Der Zirkel

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Der Zirkel
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Der Zirkel

Roman

Nellie Schatz

Impressum

Texte: © Copyright by Susanne Kolbach

Umschlaggestaltung: © Copyright by Susanne Kolbach

Verlag:

Susanne Kolbach

Robert-Perthel-Str. 37

50739 Köln

deine.susi@gmx.de

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Kapitelübersicht

Prolog 4

Kapitel 1 Gregor zeigt mir seine Welt 7

Kapitel 2 Hengsparade 26

Kapitel 3 vom guten Personal 66

Kapitel 4 Entdeckungen 74

Kapitel 5 Majestätenauflauf – Henri und Yvette 85

Kapitel 6 von der Schönheit des Schmerzes 107

Kapitel 7 Familien vor Gericht 170

Kapitel 8 Alte Männer mit Erektionen 198

Kapitel 9 Clemens zum Dessert 214

Kapitel 10 Der alte Mann und das arme Kind 224

Kapitel 11 weiße Kleider sind unpraktisch 235

Prolog

Die Frau, die uns Vater diesmal ins Haus brachte, war zum Niederknien schön. Mein Bruder Frank und ich waren an die jungen Frauen gewöhnt, die er im Abstand von einer Woche mit seinem protzigen Wagen hierher karrte. Wir kommentierten das schon gar nicht mehr, sondern nahmen es einfach hin.

Es war wieder eine, die sich von Vaters Aussehen, seinem Charme und seinem Geld dermaßen blenden ließ, dass sie sogar in ihrem jungen Alter von geschätzten Anfang 20 zwei übermütige Jungs von 12 und 15 Jahren in Kauf nahm. Wir spielten wie immer beim ersten gemeinsamen Essen die gut erzogenen Söhne des erfolgreichen Fabrikanten Clemens Vandenberg und diese Frau fühlte sich von Anfang an sehr sicher. Wir fanden sie nett und Vater tat ein Übriges, dass sie sich her bei uns schnell einlebte.

Mutter hatte vor 2 Jahren endgültig das Handtuch geworfen, da Vater immer schon junge Frauen nebenbei hatte. Aber das einzige, was Mutter mit ihrem Auszug erreichte, war die Tatsachte, dass er sie jetzt mit nach Hause bringen konnte, seine jeweilige Eroberung, die er weiß Gott wo aufgabelte. Sie hingen immer an seinen Lippen, hielten alles, was er sagte für eine Offenbarung. Allen gemeinsam war ihre Schüchternheit und ihre Beschränktheit, die bei einigen ihresgleichen suchte. Frank und ich, der Ältere, amüsierten uns köstlich über die Karawane der Frauen, wie wir das Schauspiel nannten.

Dass Vater nicht so war, wie er sich am Anfang gab, merkten sie unterschiedlich schnell. Einige weigerten sich hartnäckig, Vaters tatsächliches Wesen zur Kenntnis zu nehmen. Er führe sie langsam an das heran, was er im Bett wirklich mochte. War er anfangs zärtlich zu ihnen, ließ er sie nach einer genau kalkulierten Zeit um seine Zuneigung betteln. Dann fing er an, sie offen zu dominieren. Und das nicht nur im Bett. Sie durften nur noch das tun, was er erlaubte. Sie hatten um alles zu bitten und wurden hart bestraft, wenn sie einen Fehler machten, und sei er noch so klein. Ich kann heute noch, nach dreißig Jahren, manchmal nachts ihre Schreie hören, wenn ich nicht schlafen kann, obwohl ich längst nicht mehr in meinem Elternhaus wohne.

Wir erlebten ihn als liebevollen Vater, das Personal hatte einen gerechten und freundlichen Arbeitgeber und nur wenige ahnten, wie er wirklich war. Unsere Haushälterin wusste es. Sie wechselte wortlos und mit zusammengepressten Lippen die blutigen Laken auf Vaters Bett.

Nun stellte er uns Yvette vor, eine hoch gewachsene, atemberaubende Rothaarige mit süßen Grübchen. Sie war ein französisches Fotomodell mit einem aufregenden Akzent und mir blieb der Mund offen stehen, als ich sie zum ersten Mal sah. Yvette war anders. Sie war nicht im Mindesten so schüchtern und einfältig wie der Rest, der hier durchgestöckelt war. Sie zwinkerte uns zu und hatte Frank und mich schon am ersten Abend erobert.

Sie war Vater wirklich zärtlich zugetan und in ihren Augen sah ich ehrliche Zuneigung. Sie bezauberte ihre Umwelt mit Charme und Humor. Sie war Mitte zwanzig und sie und Vater, ein blendend aussehender Mann, gaben ein wirklich schönes Paar ab. Vater hatte nur noch Augen für sie und sie für ihn. Er fing auch nicht an, sie zu dominieren. Nein. Nach sechs Monaten heiratete er sie. Sie hatte ihn von seiner Neigung kuriert und wir Brüder sahen in ihr so etwas wie eine Heilige.

Ich war mit 15 schon ziemlich reif für mein Alter und entdeckte früh, dass mein Schwanz ein Eigenleben führte. Mit fiel auf einmal auf, wie wundervoll Yvettes Busen war und ich starrte ständig darauf, wenn sie einen Bikini anhatte und sich die Zeit im Garten am Pool vertrieb. Sie bemerkte das und fand es süß. Vater gegenüber erwähnte sie es nicht. Es wäre mir nicht gut bekommen, denn er war wie besessen von ihr und vögelte sie jede Nacht gleich mehrfach. Wir konnten es hören. Ihre verzückten Schreie hallten durch das ganze Haus. Nach ein paar Monaten wandelte sich die Verzückung jedoch zu Schmerz, wie wir es insgeheim erwartet hatten und wir bemitleideten sie. Frau Kron wechselte mit traurigem Blick wieder blutige Bettlaken und wir lauschten nachts auf die gleichmäßigen Schläge, die aus Vaters Schlafzimmer nach außen drangen, gefolgt von Yvettes Schmerzensschreien.

Seltsamerweise suchte sie nicht das Weite. Obwohl sie oft nicht sitzen oder gehen konnte und tagelang in ihrem Zimmer blieb, ohne dass wie sie zu Gesicht bekamen, schien ihre Zuneigung zu Vater noch zu wachsen. Er nahm sie nicht mehr mit auf Geschäftsreisen wie am Anfang. Ich fand heraus, dass sie die Zeit von Vaters Abwesenheit zwangsläufig dazu nutzen musste, sich von seiner Behandlung zu erholen, damit sie ihn bei seiner Rückkehr wieder zärtlich und voller Zuneigung begrüßen konnte. Ich war jung und konnte das nicht verstehen. Ich konnte auch nicht verstehen, wie man einem solch reizenden Wesen wie Yvette so etwas antun konnte. Einmal sah ich einen bläulichen Striemen auf ihrer Brust. Ich dachte wochenlang nur daran und wenn ich abends alleine in meinem Zimmer war, wichste ich wie ein Weltmeister mit dem Gedanken daran, diese wunderbaren Brüste zu berühren.

Ich hatte herausgefunden, dass sie jeden Abend ein Bad im großen Badezimmer nahm. Vater war noch in der Fabrik, Frank hatte sich hinter seinen Büchern vergraben und ich hockte mich vor das Schlüsselloch des Badezimmers und spähte hinein. Ihr wundervoller Körper mit der blassen Haut war gezeichnet. Ich sah ihre Rückseite. Die Striemen zogen sich von ihren Schultern bis zu den Kniekehlen und ließen sie aufstöhnen, als sie in das warme Wasser stieg.

Ich hockte entsetzt vor der Tür, zitternd vor Empörung! Dann, nachdem sie sich zierlich mit einem Schwamm gewaschen hatte, stieg sie aus der Wanne und ich konnte jetzt ihre Vorderseite sehen.

Die Striemen auf ihren Brüsten waren verblasst. Sie trocknete sich ab und setzte sich wie in Gedanken auf den Wannenrand. Sie spreizte die Beine und ich sah ihr rotes Schamhaar und das, was sich zwischen den Beinen einer Frau befand und ich nur aus den Pornoheften kannte, die in der Schule kursierten. Ich war fasziniert und mein Penis war es ebenso. Ein köstliches Verlangen machte sich in mir breit und ich steckte die Hand in meine Hose und spielte an mir herum. Aber es kam noch besser. Yvette fing an, sich dort zu streicheln. Sie schloss die Augen, hielt mit einer Hand die Schamlippen auseinander und rieb sich langsam mit dem Mittelfinger der anderen Hand zum Höhepunkt. Sie stöhnte leise dabei und das war das bisher wunderbarste, was ich in meinem kurzen Leben erlebt hatte. Dann zwinkerte sie und gab mir zu verstehen, dass sie wusste, dass ich vor der Tür hockte. Ich spurtete in mein Zimmer, atemlos, mit einer Erektion und kam erst wieder heraus, als ich mich von meiner Qual erlöst hatte und es Essen gab.

Vater wartete bis nach dem Essen. Dann kam er mit einem Rohrstock in mein Zimmer und ich wusste, was mir blühte. Er hatte mich dort hocken gesehen. Er forderte mich auf, die Hosen herunter zu lassen. Ich musste mich mit den Händen auf dem Bett aufstützen und er schlug mich mit dem Stock. Rasender Schmerz erfasste mich, ich schrie aus Leibeskräften so lange, bis ich in Ohnmacht fiel. Der Schmerz war einfach unerträglich. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Bauch auf meinem Bett, tränenüberströmt, mit nacktem, malträtierten Arsch.

Ich blickte in Yvettes grüne Augen, die mich mitfühlend ansahen. ich schämte mich zu Tode, dass sie mich so sah. Ich schämte mich allerdings nicht dafür, sie beobachtet zu haben.

„Es ist gut.“ sagte sie zärtlich. Sie hatte eine Cremedose dabei und bestrich sanft meinen Hintern, der scheinbar aus rohem Fleisch bestand, mit einer kühlenden Creme. Ich wäre am liebsten gestorben vor Scham. Ich schloss die Augen ganz fest. Die Kühle tat gut und betäubte den Schmerz ein wenig, wenn das überhaupt möglich war.

„Leg dich auf die Seite, Gregor.“ forderte sie mich mit einer kehligen Stimme auf.

„Hat dir gefallen, was du gesehen hast?“ Ich nickte in stummem Leid und wagte nicht, die Augen zu öffnen. Ich hatte es wundervoll gefunden. „Bist du dabei gekommen?“ ich schüttelte den Kopf. War ich ja nicht. Erst danach.

 

„Dann sorgen wir jetzt dafür, ja?“ sie spielte mit ihren Fingern in meinem Schamhaar und ich hielt die Luft an. Dann öffnete ich die Augen und ich sah, dass sie ihre Bluse aufgeknöpft hatte. Sie trug keinen Büstenhalter und ich konnte ihre weißen Brüste ganz nah vor meinen Augen sehen. Sie waren mit feinen Narben überzogen, die wohl Vaters Stock hinterlassen hatte. Ihre Nippel waren riesig und sie nahm die rechte Brust und zog den Nippel sanft über meine Lippen.

„Fass dich an.“ sagte sie rau und sah auf meinen Penis, der sich von den Schmerzen nicht beeindrucken ließ. Er war groß und prall und Yvette beobachtete mit einem kleinen, stolzen Lächeln, wie ich onanierte. Ich tat es hier vor ihren Augen und es machte mir nichts aus.

Als Vater sturzbetrunken mit seinem Porsche wieder nach Hause kam, stand seine Bestrafung für Yvettes ungeheuerliches Vergehen, sich beobachten zu lassen, bereits fest. Ich war die ganze Nacht wach und wartete unglücklich auf ihre Schreie, aber es blieb ruhig. Er quartierte Yvette in ihr eigenes Schlafzimmer aus, sie durfte seins nicht mehr betreten. Er rührte sie nicht mehr an und es war, als sei seine Zuneigung zu ihr schlagartig erloschen. Sie durfte ihn nur noch traurig und sehnsüchtig ansehen und darauf warten, dass er das Wort an sie richtete.

Vater nahm seine Jagd nach schüchternen und debilen Frauen wieder auf und Yvette verfiel immer mehr, bis sie eines Tages aus unserem Haus verschwunden war. Vater erwähnte sie nie wieder auch nur mit einem Wort.

Aber ich habe sie nicht vergessen. Sie schenkte mir etwas, das mich bis heute an sie denken lässt.

Kapitel 1 Gregor zeigt mir seine Welt

Als mich Gregor Vandenberg um meine Hand bittet, wähne ich mich im siebenten Himmel. Auf einem Segelboot in Südfrankreich geht er romantisch auf die Knie, präsentiert mir einen dekadent großen Brillanten auf einem schmalen Goldreif, sieht mich liebevoll an und bittet mich stotternd, seine Frau zu werden. Ich bin so überrascht, dass ich nur ergriffen nicken kann. Es hat mir die Sprache verschlagen. Gregor hat mich zu der Frau an seiner Seite auserkoren! Meine Welt wird sich komplett verändern. Habe ich schon während der sechs Monate unserer Beziehung einen ersten Eindruck davon bekommen, wie er lebt, werde ich bald ein Teil dieses Lebens sein, das sich so von dem Leben unterscheidet, das ich führe.

Gregor ist 44 Jahre alt und gilt als eingefleischter, gleichwohl umschwärmter Junggeselle. Nie sah man ihn mit einer Frau in der Öffentlichkeit und eine Zeitlang hielt sich sogar hartnäckig das Gerückt, er sei homosexuell. Gregor sieht einfach blendend aus. Jede Mutter würde alle anderen gnadenlos über den Haufen schießen, um diesen Mann als Schwiegersohn zu bekommen. 1.90 m groß, schlank und sportlich, wundervolles braunes Haar und warme braune Augen machen ihn zu einem äußerst begehrten Mann. Natürlich nicht nur das. Gregor Vandenberg ist der Inhaber von Vandenberg Automotive Engineering, einem weltweit operierendem Konzern.

Ich kannte ihn aus dem Fernsehen, ohne seinen Namen zu wissen, ich erinnerte mich zu der Zeit allerdings nicht mehr daran.. Souverän sprach er von hunderten Menschen, ohne auch nur ein Stichwortkärtchen in der Hand zu halten. Eine sympathische Gestik begleitete die Rede, die er vor hunderten Angestellten hielt, als es in einem seiner Werke zu einem dramatischen Unfall mit mehreren Toten gekommen war. Er sprach völlig frei und versprach die lückenlose Aufklärung des Vorfalles. Das tat er dann auch. Ich sah im Nachrichtenkanal dann die Pressekonferenz, in der er souverän den Vorfall erklärte und wie es dazu gekommen war.

Dem Konzern geht es finanziell so blendend, wie sein Inhaber aussieht. Aber das wusste ich nicht, als ich ihn zum ersten Mal traf. Und bald werde ich seine Frau sein. Frau Vandenberg.

Die kleine Anwältin Nathalie Brenke wird Frau Vandenberg. Unter normalen Umständen hätte ich ihn niemals kennen gelernt. Der Zufall kam mir zur Hilfe. An einem stürmischen Herbsttag lief ich an der Konzernzentrale vorbei, ein Handy am Ohr und eine Aktenmappe unter dem Arm. Mein Businesskostüm war faltig, meine Bluse zierte ein Ketchupfleck und ich erklärte gerade einem renitenten Klienten, dass es wichtig sei, mit der Staatsanwaltschaft zusammen zu arbeiten. Ich wäre vor Wut fast explodiert. Stattdessen lief ich genau in Vandenberg hinein. Das Handy ging fliegen, die Aktenmappe, nur flüchtig geschlossen, verteilte ihren Inhalt zwischen den Herbstblättern, die die Alleebäume überall verteilt hatten und ich sah nur einen grinsenden großen Mann im Kaschmirmantel, der mein Handy wieder aufhob, mir half, die Seiten wieder einzufangen, die der Wind davon tragen wollte und der mir dann mit einem warmen Blick ein paar Blätter aus meinen aufgelösten Haaren zupfte.

Dieser Blick katapultierte mich augenblicklich in ein Rosawattebällchenland. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie die ersten Wochen unseres Kennenlernens verliefen. Ich schwebte auf Wolken und mein Gehirn war vollkommen lahm gelegt. Ich weiß nur, dass wir jeden Abend ausgingen, in ein kleines Cafe um die Ecke, in dem es nach selbstgebackenem Kuchen und Kaffee roch. Hier würde die Presse ihn niemals vermuten, sagte er mir mit einem verschmitzen Lächeln nach ungefähr 2 Wochen. Ich hatte immer noch nicht kapiert, mit wem ich mich da traf. Der Name Vandenberg sagte mir nichts. Erst nach ein paar Wochen ging mir auf, wer er war. Und da war ich schon dermaßen verliebt, dass es mir dann auch gleichgültig war.

Gregor war ein glänzender Unterhalter. Ich hing mit einem mit Sicherheit debilen Blick an seinen Lippen, verfolgte zitternd, wie er meine Hand an seine Lippen hob und einen Kuss darauf drückte.

Nach ein paar Wochen wollte er mich dann nach Hause bringen. Da bekam ich einen ersten Eindruck von seiner Welt. Gregor fuhr nämlich nicht selbst. Er hatte eine Limousine mit Chauffeur. Der Chauffeur sah aus wie ein Mann von den Navy Seals. Durchtrainiert und breitschultrig und ich nehme stark an, dass er sein Leibwächter war. Ich saß also neben Gregor in der Limousine, beeindruckt von diesem Luxus und schmachtete ihn an. Wie wundervoll, diesen Mann neben sich zu wissen. Er brachte mich nach Hause und dann gab er mir vor der Haustür einen Kuss, bevor er sich verabschiedete. Ich konnte kaum die Treppen hinauf gehen, so schwebte ich auf Wölkchen. Und dann, als sich der Nebel in meinem Kopf etwas lichtete, als er zum ersten Mal mit in meine Wohnung kam, zum ersten Mal mit mir schmuste und dann zum ersten Mal über Nacht blieb, konnte ich einfach nicht mehr zurück.

Gregor war einfach perfekt. Ich konnte es kaum glauben. Ein perfekter Gentleman und Liebhaber. Und dann begann er, mich sanft an seine Welt heranzuführen. Wir flogen (mal einfach so!) ein Wochenende nach Paris, natürlich im Firmenjet. Er hatte eine Wohnung in der Stadt, sein kleines Appartement, wie er es nannte. Er wohnte weit außerhalb, also hatte er diese Wohnung, damit er nicht immer so weit fahren musste. Dieses kleine Appartement hatte bestimmt 150 qm und war exquisit eingerichtet. Es dauerte nicht lange, und ich hatte mich hier häuslich eingerichtet. Es war seine Wohnung. Die Wohnung eines Mannes, die nie eine Frau betreten hatte außer der Zugehfrau. Sie roch nach ihm und gab mir einen Eindruck davon, wo er herkam. Ich nannte es Geldadel.

Gregor lachte, als ich ihm das sagte. Er ließ mich nie fühlen, dass ich nicht aus seinen Kreisen kam, in denen die Damen nur ein einziges Problem beschäftigt, nämlich ein Kleid zu tragen, das die Kleider der anderen bei weitem übertrifft. So eine Frau wollte er nicht, erklärte er mir. Er wollte mich. Einfach so. Ich konnte es nicht fassen und war drauf und dran, den Boden zu küssen, auf dem er ging. Das ging aber nicht, weil er mich einfach auf Händen trug. Ein Mann in seiner Position, der für alles Personal hatte, ließ es sich nicht nehmen, höchst persönlich meine Lieblingsmarmelade zu besorgen und mir das Frühstück zu bereiten. Er brachte es mir sogar ans Bett und versüßte mir den Tag noch zusätzlich mit seinem zärtlichen Liebesspiel, das mich an den Rand der Verzückung brachte.

Noch hatte er mich nicht der Öffentlichkeit präsentiert und er bereitete mich gründlich darauf vor. Wir posierten sogar vor dem Spiegel, wie man sich günstig präsentiert und wir hatten eine Menge Spaß dabei, wir taten es nämlich unbekleidet. Er brachte mir eine Stylistin und einen Friseur, die mich in eine völlig andere Frau verwandelten. In einem leuchtend blauen Kleid und mit meinen aufgestecktem roten Haar erkannte ich mich gar nicht wieder. Was gaben wir ein schönes Paar ab. Das fand auch die Presse, und ein Foto von uns erschien in einer Zeitung, das uns auf dem roten Teppich einer Filmpremiere zeigte.

Gregor war sehr stolz auf mich und beschenkte mich mit einem auffälligen Schmuckstück, einem Armband in Form einer Schlange, deren Schuppen aus edlen, roten Steinen bestand, deren Namen mir leider entfallen ist. Ich weigerte mich, es anzunehmen. Ich konnte ein solch teures Geschenk doch nicht annehmen. Also einigten wir uns darauf, dass es ihm weiterhin gehören sollte und ich es manchmal trug. Gregor grinste, sagte aber nichts weiter dazu.

Jetzt sind wir aus Südfrankreich zurück gekehrt, frisch verheiratet in einem Standesamt in einem kleinen Küstenort und unsere Trauzeugen waren der Küster und der Wirt eines Bistros, der sich vor Begeisterung über dieses schöne Paar nicht mehr ein bekam.

Gregor hat mich darauf vorbereitet, dass nicht alle Reaktionen auf mich positiv werden würden. Man würde mich als Goldgräberin betrachten, als einen Emporkömmling, der es auf sein Geld abgesehen hatte. Die Damen der Gesellschaft würden höchst empfindlich auf mich reagieren und er bittet mich eindringlich, nichts Privates verlauten zu lassen. Ich würde es früher oder später in der Presse wieder finden.

Wir sind in seiner Wohnung und er sitzt am Schreibtisch. Er hat mich in sein kleines Büro gebeten.

„Es ist dir bestimmt klar, dass ich dich habe überprüfen lassen? Das ist üblich in meiner Position.“ sagt er und sieht mich liebevoll an.

„Und? Dunkle Flecken in meiner Biografie gefunden?“ frage ich und beuge mich über seinen Nacken, um ihn dort zu küssen.

„Nein. Wie ich es erwartet habe. Selbst wenn es dunkle Flecken gäbe, wäre es nicht so schlimm. Ich muss es nur vor der Presse wissen, Frau Vandenberg.“ sagt er und zieht mich auf seinen Schoß. „Wie das klingt.“ sagt er träumerisch. „Die Frau an meiner Seite.“

„Hoffentlich sind wir nicht die einzigen, die das so sehen.“ wage ich eine vorsichtige Prognose. Ich werde viele Feinde haben. Er wird mich zur Teilhaberin seines Konzerns machen, das wird mir nicht unbedingt viele Sympathien einbringen. Erst jetzt, hier in seiner Wohnung wird mir klar, worauf ich mich eingelassen habe. Mein öffentliches Leben, also das außerhalb seines Hauses, wird mit Argusaugen beobachtet werden. Und sogar das in seinem Haus, das ich heute zum ersten Mal betreten werde. Ich stelle es mir so ähnlich vor wie in einem Hotel. Eine Haushälterin und, ich bin fast umgefallen, als ich das hörte, ein Butler.

Ich kenne dieses Haus. Er hat mir ein Foto gezeigt. Es heißt Vandenberg- Haus und ich bin ein paar Mal daran vorbei gefahren. Ich hielt es wirklich aufgrund seines Ausmaßes für ein Hotel. Oder einen Firmensitz. Auf die Idee, dass hier ein einziger Mann wohnen könnte, bin ich nie gekommen. Und ich werde in Zukunft auch darin wohnen. Charly, der Chauffeur wird uns gleich hier abholen und ich werde dem Personal vorgestellt. Ich bin ganz schön aufgeregt.

Niemand weiß, dass wir geheiratet haben. Noch nicht einmal sein engster Vertrauter Robert Zorn, sein Butler. Er wollte sich nicht in seine Entscheidung hereinreden lassen. Sie wissen zwar, dass es mich gibt, aber nicht, welche Position ich in Zukunft einnehmen werde.

Da klingelt Charly. Er begrüßt uns höflich. Gregor gibt im die Hand. Dann sagt er:

„Charly? Das ist Frau Vandenberg, meine Frau.“ Er grinst in diebischer Freude.

„Ist nicht wahr.“ entfährt es Charly und er starrt mich an. Endlich hat es eine geschafft, steht auf seiner Stirn geschrieben. Wahrscheinlich ist er froh, dass Gregor doch nicht schwul ist. Und mit mir kann er leben. Wir gehen sehr freundlich miteinander um, Charly und ich.

„Wir werden ab heute im Vandenberg-Haus wohnen.“ sagt Gregor. Charly nickt.

 

„Haben Sie ihr denn schon eine Skizze gemacht? Sie wird sich verlaufen und sie werden Sie erst zur Silberhochzeit wieder sehen.“ Er freut sich darüber, dass Gregor nicht mehr alleine ist, das kann man ihm anmerken.

„So groß ist es auch nicht. Sie finden ja auch den Weg von der Garage in die Küche.“ entgegnet Gregor fröhlich. „Frau Römer kocht nämlich exzellent, ist es nicht so, Charly?“

Ich kann nichts sagen, als wir an diesem Märznachmittag zu seinen Haus fahren. Zum ersten Mal sitze ich in diesem Wagen als seine Frau, die dieses Leben mit ihm teilen wird. Ich weiß gar nicht, was mich erwartet. Ich habe keine Vorstellung davon, wie man mir begegnen wird.

Vor dem Haus steht ein Cabrio, das meins sein wird, erklärt Gregor. Dann noch ein Mercedes, den Herr Zorn benutzt und einen Kombi, der der Haushälterin gehört.

Herr Zorn ist der Chef des Hauses, erklärt Gregor. Er ist der Chef über das gesamte Personal und ich kann mich mit allen Angelegenheiten an ihn wenden. Auch mit persönlichen Dingen. Er wird sich diskret und kompetent um alles kümmern. Da bin ich ja mal gespannt. Ich kenne nur den Butler vom Eaton Place, wenn ich ehrlich bin. Ein spießiger Erbsenzähler, dem Korrektheit über alles ging. Dann kann er mir ja direkt mal einen Kurs in Ordnungsliebe geben, merke ich schüchtern an. Ordnungssinn gehört nämlich nicht zu meinen überragenden Fähigkeiten.

„Du hat mir beigebracht, dass mit einem Fleck auf der Krawatte die Welt nicht untergeht.“ flüstert Gregor mir ins Ohr. „Das ist eine der Eigenschaften, die ich so an dir liebe.“

„Ich glaube nicht, dass Herr Zorn das ebenso sieht.“

„Mein Personal ist nicht dazu eingestellt, sich Meinungen über uns zu bilden, Nathalie. Das tun sie zwar, aber sie werden es nicht äußern. Sie sollen ihren Job machen, mehr nicht. Leg dir ein dickes Fell zu. Es braucht dich nicht zu kümmern, was andere über dich denken.“

„Ich glaube schon, dass Charly mich mag. Und das bedeutet mir etwas.“ sage ich widerspenstig.

„Aber du hast es nicht darauf angelegt, ihm zuzusagen. Er mag dich, weil du du selbst bist. Wir sind da. Willkommen zu Hause, Schatz.“ sagt er.

Und was für ein Zuhause das ist! Herr Zorn wartet auf der riesigen Freitreppe auf uns. Er ist korrekt gekleidet, wie auch Gregor immer. Dunkler Anzug, weißes Hemd, rosa Krawatte. Herr Zorn ist etwa Anfang vierzig, schlank und drahtig, sehr groß, schwarzhaarig mit interessanten grauen Schläfen. Ein wirklich attraktiver Mann. Warum er sich einen solchen Job ausgesucht hat, überlege ich. Jemand anderem zu dienen. Das käme für mich nicht in Frage. Er könnte auch gut als Manager durchgehen, als Geschäftsführer einer Firma.

„Robert.“

„Willkommen zuhause, Herr Vandenberg.“ sagt Zorn mit einer dunklen Stimme. Er sieht mich neugierig an, nachdem er Gregor die Hand gegeben hat.

„Robert, das ist meine Frau Nathalie.“ sagt er. Zorn zuckt noch nicht einmal.

„Willkommen, Frau Vandenberg.“ sagt er und gibt auch mir seine kühle Hand.

„Komm, Nathalie. Wenn ich dir alles gezeigt habe, ist es Zeit zum Abendessen.“

„Wie immer um 19 Uhr.“ sagt Robert.

„Vielen Dank. Ich zeige meiner Frau jetzt ihr Zuhause.“ Gregor ist ganz aufgeregt. Und ich auch. So, wie ich das sehe, werde ich einen Kompass brauchen, um wenigstens das Wohnzimmer wieder zu finden. Das fängt ja gut an.

Von dem Foyer aus (Flur kann man es wirklich nicht nennen) gehen alle unteren Räume ab. Das Foyer wird dominiert von einem riesigen, modernen Leuchter, der den Blick auf sich zieht. Ein hellroter Steinboden, hochglänzend, vermittelt ein wenig Wärme in diesem modern eingerichteten Haus. Auf Familienerbstücke scheint man nicht viel Wert zu legen. Keine Antiquitäten, wie ich es eigentlich erwartet hatte.

„Nein. Es gibt keine Antiquitäten.“ sagt Gregor, als ich ihn darauf anspreche. „Es ist einmal ausgebrannt. Da richtete es mein Vater mit Art-Deco Möbeln ein.“

Geradlinig und elegant. Keine Schnörkel, schwarz und weiß die dominierenden Farben. Kühl. Nicht wohnlich, lautet mein vernichtendes Urteil, das ich natürlich nicht laut äußere. Wenn sein Vater das Haus neu eingerichtet hat und es immer wieder mit neuen Möbeln ergänzt wurde, war hier keine Frau am Werk. Nicht eine. Es gibt absolut nichts verspieltes, sogar die Gemälde an der Wand sind abstrakt. Ich stöhne innerlich. Hier kann ich mich nur wohl fühlen, wenn Gregor da ist, der mir Wärme gibt. Und hier werde ich meinen Tag verbringen. Du meine Güte! Ich werde mir ein Hobby suchen müssen, irgendetwas Kuscheliges vielleicht. Ein Pferd. Oder einen Hund. Er durchschreitet mit mir alle unteren Räume. Es gibt sogar eine Bibliothek. Da ist der Blick auf die Bücher auch durch nichts verstellt. Der Raum ist noch schlichter als der riesige Wohnraum. Aber es gibt hier einen schönen, antiken Teppich mit einem interessanten Muster. Hier gibt es auch ein Büro, und zwar das von Herrn Zorn. Glas und Chrom, ein Laptop. Ansonsten nur Schränke in schwarzem Klavierlack, die geschlossen sind. Eine einsame Topfpflanze zieht den Blick an. Dann zeigt er mir die Sicherheitszentrale, wo ständig 2 Personen die Monitore beobachten, die die Flure im Blick haben, die Außenanlagen. Er stellt mich vor und diese Männer sind genauso zurückhaltend wie Herr Zorn. Und sie sehen auch ähnlich aus. Dunkle Anzüge. Wie in einem Agentenfilm, denke ich.

„In jedem Raum gibt es einen Alarmknopf. Du brauchst ihn im Notfall nur zu drücken und man kümmert sich um dich.“ sagt Gregor erklärend.

„Wie soll ich denn sagen, wo ich überhaupt bin?“ frage ich verständnislos. Würde er jetzt gehen, fände ich wahrscheinlich nicht einmal mehr zurück in die Halle.

„Sie sehen es. Keine Angst.“

Was mir Angst macht, ist das Riesige an diesem Haus. ich werde hier alleine sein. Freunde habe ich nicht mehr. Ich durfte niemandem von Gregor erzählen und mein großer Freundeskreis lichtete sich zusehends, bis niemand mehr übrig war.

Das wird ja reizend, denke ich. Ich werde mich wahrscheinlich mit den Damen der Gesellschaft treffen, auf einen Tee, den Robert serviert, nachdem sie ausgiebig über seine Rückseite diskutiert haben. Ich weiß, wie Frauen sind. Und das zieht sich durch alle Schichten, unabhängig davon, wie dick das Bankkonto ist.

„Wir sollten eine Assistentin für dich einstellen. Dann bist du nicht so alleine.“ sagt Gregor verständnisvoll, als wir wieder durch den langen Flur gehen.

„Eine Assistentin? Wofür?“

„Du wirst gesellschaftliche Verpflichtungen haben. Such dir etwas wohltätiges, was du tun kannst. Ich habe dir in deinen Büro schon eine Liste hingelegt.“

„Wo?“

„In Deinen neuen Büro. Es liegt neben Roberts Büro. Ich dachte, dann käme eine Atmosphäre auf, die dir bekannt vorkommt. Ein kleiner Plausch auf dem Flur.“ grinst er. Ein Plausch mit Zorn. Genau. Er sieht auch so aus, als wäre er unglaublich mitteilsam!

„Das ist sehr nett von Dir, Gregor.“ sage ich artig. Das ist vielleicht keine schlechte Idee. Dann hätte ich eine Beschäftigung. Lieber würde ich etwas für ihn tun. In der Firma Vandenberg. Aber wenn er es so wünscht…

„Dann zeige ich dir jetzt die oberen Räume. Da sind wir alleine.“

„Das kann ich ja kaum glauben. Wo wohnt denn Herr Zorn?“

„Im Gästehaus. Ich habe sowieso nie Übernachtungsgäste.“

Eine riesige geschwungene Treppe führt nach oben. Vorbei die Zeiten, als ich aus dem Bett springen konnte, mit nichts am Leib als Gregors Hemd und mich an den liebevoll gedeckten Frühstückstisch setzen konnte. Vielleicht in meiner alten Wohnung. Die haben wir nämlich behalten als Erinnerung. Oder in Gregors Stadtwohnung.

Gott sei Dank ist Gregors Schlafzimmer gemütlicher als der Rest des Hauses. Gedeckte Farben herrschen hier vor. Erdige Töne, braun und grün. Hier kann ich mich wohl fühlen.

„Robert bringt mir morgens eine Tasse Tee ans Bett. Stört dich das?“ fragt er. „Ich liege dann hier und lese die Zeitung.“

„Wozu brauchst du dann eine Frau?“

„Es gibt Bedürfnisse, die kann er mir nicht erfüllen.“ grinst er anzüglich.

„Aber ich kann das? Vielleicht hast du auch Bedürfnisse, von denen du nichts ahnst?“

„Das sollten wir testen. Jetzt sofort.“