Wenn das Unterbewusstsein spricht

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Wenn das Unterbewusstsein spricht
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Brigitte Papenfuss & Ralf Mooren

WENN DAS

UNTERBEWUSSTSEIN SPRICHT

Wie die Energie der Seele die Realität lenkt

Ein Sachbuch zur Veränderung der Realität als Roman

nach einer wahren Begebenheit

Bibliografische Informationen:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar.

© BOSON Verlag, Mönchengladbach 2015

1.Auflage 2015

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-944878-01-0

Cover: Bastian Schüren, Kokos GmbH, Mönchengladbach

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Danksagung

Vorwort - Dieser Roman könnte Ihr Leben verändern

Teil 1 - Das Unterbewusstsein im Dialog

Der unfreiwillige Weg

Ankommen in der Höhle des Löwen

Showhypnose vs. therapeutische Hypnose

Der Fluchtweg ist offen

Möchten Sie wirklich?

Die hypnotische Trance

Unbewusste Programme und Wirksuggestionen

Kommunikation mit dem Unbewussten

SOL Hypnose und die Medizin

Der Erfassungsbogen

Das Vorgespräch

Die positive Ressource

Vorbereitung der Hypnose

Einleitung durch Augenfixation

Der Rapportaufbau

Vertiefung

Katalepsie des rechten Beines

Die Fraktionierung

Regression und Rückführung

Die auslösende Situation

Neue Überzeugungen erarbeiten und verankern

Die Ausleitung

Das Nachgespräch

Nachspiel

Teil 2 - Was ist wirklich Wirklichkeit?

Ein gemütliches Zusammentreffen

Der Auslöser des Wandels

Die Zwischenbilanz des Lebens

Energiearbeit – die intuitive Rückverbindung

Woraus bestehen wir eigentlich?

Alles kommt und geht aus dem Nichts

Materie oder Energie?

Geist steuert Materie

Spukhafte Fernwirkung?

Bereit für neue Erkenntnisse?

Die unbewusste Dimension

Die bedingungslose Liebe

Die Frage nach dem Sinn des Lebens

Der Tod und die Ewigkeit des Seins

Wenn die Seele den Körper verlässt

Woher unsere Identität kommt

Das psychoenergetische Feld

Alltag in der Leistungsgesellschaft

Realität erschaffen durch Manifestation

Die geistige Welt

Das Geheimnis des Lebens

Über die Autoren

Eine Empfehlung von BOSON

Danksagung

Unser besonderer Dank gilt unserem Klienten, Herrn Manfred Schneider*, ohne dessen vehementes Drängen, seine Hypnose und somit die SOL Methode im Detail zu veröffentlichen, dieses Buch niemals zustande gekommen wäre.

Brigitte Papenfuß & Ralf Mooren

*Anmerkung: (Name auf Grund der Schweigepflicht und zum Schutz der Persönlichkeitsrechte geändert).

Vorwort
Dieser Roman könnte Ihr Leben verändern

Mit seiner bewussten Aufmerksamkeit kann der Mensch nur einen kleinen Ausschnitt der unendlichen Realität erkennen, deren Teil er ist. Genauso, wie man nur die Spitze eines Eisberges aus dem Wasser ragen sieht, so ist das Wesentliche für unsere bewusste Wahrnehmung unsichtbar.

Befinden wir uns allerdings in einer tiefen, hypnotischen Trance, so erschließen sich uns über unser Unbewusstes weit größere Realitäten – Realitäten voller Perspektiven für unser Leben.

Was ist Realität? Was ist wirklich Wirklichkeit? Und was wäre, wenn wir die Wirklichkeit verändern könnten?

Mit diesem Buch tauchen wir ein in die geheimnisvolle und faszinierende Welt der Tieftrance – in die Tiefe des menschlichen Seins. Und was begegnet uns hier? Menschen, die detailliert und hoch emotional von Situationen aus früheren Leben berichten. Mehr noch, Menschen, die in höchsten Glücksgefühlen unter Tränen der Rührung von jenem Zustand berichten, den wir aus unserer physischen Sicht als den “Tod“ bezeichnen. In diesem Zustand der Tieftrance fühlen diese Menschen eine innige Verbindung mit einer bedingungslosen Liebe, deren Teil sie sind. Die Dimensionen von Raum und Zeit, so wie wir sie mit unserem wachen Bewusstsein wahrnehmen und als selbstverständlich akzeptieren, sind in diesem Zustand der unbewussten Wahrnehmung vollkommen aufgelöst. In diesem Zustand besteht nur noch das pure, individuelle Sein in inniger und liebevoller Einheit mit allem, was existent ist.

Ein Klient, der in diesen Zustand der Tieftrance gelangt, kann hier unter Führung eines Hypnosetherapeuten sein Unterbewusstsein dazu veranlassen, sein ganzes Leben nachhaltig zu verändern. (Anm.: Zur Bezeichnung des Unbewussten verwenden wir hier den umgangssprachlichen Begriff des “Unterbewusstseins“, da wir diesen für unsere Methode für treffender halten).

Es ist uns ein tiefes, inneres Bedürfnis, unsere Erfahrungen, die wir während unserer langjährigen Tätigkeit als Hypnosetherapeuten gemacht haben, an jeden einzelnen Leser weiterzugeben, der sich hierfür interessiert. Aus diesem Grunde beschreiben wir im Folgenden beispielhaft eine Hypnose, die in unserem Hause exakt so durchgeführt und protokolliert wurde, wie sie dargestellt ist. Dies erklären wir hiermit an Eides statt. Um hier einen umfassenden Einblick in die Problemstellung und die Gefühlswelten des Klienten, aber auch in die der Hypnosetherapeutin zu gewähren, haben wir hierzu die Form eines Romans gewählt.

Hierin wird der Ablauf einer SOL Hypnosetherapie vom Empfang des Klienten über das Vorgespräch bis hin zur eigentlichen Hypnose an jeder Stelle minutiös beschrieben. Insofern wendet sich dieses Buch an alle Leser, die unsere individuellen Erfahrungen teilen möchten und insbesondere auch an Hypnosetherapeuten, welche die exakt geschilderten Abläufe der Hypnose zum Erfahrungsaustausch nutzen möchten.

 

Der Name des Hypnotisanden wurde selbstverständlich geändert. Die Namen Doris und Manfred Schneider sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.

Das, was wir Tag für Tag während der von uns durchgeführten Hypnosen über die Unendlichkeit des Seins und somit der Seele erfahren, ist zutiefst beruhigend und voller Perspektiven für das Leben. Was hier passiert, ist absolut fantastisch, aber es ist rational nicht zu erklären. Aus diesem Grunde haben wir uns auf den Weg gemacht, um nach logisch und wissenschaftlich nachvollziehbaren Erklärungen für die Phänomene zu suchen, denen wir immer wieder begegnen. So konnten wir unserem Klienten Manfred Schneider die Erkenntnisse der Physik, der Quantenphysik, der Erforschung von Nahtoderlebnissen und von psychoenergetischen Feldern zur Beantwortung der vielen Fragen, die er nach seiner Hypnose hatte, anbieten. Wir wünschen jedem Leser unseres “Romans“, dass er hier für sich das finden möge, wonach er vielleicht im Stillen schon seit Langem sucht.

Teil 1

Der unfreiwillige Weg

Die Binnenschiffe auf dem Rhein waren kaum zu erkennen. Es war erst viertel nach zwei an diesem trüben Novembertag, aber alles lag im tristen Grau des feinen Nieselregens. Nachdenklich bog Manfred Schneider in die Cäcilienallee ein. Die Scheibenwischer seines komfortablen Geländewagens wischten immer wieder lautlos die feinen Regentröpfchen weg und die blaue Instrumentenbeleuchtung tauchte den Innenraum in ein bizarres Licht. Aber das alles bemerkte Manfred nicht wirklich. Viel zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt, die ihm immer wieder wie von selbst durch den Kopf gingen.

Manfred war ein gestandener Mann von achtundvierzig Jahren, den so leicht nichts aus der Fassung bringen konnte. Als Bauphysiker führte er eine eigene Ingenieurgesellschaft mit mittlerweile zwölf Mitarbeitern. Er lebte zusammen mit seiner Ehefrau Doris in einer luxuriösen Penthouse – Wohnung im Herzen von Düsseldorf. Alles hätte also bestens sein können. Aber das war es nicht. Er fühlte sich alles andere als bestens.

Während er auf die Südbrücke zufuhr, schoss es ihm durch den Kopf: „Was machst du hier eigentlich? Du hast achtundvierzig Jahre lang deine Probleme selbst gelöst, dann wirst du das jetzt auch noch schaffen!“ Für einen Moment hatte er den Impuls, hinter der Südbrücke abzufahren und umzudrehen. Den Blinker hatte er schon gesetzt, aber dann gab er sich einen Ruck und fuhr weiter geradeaus.

Manfred war auf dem Weg zu einem Hypnosetherapeuten in Mönchengladbach. Der Termin war für 15 : 00 Uhr angesetzt und das Ganze könne vier bis fünf Stunden dauern. Viel mehr wusste er auch nicht. Doris hatte den Termin für ihn gemacht. Er spürte, wie wieder dieser Ärger in ihm aufstieg. Er verzog das Gesicht. Da war er wieder, dieser unerklärliche, stechende Schmerz im rechten Oberschenkel. „Musste der jetzt ausgerechnet auch noch kommen?“ Als er am Kreuz Neuss West Richtung Aachen abfuhr, hatte es aufgehört zu regnen. „Wenigstens etwas“, knurrte er.

Wieder erschien das Bild von Doris, wie sie ihm bei ihrem letzten Streit vor zwei Wochen voller Wut und Verzweiflung entgegengeschleudert hatte: „Ich bin ein freier Mensch und nicht dein Eigentum!“ Doris hatte am Tag davor einen alten Schulfreund besucht, den sie zufällig in der Stadt wiedergetroffen hatte. Eigentlich wollte sie spätestens gegen 18 : 00 Uhr nach Hause gekommen sein, aber dann war sie erst gegen 22 : 00 Uhr wieder aufgetaucht. Manfred liebte Doris über alles und hatte zugleich die Angst, er könne sie verlieren. Und so hatte er sich in den vier Stunden, in denen er auf Doris gewartet hatte, die wildesten Gedanken darüber gemacht, was Doris und ihr Freund gerade alles so machten. Als sie dann schließlich nach Hause gekommen war, hatte er ihr die absurdesten Vorwürfe gemacht und es war wieder einmal zum Streit gekommen.

Aber diesmal war es ernst, sehr ernst. Manfred kannte diesen Punkt aus seinen früheren Beziehungen, die alle an seiner krankhaften Eifersucht gescheitert waren. Und so hatte er Doris versprochen, sich helfen zu lassen. Um ihr zu zeigen, wie ernst es ihm damit war, hatte er sie gebeten, für ihn einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu machen. Und dann, als er zwei Tage später abends nach Hause gekommen war, hatte sie ihm eröffnet, dass sie für ihn den heutigen Termin bei dem Hypnosetherapeuten gemacht hatte. Die Psychotherapeuten waren wohl alle für Monate ausgebucht und so hatte sie auf Anraten einer Freundin den Termin bei dem Hypnoseinstitut in Mönchengladbach gemacht. Er hatte sie entsetzt angeschaut und ihr erklärt: „Ich gehe zu keinem Hypnoseonkel!“ Aber als Doris ihn daraufhin entsetzt anschaute und er die schiere Verzweiflung in ihren Augen sah, hatte er eingelenkt und gesagt: „Na ja, ich kann´s ja mal versuchen.“ Und jetzt war er unterwegs zu seinem ersten Hypnosetermin. Ihm war schon sehr mulmig zumute, denn er hatte Angst, dass der Hypnotiseur irgendetwas mit ihm machen könnte, was für ihn nicht zu kontrollieren wäre.

Als das Navi ihn durch die gewundene Dorfstraße von Wickrathberg führte, wurde er richtig unruhig. „Das Ziel liegt links vor Ihnen“, ertönte es aus dem Navi und schon sah er auch das beleuchtete Schild des Hypnoseinstituts.

Es war ein gewaltiges, altes Bauernhaus mit zwei Geschossen, was an den vielen, hinterleuchteten Rundbogenfenstern gut zu erkennen war. Er parkte seinen Wagen in der Einfahrt, direkt vor dem großen, grünen Rundbogentor, und stellte den Motor ab.

Manfred wollte aussteigen, doch irgendwie ging das nicht. Die Schmerzen in seinem rechten Bein wurden auf einmal unerträglich und er konnte seinen eigenen Herzschlag hören, zumindest hatte er das Gefühl. Er atmete einige Male tief durch. Dann öffnete er entschlossen die Tür und stieg aus. Irgendwie fühlte er sich wie ein Tiger vor dem Sprung, als er auf den Klingelknopf drückte.

Ankommen in der Höhle des Löwen

„Hallo, Herr Schneider“, ertönte eine freundliche Frauenstimme aus der Wechselsprechanlage. „Bitte kommen Sie herein. Ich bin im anderen Gebäude und komme gleich rüber.“ Zugleich summte der Türöffner und die antike Eingangstür sprang auf. Zögernd trat Manfred ein und schloss die Tür hinter sich. Er befand sich in der großen, zentralen Eingangshalle, die hell erleuchtet war. Alle Wände waren mit einem weißen Lehmputz versehen, was er als Bauphysiker direkt erkannte. Er stand auf einem roh belassenen Dielenboden aus Mooreiche und eine hohe, moderne Holztreppe führte in die obere Etage. Manfred sah sich noch interessiert um, als er hörte, dass irgendwo auf der Rückseite des Gebäudes eine Tür geöffnet wurde. Jetzt hörte er Schritte, die schnell näher kamen und durch die Tür, die der Eingangstür gegenüberlag, kam eine Frau mit gewinnendem Lächeln auf ihn zu. „Brigitte Papenfuß“, stellte sie sich vor und streckte ihm die Hand entgegen. „Manfred Schneider“, sagte er mit einiger Erleichterung in der Stimme und gab ihr die Hand. Hierbei schaute er nach unten, denn die Frau, die etwa in seinem Alter sein mochte, war gut zwei Köpfe kleiner als er. „Möchten Sie ablegen?“ Manfred nickte und schälte sich aus seiner fellgefütterten, dunkelbraunen Lederjacke. Die zierliche Frau nahm ihm die Jacke ab, hängte sie ordentlich auf einen Kleiderbügel und verstaute sie in der Garderobe.

„Wenn Sie mir bitte folgen wollen“, lächelte sie ihn an und ging bereits voraus, ohne sein höfliches „Ja, gerne“, abzuwarten. Sie gingen einen langen Gang entlang, der sich an der Rückseite des Gebäudes befand. Durch die Fenster erblickte Manfred einen begrünten, großen Innenhof, der von drei Seiten durch weitere Gebäude gebildet wurde. Obwohl es immer noch sehr diesig war, schien das Ganze in ein eigentümlich warmes, gelbliches Licht getaucht. Frau Papenfuß öffnete die letzte Tür und sie betraten einen Raum, der entgegen seinen Erwartungen überhaupt nichts von einem Behandlungszimmer hatte. Der Raum war über kunstvolle Bodenlampen in den Ecken spärlich, aber vollkommen ausreichend beleuchtet. Hier stand eine Sitzgruppe aus einem gemütlichen Sofa und zwei bequemen Ledersesseln, die um einen niedrigen Glastisch gruppiert waren. Auf dem Tisch standen diverse Getränke, eine Schale mit Süßigkeiten und zwei silberne Kannen sowie zwei Gläser und zwei Tassen.

„Bitte nehmen Sie Platz – wo immer Sie möchten“, forderte Frau Papenfuß ihn freundlich auf und deutete mit einer einladenden Geste auf die Sitzgruppe. Instinktiv wählte Manfred den bequemen Ledersessel am Fenster aus. Von hier hatte er die Eingangstür am besten im Blick. Er sah sich kurz um und bemerkte, dass der ganze Raum in dem gleichen, schlichten Stil gehalten war, der ihm schon in der Eingangshalle aufgefallen war. Manfred war immer noch sehr angespannt, aber Frau Papenfuß schien davon nichts zu bemerken. Sie setzte sich auf das Sofa, sodass er links von ihr saß. „Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten oder einen Tee? Oder lieber etwas Kaltes?“ „Einen Kaffee nehme ich gerne“, antwortete Manfred. Frau Papenfuß griff nach einer der Kannen, goss zwei Tassen dampfenden Kaffees ein und stellte eine Tasse vor ihm auf den Tisch. „Eine Kleinigkeit noch, dann kann es sofort losgehen.“ Sie stand auf, ging zu einem Wandschrank und kam mit einer dicken, weißen Kerze zurück, die sie auf den Tisch stellte und anzündete. „Ich finde es so einfach gemütlicher“, stellte sie fest. „Sie doch auch, oder?“ Manfred nickte und nahm einen Schluck Kaffee. Frau Papenfuß schien das leichte Zittern seiner Hand dabei nicht zu bemerken.

Showhypnose vs. therapeutische Hypnose

„Schön, dass Sie zu uns gekommen sind, Herr Schneider“, eröffnete die Hypnosetherapeutin das Gespräch. „Haben Sie schon eine Vorstellung von dem, was eine Hypnose ist und was man damit bewirken kann?“ Manfred blickte überrascht auf. Eigentlich war er ja nur hierhergekommen, um Doris von seinen ehrlichen Bemühungen zu überzeugen.

Natürlich hatte er schon lange nach einem gangbaren Weg gesucht, seine immer wiederkehrende Eifersucht zu besiegen. Jedes Mal, wenn die Eifersucht in ihm aufstieg, begannen sich seine Gedanken aufzuschaukeln – und dann war es zu spät. Sobald er seine Partnerin dann sah, machte er ihr eine fürchterliche Szene. Und eine Beziehung verträgt das nicht, jedenfalls nicht immer wieder und schon gar nicht in immer kürzeren Abständen. Das hatte er schon oft erlebt – immer wieder. Und mit Doris war es jetzt schon wieder fast so weit. Ja, er wünschte sich nichts sehnlicher, als die Eifersucht, die ihn immer wieder übermannte, loslassen zu können.

Aber sich dafür in einer Hypnose umdrehen zu lassen, davor hatte er eine tiefe, innere Abneigung, auch wenn Doris noch so viel Hoffnung in die Hypnose setzte. Bedächtig antwortete er:

„Ehrlich gesagt, habe ich schon einige Showhypnosen im Fernsehen gesehen. Ich konnte nie verstehen, dass sich erwachsene Menschen hier vor staunendem Publikum von einem Hypnotiseur zum Affen machen lassen. Offengestanden, habe ich diese Hypnosen immer für ein abgekartetes Spiel gehalten. Einmal habe ich allerdings in einer Fernseh-Show eine junge Frau gesehen, die in Hypnose vollkommen versteift wurde, vom Kopf bis zu den Füßen. Zwei Helfer hatten sie dann auf zwei Stühle gelegt, einen unter ihren Kopf und einen unter ihren Füßen. Die Frau war steif wie ein Brett und sogar, als sich eine andere Frau auf ihren Bauch setzte, sackte sie keinen Millimeter ab. Dann wurde sie wieder von den beiden Helfern auf die Beine gestellt. Der Hypnotiseur pustete in ihr Gesicht und sie war sofort wieder vollkommen beweglich. Wie der Trick funktioniert hat, weiß ich bis heute nicht.“ Manfred hatte sich fast in Rage geredet.

„Das war kein Trick“, erklärte die Hypnosetherapeutin. „So etwas bezeichnet man in der Hypnose als “kataleptische Brücke“. Es ist ziemlich einfach, die Muskulatur zum Beispiel eines Armes mittels Hypnose vollkommen zu versteifen. Der Betreffende kann in dem Moment seinen Arm nicht mehr bewegen. Und je mehr er es versucht, desto steifer wird der Arm. In der Hypnose bezeichnet man so etwas allgemein als “Katalepsie“. Bei einer kataleptischen Brücke wird dann während der Showhypnose der gesamte Körper versteift. Dieses Versteifen selbst ist hierbei noch vollkommen ungefährlich. Aber die Tatsache, dass man diesen versteiften Körper dann vollkommen frei tragend auf zwei Stühle legt und ihn dazu noch mit dem zusätzlichen Gewicht einer anderen Person belastet, ist in höchstem Maße unverantwortlich. Kein Mensch kann hierbei körperliche Spätfolgen ausschließen. Der hiermit verbundene Showeffekt ist allerdings so eindrucksvoll, dass ein verantwortungsloser Showhypnotiseur alle hiermit verbundenen Risiken vehement abstreiten würde. Dabei mag dieses “Pusten ins Gesicht“, was Sie gesehen haben, den Showeffekt, also die Demonstration der Macht des Hypnotiseurs, noch unterstreichen, aber für mich ist das einfach äußerst unhygienisch.

 

Hierbei will ich nichts gegen die Showhypnose als solche sagen. Sie beruht schließlich immer auf einer Absprache zwischen dem Hypnotisierten und dem Hypnotiseur, wobei die Möglichkeiten der Hypnose eindrucksvoll präsentiert werden. Nur schließt ein wirklich guter Showhypnotiseur jegliche Gefahr von Spätfolgen von vornherein aus. Er suggeriert den Leuten, die er hypnotisiert, auch nicht, irgendetwas zu tun, dessen sie sich nach der Hypnose schämen müssten. Und vor allem denkt er nicht einmal im Traum daran, eine kataleptische Brücke vorzuführen, was er übrigens mit Leichtigkeit könnte“, fügte sie hinzu.

Manfred hatte interessiert zugehört. Er konnte es kaum fassen, dass die Showhypnose, von der er gerade erzählt hatte, ohne versteckten Trick abgelaufen sein sollte. Ganz langsam dämmerte es ihm, dass die Hypnose wohl eine sehr wirksame Methode sein könnte, um Veränderungen herbeizuführen.

„Führen Sie auch Showhypnosen durch?“, fragte er lauernd. „Nein“, antwortete sie lächelnd, „wir führen keine Showhypnosen durch, noch nicht einmal im Freundeskreis und“, fügte sie hinzu, „das könnten wir auch gar nicht. Mein Kollege und ich führen ausschließlich therapeutische Hypnosen durch. Die Hypnose lässt sich zwar für das eine wie für das andere einsetzen, aber hier kommt es auf die innere Einstellung des Hypnotiseurs an.

Ein Showhypnotiseur möchte sein Publikum gut unterhalten und seine Fähigkeiten als Hypnotiseur darstellen. Hierbei dient ihm derjenige, den er gerade hypnotisiert, als Mittel zum Zweck.

Zu uns kommen Menschen, die tiefgreifende, persönliche Probleme haben. Für sie ist eine Hypnosebehandlung vielfach der letzte Versuch, nachdem sie in aller Regel bereits jahrelange Therapien durchlaufen haben. In der Hypnosetherapie steht also der Mensch im Mittelpunkt und die Hypnose ist Mittel zum Zweck. Das ist der Unterschied.“