Historische Hilfswissenschaften

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Historische Hilfswissenschaften
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UTB 3755

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Christian Rohr

Historische

Hilfswissenschaften

Eine Einführung

BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR · 2015

Christian Rohr ist Professor für Umwelt- und Klimageschichte

an der Universität Bern, Mitglied des Instituts für Österreichische

Geschichtsforschung.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

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Korrektorat: Jörg Eipper-Kaiser, Graz

Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

Satz: synpannier. Gestaltung & Wissenschaftskommunikation, Bielefeld

Druck und Bindung: Pustet, Regensburg

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier

Printed in the EU

UTB-Band-Nr. 3755 | ISBN 978-3-8252-3755-4

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Impressum

Über dieses eBook

1 Vorwort

2 Einleitung

3 Quellenkunde

3.1 Was versteht man unter historischen Quellen?

3.2 Schriftliche Quellen und ihre Intention

3.3 Das Problem der Quellensprachen: Mittel- und Neulatein, Volkssprachen

3.4 Editionstechnik

3.5 Bildquellen und ihre Interpretation

3.6 Dingliche Quellen

4 Diplomatik (Urkundenlehre)

4.1 Allgemeines und historische Entwicklung

4.2 Formen der Überlieferung

4.3 Kaiser- und Königsurkunden

4.3.1 Typen und Aufbau von Kaiser- und Königsurkunden

4.3.2 Grundlinien der Entwicklung von Kaiser- und Königsurkunden seit dem Spätmittelalter

4.3.3 Kanzleigeschichte

4.3.4 Urkundenfälschungen

4.4 Papsturkunden

4.4.1 Aufbau und Typen der Papsturkunde im Hochmittelalter

4.4.1.1 Das Formular der Papsturkunden im Hochmittelalter

4.4.1.2 Das päpstliche Privileg

4.4.1.3 Päpstliche Litterae

4.4.1.4 Die Bulle als päpstliche Urkundenart

4.4.2 Neue Formen der Papsturkunde seit dem Spätmittelalter

4.4.2.1 Das Breve

4.4.2.2 Das Motu proprio

4.4.2.3 Die Supplik (Bittschrift)

4.4.3 Kanzlei und Registerführung der Päpste

4.5 Privaturkunden

4.5.1 Vom Urkundenwesen der Spätantike zum frühen Mittelalter – die carta

4.5.2 Notitia und Traditionsbuch

4.5.3 Die Siegelurkunde

4.5.4 Kanzleien und öffentliche Beurkundungsstellen

4.5.5 Notariat und Notariatsurkunde

4.6 Regestentechnik

4.7 Sphragistik (Siegelkunde)

4.8 Chronologie (Zeitrechnung)

4.8.1 Jahresangaben

4.8.2 Tages- und Monatszählung

4.8.3 Die Kalenderverbesserung durch Papst Gregor XIII.

4.8.4 Der Französische Revolutionskalender

5 Paläographie (Schriftenkunde)

5.1 Allgemeines und historische Entwicklung

5.2 Beschreib- und Schreibstoffe

5.2.1 Stein, Ton, Metall, Wachs, Holz

5.2.2 Papyrus

5.2.3 Pergament

5.2.4 Papier

5.2.5 Schreibrohr, Federkiel und Griffel

5.2.6 Tinte und Farben

 

5.2.7 Lineale, Radiermesser und andere Utensilien

5.3 Physiologische und psychologische Aspekte des Schreibens

5.4 Terminologie

5.5 Abkürzungen

5.6 Die wichtigsten Buch- und Urkundenschriften des Mittelalters

5.6.1 Capitalis

5.6.2 Ältere und jüngere römische Kursive

5.6.3 Unziale

5.6.4 Halbunziale

5.6.5 Insulare Schriften

5.6.6 Westgotische Minuskel

5.6.7 Vorkarolingische Halbkursive und Minuskel

5.6.8 Die Karolingische Minuskel und die Buchschriften des 10. bis 12. Jahrhunderts

5.6.8.1 Ursprünge und Entstehung der Karolingischen Minuskel

5.6.8.2 Die Karolingische Minuskel des 9. Jahrhunderts und ihre Weiterentwicklung in den Buchschriften des 10. bis 12. Jahrhunderts

5.6.9 Urkundenschriften bis zum 12. Jahrhundert

5.6.10 Beneventana

5.6.11 Kuriale

5.6.12 Gotische Schriften

5.6.12.1 Gotische Buchschriften

5.6.12.2 Universitätsschriften

5.6.12.3 Gotische Kursive

5.6.12.4 Bastarda

5.6.12.5 Gotische Urkundenschriften

5.6.13 Humanistenschriften

5.7 Sonderzeichen – Von Interpunktionen, Neumen, Zahlzeichen und Kurzschriften

5.8 Buchschmuck

5.8.1 Verzierte Initialen

5.8.2 Figür­liche und abstrakte Buchmalerei

5.8.2.1 Antike und byzantinische Buchmalerei

5.8.2.2 Vorkarolingische Buchmalerei in Europa

5.8.2.3 Karolingische Buchmalerei

5.8.2.4 Buchmalerei in ottonischer Zeit

5.8.2.5 Buchmalerei der Romanik

5.8.2.6 Buchmalerei der Gotik und der Frührenaissance

5.9 Handschriftenkunde

5.9.1 Wie entsteht eine Handschrift?

5.9.2 Die Teile einer Handschrift – Von Lagen und Einbänden

5.9.3 Handschriftenbeschreibung

5.10 Eine Sonderform des Buches: Die Rotuli

5.11 Mittelalterliches Bibliothekswesen, Überlieferungsgeschichte antiker und mittelalterlicher Texte

5.12 Schriftenkunde der Neuzeit

5.13 Epigraphik

6 Archiv- und Aktenkunde

6.1 Archive und ihre Aufgaben

6.2 Aktenkunde

6.3 Historisches Arbeiten im Archiv

7 Historische Geographie und Regionalforschung

7.1 Karten, Atlanten und Landvermessung von der Antike bis heute

7.2 Regionalgeschichtliche Quellen zur Siedlungstopographie

8 „Kleine“ Hilfswissenschaften

8.1 Numismatik (Münzkunde)

8.2 Metrologie (Maßkunde)

8.3 Heraldik (Wappenkunde)

8.3.1 Wappenbeschreibung

8.3.2 Quellen zur Heraldik – Herolde und ihre Wappenbücher

8.4 Genealogie (Familien- und Abstammungskunde)

9 Historische Hilfswissenschaften und das WWW

Abbildungsnachweis

Register

Rückumschlag

1 Vorwort

In memoriam Heinz Dopsch

Die Historischen Hilfswissenschaften sind seit jeher ein fixer Bestandteil des Geschichtsstudiums. Sie bilden die Basis eines kritischen Umgangs mit Quellen. Umso mehr verwundert es, dass sie in den letzten Jahren zwar häufig als einzelne Teildisziplinen in knappen Einführungen abgehandelt wurden, eine neuere Gesamtdarstellung aber fehlt. Am ehesten ist ein Überblick über die Historischen Hilfswissenschaften noch als Anhängsel in Einführungen in die Geschichte des Mittelalters enthalten, der aber wiederum die neuzeit­lichen Entwicklungen naturgemäß ausklammert.

Dieses Studienbuch basiert auf einer an der Universität Salzburg für die Studien­eingangsphase regelmäßig abgehaltenen Lehrveranstaltung „Klassische Arbeitstechniken in der Geschichtswissenschaft“, das die Grundzüge der Historischen Hilfswissenschaften für die Zeit von der ausgehenden Antike bis ins frühe 20. Jahrhundert gleich in der Studieneingangsphase vermittelt. Spezielle Lehrveranstaltungen, etwa zur Paläographie, zur Diplomatik oder zur Archivkunde, können, darauf aufbauend, von interessierten Studierenden gewählt werden. Das Buch richtet sich in erster Linie an Studierende im Bachelorstudium Geschichte, daneben aber auch an all diejenigen aus Nachbarfächern, die auf die eine oder andere Weise mit den Historischen Hilfswissenschaften in Kontakt kommen. Ziel dieses UTB-Bandes ist es, die zahlreichen Anwendungsgebiete der Historischen Hilfswissenschaften in der Fachwissenschaft und über die Disziplinengrenzen hinaus deut­lich zu machen.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird jeweils die männ­liche Form verwendet, doch sind unter „der Historiker“ etc. jeweils beide Geschlechter gemeint. Eine geschlechtsspezifische Formulierung erfolgt nur dann, wenn dies zum näheren Verständnis unumgäng­lich ist.

Mein Dank gilt den Kollegen an der Universität Salzburg die mit mir gemeinsam das Konzept für eine epochenübergreifende Lehrveranstaltung „Klassische Arbeitstechniken“ erarbeitet haben: Heinz Dopsch (†), Christine Janotta und Christian Lohmer. Ebenso gedankt sei den studentischen Tutoren, die wichtige Hilfestellungen und Rückmeldungen für das didaktische Konzept lieferten.

Bern, im Oktober 2014 Christian Rohr [<<9]

2 Einleitung

Wozu brauchen wir Historische Hilfswissenschaften? Diese Frage haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten vermut­lich viele Fakultäten bzw. Institute gestellt, denn die Zahl der Lehrstühle für Historische Hilfswissenschaften bzw. Historische Grundwissenschaften ist stark im Sinken begriffen. Sind Historische Hilfswissenschaften nicht mehr zeitgemäß? Repräsentieren sie gleichsam eine vergangene Geschichtssicht, in der die von Kaisern und Päpsten getragene Ereignisgeschichte im Zentrum stand? Haben sie in Zeiten, in denen für neuere Teilfächer wie Gender History, Global ­History, Area Studies, Umweltgeschichte, etc. neue Lehrstühle geschaffen werden, keine Daseinsberechtigung mehr?

Auf den ersten Blick haben die Historischen Hilfswissenschaften ein Legitimierungsproblem bekommen, sowohl innerhalb der Historischen Institute als auch innerhalb der zuständigen Fakultäten. Es entsteht mitunter der Eindruck, dass hilfs­wissenschaft­liche Forschungen nur l’art pour l’art aus dem Elfenbeinturm sind, die vielleicht gerade noch an den Akademien auf Sparflamme weiterköcheln dürfen. Doch was haben die Vertreter dieser Disziplin falsch gemacht, dass sie so in die Defensive geraten sind? Warum verschwinden die Hilfswissenschaften selbst aus dem Anforderungsprofil für Professuren zur mittelalter­lichen und frühneuzeit­lichen Geschichte? Warum wirkt auf viele die Arbeit mit Archivquellen als altmodisch und verstaubt?

Es scheint, dass die Historischen Hilfswissenschaften ein Problem damit haben, ihre Relevanz für die historische Forschung – und darüber hinaus – deut­lich genug aufzuzeigen. Doch auch in Zeiten fortschreitender Sparmaßnahmen bleibt es wichtig, eine umfassende Grundlagenforschung zu Urkunden, Akten und Handschriften nicht aus dem Auge zu verlieren. Bei genauerer Betrachtung haben die Hilfswissenschaften mancherorts ein neues Mäntelchen bekommen: Man spricht lieber von „Digital Humanities“, womit zu einem nicht unbeträcht­lichen Teil die Historischen Hilfswissenschaften im Zeitalter der elektronischen Datenaufbereitung gemeint ist. Dass die Neuen Medien heute aus den Historischen Hilfswissenschaften nicht mehr wegzudenken sind, steht außer Frage und soll auch in diesem Buch hervorgestrichen werden. Ebenso soll die anwendungsorientierte Seite der Historischen Hilfswissenschaften betont werden. [<<11]

Mit der Frage nach den Anwendungsgebieten der Historischen Hilfswissenschaften stellt sich auch die Frage, ob man besser von Grundwissenschaften oder Hilfswissenschaften sprechen sollte – beide Begriffe sind im deutschen Sprachraum üb­lich, deuten aber auf eine etwas unterschied­liche Sichtweise hin. Die ursprüng­liche Bezeichnung „Historische Hülfswissenschaften“ wurde 1761 in Johann Christoph Gatterers „Handbuch der Universalhistorie“ erstmals verwendet, doch war schon zuvor in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mitunter von elementa et adiumenta historica oder auxilia historica die Rede. Seit 1939 Karl Brandi den Begriff „Grundwissenschaften“ vorgeschlagen hat, um den eigenständigen Wert dieser Subdisziplinen zu betonen, hat sich eine lange Kontroverse in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft entwickelt. Der Terminus „Grundwissenschaften“ betont in erster Linie, dass mit diesen Teildisziplinen auch für sich stehende Grundlagenforschung betrieben werden soll, die dann anwendungsorientierten Fragestellungen zur Verfügung steht. Die Bezeichnung „Hilfswissenschaften“ hingegen stellt die subsidiäre Funktion dieser Fächer in den Vordergrund. Sie sind nur bis zu einem gewissen Grad Forschungsobjekt an sich, sie können aber, ja sie müssen die Basis für eine korrekte Erschließung der Quellen bilden. Sie sind Subdisziplinen aus der Tradition der Geschichtswissenschaft, aber sie können als Hilfwissenschaft nicht nur dieser selbst, sondern auch vielen anderen Nachbarfächern dienen: der Kunstgeschichte ebenso wie der Archäologie und den Philologien, aber selbst den Naturwissenschaften, wenn es um Siedlungsforschung oder um die Rekonstruktion von historischen Klimaverläufen auf der Basis von Dokumentendaten geht. Die Benennung als Hilfswissenschaft soll jedoch in keiner Weise als abwertend verstanden werden, denn gerade im Rahmen interdisziplinärer Arbeit sind die jeweiligen Fächer stets einander Hilfswissenschaft, also die Kunstgeschichte eine Hilfswissenschaft der Geschichte und umgekehrt etc. Interdisziplinarität kann nur funktionieren, wenn keine Disziplin eine Führungsrolle, einen Status als „Königsdisziplin“ für sich beanspruchen will. Besonders aus diesen Überlegungen wird in dieser Darstellung der Bezeichnung „Historische Hilfswissenschaften“ der Vorzug gegeben.

 

Die Ergebnisse aus den Historischen Hilfwissenschaften sind aber auch per se für die allgemeine Kulturgeschichte wichtig. So liefert die Paläographie wesent­liche Aussagen über die Rolle des Schreibens und Lesens, ja allgemein über schrift­liche Kommunikationsformen. Gleich mehrere Teildisziplinen der Historischen Hilfswissenschaften bilden die Grundlage für die Repräsentationsforschung. Historisches Kartenmaterial ermög­licht Einblicke in das jeweilige Weltbild einer Epoche. Wirtschaftsgeschicht­liche Fragestellungen sind ohne die Kenntnisse aus der Münz- und Geldgeschichte sowie der Metrologie (Maßkunde) undenkbar. [<<12]

Nach einem kursorischen Einblick in die Quellenkunde, konzentriert auf hilfs­wissenschaft­liche Fragestellungen, werden zunächst die beiden „großen“ Hilfswissenschaften Diplomatik (Urkundenlehre) und Paläographie (Schriftenkunde) ausführ­licher vorgestellt. In diese Großkapitel ist die Behandlung einiger weiterer, kleinerer Hilfswissenschaften wie der Sphragistik (Siegelkunde), Chronologie (Zeitrechnung) und Kodikologie (Handschriftenkunde) inseriert. Ein weiterer Abschnitt setzt sich mit der Archiv- und Aktenkunde auseinander. Diesem folgen Ausführungen zu hilfs­wissenschaft­lichen Aspekten der Historischen Geographie sowie zu weiteren „kleinen“ Hilfswissenschaften: Numismatik (Münzkunde), Metrologie (Maßkunde), Heraldik (Wappenkunde) und Genealogie (Familien- und Abstammungskunde). Ein letztes Kapitel thematisiert die Rolle der Historischen Hilfswissenschaften im Zeitalter von elektronischen Datenbanken und Internet. Da dieser Bereich in den letzten Jahren eine besondere Dynamik erhalten halt, kann die hier gegebene Darstellung zu diesem Thema nur exemplarisch sein und eine Momentaufnahme darstellen. Der zeit­liche Rahmen der behandelten Quellen erstreckt sich jeweils vom Frühmittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert, wobei auch einzelne Rückgriffe in die Antike und Vorgriffe bis in die heutige Zeit vorgenommen werden. Es versteht sich von selbst, dass es sich hier nur um eine Einführung handeln kann. Literaturangaben am Ende jedes (Teil-)Kapitels verweisen auf Handbücher, weitere Einführungen und ausgewählte Spezialliteratur.

Literatur

Beck, Friedrich; Henning, Eckart (Hg.): Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, 5. erw. u. akt. Aufl. (UTB 8273), Köln/Weimar/Wien 2012.

Brandi, Karl: Die Pflege der historischen Hülfswissenschaften in Deutschland (Geistige Arbeit 6,2), Berlin 1939.

Delort, Robert: Introduction aux sciences auxiliaires de l’histoire (Collection U – Série Histoire médiévale), Paris 1969.

Diederich, Toni; Oepen, Joachim (Hg.): Historische Hilfswissenschaften. Stand und Perspektiven der Forschung, Köln 2005.

Gatterer, Johann Christoph: Handbuch der Universalhistorie nach ihrem gesamten Umfange. Von Erschaffung der Welt bis zum Ursprunge der meisten heutigen Reiche und Staaten. Nebst einer vorläufigen Einleitung von der Historie überhaubt, und der Universalhistorie insonderheit, wie auch von den hieher gehörigen Schriftstellern, Göttingen 1761.

Goetz, Hans-Werner: Moderne Mediävistik. Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung, Darmstadt 1999.

Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4. überarb. Aufl. (UTB 1719), Stuttgart 2014.

Henning, Eckart: Auxilia Historica. Beiträge zu den historischen Hilfswissenschaften und ihren Wechselbeziehungen, 2. stark erw. Aufl., Köln/Weimar/Wien 2004. [<<13]

Henning, Eckart: Hennings HIWI-Test. 175 Fragen & Antworten rund um die Historischen Hilfswissenschaften. Mit 10 Thesen über die Gemeinsamkeiten der Historischen Hilfswissenschaften, Berlin 2009.

Kölzer, Theo: Die Historischen Hilfswissenschaften – gestern und heute, in: Archiv für Diplomatik 54 (2008), 205–222.

Kümper, Hiram: Materialwissenschaft Mediävistik. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften (UTB L 8605), Paderborn u. a. 2014.

Lücke, Monika: Historische Hilfswissenschaften in der Gegenwart. Anforderungen und Perspektiven. Herrn Prof. Dr. Walter Zöllner zum 65. Geburtstag (Hallische Beiträge zu den historischen Hilfswissenschaften 1), Halle 1998.

von Brandt, Ahasver: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hifswissenschaften, 17. Aufl. (Urban-Taschenbücher 33), Stuttgart 2007. [<<14]