Geschäft ist Krieg

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Sven Kyek Geschäft ist Krieg

Rechtliche Verantwortung für den Inhalt durch den Autor

Sven Kyek 16845 Neustadt-Dosse, Bahnhofstraße 28

Gerichtsstand Neuruppin.

Alle Rechte an Buch, Bild und Handlung: Omar Elm.

Jegliche Vervielfältigung, Zwischenhandel, und/oder Mißbrauch nach dem Leistungs-Schutzrecht wie auch dasKopieren einzelner Inhalte oder das Nachstellen von individuellen Handlungen in Print oder anderen Medien ohne ausdrückliche Genehmigung wird in jedem Fall strafrechtlich verfolgt.

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2012 Omar Elm

ISBN 978-3-8442-5459-4

Inhaltsbeschreibung

Der Autor erzählt in diesem Buch seine Geschichte offen und schonungslos. Er berichtet über teilweise unglaubliche und schockierende Erfahrungen, die er seit 1990 als Ost-Deutscher Unternehmer erlebt und überlebt hat. Von einem Leben voller Arbeit, Erfahrungen mit Bordellen, einer Flucht nach Polen, bis hin zu Ehrungen durch Minister Platzeck, vom Lamborghini bis zum Erwachen in der Gosse, über Frauengeschichten und Russenmafia, beschreibt er mit belegbaren Fakten sowohl chronologisch als auch in Rückblenden, wie er durch sein Wissen über einen Subventionsbetrug und die Machenschaften einer Bank in einen unglaublichen Thriller geriet, der mehrmals fast sein Leben gekostet hätte.

Mit Klar-Namen versehene reale Personen, Konzerne, Banken, aber auch Politiker, Beamte und Prominente finden sich neben der Justiz bis hin zum Bundesgerichtshof als Teilnehmer dieser Story wieder. Auch berichtet er von guten und schmerzhaften Lehren, die er an der Börse und in Casinos machen musste.

Durch seine gewerbliche Tätigkeit hatte der Autor geschäftliche Beziehungen u.A. zur Bundeswehr, zur Polizei, dem Technischen Hilfswerk, den großen Baukonzernen, Schlacht-Konzernen, der Versicherungs-Wirtschaft, der Telekom, der Bahn und Autovermietern wie Sixt. Auch Mercedes Benz und viele Andere begleiten seinen Weg.

`` GESCHÄFT IST KRIEG ´´

Dieses alte japanische Sprichwort hing viele Jahre eingerahmt an meiner Wand.

Doch niemals hätte ich geahnt, wie wahr diese Worte in meinem Leben noch werden sollten.

Dabei fing alles so schön und harmlos an...

In der DDR besuchte ich die zehnklassige polytechnische Oberschule. Danach folgte eine Lehre zum Landmaschinen- und Traktorenschlosser, und später die Qualifikitationen zum Meister für Metallbau und für Kfz-Reparaturen. Auch Schweißerpässe und Großmaschinenberechtigungen waren Teil meiner Ausbildung.

Seit dem Abschluss meiner Lehre 1981 habe ich im Werkstattbetrieb der gärtnerischen Produktions- genossenschaft Perleberg gearbeitet.

Die ersten Jahre war ich Leiter des Rationalisierungsmittelbaus und habe Traktoren, PKW und LKW repariert und Johannisbeervollerntemaschinen entwickelt und gebaut.

Danach war ich bis zur Wende Einkaufsleiter des 350 Mitarbeiter zählenden Betriebes. Das war eigentlich meine Welt. Ich habe mit allem was der Betrieb her gab Geschäfte gemacht: Mit Erdbeeren, Spargel, Äpfeln oder Kirschen war ich gern gesehener Einkäufer und konnte im Tausch Ersatzteile und Material besorgen.

Wie wichtig gute Geschäfte sind, habe ich bereits im zarten Alter von zehn Jahren gelernt. Damals habe ich die bei einer westdeutschen Schokolade beiliegende Fußballsammelbilder für 20 Ostmark je Stück verkauft.

Dafür bekam ich von der Schulleitung Titel wie „Kapitalist“ oder „Geschäftemacher“.

Die Mangelwirtschaft hatte auch ihre Vorteile:

Bis zur Wende war ich Stammgast auf allen ostdeutschen Automärkten – Rostock, Berlin, Magdeburg... Es verging kaum ein Wochenende, an dem ich nicht einen Trabant, einen Wartburg oder einen Lada zu Markte getragen und dort mit schönem Gewinn weiterverkauft habe.

Doch auch in der Woche war ich fleißig. Ob ich nun mit Ponykutschen, Kreissägen, Kerzenständern und ähnlichem gehandelt habe, oder den Abend bis spät in die Nacht mit Karosseriearbeiten an Autos zubrachte, ich habe einfach alles getan, um zu Geld zu kommen.

1987 verstarb – mit 47 Jahren – mein Vater.

Er vererbte mir einen Bauplatz am Plauer See für ein Wochenendhaus. Ich bin, so oft es möglich war, die 70 km zur Baustelle gefahren und habe mit eigener Hand und, wie es zu Ostzeiten üblich war, mit zusammengeschachertem Baumaterial ein zweistöckiges Feriendomizil geschaffen.

Leider konnten meine Frau, mein Sohn und ich es nicht mehr nutzen. Mit der Grenzöffnung lief meine gärtnerische Produktionsgenossenschaft auseinander. Viele Kollegen gingen in den Westen. Die Abteilungsleiter aller Bereiche wollten privatisieren. Nur die Werkstatt wollte keiner. Ein Freund von mir sagte damals: „Handwerk hat goldenen Boden.“ So entschloss ich mich, die Ärmel hoch zu krempeln und das Wochenendhaus am Plauer See habe ich für 100.000.00 Westmark zu verkaufen,

um Startkapital zu haben.

Nicht so gut lief mein letztes Autogeschäft. Kurz vor der Wende hatte ich für 28.000 Ostmark einen Wartburg Kombi gekauft, den ich mit Sicherheit für 35.000 hätte weiterverkaufen können. Aber es kam anders:Ich sehe heute noch die beiden Vietnamesen vom Hof fahren, die das gute Stück für 400 Westmark mitnahmen...

Meine Frau Petra, mein Sohn Michael und ich wohnten im 5. Stock eines Neubaublocks.

Hier entschied ich, das Unternehmen zu starten.

Ich war 27. Nach Gesprächen mit der GPG-Leitung sollte mir das Werkstattgrundstück mit Gebäude zunächst vermietet und später verkauft werden. Der Name für den Betrieb war auch schnell gefunden: „KfZ-Reparatur-und Stahlbau GmbH“. Mit sieben Mitarbeitern habe ich angefangen. Die Zeit, die damit begann, war härter als alles, was ich mir damals vorstellen konnte. Aufträge gab es bis dahin nur von der alten gärtnerischen Genossenschaft. Die Genossenschaften gab es aber von einem auf den anderen Tag nicht mehr. Ich war auf mich allein gestellt. Ich musste Arbeit besorgen, und zwar sowohl für die Fahrzeugschlosser als auch für die Metallbauer. Mein Arbeitstag begann um 6.00 Uhr und endete um 22.00 Uhr. Wenn ich nach Hause kam, schliefen Petra und Michael schon. Ich lief über Wochenmärkte und versuchte, die Markthändler zu überzeugen, daß sie Ihre Transporter am besten bei uns reparieren lassen, ich legte Visitenkarten hinter Scheibenwischer im gesamten Stadtgebiet und ich telefonierte stundenlang mit Fuhrparkchefs von der Telekom, der Post, der Bundeswehr, des Technischen Hilfswerks und aller ortsansässigen Baubetriebe und Firmen.

In Schaafhausen bei Dannenberg lernte ich den Autohändler Rolf Deinert kennen. Er verkaufte im Jahr 1991 ca. 2000 Gebrauchtwagen. Die Ostdeutschen standen bei ihm Schlange, um alles was Räder hatte zu ergattern. Viele dieser Autos waren gelinde gesagt reparaturbedürftig...

So fuhr ich dann für lange Zeit jeden Samstag von Perleberg nach Dannenberg und habe von Rolf Deinert Autos mitgenommen und damit für meine Schlosser in der Woche Arbeit besorgt.

Aber auch im Stahlbau stellten sich Erfolge ein.

Sämtliche Architekten, Baubetriebe und Bauämter der Region wurden zunächst mit Faxen und Anrufen von mir bombardiert. Wo auch immer in der Region ein Baustellenschild errichtet wurde: Ich war wohl der erste, dem es auffiel.

Da sich auf den Schildern die jeweils ausführenden Firmen verewigt hatten, konnte ich rasch erste Kontakte knüpfen. So kamen wir langsam, aber stetig zu ersten Aufträgen.

Waren es anfangs noch einfache Fenstergitter und Treppen, die wir fertigen konnten, kamen später Hochregallager für unseren Autoteilelieferanten, Stahlrahmenkonstruktionen für Supermärkte und große Altbausanierungen hinzu.

Bevor der seinerzeit neue Golf III vom Band lief, hatten wir für den werksinternen Transport der Rohbaukarosserien die benötigten Gestelle gefertigt. In Dallmin baute die damals noch existierende „Walter-Bau AG“ eine Stärkefabrik.

Dabei haben wir uns als Expresslieferant für Stahleinbauteile im 24-Stunden- und Wochenenddienst einen Namen gemacht, so daß die „Walter-Bau AG“ uns als Subunternehmer gleich mit auf ihre nächste Baustelle in unserer Region nahm.

Ein Bekannter aus Wittenberge hat uns seinen neuen Arbeitgeber, die VARIO Bauelemente GmbH in Quickborn, als weiteren Auftraggeber vermittelt.

VARIO hatte in Quickborn und Berlin in großem Ausmaß Treppen und Balkongeländer hergestellt und angebaut. Wir sollten nun auch für den boomenden Markt in Berlin arbeiten.

Bis „VARIO“ 1998 pleite ging, hatten wir pro Jahr etwa 15 km Geländer gefertigt und montiert.

Inzwischen hatten auch die regionalen Baufirmen Vertrauen gewonnen und wir waren teilweise bis in die Nacht und am Wochenende mit der Ausführung von Aufträgen beschäftigt.

Ich war wie süchtig nach Arbeit. Neben 16 Stunden täglicher Arbeit, habe ich selbst Geländer mit dem LKW ausgeliefert, in Berlin beim Montieren geholfen, nachts restliche Büroarbeit gemacht und am Samstag Autos geholt oder auf Knien den Beton auf dem alten Werkstatthof gereinigt, der aus DDR Zeiten ölverschmiert war.

Sonntags habe ich dann den ganzen Tag geschlafen oder ich bin in der Gegend herumgefahren, um nach neuen Baustellenschildern Ausschau zu halten oder Autofahrer mit Pannen darauf hinzuweisen, daß sie doch zu uns in die Werkstatt kommen könnten. Es wurde von Jahr zu Jahr mehr Arbeit.

Petra und Michael habe ich kaum noch gesehen.

Einmal, ich glaube, es war 1994, sollte ich dann mit kommen auf eine Urlaubsreise. Missmutig stimmte ich zu. Wir fuhren zur Nordse. Nach Feierabend natürlich. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und bin zum Ärger meiner Frau am nächsten Morgen zurück zur Arbeit.

 

Unsere Baustellen wurden immer größer. Erst haben wir Berlin Karow, und dann Potsdam-Kirchsteigfeld, Europas damals wohl größte Baustelle, mit Geländern ausgerüstet.

Aber das sollte erst der Anfang sein. Um mich herum habe ich kaum etwas wahrgenommen, das nicht mit Arbeit zu tun hatte.Auch der Fahrzeugbereich entwickelte sich prächtig. Die alten „GPG Werkstattgebäude“ hatte ich inzwischen gekauft. Durch den ständigen Drang mehr zu machen hatte ich mich beim Polizeipräsidium um einen Vertrag zum Abschleppen beworben. Anfang 1992 bekamen wir den Zuschlag. Da ich permanent gewillt war, Kosten zu sparen, wollte ich auch persönlich die Abschleppaufträge ausführen. Ab sofort hieß es, rund um die Uhr für die Polizei, sowie für Schutzbriefversicherer, DKV und andere Kunden erreichbar und schnell einsatzbereit zu sein.

Nachdem ich ab um 6 Uhr morgens Aufträge beschafft, Ausschreibungen bearbeitet, Angebote kalkuliert, Geländer zu Baustellen gefahren, in Berlin an Auftragsverhandlungen teilgenommen, Arbeiten in der Werkstatt überwacht, Montageabläufe kontrolliert. Abends und bis spät in die Nacht prüfte ich die Buchhaltung, gab Rechnungen frei und erledigte andere Dinge.

Nun wurde mein Arbeitstag durch den Abschleppdienst um eine zusätzliche Belastung erweitert. Ich habe es aber nicht als Belastung empfunden.

Ob am Werktag, am Samstag, am Sonntag oder an einem Feiertag, ich habe sechs Jahre lang wie gebannt darauf gewartet, daß mein Handy auf dem Nachtisch klingelt und mir ein Abschleppauftrag erteilt wird. Meistens kam dies allerdings, kurz nachdem ich um 22 Uhr nach Hause gekommen und beim Fernsehen eingeschlafen war.

Zusätzlich zur 70 – 85 Stundenwoche habe ich Nachts und am Wochenende nochmal zwischen 600 – 700 Stunden pro Jahr mit Abschleppen auf Bundesstraßen und Autobahnen zugebracht.


Erste Früchte

Bis 1994 haben wir immer noch im Neubau gewohnt. Direkt vor meinem Balkon wurde das neue Arbeitsamt fertiggestellt.

Daß wir die letzten Deutschenim Block waren, habe ich gar nicht mitbekommen. Andere Geschäftsleute bauten Villen, spielten Tennis und flogen um die Welt.

Bekannte lästerten über mich, aber das störte mich nicht, ich wollte ja was schaffen.

Doch um meiner Frau und meinem Sohn etwas zu bieten, fasste ich den Entschluß ein Haus zu bauen. Da ich aber meinen Arbeitstag nicht stören wollte, übertrug ich die Bauleitung meiner Frau.

Sie holte Angebote ein, vergab den Auftrag, richtete ein und kümmerte sich um den Umzug.

Ende 1994 war es soweit.

Der Bauplatz war praktischerweise auf dem Hinterhof des Werkstattgeländes, was mir natürlich sehr entgegenkam. Durch meine ständige Akquisition von Aufträgen hatte sich der Kfz-Reparaturbereich richtig gut entwickelt. Nicht nur die von mir abgeschleppten Autos standen morgens oder nach dem Wochenende zur Reparatur in der Werkstatt, sondern auch die ersten Vertragspartner brachten ihre Fahrzeuge.

Die Telekom, die Bundeswehr, das Technische Hilfswerk, Coca Cola, die WEMAG und viele andere brachten ihre PKW`s, Transporter und LKW`s zur Reparatur. Um die Kapazität anzupassen und auch LKW's reparieren zu können, mietete ich zusätzliche Hallen an. Ich war natürlich stolz wie Bolle.

Mir selbst habe ich nach wie vor nichts gegönnt.

Bei der Übernahme der Werkstätten 1990 von der GPG gab es neben Geräten und Maschinen einen Wartburg 1,3 Tourist, den ich ein Jahr in der neuen Firma fuhr. Den tauschte ich gegen einen Jeep Lada Niva, um beim Abschleppen und auf Baustellen ein geländegängiges Fahrzeug zu haben. Mein Freund, der Autohändler Rolf Deinert aus Schaafhausen hatte inzwischen eine Chrysler-Vertretung und ich stellte fest, daß dieser „Russenjeep“ doch nicht das passende Gefährt für den alleinigen Gesellschafter und Geschäftsführer einer mittlerweile 20 Mitarbeiter zählenden, erfolgreichen Firma ist.

In meinem Tatendrang habe ich auch einen Vertrag mit der Sixt-Autovermietung gemacht und in der Spitze hatten wir bis zu zwanzig PKW's und LKW's auf Provisionsbasis vermietet.

Dadurch kam ich auf den Geschmack, denn bei den Überführungen der Fahrzeuge zu unserer Betreuungsstation nach Berlin habe ich die Vorzüge neuer westlicher Fahrzeuge kennen gelernt.

So reifte meine Entscheidung, bei Rolf einen Jeep „Wrangler“ zu bestellen.

Um die Kapazitäten der Firma nicht anzutasten, finanzierte ich den Wagen bei der AKB-Bank Köln. Rolf füllte die AKB Formulare aus – 10.000 Mark als Anzahlung und eine monatliche Rate in Höhe von ca 765 Mark.

Wenige Tage später, als die Bank grünes Licht gab, war mein neuer „Jeep Wrangler“ da.

Nach 5 Monaten stellte ich fest, daß er zu klein und zu holprig war. Wieder fuhr ich zu Rolf und wir kamen darin überein, den „Wrangler“ gegen den größeren „Jeep Cherokee“ zu tauschen.

Es sollte bei Inzahlungnahme des „Wranglers“ gleiche Kreditraten geben. Diesen Tausch und die Modalitäten hielten wir wieder auf AKB-Bankformularen fest.

Den Rest wollte Rolf mit der Bank klären.

Zwei Wochen später stellte ich Rolf den „Wrangler“ vor das Autohaus und nahm stolz meinen neuen „Cherokee“ mit.

Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere Buchhaltung noch extern erledigen lassen. Die Buchhalterin meldete sich bei mir, nachdem ihr aufgefallen war, daß die AKB-Bank einmal 765 und kurz danach 778 Mark monatlich abgebucht hatte.

Es stellte sich heraus, daß Rolf von der AKB-Bank den Kfz-Brief für den „Jeep Wrangler“ für angebliche technische Eintragungen eingefordert hatte.

Die Bank hatte ihm daraufhin den Brief zugeschickt und er hatte den „Wrangler“ verkauft. Nur hatte er den Kredit dafür nicht abgelöst.

Ich musste folglich Raten für zwei Autos bezahlen, obwohl ich nur eines hatte.

Sofort habe ich die Abbuchung für den „Wrangler“ bei meiner Hausbank gestoppt.

Nachdem ich mit der AKB gesprochen hatte, versprach mir Frau Nussbaum aus Köln, daß es nicht meine Schuld sei und sie alles mit ihrem Vertragpartner Deinert klären werde. Später zeigte mir Rolf Schriftverkehr, in dem die AKB-Bank ihn aufforderte, den Kfz-Brief zurückzusenden oder umgehend den Kreditbetrag abzulösen.

Aber das konnte er nicht. Rolf hatte eine gute Zeit mit dem Verkauf seiner Autos und er war immer für hilfreiche Ratschläge gut, aber musste dann selbst Insolvenz anmelden.

So verklagte die Bank mich und ich verlor vor dem Landgericht Neuruppin und dem Oberlandesgericht Brandenburg. Bis heute verstehe ich nicht, warum ein Kunde für das haften muss, was eine Bank mit ihrem als Kreditverkäufer autorisierten Händler aushandelt.

Somit musste ich DM 20.000,00 zuzüglich Anwalts- und Gerichtskosten ausgleichen. Ich habe Rolf dann wegen Betrugs angezeigt.

Zwischenzeitlich war unser Firmenfuhrpark auf 5 Abschleppwagen und einen Tiefladerzug angewachsen. So schickte ich einen Schlosser mit dem Tiefladerzug zu Rolf nach Dannenberg und er brachte einen Geländewagen und zwei PKW`s mit.

Später stellte sich heraus, daß es Fahrzeuge waren, die Rolf in Kommission zum Verkauf auf dem Hof hatte. Er war außer sich vor Wut, als ich die Fahrzeuge nicht herausgeben wollte.

Mithilfe meines Anwalts Alf Roth aus Schwerin nötigte ich Rolf ein persönliches notarielles Schuldanerkenntnis für sich und seine Firma ab.

Als ich dies in den Händen hielt, gab ich ihm die Pfandfahrzeuge heraus.

Ich wusste von Rolf, daß er noch eine LKW-Werkstatt in Schrampe am Arendsee betrieben hatte, die mit der Insolvenz auch geschlossen wurde. Hier ließ ich mich nach Banken und Lieferanten an siebenter Stelle in das Grundbuch eintragen und beantragte daraufhin 2003 die Versteigerung.

Rolf hatte mir erzählt, daß er mit allen Gläubigern ein Stillhalteabkommen geschlossen habe, weil das Grundstück parzelliert und als Feriensiedlung vermarktet werden sollte. Ich wollte aber eben nicht stillhalten.

Wenige Wochen später brannte das gesamte Objekt mit Verdacht auf Brandstiftung ab. Die Versicherungen zahlten fast 2 Million Mark an eine Hinterlegungsstelle in Karlsruhe.

Irgendwann kam dann ein Schreiben der Hamburger Kanzlei Johlke, Niethammer und Partner.

Rechtsanwalt Fialski schrieb mir, daß ich die Freigabe zu erklären habe.

Alle anderen Gläubiger hätten Freigabe für die hinterlegte Summe erklärt und er als Insolvenzverwalter wolle die hinterlegte Summe aus Karlsruhe abrufen. Andernfalls –er drohte mir mit einem beigefügtem BGH-Urteil– würde ich für die verspätete Auszahlung und Gerichtskosten haften.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mehrere Anwälte befragt, die mir alle eindringlich rieten, ich sollte sofort Freigabe erklären.

Da ich oftmals ein ganz eigenes Rechtsempfinden hatte und noch immer habe, wollte ich nicht aufgeben. Über Nacht kam mir eine Idee:

Ich schrieb einen Brief an Herrn Fialski, in dem ich ihm erklärte, wie ich von Rolf Deinert betrogen wurde und daß ich mir das nicht gefallen lasse.

Am Ende des Briefes erklärte ich Teilfreigabe, so daß er bis auf meine 13.000 Euro über das Geld verfügen konnte.

Nach zwei Wochen bekam ich von der Hamburger Kanzlei einen Scheck und die Sache mit den zwei Geländewagen hatte nach mehr als 10 Jahren ein gutes Ende gefunden.

Erste kleine Gefechte

Kämpfen gelernt hatte ich schon in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit. Ich habe das Finanzamt wegen nicht gewährter Investitionszulage verklagt und habe so DM 23.000,00 erstritten.

Auch mein Steuerberater musste mir über seine Versicherung wegen einer Falschberatung 25.000 Mark erstatten.

Weniger Glück hatte ich mit einem Obst- und Gemüsehändler. „Bananen-Klaus“ fuhr eine S-Klasse und hatte außerdem einen klapprigen LKW, mit dem er Ware aus Hamburg holte, die er dann auf Wochenmärkten in unserer Region verkaufte.

Er brachte seine Fahrzeuge zu uns und bezahlte stets bar. Seine Hosentaschen waren dementsprechend immer prall mit Geldscheinen gefüllt. Eines Tages war der Motor seiner S-Klasse kaputt.

Ungefähr zeitgleich gab sein alter LKW den Geist auf. Wir wechselten ihm den Motor der S-Klasse und der LKW blieb erstmal in der Werkstatt.

Jeglicher Versuch, ihm einen guten gebrauchten oder neuen LKW per Finanzierung zu verkaufen, scheiterte an der Zustimmung von Bananen-Klaus' Bank. Mein Freund Rolf sagte mir, das sei normal. Als Händler eine schlechte betriebswirtschaftliche Auswertung, aber die Taschen voller Bargeld.

So entstand der Plan, Bananen-Klaus den LKW komplett aufzubauen. Von Achsen, Bremsen und Austauschmotor bis hin zur Lackierung haben wir drei Monate daran gearbeitet.

Auf daß Bananen-Klaus indessen seinem Tagewerk nachgehen konnte, haben wir ihm einen Sixt Koffer-LKW vermietet. Da Sixt jede Woche die Geldeinnahmen, die wir als Vermietstation erzielten, einforderte, haben wir für die drei Monate 8.000 Mark für Bananen-klaus verauslagt.

So standen am Ende mit den Reparaturen und Vermietung fast 90.000 Mark zur Abrechnung an.

Nur hatte Bananen-Klaus das Geld leider nicht und bot mir einen Wechsel an. Ich wusste von einer Buchhalterschulung 1991 bei der „Dresdner Bank“, auf der ich und noch ein paar ostdeutsche Neuankömmlinge in der Marktwirtschaft geschult wurden: „Ein Wechsel ist das sicherste, was es gibt! Kein Geschäftsmann lässt einen Wechsel platzen oder zu Protest gehen!“

Neben meiner Hausbank, der Volks- und Raiffeisenbank Prignitz, hatte ich noch eine Bankverbindung bei der Deutschen Bank in Wittenberge. Dort rief ich die Leiterin an und auch die versicherte mir, der Wechsel sei wie Bargeld und mir könne nichts passieren. Ich reichte also den Wechsel bei ihr ein, übergab „Bananen-Klaus“ feierlich sein Fahrzeug und freute mich.

Der Wechsel platzte, ging zu Protest und ich war 90.000 Mark los.

 

In der Sendung „WISO“ hatte ich erfahren, daß ein Mannheimer Anwalt erfolgreich gegen Banken klagt. Also machte ich mich nach Mannheim auf, um zu erfragen, was man gegen die Bank machen kann, durch deren Falschberatung wir um unseren Lohn gebracht wurden. Die Fahrt war umsonst.

Er ließ mich erst drei Stunden warten und gab mir dann eine Handynummer von „Toni, der mir mit links das Geld von „Bananen-Klaus“ eintreiben kann.“ Ich verzichtete und fuhr deprimiert zurück.

Aber das war schnell vergessen, denn alle Geschäftsbereiche entwickelten sich prächtig .Abschleppen, Stahlbau, Autoreparaturen.

1995 war schon eine Liquidität von mehreren hunderttausend Mark vorhanden. Unsere Werkstätten platzten aus allen Nähten. Ich entschloss mich, neu zu bauen. Nach Verhandlungen mit der Stadt Perleberg konnte ich fast 30.000 qm Land in einem Gewerbegebiet kaufen. Dort ließ ich, um alle Gewerke und Fahrzeuge auf einen Hof bzw. unter ein Dach zu bekommen, einen ca. 2500 qm großen Werkstattkomplex errichten.

Zur Einweihungsfeier kamen ca. 300 Gäste. Um etwas zu bieten, gab es neben einem abschließenden Feuerwerk Gunter Gabriel und eine Vorband.

Daß meine Entscheidung für Gunter Gabriel etwas schicksalhaftes haben würde, habe ich damals noch nicht geahnt...

Durch den ansprechenden Neubau, die gute Ausstattung der Werkstätten und den 24Std- Service nahm unsere Auftragslage ständig zu.




Selbst der „Mercedes-Vertreter“ Erich Schulz, dem das Gebiet Prignitz-Ostprignitz anvertraut war, kam auf mich zu und wir vereinbarten, daß wir als Werkstatt Garantieleistungen an Mercedes-Fahrzeugen erbringen und über ihn abrechnen konnten, wenn wir für unsere PKW-und LKW- Werkstatt Ersatzteile bei ihm kaufen und Kaufinteressenten an ihn vermitteln. Durch unsere vielen Kunden, gerade im Nutzfahrzeugbereich, und durch die vielen verunfallten Fahrzeuge, die ich nachts abschleppte, saßen wir natürlich an der Quelle. Ich konnte nicht mehr nur mit lukrativen Unfallreparaturen, sondern auch mit der provisionspflichtigen Vermittlung von Fahrzeugen Geld verdienen.

Zu dieser Zeit habe ich noch gehofft, daß es meiner Frau reicht, wenn sie in dem schönen Einfamilienhaus sitzt, sich kaufen kann, was sie möchte, und mit meinem Sohn alleine in den Urlaub fährt.

Mein Vergnügen war es, rund um die Uhr zu arbeiten und die Firma und die Konten wachsen zu sehen. Das einzige, was ich mir darüber hinaus gönnte, waren schöne Autos. Durch die Zusammenarbeit mit Mercedes Schulz musste es natürlich Mercedes sein. Ich verkaufte meinen Jeep Cherokee und fuhr in den folgenden Jahren von unten nach oben alles was es gab. C-Klasse, E-Klasse, Cabrio, 2 G-Modelle, 2 M-Klassen, SL500, S320, S400, SL55 AMG, CLS500 ...

Da ich nach wie vor bis zu 16 Stunden im Büro oder für die Firma unterwegs war und man mich nachts und an den Wochenenden beim Abschleppen beobachten konnte, war auch keiner so neidisch, wie es im Normalfall wohl gewesen wäre.

Meiner Hausbank ist dieses florierende Geschäft natürlich auch nicht entgangen. Ich wurde immer wieder von meiner Bankberaterin angesprochen, das viele Geld doch irgendwie anzulegen, um bessere Rendite zu erzielen. Irgendwie konnte ich mich dafür nicht begeistern, bis ich eines Tages in der „Bildzeitung“ las, daß der Dollar im Verhältnis zur D-Mark auf einem Rekordtiefstand sei. Das interessierte mich. Wenn ich abends aus dem Büro oder nachts aufgebracht vom Abschleppen nach Hause kam, habe ich zwischen den Fernsehsendern nur herumgezappt. Nun fiel mir ein, daß es da ja auch Börsenfernsehen gab.

Mein erstes Hobby seit Gründung der Firma war geboren! Ich kaufte die „Börse Online“, die „Welt am Sonntag“ und alles, was ich mit Wirtschaftsteil oder Börseninfos kriegen konnte. Ich las es durch und wieder zurück.

Nach zwei Wochen fasste ich einen Entschluss. Ich rief die Anlageberaterin der „Volks- und Raiffeisenbank“ an und vereinbarte einen Termin. Ich sagte ihr, daß ich nun soweit sei und für 500.000 Mark Dollar kaufen möchte.

Etwas ungläubig füllte sie verschiedene Formulare aus. Als ich die Bank verließ, war das Geschäft perfekt. Von da an nutzte ich jede frei Minute dazu, den Dollar-Kurs zu beobachten. Nach wenigen Wochen kam die Trendwende.

Der Dollar wurde stärker und stärker. Aus meinen 500.000 Mark sind 580.000 geworden.

Ich habe verkauft, mich tierisch gefreut und wie ein Held gefühlt. Das hat natürlich nur meinen Appetit geweckt. Zwischenzeitlich hatte ich nächtelang und am Wochenende Wirtschaftsnachrichten gelesen und bei NTV verfolgt. Ich war ganz verrückt danach, das nächste Geschäft zu machen.

Es ließ auch nicht lange auf sich warten. An einem Sonntag las ich in der „Welt“ einen Artikel über den angeschlagenen Bremer Vulkan-Konzern. Der war börsennotiert und sollte von Energiekonzernen, die milliardenschwere Rückstellungen auflösen wollten, übernommen werden. Der Aktienkurs schloss am Freitag bei etwa 3 Mark. Am Montag stand ich morgens als erster vor der Volks- und Raiffeisenbank und passte gleich die Anlageberaterin Frau Schmidt ab. Ich war ganz aufgeregt und wir gingen sofort in ihr Büro. „Frau Schmidt, Sie müssen sofort Aktien von Bremer Vulkan kaufen.“ Wir fertigten zusammen ein Formblatt aus. Sie sollte für 100.000 Mark Aktien kaufen. Mit dem Kurs vom Freitag war die Anzahl der Aktien, die sie kaufen sollte, ermittelt und ich unterzeichnete den Kaufvertrag.

Irgendwie hatte ich ein ungeheuerliches Gefühl von Wichtigkeit: Wirtschaftsteile in Zeitungen studieren und Börsenfernsehen gucken, dann kaufen und schließlich verkaufen. Am gleichen Tag rief ich Frau Schmidt dann noch mal an und fragte, ob mit Bremer Vulkan alles geklappt habe. „Ja“, sagte sie mir, „alles klar.“Da mir zu diesem Zeitpunkt noch keine Hilfsmittel wie das Internet zur Verfügung standen und ich über eine Kursabfrage via Handy noch nichts wusste, musste ich mich an diesem Montag bis zum Abend gedulden.

Gegen 20 Uhr kam ich nach Hause, machte den Fernseher an und musste im Teletext suchen, weil der Kurs von Bremer Vulkan nicht im Tickerlaufband auftauchte. Mit einem lauten Schrei erblickte ich die Schlussnotierung. Vulkan hatte sich mehr als verdreifacht. Meine Frau und mein Sohn hatten mich seit längerer Zeit nur ernst und verbissen erlebt. Jetzt aber sprang ich durchs Haus, als hätte ich im Lotto gewonnen. Die ganze Nacht habe ich Pläne geschmiedet, was man alles machen kann, wenn man Multimillionär ist.

Nach meinem Erlebnis von diesem Montag, hätte das ja in meinem Fall nicht mehr lange dauern dürfen. Schließlich hatte ich an einem Tag fast 200.000 Mark hinzugewonnen. Und dies, ohne aufwendig Stahlbauaufträge zu beschaffen und zu kalkulieren, Material zu bestellen, zu fertigen, auszuliefern und zu montieren. Und wie beschwerlich ist es doch, abzuschleppen bei Nacht, Regen und Frost, oder Fuhrparkchefs anzubetteln, daß Sie ihre Fahrzeuge zu uns bringen. Sicher, dieser Aufwand hatte sich für mich und die Firma mehr als gelohnt. Schließlich fuhr ich zu diesem Zeitpunkt schon einen G-Klasse Jeep von Mercedes und – als Trostpflaster für 6 Jahre ohne Urlaub und keine freie Stunde – zusätzlich noch einen SL 500 Mercedes. Beide Autos neu und bar bezahlt.

Ich konnte das Ende der Nacht gar nicht abwarten. Zu einem Geschäft und dann noch zu einem so genialen gehört ja nicht nur kaufen, sondern auch verkaufen.

Als die Volks- und Raiffeisenbank am Dienstag öffnete, war Frau Schmidt nicht in ihrem Büro.

Als ich sie, nachdem ich durch das ganze Haus gelaufen war, im Archivraum fand, zog ich sie förmlich in ihr Büro. Unaufhörlich redete ich auf sie ein: „Frau Schmidt, Bremer Vulkan verkaufen, Gewinn mitnehmen!“ Als wir dann endlich in ihrem Büro waren, rutschte ich aufgeregt auf meinem Stuhl hin und her, bis sie den Computer eingeschaltete. Während dieser Zeit redete ich ununterbrochen auf Sie ein; „Bremer Vulkan von 3 Mark auf 9,90 Mark, verkaufen, Gewinn mitnehmen!“

Als sie dann endlich soweit war, beobachtete ich, wie ihr Gesicht sich langsam veränderte. Sie wurde blass und sah mich mit versteinerter Miene an. „Frau Schmidt, was ist los?“ fragte ich sofort.