Zahlensprache

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40 oder Mem bedeutet „Wasser“ und ist im Alten Wissen ein Synonym für „Zeit“. Auch die Mythologie anderer Kulturkreise kennt diese Symbolik. Im Wasser wie in der Zeit kann man zu ertrinken drohen oder sich darauf in einem Schiff auf ein Ziel zu bewegen. 40 als Synonym für Zeit kommt in der Bibel einige Male vor und ist als Zeitmaß nicht wörtlich zu nehmen.

Die alte Hieroglyphe für Mem ist eine Wellenlinie, aus ihr ist der Buchstabe „m“ entstanden. Wasser ist die Grundlage für organisches Leben und der Fluss der Zeit ermöglicht der menschlichen 10 die Begegnung mit der 4 der Materie. 4 x 10 ist das Wahrnehmen der materiellen Existenz in einem detaillierten Nacheinander.

40 steht für lineare Zeit, die als einzige Realität von begrenzter Dauer ist. Der Blick durch das „Fenster“ lässt das Irdische und auch lineare Zeit anders sehen; diese 40 entspricht 5 x 8.

50 oder Nun ist der „Fisch“, der im Wasser lebt. 5 ist das Prinzip des Zusammenwirkens von 1 und 4, Einheit und Materie. 50 stellt dieses Zusammenwirken von 1 + 4 auf die Ebene der 10 und steht für ein Bewusstsein, das diese Synergie bewusst erfasst. Die Existenz der 10 im Zeitlichen der 40 ist auf die bewusste 50 ausgerichtet. Die 10 soll sich als solche im Laufe der Zeit sehen lernen. Damit hat 50 aus 40 + 10 eine ähnliche Aussage wie 20 aus 10 + 10 und definiert mit 5 x 10 die 10, die aus dem „Fenster“ sieht.

60 oder Samech trägt die Bezeichnung „Schlange“ und wird im Alten Wissen als Bedrohung für die 50 verstanden. Mit Samech sind alle Faktoren im Leben des Menschen beschrieben, die seine Ruhe und Harmonie stören und ihn zum Kampf herausfordern. Auseinandersetzungen mit den Widrigkeiten des Lebens halten den Menschen in Bewegung und führen ihn seinem Ziel entgegen, das 60 mit 30 + 30 erklärt. 60 macht mit 2 x 30 den 2-fachen Charakter von 3 x 10 deutlich und mit 6 x 10 die Verbindung beider Versionen durch den Menschen, der anstehende Herausforderungen zum Anlass nimmt, um Zusammenhänge zu erfassen.

70 oder Ajin ist 7 x 10, das Hineingestellt-Sein des Menschen in die bunte Vielfalt des Lebens. Die Welt der 7 und das menschliche Bewusstsein bedingen sich gegenseitig, denn würde man sie nicht wahrnehmen, würde diese Welt nicht existieren. Deshalb bedeutet Ajin „Auge“ und gleichzeitig „Brunnen“ oder „Quelle“. Das Leben in Zeit und Raum entstammt in jedem Moment dem Absoluten und wird erfahrbar durch den Menschen. Dieser Zusammenhang zwischen der menschlichen 10 und der Welt der 7 bleibt so lange unentdeckt, bis das „Auge“ die „Quelle“ allmählich wahrnimmt und ein-sieht, dass hier eine Wechselwirkung besteht.

80 oder Peh trägt die Bezeichnung „Mund“. Das Alte Wissen sagt dazu: „Nachdem das Auge wahrgenommen hat, kommt das Wort, und der Mensch fängt an mit Gott zu sprechen.“ 80 betont als 2 x 40 die Bedeutung des „Wortes“ für das Leben des Menschen im dualen Zeitlichen. Das Gespräch zwischen Dies- und Jenseits öffnet die Tür zum bewussten Erfahren einer anderen Welt. Als Summe aus 40 + 40 stellt sie dem linearen Zeitlichen das Zeitlose gegenüber und kann als bewusste 10 x 8 die Fragen beantworten, vor die eine irdische Existenz stellt.

90 oder Zade bedeutet „Angelhaken“, mit ihm wird der Fisch aus dem Wasser gezogen, d. h. der Mensch (50) aus der Zeit (40). 90 macht das Potenzial der 9 im Bewusstsein der 10 lebendig, und diese 9 x 10 ist eine sehr intensive Erfahrung. Der „Fisch“ meint zu sterben, wird dadurch aber zur „Amphibie“, die im Wasser und auch außerhalb leben kann. Der Mensch glaubt am Ende zu sein, aber er verdurstet nicht, ertrinkt aber auch nicht mehr in der Flut der Zeit, sondern betritt einen neuen, unbekannten Lebensraum.

Mit der 90 endet diese zweite Ebene der hebräischen Schriftzeichen; in ihr wurden die in den Grundzahlen angelegten Prinzipien durch den Menschen lebendig. Eine nächste Ebene für die Erfahrungen des menschlichen Bewusstseins tut sich auf.

100 oder Kof trägt die Bezeichnung „Nadelöhr“ und will damit sagen: Der Zugang von der einen zur anderen Seite ist ganz klein, der Mensch kann sich gar nicht vorstellen, dass er ihn auf diese Weise findet. 100 ist die Geburt des Menschen in eine neue Weltsicht hinein, die von selbst geschieht durch sein Angezogen-Werden von der anderen Seite. Wenn die „Wehen“ der 9 aus 3 x 1+2 stark genug geworden sind, lässt die „Gebärmutter“ die „Frucht des Leibes“ zur Welt kommen, die 3 x 2+1 wird im menschlichen Bewusstsein Realität. Diese 9 x 10 ist die Phase, in der die 50 aus der 40 herausgezogen wird und sich selbst als 40 + 10 wahrnimmt. Mit dieser in sich selbst erkannten 10 kombiniert sich die 90 zu 100.

Dasselbe Geschehen schildert das Bild vom „Kamel“, das durchs „Nadelöhr“ geht. Das Kamel ist die Gimmel, die 3, deren Impulse mit 3 x 3 ein Maximum erreichen und dazu führen, dass die 10 durch das Nadelöhr der 100 geschoben wird. Auf der anderen Seite des Nadelöhrs erkennt die 10 sich selbst als ihren eigenen jenseitigen Aspekt; 100 ist diese Anerkennung von 10 x 10.

200 oder Resch steht als Schriftzeichen auf einer sehr kleinen Basis, hat den Schwerpunkt weit oben und bringt damit zum Ausdruck, welchen Bezug der Mensch als 2 x 100 zum Dies- und Jenseits hat. Resch bedeutet „Kopf des Menschen“ und beschreibt gemeinsam mit dem Schriftbild ein Denken, das auch in seiner Sinneswahrnehmung „von oben“ geleitet wird. In diesem Bewusstsein wird das Zusammenwirken beider Seiten erfasst und es sieht sich als 10 in der Dualität gelenkt vom Absoluten in Form seines jenseitigen Anteils: 10 x 2 x 10 = 200.

300 oder Schin/Sin heißt „Zahn“ und symbolisiert Nahrung als Begriff für alles, was der Mensch durch seine Sinne in sich aufnimmt. Das Alte Wissen sagt: „Begegnung ist auf der Ebene der geistigen Erfahrung das, was Essen im Bereich des Leiblichen ist.“ Der Mensch im Aspekt der 300 achtet darauf, was er in sein Leben nimmt und wie er damit umgeht. Er „kaut“ jede Erfahrung gründlich, „schmeckt“ ihren Wert, „spuckt aus“, was für ihn unverträglich ist und „schluckt“, was ihn nährt. Nahrhaft ist für sein Bewusstsein das Erkennen von Zusammenhängen, von subtilen Hinweisen für seine eigene Existenz. Mit der Erfahrung der 100 fasst er die Impulse der 3 aus 1 + 2 als Anregungen auf, um dadurch die 3 aus 2 + 1 zu realisieren.

400 oder Taw hat die Bedeutung von „Zeichen“. Die 400 ist im Alten Wissen der Ausdruck für ein Maximum im Materiellen und als letztes Schriftzeichen Gegenpol zur Aleph, der 1, dem zeitlosen Absoluten. 400 definiert die äußerste Grenze von Zeit und Raum und steht damit der 1, der Einheit, gegenüber. Die Taw kennzeichnet als 10 x 40 ein Bewusstsein, das hineingestellt ist in einen unfassbar großen Zeitraum. Wie ein uferloses Meer nimmt der Mensch diese Existenz wahr, er kann keinen Ausgangspunkt und kein Ziel erfassen, lediglich Geburt und Tod als Begrenzung.

Die ursprüngliche Hieroglyphe für 400 ist ein Kreuz. Dieses Urbild versinnbildlicht Opfer und Leiden in der irdischen Existenz. 400 ist die Zahl der materiellen Welt in Zeit und Raum, in der das Dasein sich erfährt im Wechsel von Gegensätzen und in ständiger Bedrohung durch den physischen Tod. Der Mensch erlebt sich endlos hin und her gerissen zwischen der Polarität von gut und böse in all ihren Varianten. Oft fühlt er sich verloren in einer Existenz, in der Glück und Freude nur von kurzer Dauer sind und immer wieder umschlagen in Mühe und Sorge und sogar Ver-zwei-flung.

Wenn Taw den Namen „Zeichen“ trägt, dann ist damit auch gemeint, dass dieses scheinbar nicht enden wollende Wechselbad der Gefühle ein Zeichen dieser Welt der Zweiheit ist. Denn hier ist immer Widerspruch da, Kampf und Gegensätzliches, das einander ausschließt.

Sobald die Sichtweise sich verändert, wenn scheinbar Gegenteiliges als die 2 Seiten ein und derselben Sache erkannt werden, hört dieser Kampf auf. Widersprüchliche Ansichten stehen einander dann gleichberechtigt als mögliche Betrachtungsweisen gegenüber. Das bewusste Leben als 10 x 10 = 100 lässt Zeichen „von oben“ bzw. „von innen“ im eigenen Leben erkennen. Damit verbinden sich für diese 10 auch die Gegensätze von Dies- und Jenseits. Mit der Aufmerksamkeit für das wirkende Absolute im eigenen Alltag verliert das Zeitliche der materiellen Welt seine Dominanz. Die Wahrnehmung geht mit ihrer Aufmerksamkeit über die 400 hinaus und durchbricht eine scheinbar unüberwindliche Schranke. Das Alte Wissen sagt: „Der Mensch, den das Taw kennzeichnet, bleibt nicht in der Gefangenschaft der 400.“ Er kennt die verborgene Absicht der 400, das Erreichen der 1000.

Die Ausweglosigkeit ist also nur eine scheinbare und vorübergehende. Insgeheim weist die Taw auf eine neue Form der Einheit hin, über die Zahl 1000, einer 1 auf höherer Ebene. Die Ausrichtung auf diese 1000 ist in der 400 bereits vorgesehen als Summe aus 100 + 200 + 300 + 400. Die Zielsetzung einer 3. Ebene hebräischer Zeichen ist 1000, die Elef. Elef und Aleph, 1000 und 1 haben dasselbe Schriftzeichen.

In der 4 ist grundsätzlich bereits die 10 enthalten, denn 1 + 2 + 3 + 4 = 10; das Leben in der Materie ist auf die bewusste 10 ausgerichtet. Darauf zielt die 1. Ebene der Zahlen ab.

Dasselbe Prinzip kommt über 10 + 20 + 30 + 40 = 100 zum Ausdruck und zeigt, dass das Leben im Fluss der Zeit, dem Wasser der 40, ausgerichtet ist auf die Erfahrung der 100. Das entspricht der Zielsetzung einer 2. Ebene hebräischer Zeichen.

Die Zahlen 4, 40 und 400 in den Texten der Bibel sind in diesem Sinn gemeint und nicht als Zeit-, Zähl- oder Raummaß wörtlich zu nehmen. Sie stehen für das Leben im Irdischen, in Zeit und Raum. Die Sicht auf dieses Leben ändert sich durch die Erfahrung der 100.

Für ein Bewusstsein, das sich als 10 x 10 erfährt, bleibt die Realität nicht auf die materielle Welt der 4 x 100 begrenzt. Die Erfahrung der 100 ergänzt und verändert die Sicht auf das Leben in Materie, Zeit und Raum. 400 summiert sich mit 100 zu 500. Im Alten Wissen ist 500 die Zahl des Himmels, der Erlösung. Sie erlöst von der Begrenzung auf 400. 10 x 40, der Weg des Menschen durch die Zeit führt von selbst über 400 hinaus. 400 zielt auf 1000 ab und meint ein Dasein in der Dualität als 500, denn 2 x 500 = 1000. 500 ist ein Erfahrungsbereich, auf den der Menschen unbewusst zusteuert, um ihn schließlich bewusst zu erleben.

 

3. Kapitel: Zahlen als Informationsträger

Zahlen sind generell die erste Ebene, durch die ein immaterieller Prozess wahrnehmbar wird. In der theoretischen Wissenschaft der Physik und Mathematik ermöglichen Zahlen Einblicke in Zusammenhänge, die eigentlich für den Verstand hart an der Grenze des Erfassbaren liegen. Das Denken kommt an seine Grenzen; Zahlen und ihre Beziehungen zueinander beschreiben auch in der Wissenschaft eine Realität jenseits dieser Grenzen.

Das rein Geistige ist zu abstrakt, um den Sinnen irgendwie zugänglich zu sein, aber es lässt sich in Zahlen ausdrücken. Das gilt für die moderne Wissenschaft genauso wie für das Wesen des Menschen. Denn was ihn eigentlich ausmacht, entzieht sich den äußeren Sinnen und dem Verstand. Dieses eigentliche Ich ist subtil als Empfindung wahrnehmbar, kann aber nur sehr unzulänglich in Worte gekleidet und mitgeteilt werden.

Überhaupt ist die verbale Kommunikation eine Quelle der Missverständnisse. Das Gesagte ist immer geprägt durch die Denkweise des Sprechenden, das Gehörte gefärbt durch die individuelle Weltsicht und damit durch die persönliche Realität des Hörenden. Es bedarf einer präzisen, genau definierten Ausdrucksweise, um eine Information unmissverständlich übermitteln zu können. Für einfache, alltägliche Abläufe mag das noch in allgemein verständlichen Worten funktionieren. Um aber Inhalte wirklich unverfälscht 1 : 1 zu transportieren, dafür braucht es ganz spezifische Verständigungsmöglichkeiten. Jedes Fachgebiet der Wissenschaft verfügt deshalb über spezielles Vokabular, sei es Technik, Medizin, Physik, Psychologie usw. Das Mitteilungsvermögen bedient sich dann eines komplexen und sehr spezifischen Wortschatzes, der nur noch Experten zugänglich ist.

Präzise und effizient sind Aussagen in der Welt der Zahlen möglich. Als quantitative Informationsträger sind sie ein selbstverständlicher Teil des Lebens in allen Bereichen. Zahlen definieren im Alltag Mengen und Größenordnungen und in der Wissenschaft Zustände und Vorgänge im äußerlich Wahrnehmbaren, mögen sie auch noch so abstrakt sein im intellektuellen Sinn. In ihrer quantitativen Funktion beschreiben Zahlen eine äußere Wirklichkeit, in ihrer qualitativen Aussage eine innere Realität.

Diese qualitative Komponente gibt Einblick in hintergründige Abläufe und in eine der physischen Realität zugrunde liegende Ordnung. Zahlen definieren die Grundstrukturen dieser Ordnung und lassen konkrete Muster erkennen; erst die Auswirkungen dieser Ordnung sind dann mit den Sinnen wahrnehmbar. Zahlen informieren in ihrer qualitativen Funktion über einen hintergründigen abstrakten Bereich, der als Basis für das physische und psychische Erleben existiert.

Beide Bereiche, die erfassbare und die verursachende Wirklichkeit, stehen miteinander in ständiger Wechselbeziehung. In der Existenz jedes Menschen drückt sich dieses beidseitige Leben aus, bringt sich aber sehr individuell in die Wahrnehmung und ist mit Worten kaum objektiv zu erfassen. Zahlen konkretisieren Grundprinzipien, auf denen diese sehr persönlichen Eindrücke basieren. Sie ermöglichen damit den Zugang zum kognitiven Erfassen eines verborgenen Wirkenden, das sich auf diese Weise allmählich erschließt. Durch ihre qualitative Aussage geben Zahlen Einblick in bestehende Vernetzungen und Potenziale und holen sie ins Licht des Bewusstseins.

Zahlen als Ausdruck des Absoluten sind wesentlich vielschichtiger und facettenreicher als in ihrer gewohnten quantitativen Verwendung. Als Ausdruck des geistigen Prinzips unterliegen sie anderen Regeln. Die Ordnung, für die sie stehen, trägt eine Komplexität in sich, die das gewohnte Gesetzmäßige bei weitem übersteigt. Diese Ordnung ist einfach und vielfältig zugleich und dabei frei von Widersprüchen.

Wenn ein und derselbe Zusammenhang durch verschiedene Zahlen oder Zahlenkombinationen Ausdruck findet, so liegt dem keine willkürliche Interpretation zugrunde, sondern lässt eine ungeheure Effizienz und Präzision erkennen, zu der das menschliche Bewusstsein diverse Zugänge finden kann, um den Kern der Aussagen zu erfassen. Jeder, der sich mit Zahlen auf diese Weise eingehend beschäftigt, wird weitere Zusammenhänge entdecken und tiefere Einblicke gewinnen.

In ihrer informativen Aussage schließen Zahlen einander auch nicht gegenseitig aus. Im Quantitativen kann etwas nicht zugleich 20 und 1000 sein oder 26 und 50. Im Qualitativen ist das sehr wohl möglich, weil alternative Betrachtungsweisen ein und desselben einander ergänzen.

Zahlen umfassen in ihrer absoluten Qualität ein breites Spektrum. Man könnte auch sagen, sie sind multidimensional und deshalb aus einem 3-dimensional geprägten Verständnis heraus, das sich auf eine lineare Reihenfolge und Wertigkeit von Zahlen fokussiert, nicht so einfach zu durchschauen. Außerdem gehen sie untereinander in ihrer Wechselwirkung komplexe, kreative und schwer definierbare Verbindungen ein. Die vertraute Denkweise wird damit vor eine Herausforderung gestellt. Der Verstand tendiert überhaupt dazu, darin eine willkürliche Interpretation von zufällig sich ergebenden Ziffern zu sehen.

Ein Hineinspüren, ein Sich-Einlassen auf eine Ebene der Empfindung ist die Voraussetzung für ein Wahrhaben und Akzeptieren dieser ungewohnten Perspektive. Das Wissen, das Zahlen qualitativ anbieten, kommt aus dem Bereich, den sie beschreiben, und es ist daher nicht nur legitim, sondern durchaus logisch, dieser Ebene intuitiv zu begegnen und dabei spontanen, kreativen Gedanken zu folgen. Einsichten, die sich auf diese Weise erschließen, entstammen nicht dem logischen Verstand, durch ihn lassen sie sich nur erfassen, einfangen sozusagen. Inspiration und Intuition sind direkte Äußerungen des Absoluten.

Diese Einsichten unterscheiden sich von spekulativen Interpretationen und von Zahlenmagie in ihren unterschiedlichsten Facetten. Äußerlich ist ein Auseinanderhalten von Wahrheit und Irrtum manchmal schwierig. Ein Anhaltspunkt kann sein, dass sich bei aller Komplexität eine gewisse verbindende Ordnung erkennen lässt, ein Zusteuern auf einen gemeinsamen Punkt.

Ein weiteres Kriterium ist die Motivation, die darauf ausgerichtet ist, das Leben zu verstehen und Zahlen nicht manipulativ zu benutzen, um das physische oder psychische Wohlergehen zu verbessern. Der Maßstab für richtig oder falsch kann aber nicht im Äußeren, in gewohnten Regeln oder Gesetzmäßigkeiten gefunden werden. Denn die Zahlen in ihrer qualitativen Funktion überschreiten gerade diesen vertrauten Bereich und erschließen einen neuen, gänzlich unbekannten.

Die eigene Intuition, das eigene Spüren und innere Empfinden von richtig oder falsch ist der einzig zielführende Wegweiser sowohl durch das Dickicht des Lebens als auch der Zahlen. Diese individuelle Führungskraft wird im Leben geschult durch Versuch und Irrtum, und zwar so lange, bis der Mensch eindeutig gelernt hat zu unterscheiden zwischen einem inneren „Ja“ und einem inneren „Nein“. Einem lauten „Ja“ wird er dann unbedingt folgen, es ist begleitet von Begeisterung und Freude. Im Zweifelsfall wird einmal mehr oder weniger vorsichtig „gekostet“ und vielleicht wieder „ausgespuckt“ oder dann doch mit Vergnügen „gegessen“, weil es erstaunlich gut „schmeckt“. Bei vielem weiß man aber von vornherein, dass man keinen „Appetit“ darauf hat.

Wer also keinen Appetit darauf hat, sich auf diese Art mit Zahlen zu beschäftigen, wird es sein lassen. Wer es probieren will, weil es ihn eben anspricht oder zumindest Neugier weckt, wird auch ein Gespür für diese Zusammenhänge entwickeln.

Beim Erlernen einer Fremdsprache sind Grundregeln der Grammatik und das Lernen von Vokabeln Voraussetzung für eine erste Anwendung. Ein wirkliches Beherrschen der Sprache verlangt zusätzlich die Entwicklung eines Sprachgefühls, das sich erst durch Übung einstellt. Das gilt auch für die Sprache der Zahlen.

Die hier erläuterten Grundbegriffe geben einen ersten Einblick, den der Verstand nachvollziehen kann. Die Information über die Existenz dieser Sprache und ihre wichtigsten Aussagen bilden eine Basis. Ein wirkliches Verstehen und eine eigenständige Auseinandersetzung damit erfordern Interesse. Ein persönliches intuitives Spüren für diese Zusammenhänge entwickelt sich bei allen Menschen, denen es ein Bedürfnis ist, sich mit dieser Sprache zu beschäftigen.

Die Besonderheit von 1–2–3

In der Reihe der Zahlen nehmen 1, 2 und 3 eine Sonderstellung ein. Sie bilden die Basis für alle weiteren Zahlen und bringen gleichzeitig das Prinzip der Schöpfung zum Ausdruck:

1 steht für die Einheit, das Absolute, das Jenseitige

2 steht für das Leben der 1 in der Welt der Dualität

3 steht für die Verbindung zwischen 1 und 2

Im Alten Wissen wird berichtet, dass aus der Einheit die Schöpfung hervorging, um das 1-Werden und 1-Sein durch den Menschen erlebbar zu machen. Die Einheit schuf sich mit dem Menschen ein Gegenüber, um diese Erfahrung zu ermöglichen. Der Mensch sucht das 1-Sein und hofft auf ein 1-Werden mit anderen Menschen. Er sucht Freundschaft, Liebe, Verbindung. Ebenso ist es ihm wichtig, seine Gefühle zu teilen, seine Erlebnisse mitzuteilen, andere teilhaben zu lassen an der eigenen Freude und dem eigenen Glück. Der Mensch trägt in sich das grundlegende Bedürfnis, Einheit zu spüren.

Aber das Glück und die Freude in der Welt der Dualität sind nicht dauerhaft. Es ist nicht der Sinn der 2, sich in einer Art Selbstgenügsamkeit unmittelbar wieder zur 1 zu vereinen. Das Leben in der 2-heit ist bestimmt durch einen ständig wechselnden Rhythmus und schon die Grundlagen des Lebens zeigen ihn: auf Einatmen folgt Ausatmen, auf Einschlafen folgt Aufwachen, auf Tag folgt Nacht und ebenso wechseln Freude und Leid, Glück und Unglück. Immer ist die eine Seite da unter Ausschluss der anderen. Es ist immer nur einer der Pole erlebbar. Die Dualität lässt sich nicht direkt zu einer Einheit verbinden, denn die gegensätzlichen Pole schließen einander aus. Würden sie es nicht tun, dann würde diese Welt gar nicht existieren. Wenn sich die 1 teilte in die 2 und die 2 unmittelbar wieder zurückfände zur 1, gäbe es kein 2 x 2 = 4 als Basis für die Vielheit des materiellen Lebens auf der Erde.

Der Mensch ist unterwegs und begegnet einer widersprüchlichen Welt der Gegensätze, die ihn veranlasst, Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen. Das Gegensätzliche will zusammenfinden zu einer verbindenden Antwort. Aber in der Vielheit der 2 lässt sich keine endgültige Antwort finden, dort ist die Einheit immer nur für eine gewisse Zeit erlebbar, verliert sich dann wieder und schlägt ins Gegenteil um. Das ist die Spannung zwischen 1 und 2, die den Impuls gibt für Bewegung, zu einem Unterwegs-Sein mit dem Ziel, die Einheit wirklich und endgültig zu erfahren. Angelegt ist dieses Ziel in der 3, sie ist die erste Zahl, in der sich das Gegensätzliche von 1 und 2 verbindet. Aber auch jede weitere ungerade Zahl ist in diesem Sinn zu verstehen.

Prinzipiell wird jede gerade Zahl der 2 zugeordnet, der erscheinenden Welt der Dualität und damit dem Weiblichen. Ungerade Zahlen sind eine Entsprechung für das Absolute, das Geistige und in diesem Sinn männlich. Jede gerade und damit weibliche Zahl mit 1 addiert führt zu einem ungeraden, männlichen Ergebnis. Damit kommt durch die Zahlen ganz einfach und nachvollziehbar ein Grundprinzip zum Ausdruck: Alles physisch Erscheinende, in Verbindung gebracht mit der 1, führt zu einer Antwort. Diese Antwort ist etwas Neues, das ebenfalls männlich ist und damit dem Absoluten entspricht. Die tierische und menschliche Fortpflanzung folgt demselben Prinzip: Aus der Verbindung von Männlichem und Weiblichem entsteht ein gemeinsames Kind.

2 und 1, gerade und ungerade, sind im weitesten Sinn zu verstehen. Die 1 ist prinzipiell jeder Gedanke, der zu einer Antwort führt, indem er in die Tat umgesetzt wird. Jedes Handeln setzt sich zusammen aus einem mentalen und einem physischen Aspekt, aus 1 + 2, und führt zu einem Ergebnis, zu einer 3. Diese 3 und mit ihr jede weitere ungerade Zahl trägt eine Spannung in sich, die wieder zu Aktivität auffordert und zu neuem Denken anregt. Sie findet Ausgleich durch eine Idee, eine Erfahrung, eine Einsicht oder ein beruhigendes Erlebnis. Der geistige Input, die 1, kann viele Formen haben. Die bestehende Spannung wird dadurch aufgelöst und führt zu einem Ausgleich, den die fortlaufende Zahlenreihe als gerade Zahl darstellt.

 

Jede gerade Zahl ist ein Vielfaches der 2 und damit Ausdruck der Polarität. Die Spannung innerhalb der ungeraden Zahl ist durch die gerade Zahl vorerst ausgeglichen, baut sich nun aber wieder auf durch die Gegensätze der Pole innerhalb der geraden Zahl. Auf diese Weise stellt die fortlaufende Zahlenreihe dar, was die menschliche Lebenserfahrung bestätigt, nämlich einen kontinuierlichen Wechsel zwischen Unruhe und Ruhe, Frage und Antwort, Problem und Lösung. Die Zahlenreihe ist endlos und ebenso endlos scheint dieser Wechsel, der durch die Doppelfunktion der 3 in Bewegung gehalten wird. Die 3 ist Antrieb und Ziel, und das ein ganzes Leben lang.

Es ist das Prinzip der Dualität, den Ausgleich zu suchen und die Einheit anzustreben, die Verbindung mit der 1. In der fortlaufenden Zahlenfolge wechseln sich gerade und ungerade Zahlen ab und zeigen als Folge bereits wieder diese Dualität, die auf Antwort wartet. Ohne Antwort ist die Folge endlos, es ist innerhalb der Welt der 400 kein Ende abzusehen, keine endgültige Antwort zu erwarten. Jeder Zahl folgt eine nächstgrößere. Jede Antwort trägt die 1 in sich, aber eine endgültige Antwort kann in der Vielheit der 400 nicht gefunden werden.

Es ist eine Umkehr not-wendig hin zum Ein-fachen.

Subtraktion ist die Umkehr der Addition. Jede gerade Zahl minus 1 ergibt ebenfalls eine ungerade Zahl und diese Zahlenfolge verliert sich nicht in einer unendlichen Vielheit, sondern endet mit der 1, sie hat als klares Ziel die ursprüngliche 1 als letztgültige Antwort.

Prinzipiell ist jede ungerade Zahl eine Antwort auf die Fragen und Widersprüchlichkeiten des Daseins. Jede gerade Zahl, jede Dualität, um 1 reduziert oder um 1 vergrößert, führt ans Ziel. Die Addition ist der Weg hinaus in die Welt, in die Vielfalt des Lebens. Auf diesem Weg addiert sich die 1 automatisch, es ist eine Reihenfolge vorgegeben, der unbewusst gefolgt wird, weil gar keine andere Möglichkeit gesehen wird und vorhanden ist. Viele Antworten finden sich unterwegs und doch ist keine wirklich befriedigend. In der +1 lebt die Einheit unerkannt.

Für die Umkehr ist Wachheit notwendig, ein bewusstes Erkennen der 1 in den Erscheinungen der 2. Die Entdeckung dieses Absoluten ist möglich durch ein aufmerksames Erfassen feiner Hinweise, die im eigenen Leben auftauchen. In jeder geraden Zahl, in allem Sicht- und Erlebbaren ist die 1 als Hintergründiges, Absolutes existent. Diese Wahrnehmung lässt sich ausdrücken durch Subtraktion, denn es wird erkannt, dass die 1 in allem enthalten ist. In der -1 wird die Einheit erfassbar.

Diese Einheit reduziert sich nicht auf die Zahl 1. Ebenso wie die 1 in jeder anderen Zahl enthalten ist, existiert auch die Einheit in allem, was aus ihr hervorgegangen ist. Die 1 findet Ausdruck über die 2 und ihre Vielfachen. Sie existiert in der 1 genauso wie in 400, der Zahl der extremen Vielheit. Denn die 400 ist das Gegenüber der 1, ihr eigener gegen-teiliger Ausdruck. Im wörtlichen Sinne von Gegen-teil ist die 400 jener Teil der 1, den sie sich geschaffen hat, um ein Gegenüber zu haben, das sie aber grundsätzlich selbst ist.

Daher sind Addition und Subtraktion in diesem Sinn kein Widerspruch. Sie sind lediglich entgegengesetzte Richtungen auf einem not-wendigen Weg. Das Hinausgehen in die Welt der 400 bis an deren äußerste Grenze ist genauso sinnvoll wie das Umkehren. Beides ist Teil dieses Weges, das eine bedingt das andere. Da gibt es keine Schuld, keine Fehler, keine Schritte, die man besser nicht gemacht hätte. Jeder Schritt hat seine Berechtigung und ist genau so gewollt von jener Seite im Menschen, die zu erkennen er unterwegs ist. Der Mensch ist unterwegs, um zu verstehen, dass das Leben aus Gegensätzen besteht, die in ihrer gegenseitigen Anerkennung zu einer Antwort führen. Jeder Schritt ist motiviert durch 1 + 2 = 3 und führt in die Richtung von 2 + 1 = 3. Die eine 3 ist so lange unbewusster Antrieb, bis die andere 3 eine ultimative Antwort gibt.

Die Welt der 2 x 2 = 4 ist dazu da, dass Widersprüchliches sich begegnet in allen nur möglichen Varianten. Aber der Grund für die Existenz der 2 ist nicht diese 2, sie reduziert sich nicht auf den Selbstzweck. Ihr Ziel ist die 3 als Summe von 2 und 1 und gemeinsam bilden sie etwas Neues.

Das Schriftbild der 1, die Aleph, ist die Abbildung eines Grundsatzes, der dieser Welt der 2 zugrunde liegt. Die Aleph zeigt, dass in der 1 bereits als Prinzip vorhanden ist, was über die 2 in Erscheinung tritt. Sie trägt in sich das Konstruktionsmuster für die Dualität und bringt damit zum Ausdruck, dass in der 1 bereits alles vorliegt, was über die 2 erfahrbare Realität wird. Die materielle Existenz ist die Umsetzung von abstrakten Prinzipien.

Die Grundidee der 2 ist in der 1 als abstraktes Prinzip angelegt. In der 2 x 2 = 4, in der Welt der Materie, wird dieses Prinzip erfahrbar. Die 2 als Grundidee begegnet sich selbst als gelebte Praxis in einer Welt der Materie, die von Dualität bestimmt ist. Die Selbstbegegnung einer Zahl veranschaulicht die Umsetzung eines abstrakten Prinzips in die Praxis. Das gilt grundsätzlich für jede Zahl, die auf die 2 folgt. Damit zeigt sich, dass Materie und physisches Leben auf Gesetzmäßigkeiten basieren, die in der 1 bereits vorbereitet sind.

Diese Gesetzmäßigkeiten entfalten sich von selbst und bringen sich zum Ausdruck in einer immensen Vielfalt, die das irdische Dasein in jeder Hinsicht prägt. Mit der Welt der 400 ist diese Vielfalt in ihrer gesamten Komplexität gemeint. Über die Grenzen der 400 hinauszugehen bedeutet, Einsicht zu gewinnen in deren hintergründige Gesetzmäßigkeiten.

Die Selbstbegegnung von 2 x 2 geschieht in einem 3-dimensionalen Raum, in dem der Mensch als bewusstes Wesen existiert und ausgerichtet ist auf Selbst-Erkenntnis. 10 x 10 ist Ausdruck dieser Selbst-Erkenntnis und als Prinzip bereits in der Aleph sichtbar. Im Bewusstsein bleibt der Mensch 2-dimensional, solange Prinzipien für ihn unerkannt bleiben. Eine Grundidee als solche zu erfassen, verlangt eine zusätzliche Dimension im Denken und Wahrhaben. Sie hebt den Menschen in eine Position des Überblicks und gewährt ihm einen Blick auf Zusammenhänge, in die er bisher unbewusst eingebunden war. Sein Denken wird mit dieser neuen Perspektive 3-dimensional und erreicht in der 3-dimensionalen Welt ein Maximum.

2 wird zu 3, sobald der Mensch erfasst, dass 2 nur in die Entfaltung bringt, was 1 als Anlage zur Verfügung stellt. 2 + 1 = 3 ist die ultimative Antwort auf alle Fragen, die 1 + 2 = 3 stellt. Jede Zahl für sich zeigt diese Antwort als Kubikzahl. Aus 2 x 2 = 4 wird 2 x 2 x 2 = 8 und bringt eine veränderte Sichtweise auf alles Materielle zum Ausdruck. Der Mensch, der sich selbst als Umsetzung der Grundidee 10 x 10 wahrnimmt, fügt diesem Prinzip eine weitere 10 hinzu und komplettiert es zu 10 x 10 x 10 = 1000.

Die Zahl 3 erscheint in der christlichen Terminologie in Zusammenhang mit der Dreifaltigkeit Gottes. Diese Dreifaltigkeit beschreibt als Variante von 1 + 2 = 3, worauf das Leben des Menschen hinausläuft: Gott Vater – 1 – sendet seinen Sohn – 2 – auf die Erde und die Verbindung zwischen Dies- und Jenseits, zwischen 2 + 1, stellt der Heilige Geist – 3 – dar. Sein Symbol ist die weiße Taube: Die weiße Farbe vereint alle anderen Farben in sich, ebenso wie 1 in allen Zahlen und alle Zahlen in 1 enthalten sind; die Taube fliegt mit einer Nachricht hinaus in die Welt und kehrt verlässlich wieder in ihre Heimat zurück.