In Balance trotz

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In Balance trotz
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Dr. Claudia Mainau
IN BALANCE TROTZ KREBS
Heilsame Lebensrezepte aus Ost und West


Inhalt

Mein Lebensmotto

Kapitel 1

Die normalste Sache der Welt

Kapitel 2

Wie kann Ernährung gegen Krebs schützen?

Kapitel 3

Warum es nicht egal ist, WIE wir essen, und was das mit dem alten Indien zu tun hat

Selbsttest: So finden Sie Ihr stärkstes Dosha

Kapitel 4

Rezepte

Suppen

Rote-Bete-Suppe mit Wasabi und Kokos | Rote Linsensuppe | Grüne Bohnencremesuppe | Brokkolicremesüppchen mit frischen Kräutern

Hauptspeisen

Kokos-Kohl-Kartoffel-Sabzi | Blumenkohl in Saté-Sauce | Gebackener Blumenkohl im Ganzen | Grün-oranges Curry | Grüne-Bohnen-Curry in leichter Kokos-Limetten-Sauce | Kichererbsencurry mit Brokkoli | | Hot Pot mit Wirsing und Tofu | Dreierlei Dosha Dal | Rote-Linsen-Dal | Spicy Kürbis aus dem Ofen mit Sesamsößchen | Herbstliche Kürbispfanne mit Pfifferlingen und Spinat | Kürbiskern-Buchweizen-Crêpes | Linsensugo | Krautstrudel mit Kräuterdip | Tricolore-Power-Bowl mit Brokkoli, Karotten und Quinoa | Mangoldröllchen | Überbackener Chicorée | Risotto mit Radicchio | Risotto rosso | Gebratener Rosenkohl mit karamellisierten Walnüssen und Preiselbeeren | Brokkolischmarren | Asianudeln mit Frühkraut aus dem Wok | Pasta Primavera mit Spargel in cremiger Limettensauce | Steirische Superfood-Pasta | Kürbis-Beten-Sugo |

Beilagen

Gurkenraita | Chapati - kleine Fladenbrote | Samosas | Pilaw - indischer Gewürzreis | Weißer Reis mit Nelken | Herbstliches Feigen-Chutney | Erdbeer-Chutney

Desserts und Getränke

Ayurvedischer Mandelmilchporridge | Heidelbeerdessert | Yogamed-Cookies | Karottenhalva | Mangopudding | Apfelecken | Kurkuma-Grießflammeri | Maracujacreme | Sheera mit Pflaumen-Ingwer-Sauce | Mango-Kokos-Creme | Kheer | Granatapfelsalat | Maca-Energy-Kugeln | Ayurvedischer Morgentrunk | Appetitanregendes K-K-K-Getränk | Mango Lassi | Golden Milk - Kurkuma-Gewürzmilch | Anti-Cancer-Berries-Smoothie | Bananen-Kokos-Shake

Literatur

Impressum

Mein Lebensmotto

Wenn dich etwas stört, ändere es.

Wenn es sich nicht ändern lässt, akzeptiere es und lerne, damit umzugehen.

So oder ähnlich lautet ein Spruch, der als Lebensmotto sehr gut zu mir passt. Ich habe noch einen weiteren Punkt hinzugefügt: Wenn dir schon etwas Schreckliches in deinem Leben passieren muss, dann schau, dass du davon in irgendeiner Form profitierst und dass du das, was du dadurch gewonnen hast, auch an andere weitergeben kannst.

Tatsächlich ist es mir bei jeder meiner bisherigen Lebenskrisen gelungen, wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, Veränderungen zu erzielen, die sonst in der Form nie geschehen wären, und mich weiterzuentwickeln.

Bei meiner ersten Erkrankung, der akuten myeloischen Leukämie, im Alter von 39 Jahren, erkannte ich, dass mein Dasein zwar ein endliches ist, ich aber sehr viel aushalten kann. So hatte ich auch in den durchaus kritischen Situationen der Krankheit immer das Gefühl „Das geht sich aus. Das ist eine Herausforderung, die nehme ich an. Ich schaffe das. Es ist noch nicht die Zeit zum Sterben, es gibt noch zu viel, was ich gerne erleben möchte.“ Und so war es dann auch.

Als die Krankheit vier Jahre danach zurückkam, wurde mir klar, dass ich die erwarteten Strapazen der Chemotherapie nur dann gut überstehen konnte, wenn es mir gelang, im Hier und Jetzt zu bleiben, anstatt mir den gegenwärtigen Moment zu zerstören - mit Phantasien darüber, was mir alles passieren könnte. Und ich spürte, dass ich meine Erkenntnisse an andere Menschen weitergeben möchte, die in ähnlichen Situationen sind. So schrieb ich mein erstes Buch über Yoga für Menschen mit Krebs, richtete in unserer Praxis gemeinsam mit meinem Mann die Yogagruppen „Zurück ins Leben“ ein und begann, Menschen mit Krebserkrankungen komplementärmedizinisch zu begleiten.

Meine dritte Erkrankung - Brustkrebs - ereilte mich vor nicht allzu langer Zeit und war, verglichen mit meinen Vorerkrankungen, ja fast schon eine Lappalie. Trotzdem fragte ich mich, was mit mir nicht in Ordnung sei, und musste feststellen, dass ich zwar subtil, aber doch, auf mehreren Ebenen ziemlich aus dem Gleichgewicht geraten war.

Wie es mir gelungen ist, meine Balance so gut wieder herzustellen, dass ich mich heute gesünder und energiegeladener fühle als je zuvor, verrate ich Ihnen auf den folgenden Seiten.

Gewidmet ist dieses Buch allen Menschen, die gegen Krebs kämpfen, und meinem Mann Lutz Mossbauer, ohne dessen bedingungslosen Beistand ich vermutlich irgendwann versucht gewesen wäre, aufzugeben.

Alles Liebe!

Claudia Mainau

Kapitel 1
Die normalste Sache der Welt

Kaum ein anderer medizinischer Begriff ist so emotional besetzt wie das Wort Krebs. Es löst Angst aus, fühlt sich bedrohlich und absolut an, schicksalhaft. Kann es sein, dass jeder Mensch bösartige Zellen in seinem Körper hat und dennoch nicht alle an Krebs erkranken?

Durch das Mikroskop betrachtet, ist der Mensch ein riesig großer Zellhaufen. Wenn man den Schätzungen glauben darf - denn nachgezählt hat es wohl noch niemand -, besteht unser Organismus aus etwa 100 Billionen Zellen. Anders ausgedrückt ist das eine Zahl mit 14 Nullen.

 

Wir bestehen also aus unvorstellbar vielen Zellen und keine einzige davon bleibt uns ein ganzes Leben lang erhalten. Denn in jeder Sekunde gehen an die 50 Millionen Zellen des Körpers verloren, werden verbraucht, abgestoßen oder sterben ab. Diese abhandengekommenen Zellen werden durch neue ersetzt. Der menschliche Organismus ist eine sehr leistungsstarke Zellproduktionsmaschinerie, die rund um die Uhr mit Reparatur- und Regenerationsarbeiten beschäftigt ist, damit alles reibungslos läuft. Dies funktioniert im Großen und Ganzen recht gut, wenn man bedenkt, was bei einer Massenproduktion dieser Größenordnung alles passieren könnte.

Tatsächlich geht aber immer wieder etwas daneben, und je nachdem, wie umfangreich der Schaden ist, kommt es in der Folge zu Defekten, die sich als Alterungs- oder Krankheitsprozesse bemerkbar machen und im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen können. Damit sich der Schaden in Grenzen hält, sind verschiedenste raffinierte Kontroll- und Überwachungsmechanismen im Einsatz, die Alarm schlagen und Gegenmaßnahmen einleiten können. Doch leider sind diese nicht immer erfolgreich.

Das Böse ist immer und überall

In der Vorstellung der meisten Menschen ist Krebs so etwas wie ein absoluter Zustand: „Krebs bekommt man und dann stirbt man vielleicht sogar daran, oder man bekommt ihn eben nicht. Das ist so wie Schwangerschaft, entweder -oder.“ Aber so ist es ganz und gar nicht. Im Gegenteil, jeder Mensch hat zu jeder Zeit seines Lebens mehr oder weniger missratene Zellen in seinem Körper, die Vorstufen von Krebszellen oder bereits bösartig sind.

Es wird von ein- bis mehreren tausend solcher Zellen gesprochen, was in Anbetracht der insgesamt 100 Billionen Zellen des Organismus so lange keine Rolle spielt, als dass sich aus diesen Zellen lediglich winzig kleine Mikrotumore bilden und das Geschehen in einem begrenzten Rahmen bleibt.

Die meisten Tumore bleiben unentdeckt

Bei der pathologischen Untersuchung von Verstorbenen finden sich denn auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Tumore, die weder zu Lebzeiten der Betroffenen diagnostiziert worden noch die Ursache für deren Ableben waren. Dabei gilt: je höher das Alter, desto höher die Wahrscheinlichkeit. So liegt bei über 90-jährigen Männern die Häufigkeit von Prostatakarzinomen sogar bei 100 Prozent. Auch Mikrotumore der Schilddrüse sind sehr oft zu finden, wenn der Pathologe danach sucht.

Es gibt also guten Grund dafür, Krebs nicht als die Ausnahme, sondern als Normalität zu betrachten und sich zu fragen, was man tun kann, um diese zu jeder Zeit in jedem Menschen vorhandenen entarteten Zellen mit ihrem zerstörerischen Potenzial in Schach zu halten. Darauf haben uns große epidemiologische Untersuchungen wertvolle Hinweise geliefert. Die Auswertungen von Erkrankungszahlen in unterschiedlichen Regionen der Erde haben ergeben, dass Menschen mit recht ähnlicher genetischer Ausstattung recht ähnliche Krebsrisiken aufweisen. So kommt zum Beispiel Brustkrebs bei Japanerinnen sehr viel seltener vor als bei Amerikanerinnen. Das haben die Wissenschaftler so lange auf die Gene zurückgeführt, bis andere Untersuchungen einen, wie man inzwischen weiß, wesentlich mächtigeren Risikofaktor entlarvten, nämlich den Lebensstil. Um bei den Japanerinnen zu bleiben: Hier konnte aufgezeigt werden, dass ihr Risiko für Brustkrebs gleich hoch ansteigt wie das von Amerikanerinnen, wenn sie in den USA leben und sich westlich ernähren.

Das Geheimnis ist die Balance, Lifestyle ist der Schlüssel


Es folgten eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung, Lebensstil und Krebs, weitere sind geplant. Doch längst sind nicht alle offenen Fragen zu dieser sehr weitreichenden Thematik beantwortet, zumal sich die Unterstützung für Forschungsprojekte zum Thema gesunde Ernährung im Vergleich zur pharmakologischen Forschung eben doch sehr in Grenzen hält. Aber es werden laufend fantastische Studien publiziert, welche die krebshemmende Wirkung von Lebensmitteln aufzeigen und klarmachen, dass unsere Ernährung einen wesentlichen Einfluss darauf haben kann, ob wir an Krebs erkranken oder nicht und wie die Krankheit verläuft.

Eine Erfahrung, die fast alle an Krebs Erkrankten teilen, ist das Gefühl, aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein - und zwar auf einer sehr grundlegenden Ebene. Wenn man sich die vielen winzigen Mikrotumore und entarteten Zellen vor Augen hält, die jede und jeder von uns in sich trägt, ohne zwangsläufig an Krebs zu erkranken, dann ist an diesem Gefühl mit Sicherheit etwas dran und eine umfassende, ganzheitliche Balance scheint mehr als nur erstrebenswert, sondern sogar lebenswichtig.

Wir haben die Wahl, was wir essen und wie wir unser Leben leben.

Nützen wir diese Chance, um uns vor Krebs zu schützen!

Was genau ist Krebs?

Die Ursache für Krebs liegt zumeist im Innersten der Zelle, in ihrer DNA. Denn in jeder Zelle unseres Körpers befinden sich Gene für die Entstehung einer Krebszelle, sogenannte Onkogene. Nur werden diese normalerweise nicht aktiviert. Falls doch, werden andere Gene mobilisiert, um sie in Schach zu halten, die Tumorsuppressorgene.

Solche Schäden an der DNA können durch toxische Substanzen verursacht werden, sogenannte Karzinogene in Nahrung oder Umwelt, Strahlung - sowohl UV-Strahlung (Hautkrebs) als auch radioaktive Strahlung, durch bestimmte Viren (z. B. HPV - Humanes Papilloma Virus, das zu Gebärmutterhalskrebs führen kann), aber auch durch körpereigene Hormone (wie bei bestimmten Formen des Brust- oder Prostatakrebses). Karzinogene, welche die Struktur der DNA verändern können, werden genotoxisch genannt. Andere, die das nicht können, fördern dafür das Tumorwachstum und werden als Promotoren bezeichnet.

Begünstigt wird die Entstehung von Krebs zum einen durch ungesunden Lebensstil -falsche Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen - und zum anderen durch familiäre Belastung, also genetische Defekte.

Was unterscheidet die Krebszelle von der gesunden?

Krebszellen unterscheiden sich von gesunden Zellen, indem sie sich unkontrolliert teilen, vermehren und vergrößern. Denn sie wachsen, ohne dass sie dafür einen Auslöser brauchen. Und sie reagieren auch nicht auf andere Signale, die sie daran hindern könnten. Daher haben sie ein unbegrenztes Wachstumspotenzial.

Während normalerweise eine Zelle, die nicht in Ordnung ist, unter anderem dadurch unschädlich gemacht wird, indem ein Selbstzerstörungsprogramm aktiviert wird, welches als sogenanntes Apoptose-Gen fix in die Erbsubstanz, die DNA jeder Zelle eingebaut ist, hat die Krebszelle keinen programmierten Zelltod in Form von Apoptose.

Krebszellen haben darüber hinaus die Fähigkeit, die Bildung neuer Blutgefäße anzuregen, was in normalem Narbengewebe beispielsweise nicht möglich ist.

Die gefährlichste ihrer Eigenschaften ist allerdings, dass sie in anderes Gewebe hineinwachsen, in die Ferne auswandern und Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden können.

Einem ungeheuer effizienten Netzwerk an Regulations- und Reparaturmechanismen in unserem Organismus ist es zu verdanken, dass nicht jede missratene Zelle im Körper automatisch zu einer Krebserkrankung führt. Die Wissenschaft ist sich darin einig, dass es in jedem Fall von tatsächlichem Krebs mindestens zwei, drei oder mehrere genetische Veränderungen in der Tumorzelle geben muss, damit sie sich der Kontrolle entziehen kann. Genau hier setzt die Ernährung an als Chance, sich gegen die Entstehung, Ausbreitung oder Rückkehr von Krebs wirksam zu schützen.

Chronische Entzündung - Silent Inflammation und oxidativer Stress

Entzündungen sind eine natürliche Reaktion des Organismus auf Infektionen und Verletzungen und wichtiger Teil des Heilungsprozesses. Aber zu viele und vor allem dauerhafte Entzündungen sind ungesund und schädigen Zellen auf der genetischen Ebene, wodurch das Risiko für Krebs und andere chronische Erkrankungen steigt. Silent Inflammation hat sich als Bezeichnung dafür durchgesetzt, dass diese Entzündungen selten klinisch manifest werden, sich weder in erhöhten Entzündungswerten bei der Blutuntersuchung noch in Form handfester Symptome wie Rötung, Schwellung, Schmerzen oder Fieber festmachen lassen, also still verlaufen. Diese Form der dauerhaften Belastung für das Immunsystem führt über vermehrte Oxidation und Freisetzung von freien Radikalen zu einer Situation, die den Körper stresst und daher oxidativer Stress genannt wird.

Oxidation und freie Radikale sind zwar nicht von vornherein böse, sondern unter anderem wichtige Elemente der Energiegewinnung in den Mitochondrien unserer Zellen. Auch bei der Immunabwehr helfen freie Radikale mit, indem sie Krankheitserreger zerstören. Wenn ihre Konzentration im Gewebe allerdings zu hoch wird, weil der natürliche Ausgleich durch Antioxidantien fehlt, dann nehmen sie überhand und die natürliche Balance des Stoffwechsels in den Zellen gerät in Gefahr.

Auslöser für oxidativen Stress können sein:

•Stress

•Rauchen

•Alkohol- und Drogenmissbrauch

•Medikamente wie Antibiotika, Zytostatika oder Hormonpräparate

•Smog, Autoabgase, Luftverschmutzung

•Strahlenbelastung (UV-, Röntgenstrahlen etc.)

•Umweltgifte

•Übergewicht

Übergewicht als Risikofaktor für Krebs

Weil Fettzellen im Gegensatz zu anderen Zellen permanent Entzündungsbotenstoffe, sogenannte Zytokine, produzieren und freisetzen, ist das Immunsystem von übergewichtigen Menschen einem höheren oxidativen Stress ausgesetzt, eine Silent Inflammation kann die Folge sein, das Krebsrisiko steigt. Die Internationale Krebsforschungsagentur bestätigte in ihrem Bericht von 2016, dass Adipositas (starkes Übergewicht) zu tiefgreifenden Veränderungen in Stoffwechsel und Hormonhaushalt führt, die das sensible Zusammenspiel von Sexualhormonen, Insulin und diversen Zytokinen empfindlich stören. Außerdem wurde festgestellt, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des Übergewichts und der Erhöhung des Risikos für bestimmte Krebsarten besteht, was für Darmkrebs, postmenopausalen Brustkrebs, Magen-, Leber-, Gallenblasen-, Bauchspeicheldrüsen- und Nierenkrebs sowie eine häufige Form von Speiseröhrenkrebs (Adenokarzinom des Ösophagus) eindeutig bestätigt werden konnte. Für Letztgenanntes ist das Risiko bei einem BMI über 40 auf das beinahe Fünffache erhöht. In den USA, so schätzt man, sind jährlich 117.000 Krebserkrankungen auf exzessives Übergewicht zurückzuführen.


Kapitel 2
Wie kann Ernährung gegen Krebs schützen?

Unumstritten ist, dass falsche Ernährung Krebs verursachen kann. Aber kann man sich umgekehrt davor schützen, indem man das Richtige isst und das Falsche weglässt? Und wenn ja, was ist dann richtig oder falsch?

Ob Ernährung tatsächlich vor Krebs schützen kann? Auf kaum eine andere Frage gibt es so unterschiedliche Antworten. Sie reichen von „Sicher nicht“ über „Vielleicht“ bis „Hundertprozentig“, je nachdem, ob Sie einen Onkologen, einen Betroffenen oder einen Wundermittel-Verkäufer fragen. Und doch ist, wie so oft im Leben, die einzig richtige Antwort: „Es kommt darauf an“, weil es inzwischen ja fast so viele theoretische Ansätze und Modelle für die Ernährung wie unterschiedliche Krebsarten gibt.

Das Interesse an wirksamer Prävention kommt nicht von ungefähr. Eine Statistik des National Cancer Institutes sagte schon 2007 vorher, dass in den USA einer von zwei Männern und eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens von Krebs betroffen sein werden und sich die Zahl der neu diagnostizierten Fälle bis 2050 verdoppeln würde. In Österreich erkranken laut Statistik Austria jedes Jahr etwa 40.000 Menschen an Krebs. Das Thema Krebs ist also keine Randerscheinung, sondern eine sehr reelle Bedrohung für jeden Einzelnen.

Aus diesem Blickwinkel verwundert es nicht, wie rasant sich das Interesse am Thema Ernährung gegen Krebs entwickelt hat. Dabei waren sich noch vor 20 Jahren Wissenschaftler und Ärzte großteils einig darin, Krebs als genetischen Schicksalsschlag zu betrachten, der sich nur durch hammerharte Therapie besiegen lässt und auch nicht verhindert werden kann. Daran hat sich bis heute in den Köpfen vieler kaum etwas geändert, obwohl das American Institute for Cancer Research schon 1997 deutlich gemacht hat, dass durch gesunde Ernährung, Bewegung und Vermeiden von Übergewicht die Zahl der Krebsfälle um 30 bis 40 Prozent reduziert werden könnte.

 

So können Sie Ihr Krebsrisiko reduzieren:

1.Direkt vermeiden: keine karzinogenen, also krebsauslösenden Substanzen zu sich nehmen.

2.Indirekt vermeiden: den Bedingungen entgegenwirken, unter denen sich Krebs besonders gut entwickeln kann (Übergewicht, Bewegungsmangel etc.), also an der persönlichen Lebensweise arbeiten.

3.Direkt bekämpfen: Nahrungsmittel mit Anti-Krebs-Wirkung zu sich nehmen.

Auf der Grundlage dieser tatsächlich bahnbrechenden Erkenntnisse veröffentlichte Michael S. Donaldson 2004 eine wissenschaftliche Untersuchung aller wichtigen, bis dahin erschienenen Studien zum Thema Ernährung und Krebs und formulierte daraus Empfehlungen, die im Großen und Ganzen heute so noch gelten und auch laufend durch neuere Studien bestätigt werden. Gesunde Ernährung mit reichlich Gemüse, Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten und wenig bzw. ohne (vor allem verarbeitetes und rotes) Fleisch kann vor Krebs schützen, trägt zu einer guten Versorgung mit natürlichen Vitaminen, Mineralstoffen bei und versorgt den Körper mit den gegen Krebs wirksamen sekundären Pflanzenstoffen, auf die in der Folge noch detailliert eingegangen wird. Das Erfolgsgeheimnis gesunder Ernährung gegen Krebs ist unter anderem ihr positiver Einfluss auf den Stoffwechsel, der die Gefahr von Zellschäden reduziert und günstige Bedingungen für Reparaturen auf der Zellebene schafft.

Die No-Go-Liste der Ernährung

Diese Nahrungsmittel sollten Sie streichen, wenn Sie Krebs vermeiden wollen


1. Fleisch
Siehe dazu Infobox Seite 32.
2. Alkohol
Die Entstehung von Rachen-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs wird vor allem durch den Genuss von hochprozentigem Alkohol begünstigt. Eine zusätzliche Risikoerhöhung stellt gleichzeitiges Rauchen dar. Langjähriger Alkoholkonsum schädigt die Leber und kann vom Stadium einer Fettleber über die Zirrhose zum Leberkrebs führen. Auch das Risiko für Darmkrebs und Brustkrebs erhöht sich durch Alkohol. Letzteres, weil Alkohol den Östrogenspiegel erhöhen kann. Laut den Empfehlungen der American Cancer Society sind für Männer zwei Gläser und für Frauen ein Glas Alkohol pro Tag die Obergrenze (1 Glas = 125 ml Wein oder 0,33 l Bier).
3. Sehr heiße Getränke
Laut einer aktuellen Studie verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, wenn man täglich größere Mengen von Tee mit über 65 Grad trinkt.
4. Nicht-Bio-Lebensmittel
Sowohl in der konventionellen Landwirtschaft als auch in der Nahrungsmittelindustrie wird nicht vor dem Einsatz toxischer und krebserregender Stoffe zurückgeschreckt. Ob es nun Reste von sogenannten Pflanzenschutzmitteln auf Obst und Gemüse sind, Medikamente und Schwermetalle in Zuchtfischen oder Fleisch (siehe Seite 32), besser ist es allemal, möglichst naturnah zu konsumieren. Natürlich gibt es auch im Bio-Business schwarze Schafe. Aber ist das ein Grund, es nicht trotzdem konsequent zu versuchen?
5. Industrielle Nahrungsmittelzusätze
Dazu gehören Konservierungsmittel, Stabilisatoren, Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe. Wenn sie vom Organismus aufgenommen werden, können sie freie Radikale bilden und somit den oxidativen Stress erhöhen, einige Substanzen sind sogar als toxisch und direkt krebsauslösend klassifiziert, z. B. Natriumbenzoat E 211. Am besten sollten Sie alles meiden, was Inhaltsstoffe mit unaussprechlichen Namen oder E-Nummern enthält! Vorsicht ist übrigens auch bei Backwaren aus dem Supermarkt geboten! Diese enthalten Enzyme, die den Backvorgang verkürzen und das Gebäck fluffiger und länger haltbar machen. Da sie als technologische Hilfsmittel eingestuft werden, müssen sie auch nicht deklariert werden. Über ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit ist nichts bekannt.
6. Stärkehaltige Lebensmittel, hoch erhitzt
Kartoffelchips und Pommes frites enthalten die größten Mengen an Acrylamid, einer Substanz, die beim Erhitzen stärkereicher Lebensmittel schon ab 120 Grad entsteht und die laut einer Risikobewertung der Europäischen Lebensmittelbehörde nachgewiesenermaßen krebserregend ist. Je höher die Temperaturen, desto mehr Acrylamid ist enthalten, das gilt auch für Brot, Kekse oder Kaffee - und Tabakrauch. Die Empfehlung lautet daher: Stärkehaltige Lebensmittel sollten am besten bei Temperaturen bis maximal 170 Grad und möglichst kurzer Garzeit zubereitet werden. Aus diesen Gründen ist es auch ratsam, nicht zu rauchen.

Was ich persönlich von Ernährungsempfehlungen halte – oder warum die Ernährungspyramide ein Auslaufmodell ist

Als Teenager war ich ein bisschen pummelig, und das hat mich durchaus gestört. Als ich dann in die Ganztagsschule ging, bekam ich von zu Hause Essensgeld mit, das ich aber lieber für schicke Klamotten ausgab als für Nahrung, so habe ich weniger gegessen und der Babyspeck verschwand. Meine Ernährungsgewohnheiten haben sich geändert, als ich die Liebe zum Kochen entdeckte, und mit der Selbstversorgung kam auch die Wunschfigur, die Sensibilität für Fettpölsterchen blieb allerdings.

Über die Jahre habe ich aufmerksam verfolgt, was sich so an Ernährungstrends und Wunderdiäten auftat und aus Interesse auch das ein oder andere selbst ausprobiert. In meiner Ausbildung zur Ernährungsmedizinerin wurde ich dann auf die Ernährungspyramide vereidigt, aber meine inzwischen fast krankhafte Skepsis gegenüber Diäten fand endgültig Bestätigung, als ich einem Vortrag über die historische Entwicklung der Ernährungsempfehlungen für Diabetiker lauschen durfte. Es war unglaublich, worüber da berichtet wurde! Egal ob Kohlehydrate, Fett oder Eiweiß, alles wurde irgendwann gänzlich verboten und ein andermal ausschließlich erlaubt. Nicht zu fassen, dass hinter all den Dogmen ja auch immer eine seriöse wissenschaftliche Theorie stand, die erklärte, warum es nur so und nicht anders richtig sei - bis sie von der nächsten komplett widerlegt wurde.

Bei den Diäten zum Abnehmen ist das nicht viel anders. Da gab es in grauer Vorzeit die Kartoffel-Diät und heute mit Low Carb das genaue Gegenteil. Fett war des Teufels und um jede Kalorie wurde gefeilscht, heute befiehlt die ketogene Ernährung genau das Konträre. Irgendwann hieß es, es käme nur auf die richtige Kombination der Nährstoffe an. Oder es wurden Pulver aus der Chemiefabrik für Shakes gehypt. Es war sprichwörtlich alles schon mal da und erinnert an die Modebranche mit ihren wechselnden Trends.

Etwas weniger turbulent geht es zwar beim Thema gesunde Ernährung zu, dennoch ist die bereits mehrfach zitierte Ernährungspyramide auch schon mit dem Biomüll entsorgt worden. Neuere Erkenntnisse, so hieß es, hätten eine Modifikation erfordert. Schön und gut, aber ist es nicht ein bisschen eigenartig, was da passiert? Sehen wir uns doch die Menschen in unserer Umgebung an. Wie unterschiedlich sie sind und sich ernähren. Da gibt es den einen, der immer Hunger hat, essen kann, so viel er will, und doch nie zunimmt. Und die andere, die ein Stück Torte nur ansieht und schon spannt der Hosenbund. Wir sind nicht alle gleich. Selbst unter den übergewichtigen Menschen gibt es unterschiedliche Typen. Und doch sind die Empfehlungen immer uniform, passen daher für den einen gut, den anderen gar nicht.

Ein Kritikpunkt, den sich auch diverse Ernährungsprogramme gegen Krebs gefallen lassen müssen, denn noch viel unterschiedlicher als die Menschen selbst sind ihre Krebszellen.

Als Ärztin kann ich Betroffenen nur den Rat geben, sich die strengen Ernährungsanweisungen, mit denen sie unter Umständen konfrontiert sind, nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen und ihren eigenen Weg zu finden.