Die Lust auf der Bühne

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Die Lust auf der Bühne
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Caroline Milf

Die Lust auf der Bühne

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

1

Theater 44

Hohenzollernstraße 20, 80801 München

Valentina Burgmeister stand in dem Gang zwischen den Stühlen und starrte zur Bühne hinauf.

Lichter flammten auf und erloschen wieder. Offensichtlich war eine Probe im Gang. Die Rückwand der Theaterbühne bildete eine finstere Silhouette. Man konnte ein gezeichnetes Schloss erkennen. Eine Frau in einem halbdurchsichtigen Gewand lehnte an einem Stuhl. Der schwache Laut von kratzenden Schritten war zu hören. Dann ein kurzes Fauchen, es klang nach einem großen Hund oder einem Wolf. Die Frau zuckte heftig zusammen, während aus ihren von Mascara umgebenen Augen das schiere Entsetzen funkelte.

Der Schatten eines gigantischen Körpers erschien in einem Kulissenfenster, dann löschte ein blendender Blitz für ein paar Sekunden alle Einzelheiten aus. Ein großer Mann mit nacktem Oberkörper und einer Jeans bekleidet sprang durch das Fenster.

„Du!“, keuchte die Frau in dem halbdurchsichtigen Kleid und wich drei Schritte zurück.

„Meine Geliebte!“, sagte der muskulöse Mann in Jeans. „Aus den tiefsten Wäldern des Altmühltals habe ich deinen Ruf vernommen.“

Er trat einen Schritt auf sie zu, die Arme weit ausgebreitet.

„Komm“, flüsterte er lächelnd, wobei er ein Wolfsgebiss entblößte.

Er legte seine Hände auf das dünne Kleid um sie an sich zu drücken. Dabei gab es einen plötzlichen reißenden Laut, als sich das Gewand von ihrem Körper löste.

Der Mann blickte verwirrt, das zerrissene Kleid in den Klauen, während die Frau zweimal stolperte, dann ihr Gleichgewicht wiedererlangte. Sie stand nur noch mit einem hautfarbigen Büstenhalter und Slip bekleidet auf der Bühne.

Das Licht ging an und beleuchtete das gesamte Theater.

„Stopp! Stopp! Schluss mit dieser verdammten Szene!“

Eine rauchige, laute Männerstimme schallte durch den Raum.

„Dann tut doch wenigstens so, als wäre es eine unheimliche Szene, auch wenn ihr es nicht kapiert!“

Die gleiche Stimme schrie die Akteure auf der Bühne an. Sie hörte das Geschnatter der Schauspielschüler, die auf der Bühne arbeiteten und der paar Menschen, die sich in den ersten beiden Sitzreihen herumlümmelten.

Dann sah die am Eingang wartende Valentina den Mann mit der rauchigen Stimme. Es musste der Regisseur David Buchmann sein, überlegte sie.

Er wirbelte herum und sah, dass sie im Gang stand. Ihr wurde heiß im Gesicht. Er war jünger als erwartet, war schlank, hatte sandfarbene Haare und ein schmales Gesicht.

„Wer zum Teufel sind Sie?“

„Valentina Burgmeister. Ich habe bei Herrn de Réunion vorgesprochen und habe einen Vertrag für die Sommersaison bekommen“, gelang es ihr zu stammeln.

Die anderen kicherten.

„Mein Gott, noch eine Schauspielschülerin! Genau das brauchen wir, noch ein Mädchen für eine weibliche Rolle. Hören Sie zu! Ich bezahle Ihnen das Fahrgeld, damit Sie wieder nach Hause fahren können.“

„Meine Eltern haben einen rechtsgültigen Vertrag mit Herrn de Réunion geschlossen, damit ich Schauspielschülerin werden kann“, sagte Valentina und kämpfte gegen ihre Tränen.

David Buchmanns Blicke aus den dunklen, flinken Augen durchbohrten sie wie Dolche.

„Hör zu, meine Süße“, zischte er, während er die Zigarette in seinem Mundwinkel rollte. „Wir haben zwanzig Mädchen wie dich hier und alle sind scharf darauf, eine Rolle in meinen Stücken zu spielen. Herr de Réunion interessiert mich nicht, Schätzchen. Ich leite dieses verdammte Theater hier! Ich brauche keine Schauspielschülerin mehr! Ich hasse junge Schauspielschülerinnen! Es sind alles Amateure. Ich bin Profi und vergeude meine Zeit nicht mit unerfahrenen Schauspielern! Wir sind hier nicht in der Schule oder deiner Theatergruppe. Dies hier ist ein Geschäft um Geld zu verdienen und neue Stücke auf den Markt zu bringen. Wenn du Schauspielschülerin bist, meine Süße, dann heißt das, dass du verdammt hart arbeiten musst und vielleicht, ich sage vielleicht einmal eine kleine Rolle kriegst und damit die Chance bekommst, auf dein hübsches Näschen zu fallen.“

„Aber ich will doch lernen, ich will Schauspielschülerin sein“, sagte sie.

„Schätzchen, du brauchst eine Stimme, die man im ganzen Theater hören kann. Das ist Lektion Nummer 1. Und ich bin David Buchmann. Und nun sprich mir mal was vor, damit diese Scheißkerle da oben etwas lernen können!“

„Vielleicht solltest du die Lektion Nummer 3 mit ihr alleine durchgehen, David?“, sprach der Mann von der Bühne, der immer noch das zerfetzte Gewand in der Hand hielt.

Valentina blickte zu ihm hoch und sah seine eng sitzende Jeans, seinen schönen starken Körper, der von der Taille aufwärts nackt war. Er strich das schwarze wellige Haar aus den Augen, während er und David Buchmann etwas miteinander sprachen und dann lachten.

„Können wir denn nicht noch eine nehmen?“, hörte sie den jungen Mann sagen, der sich umdrehte um sie zu betrachten.

„Klar, wenn du sie magst, Jan“, flüsterte David Buchmann, so dass es Valentina nicht hören konnte.

David Buchmann grinste und lehnte sich gegen die Bühne, als die anderen Schauspielschülerinnen in Jeans und Sandalen von der Bühne herunterpolterten.

„Ihr glaubt alle, ihr versteht etwas von der Schauspielerei, weil ihr mal der große Star in einem Theaterstück auf eurer Schule gewesen seid und eure Tante Maria hinterher behauptet hat, ihr seid phantastisch gewesen. Hör zu, Valentina Burgmeister, oder wie du auch immer heißt. Wie du von Clément de Réunion einen Vertrag bekommen hast, ist mir scheißegal. Wenn ich ein Stück als Regisseur leite, dann arbeitet ihr für mich. Ist das klar? Habe ich mich verständlich genug ausgedrückt?“

Er starrte Valentina an. Sie nickte und konnte wieder ruhiger atmen. Die Furcht war ein wenig verschwunden. Er hatte sie bisher nicht hinausgeschmissen.

Dann blickte sie hoch zur Bühne, auf den jungen Mann, auf Jan Berger, der sie immer noch betrachtete und ein seltsames Lächeln auf seinem Gesicht hatte. Eine seiner Augenbrauen war hochgezogen. Er machte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und blinzelte ihr zu.

„Und nun verdufte aus meinem Theater. Um drei Uhr bist du aber wieder hier“, sagte David. „Ich erkläre dir dann, was jeder bei dem neuen Stück in der kommenden Woche zu tun hat. Voraussichtlich mache ich dich zur Hauptplatzanweiserin und du ziehst ein Minikleid an, das gerade unter deinen süßen Arschbacken endet.“

Sie war entlassen. David wirbelte herum und schrie, die Probe ginge weiter. Die Lichter erloschen langsam, die Scheinwerfer huschten über die Bühne.

Valentina lehnte sich zurück und dachte an das Vorstellungsgespräch vor ein paar Wochen hier im Theater zurück. Sie wollte Schauspielerin werden und ihr Klassenlehrer gab ihr eine Empfehlung.

Das „Theater44“ in München-Schwabing stellt für die Sommersaison Schauspielschülerinnen ein. Valentina hatte sich daraufhin beworben und wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.

Sie erinnerte sich noch, wie aufgeregt sie war, als der Besitzer des Theaters vor ihr stand. Der Mann, dessen Name von jedem Film- und Theatermagazin in ganz Europa, sogar auch in den USA, erwähnt wurde:

Clément de Réunion, aus einem alten französischen Adelsgeschlecht, war Produzent und Besitzer des »Theater44«, einem der letzten Privattheater in Deutschland.

Er war größer als sie gedacht hatte. Er musste zwischen vierzig und fünfundvierzig sein, die Haare waren schon ein wenig ergraut. Er hatte blaue zusammengekniffene Augen und einen schmalen Mund ohne erkennbare Lippen. Aber er lächelte charmant, als ob er sie ihr ganzes Leben lang gekannt, als ob er darauf gewartet hätte, sie als den Star seines neuen Stücks begrüßen zu dürfen.

„Ich freue mich, Sie zu sehen, Frau Burgmeister. Ihr Foto hat mich genauso beeindruckt wie der Brief, indem Sie mir schrieben, warum Sie Schauspielerin werden wollen. Soviel Tiefe, soviel Gefühl für ein so junges Mädchen.“

„Ja, ich will Schauspielerin werden, Herr Réunion. Ich meine, ich spüre es in mir, dass es meine Bestimmung ist, Schauspielerin zu werden. Und ich weiß, dass ich eine große Schauspielerin werden könnte. Ich brauche nur eine Chance, um mich zu beweisen. Jeder in Deutschland kennt das Theater44 und weiß, dass es das beste Sommertheater im ganzen Land ist. Ich habe sehr hart gearbeitet, Herr Réunion. Ich habe eine Szene aus »Perikles, Fürst von Tyros« von William Shakespeare vorbereitet. Ich mag Shakespeare so sehr.“

 

„Sie sind sehr mutig, meine Liebe, und ehrlich. Ich mag das bei einer jungen Schauspielerin. Ehrlichkeit. Intelligenz. Es strahlt gerade aus Ihrem wunderschönen Gesicht. Und nun lassen Sie mich hören und sehen.“

Er war begeistert! So sagte er das, obwohl er die meiste Zeit des Vorsprechens auf ihre festen Brüste gestarrt hatte.

„Ich werde Sie zum Star des Theaters machen! Sie werden eine hervorragende Schauspielerin. Ich erkenne ein Talent, wenn ich es sehe!“

Das hatte Clément de Réunion, der Star der Theaterszene, gesagt und Valentina hatte den Sommerjob im Theater44 erhalten.

Nun war sie aus Rosenheim angereist und stand mit ihrem Koffer vor der Bühne des Theater44.

Sie fühlte sich unwohl, wie bestellt und nicht abgeholt.

Valentina drehte sich um, hob ihren Koffer hoch und blickte in das Gesicht eines der schönsten Mädchen, das sie je gesehen hatte. Die junge Frau mochte ein oder zwei Jahre älter als Valentina sein. Sie trug ein schwarzes enganliegendes Tanzkostüm, ihr volles langes schwarzes Haar war im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Nie zuvor hatte Valentina einen so phantastischen Körper gesehen. Die Brüste drückten sich fast aus dem Schlitz des engen Tanzkleides. Ihre prächtigen Hüften, der flache Bauch, die langen, wunderschönen Beine. Es war merkwürdig für Valentina, ein Mädchen so zu betrachten und solche Gedanken zu haben.

„Ich bin Lara Claire. Ich komme aus Wien. Dank der Großzügigkeit von Clément de Réunion haben wir beide ein kleines Zimmer im Dachgeschoss dieses Gebäudes bekommen. “

Lara führte sie durch das Foyer des Theaters, wo ein paar junge Leute Fotos an die Wände klebten. Draußen stand ein silberblondes Mädchen in einem winzigen Minirock, T-Shirt und barfüßig auf der obersten Sprosse einer Leiter. Sie hängte die Ankündigung für das Eröffnungsstück der Saison auf:

Linda Murcia, Hauptdarstellerin in:

Der Fluch von Schloss Willburg

„Linda Murcia spielt in dem Stück, das die Gruppe gerade auf der Bühne probt?“, fragte Valentina und erinnerte sich daran, wie ihre Eltern von ihr gesprochen hatten. Vor etwa zwanzig Jahren war sie ein großen Star gewesen und später hatte man in den Zeitungen lesen können, sie sei Alkoholikerin und drogensüchtig. Ihre Karriere ging steil abwärts und Valentina hatte sie nur ein einziges Mal, vor zwei Jahren, in einem Fernsehstück gesehen.

Valentina hielt sie für phantastisch!

„Wenn sie nüchtern bleibt und David Buchmann sie nicht in Stücke zerfetzt. Er hat mal Regie in einem Fernsehstück mit ihr geführt. Junge, Junge, das muss etwas gewesen sein! So und nun komm, ich zeige dir unsere Dachkammer damit du auspacken kannst“, sprach Lara zu ihr und zerrte sie über die Stufen der Treppe nach oben in das Dachgeschoss.

Am hintersten Ende des schmalen Flures öffnete Lara eine Tür und deutete mit einer winkenden Geste an, dass sie eintreten soll.

Valentina betrachtete neugierig ihren künftigen Lebensraum. Das Dachgeschosszimmer war höchstens vier Mal vier Meter groß. Es hatte zwei flache Betten an einer weiß gestrichenen Wand, einen Schrank und ein paar Haken, auf denen Laras Kleider hingen.

„Das Badezimmer und WC ist draußen auf dem Flur und für alle hier im Dachgeschoss da.“

Valentina spürte, wie Schweißtropfen ihren Rücken herunterliefen. Ihr blaues Kleid klebte wie Heftpflaster am Körper. Sie war müde, fühlte sich schmutzig und entmutigt. Nein, das war wirklich nicht die Theaterklasse von Frau Schneider, jeden Dienstagnachmittag im Gymnasium in Rosenheim!

Sie spürte Laras Blicke und errötete leicht.

„Lass dich von David Buchmann nicht entmutigen. Vielleicht wirst du ihm mal privat vorsprechen müssen. Danach sehnen wir uns alle. Sie sagen, er sei phantastisch!“

„Wie meinst du das?“

„Das frägst du mich doch nicht wirklich? Nun hör aber auf, Schätzchen!“

Lara warf sich auf das niedrige Bett, spreizte die Beine, warf ihren Kopf zurück und lachte.

„Du wirst schon dahinter kommen, Mädchen. Ich stehe auf diesen Mann. Er ist zu smart, dieser David, er ist kein Narr, der was mit Schauspielschülerinnen anfängt. Er hat eine feste Lebensgefährtin in seiner Wohnung in London. Vielleicht wirst du sie mal kennenlernen. Sie heißt Clara Meio und ist eine der hübschesten Frauen, die je in Europa geboren wurde. Ich kenne keinen Mann, der wegen Clara nicht neidisch auf David ist.“

Lara stand auf und streckte sich, dann beugte sie sich nach hinten, so dass ihre Brüste wie mächtige Bälle unter ihrem Hals hingen, die Muskeln sich in ihren Beinen zusammenzogen.

„Gymnastik ist gut für den Körper, besonders wenn du Schauspielerin werden willst. Dein Körper bleibt fest und jung. Ich habe in der Open Acting Academy in Wien bei Professor Haugwitz studiert. Er ist einfach der Beste. Dank seiner Empfehlung hatte ich sofort den Job hier in München.“

Lara zog das Band aus ihrem Haar und richtete sich auf.

Sie sah Valentina an. Ein seltsames, brennendes Gefühl kribbelte in ihrem Bauch. Sie starrte auf das ältere, dunkelhaarige Mädchen, das langsam auf sie zukam.

„Weißt du was? Gehen wir in den Englischen Garten an die Isar, dort kühlen wir uns etwas ab“, sprach Lara. „Aber zuerst möchte ich dich etwas kennenlernen. Ich mag dich. Du bist ein sehr aufregendes Mädchen, weißt du das? Nein, ich glaube nicht, du hast keine Ahnung wie hübsch du bist, oder? Aber das macht dich auch so anziehend, Valentina.“

Laras Stimme war tief und samtweich. Valentina spürte, wie das dunkelhaarige Mädchen den Reißverschluss an ihrem Kleid öffnete und den Stoff langsam über ihre Schultern zog.

Valentina konnte sich nicht bewegen. Sie war nervös, gleichzeitig aber auch erregt.

„Du bist wunderschön“, flüsterte Lara leise.

Dann war Valentina komplett nackt. Ihre Beine spreizten sich, sie spürte Laras Zunge, die tief in sie hineintauchte. Lara zog Valentina auf den Boden. Sie nahm ein Kissen vom Bett und schob es unter die Hinterbacken. Dann spreizte sie ihre Beine, soweit es möglich war.

Zwei Finger tauchten in die heiße Vulva, bewegten sich hin und her, auf und ab, berührten das Liebesloch, kehrten zu dem Kitzler zurück, alles war so nass, so feucht und heiß.

Valentina begann zu stöhnen, ihre Fersen trommelten auf den Boden. Sie warf die Hände hoch und verkrampfte sie hinter dem Kopf, als Laras Finger ihr einen Orgasmus verschafften. Sie schrie vor Lust, als ein Feuer durch ihren Körper flutete, als sich alles in ihr drehte, als sie Sterne sah und dann in eine Dunkelheit tauchte. Sie stürzte in den Mahlstrom des Unglaublichen, nie erlebten, Unfassbaren.

Und dann legte sie ihre Arme um Lara als sich der Mund des Mädchens auf den ihren senkte und ihre Zungen einander berührten.

2

Valentina öffnete die Hintertür, die zur Bühne führte.

Das Theater war dunkel. Sie ließ die Tür hinter sich zufallen.

Durch das offene Fenster beschien der Mond die vielen Stricke, die von Rollen an der Decke herunterhingen. Da waren die Garderoben, die Dekorationsstücke und die Scheinwerfer.

Sie ging vorsichtig an all diesen Dingen vorbei, bis sie auf der Hauptbühne war. Alle Schauspielschülerinnen hatten ihre Aufgaben bekommen. Sie sollte am Freitag hinter der Bühne als Helferin des Regisseurs arbeiten. Das bedeutete, dass sie verantwortlich für die Sachen der Schauspieler war, dass alles im richtigen Augenblick am richtigen Platz lag.

Sie hatte das Manuskript des Eröffnungsspiels in der Hand. Noch immer war sie bestürzt, beunruhigt, erregt und zugleich mehr als verwirrt von ihrem impulsiven Benehmen, als sie mit Lara alleine war. Nachher waren sie auf Fahrrädern durch den Englischen Garten geradelt. Der Wind hatte kühlend in ihre Gesichter geblasen und Valentina hatte sich unglaublich jung und frei gefühlt. Oh ja, es hatte ihr Spaß gemacht, was an jenem Nachmittag im Zimmer mit Lara geschehen war. Nie zuvor hatte sie eine solche sexuelle Erregung erlebt. Irgendwie war es gar nicht so schrecklich gewesen. Nein, es konnte nicht falsch sein, denn Lara war so süß, so warm, so aufregend. Nichts in ihrem bisherigen Leben hatte sie ähnlich erregt.

„Mittelbühne, Valentina Burgmeister!“

Das Scheinwerferlicht leuchtete hell über die Bühne, sie hob den Kopf und schaute in den Schnürboden hinauf.

Jan Berger, der stellvertretende Regisseur und David Buchmanns Protegé, saß auf einer Holzbank vor einem riesigen Brett mit Schaltern und Sicherungen. Er spielte in dem Stück eine Hauptrolle und war der halbnackte Mann auf der Bühne gewesen, der das Kleid zerrissen hatte. Seine Beine schaukelten zwischen den herunterhängenden Seilen.

Er lächelte Valentina freundlich an.

Als sie zu ihm aufsah, wurde ihr bewusst, dass David Buchmann sie sicherlich nur wegen den Worten von Jan Berger hiergelassen hatte.

„Wie wäre es mit einer Nummer aus Hair? Kannst du singen und tanzen? Den Zuschauern deine hübschen Brüste zeigen? Ich habe sie mir ansehen dürfen, als David mit dir über die Arbeit sprach. 38 C?“

„36 C!“

Sie war ein wenig empört, aber sie musste trotzdem lachen. Es war etwas so Jungenhaftes, so Ungekünsteltes an ihm, das sie sich nicht ärgern konnte.

Er kletterte von dem Gerüst herunter, zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich an das Bühnenportal auf der linken Seite.

Zum ersten Mal konnte sie ihn genauer betrachten.

Es gefiel ihr, was sie sah.

Sie mochte die Form seines Kopfes, die Art, wie er sie aus verschleierten, dunklen Augen ansah. Es gefiel ihr, wie er lächelte und wie er dastand, groß, schlank und muskulös. Sie mochte seine tiefe ruhige Stimme.

Er war noch jung, vielleicht fünfundzwanzig oder dreißig. Aber für Valentina mit ihren 18 Jahren war er etwas Besonderes, Unerreichbares.

„Du bist nicht wie die anderen Mädchen“, sagte er.

„Ich weiß auch nicht, du bist eben anders. So richtig unschuldig. Ich glaube, darum hat´s mich gepackt. Als ich dich so allein auf der Bühnentreppe sah, so ängstlich, so zerbrechlich, da dachte ich, dass du das attraktivste Mädchen wärst, das ich je gesehen hatte. Ich glaube, du könntest mit Männern schlafen und würdest immer noch unschuldig bleiben.“

Er ging auf sie zu, die Zigarette hing in seinem Mundwinkel. Ihr Herz schlug lauter und sie spürte einen Anflug von Schuld, von Scham. Unschuldig!

Sie senkte die Augen, aber er fasste mit Daumen und Zeigefinger nach ihrem Kinn und hob ihren Kopf hoch, sodass sie ihn ansehen musste. Dann warf er die Zigarette auf den Boden und trat sie mit dem Absatz aus.

„Du brauchst gar nichts zu sagen. Pass auf, dass sie dich hier nicht alle flachlegen. Sie werden es tun, wenn du es zulässt. Das ist ein verrotteter Haufen hier, alles Arschlöcher, das kannst du mir glauben. Ich weiß, du hast es dir vielleicht ein bisschen anders vorgestellt. Aber ich will dir etwas sagen. Hier wirst du lernen, wie es beim Theater zugeht. Vielleicht ist dies das Beste, was dir passieren kann. Am Ende des Sommers, wenn du zu Mami und Papi nach Rosenheim zurückkehrst, dann wirst du alles hassen. Vielleicht auch dich selbst, weil du dich hier reingestürzt hast. Vielleicht wirst du dann einen jungen Burschen vom Land heiraten, mit dem du auf der Schule warst. Du wirst einen Haufen Kinder haben und diesen Sommer vergessen, indem du lernen wolltest, wie eine Schauspielerin ist, was sie ist und wie sie sein sollte!“

Seine Stimme klang rau, aber er lächelte und sein Zeigefinger glitt über ihr schönes ovales Gesicht. Sie sah ihn mit ihren klaren und zärtlichen Augen an.

„Wenn das Theater so furchtbar ist, warum bist du denn dabei?“, fragte sie ihn.

„Weil es das ist, was ich am besten kann. Ich bin genauso ein Idiot wie alle anderen und werde deswegen auch ausgelacht. Aus demselben Grund ist David dabei. Ich habe alles, was ich von der Regieführung weiß, von ihm gelernt. Er ist ein richtiger Profi. Und uns beiden gefällt dieses verrückte Leben. Er verdient einen Haufen Geld und mir geht es auch ganz gut.“

„Werde ich jemals eine Rolle kriegen?“

„Vielleicht. Vielleicht eine kleine, Schätzchen. Du hast einen Vertrag mit dem größten Sklavenhändler der Welt abgeschlossen. Mit Clément de Réunion. Er wird dich und die anderen doofen Schauspielschülerinnen den ganzen Sommer über arbeiten lassen. Ihr werdet Dekorationsstücke bemalen, ihr werdet die ganze Scheißarbeit machen, weil er ein Mann ist, der sein Metier versteht. Er hat euch mit dem Vertrag ausgenutzt, weil ihr gehofft hattet, durch diese Gelegenheit eine Schauspielerin zu werden.“

 

„Er sagte bei meinem Vorsprechen, ich bekäme eine Hauptrolle!“

Sie lachte mittlerweile selbst über ihre Naivität und trat zurück, sie spürte die Wärme seines Körpers, seinen Geruch und sie zitterte, als sie spürte, wie erregt sie war.

Was ging nur in ihr vor?

Warum konnte sie ihre Gefühle nicht mehr beherrschen seit sie in diesem Theater war?

Was trieb sie eigentlich zu solchen sexuellen Gefühlen. Vielleicht war es das, was sie immer gewollte hatte. Sie hatte sich von ihren Eltern gelöst und lebte alleine in der Großstadt München.

War es diese Trennung? War es eine Befreiung?

„Hör zu, Valentina“, sagte Jan.

Er nahm sie an den Schultern und zog sie an sich.

„Vergiss, was Clément de Réunion zu dir gesagt hat. Hör auf mich! Ich weiß, es klingt kitschig, aber du wirst eine Menge über die Schauspielerei und das Theater lernen, auch wenn du die Johanna von Orléans nicht spielen wirst. Glaub mir, David Buchmann wird dich eine ganze Menge lehren. Du wirst entsetzlich viel arbeiten müssen, aber es wird die Sache wert sein. Um Himmels willen, schau mich doch nicht so an! Was ist mit dir los? Ich will dich beschützen und ich will dich auch haben. Bei dir fühle ich mich wie ein Vater und ein Liebhaber. Valentina, du bist entzückend. Du bist wunderschön, mein Mädchen.“

Und dann nahm er sie unter dem Scheinwerferlicht auf der Bühne in die Arme und küsste sie. Sein Mund war gierig, zärtlich, ungeduldig, als er sie an sich presste. Sie ließ ihn ihr Kleid und Büstenhalter öffnen, das Höschen herunterziehen, während eine zitternde Erregung sie fast wehrlos machte.

Sie dachte nicht mehr an Lara Claire.

Sie wollte Jan!

Nun wollte sie alles wissen, spüren und erleben. Sie hatte die Grenze sowieso überschritten, jetzt war es zu spät, noch etwas dagegen zu tun. Niemals würde sie wieder jenes Mädchen sein, das einmal an die Studiotür vom Theater44 geklopft hatte.

Sie war Valentina Burgmeister, jung, schön und begehrenswert. Ein Mädchen, das Männer und Frauen gleichermaßen haben wollte, ein sexuelles Wesen, das den Sex brauchte, um ihre ganze Schönheit und Ausstrahlung zu entfachen, um zu spüren, wie eine echte Frau fühlen musste.

Jans Lippen wanderten über ihre Haut, hinterließen rote Flecken auf ihrem Hals. Seine Hände verzauberten sie, als er an ihren Brüsten spielte. Die Fingerspitzen fühlten sich an, als wollten sie ihr sagen, wie schön sie seien. Die rosa Nippel richteten sich vor Wollust auf.

Sie war nackt.

Schnell schlüpfte er aus seiner Jeans und trug sie auf den Armen hinter die Bühne in seine Garderobe. Er schaltete ein rosa Licht ein und legte sie behutsam auf das Bett, das er für seine regelmäßigen sexuellen Aktivitäten in seine Garderobe stellen hatte lassen. Im nächsten Augenblick begannen seine Finger ihren wunderschönen Körper, der vor Erregung bebte, zu erkunden.

„Komm, Liebling“, flüsterte er heiser. „Sag mir, was ich mit dir tun soll, was du dir am liebsten wünschst.“

„Ich will deinen großen, schönen Schwanz“, sagte sie und nahm ihn zwischen die Finger. Sie spürte, wie der mächtige Penis noch härter wurde, wie sein Umfang wuchs, wie er noch länger wurde. Dann legte er seine Hand über die ihre und zeigte ihr, was sie tun musste, um ihn so zu erregen, wie ein Mann an seinem Glied erregt werden wollte.

„Ich will, dass du ihn mir reinsteckst. Ich will ficken. Ja, ich möchte jetzt mit dir vögeln“, stöhnte sie laut.

Seine Fingerspitzen rieben über ihre Klitoris, die härter und härter wurde. Ihre Liebessäfte begannen zu fließen, zwischen ihren Hinterbacken wurde es nass. Dann legte er sich über sie, rutschte kurz zurück und schob ihre Knie hoch. Im nächsten Augenblick glitt sein Phallus, hart wie eine Eisenstange, tief in sie hinein.

Dann stieß er tiefer, immer tiefer hinein und sie empfand unglaubliche Lust. Sie spürte ganz deutlich, wie er sich in ihr bewegte. Etwas Fremdes war zwischen ihren Beinen und im Körper. Ganz langsam stieß er zu und zog seinen Penis wieder heraus, stieß ihn wieder hinein. Er sagte kein Wort, es war, als ob er auf ihr zitterndes Atmen hörte, auf ihr Wimmern, auf die leidenschaftlichen Schreie, die sie ausstieß.

„So ist es richtig, du hast die richtige Stelle gefunden. Ich werde sterben! Oh lieber Himmel. Hör nicht auf, Jan, bitte hör nicht auf!“

Sie warf die Arme hoch und legte sie um seinen Rücken, dann glitten die Hände tiefer bis zu seinen Hinterbacken. Sie drückte sie, es war, als müsste der gewaltige Penis noch tiefer in sie eindringen, aber sie spürte, wie er ihren Uterus berührte und wusste, dass er sie völlig ausfüllte.

Vielleicht war es diese Berührung, die das phantastische Gefühl auslöste, das schöner war als jenes, das ihr Lara verschafft hatte.

Valentina stieß einen wilden, irren Schrei aus, als ob sie nicht mehr wüsste, was um sie herum vorging. Sie war nun in ihrer eigenen Welt. Einer Welt aus explodierenden Lichtern, rauschenden, flammenden Sensationen. Das Einzige, was nun noch Bedeutung hatte, war der phantastische Orgasmus, der sie durchschüttelte.

Das Nächste, das sie spürte war, als er sich in sie ergoss, als sie die heiße Flut in sich spürte.

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