Die Reise Des Schicksals

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Die Reise Des Schicksals
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Chris J. Biker

Die Reise des Schicksals

Übersetzt von Luigi Ambrosio

© 2020 - Chris J. Biker

Inhaltsverzeichnis

  Vorwort

  Widmung

  Kapitel 1

  Kapitel 2

  Kapitel 3

  Kapitel 4

  Kapitel 5

  Kapitel 6

  Kapitel 7

  Kapitel 8

  Kapitel 9

  Kapitel 10

  Kapitel 11

  Kapitel 12

  Kapitel 13

  Kapitel 14

  Kapitel 15

  Kapitel 16

  Kapitel 17

  Kapitel 18

  Kapitel 19

  Kapitel 20

  Kapitel 21

  Kapitel 22

  Kapitel 23

  Kapitel 24

  Kapitel 25

  DANKSAGUNGEN

Die Umschlagseite ist das Werk vom Künstler Emiliano Movio, die Umsetzung im File ist vom Grafiker Pierluigi Paron mit Print Service realisiert worden.

1 Vorwort

Liebe Leser, ich möchte über eine historische Inkohärenz Klarheit verschaffen, welche ihr beim Lesen dieses Romans finden werdet, das um 900 n.Ch. spielt, eine Epoche, in der die amerikanischen Ureinwohner noch keine Pferde besassen, da diese erst über ein halbes Jahrzehnt später in ihren Leben gelangten. Aber sagt mir: ist es etwa nicht wahr, dass wenn wir an die Ureinwohner denken, in unser Kopf das Bild von fedrigen Reitern hervortaucht, auf ihren Pferden, die frei über ihre Ländereien reiten? Ich konnte auf diesen wunderbaren Anblick einfach nicht verzichten.

1 Widmung

An meine Töchter, Sara und Janis, die Tag für Tag mein Leben mit dem grössten Geschenk bereichern, vom unschätzbarem Wert, die Reine Liebe.

1 Kapitel 1

Während des grossen Wikingerkrieges, wurde in der Siedlung von Gokstad, in Norwegen, Ulfr geboren, erstgeborener des Wikingerkönigs Olaf.

Olaf wurde im Morgengrauen geweckt, von einem seltsamen Stöhnen, er schaute an seiner Seite und sah, dass seine Frau Herja nicht da war. Er sass auf und schaute umher, er sah sie im Stehen, neben der Wand, von den ersten Morgenlichtern durchleuchtet, welche aus der Felsspalte an der Mauer durchdrangen, die Büste leicht nach vorne gebeugt, mit einer Hand am aufgehängten Teppich festgehalten, während sie mit der anderen ihr Bauch hielt.

-Lass die Hebamme kommen – die Wörter kamen aus ihr mit zusammengebissenen Zähnen heraus.

Olaf sprang ruckartig auf, indem er das Zimmer mit grossen Schritte durchquerte. Er überschritt die Tür und rief mit lauter Stimme die Frauen der Dienerschaft.

-Schnell! Schnell! – brüllte er in der Stille.

In wenigen Sekunden, war das Haus wieder lebendig, die Frauen rannten kreuz und quer während Olaf weiterfuhr, aufgeregt zu wiederholen: -Schnell! Schnell! – indem er vor der Tür blieb, um seine Frau nicht aus den Augen zu verlieren.

Zwei Frauen traten in voller Geschwindigkeit in das Zimmer ein, indem sie sich zwischen den Türpfosten und den Hüften des Mannes hineinzwängten. Sie zündeten sofort kleine Feuer an, unter Verwendung von Fischöl, welches in einigen halbkugelförmigen Eisenbehältern enthalten war, die, an den Wänden verstreut, als Leuchtmittel fungierten.

-Aus dem Weg! – forderte eine Frauenstimme, die in den Händen ein rauchiges, in Tücher umwickeltes, Gefäss hielt.

Es war die alte Sigrùn, die Hebamme, die einzige Frau, die ihm so anreden durfte. Niemand kannte ihr Alter, aber sie musste wirklich sehr alt sein, so sehr, dass sie sich den Spitznamen von Sigrùn “die Unsterbliche“ verdiente, da sie alle in dieser Siedlung zur Welt gebracht hatte und von unbestrittener Respekt genoss.

-Ihr seid gross wie die Tür! – fügte sie hinzu, während sie an seiner Seite vorbeiging, gefolgt von einer anderen Frau, welche die Tür hinter sich schloss.

Olaf blieb einen Moment lang die geschnitzten Ornamente im Holz bewegungslos anzustarren, indem er seine Gebete an Frey und Freya zuwies, die Götter der Fruchtbarkeit. An ihnen wendete man sich, um die Geburt eines gesunden und starken Kindes zu sichern.

Die Frau war bereits in ausgezeichneten Händen, diejenigen von der alten Sigrùn, auch als Priesterin der heiligen Runen betrachtet, welche sie in ihren Handflächen eingraviert hatte, ihre Prophezeiungen wurden nie unterbewertet…

Das Zimmer füllte sich mit einem Duft ähnlich wie Zitrone, freigesetzt aus der Eisenkraut-Sud, oder besser von den Drachenklauen, wie sie die Alte nannte. Sie goss es ein bisschen in einer Tasse und näherte sich an Herja, welche ein kurzer Atem und verängstigte Augen von den starken Krämpfen hatte.

-Trink es, es wird dir den Schmerz lindern – forderte sie sie.

Herja liess es sich nicht wiederholen. Sie hätte was auch immer geschluckt um die Stechen zu besänftigen, ausserdem war der Duft des Suds frisch und verlockend.

Die zukünftige Mutter, unterstützt von der Hebamme und von anderen Frauen, war erschöpft von stundenlagen Wehen. Als die Zeit kam, wurde sie aufgefordert, auf den Ellbogen hinzuknien und ermutigt zu drücken.

Die alte Sigrùn sang eine Melodie aus unverständlichen Wörter, während sie ihre knochigen Hände auf dem Körper der jungen Frau erlegte, indem sie ihr den Bauch drückte und massierte.

Die Atmung von Herja wurde schwer und ihre Schmerzensschreie brachten Olaf dazu, seine Schritte noch schneller und grösser zu machen, welcher nervös hin und her vor der Tür lief.

Der letzte Schrei seiner Frau blockierte sein Schritt und hielt den Atem an bis zum Moment der Geburt, als das erste Atemzug seines Sohnes mit einem Chor aus magischen Gesänge begleitet wurde.

Die alte Sigrùn, nach dem Schnitt der Nabelschnur, wusch sie das kleine Körper mit Wasser, trocknete ihn und schmierte ihm eine Salbe aus Klee ein, welche ihn vom Pech schützen sollte, indem es ihn Weisheit und Klugheit brachte und da er vom Himmel genommen wurde, traute sie ihn an den Kräften der Natur an und an ihren Gott Odin…

Endlich ging die Tür auf.

-Ihr könnt eintreten – kündigte die Hebamme an, während sie sich mit der Begleitung der anderen Frauen beeilte, hinauszutreten.

Olaf näherte sich an seine Frau, welche in den Armen ihr Erstgeborener hielt.

-Es ist ein Junge! – sagte sie lächelnd, indem sie ihm der Kleine in seinen starken Armen hinhielt.

Olaf erwiderte das Lächeln und während er das Kind mit Stolz anschaute, sagte er: -Wir müssen ihm einen Namen geben, der seinem Stamm würdig ist. –

Aber er dachte an diesen Namen seit Monaten nach, indem er hoffte, es sein ein Junge.

-Ich bin mir sicher, dass du bereits den richtigen Namen für ihn ausgesucht hast – fügte Herja mit einem Augenzwinkern hinzu, derer, die schon alles begriffen hatte.

Olaf richtete ihr ein zwinkernder Blick zu und bracht in einem lauten Lachen aus. Mit dem Kleinen in seinen grossen Händen hob er die Arme in den Himmel und mit feierlicher Stimme sprach er seinen Namen aus.

-Ulfr, mögen die Götter dir ein glorreiches Leben schenken, so wie der, welche dein Grossvater gelebt hat! –

Die Wahl des Namens wurde für die Wikinger als sehr wichtig angesehen, da sie glaubten, es hätte den Charakter und das Schicksal beeinflusst: aus diesem Grund wurde ihm den Namen des Grossvaters väterlicherseits gegeben, geschätzter König, mutiger Anführer und hochgeschickter Händler, welcher ein Grossteil seines Lebens unter dem Kommando seines Knorr verbrachte, wundervolles Wikingerschiffs vom perfekt geschnitzten Bug mit der Form eines wilden Tierkopfes, aus Gold und Silber überzogen und auf seine war ein Wolf, weil Ulfr “Wolf” bedeutet…

 

1 Kapitel 2

Im selben Moment, in den Ebenen Nordamerikas, beim Stamm des Grossen Himmels, kam Goldiger Falke auf die Welt, Erstgeborene des Stammeshäuptlings Grosser Adler.

Die ersten Lichter der Morgendämmerung steuerten auf den neuen Tag zu.

Blume des Waldes wurde von einem qualvollen Stich geweckt. Sie setzte sich mit kurzer Atem auf und in der Dunkelheit suchte sie das Gesicht des Ehemanns, welcher neben ihr lag. Grosser Adler hatte nichts bemerkt und sie entschied sich, ihn nicht aufzuwecken.

Langsam stand sie auf und ging heraus, indem sie versuchte, kein Lärm zu machen. Die Luft war frisch und leicht, sie machte ein grosser Atemzug und langsam ging sie zum Tipi seiner Mutter zu.

Auf den Knien entfernte sie die Lederlappen am Eingang.

-Mutter… - rief sie halblauter Stimme, um seinen Vater nicht aufzuwecken, Drei-Elch.

-Ist es Zeit? – fragte Tau des Morgens, indem sie sich aufsetzte.

-Ja – sagte die junge Frau mit verzerrtem Gesicht, während sie kräftig die Lederlappen festklemmte.

-Warte hier! Ich gehe Tante holen – sagte sie ihr, bevor sie sich rennend zum Tipi der Schwester entfernte.

Blume des Waldes nickte, aber ohne die Wörter der Mutter zu hören, und ging, behutsam, zu einer vorgesehenen Hütte, in welcher die Frauen des Stammes gebaren.

Ein weiterer Stich kam, ganz plötzlich, und liess sie vom Schmerz beugen: die zwei Frauen eilten herbei um sie zu erreichen und eine ihr eine Unterstützung anzubieten, sie begleitete sie im Inneren der Hütte.

Die Tante Blauer Stern, eilte zum Fluss um Wasser zu holen, während die Mutter ihr ein weiches Bett vorbereitete, auf welches sie sie hinlegen liess, in Erwartung der Geburt.

Sie bereiteten ein Aufguss mit Blätter aus roten Himbeeren vor.

-Trink, es wird dir helfen, die Wehen zu verkürzen – erklärte ihr Tau des Morgens.

Aber die Wehen waren noch zu weit voneinander entfernt. Dieses Gebräu hatte immer für die Gebärenden ihres Stammes funktioniert, aber es schien für sie kein Effekt zu entfalten.

-Kannst du laufen gehen? – fragte sie ihre Mutter.

-Ja… ja – antwortete sie, nicht sehr überzeugend.

-Du musst laufen, so wird die Geburt schneller vorangehen – erklärte sie.

Während Tau des Morgens und Blauer Stern das Erforderliche vorbereiteten, Blume des Waldes, durch die Stechen, lief im Aussenbereich der Hütte, während die Sonne vollständig aufging.

Grosser Adler erwachte und als er bemerkte, dass seine Frau nicht da war, eilte er aus dem Tipi. Er sah sie behutsam laufen gehen, um sie dann ruckartig mit gebeugtem Körper gegen vorne blockieren zu sehen, stöhnend wegen den Schmerzen.

-Blume des Waldes! – ruf er sie, indem er zu ihr rannte.

Er umhüllte sie mit einem Arm den Rücken, um sie zu stützen, indem er ihr den anderen Arm als Lehne anbot.

-Ich muss laufen – sagte sie, sobald sie Luft schnappen konnte.

-In Ordnung! Wir werden es zusammen machen – bot sich fürsorglich Grosser Adler an.

Sie liefen über eine Stunde. Die Wehen waren immer kürzer voneinander entfernt, jedes Mal, wenn eine eintrat, hätte sie schreien wollen, aber sie beherrschte sich und gab nur ein unterdrücktes Stöhnen ab, um ihren Mann nicht zu erschrecken. Aber er spürte wie sehr sie litt, weil ihre Hand sein Arm mit Kraft drückte. Die Kraft ihres Griffs war gleichermassen stark wie der Schmerz, welches von dem Stechen verschaffen wurde. Bis sie der Griff nicht mehr los hielt.

-Es geht los, begleite mich – sagte sie mit knapper Luft.

Grosser Adler überliess sie an den erfahrenen Händen der Schwiegermutter und der Tante. Sie legten sie auf das weiche Bett, während ihre Mutter ihr erklärte, wie sie atmen sollte um den Schmerz ein bisschen zu lindern. Aber der Schmerz war immer intensiver und stechend, der Atem immer schwerfälliger. Die zwei Frauen halfen ihr, sie auf die Knie zu legen, sie war schweissüberströmt und auf dem Höhepunkt krümmte sie den Rücken und stiess ein Schrei aus, welches über das ganze Lager zu hören war, dann ging alles in einem Augenblick vorbei. Sie war geboren.

Als sie ihr Geschöpf sah, schienen die Geburtswehen eine ferne Erinnerung, den ganzen Schmerz war bereits vergessen.

Nach dem Schnitt der Nabelschnur, hielten sie ihr ein anderes Gebräu auf Wurzelbasis hin, welches von den Einheimischen die “Wurzel der Geburt” genannt wird, da es die Blutung stoppte, welches von der Entbindung verursacht wurde. Während Blume des Waldes es in kleine Schlucke trank, befassten sich die zwei Frauen mit der Neugeborene.

Die Kleine wurde gewaschen und das kleine Körper mit aromatischen Blätter eingerieben und mit einer Mixtur von Fett und roter Lehm gesalbt. Sie wickelten sie in weichen Felle ein und setzten sie in die Wiege ab. Die Nabelschnur wurde an der Grossmutter anvertraut, welche sie in Salbeiblätter umwickelte, es vorsichtig in einem Lederbeutel verstaute, dekoriert mit natürlichen Pigmente und hängte es ausserhalb der Wiege auf. Dieses Amulett hätte sie für ihr ganzes Leben lang begleitet und darüber hinaus…

Zum Zeitpunkt ihrer Geburt, war das Lager vom Flug eines Falken durchquert worden, der, von der Sonne geküsst, goldig aussah, während mit dem ersten Atemzug der Neugeborene sich ein langes und mächtiges Heulen von den Heiligen Felsen zusammenschloss, die sich ein Stück weiter entfernt befanden, hinter ihrem Rücken. Grosser Adler und der Rest des Stammes, folgten mit dem Blick sein Flug, in Richtung einer anderen Figur, welche bewegungslos dort stand und in ihrer Richtung schaute: es war ein Wolf. Als der Falke ihn erreichte, verschwanden beide hinter den Felsen.

Der Schamane prophezeite:

-Der Flug diesen Falken ging jenseits der Grenzen unserer Berge. Gegen diesen Wolf, der Vorreiter, der freie Geist der intakten und wilden Natur… - der Mann hielt inne, Tau des Morgens war herausgekommen, um die Geburt zu übermitteln.

-Du kannst hineinkommen und deine Tochter kennen lernen! – verkündete die Frau.

Grosser Adler trat in die Hütte ein, er war aufgeregt und der Anblick dieses kleinen Geschöpfs erfüllte sein Herz mit einer so grossen Freude, dass es auch von den Augen floss. Er wartete, bis die Frauen hinausgegangen waren, dann nahm er die Kleine in den Armen und erzählte seiner Frau der Flug dieses Falken zum Zeitpunkt ihrer Geburt.

-Ich denke, dass Grosser Geist dir ihr Name suggeriert hat, Goldener Falke ist perfekt für die Tochter eines grossen Häuptlings. – stimmte Blume des Waldes zu.

-Möge der Wille von Grosser Geist gemacht werden! – bekräftigte er zufrieden.

Er kniete neben seiner Frau nieder und hielt ihr die Kleine hin, sodass sie sie stillen konnte. Er blieb dort und schaute seine Tochter an, wie sie ihre erste Mahlzeit zu sich nahm und dachte, dass es nichts Wundervolleres geben konnte, als der Anblick einer Mutter, die das eigene Kind stillt.

Vier Tage nach der Geburt von Goldener Falke, wurde die Zeremonie der Namenszuweisung organisiert, dass noch niemand von den Einheimischen kannte. Blume des Waldes färbte ihr Gesicht mit dem Heiligen Maismehl weiss ein, dann wickelte sie sie in der schönsten Decke ein und zusammen mit Grosser Adler brachten sie sie das erste Mal nach draussen, um sie an der aufgehenden Sonne und am ganzen Stamm vorzustellen.

Die Geburt eines Kindes wurde mit grosser Freude aufgenommen, als das kostbarste aller Gaben. Ein Kind gehörte nicht nur seiner Familie an, sondern am ganzen Stamm.

Beim Sonnenaufgang diesen morgens sprach Grosser Adler.

-Grosser Geist hat sein Bote geschickt, welcher mit seinem Flug unser Lager überquert hat – Er nahm die Kleine in die Hände und erhob sie gegen den Himmel und verkündete ihr Name.

-Goldener Falke ist ihr Name. Grosser Geist verschenkt dieser Tochter die Eigenschaften der Falke, sodass sie mutig und stark, grosszügig und selbstlos wachsen kann.

Die Schläge der Trommeln hallten in der Luft wider, der Schamane sang ein Heiliges Lied, auf das sich die Stimmen des ganzen Stammes ergänzten und der Heilige Tanz begleitete die Wörter.

1 Kapitel 3

Acht Winter nach der Geburt von Ulfr, nebst der Blutschwester Isgred, fügte sich ein neues Mietglied zur Familie hinzu: Thorald, sein Altersgenosse, Sohn von Harald, Jarl von der Nachbarssiedlung von Oseberg.

Zwischen den beiden Clans gab es, seit Generationen, eine sehr feste Verbindung.

Harald, infolge des Verlustes seiner Frau Sigrid, gestorben mit der zweitgeborene, indem sie sie zur Welt brachte, war ein zerstörter Mann. Er entschied sich, die Bildung und Ausbildung seines einzigen Sohnes für einige Jahre an die Familie seines grossen Freundes König Olaf und der Frau Herja anzuvertrauen.

Die zwei schauten den Freund besorgt an. Harald war ein gutaussehender Mann von 30 Jahren, aber der Schmerz vom schweren Verlust, konnte man ihm ins Gesicht lesen, verhärmt und erschöpft, was ihn viel älter aussehen liess.

Olaf legte eine Hand auf die Schulter des Mannes.

-Sei tapfer, mein Freund! Mach dir keine Sorgen für Thorald, er wird es hier guthaben, wir kümmern uns um alles – versuchte er ihn zu ermutigen.

-Davon bin ich überzeugt! – bestätigte der Mann, indem er ein Ton verwendete, dass die Verzweiflung nicht durchsickern lassen würde, die, stattdessen, ihn plagte.

Harald sah den Sohn an, welcher an seiner Seite sass, mit gesenktem Haupt und die Augen starr auf seine kleinen Hände. Er spürte ein Stich ins Herz und er streichelte ihn den Kopf. Das Kind hob das Haupt um seinen Vater anzusehen, indem er die jungen Lippen zudrückte, um nicht zu weinen.

Herja nahm zwei Behälter, hergestellt von natürlichen Kuhhörner, dekoriert mit Schnitzereien und goldene Platten, sie füllte sie mit Met und hielt sie den zwei Männern hin, dann wandte sie sich an Thorald.

-Komm! – ermutigte sie ihn, mit der Zärtlichkeit einer Mutter, indem sie ihn die Hand ausstreckte –Ulfr wartet auf dich. –

Das Kind drehte sich zu seinem Vater, welcher mit dem Haupt nickte.

-Alles wird gut. – versicherte er ihn, indem er sich anstrengte, gelassen zu erscheinen.

Thorald nahm die Hand von Herja und zusammen durchquerten sie den Raum, aber bevor er nach draussen ging, drehte sich das Kind erneut in Richtung seines Vaters um und lächelte ihn an, so wie ihn seinerseits zu versichern.

Olaf wartete, dass sie hinausgingen dann erhob er das Horn, imitiert von Harald.

-Trinken wir! Zum Andenken von Sigrid und von allen unseren Vorfahren – schlug er dem Freund vor.

-Drekka Minni! – stossen sie einheitlich an, indem sie das Horn auf einmal leerten.

Olaf strich sich mit dem Handrücken über dem Schnurrbart -Du musst jetzt über diesen Moment hinweg denken, du könntest auf eine lange Reise gehen – empfahl er ihn.

-Ich habe darüber nachgedacht, wenn Thorald älter gewesen wäre, hätte ich ihn mit mir mitgenommen. –

-Wir können jedoch folgendes machen; du wirst reisen und wirst auch für mich Handel treiben, während ich mich befassen werde, ihn gebildet, gesund und stark zu erziehen – schlug Olaf vor.

-Mein Freund, du hast mir nie enttäuscht! – bekundete Harald.

Die zwei Männer sahen einander mit einem Blick tiefer Zuneigung und gegenseitiger Respekt an.

-Ich bin überzeugt, du würdest das Gleiche für mich tun! –stellte Olaf fest, ohne jeglichen Zweifel, indem er ihn die rechte Handfläche hinhielt. Eine Geste, welche der Freund erwiderte.

Harald reiste für viele Jahre, von denen die meisten ihn weit weg von zu Hause verschütteten.

Für die zwei Kinder fing die Bildung und Ausbildung sofort an. Sie wurden über die Gesetze, die Geschichte, die Verarbeitung des Holzes und des Eisens instruiert und lernten alle Geheimnisse der Metallurgie. Sie lernten mit Waffen umzugehen, indem sie täglich verschiedene Disziplinen praktizierten.

In den langen Nächten des eisigen, norwegischen Winters, versammelte sich die ganze Familie in der Wärme des Feuers, während die Frauen webten und die Männer das Holz schnitzten, wurde an den Kindern, mittels Erzählungen von den Ältesten, die Kenntnis der Vergangenheit der Familie und des Clans überliefert, zusammen mit den Prinzipien, den Werten und den Ehrenkodex, welcher ein guter Wikinger niemals brechen sollte.

 

Ulfr und Thorald wuchsen gesund und stark, zusammen studierten sie und bildeten sich aus, und zwischen den beiden formte sich eine sehr starke Verbundenheit. Wie ihre Väter vor ihnen, wurden sie Geschworene Brüder, gemäss einem alten, magischen Ritus…

Der Winter war vorüber, die Wikingerschiffe durchzogen die skandinavischen Gewässer und die Wikinger, die weit weg von zuhause überwinterten, kehrten endlich wieder zu ihren Familien zurück. Auch Harald, mit grosser Überraschung von allen, kehrte in diesen Frühling zurück.

Es fiel das neunte Sommer an für die zwei kleinen Wikinger, ungefähr Mitte April, als sie sich ihrer Bruderschaft verschrieben.

An diesen Tag, war es ihre erste Ausbildung mit dem Bogen und alles wurde draussen arrangiert, hinter dem Haus, von wo sich das Panorama des gesamten Grundstücks ausdehnte.

-Legt das linke Bein nach vorn, es wird euch helfen, besser zu zielen und stärker zu spannen – empfahl Bjorn, der beste Bogenschütze des Clans -Zielt… -

Die zwei Kinder positionierten sich wie empfohlen, indem sie den Bogen mit dem startklaren Pfeil einlegten, und spannten die Sehne mit all ihrer Kraft, mit zugekniffenen Augen, um sich auf das zu treffende Ziel zu konzentrieren. Zwei mit Stroh gefüllten Säcken dienten als Hampelmänner, mit der Zielscheibe, die auf Herzhöhe gemalt wurde.

-Jetzt! – befahl Bjorn.

Die zwei kleinen Bogenschützen schossen ihr erster Bolzen ab und eine enttäuschte Miene malte sich auf ihren Gesichtern, als sie den Flug folgten, sehr weit vom Ziel entfernt.

-Um Odins gutes Auge! – fluchte eine Männerstimme.

Alle Blicke waren in dieser Richtung fixiert, während Leif, ein grosser Kerl mit roten Haaren, von den Büschen mit einer toten Ziege auftauchte, niedergestochen von den Pfeilen.

Bjorn sah verdutzt Olaf und Harald an. -Sie haben sie kalt gemacht, mit dem ersten Schuss! – sagte er ungläubig.

Der stolze und zufriedene Gesichtsausdruck der beiden Kinder löste Mitgefühl und Vergnügen unter den Männern aus.

-Was machte diese Ziege ausserhalb des Stalls? – frage Olaf während er die Pfeile aus dem armen Tierchen herauszog.

-Sie war geflüchtet und ich versuchte, sie zu den anderen zurück zu bringen – erklärte der Mann.

-Du hattest Glück, du hättest an der Stelle der Ziege sein können – stellte Harald fest.

-Ja! – rief Leif aus, indem er die grauen Augen aufriss. -Die Pfeile haben sie getroffen, als ich sie ergreifen wollte – fügte er hinzu, indem er den Blick auf die zwei Kinder richtete, welche ein halbes Lächeln von Entschuldigungen andeuteten.

-Ich überlebte an tausend Schlachten in der Jugend und ich will den Walhalla sicherlich nicht durch die Hände von zwei Kindern erreichen! – rief er mit Ironie aus. -Und ich bin mir nicht sicher, ob die Walküren mich hineingelassen hätten… Gestorben, während eine Ziege verfolgt wurde! – beendete er scherzhaft, indem er das Lachen der Anwesenden auslöste.

-Mein lieber Freund, wenn du dein Einmarsch im Walhalla machen wirst, wird es sicherlich dem grossen Wikinger würdig sein, der du einst warst! Jetzt bring sie zur Köchin, dass sie sie für das Abendessen kochen soll – ordnete Olaf kichernd an.

Leif nickte und senkte den Haupt, in Zeichen des Respekts, bevor er sich in Richtung Küche auf den Weg machte.

-Jetzt konzentriert euch auf das Ziel… - pfiff der Bogenschütze die zwei Kindern zur Aufmerksamkeit zurück -Weil, wenn ihr gegen ein Fein kämpft, werdet ihr ihn nicht besiegen, indem ihr ihm das Vieh niederschlagt.

-Du musst zugeben, dass das erste Pfeil ihres Lebens ein gutes Omen für die Zukunft ist – gab Harald an, mit einem Ton zwischen Selbstgefallen und Vergnügung.

-So scheint es… - antwortete Bjorn –Jetzt müssen sie sich bemühen, um zu beweisen, dass sie dieses Omen verdienen – fügte er hinzu, indem er sich an den zwei kleinen Bogenschützen wandte, welche schon bereit waren, in Erwartung des Befehls.

Ein Geräusch hinter ihnen machten Olaf und Harald aufmerksam. Die Toren der Ställe gingen auf und, nach 6 Monate, drängten sich eine Vielzahl von Tieren nach draussen, während einige Männer des Clans, zwischen Muhen, Grunzen und Gemecker, versuchten die Ordnung zu bewahren, um die über 500 Stück Vieh in den Wiesen zu leiten, auf denen sie sie frei grasen lassen würden.

-Bringt das Vieh weg von hier, ansonsten werden diese zwei eine Tragödie daraus machen! – rief Olaf spöttisch aus.

Inmitten all diesem Getümmel tauchte Leif auf, er bewegte sich schnell in ihrer Richtung und schien ungeduldig zu sein, etwas mitteilen zu wollen.

-Die alte Sigrùn hat die Ziege gesehen und lässt euch ausrichten, dass sie euch alle vier in der Heiligen Lichtung erwartet – unterrichtete sie der Mann, sobald er vor ihnen erschien.

-Gut! – kommentierte Olaf, indem er ein zustimmender Blick mit Harald austauschte.

-Ihr werdet eure Ausbildung nach eurer Rückkehr wiederaufnehmen – sagte er zu Bjorn.

-Ich werde hier auf euch warten – antwortete der Bogenschütze.

Die vier machten sich auf dem Weg und liessen die Siedlung hinter ihnen. Die Erde hatte sich vom Frost befreit und mit der ersten milden Wärme, welches von der Sonne geschenkt wurde, hatte im Dorf Gokstad wieder alles begonnen, zum Leben zu erwachen. Das Grundstück von Olaf war schön, von sehr ausgedehntem Ausmass, es erstreckte sich entlang der Küste und in Richtung landeinwärts, auf Kilometern und Kilometern, und er war stolz darüber.

Die Felder waren von einer tiefen Steinmauer getrennt, welche sie einfriedeten, einige Bauern waren damit beschäftigt, die Erde zu pflügen, während andere sich mit verschiedenen Saaten befassten: die Roggen, die kostbare Gerste, jegliches Gemüse und der Hafer, das letztere war dafür bestimmt, auch Futter zu werden, um die grosse Zahl an Vieh in dem nahenden Winter ernähren zu können.

Die ersten Blumen tüpfelten die weiten Kleewiesen, welche von Beerenpflanzen verstreut wurden, von Brombeeren und Himbeeren, und dehnten sich bis zu dem Punkt aus, wo die Erde sich in felsigen Wänden und Hügeln erhob, die an der Grenze mit den Ländereien von Harald gelangten. Mit der Schmelze, hatte der Wasserfall wieder angefangen, entlang der Felsen zu treiben, die mit Flechten überzogen waren und pumpten den Fluss auf, welcher der Wald und die Heilige Lichtung durchquerte.

Die Strasse, welche sie begangen, war mit Apfelbäumen und Hagedornen flankiert, die hervorgesprossen hatten und bereits die ersten weissen Blumen anfingen zu spriessen. Sie gingen stillschweigend weiter, zwischen die Geräusche der Natur, welche wiedererwachte und durch die Sonnenstrahlen, die zwischen den Bäumen durchfilterten. Man durchblickte die ersten Nester der Vögel und einige Äste hingen von den spiralförmigen Strohkörben, in welchen die Bienen angefangen hatten, ihre Bienenstöcke zu errichten, die, für das Ende des Sommers, voll mit Honig gewesen wären, mit dem die Wikinger ausgezeichneter Met produziert hätten.

Sie kamen an der Heiligen Lichtung an, wo die alte Sigrùn sie erwartete.

Sie näherten sich der Frau, die, aufrecht neben einer Eiche, von Kopf bis Fuss in ihrem schwarzen Mantel eingewickelt war. Von der Kapuze fielen, bis zur Hüfte, zwei weissen Zöpfe und ihre Augen kamen wie Aquamarine zur Geltung. Zwei Raben, Geschöpfe welche am Kult ihres Gottes Odin gebunden waren, standen reglos auf ihre Schultern. Die Alte streckte die Arme gegen den Himmel und die zwei Vögel stiegen in die Luft, indem sie über ihre Köpfe hinweg krächzten, bevor sie in dem Dickicht der Bäume verschwanden.

Diese Eiche haben eure Väter gepflanzt, als sie ungefähr euer Alter hatten, und sie ist gesund und stark, wie ihre Freundschaft, gewachsen – erklärte sie mit einer Nuance von Stolz in der Stimme.

Dann beugte sie sich um eine Sprosse aufzusammeln, entsprungen von den Wurzeln des Baumes und erhob es in Richtung Himmel.

-Heute haben die Götter ihr Willen geäussert, mittels eure Bolzen, und Thors Baum hat neues Leben erzeugt… Ihr seid für euren Eid bereit! – prophezeite die alte Sigrùn, indem sie die Sprosse an den zwei Jungen überreichte.

Die zwei kleinen Wikinger wählten ein Punkt, nicht weit von der Eiche entfernt, und schlugen eine Grassode um, auf welche sie sich die rechte Handfläche einritzten, dann mit einem Händedruck ihr Blut mischten, indem sie sich gegenseitige Treue schworen; damit düngten sie die Scholle und benutzten sie, um die Basis der Sprosse zu bedecken, welche sie eingepflanzt hatten, und besiegelten somit ein Pakt der Brüderlichkeit für den Rest ihres Lebens…

Isgred, neben der Erziehung, vorbehalten auf die Kinder eines adligen Hauses, musste lernen, ein Haus zu regieren, vor allem wenn der Ehemann auf einer Expedition verladen gewesen wäre. Auch sie hätte eines Tages, wie ihre Mutter, der Bauernhof führen, die Kinder erziehen, und die Geschäfte des Mannes verwalten müssen. Eines Tages hätte auch sie die Schlüssel des Hauses am Gürtel getragen, Symbol von Autorität und von Respekt, den eine Frau in der Familie genoss.