Die deutschen Lieblingsmärchen / Самые любимые немецкие сказки. Уровень 1

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Die deutschen Lieblingsmärchen / Самые любимые немецкие сказки. Уровень 1
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Brüder Grimm

Die deutschen Lieblingsmärchen

© Матвеев С.А., адаптация текста, комментарии, словарь

© ООО «Издательство АСТ», 2020

Märchen der Brüder Grimm

Schneewittchen

Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen vom Himmel herab. Da saß eine Königin an einem Fenster und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und dachte sie bei sich[1]:

„Ich will ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz“.

Bald darauf bekam sie eine Tochter. Die Tochter war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie das Holz und darum war sie Schneewittchen genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin.

Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Frau. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel, wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:

„Spieglein, Spieglein

     an der Wand,

wer ist die schönste

     im ganzen Land?“

So antwortete der Spiegel:

„Frau Königin, Ihr seid die schönste im Land“.

Da war sie zufrieden; denn sie wußte, daß der Spiegel die Wahrheit sagte. Schneewittchen aber wuchs heran[2] und wurde immer schöner. Als es sieben Jahr alt war, war es schöner als die Königin selbst. Als fragte die Königin ihren Spiegel:

„Spieglein, Spieglein

     an der Wand,

wer ist die schönste

     im ganzen Land?“

So antwortete er:

„Frau Königin,

     Ihr seid die schönste hier,

aber Schneewittchen

     ist tausendmal schöner als Ihr.“

Da erschrak die Königin und ward gelb und grün vor Neid[3]. Und wenn sie Schneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum, so haßte sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmut wuchsen in ihrem Herzen immer höher. Sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte.

Da rief sie einen Jäger und sprach:

„Bring das Kind hinaus in den Wald, ich will es nicht mehr sehen. Du sollst es töten und mir Lunge und Leber mitbringen“.

Der Jäger führte Schneewittchen hinaus, und als er den Messer gezogen hatte und Schneewittchens Herz durchbohren wollte, fing es an zu weinen und sprach:

„Ach, lieber Jäger, laß mir mein Leben! Ich will in den wilden Wald laufen und nicht mehr wieder heimkommen“.

Und weil es so schon war, hatte der Jäger Mitleid[4] und sprach:

“So lauf hin, du armes Kind!“

„Die wilden Tiere werden dich bald fressen“, – dachte er. Und als gerade ein junger Frischling[5] kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus und brachte sie der Königin mit. Und hat sie Schneewittchens Lunge und Leber gegessen.

Nun war Schneewittchen in dem großen Wald allein. Da fing es an zu laufen und lief über die spitzen Steine und durch die Dornen. Und die wilden Tiere sprangen an ihm vorbei, aber sie taten ihm nichts.

Dann sah es ein kleines Häuschen und ging hinein. In dem Häuschen war alles klein. Da stand ein Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, und sieben Messerlein und Gäblein und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt.

Schneewittchen war sehr hungrig und durstig. Und aß es von jedem Tellerlein und trank aus jedem Becherlein. Dann, weil es sehr müde war, legte es sich in ein Bettchen und schlief ein.

Als es ganz dunkel war, kamen die Herren von dem Häuslein: das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und sahen sie, daß jemand darin war. Es stand nicht alles in Ordnung. Der erste sprach:

„Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?“

Der zweite sprach:

„Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“

Der dritte sprach:

„Wer hat von meinem Brötchen genommen?“

Der vierte sprach:

„Wer hat von meinem Gemüschen gegessen?“

Der fünfte sprach:

„Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?“

Der sechste sprach:

„Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?“

Der siebente sprach:

„Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?“

Und dann der erste sprach:

„Wer hat in mein Bettchen gelegen?“

Die anderen kamen und sprachen:

„In mein Bettchen hat auch jemand gelegen“.

Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Schneewittchen. Nun rief er die ändern. Die sieben Zwerge holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten Schneewittchen.

„Ach, mein Gott! Ach, mein Gott!“ riefen sie, „was ist das Kind so schön!“

Sie hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten. Der siebente Zwerg schlief bei seinen Freunden, bei jedem eine Stunde: da war die Nacht herum.

Als es morgen war, erwachte Schneewittchen. Wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Die sieben Zwerge waren aber freundlich und fragten:

„Wie heißt du?“

„Ich heiße Schneewittchen“, antwortete es.

„Wie bist du in unser Haus gekommen?“ sprachen weiter die Zwerge.

Da erzählte es ihnen alles. Die Zwerge sprachen:

„Willst du unsern Haushalt versehen, kochen, betten, waschen, nähen und stricken, und willst du alles ordentlich und reinlich halten?“

„Ja“, sagte Schneewittchen.

„So kannst du bei uns bleiben“, sprachen die Zwerge.

Und blieb Schneewittchen bei ihnen. Das Haus war in Ordnung. Morgens gingen sie in die Berge und suchten Erz und Gold. Abends kamen sie wieder, und da mußte ihr Essen bereit sein. Den Tag über war das Mädchen allein. Da warnten es die guten Zwerglein und sprachen:

Hüte dich vor[6] deiner Stiefmutter, die wird bald wissen, daß du hier bist. Laß ja niemand herein![7]

Und die Königin trat vor ihren Spiegel und sprach:

„Spieglein, Spieglein

     an der Wand,

wer ist die schönste

     im ganzen Land?“

So antwortete der Spiegel:

Da antwortete der Spiegel:

„Frau Königin,

Ihr seid die schönste hier,

aber Schneewittchen

über den Bergen

bei den sieben Zwergen

ist noch tausendmal

schöner als Ihr“.

Da erschrak sie; denn sie wußte, daß der Spiegel keine Unwahrheit sprach. Sie merkte, daß Schneewittchen noch am Leben war. Solange sie nicht die schönste war im ganzen Land, ließ ihr des Neid keine Ruhe.

Und färbte sie sich das Gesicht und kleidete sich wie eine alte Krämerin[8] und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Die Königin klopfte an die Türe und rief:

 

Schöne Ware feil![9] Feil!“

Schneewittchen guckte zum Fenster heraus und rief:

“Guten Tag, liebe Frau, was habt Ihr zu verkaufen?“

„Gute Ware, schöne Ware“, antwortete die Königin, „Schnürriemen von allen Farben!“

„Die ehrliche Frau kann ich herein lassen“, dachte Schneewittchen, riegelte die Tür auf und kaufte sich den hübschen Schnürriemen.

„Sehr gut!“ sprach die Alte, „wie du aussiehst! Komm, ich will dich einmal ordentlich schnüren“.

Schneewittchen hatte kein Arg, stellte sich vor sie und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren. Aber die Alte schnürte so fest, daß dem Schneewittchen der Atem verging[10], und es für tot hinfiel.

„Ha! Ha! Bist du jetzt die schönste?“ sprach die Alte und ging fort.

Bald kamen die sieben Zwerge nach Haus, aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen auf der Erde liegen sahen! Die Zwerge hoben es in die Höhe, und schnitten sie den Schnürriemen entzwei.

Als die Zwerge hörten, was geschehen war, sprachen sie:

„Die alte Krämerin war die gottlose Königin. Laß keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind!“

Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:

„Spieglein, Spieglein

     an der Wand,

wer ist die schönste

     im ganzen Land?“

So antwortete der Spiegel wie sonst:

„Frau Königin,

Ihr seid die schönste hier,

aber Schneewittchen

über den Bergen

bei den sieben Zwergen

ist noch tausendmal

schöner als Ihr“.

Als die Königin das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen.

„Nun aber“, sprach sie, „will ich etwas aussinnen!“

Und mit Hexenkünsten machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich und nahm die Gestalt eines ändern alten Weibes an[11]. So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Tür und rief:

„Gute Ware feil! feil!“

Schneewittchen schaute heraus und sprach:

„Geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen“.

„Schau mal! Nur schau mal!“ sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in die Höhe.

Da gefiel der Kamm dem Kinde so gut, daß Schneewittchen sich betören ließ und die Türe öffnete. Dann sprach die Alte:

„Nun will ich dich einmal ordentlich kämmen“.

Das arme Schneewittchen dachte an nichts. Kaum hatte sie den Kamm in die Haare, als das Gift darin wirkte. Das Mädchen ohne Besinnung niederfiel.

„Ha! Ha! Bist du jetzt die schönste?“ sprach das boshafte Weib und ging fort.

Zum Glück aber war es bald Abend, wo die sieben Zwerge nach Haus kamen. Als sie Schneewittchen auf der Erde sahen, suchten sie nach und fanden den giftigen Kamm. Die Zwerge haben ihn herausgezogen. Als die Zwerge hörten, was geschehen war, sprachen sie:

„Das boshafte Weib war die gottlose Königin. Laß keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind!“

Die Königin, als sie nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:

„Spieglein, Spieglein

     an der Wand,

wer ist die schönste

     im ganzen Land?“

So antwortete der Spiegel wie sonst:

„Frau Königin,

Ihr seid die schönste hier,

aber Schneewittchen

über den Bergen

bei den sieben Zwergen

ist noch tausendmal

schöner als Ihr“.

Als die Königin das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen.

„Schneewittchen soll sterben!“ rief sie.

Darauf machte sie einen giftigen Apfel. Als der giftige Apfel fertig war, färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich in eine Bauersfrau. So ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Sie klopfte an, Schneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach:

„Ich darf keinen Menschen einlassen. Die sieben Zwerge haben mir das verboten“.

„Sehr gut“, antwortete die Bäuerin, „aber meine Äpfel sind sehr schön. Einen will ich dir schenken!“

Schneewittchen streckte die Hand hinaus und nahm den Apfel. Es hatte einen Bissen im Mund. Dann fiel es tot zur Erde nieder. Die Königin lachte überlaut und sprach:

„Ha! Ha! Bist du jetzt die schönste?“ und ging sie fort.

Die Königin, als sie nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:

„Spieglein, Spieglein

     an der Wand,

wer ist die schönste

     im ganzen Land?“

So antwortete der Spiegel:

„Frau Königin, Ihr seid die schönste im Land“.

Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe.

Die Zwerge, wie sie abends nach Haus kamen, fanden Schneewittchen auf der Erde liegen. Sie hoben es auf, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser, aber es half alles nichts. Schneewittchen war tot und blieb tot.

Sie legten es auf eine Bahre und beweinten es und weinten drei Tage lang. Da wollten sie es begraben, aber es sah sehr frisch. Sie sprachen:

„Das können wir nicht in die schwarze Erde versenken“, und machten einen Sarg von Glas. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg. Und die Tiere kamen auch und beweinten Schneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen. Nun lag Schneewittchen lange Zeit in dem Sarg.

1bei sich – про себя
2wuchs heran – подросла
3vor Neid – от зависти
4hatte der Jäger Mitleid – сжалился охотник
5ein junger Frischling – молодой олень
6hüte dich vor – берегись
7Laß ja niemand herein! – Никого не впускай!
8eine alte Krämerin – старая торговка
9Schöne Ware feil! – Продаю хорошие товары!
10der Atem verging – задохнулась
11nahm die Gestalt eines ändern alten Weibes an – переоделась другой старухой
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