Zahlensprache

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Lange Zeit, die Überlieferung symbolisiert sie mit 400 Jahren, wirkt der Heilige Geist unerkannt im Leben des Menschen. Zu Pfingsten, am 50. Tag, wenn der Mensch sich als 10 in der Welt der 40 erkennt, nimmt er dieses Wirken des Heiligen Geistes im eigenen Leben bewusst wahr. Im Irdischen das Wirken von etwas Geistigem zu erkennen ist heil-ig, es macht den Menschen heil.

Diese Art von Heilen ist auch gemeint, wenn im Neuen Testament von den Heilungen durch Jesus die Rede ist. Sie haben nichts zu tun mit magischen Techniken, die Jenseitiges für das Diesseitige benutzen wollen. Damit wird Gott vertrieben, wie das Alte Wissen sagt, und es versteht die Heilungen durch Jesus als äußere Bilder für ein inneres Geschehen.

Jesus hat als Mensch die 3 verkörpert, er hat in der Welt der Dualität gelebt und sich als Sohn Gottes bezeichnet, er war sich seiner Existenz als 2 und gleichzeitig als 1 bewusst. Der Glaube an diese Verbindung von 2 + 1 in menschlicher Gestalt, personifiziert durch Jesus, bringt ein Heil-Sein im Sinne von Ganz-Werden. Die 3 symbolisiert dieses Ganz-Werden. Es ist damit ein Erlöst-Werden gemeint von einem Denken und Wahrhaben, das auf die begrenzte und widersprüchliche Welt der Dualität reduziert ist. Die 3 geht über diese 2 hinaus und verbindet sie mit der 1. Das hebräische „choleh“ bedeutet „krank“, und „chol“ wird übersetzt mit „normal, allgemein“. Das Alte Wissen sieht eine Verbindung zwischen dem Begriff „krank“ und der „normalen“ Welt der 2; diese Welt wird „heil“ durch die Verbindung mit der 1, dem Absoluten.

Der Sohn als „Heil-and“ weiß, dass er als 3 die menschliche 2 verkörpert und gleichzeitig die 1 mit dem Vater gemeinsam hat. Die Bibel zitiert ihn mit den Worten „ich und der Vater sind eins“. Dieser Sohn weiß, die 1 des Vaters ist viel größer als er selbst, aber er als 10 ist Teil davon. Sein Bewusstsein erfasst, was die 1 über das Schriftbild der Aleph zeigt: Die 10 ist in der 1 enthalten. Es nimmt wahr, als menschliche 10 der 1 zu gleichen und ein Teil davon zu sein. Die biblische Schöpfungsgeschichte lässt wissen, dass der Mensch im Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde und der Sohn Gottes ist sich dessen bewusst. Die Grundlage seiner Existenz ist das Wissen: Ich und der Vater sind 1, ohne ihn kann ich nichts tun. Er tut durch mich.

Dieser Heiland erlöst die Welt der 2, indem er sie immer wieder und unermüdlich auf die 1 verweist. Er weiß, das Leiden in dieser Welt der Dualität findet sein Ende, wenn die Sichtweise stirbt, die sich auf diese Welt des Kreuzes, der 400, reduziert. Dann geht die 2 über ihre bisherigen Grenzen hinaus und verbindet sich mit 1 zu 3.

Diese 3 hat ihre Entsprechung in der Bezeichnung als Heiliger Geist und ist zugleich das Prinzip der Auferstehung. Für die Verbindung von Himmel und Erde gibt es in den Heiligen Schriften verschiedene Darstellungen, die ein und dasselbe Geschehen beschreiben und das auch in der einfachen Formel 2 + 1 = 3 zum Ausdruck kommt. Solche Bilder und Erzählungen schildern nicht so sehr historische Ereignisse, sondern in erster Linie einen Prozess in jedem einzelnen menschlichen Bewusstsein.

Aus der Perspektive von Zahlen stellen sich Begriffe der Bibel in einem ganz neuen Zusammenhang dar. Sie werfen einen ungewohnten Blick auf Erzählungen und Gleichnisse und eröffnen dem Verstehen einen bisher verschlossenen Raum. Altes und Neues Testament können auf dieser Basis als Beschreibungen des menschlichen Lebens verstanden werden. Religiöse Begriffe werden damit nicht mehr nur ins Außen projiziert, auf lange zurückliegende Ereignisse in alten Zeiten und vergangenen Kulturen. Das Bild eines fernen Gottes irgendwo im Himmel oder die Vorstellung von helfenden geistigen Wesen finden allmählich auch im eigenen Ich ihre Entsprechung.

Religiöse Begriffe sind mit traditionellen Vorstellungen verbunden, die sich über Generationen und Jahrhunderte tief eingeprägt haben. Sie bilden für den gläubigen Menschen eine unerschütterliche Basis. Auf einem ebenso soliden Fundament steht auf der anderen Seite die Weltanschauung des wissenschaftlichen Denkers, dessen Erkenntnisse ausschließlich auf rationaler Logik und empirischer Nachvollziehbarkeit beruhen. Für den Wissenschaftler stellt es eine Provokation dar, dass Zahlen auch eine qualitative Aussagekraft besitzen sollen. Ebenso ist es für den Gläubigen ein Sakrileg, religiöse Inhalte auf die qualitative Aussage von Zahlen zu komprimieren.

Beide Standpunkte sind nachvollziehbar. Und beide Standpunkte bilden ab, wie die Wahrnehmung innerhalb der Dualität funktioniert, nämlich in polaren Extremen. Die Sprache der Zahlen, die beide gleichermaßen herausfordert, ist eigentlich das große „und“, das beide verbindet.

Glaubenssymbole in direkten Zusammenhang mit dem eigenen menschlichen Sein zu bringen, mag ketzerisch, überheblich oder pathetisch klingen. Aber eigentlich beschreiben die Begriffe der christlichen Terminologie Bewusstseinsphasen und es ist legitim, diesen Bezeichnungen ihren Pathos zu nehmen, die Distanz zu ihnen zu überwinden und sie ins Leben zu holen. Das ist sehr ungewohnt und lange Zeit scheut sich der Mensch davor, diese Hemmschwelle zu übertreten. Sie baut sich auf aus tief eingeprägten religiösen und persönlichen Denkmustern. Früher oder später ist dieser entscheidende Schritt aber für jeden möglich.

Denn in jedem Menschen lebt der Sinn seiner Existenz und die Zahlen zeigen diesen Sinn in einer einfachen Formel: 1 + 2 + 3 = 6. Die gemeinsame Absicht von 1, 2 und 3 ist die verbindende 6. Wer, wenn nicht der Mensch, könnte diese Verbindung darstellen zwischen Gott und der Welt, zwischen Dies- und Jenseits, zwischen Zeitlichem und Absolutem. Der Sinn des menschlichen Bewusstseins und damit seine Aufgabe ist es, sich zu entwickeln, Zusammenhänge einzusehen und dadurch Verbindungen zu erkennen. Die Entwicklung des Menschen zielt ab auf die Erkenntnis, selbst diese verbindende 6 zu sein, der lebende „Haken“, der alles Gegensätzliche wieder bewusst zu einer neuen Ganzheit zusammenfügt.

Die Absicht und das Ziel jeder einzelnen 6 ist 21, denn 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 = 21. Diese Zahl ist als 2–1 direkter Ausdruck für die Rückverbindung der Dualität zur Einheit und zeigt auch über die Ziffernsumme 3 den Kern ihrer Aussage. 21 ist eine 10 + 10 mit Bezug zur 1 und als 2–1 die Umkehrung von 1–2, dem Beginn der Vielheit. Der Mensch als 20 mit Bezug zur 1 beschäftigt sich bewusst mit diesen Zusammenhängen, setzt sich gedanklich damit auseinander und beobachtet, dass sein eigenes persönliches Erleben und Tun direkten Bezug hat zum Bereich des Absoluten. Er setzt in Form von Aktivität und Kreativität Impulse um, die er als Intuition aus diesem Bereich kommend erkennt.

Die natürlichen Zahlen bilden ihre Reihenfolge durch die kontinuierliche Addition von +1 und sind in Summe immer auf die 3 ausgerichtet. Optisch kommt dieses qualitative Prinzip zum Ausdruck, indem alle natürlichen Zahlenreihen, beginnend bei 1 bis zu jeder beliebigen Zahl, sich immer zu „Dreieckszahlen“ addieren. Dieser mathematische Begriff leitet sich von der Anzahl der Steine ab, die man zum Legen eines gleichseitigen Dreiecks benötigt.

Aus 1 + 2 + 3 = 6 Steinen lässt sich ein Dreieck bilden mit 3 Steinen an jeder Seite, aus 1 + 2 + 3 + 4 = 10 Steinen ein Dreieck mit jeweils 4 seitlichen Steinen. Dieses Phänomen setzt sich beliebig fort. Immer definiert die größte addierte Zahl auch die Seitenlänge des Dreiecks und stellt über diese einfache geometrische Form das Feld vor Augen, das die Zahlen gemeinsam bilden; es ist immer geprägt durch die 3 und beinhaltet sowohl alle Teile des Ganzen als auch deren gemeinsame Summe.

Dreieckszahlen weisen einige mathematische Besonderheiten auf. Aus qualitativer Sicht bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass jede natürliche Zahl sich als Summe von höchstens 3 Dreieckszahlen darstellen lässt, wie der Mathematiker Friedrich Gauß feststellte. Von ihm stammt auch die Formel zur Berechnung dieser Zahlenreihen: n x (n+1), das Ergebnis geteilt durch 2. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel die Summe von 6 mit allen Zahlen, die ihr vorausgehen, berechnen: 6 x 7 = 42 : 2 = 21.

Die Summe der Kehrwerte aller Dreieckszahlen ist 2; dieses mathematische Phänomen betont das qualitative Verhältnis zwischen 2 und 3, deren gegenseitiger und einander bedingender Bezug sich konträr und einander ausschließend in die Wahrnehmung bringt.

Das 1–4-Prinzip

Nach dem Alten Wissen informiert dieses Prinzip über eine grundlegende Ordnung, die sich sowohl in Zahlen ausdrückt als auch äußerlich wahrnehmbar ist. 1 steht dabei für eine übergeordnete Einheit und 4 ist die Zahl der materiellen Welt. Seinen Ausdruck findet dieses Prinzip in der Tatsache, dass es 4 Himmelsrichtungen gibt, dass sich 1 Jahr unterteilt in 4 Jahreszeiten und in 4 Quartale; das Zeitmaß 1 Stunde gliedert sich in Viertelstunden, jede größere Stadt hat verschiedene Viertel. Das Altertum kannte 4 irdische Elemente und davon abgeleitet 4 menschliche Temperamente.

Das Prinzip von 1–4 kommt auch im menschlichen Körper zum Ausdruck mit 1 Kopf und 4 Gliedmaßen oder der Hand mit 4 Fingern und 1 Daumen. Ohne Daumen kann der Mensch nicht greifen, ohne Kopf nicht be-greifen. 1–4 zeigt sich auch im Unterschied zwischen den Zahlen für „Mensch = Adam“ 1–4–40 und dem Wort „Blut“ 4–40. Adam ist der Mensch im Bild und Gleichnis Gottes, ohne die 1 ist er reduziert auf seinen physischen Körper, symbolisiert durch Blut.

Aus den ältesten Schichten der Weisheitslehre stammt der Begriff „Äther“; er steht für ein den gesamten Kosmos erfüllendes Fünftes, eine „Quintessenz“. Pythagoras greift auf dieses Wissen zurück und sieht darin eine Leben spendende Kraft, die alles durchdringt, was aus ihr hervorgeht. Dieses Fünfte ist die 1 gegenüber der 4.

Das Bild des gekreuzigten Christus zeigt die göttliche 1 auf der irdischen 4 festgenagelt. Die 1 ist in der menschlichen Verkörperung untrennbar verbunden mit der 4, die 4 Balken des Kreuzes symbolisieren das Irdische. Im Leben des Gottessohnes als Mensch wird sein Blut vergossen, sein 1-Sein mit dem Vater wird nicht gesehen. Es ist einer Wahrnehmung, die sich auf das rein Materielle der 4 reduziert, nicht möglich, die 1 zu erfassen. Die Symbolik von Blut zeigt die Reduktion des Menschen 1–4–40 auf 4–40, auf Materie und Zeit.

 

Lange wird der jenseitige Aspekt im Leben als Mensch nicht erfasst, und damit verbunden ist Leid und Tod.

Die Besonderheit von 10–5–6–5

Der biblische Gottesname „Jahwe“ wird in Zahlen ausgedrückt 10–5–6–5 geschrieben, in Buchstaben JHWH. Das Alte Wissen sieht darin ebenfalls eine Zahlenformel, die den Sinn des menschlichen Lebens abbildet, und misst ihr grundlegende Bedeutung zu. Nach der Überlieferung steht die 10 in 10–5–6–5 für Gott und die Kombination 5–6–5 für den Menschen, der im Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde. Dieser Mensch besteht aus einer dies- und einer jenseitigen 5, die eine 6 miteinander verbindet. Damit ist 10–5–6–5 ein synonymer Ausdruck für 10–6–10 im Schriftbild der Aleph. Die „10 oben“ und die „10 unten“ in der Aleph haben ihre Entsprechung in der „10 oben“ und in der „5–6–5 unten“ im Begriff JHWH.

Es kommen durch diese Zahlen verschiedene Aspekte zum Ausdruck, vordergründig die 6 als verbindende Funktion des menschlichen Bewusstseins. Die „10 oben“, die sich „unten“ in 5 + 5 teilt, bildet auch eine Variante der 1 ab, aus der die 2 der Dualität hervorgeht.

Die 5 aus 1 + 4 steht für das Zusammenwirken von Geist und Materie. Damit ist gemeint, dass Materie Ausdruck eines Absoluten ist und Materie und Geist ständig miteinander in Beziehung stehen. Dieses Zusammenwirken ist ein Prinzip, das die Basis bildet für eine erlebbare physische Welt. Es gilt daher auch für den Menschen als Teil dieser Welt, und die Fähigkeit es bewusst zu erfassen, ist in ihm ebenfalls bereits prinzipiell vorgesehen. 5–6–5 zeigt den Menschen, in dessen Bewusstsein eine Begegnung von Prinzip und Wahrnehmung des Prinzips vorbereitet ist. Die 5 spiegelt sich über die 6 und diese Spiegelung bringt zum Ausdruck, dass ein Prinzip darauf wartet, vom menschlichen Bewusstsein erfasst zu werden. Die Zahlen informieren darüber, dass das Prinzip und seine unverfälschte Wahrnehmung identisch sind. Jedes optische Spiegelbild ist eine genaue Abbildung des Originals und dasselbe gilt für das bewusste Erkennen. In der Sprache der Zahlen stellt die Spiegelung über 6 dar, dass die Möglichkeit besteht, Zusammenhänge zu sehen, dass diese Ein-Sicht aber noch aussteht. Ein Erfassen ist bereits grundsätzlich vorbereitet, vorerst ist der Spiegel der Wahrnehmung aber noch blind dafür.

Die irdische 5 kann die prinzipielle 5 vorerst nicht erfassen, weil sie sich selbst nicht als 5 wahrnimmt. Dafür bildet das Erkennen ihrer irdischen Existenz als 4 + 1 die Voraussetzung. Solange sie sich nur als 4, als rein materielles Wesen sieht und die 1 von sich abtrennt oder ganz leugnet, ist die 5 für sie überhaupt nicht existent. Erst wenn das Bewusstsein in seinem ganz individuellen Alltag Impulse aus einem nicht-materiellen Bereich zu akzeptieren lernt, kommt es zur Annäherung von 4 + 1. Der Spiegel der Wahrnehmung wird zunehmend klarer und allmählich stehen sich 5 und 5 identisch gegenüber. Die Kombinationsgabe der 6 verbindet 5 + 5 zu einer gemeinsamen 10. Der Mensch erlebt sich nun als bewusste 10 und erfasst als solche die Prinzipien, die seiner und jeder physischen Existenz zugrunde liegen.

10–5–6–5 wird dadurch zu 10–10 und gleichzeitig zu einer Variante des Schriftbildes der Aleph. Die Aleph zeigt 2 Jod, die sich über eine 6 spiegeln: 10–6–10. Diese 6 hat dieselbe verbindende Funktion wie in der Spiegelung von 5–6–5. Die bewusste „10 unten“, ob aus 5–6–5 oder schon vorbereitet in der Aleph, erkennt nun auch klar, dass sie identisch ist mit der „10 oben“. Die Kombination von 5 + 5 zu 10 verläuft parallel zu der Kombination von 10 + 10 zu 20. Die Zahlen im Schriftbild der 1 und die Zahlen des Gottesnamens JHWH beinhalten dieselbe Aussage. In beiden Fällen wird 10 und 10 zu 20. Die 10 im Absoluten, die „10 oben“ findet damit ihre Entsprechung in der „10 unten“ im Materiellen. Der Mensch als 20 ist sich bewusst, dass sein Handeln vom Absoluten gelenkt wird.

Dieses Handeln zeigt sich vorerst nicht so sehr in einem äußeren Aktivsein, sondern in einer inneren, gedanklichen Beschäftigung. Die 20 beobachtet, dass intuitive Impulse in ihr Denken eindringen und zum Handeln anregen. Diesen Impulsen wird nicht blind gefolgt, sondern sie werden abgeglichen mit einem vom Verstand geleiteten Denken. Eine Kombination aus beidem, von Intuition und Verstand, ergibt ein vernünftiges Handeln, das beide Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Dieses Miteinander von Intuition und Verstand kommt ebenfalls in der einfachen Addition 10 + 10 = 20 zum Ausdruck; die eine 10, der diesseits-bezogene Verstand, und die andere 10, die jenseits-bezogene Intuition, verbinden sich zu einem reifen, bewussten Aktivsein, das beidem gerecht wird.

Die grundsätzliche Bedeutung des Namens Jahwe ist „sein“. Um dieses Sein erfassen zu können, ist nach dem Alten Wissen die Erfahrung des Nicht-Seins erforderlich. „Nicht“ wird im Hebräischen mit denselben Zeichen geschrieben wie „El“ = Gott. Im Deutschen haben „ich“ und „n-ich-t“ große Ähnlichkeit. Im individuellen Ich wird das Nicht-Sein erfahren als Gegensatz zum Sein. Dieses Ich erlebt seine Existenz einem unberechenbaren Schicksal ausgeliefert und bedroht von Vernichtung und Tod. In der Gewissheit über das unausweichliche Ende der eigenen materiellen Existenz erfährt jeder Mensch dieses Nicht-Sein. Das Leben in Zeit und Raum bietet in einer unvorstellbaren Vielfalt die Möglichkeit für diese Wahrnehmung. Jede einzelne menschliche Existenz ist nichts anderes als die individuelle Erfahrung von Nicht-Sein in diesem Sinn. Die materielle Welt zielt darauf ab, dass das menschliche Bewusstsein vom Nicht-Sein zum Sein findet.

Dieses Sein bilden Zahlen ab als 10–5–6–5, das sich in eine irdische und eine nicht-irdische Hälfte teilt. Der Sinn des menschlichen Lebens ist es, die irdische 6–5 mit der jenseitigen 10–5 zu einer Einheit zu verbinden, sagt das Alte Wissen. Es beschreibt dieses Zusammenfinden von Nicht-Sein und Sein als Öffnen des „3. Auges“. Das 3. Auge ist in diesen Überlieferungen ein Synonym für die Jod, die 10.

Das Auge bleibt so lange geschlossen, solange die 5 nicht als 4 + 1 erkannt wird und damit auch die Verbindung zu einer gegenüberliegenden 5 nicht möglich ist. Erst das Erfassen und Wahrhaben dieser Zusammenhänge eröffnet eine neue Sicht, in der sich das Gegensätzliche zu etwas Neuem, einem Dritten ergänzt. Bildlich gesehen öffnet sich zusätzlich zu den beiden Augen, die das Sichtbare wahrnehmen, ein drittes, inneres Auge und beobachtet das Wirken eines unsichtbaren Absoluten.

Der Name „Jahwe“ darf nach der jüdischen Tradition nicht ausgesprochen werden, weil er eigentlich gar nicht ausgesprochen werden kann. Es ist nicht möglich, den Konsonanten JHWH eindeutig Vokale zuzuordnen, denn alle Vokale müssten gleichzeitig verwendet werden, um der Bedeutung dieses Begriffes gerecht zu werden. Damit soll eine unbeschreibliche Vielfalt zum Ausdruck kommen, die dieses Wort symbolisiert und die ihre Entsprechung findet in der Komplexität der materiellen Schöpfung und der unermesslichen Ausdehnung des Universums. Die Erschaffung dieser Welt der Vielheit erfüllt ihren Sinn dadurch, dass es dem Menschen durch sein Leben in ihr möglich ist, vom Nicht-Sein zum Sein zu finden und sich dadurch selbst zu erkennen.

Selbst-Erkenntnis als Sinn des Menschseins ist in jedem einzelnen Bewusstsein als 10–5–6–5 angelegt und stellt sich dar als 10–10. Sich selbst als 10 bewusst erkennen, kann die 20. Für sie wird die Zweiheit begreiflich, die überall und auch im Menschen ihren Ausdruck findet und angelegt ist im Schriftbild der Aleph. Die 20 sieht die gegenseitige Ergänzung von Jenseitigem und Diesseitigem, von Ewigem und Zeitlichem, von Gott und Mensch, von Mann und Frau. Sie ist fähig, zu einem Ganzen zu verbinden, was scheinbar gegensätzlich und getrennt ist.

Diese Kombinationsgabe, die Qualität der Zahl 6, ist Voraussetzung für die 20 und gleichzeitig ihre Fähigkeit. Das „und“ der Waw tritt 3-mal auf und verbindet 4 + 1, 5 + 5, 10 + 10. Ein 3-faches „und“, eine 3-fache 6 ermöglicht dem Bewusstsein Selbst-Erkenntnis als 20. 20 ist die 10, die sich selbst als 10 erkennt.

6 und 20 bilden gemeinsam 26, den Äußeren Wert von 10–5–6–5, von JHWH.

Kombinationen von Zahlen

Grundsätzlich gelten auch für den qualitativen Aspekt der Zahlen die Grundrechenarten der Mathematik. Darüber hinaus und in Kombination damit lassen sich auch andere Bezüge erkennen, die sich dem intuitiven Verstehen erschließen. Diese Einsichten sprechen Verstand und Empfinden gleichermaßen an, sind stimmig und entsprechen auch einer nachvollziehbaren Logik. Wie dieses Zusammenwirken von Zahlen gemeint ist, zeigt ein Vergleich der Grundrechenarten Multiplikation und Addition.

Die gegenseitige Begegnung der Zahlen in der Multiplikation drückt eine Intensität aus, ähnlich dem Verschmelzen bei einer chemischen Reaktion. Diese Wirkung ist in der Addition nicht gegeben. Gleichzeitig lassen sich beide Vorgänge, Addition und Multiplikation, nicht wirklich nach dem gewohnten Verständnis kategorisieren. Die Übergänge sind nicht so scharf, widersprechen einander nicht, sondern ergänzen sich gegenseitig. Es ist nicht eine lineare Eindeutigkeit gegeben, sondern ein lebendiges Ineinander-Verwoben-Sein. Über die Grundrechenarten eröffnet sich dem logischen Denken ein Zugang, sie stellen aber kein Prinzip im eigentlichen Sinn dar.

Die Addition bringt zum Ausdruck, dass Zahlen weiterhin als solche eigenständig und erhalten bleiben. Ihre Summe zeigt eine gemeinsame Absicht an, beschreibt ein gemeinsames Feld. Addition meint das gemeinsame Wirken selbständiger Individuen, einzelner Aspekte und definiert das Ganze, worauf sie in dieser Kombination ausgerichtet sind.

Grundsätzlich bringen die Zahlen 1 und 2 als Beginn der natürlichen Zahlenreihe einen Prozess in Gang und sind in den darauf folgenden Zahlen wirksam. Jede einzelne Zahl steht für einen aktuellen Moment in diesem Prozess, hat eine Entwicklung hinter sich und verweist auf eine konkrete Absicht. Dieses Geschehen im Absoluten lässt sich mit einem zeitlichen Ablauf vergleichen. In dieser Symbolik ist jede einzelne Zahl „Gegenwart“, hat „Vergangenheit“ und verweist auf eine „Zukunft“.

Dieser Prozess lässt sich als Addition darstellen. Die „gegenwärtige“ Zahl setzt sich zusammen aus ihren Vorgängerinnen, so etwa 3 = 1 + 2. Die 3 ist in diesem Fall das Jetzt, 1 und 2 das Vorausgehende. Die Summe aus „Gegenwart“ und „Vergangenheit“ verweist auf eine „zukünftige“ Absicht oder Entwicklung: 1 + 2 + 3 = 6. Auch diese 6 ist die Summe aus Vorangegangenem, sie ist 1 + 2 + 3 oder 2 + 4 oder 1 + 5; diese „Vergangenheit“ hat individuelle Schwerpunkte. Wenn der Blick „zurück“ alle Aspekte anerkennt, die der 6 vorangehen, dann zeigt sich darin deren gemeinsame Absicht und Zielsetzung: 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 = 21.

In der Multiplikation färben sich die jeweiligen Faktoren gegenseitig, ihr Produkt ist etwas Neues und trägt diese Färbung in sich. Die Charaktere der jeweiligen Zahlen verschmelzen zu einem Produkt und kommen darin zum Ausdruck; sie geben ihre jeweilige Eigenständigkeit zu Gunsten einer gemeinsamen Aussage auf.

So etwa drückt die 2 jeder anderen Zahl in der Multiplikation den prägenden Stempel der Dualität auf, sie verdoppelt sie im Sinne einer täuschenden Spiegelung. Die Täuschung kommt zustande, weil der Spiegel aufgrund seiner „trüben“ Oberfläche nicht als solcher erkannt wird. Die ursprüngliche Zahl und damit deren ursprüngliche Qualität, deren eigentliche Aussage ist nicht wahrnehmbar in einer Welt der Zweiheit. Sie wird mit der Division durch 2 wieder daraus befreit und so in ihrem Charakter, der dem Absoluten entspricht, sichtbar. 2 x 2 = 4 als Zahl der dualen Welt der Materie ist eine Bestätigung der Dualität durch sich selbst und gleichzeitig eine Begrenzung auf sich selbst.

Die Multiplikation mit 3 überträgt die zwischen 1 + 2 liegende Spannung; 3 x 3 = 9 steht für äußerste Spannung und daraus folgende Erkenntnis. Die 3 ist grundsätzlich eine Synthese von vermeintlich Unvereinbarem in sich selbst und damit auch in jeder ihrer Vielfachen.

3 x 4 = 4 x 3 = 12 ist sowohl Maß als auch Grenze für die Dynamik in der materiellen Welt, für das Leben in Zeit und Raum. Die in sich statische 2x2 und die spannungsgeladene Dynamik der 3, dieser Gegensatz aus Statik und Dynamik fördert die Spannung der 3, macht sie konkret. Konkret wird damit Schritt für Schritt auch die 3 aus 2 + 1.

 

Die Zahl 7 ist der Ausdruck für die Vielfalt des Lebens. Sie erscheint in der Welt der Dualität als 2 x 7 = 14. Die 7 erfährt durch die 2 eine Spiegelung, auch darstellbar als 7 + 7 und verrät über das Ergebnis 14 ihre Ausrichtung, nämlich die Kombination von 1 + 4.

3 x 7 = 21 ist das Ergebnis, wenn sich Dynamik und Vielfalt des Lebens begegnen. Diese 21 ist identisch mit der Absicht der Zahl 6, die sich aus 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 ablesen lässt und macht deutlich, dass das Leben aus Zwei-Sein und Eins-Sein besteht und als solches erkannt und gelebt werden will.

Die Besonderheit der Primzahlen

Primzahlen werden definiert als Zahlen, die größer als 1 und nur durch sich selbst und 1 teilbar sind. Sie sind die Individualisten unter den Zahlen mit ausschließlichem und direktem Bezug zur 1. Auf diese Weise stellen sie eine Parallele dar zum individuellen menschlichen Bewusstsein, das auf seine ganz persönliche und unverwechselbare Art als 10 eine Verbindung zur 1 lebt.

Diese Verbindung bleibt vorerst allerdings unbewusst. Während dieser Zeit fühlt sich der einzelne abhängig von anderen Menschen. Er sucht bei ihnen Anerkennung, Bestätigung, Wärme und Zuneigung. Diese Abhängigkeit ist aber nur scheinbar und vorübergehend. Sie verliert sich mit zunehmender Orientierung an der 1 im eigenen Inneren. Dort baut sich allmählich die eigene Intuition als Entscheidungsinstanz auf. Der Bezug zu den Mitmenschen bleibt, wird aber freier. Die 10, die sich selbst als solche erkennt, erlebt sich als autonom. Ihr Denken und Handeln richtet sich nicht danach, was andere für richtig halten. Sie ist nicht das Produkt von Meinungen und Vorgaben anderer. Damit weist das individuelle Bewusstsein eine weitere Gemeinsamkeit mit Primzahlen auf, denn auch sie sind niemals Produkte anderer Zahlen und zeigen damit ihre Unabhängigkeit.

Das Auftreten von Primzahlen ist nicht genau berechenbar, sie lassen keine äußere Gesetzmäßigkeit erkennen. Es zeichnet sie aber die Besonderheit aus, dass sie in direkter Nachbarschaft zu 6 und ihren Vielfachen erscheinen und jeweils -1 oder +1 davon entfernt sind. Eine Ausnahme bilden die Zahlen 2 und 3, die überhaupt eine Sonderstellung einnehmen und gleichzeitig auch Primzahlen sind.

Über diese Nähe zur 6 zeigt sich in der qualitativen Betrachtung der Zahlen wieder ein Bezug zum menschlichen Bewusstsein. Sowohl 6 als auch 1 haben wesentliche Aussagekraft für die menschliche Existenz. Dass Primzahlen in Verbindung mit diesen Zahlen auftreten, lässt eine hintergründige Ordnung und gleichzeitig einen Zusammenhang zwischen ihnen und dem Menschen erkennen. Primzahlen erscheinen in der linearen Zahlenfolge zufällig, es gelten für sie aber offensichtlich hintergründig doch Regeln. Dasselbe gilt für die Ereignisse des physischen Alltags, die unberechenbar, unerwartet und scheinbar zufällig auf den Plan treten. Mit zunehmender Aufmerksamkeit lassen sie ein hintergründiges Wirken erkennen und den Schluss zu, dass alles Wahrnehmbare einer nicht wahrnehmbaren Ordnung folgt. Das Bewusstsein, das diese Aufmerksamkeit entwickelt, erfasst sich selbst als 10 und damit als einen ganz individuellen Ausdruck der 1. Diese 10 hat wie eine Primzahl einen einzigartigen Bezug zur 1. Primzahlen sind in diesem Sinn Synonyme für jeden einzelnen Menschen, der sich mit Hilfe seiner Kombinationsgabe als 6 unter direktem Bezug zur 1 als 10 erfasst.

In einem System von 24 Zahlen, dargestellt als Raute, lässt sich das Auftreten der Primzahlen übersichtlich darstellen. 24 ist das Maß der 12 in der Dualität. Die irdischen Kreisläufe basieren auf den Zahlen 12 und 24; das Jahr hat 12 Monate, der Tag 24 Stunden. Die Zahlen 6, 12, 18 und 24 stellen in der Raute die 4 Eckpunkte dar, an denen sich beidseitig Primzahlen bilden. Dieses System erweitert sich ab 25, indem es den Kreislauf der 24 durchbricht und spiralförmig neue Zyklen eröffnet, in denen sich dieselbe Besonderheit fortsetzt.


Im Alten Wissen ist die sichtbare Welt nur für die Sinnesorgane rund, entspricht im Absoluten der 4 und bildet mit 4 Ecken den Gegensatz zum Runden ab. Die prinzipiell quadratische 4 erscheint äußerlich als rund. Damit kommt ein widersprüchliches Anderssein zum Ausdruck, das bei der Teilung der 1 in die 2 ansetzt und die materielle Welt der 4 prägt. Sie ist Ausdruck von 2 x 2, von Selbstbegegnung und Selbstgenügsamkeit der Dualität.

Zahlen ermöglichen mit ihrer qualitativen Aussagekraft generell eine Zusammenführung von Widersprüchlichem. Primzahlen verbinden die Welt des Runden und des Viereckigen, indem sie innerhalb des Kreislaufs der 24 die 4 Eckpunkte betonen. Sie demonstrieren damit gewissermaßen eine „Quadratur des Kreises“ und durchbrechen gleichzeitig durch spiralförmige Erweiterung die Grenzen des Runden.

Der Zyklus der 24 enthält die 9 Primzahlen 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19 und 23, die sich zur Zahl 100 summieren. Diese Summe kann als die gemeinsame qualitative Absicht dieser 9 Zahlen betrachtet werden. Sie besteht darin, einen Raum zu schaffen, der durch die gegenseitige Begegnung von 10 zu 10 bestimmt wird, denn 10 x 10 = 100. Auf das Bewusstsein übertragen heißt das, ein individueller Mensch, der die 5 + 5 in sich zu 10 verbunden hat, begegnet einem anderen Menschen, für den dasselbe gilt. Die Primzahlen lassen erkennen, dass die Zyklen des Irdischen, ausgedrückt durch die Zahl 24, darauf ausgerichtet sind, als Raum für solche Begegnungen zu dienen.

Es stellt sich auf diese Weise etwas dar, das ein grundlegendes Prinzip menschlicher Existenz verdeutlicht: Die Absicht menschlicher Individuen, symbolisiert durch die Primzahlen, ist die gegenseitige Begegnung von bewusster 10 mit bewusster 10. In dieser Begegnung lebt der direkte Bezug zur 1, denn die andere 10 wird ebenso als Aspekt der 1 gesehen wie die eigene 10. Jede Begegnung im Feld der 100 von 10 zu 10 bezieht sich auf die 1 und ergibt mit ihr in Summe 101, wieder eine Primzahl.

Diese Zahl bildet sich auch, wenn man entgegen den mathematischen Regeln die 1 als Primzahl betrachtet und mit den anderen 9 summiert. Auf diese Weise kommt das Erkennen der 1 zum Ausdruck. Dann ist auch die Zahl 24 beidseitig von Primzahlen umgeben, der Zyklus erscheint harmonischer und komplettiert sich gewissermaßen. Aus 9 + 1 wird 10; 9 Primzahlen bilden gemeinsam mit 1 ein Feld und drücken eine gemeinsame Absicht aus. Dieses 9 + 1 = 10 im Bild der Primzahlen deckt sich auf erstaunliche Weise mit den Aussagen der hebräischen Schriftzeichen im Alten Wissen.

Primzahlen treten für das mathematische Verständnis zufällig auf. Grundsätzlich ist alles Ungeplante im Leben, alles nicht Vorstellbare und alles Zufällige etwas, das außerhalb berechenbarer Gesetzmäßigkeit liegt. Schon die Wörter Zu-fall und Ein-fall weisen darauf hin, dass etwas „von oben“ kommt, dass es gewissermaßen auf die Erde „fällt“ und sich in Form eines Gedankens oder Erlebens manifestiert. Zu-fälle und Ein-fälle als Impulse „von oben“ zu sehen, entspricht der Sichtweise einer bewussten 10.

Jede menschliche 10 ist eine einmalige Variante des Prinzips 10 und erlebt sich vorläufig ebenfalls als „zufällig“, solange sie nicht die Prinzipien erkennt, die ihre Existenz ausmachen. Das ändert sich, sobald sich den einzelnen Versionen der 10 erschließt, was jeder ihrer Existenzen zugrunde liegt, nämlich der Bezug zur 1. Dieses Erkennen (= 9) der 1 macht die eigene 10 bewusst und genauso die der anderen. Die individuelle 10 behält ihre Einmaligkeit und anerkennt gleichzeitig die Autonomie und Perfektion jeder anderen Variante. Dieses Miteinander drücken die Zahlen durch Addition aus und deshalb summieren sich die Primzahlen. Gemeinsam bilden sie die Zahl 100 und beschreiben damit ein verändertes Niveau der Begegnung von 10 zu 10.