junger Mann.“ Ihre Mutter zog eine Braue hoch. „Stellen Sie sich zuerst ordnungsgemäß vor.“

Hannah kicherte, als er betreten ihre Mutter anlächelte. „Ich bitte um Entschuldigung“, sagte er und verbeugte sich. „Ich bin Lord Garrick Edwards und wessen Bekanntschaft mache ich?“ Sein Blick begegnete wieder Hannahs. Sie hätte ihm nicht antworten können, selbst wenn sie gewollt hätte. Ihre Zunge wollte sich nicht bewegen und ihre Kehle begann sich zuzuschnüren.

„Ich bin Lady Redding und dies ist meine Tochter, Miss Hannah Knight.“ Sie streckte ihre Hand nach Lord Garrick aus. „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

Er half ihrer Mutter aus der Kutsche und kehrte dann zurück, um Hannah zu assistieren. Sie wollte ihm danken. Es wäre das Richtige gewesen, aber ihre Zunge funktionierte noch immer nicht wie sie sollte. Würde sie jemals über die fürchterliche Schüchternheit, die sie plagte, hinwegkommen?

„Meine Mutter hat Sie erwartet“, sagte er. „Lady Lakeville, Lady Lenora und Lady Corinne sind bereits hier. Es werden zwei festliche Wochen bis zur Hochzeit. Ich hoffe Sie sind auf all das vorbereitet.“

Wer war Lady Corinne? War Lord Garrick mit ihr verlobt? Als sie zunächst seinen Namen gehört hatte, war sie noch einmal hoffnungsvoll gewesen. Er war nicht der Graf, der kurz davor war zu heiraten. Er war frei, falls sie … So, da ging ihr törichter Geist wieder dahin und dachte, dass sie eine Chance bei einem so gutaussehenden Mann hatte. Natürlich war er von jemand anderem angetan. Lady Corinne war wahrscheinlich wunderschön und ihm in allem ebenbürtig—sogar für einen Zweitgeborenen wie Lord Garrick.

„Es wird gut sein Lady Lakeville wieder zu sehen“, sagte ihre Mutter wehmütig. „Es ist zu lange her.“

Ihre Mutter verließ Redding Manor nicht oft genug. Sie redete oftmals von ihrer besten Freundin und wie sie diese vermisste. Dieser Besuch war genauso sehr für Lady Redding wie für Hannah.

„Ich begleite Sie nach drinnen“, sagte Lord Garrick. „Sie waren im Salon und haben getratscht, als ich für meinen Ausritt gegangen bin.“

Die Tür schwang auf und ein steifer, älterer Butler stand auf der Schwelle. Er hob sein Kinn in die Luft als sie näherkamen. Lord Garrick nickte ihm zu und der Butler trat zur Seite.

„Bentley, sind die Damen noch im Salon“, fragte Lord Garrick.

Der Diener nickte: „Ja, my Lord.“

Lord Garrick führte Sie in den Salon. Die Damen saßen alle mit perfekter Haltung da und tranken Tee aus zierlichen Tassen. Die zwei jüngeren Damen waren bildschön. Sie trugen beide Kleider aus Musselin in zartem Rosa mit weißen Seidenschnörkeln. Sie schienen so identisch, dass Hannah zuerst dachte sie seien Zwillinge. Ihr Haar war goldblond und in einem Knoten an ihrem Hinterkopf geflochten und ihre Augen waren so blau, dass sie mit Lord Garricks in Schönheit konkurrierten. Kein Wunder, dass sich eine oder beide bereits einen Heiratsantrag unter den Nagel gerissen hatten. Lady Lenora würde in die Manchester Linie einheiraten, aber Lady Corinne ebenfalls?

„Mutter“, sagte Lord Garrick, während er sich herunterlehnte und ihre Wange küsste. „Ich bringe dir die letzten deiner Gäste. Lady Lenora, Lady Corinne, Lady Lakeville—Darf ich Ihnen Lady Redding und ihre Tochter Miss Knight vorstellen.“ Er gestikulierte in Richtung Hannah und ihrer Mutter. „Nun, wenn Sie mich entschuldigen würden, ich muss mich von meinem Ausritt frisch machen.“

Er verbeugte sich vor den Damen und ging hinaus. Hannah versuchte ihr Bestes um nicht zu starren, aber es war schwierig. Er war zu gutaussehend und sie wollte ihm folgen, wo auch immer er hinging. Es brach ihr das Herz zu realisieren, dass er niemals der ihre sein würde.

 

„Bitte setzt euch, und ich schenke euch beiden etwas Tee ein. Entschuldigt die Unhöflichkeit meines Sohnes“, sagte Lady Manchester. Hannah saß auf einer nahen Chaiselongue und ihre Mutter saß neben ihr. „Er hat eine renitente Natur, die durch nichts zähmbar scheint. Ich hoffe er zügelt sie bevor er sich in diesen Krieg wirft, in welchen England sich involviert gefunden hat.“

Hannah runzelte die Stirn. Er würde in den Krieg ziehen? Ihr Herz setzte einen Schlag aus—nein, mehrere Schläge—bevor sie in der Lage war sich selbst zu beruhigen. Die Vorstellung von ihm, wie er sich in Gefahr begab, verängstigte sie. Er sollte in England bleiben, wo es sicher war.

„Mir war nicht gewahr, dass er sich ein Offizierspatent erkauft hat“, sagte ihre Mutter zu Lady Manchester. „Das hast du in deiner letzten Korrespondenz nicht erwähnt.“

Lady Manchester seufzte. „Er hat uns heute beim Morgenmahl darüber informiert. Er hat es seit einiger Zeit geplant und es nur wegen der bevorstehenden Hochzeit bis jetzt zurückgehalten. Er geht am Tag nach der Zeremonie. Mein Herz kann nur ein bestimmtes Maß an Stress verkraften und dieser Junge wird eines Tages mein Tod sein.“

Lady Lakeville hob ihre Hand an ihre Brust. „Oh, du armes

Liebchen …“

„Ich kann es mir nicht vorstellen“, sagte Hannahs Mutter mitfühlend. „Wenn ich einen Sohn hätte, würde es mir grauen.“

Der Krieg ging allen nicht aus dem Kopf, aber Hannahs Gedanken kreuzte er nicht. Was in der Welt um sie herum passierte, hatte immer den zweiten Platz nach ihren Büchern eingenommen. Sie reiste, indem sie Seiten meisterlichen Schreibens las. Diese Orte waren ihre Zuflucht, wenn nichts anderes ihre Erwartungen erfüllte. Sie war augenblicklich von Lord Garrick betört gewesen, aber sie kannte ihn nicht wirklich. Das bedeutete aber nicht, dass sie wollte, dass er in den Krieg ging. Was wenn er starb? Plötzlich schien der Krieg viel zu real. Lord Garrick war nun eine lebende, atmende Person ihrer persönlichen Bekanntschaft. Es war schwer etwas zu ignorieren, wenn es dir vor die Füße gestoßen wurde. In einer perfekten Welt hätten sie die Möglichkeit mehr über einander zu lernen. Dieser Krieg würde das verhindern und möglicherweise Schlimmeres. Hannah hatte einen Grund nun aufmerksam zu sein und sie war zukünftig wahrscheinlich nicht mehr so blasiert deswegen. Eine Welt ohne Männer wie Lord Garrick wäre eine Farce.

Nach einer kurzen Aufwartung ließ Lady Manchester ihnen von der obersten Haushälterin ihre Gemächer zeigen. Hannah war dankbar dafür. Erschöpfung begann sich breit zu machen und sie wollte sich ausruhen bevor sie vom Reisen vollkommen erledigt war. Vielleicht sollte sie lernen wie sie ihre Zunge benutzte, wenn sie das nächste Mal Lord Garrick sah. Wenn sie das vollbringen konnte, wollte sie ihn fragen, was ihn dazu brachte sich dazu zu entscheiden seiner Mutter das Herz zu brechen und in den Krieg abzuhauen.


Zwei Wochen später

Lord Garrick ging durch das Schloss, prägte es sich in seinem Gedächtnis ein. In kurzer Zeit würde er weggehen und nicht zurückblicken. Am Morgen würde sein Bruder seine Gelübde ablegen. Er würde eine Familie gründen und sie würden die Reserve nicht länger benötigen. Der Familienzweig wäre in den Kindern seines Bruders begründet und Garrick würde nicht mehr zurückblicken müssen. Er würde endlich die Freiheit haben, nach welcher er sich seit langer Zeit gesehnt hat. In ein paar kurzen Monaten wäre er einundzwanzig und er wollte die Welt erkunden. Unglücklicherweise war dies beinahe unmöglich zu tun, da sein Land im Krieg mit Frankreich war. Napoleon hatte die Pläne die Welt zu übernehmen, welche er zu sehen ersehnte. Also musste er seine Pflicht tun und für die Freiheit kämpfen, welche Napoleon erhoffte von so Vielen wegzunehmen. Der Mann war ein Tyrann und musste zerquetscht werden. Also hatte er, ohne es seiner Mutter oder seinem Bruder zu sagen, ein Offizierspatent erkauft.

Er hielt an der Bibliothek an und betrat sie. Lesen war keine seiner liebsten Freizeitbeschäftigungen gewesen, aber möglicherweise würde ihm ein gutes Buch helfen. Er war gereizt und zu reiten hatte ihm nicht geholfen sich zu beruhigen, wie es das üblicherweise tat. Garrick hielt plötzlich an, als er vertraute dunkelbraune Locken erblickte. Ihr Blick war, auf was auch immer sie las, fokussiert. Honigfarbene Flecken funkelten in ihren braunen Augen und ihre Unterlippe war hervorgeschoben. Miss Hannah Knight sah vollkommen zum Küssen einladend aus und er war ein Flegel der schlimmsten Sorte, dass er so dachte.

Er setzte sich in Bewegung um sie in Frieden zu lassen, aber sie blickte hoch, als er sich drehte um zu gehen. Ihr Blick verschränkte sich mit seinem und er hätte sie nicht verlassen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Es verschlug ihm den Atem aus seinen Lungen und er kämpfte darum Luft zu bekommen. Sie war ein hübsches Mädchen, aber genau in diesem Moment war sie wunderschön und ach so lebendig.

„Ich habe nicht beabsichtigt Sie zu stören“, sagte er.

„Das haben Sie nicht“, murmelte sie, während sie eine verirrte Locke ihres Haars zurückstrich und ihren Blick von ihm weg bewegte.

Warum tat sie das immer? Verängstigte er sie? Sie war zweifelsohne jung und möglicherweise hatte sie noch nicht viel Zeit draußen in der Gesellschaft gehabt. Was machte sie so schüchtern?

„Was lesen Sie?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Nichts von Bedeutung … “

Er hob seine Lippen zu einem Lächeln. „Es muss interessant sein, wenn es Sie so gefesselt hat. Lassen Sie es mich sehen.“ Garrick schnappte sich das Buch aus ihren Händen und las den Buchrücken. „Ein Sommernachtstraum.“ Er hob eine Braue an. „Warum würden Sie verstecken, dass Sie das lesen?“ Einige glaubten es sei romantische Faselei, aber es war harmloses Lesematerial.

Sie zuckte mit den Schultern. „Einige verstehen nicht warum ich es liebe zu lesen.“

Er begriff nicht warum. Es gab nichts Falsches daran, dass ein Mädchen Bücher mochte. Garrick seinerseits mochte diese nicht, aber er las dennoch eines von Zeit zu Zeit. Das Stück von Shakespeare war tatsächlich eines seiner Favoriten. „Welcher Charakter ist Ihr liebster?“

Miss Knight knabberte auf ihrer Unterlippe. Er fand das ganz und gar hinreißend. „Ich vermute ich sollte eigentlich Helena oder Hermia mögen—zumindest mich mit ihnen auf irgendeiner Ebene identifizieren, da sie junge verliebte Frauen sind.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich sehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Sie haben das Recht den Charakter zu mögen, welchen auch immer Sie möchten.“ Er zwinkerte. „So lange Sie mir erklären, warum Sie diesen mögen. Sie haben meine Neugier geweckt.“

„Ich mag Puck“, sagte sie verlegen. „Er ist so lustig und spitzbübisch. Ich wünschte ich könnte in mancherlei Hinsicht wie er sein. Nicht ein einziges Mal hinterfragt er, ob er etwas tun sollte. Er tut es, egal welche Konsequenzen es hat. Darin steckt ein gewisser Mut.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Oder Dummheit. So oder so wäre es entzückend sorglos zu sein. Er hat Fehler gemacht, aber er hat sie anerkannt. Schlussendlich ist er der Grund, dass die beiden Paare die Liebe gefunden haben, nach welcher sie gesucht haben.“

Sein Mundwinkel zuckte. Sie war klug und wunderschön. Es war eine entzückende Kombination. „Eigentlich bewundere ich den Elf ebenfalls“, stimmte er zu. „Er ist gewitzt und liebt Spaß.“

Sie lächelte ihn warm an. „Menschen mögen es normalerweise nicht mit mir über Bücher zu reden. Vielen Dank, dass Sie so nett sind.“

Er runzelte die Stirn. Nettigkeit hatte nichts damit zu tun. Garrick gab ihr das Buch zurück. Sie war die ganze Zeit, die sie im Manchester Castle gewesen war, ruhig gewesen. Dies war die längste Unterhaltung, die er mit ihr geführt hatte. „Wenn Sie sich nicht so sehr hinter Büchern verstecken würden, könnten Sie entdecken, dass es mehr in der Welt gibt, das auf Sie wartet.“

„Das bezweifle ich, my Lord“, sagte sie. „Ich bin nicht beachtenswert genug. Das ist in Ordnung. Ich habe akzeptiert, dass ich dazu bestimmt bin ein Mauerblümchen zu sein.“

„Das ist lächerlich“, sagte Garrick und legte das Buch auf einen nahestehenden Tisch. „Was bringt Sie dazu, dass Sie so wenig von sich halten?“

Miss Hannah Knight war ein entzückendes Mädchen und es war eine Tragödie, dass sie sich selbst für leicht zu vergessen hielt. Er wollte etwas für sie tun, so dass sie besser von sich selbst denkt. Andernfalls würden sie völlig über sie trampeln, sobald sie in die Gesellschaft eintritt, und ihr zerbrechliches Ego noch zerfetzter zurücklassen.

„Ich spreche die Wahrheit“, antwortete sie. „Niemand bemerkt mich. Es kommt selten vor, dass es überhaupt jemand versucht. Bücher sind die besten Freunde, die ich jemals hatte.“

Das war traurig und jetzt musste er etwas zu tun, um ihre Einstellung zu ändern. Es war beschlossen, die einzige Frage war, was. Sie war exquisit und sollte sich noch nicht selbst in die Rolle des Mauerblümchens stecken.

„Ich sehe, dass Sie nicht wissen, was Sie darauf antworten sollen“, sagte sie, während sie aufstand. „Machen Sie sich keine Sorgen wegen mir. Es wird alles in Ordnung kommen. Ich muss nicht heiraten um glücklich zu sein. Es ist vollkommen in Ordnung die Liebe seines eigenen Lebens zu sein. Ich definiere mich nicht selbst darüber, was andere von mir denken.“ Ihr Mundwinkel neigte sich nach oben. „Wahrlich, ich mag wer ich bin.“

Sein Mund klappte vor Überraschung auf. Sie war keck und er mochte sie, je mehr er mit ihr sprach. „Ich bedaure, dass ich nicht hier sein werde, um Sie zu sehen, wenn Sie in der Gesellschaft debütieren, Elfe.“

„Sie werden nicht viel verpassen“, sagte sie verlegen und blickte auf, um seinem Blick zu begegnen. „Mir wurde gesagt, dass Sie in den Krieg ziehen werden.“

Er nickte. Zum ersten Mal bereute er diese Entscheidung beinahe. Garrick hatte nicht gelogen. Er würde traurig darüber sein, dass er bei ihrem Debüt nicht hier sein konnte. „Das werde ich. Am Tag nach der Hochzeit meines Bruders.“

Sie nickte feierlich. „Pflicht ist eine schwer zu tragende Bürde. Ich bete, dass Sie sicher zu uns zurückkehren.“

Garrick wollte diese Aussage ergänzen. Er wollte sicher zu ihr zurückkehren. Sie war ein Enigma, das er lösen wollte, und zur gleichen Zeit nie gänzlich zu ergründen hoffte. Etwas in ihr sprach ihn an und er konnte seinen Finger nicht darauf legen. Sie begann wieder an ihrer Unterlippe zu knabbern. Er musste sie küssen. Es war wahrscheinlich falsch, aber eine kleine Kostprobe würde niemandem schaden.

Er lehnte sich hinab und presste seine Lippen auf ihre. Ein Funke schoss bei der Berührung durch ihn. Sie japste und ihr Atem vermischte sich mit seinem. Perfekt—sie war alles, was er nie gedacht hatte, dass er es für sich selbst haben wollte, und was er nicht in der Lage war für sich zu beanspruchen. So sehr er es auch wollen würde, er konnte Miss Hannah Knight nicht zu seiner machen. Garrick war nicht die Sorte, den die Damen heirateten. Er war zu ruhelos und hatte Mühe damit sich niederzulassen. Mit der Fußfessel der Ehe an ihn gebunden zu sein, würde ihr nur Kummer bringen. Er würde ihr das niemals antun.

Garrick trat zurück bevor er etwas noch Törichteres tun konnte. Was getan wurde, war nicht irreparabel. Sie konnten voneinander weggehen, da kein wahrer Schaden verursacht worden war. Zumindest keiner, der mit bloßem Auge gesehen werden konnte—sein Herz würde niemals wieder dasselbe sein.

„Ich hätte das nicht tun sollen. Vergeben Sie mir“, sagte er.

Sie führte ihre Hand an ihre Lippen und nickte geistesabwesend. „Natürlich.“ Miss Knight blickte zu ihm hinauf und lächelte. „Bitte entschuldigen Sie mich, my Lord. Ich muss mich für das Abendessen richten.“

Mit diesen Worten brauste sie an ihm vorbei, ihr Duft erfüllte ihn. Er prägte sich dies für die kommenden langen Nächte ein. Es war eine Erinnerung, die ihn für viele kommende Jahre verfolgen würde, so sehr er sie auch wertschätzte. Miss Hannah Knight würde von seinen Gedanken nie wieder weit weg sein.

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