Spielen und Lernen verbinden - mit spielbasierten Lernumgebungen (E-Book)

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Spielen und Lernen verbinden - mit spielbasierten Lernumgebungen (E-Book)
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Markus Kübler, Gerda Buhl, Cornelia Rüdisüli (Hrsg.)

Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen

Theorie – Empirie – Praxis

ISBN Print: 978-3-0355-1810-8

ISBN E-Book: 978-3-0355-1811-5

1. Auflage 2020

Alle Rechte vorbehalten

© 2020 hep Verlag AG, Bern

hep-verlag.ch


Zusatzmaterialien und -angebote zu diesem Buch: http://mehr.hep-verlag.ch/spielen-und-lernen

Inhalt

Geleitwort

Vorwort

Teil I: Theorie

Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen

Markus Kübler und Cornelia Rüdisüli

1 Einführung

2 Lehrplan 21 und die Anforderungen ans frühe Lernen

3 Kinder brauchen Umgebungen für ihr Spielen und Lernen

4 Spielen und Lernen verbinden

5 Statt Gegensatz zwischen Spielen und Lernen: Spielen als Kontinuum

6 Die Konsequenzen – Impulse setzende Erwachsene

Teil II: Empirie

Wirksamkeit spielbasierter Lernumgebungen – empirische Befunde

Bernhard Hauser

1 Definition und Einführung

2 Ausgewählte Wirkungen des Spielens

3 Metaanalysen zu spielintegriertem Lernen in Vorschule und Schule

4 Ausgewählte Aspekte des Lernens im Spiel

Spielbegleitung

Franziska Vogt

1 Einleitung

2 Bedeutung der Spielbegleitung

3 Mitspielen: Potenzial für kognitiv aktivierende Spielbegleitung

4 Spielbegleitung zur sozialen Inklusion

5 Fazit

Teil III: Praxis

Fachspezifische spielbasierte Lernumgebungen

Spielintegrierte Wortschatzförderung im Kindergarten

Nadine Itel und Andrea Haid

1 Einleitung

2 Wortschatzförderung im Kindergarten

3 Strategien der Wortschatzförderung

4 Verbindung von Spiel und Wortschatzförderung

5 Spielintegrierte Wortschatzförderung konkret

6 Ausblick

Spielintegrierte mathematische Förderung − Einfluss von Wettbewerb auf den Lernzuwachs beim Regelspiel in der Unterstufe

Sandra Di Sario

1 Einleitung

2 Theoretische Situierung

3 Förderung mathematischer Kompetenzen durch Regelspiele

4 Fazit

«Voll unfair» − spielerische Erfahrungen zu einem Zufallsexperiment

Gerda Buhl

1 Einordnung der vorgestellten Spiele zu Zufallsexperimenten in die Matrix des Lehrplans 21

2 Die spielbasierte Lernumgebung im Überblick

3 Die drei Spielvarianten

4 Fazit

Spielbasierte Lernumgebungen im Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG)

Markus Kübler und Cornelia Rüdisüli

1 Einführung

2 Spielbasierte Lernumgebungen in den 12 Kompetenzbereichen NMG

3 Vier Beispiele für spielbasierte Lernumgebungen im Fachbereich NMG

«Da dreht sich was» − eine spielbasierte Lernumgebung für 4- bis 6-Jährige zur Funktionsweise von Zahnrädern

Timo Reuter und Miriam Leuchter

1 Zahnräder als Gegenstand des technischen Lernens

2 Beschreibung und Analyse der spielbasierten Lernumgebung

3 Fazit

Im Turmzimmer von Rapunzel – eine spielbasierte Lernumgebung mit Musik

Béatrice Gründler

1 Musik ist im Spiel

2 Märchen im Unterricht

3 Kontext der Spielumgebung

4 Merkmale der Rapunzel-Lern- und Spielumgebung

5 Gestaltung der Spielumgebung

6 Musikalische Angebote

Bewegungsangebote in Spiel- und Lernumgebungen

Evelyne Wannack

1 Ausgangslage

2 Didaktische Überlegungen

3 Beispiele

4 Fazit

Sprechen, blättern, klicken – Medien und Informatik im Zyklus 1 am Beispiel der spielbasierten Bibliotheksumgebung

Nadja Paillard

1 Von der Bücherecke zur spielbasierten Bibliotheksumgebung

2 Die spielbasierte Bibliotheksumgebung als Grundlage für Medienbildung

3 Kompetenzen aus dem Modullehrplan «Medien und Informatik»

4 Fazit

Fächer- und stufenübergreifende spielbasierte Lernumgebungen

Spielen und Lernen in der Unterstufe: Wie aus dem Schulzimmer eine Wohnung wird

Regula von Felten und Stephanie Ackermann

 

1 Der Stellenwert des Spielens im Lehrplan 21

2 Spielangebote zur freien Wahl

3 Eine Spiel- und Lernumgebung zum Thema Wohnen

4 Dem Spielen in der Unterstufe eine Bedeutung geben

Spielen ohne Spielzeuge – das Lernpotenzial von spielzeugfreien Spielumgebungen

Cornelia Rüdisüli

1 Konzept «Spielzeugfreier Kindergarten»

2 Ein Einblick in die Umsetzung des Projekts «Spielzeugfreier Kindergarten»

3 Das Lernpotenzial von spielzeugfreien Spielumgebungen

4 Spielzeugfreie Spielumgebungen im Regelunterricht des Zyklus 1

5 Spielen ohne Spielzeug – eine neue Erfahrung

Und los! Spielbasiertes Lernen in der Praxis – Beispiel der Gemeinde Gächlingen

Manu Eggers

1 Eine Rollenspielumgebung im Skilager mit Primarschulkindern

2 Das Restaurant als Beispiel einer spielbasierten Lernumgebung im Kindergarten

3 Erweiterung der Spiel- und Lernumgebung durch einen Pausenkiosk

4 Stufenübergreifendes spielbasiertes Lernen zum Thema «Labyrinth»

Erwachsenenwelten nachspielen – Lernumgebungen, gezeigt am Beispiel GsundacherHaus

Karin Anderhalden und Victor Steiner

1 Worum geht es?

2 Ziele in der Lernumgebung GsundacherHaus

3 Vorbereitung der Lernumgebung GsundacherHaus

4 Durchführung der Lernumgebung GsundacherHaus

5 Abschluss und Auswertung der Lernumgebung GsundacherHaus

6 Angebote in der Lernumgebung GsundacherHaus

7 Organisation und Hilfsmittel im GsundacherHaus

8 Medien zum GsundacherHaus

9 Andere Lernumgebungen

Übergeordnete Themen zur Umsetzung von spielbasierten Lernumgebungen

Das Spiel als Lernform in der Aus- und Weiterbildung

Sandra Di Sario und Cornelia Rüdisüli

1 Systematisch oder spielbasiert − worauf kommt es an?

2 Lernen durch Spiel, aber wie? — Spiel in der Ausbildung

3 Wir wollen spielen, aber wie? – Spiel in der Weiterbildung

Lasst die Kinder spielend lernen! — Ein Statement aus dem Erziehungsdepartement

Pia Auerswald

1 Spielendes Lernen und der Lehrplan 21

2 Ein Beispiel aus dem Kindergarten

3 Übertritt vom Kindergarten in die Primarschule

4 Primarstufe (1. bis 3. Klasse)

5 Ein Beispiel aus der Primarschule

6 Fazit

Anhang

Autor*innenspiegel

Porträts der Herausgebenden

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Geleitwort

Von Geburt an sind Kinder begierig, die Welt um sich herum zu entdecken, zu erfahren und zu verstehen. Das geschieht im Spiel. Spielen ist Ausdruck von Neugier, Bewegungsdrang, Kreativität, Lernlust und Wissensdrang. Das Wesen des kindlichen Spiels ist zweckfrei, lustvoll und selbstbestimmt, der Lerngewinn stellt sich unbeabsichtigt ein und folgt dem Antrieb des Kindes, sich seine materielle und soziale Umwelt zu erschliessen.

Im traditionellen Verständnis der Schule folgt das Lernen vorgegebenen Zielen. Es erfolgt systematisch, der Schwerpunkt liegt auf der Informationsverarbeitung. Dieses Verständnis kommt auch darin zum Ausdruck, dass Spielen und Lernen getrennten Welten angehören. Das Spielen wird der Vorschule, dem Kindergarten zugeordnet, das Lernen beginnt mit der ersten Klasse der Volksschule und markiert so einen ritualisierten Übergang vom Kleinkind zum Schulkind.

Mit dem Lehrplan 21[1] wurde dieses Verständnis korrigiert. Der Lehrplan ist in drei Zyklen gegliedert. Zyklus 1 umfasst die Schuljahre 1 bis 4, zwei Kindergartenjahre und die Klassen 1 und 2 der Primarstufe. Der Kindergarten ist damit Teil der obligatorischen Volksschule. Der Lehrplan 21 verweist im Grundlagenkapitel zum Zyklus 1 auf das Spiel als zentrale Lernform der jüngeren Kinder und beschreibt die Altersspanne von vier bis acht Jahren als Zeitraum, in dem sich ein allmählicher Übergang von einem spielbasierten- zu einem systematischen Lernen vollzieht.[2] Diese Entwicklung geschieht individuell und korrespondiert nicht mit einem fixen Zeitpunkt des Übertritts vom Kindergarten in die Unterstufe.

Der Zyklus 1 des Lehrplans 21 verstärkt die Chance, dass der Übergang vom spielbasierten- zum systematischen Lernen den Bedürfnissen und dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechend begleitet und unterstützt werden kann.

Hier setzt der vorliegende Sammelband an. Der Zusammenhang von Spielen und Lernen wird theoretisch und empirisch unterlegt. In vielfältigen und inspirierenden Beispielen wird dargestellt, wie Spielen und Lernen verbunden werden können. Die Pädagogische Hochschule Schaffhausen setzt sich mit dieser Schlüsselstelle des Zyklus 1 in Forschung und Entwicklung auseinander. Es geht um ein altersgemässes Lernen, welches die Intensität und Kraft des Spiels nutzt und damit Kindern einen möglichst guten Start in ihren Bildungsweg eröffnet. Diesem grossen Ziel gilt unser besonderes Engagement.

Thomas Meinen, Rektor Pädagogische Hochschule Schaffhausen

Vorwort

Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen; dies ist Anspruch und Grundlage des Buches. Spielen und Lernen sind gemäss dem Deutschschweizer Lehrplan 21 (D-EDK 2016) und gemäss wissenschaftlichen Forschungsergebnissen keine wirklichen Gegensätze. Aber im alltäglichen Sprachgebrauch sind sie es geblieben. Beim «Spielen» denkt man in erster Linie an zweckfreies, lustvolles Tun, während mit «Lernen» in der Regel ernsthaftes, systematisches, zielgerichtetes Tun assoziiert wird. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Lernen der Kinder im Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Primarklasse) vom spielerischen zum systematischen entwickelt, wobei unter «systematischem» Lernen meist ein instruktionales Setting (also Unterricht im engeren Sinne) verstanden wird. Letztlich muss man Spielen und Lernen aber gar nicht verbinden, wie der Titel moniert, denn: «Wenn Kinder spielen, lernen sie gleichzeitig» (D-EDK 2016, 26). Obwohl es also lern- und entwicklungspsychologisch keine Dichotomie zwischen Lernen und Spielen gibt, bleibt die häufige Beobachtung, dass in der didaktischen Wirklichkeit und im öffentlichen Diskurs Spielen und Lernen dennoch als Gegenpole verstanden werden. Die Beiträge dieses Buches richten sich in erster Linie an Lehrpersonen, Dozierende und Studierende des ersten Zyklus. Insbesondere hoffen wir, dass spielbasiertes Lernen auch in der Primarschule an Bedeutung gewinnt. Der vorliegende Band kann auch dazu anregen, um über die Entwicklung von spielbasierten Lernumgebungen im 2. Zyklus nachzudenken. Wir sind überzeugt, dass spielbasiertes Lernen nicht nur im Kindergarten und in den ersten Jahren der Primarschule eine wichtige Rolle spielen kann, sondern dass es für das Lernen in allen Schulstufen befruchtend wirkt.

Kern des spielbasierten Lernens – davon gehen wir und der Lehrplan 21 aus – sind gut gestellte Aufgaben und lernzielorientierte und «angereicherte» Materialien (Lernumgebungen) (D-EDK 2016, 11). Spielbasiertes Lernen verbindet lustvolles selbstgesteuertes Tun mit Kompetenzerwerb, der sich am Lehrplan orientiert. Dies bedingt eine feine Balance zwischen Tätigkeiten, die von den Kindern gesteuert werden, und Aufgaben, die Erwachsene stellen. Diese Balance zu finden ist keineswegs banal und bedarf einer fachlich und psychologisch fundierten Didaktik in Theorie und Praxis, ausgehend von einer wissenschaftlich breit gestützten Empirie. Obwohl dies weder banal noch einfach ist, einen Versuch ist es wert.

Der vorliegende Band setzt sich dementsprechend in theoretischer, empirischer und praxisorientierter Weise mit dem Thema Spielen und Lernen auseinander. Er bietet einen Überblick über die wissenschaftliche Diskussion zu Spielen und Lernen, geht der Frage nach guten spielbasierten Lernumgebungen nach und gibt eine Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Frage der spielbasierten Förderung jüngerer Kinder. Der wichtige und ausführliche Teil von Praxisbeispielen aus verschiedenen Entwicklungsaltern, Schultypen und Fachbereichen bildet den Abschluss.

Theorie: Im einführenden, theoretischen Teil versuchen Markus Kübler und Cornelia Rüdisüli zu zeigen, dass Spielen und Lernen durch spielbasierte Lernumgebungen verbunden werden können und müssen und dass ein reines Plädoyer fürs Spielen uns nicht weiterbringt. Der Beitrag zeigt auch auf, dass Spielen verschiedene Ausprägungen haben kann (vom freien Spiel bis zur spielerischen Instruktion). Dieses Kontinuum, vom völlig freien Spiel bis zum von Erwachsenen initiierten und gesteuerten Spiel, wird beschrieben und begründet. Damit wird die Dichotomie von entweder vom Kind gesteuerten «Spielen» oder von Erwachsenen gesteuerten «Lernen» aufgelöst. Spielen wird als vielfältige Form beschrieben, die es ermöglicht, dass eine bessere Passung zwischen den Bedürfnissen von Kindern und denen der Erwachsenenwelt möglich wird.

Empirie: Der empirische Teil des Bandes fokussiert auf die Frage, welche Wirkung das Spielen der Kinder, spielbasierte Lernumgebungen und die Spielbegleitung durch Erwachsene haben und was wir aktuell aus der Forschung darüber wissen. Im Beitrag «Wirksamkeit spielbasierter Lernumgebungen» von Bernhard Hauser wird der Stand der empirischen Befunde der Spielforschung hinsichtlich der Wirksamkeit für die Entwicklung der Kinder und hinsichtlich der Lernwirksamkeit zusammengefasst. Es wird insbesondere auf die Metanalysen hingewiesen, die – trotz divergenter Forschungsresultate – darauf hindeuten, dass spielbasiertes Lernen von höherer Wirksamkeit als herkömmliche instruktionale Settings sein dürfte. Da Spielen mehr umfasst als Freispiel, ist dementsprechend die Frage nach der Wirkung von Spielbegleitung durch Erwachsene von Bedeutung. Dieser Aspekt wird im Beitrag von Franziska Vogt ausführlich behandelt. Sie zeigt auf, wie durch eine adäquate Spielbegleitung das Lernpotenzial des Spiels genutzt werden kann.

 

Praxis: Der praxisorientierte Teil des Bandes bietet eine breite Auswahl an Umsetzungsbeispielen. Spielsituationen, Spielgelegenheiten und Spielsettings aus verschiedenen Fachbereichen werden vorgestellt. Sie zeigen, wie vielfältig Spielen sein kann, was dabei gelernt und wie das Spielen ganz konkret im Unterricht umgesetzt werden kann. Die vielen anschaulichen Praxisbeispiele sollen Anregung für den eigenen Unterricht sein. Dabei werden fachbereichsspezifische Beispiele für spielbasierte Lernumgebungen präsentiert; anschliessend sind fächerübergreifende spielbasierte Lernumgebungen und stufenübergreifende Aspekte der Zusammenarbeit beispielhaft dargelegt; und schliesslich wird das spielbasierte Lernen übergeordnet aus Sicht des Schulinspektorats der Erziehungsdirektion und aus Sicht der Aus- und Weiterbildung der pädagogischen Hochschule beleuchtet.

Fachbereichsspezifische Beispiele für spielbasierte Lernumgebungen: Der Beitrag von Nadine Itel und Andrea Haid «Sprachförderung und Spielumgebungen» zeigt, wie man die Förderung der Erstsprache spielbasiert gestalten kann. Dem Spielen im Mathematikunterricht der Primarstufe widmen sich zwei Beiträge. Im Beitrag von Sandra Di Sario «Spielintegrierte mathematische Förderung − Einfluss von Wettbewerb auf den Lernzuwachs beim Regelspiel in der Unterstufe» werden Regelspiele vorgestellt, mit denen das Rechnen trainiert werden kann. Ausserdem wird auf die Auswirkungen des Wettbewerbs beim Spielen auf die Motivation der Kinder eingegangen. Im Beitrag von Gerda Buhl mit dem Titel «Voll unfair – spielerische Erfahrungen zu einem Zufallsexperiment» werden drei einfache Würfelspiele vorgestellt, die Kinder aus Kindergarten und Primarstufe beim Spielen zum Datensammeln animieren und ihnen Erfahrungen zu Zufallsexperimenten ermöglichen. Das «Erforschen und Argumentieren» steht bei der Untersuchung der unfairen Spiele im Mittelpunkt. Für den Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft liefern Markus Kübler und Cornelia Rüdisüli eine breit angelegte und systematische Ideensammlung, die entlang der 12 Kompetenzbereiche von NMG formuliert sind und von vier ausgearbeiteten Beispielen abgerundet werden. Im Beitrag «Da dreht sich was» von Timo Reuter und Mirjam Leuchter wird für das technische Lernen (NMG 5) eine spielbasierte Lernumgebung mit Zahnrädern vorgestellt, bei der die Kinder beim Spielen realitätsbezogene Vorstellungen von der Funktionsweise von Zahnrädern gewinnen. «Im Turmzimmer von Rapunzel» von Beatrice Gründler zeigt für den Fachbereich Musik, wie musikalisches Handeln in einer spielbasierten Lernumgebung sinnvoll integriert werden kann. Der Beitrag «Bewegungsangebote in Spiel- und Lernumgebungen» von Eveline Wannack vertritt den Fachbereich Bewegung und Sport und demonstriert Möglichkeiten, wie Bewegungsangebote wie Drehen und Rollen in spielbasierten Lernumgebungen aufgenommen werden können. Und schliesslich zeigt Nadja Paillard unter dem Titel «Sprechen, blättern, klicken – Medien und Informatik im Zyklus 1 am Beispiel der spielbasierten Bibliotheksumgebung», wie man bereits im Kindergarten den Bereich Medien und Informatik auf spielerische Weise in einen Bildungsplan integrieren kann.

Fächer- und Stufenübergreifende spielbasierte Lernumgebungen: Zusätzlich beinhaltet das Buch fächerübergreifende spielbasierte Lernumgebungen, die sich mit einem Thema aus der Lebenswelt der Kinder beschäftigen. Im Beitrag von Regula von Felten und Stephanie Ackermann zeigen die Autorinnen auf, «[w]ie aus dem Schulzimmer eine Wohnung wird» und wie sie in der zweiten Primarklasse Spielangebote mit systematischem Lernen verbinden. Eine andere Möglichkeit, um fächerübergreifende Spielumgebungen anzubieten, sind spielzeugfreie Varianten. Cornelia Rüdisüli zeigt «Das Lernpotenzial von spielzeugfreien Spielumgebungen» mit dem Fokus auf der Förderung von überfachlichen Kompetenzen auf.

Manu Eggers stellt im Beitrag mit dem Titel «Und los! Spielbasiertes Lernen in der Praxis – Beispiel der Gemeinde Gächlingen» vor, wie in der Gemeinde Gächlingen spielbasiertes Lernen auf unterschiedlichen Stufen und auch stufenübergreifend umgesetzt wird. Die GrundacherSchule hat das Spielen als festen Bestandteil in den Unterricht integriert und führt regelmässig stufen- und fächerübergreifend spielbasierte Lernumgebungen im Zyklus 1 und 2 durch. In ihrem Beitrag «Spielbasierte Lernumgebungen – am Beispiel GsundacherHaus» schildern Karin Anderhalden und Victor Steiner von der GrundacherSchule ihr Konzept des spielbasierten Lernens. Hier beschreiben die beiden, wie beim Thema «Gesundheit» im Rollenspiel die Wirklichkeit nachgespielt werden kann.

Übergeordnete Themen: Als dritter Teil mit dem Praxisbezug präsentieren wir Beiträge mit einem Fokus auf übergeordnete Aspekte zur Konzeption des Spiels im Unterricht. Beginnend mit der Beschreibung der spielpädagogischen Ausbildung: Sandra Di Sario und Cornelia Rüdisüli zeigen als Dozentinnen an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen in ihrem Beitrag «Spielbasiertes Lernen in der Aus- und Weiterbildung» auf, wie Studierende die Kompetenz erwerben, spielerische Settings und spielbasierte Lernumgebungen gewinnbringend in den Unterricht zu integrieren, und wie sie das Spielen der Kinder begleiten und anreichern können. Der Band endet mit einem Statement von Pia Auerswald: «Lasst die Kinder spielen». Die Autorin, Schulinspektorin des Erziehungsdepartements des Kantons Schaffhausen, betont die Wichtigkeit spielbasierten Lernens aus der Sicht der Bildungsverwaltung und stellt vor, in welchen Modulen und mit welcher Konzeption diese Kompetenzen aufgebaut werden.

Die Herausgebenden sind zuversichtlich, dass die vorliegenden Beiträge dazu anregen, dass in Zukunft spielbasiertes Lernen im Kindergarten und in der Primarschule empirisch gestützt und nicht bloss aufgrund moralischer Appelle einen grösseren Stellenwert einnehmen wird.