Heilung durch SOL-Hypnose

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Heilung durch SOL-Hypnose
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Brigitte Papenfuß & Ralf Mooren

Heilung durch SOL-Hypnose

Mit dem inneren Arzt zurück ins Leben

Bibliografische Informationen:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar.

© BOSON Verlag, Mönchengladbach 2015

1.Auflage 2015

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-944878-04-1

Cover: BA Graphic Design Alexander Ziegler, Köln

Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Wichtige Hinweise

Danksagung

Vorwort

Meine Heimat bin ich selbst

Woher, zum Kuckuck, weiß der Kuckuck

Wahrnehmung - nichts ist, wie es scheint

Offen für alles – bis das Ego anklopft

Homo Sapiens – verstehend ja, aber wirklich weise?

Glaube, Ängste, Übersinnliches – damals wie heute

Der Arzt – eine besondere Autorität

Woraus besteht unser Körper wirklich?

Sind wir Materie oder Energie – oder sogar beides?

Quantenverschränkung – spukhafte Fernwirkung?

Reise ins Innere der Materie

Wissenschaftlich erwiesen - oder doch nicht?

Das psychoenergetische Feld

Meine Heimat bin ich selbst

Mit dem inneren Arzt zurück ins Leben

Hypnose? Was ist das eigentlich?

Eine Behandlungsmethode, die keine ist

Einleitung der hypnotischen Trance

Tieftrance – hinein ins psychoenergetische Feld

Informationen und Emotionen in Tieftrance

Heilung im Licht

360 Hypnosen - die Fakten

Das Verfahren

Klienten – Struktur

Gründe für Hypnosen

Lokalisierung der Ursachen

Verankerungen im Unterbewusstsein

Benötigte Hypnosesitzungen

Erzielte Wirkungen

Hypnosen im Seminarbetrieb

Heilung Morbus Basedow

Heilung Morbus Bechterew / Psoriasis

Hypnosen aus der Praxis

Knochenkrebs

Thymuskrebs

Lungenkrebs

Panikattacken / Atemnot

Todesangst vor Erbrechen

Fingernägel kauen / Selbstwert

Bewegungsstörung / Steh-Störung

Forensische Hypnose

Klaustrophobie / Flugangst

Hypnose bei Krebs – nicht durchgeführt

Geistige Wesenheiten

Energetische Wechselwirkungen

Interferenzwellen von Mensch zu Mensch

Roger Nelson und das GCP

Geister und Gespenster

Besetzungen

Sag´ JA zum LEBEN!

Meine Diagnose und ich selbst

Die Ursache und der Schock

Sag´ Ja zum Leben!

Standardmedizin, Selbstheilung oder lieber beides?

Chemosensibilität? Was ist das?

Wie wirksam ist die Chemotherapie?

Chemotherapie: Neue Erkenntnisse seit 2012

Medikamentöse Immuntherapie bei Krebs

Biologische Medizin

Unkonventionelle Heilverfahren

Die Macht der Angehörigen

Resümee unserer Erkenntnisse

Quellenverzeichnis

Über die Autoren

Empfohlene Literatur

Wichtige Hinweise

Die in diesem Buch vorgestellte SOL-Hypnose® stellt ein hochwirksames Verfahren zur Behandlung von psychischen Störungen und körperlichen Erkrankungen dar, das auf die unbewusst vorhandenen Ressourcen, die jedem Menschen zu eigen sind, zurückgreift. Voraussetzung hierfür ist, dass der Hypnotisierte in den erweiterten Bewusstseinszustand einer Tieftrance gelangt, was wiederum von der persönlichen Grundhaltung sowie der physischen und psychischen Konstitution eines jeden Einzelnen abhängig ist.

Weder seitens der Autoren noch seitens des Verlages werden Heilversprechen abgegeben noch irgendwelche Garantien anderer Art übernommen. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass die Lektüre dieses Buches eine qualifizierte Ausbildung zum SOL-Hypnosetherapeuten® nicht ersetzt.

Die SOL-Hypnose ist ausdrücklich kein medizinisches Verfahren und stellt somit keinen Ersatz für eine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung dar.

Dieses Buch enthält eine Vielzahl von real durchgeführten Hypnosen, die detailliert und wahrheitsgetreu wiedergegeben sind. Dies erklären Brigitte Papenfuß und Ralf Mooren an Eides statt.

Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte und der Privatsphäre sind alle Namen, die im Zusammenhang mit einer real durchgeführten Hypnose in diesem Buch genannt werden, frei erfunden. Hierauf weisen wir im Text mit einem Sternsymbol (Name*) hin. Ähnlichkeiten zu Namen von lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Ausschließlich aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird die Form der maskulinen Schreibweise durchgehend eingehalten. Wir bitten Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, hierfür um Ihr Verständnis. Wir sind uns sehr sicher, dass auch Sie eine Form der Darstellung bevorzugen, die nicht ständig von Formulierungen wie „Klientinnen und Klienten“ oder „KlientInnen“ geprägt ist. Vielen Dank hierfür.

 

Danksagung

Unser besonderer Dank gilt allen unseren Klienten, die sich im Vertrauen auf unsere Begleitung in den erweiterten Bewusstseinszustand einer tiefen Trance begeben haben, um hier das unendliche Wesen ihres eigenen Seins zu entdecken und die hierin begründeten Potenziale für ihr Leben zu nutzen.

Vorwort

Ich bin austherapiert. Das sind die drei Worte, die wir immer wieder im Vorgespräch zu einer Hypnosebehandlung hören. Wenn ihnen aus medizinischer oder psychotherapeutischer Sicht keine Hoffnung mehr gemacht werden kann, fügen sich die meisten Menschen resignierend in ihr Schicksal, zumeist nach zermürbenden inneren Kämpfen.

In einer solchen Situation, in der alles hoffnungslos erscheint, eröffnet sich aber auch eine einzigartige Chance, nämlich die, mit eigenem freien Willen die Verantwortung für die eigene Gesundheit aktiv selbst zu übernehmen - allen niederschmetternden Prognosen zum Trotz. Heilen kann nur der Körper selbst.

Bei unseren Hypnosen haben wir immer wieder erfahren, dass jede Erkrankung, ganz gleich ob psychischer oder körperlicher Art, den unbewusst selbst erzeugten Ausdruck eines seelischen Ungleichgewichts widerspiegelt. Unser Unterbewusstsein steuert alle noch so komplexen Vorgänge in unserem lebendigen System von Körper, Geist und Seele, bis in die allerkleinste Zelle. Das Unterbewusstsein nimmt keinerlei Wertungen vor. So kann es, je nach psychischer Verfassung des Menschen, Krankheiten hervorrufen, diese aber im Umkehrschluss auch genauso heilen.

In diesem Buch stellen wir Ihnen eine Methode vor, mit der das Unterbewusstsein veranlasst werden kann, die vollständige Gesundheit an Körper, Geist und Seele für sich anzunehmen und somit die Selbstheilungsprozesse des Körpers, also den inneren Arzt, zu aktivieren. Wie wir anhand von vielen Beispielen aus der Praxis zeigen, treten in der Folge regelmäßig signifikante Verbesserungen bis hin zu vollständigen Heilungen auf, unabhängig von der Art der Erkrankung.

In diesem Zusammenhang veröffentlichen wir hier auch die Erkenntnisse über das menschliche Sein und die hiermit verbundenen Perspektiven, die wir in hunderten protokollierter Hypnosen während der letzten Jahre gewonnen haben. Diese Erfahrungen sind unter Anwendung der SOL-Hypnose reproduzierbar.

Während einer solchen Hypnosebehandlung gelangen unsere Klienten in den erweiterten Bewusstseinszustand einer Tieftrance, der gekennzeichnet ist von erhöhter Aufmerksamkeit bei zugleich eingeschränkter Kritikfähigkeit. Äußerlich zu erkennen ist dieser Zustand der Tieftrance an den Augen, die hinter den geschlossenen Lidern zu rollen beginnen. Vielfach öffnet der Klient auch seine Augen, zeigt aber in dieser Trancetiefe keinerlei Pupillenreaktion oder Lidschlussreflex.

In diesem Zustand ist die Wahrnehmung gegenüber dem Wachbewusstsein um ein Vielfaches erweitert, da hier der Filter, den ansonsten das Bewusstsein bildet, höchst durchlässig ist. Wenn auch die Antworten auf die Fragen des Hypnosetherapeuten sehr leise, meist sehr berührt und gedehnt kommen, so ist dennoch die direkte Kommunikation mit dem Unterbewusstsein eines sich in Tieftrance befindlichen Menschen problemlos möglich. Hier eröffnen sich Aspekte des menschlichen Seins, die alles, was gesellschaftlich als Wissen über das Leben akzeptiert ist, weit übertreffen:

Wir alle sind unvergänglicher Teil einer umfassenden immateriellen Realität, eines Feldes von Informationen und Gefühlen, in dem wir bedingungslos geliebt und angenommen sind. Wenn wir dieses Feld auch bewusst nicht wahrnehmen können, so sind wir dennoch zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens unbewusst mit ihm verbunden.

Den Nachweis hierüber und über die Potenziale, die hierin begründet sind, führen wir auf Basis der Analyse unserer Hypnosen der letzten Jahre.

Wir wünschen Ihnen, dass Sie hier das finden mögen, wonach Sie im Stillen vielleicht schon lange suchen.

Meine Heimat bin ich selbst

Albert Vigoleis Thelen (1903 - 1989)

Woher, zum Kuckuck, weiß der Kuckuck

… wie sein Ei auszusehen hat, wenn er es heimlich in ein fremdes Nest legt? Egal, welchem Vogel er sein Ei auch unterjubelt, es sieht immer genauso aus wie die Eier, die sich schon in dem Nest befinden, allenfalls ist es etwas größer. Die Wirtsvögel bemerken den Schwindel nicht, brüten das Ei aus und ziehen den kleinen Kuckuck groß. Nur, wie bewerkstelligt der Kuckuck dieses Kunststück, sein Ei so genial anzupassen? Hat vielleicht die Energie der Wirtsvögel Einfluss auf die Färbung und Pigmentierung des Kuckuckseies, das in der Kuckucksmutter heranwächst? Eine schlüssige Erklärung für dieses Phänomen gibt es jedenfalls bis heute nicht.


Kuckucksei im Nest der Grasmücke (oben rechts)

Vor ein anderes Rätsel stellen uns die Brieftauben mit ihrem untrüglichen Orientierungssinn. Auch über tausende von Kilometern finden sie präzise ihren Weg nach Hause. Um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen, haben ihnen Forscher in vielen Experimenten einmal die Nasenlöcher verklebt, um so den Geruchssinn auszuschalten, ein anderes Mal die Sehfähigkeit durch milchiges Eintrüben der Augen verringert oder sie mit starken Magneten versehen, um den Einfluss des Erdmagnetfeldes zu eliminieren. Bei jedem der Versuche fanden die Brieftauben zielsicher zurück in ihren Schlag, manche brauchten nur etwas länger. Auch dieses Rätsel der Natur ist bis heute ungelöst. Könnte auch hierbei ein unsichtbares Informationsfeld eine Rolle spielen?


Brieftaube – Meister der Orientierung

Viele Fischarten bilden riesige Schwärme, um sich so vor ihren natürlichen Feinden zu schützen oder um auf diese Weise leichter an Futter zu gelangen. Hierbei verhält sich der gesamte Schwarm intelligenter als jeder einzelne Fisch für sich. Forscher bezeichnen dieses Phänomen als Schwarmintelligenz. In solchen Fischschwärmen gibt es kein Leittier, das die Richtung vorgibt. Alle Fische eines Schwarms sind gleichberechtigt. Auf irgendeine geheimnisvolle Weise scheinen sie miteinander in Verbindung zu stehen, sodass der gesamte Schwarm zeitgleich seine Richtung oder seine Formation ändern kann, ohne dass die Fische miteinander kollidieren. Könnte es sein, dass alle Fische eines Schwarms ein gemeinsames Informationsfeld bilden, dessen Impulsen jeder einzelne Fisch bedingungslos und umgehend folgt?


Schwarmintelligenz – die optimale Formation in jeder Situation

Ein weiteres Wunder der Natur finden wir in einem Wespen- oder Hornissennest. Etwa Mitte April erwacht die Königin aus ihrem Winterschlaf und sucht sich eine geeignete Stelle, um ein Nest zu bauen, zum Beispiel einen hohlen Baum. Aus verwittertem Holz, das beinahe ausschließlich aus Cellulose besteht, formt sie zusammen mit ihrem Speichel die ersten Waben, in denen sie ihre Eier ablegt.


Schnitt durch ein Hornissennest – Perfektion pur

Nach kurzer Zeit schlüpfen die jungen Hornissen und beteiligen sich sofort am Bau des Nestes. Dessen äußerst stabile und ausgeklügelte Konstruktion besteht schließlich aus hunderten von sechseckigen Waben, die auf mehreren Ebenen angeordnet sind.

Zugleich durchzieht ein hoch effizientes Lüftungssystem das gesamte Nest, um die Innentemperatur auf diese Weise möglichst konstant auf 30° C zu halten, was der optimalen Bruttemperatur entspricht.

Die wabenförmige Konstruktionsweise eines solchen Nestes ist so genial, dass Ingenieure diese zum Vorbild genommen haben, um hochfeste Leichtbau - Konstruktionen nach diesem Muster zu entwickeln.

Doch bei aller Bewunderung für die technische Meisterleistung, nur aus Speichel und Cellulose komplexe Bauwerke erstellen zu können, stellt sich nun die Frage, woher die kleine Hornisse ihre immensen Kenntnisse und Fertigkeiten hat. Statt eines Gehirns verfügt die Hornisse lediglich über einige vernetzte Nervenknoten. Somit dürfte sie kaum in der Lage sein, ihren Nestbau präzise zu planen.

Könnte es daher nicht eher sein, dass sie einfach baut, ohne auch nur einmal darüber nachzudenken? Und wenn ja, dass sie alle Informationen, die sie hierzu benötigt, aus einem unendlichen Feld von Informationen erhält, einem Feld, dem sie bedingungslos und völlig natürlich vertraut?

So, wie die kleine Hornisse, agiert offensichtlich auch jede andere Lebensform der Natur, jedes Tier, jede Pflanze, jede Zelle – natürlich, instinktiv und in vollkommener Perfektion.

Selbstverständlich wird die Vielfalt der Lebensformen auf unserem Planeten und deren optimale Anpassung an ihren Lebensraum das Ergebnis einer permanenten Weiterentwicklung sein, so wie es Charles Darwin schon 1859 mit seiner Evolutionstheorie postulierte. Hiernach ist jede Spezies, und so auch der Mensch, das Produkt ihrer Gene. Durch Mutation und Selektion überleben demzufolge nur die stärksten und am besten angepassten Spezies. Dies würde, bei konsequenter Betrachtung, für die kleine Hornisse, die Fische, die Vögel und alle anderen Lebensformen bedeuten, dass sie alle Informationen, die sie benötigen, um ihr Leben zu meistern, von Geburt an in sich trügen.

Wenn auch die Evolutionstheorie logisch erscheint, so erklärt sie dennoch nicht, wie sich die Lebewesen auf ihre jeweils aktuellen Umweltbedingungen einstellen. Hier muss es noch irgendetwas Zusätzliches geben, das die instinktiven Reaktionen der Lebewesen auf die aktuelle Situation auslöst, eine Art Rückkopplung also. Die Taube findet von jedem beliebigen Ort aus ihren Heimweg. Die Fische des Schwarms wechseln plötzlich, koordiniert und zielbestimmt ihre Richtung, ganz wie es die aktuelle Situation erfordert. Die kleine Hornisse passt die Bauweise ihres Nestes genau an dessen Standort an und in der Kuckucksmutter wächst ein Ei heran, das genauso aussieht wie die Eier der jeweiligen Wirtsvögel.

Wenn die Vererbung allein bestimmend wäre, so müssten die Gene der Lebewesen unendlich viele Informationen beinhalten, für jede Lebenssituation eine. Diese eine, und zwar die zur jeweiligen Situation passende, müsste zudem in Bruchteilen von Sekunden abgerufen werden können. Selbst dies würde nicht erklären, wie der Fischschwarm schlagartig seine Richtung ändern kann, denn hierzu ist zweifelsfrei eine wie auch immer geartete Kommunikation der Fische erforderlich.

Daher ist zwingend anzunehmen, dass die Gene nur so etwas wie eine Grundinformation darstellen und dass die Steuerung und Kommunikation der Tiere über ein instinktiv wahrgenommenes Energiefeld von Informationen erfolgen. Da dieses Energiefeld offensichtlich intuitiv wahrgenommen wird, es also eine direkte Wechselwirkung mit der Psyche eingeht, bezeichnen wir es als „psychoenergetisches Feld“.

Wenn ein solches Feld von psychischer Energie existent ist und dieses von allen Lebensformen der Natur intuitiv wahrgenommen werden kann, dann müsste es uns als Menschen ja auch möglich sein, dieses Feld wahrzunehmen. Warum bemerken wir hiervon in unserem Alltag nichts? Gelingt es uns vielleicht sogar, das psychoenergetische Feld nachweisbar zu beeinflussen? Doch wenn wir dieses Energiefeld beeinflussen könnten, bedeutete das nicht im Umkehrschluss, dass auch wir als Menschen von dem psychoenergetischen Feld beeinflusst werden würden?

Kommt unsere Intuition vielleicht direkt aus diesem psychoenergetischen Feld? Oder sogar unsere individuelle Identität?

Um zu belastbaren Antworten auf all diese Fragen zu kommen, müssen wir uns zunächst einmal mit der Frage beschäftigen, wie unsere menschliche Wahrnehmung funktioniert und inwiefern sich diese gegebenenfalls von der tierischen unterscheidet.

 

Wahrnehmung - nichts ist, wie es scheint

Stellen wir uns einmal vor, wir würden in Frankfurt in ein Flugzeug steigen, um eine Reise nach Neuseeland anzutreten. Nach einem Zwischenstopp in Bangkok, befinden wir uns einen Tag später im Zentrum von Auckland, vielleicht in einem Café. Wir blicken sinnierend in unsere Tasse, lehnen uns ganz entspannt in den Sessel zurück und denken einmal darüber nach, wo wir uns befinden und was sich gegenüber zu Hause verändert hat.

Mal sehen, also, wir haben unsere Uhren um 10 Stunden vorstellen müssen, da wir auf unserer Reise der Sonne entgegen geflogen sind und wir freuen uns darauf, Neuseeland zu entdecken, aber ansonsten hat sich nach unserem Empfinden nichts geändert, absolut nichts. Das ist für uns vollkommen normal, etwas anderes haben wir auch nicht erwartet. Aber was ist denn aus physikalischer Sicht tatsächlich passiert? Betrachten wir uns doch einfach einmal von oben, von weit oben, also aus dem Weltraum.

Aus dieser Perspektive sehen wir, wie wir in Neuseeland mit den Füßen an der Erde kleben, mit dem Kopf nach unten. Für den Physiker ist das ganz normal. Er weiß, dass wir wie jede Form von Materie, und zum Glück auch unser Kaffee, den Gravitationskräften unterliegen und diese wirken nun mal an jedem Ort der Erde in Richtung Erdmittelpunkt. Deshalb ist für uns von der Gravitation her die Erdoberfläche immer unten, ganz gleich an welchem Ort auf der Erde wir uns auch befinden. Aber wieso bemerken wir nichts davon? Und auch nichts von der Drehung der Erde?


Planet Erde

Die Erde ist eine Kugel mit einem Umfang von rund 40.000 km. Diese Kugel dreht sich 1-mal am Tag um ihre eigene Achse. Wenn wir uns am Äquator befinden, zum Beispiel in Ecuador oder in Kenia, dann legen wir 40.000 km an diesem einen Tag zurück, 40.000 Kilometer in 24 Stunden, ohne dass wir uns selbst auch nur einen Millimeter bewegen. Unsere Bahngeschwindigkeit beträgt hier also rund 1.660 km/​h.

In Köln beträgt der Umfang um die Erdachse nur noch 25.000 km. Dort sind wir also mit einer Bahngeschwindigkeit von rund 1.040 km/​h unterwegs, ohne dass wir das Geringste davon bemerken. Wenn wir uns auf dem Nordpol oder dem Südpol befänden, dann würden wir uns ganz gemächlich nur 1-mal in 24 Stunden um unsere eigene Achse drehen. Darüber hinaus bewegen wir uns noch einmal pro Jahr mit unserem ganzen Planeten um die Sonne, was immerhin einer Geschwindigkeit von rund 108.000 km/​h entspricht. Aber auch hiervon bemerken wir natürlich nichts, weil unser Gehirn unsere Wahrnehmung ständig korrigiert.

Alles, was wir wahrnehmen, also für uns als „wahr“ annehmen, ist eine Konstruktion unseres Gehirns. Wenn wir zum Beispiel an einem Bahnübergang stehen und einen vorbeifahrenden Zug anschauen, nehmen wir mit unseren Sinnesorganen physikalische Signale auf. Das vom Zug reflektierte Sonnenlicht trifft als elektromagnetische Strahlung auf Rezeptoren in unserer Netzhaut. Dort wird diese Strahlung in bioelektrische Energie umgewandelt, in Feuerungsraten von Neuronen.

Die so kodierten Informationen werden an die Sehareale im Gehirn weitergeleitet. Von dort aus werden dann wieder andere Hirnregionen in den Prozess mit einbezogen, wodurch Komponenten wie Vorerfahrung oder Aufmerksamkeit mit einfließen. Parallel hierzu werden andere Umweltsignale wie Luftdruckschwankungen oder mechanische Schwingungen in ähnlicher Weise prozessiert, bis aus dem komplexen Feuerwerk von Neuronen schließlich die individuelle Wahrnehmung des Zuges entsteht, der mit farbigen Wagen ratternd vorbeidonnert, so dass die Erde erzittert. Wie genau aus dem ganzen Neuronen-Feuerwerk die Wahrnehmung und die damit verbundenen Gefühle entstehen, ist ein bis heute ungelüftetes Geheimnis der Natur, das in der Philosophie auch als „Leib-Seele-Problem“ bezeichnet wird.

Wie dem auch sei, die Wahrnehmung ist ein sehr komplexer Prozess, in den alles im Leben Erlernte und jede jemals gemachte Erfahrung unbewusst mit einbezogen werden. Somit ist nicht davon auszugehen, dass 2 Menschen, die dasselbe sehen, auch dasselbe wahrnehmen. Jedes Gehirn erzeugt hierbei seine eigene Wahrheit. Allerdings kann man bei Menschen, die im gleichen Kulturkreis aufgewachsen und somit ähnlich geprägt sind, systematisch gleiche Fehlleistungen in der Wahrnehmung erkennen, zumindest, wenn das Gehirn vor außergewöhnliche Aufgaben gestellt wird.

So ist zum Beispiel das Lesen in unserem Kulturkreis hoch trainiert. Diese Vorerfahrung versucht das Gehirn in den Vordergrund zu stellen. Wenn wir die Farben der folgenden Wörter benennen wollen, bemerken wir erstaunt, wie schwer uns das fällt. Könnten wir allerdings noch nicht lesen, wäre es kinderleicht.

rot gelb grün blau schwarz grau orange

Gar nicht so einfach, oder? Dieses Phänomen, das in der Experimentalpsychologie als „Stroop-Effekt“ bekannt ist, tritt bei mentalen Verarbeitungskonflikten auf. Es zeigt, dass gut trainierte Vorgänge, wie in diesem Fall das Lesen, nahezu automatisch ablaufen, während ungewöhnliche Aufgaben, wie hier das Benennen der Farben, deutlich mehr Aufmerksamkeit erfordern. Entspricht die Farbe der Buchstaben nicht der Bedeutung des Wortes, so verlängert sich die Reaktionszeit und die Fehlerquote steigt.

Der gleiche Effekt tritt auf, wenn wir vor die Aufgabe gestellt werden, von 2 Zahlen, die uns jeweils paarweise im Sekundentakt auf einem Bildschirm präsentiert werden, zum Beispiel 3 und 5, die jeweils höhere zu benennen. Insbesondere bei einstelligen Zahlen stellt das überhaupt kein Problem für uns dar. Schwierig wird es aber sofort, wenn die Schriftgröße der Zahlen unterschiedlich ist. Wird hierbei die höhere Zahl nach dem Zufallsprinzip kleiner dargestellt als die niedrigere, steigen die Reaktionszeiten und Fehlerquoten sprunghaft an. Offensichtlich setzt unser Gehirn voraus, dass die Zahlen, wenn sie schon in unterschiedlichen Schriftgrößen dargestellt werden, zumindest so dargestellt sind, dass die 5 bitteschön in größerer Schrift zu erscheinen hat als die 3.

Wir haben an jedem Tag unseres Lebens vieles erlernt, wobei sich Strukturen und Programme in unseren Gehirnen entwickelt und fest verankert haben, die durch Signale aus der Umwelt automatisch abgerufen werden.

Das Gehirn produziert so seine eigene Wahrheit und bietet uns diese als unumstößliche Tatsache an. Ob diese Realität auch objektiv messbar, also tatsächlich real existent ist, interessiert unser Gehirn hierbei herzlich wenig.

Wenn wir uns die folgende Abbildung anschauen, dann sind wir uns alle sofort einig, dass die Figur auf der rechten Seite deutlich größer ist als die auf der linken. Die mittlere liegt irgendwo dazwischen. Das ist die Realität, die jedes unserer Gehirne wahrnimmt. Wenn wir allerdings nachmessen, stellen wir verblüfft fest, dass alle 3 Figuren gleich groß sind.


Einfluss des Kontextes auf die Wahrnehmung

Betrachten wir das Bild allerdings aus einiger Entfernung, so können wir uns das Messen ersparen.

Von weitem verschwindet der Einfluss der Linien, die den Kontext, also die Umgebung bilden. Jetzt löst sich die Perspektive auf und die Figuren werden in ihrer wahren Größe erkannt.

Mit der nächsten Abbildung, die eine unlogische Konstruktion darstellt, verwirren wir unser Gehirn dergestalt, dass wir förmlich bemerken, wie es versucht, uns eine sichere Wahrnehmung zu präsentieren, diese aber immer wieder zurückzieht. Es kennt eben keine unlogischen Konstruktionen und kommt so mit seinen Lösungsansätzen immer wieder ins Schleudern.


Unlogische Konstruktion

Beim nächsten Bild wird es noch verrückter. Das Gebilde dürfte bei jedem Betrachter die Assoziation eines Riesenrades auslösen, wenngleich es nur schemenhaft dargestellt und die Tragkonstruktion nur angedeutet ist. Und was macht ein Riesenrad? Es dreht sich. Und was versucht unser Gehirn uns vorzugaukeln? Die Drehung des vermeintlichen Riesenrades.


Das assoziierte Riesenrad dreht sich

Hiermit ist unser Gehirn nun völlig überfordert. In seinem Bemühen, uns eine passende Wahrnehmung zu präsentieren, sucht es nach unbewussten Erfahrungen, denen es die unten stehende Abbildung zuordnen kann. Natürlich findet es keine, da wir nichts gelernt haben, was zu der abstrakten Darstellung passen könnte. Bei der ständigen Suche nach einer Interpretation der Sinneseindrücke entsteht der Eindruck einer Dynamik, die selbstverständlich in der Realität nicht existiert.


Dynamik durch Interpretationsversuche des Gehirns

Insgesamt sehen wir also nur das, was wir zu sehen gelernt haben, und das nur in einem sehr kleinen Frequenzbereich der elektromagnetischen Strahlung des Lichts. Das Gleiche gilt natürlich analog für unsere anderen Sinne, also für das Hören, Riechen, Tasten und Schmecken.

Ohne, dass wir das Geringste dagegen machen können, ist unsere Wahrnehmung also sehr stark beeinflusst von den individuellen Vorerfahrungen, die jeder für sich in seinem Leben gemacht hat. Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob diese Vorerfahrungen bewusst erinnert werden oder nicht. Sie sind tief in unserem Unterbewusstsein abgespeichert und rufen im Prozess der Wahrnehmung unwillkürlich Gefühle hervor. Diese können, je nach Art der Vorerfahrung, neutral sein, aber auch Gefühle höchsten Glücks oder tiefsten Leids, und natürlich auch die gesamte übrige Palette dazwischen.

Stellen wir uns einmal vor, dass 3 Menschen ein und denselben Gegenstand betrachten, sagen wir mal, einen roten Sportwagen. Physikalisch gesehen, handelt es sich um ein einziges Objekt, das aber nun Auslöser ist für 3 grundverschiedene Wahrnehmungen. Der erste denkt: „Schönes Design, ganz nett.“ Seine Wahrnehmung ist eher neutral. Der zweite ist vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen. Er ist Motorsport begeistert und kennt jedes Detail dieses Autos. Dem dritten ist der Schreck in alle Glieder gefahren. Er war einmal in einen Unfall mit einem solchen Auto verwickelt und die damaligen Bilder und Gefühle sind ihm sofort wieder präsent. Bei der Wahrnehmung verknüpft unser Gehirn die Sinnesreize also immer mit unseren individuellen Vorerfahrungen und erzeugt so die hiermit einhergehenden Gefühle.

Unsere individuelle Vorerfahrung beeinflusst auch den Fokus, mit dem wir die Welt betrachten. Wenn wir durch eine Fußgängerzone schlendern, sehen wir Leute aller Couleur, ohne dass uns etwas Besonderes auffällt. Erwarten wir aber ein Kind, so sehen wir plötzlich überall schwangere Frauen und Kinderwagen, die uns vorher nie aufgefallen sind. Der unbewusste Fokus ist nun ein anderer. Wenn sich die Lebenssituation verändert, nehmen wir plötzlich etwas wahr, das vorher auch schon da gewesen ist, von uns aber nicht bemerkt wurde. Dieses hatten wir zwar gesehen, aber nicht wahrgenommen, weil unser Unterbewusstsein unsere Aufmerksamkeit nicht darauf gerichtet hatte. Die diesbezüglichen Sinnesreize wurden vom Gehirn ignoriert.

Jetzt sind wir beim präfrontalen Cortex, dem individuellen Filter der Sinnesreize. Dieser entscheidet ganz allein, ob wir etwas wahrnehmen oder nicht. Der präfrontale Cortex ist, vereinfacht ausgedrückt, ein Hautlappen, der den vorderen Teil des Neocortexes, der Hirnrinde, bildet. Er wird aktiv, wenn wir etwas planen oder komplexe Probleme lösen. Hier ist unser Ich-Bewusstsein, also unser Ego, unsere Persönlichkeitsstruktur und somit unser ganzes Weltbild angesiedelt.

Es dauert bis zu 25 Jahren, bis sich der präfrontale Cortex vollkommen ausgebildet hat, da dieser Prozess mit der Persönlichkeitsentwicklung einhergeht.


Symbolisch: präfrontaler Cortex – Filter der Sinnesreize

Im präfrontalen Cortex werden die Signale aus der Umwelt selektiert, wodurch unser Gehirn noch schneller und leistungsfähiger wird. Die Entscheidung, ob ein Signal aufgenommen und somit zu einer Information wird, trifft der präfrontale Cortex blitzschnell und ohne unser bewusstes Zutun. Wenn hier ein Sinnesreiz ankommt, der nicht zu unserem Weltbild passt, dann wird er einfach ignoriert, ohne dass wir das Geringste davon bemerken. Auf diese Weise werden alle unsere Sinneseindrücke unbewusst gefiltert, so dass wir eine bewusste Wahrnehmung nur dann machen können, wenn die aufgenommenen Umweltsignale zu unseren Vorerfahrungen passen.

Durch den Neocortex, und hier vor allem durch den präfrontalen Cortex, ist der Mensch mit der phänomenalen Eigenschaft des bewussten und zielgerichteten Denkens ausgestattet. Durch sein Bewusstsein ist er in der Lage, sein Leben kreativ zu gestalten. Er ist kulturfähig und kann so die niedergeschriebenen und abgespeicherten Erfahrungen vorangegangener Generationen nutzen und weiterentwickeln. Er kann über sich selbst nachdenken, über den Sinn des Lebens philosophieren und Zukunftspläne schmieden. Der Mensch ist aktiver, kreativer Teil der Schöpfung, und das alles nur durch einen kleinen Hautlappen an der Hirnrinde. Genau diese Fähigkeit, in unbegrenztem Umfang bewusst kreativ zu denken und zu handeln, macht den Unterschied zum Tier aus, das im Gegensatz hierzu fast ausschließlich instinktiv, also unbewusst, agiert.