Unsere Welt unter der Corona-Lupe

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Unsere Welt unter der Corona-Lupe
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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2

Corona-Krise und mein Schwiegervater 3

Corona-Krise und unsere Osterferien 9

Corona-Krise und die Dreier-Gruppe 12

Corona-Krise und der Freundeskreis 18

Corona-Krise und die leeren Regale 24

Corona-Krise und unsere Tochter 28

Corona-Notlüge 34

Corona-Krise und die WhatsApp-Gruppe 40

Corona-Krise und Dilos Fragen 45

Corona-Krise und unsere Ignoranz 50

Corona-Krise und unsere Mentalität 57

Corona-Virus im Waschraum 62

Corona-Krise und unser Fitnessstudio 68

Corona-Krise und meine Erinnerungen ans Heimatland 74

Corona-Extremabstand 78

Corona-Krise und die Trauerfeier 84

Corona-Krise und der Rollentausch 91

Corona-Krise und der Diskussionswandel 96

Melanie und Ayscha 101

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-903861-57-2

ISBN e-book: 978-3-903861-58-9

Lektorat: Tobias Keil

Umschlagfoto: Konstantinos A, Cammeraydave, Andreas Prott, Nienora | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Corona-Krise und mein Schwiegervater

Elham und Mahmud sind verheiratet und führen eine Ehe, die auf einer gegenseitigen Liebe basiert.

Mahmud schätzt seinen Schwiegervater sehr und behandelt ihn wie seinen leiblichen Vater.

Sein Schwiegervater befindet sich in einem fortgeschrittenen Alter und ist gesundheitlich angeschlagen. Seitdem sorgt Mahmud sich um seinen Schwiegervater.

Nach wochenlangem Aufenthalt im Krankenhaus und in den Kuren ist Mahmuds Schwiegervater wieder zu Hause. Mahmud und seine Ehefrau lassen ihn nicht außer Acht.

Elham und Mahmud besuchen ihn jeden Tag.

Nun ist Mahmud bei seinem Schwiegervater. Sein Schwiegervater heißt Sabri.

Mahmud: Guten Abend, na wie schaut es aus? Wie fühlst du dich mittlerweile?

Sabri: Danke, mir geht es einigermaßen gut. Ganz fit bin ich noch nicht. Ich spüre immer noch Schmerzen.

Mahmud: Nimmst du deine Medikamente regelmäßig?

Sabri: Ja, ich nehme sie regelmäßig. Aber das ist nicht so einfach. Es sind verschiedene Tabletten, und ich kann sie voneinander kaum unterscheiden. Alle sehen ähnlich aus. Danke, dass du sie für mich vorbereitest.

Mahmud: Du hast Schmerzen, weil du erst vor drei Wochen operiert wurdest. Es kann nur besser werden. Du musst Geduld haben. Du bist außerdem in guten Händen. Die ganze Familie kümmert sich um dich.

Sabri: Hast du mich im Krankenhaus besucht? Ich kann mich nicht mehr erinnern.

Mahmud: Du standest unter Medikamenteneinfluss, deswegen kannst du dich nicht mehr daran erinnern. Das ist aber ganz normal. Während deines gesamten Aufenthalts im Krankenhaus habe ich dich viermal besucht. Ich bin mir sicher.

Sabri: Du hättest doch jeden Tag kommen sollen. Du bist wie mein eigener Sohn. Mein Zimmer war immer voll. Ich langweilte mich nie.

Mahmud: Genau aus diesem Grund habe ich dich nur viermal besucht.

Sabri: Ich verstehe den Grund immer noch nicht. Aus welchem Grund hast du mich nur viermal besucht?

Mahmud: Wir müssen doch auf das Krankenhaus-Personal Rücksicht nehmen. Die Fluren und Patienten-Zimmer sind doch keine Unterhaltungsräume. Das muss man doch begreifen. Aber seitdem du zu Hause bist, bin ich doch jeden Tag bei dir. Ich muss jeden Tag ca. 40 km zurücklegen, um zu dir zu kommen.

Sabri: Das ist wohl wahr. Es fällt mir unheimlich schwer, allein zu bleiben.

Mahmud: Gehst du ab und zu nach draußen? Du sollst an die frische Luft gehen. Bei unangenehmem Wetter musst du dich dick anziehen. Du musst die Anweisungen deiner Ärzte befolgen.

Sabri: Das ist mir klar, aber das Wetter spielt manchmal nicht mit. Das ist vom Wetter abhängig. Wenn es draußen schön ist, gehe ich spazieren. Ich habe auch meinen Rollator dabei. Ich stütze mich auf ihn. Beim schlechten Wetter lese ich Romane und sehe fern. Es wundert mich, dass du heute allein gekommen bist. Wo ist Elham?

Mahmud: Sie hat heute kaum Zeit. Sie hat einen Termin beim Zahnarzt. Danach geht sie einkaufen, um Kuchen zu backen. Du hast sie letztes Mal gebeten, für dich Kuchen und Kekse zu backen. Hast du es erst gerade gemerkt?

Sabri: Ja, ich dachte, dass sie ihrer Mutter in der Küche hilft. Was hältst du von dieser Krankheit? Alle Menschen reden von der Corona-Pandemie. Sie ist ein aktuelles Thema.

Mahmud: Die Menschen sind im Recht. Überall ist die Rede von der Corona-Krise. Das ist ein Virus, das hoch ansteckend ist. In der Öffentlichkeit dreht sich alles um diese Pandemie. Die Virologen und Fachleute warnen ständig vor den gesundheitlichen Gefahren, die durch diese Pandemie entstehen können. Das muss doch ein gefährliches Virus sein. Ich muss jetzt losgehen. Bis ich zu Hause bin, wird es noch eine Weile dauern.

Sabri: Ich wünsche dir eine gute Fahrt. Danke, dass du mich besucht hast.

Mahmud ist zu Hause angekommen und seine Frau backt immer noch Kuchen und Kekse.

Mahmud geht ebenfalls in die Küche, um das Gebäck zu probieren.

Elham: Guten Abend, du bist zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet.

Mahmud: Ich liebe diesen Geruch.

Elham: Ich habe ein Stück Kuchen zur Seite gelegt. Ich gönne mir eine Kaffee-Pause.

Mahmud: Soll ich zwei Tassen Kaffee kochen?

Elham: Ich habe gerade Kaffee gekocht. Ich wusste, dass du auf dem Weg nach Hause bist. Mein Vater hat mich gerade angerufen. Wir setzen uns an den Tisch. Geht es meinem Vater besser?

Mahmud: Ja, ich denke schon. Es geht ihm seinem Alter entsprechend sogar sehr gut. Er soll langsam auf die Beine kommen. In dem Alter muss er selbstverständlich Geduld haben. Die Körperkraft lässt nach.

Elham: Es freut mich unheimlich sehr, dass du dich so barmherzig und liebevoll um meinen Vater kümmerst. Aber warum umarmst du ihn nicht, wenn wir ihn besuchen. Wenn du ihn begrüßt, hältst du von ihm immer Abstand. Ich kann das nicht realisieren. Das wundert mich. Wenn seine Krankheit ansteckend wäre, hätten uns seine Ärzte informiert. Du hast selber seine Ärzte gefragt.

Mahmud: Um Gottes willen, seine Krankheit ist überhaupt nicht ansteckend. Ich war im ständigen Kontakt mit seinem behandelnden Arzt. Das ist doch eine falsche Einstellung. Du bildest dir das nur ein. Es ist doch für ihn besser, wenn wir uns von ihm fernhalten. Wie viele Menschen besuchen ihn am Tag?

Elham: Er hat immer Besuch.

Mahmud: Womit muss man rechnen, wenn alle Besucher seine Hände schütteln oder ihn küssen?

Elham: Ich bin überfragt. Das weiß ich doch nicht.

Mahmud: Tragen gesunde Menschen keine Viren?

Elham: Stellst du jetzt wissenschaftliche Fragen?

Mahmud: Sind alle Menschen, die ihn besuchen, gesund?

Elham: Ich kann weder ja noch nein sagen, aber das kann ich mir kaum vorstellen.

Mahmud: Wie viele Viren schleppt jeder Mensch mit sich herum?

Elham: Du hast Recht. So weit denken wir leider nicht.

Mahmud: Man muss kein Fachmann sein. Das sind allgemeine Informationen, die jeder Mensch wissen sollte. Wir leben doch im einundzwanzigsten Jahrhundert.

Mahmud: Ich schätze deinen Vater sehr. Man muss das nicht persönlich nehmen. Man muss Prioritäten setzen. Es geht um seine Gesundheit.

Elham: Gibt es Neuigkeiten über die Corona-Pandemie?

Mahmud: Ich habe gerade Nachrichten gehört. Nachrichten über die Corona-Krise gibt es in bestimmten Abständen. Übrigens: Das Kontakt-Verbot und die Freiheitseinschränkungen treten morgen in Kraft. Das heißt: Ab morgen dürfen wir deinen Vater nicht mehr besuchen. Das wird ihm sehr schwerfallen, aber wir müssen nicht emotional denken. Wir werden mit ihm telefonischen Kontakt aufrechterhalten.

 

Zwei Tage später ruft Mahmud seinen Schwiegervater an.

Mahmud: Guten Abend, du hast mich bestimmt erwartet. Wie fühlst du dich?

Sabri: Ich fühle mich besser, aber du tauchst nicht mehr auf. Ich gucke immer auf die Uhr. Ich weiß ganz genau, zu welcher Uhrzeit du mich besuchst.

Mahmud: Du hast mich letztes Mal über die Corona-Pandemie gefragt. Die Regierung hat jetzt Kontaktverbote verhängt.

Sabri: Das ist doch unbegreiflich. Das habe ich noch nie erlebt. Soll ich darunter verstehen, dass du mich nicht mehr besuchst.

Mahmud: Ich möchte dich gerne besuchen, aber wir müssen uns an die Auflagen halten.

Sabri: Um diese Uhrzeit war unser Wohnzimmer voll. Ich bin aber trotzdem nicht allein.

Mahmud: Mit wem unterhältst du dich?

Sabri: Mir gegenüber ist das Foto von meiner verstorbenen Ehefrau. Sie weckt tolle Erinnerungen in mir. Ich unterhalte mich die ganze Zeit mit ihr, als ob sie jetzt neben mir wäre. Solange ich lebe, lebt sie weiterhin in meinem Geist.

Mahmud: Das ist mir klar. Jeder Anfang hat auch ein Ende, und das Ende ist manchmal schmerzhaft. Zu dieser Überzeugung musst du kommen.

Sabri: Das ist die einzige Lösung. Eine andere Alternative habe ich nicht. Das ist eine enorme Lebensumstellung, wenn ich in die Vergangenheit zurückblicke. Meine Ehefrau war meine Lebensbegleiterin. Wir wechseln lieber das Thema. Wie lange können diese Kontaktverbote noch dauern?

Mahmud: Die Aufhebung der Kontaktverbote und der Freiheitseinschränkungen hängen bestimmt von zahlreichen Faktoren ab. Wir können aber darüber nicht entscheiden. Dafür sind Virologen, Fachleute, Politiker und auch andere Instanzen zuständig.

Sabri: Das heißt: Politiker und Fachleute können jederzeit die geltenden Kontaktverbote und die Freiheitseinschränkungen aufheben.

Mahmud: Nein, sie treffen solche Entscheidungen nicht willkürlich. Das ist von der Verbreitung des Virus abhängig. Wenn die Ausbreitung des Virus eingedämmt ist, dann kündigen sie wahrscheinlich stufenweise Lockerungen an.

Sabri: Wir können aber die Ausbreitung des Virus nicht beeinflussen. Sie verlangen viel von uns. Wir sind doch keine Wissenschaftler. Wir sind doch einfache Menschen.

Mahmud: Doch, zum Eindämmen der Virus-Ausbreitung leisten wir einen enormen Beitrag.

Sabri: Was können wir überhaupt dagegen tun?

Mahmud: Es reicht doch, wenn wir die verkündeten Auflagen in die Praxis umsetzen. Wir können doch auf Grillpartys verzichten. Wir können uns per WhatsApp, Handys, E-Mails und SMS austauschen. Trauerfeier, Hochzeitsfeier, Geburtstagsanlässe, Ansammlungen und andere Veranstaltungen können doch verschoben werden. Es geht letztendlich um die allgemeine Sicherheit. Es geht um unsere Sicherheit und Gesundheit. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen.

Sabri: Verschwindet das Virus irgendwann?

Mahmud: Wir müssen uns kooperativ verhalten und optimistisch in die Zukunft blicken.

Sabri: Wie kann man die Zahl der Todesfälle gering halten?

Mahmud: Wir können nur dann die Zahl der Todesfälle gering halten und in den Griff bekommen, wenn wir uns in die Pflicht nehmen, die angekündigten Auflagen ernst nehmen und sie nicht missachten.

Sabri: Was für eine Pandemie ist das?

Mahmud: Das ist nicht die erste Pandemie, die die Menschheit im Laufe der Geschichte erlebt hat.

Corona-Krise und unsere Osterferien

Dilo und seine Mutter Elena unterhalten sich über die Osterferien.

Seine Mutter möchte aber genau herausfinden, warum sich Dilo über die Osterferien freut.

Sie stellt gezielt folgende Fragen:

Elena: Du strahlst vor Freude. Das merke ich jedes Jahr, wenn die Osterferien sich nähern.

Dilo: Das macht mir unheimlich viel Spaß. Ich kann es kaum erwarten. Im letzten Jahr habe ich zu den Ostern so schöne Zeit mit meiner Oma und meinem Opa verbracht.

Elena: Woran erinnerst du dich genau?

Dilo: Opa und Oma sind zu uns gekommen, und wir sind zusammen einkaufen gegangen. Sie haben mir alles gekauft, was man sich zu Ostern vorstellen kann.

Elena: Was haben Opa und Oma für dich gekauft?

Dilo: Sie haben zwei Osterhasen, Ostereier, Osterschokoladen, Osterfiguren und auch ganz andere Sachen gekauft. Sie haben auch ein Poster für mich gekauft. Der Poster ist immer noch in meinem Schrank.

Elena: Hast du dir die Sachen ausgesucht?

Dilo: Natürlich habe ich mir die Sachen ausgesucht. Sie standen neben mir und lächelten mich an. Danach sind wir in mein Zimmer gegangen und haben es so schön dekoriert. An der Wand waren Osterbilder. Ich hatte auch Ostereier aus Schokolade. Es sind so schöne Erinnerungen. Ich bin mal gespannt, was wir dieses Jahr wieder zusammen unternehmen werden. Im letzten Jahr hast du im Garten Ostereier versteckt. Opa, Oma und ich haben sie gesucht.

Elena: Du hast aber ein tolles Gedächtnis. Ich habe noch viele Fotos.

Dilo: Das fand ich am tollsten. Ich habe fast alle versteckten Ostereier gefunden. Ich war schneller als sie. Aber das ist doch ganz normal. Opa und Oma sind ziemlich alt. Auch in diesem Jahr haben sie bestimmt tolle Überraschungen für mich. Ich lasse mich überraschen. Sie haben sich bestimmt was Schönes ausgedacht. Ich freue mich schon jetzt auf Ostern. Ich kann es kaum erwarten.

Elena: Was stellst du dir vor? Was hast du geplant?

Dilo: Ich stelle mir ein buntes Programm vor.

Elena: Würdest du es mir verraten? Ist das ein Geheimnis?

Dilo: Nein, ich kann es dir gerne sagen. Wir gehen einkaufen. Wir kaufen dieses Mal Bio-Eier. Ich möchte mit meinen Großeltern Ostereier färben. Wir kaufen viele Farben. Ich möchte dir nicht mehr verraten. Das reicht auch, es macht ansonsten keinen Spaß mehr. Wie findest du meine Idee?

Elena: Das ist eine tolle Idee. Deine Idee ist einfach genial. Aber ich glaube es nicht, dass wir in diesem Jahr mit Opa und Oma Ostern feiern können. Das stelle ich mir schwer vor.

Dilo: Doch, sie werden bestimmt zu uns kommen. Ohne meinen Opa und meine Oma habe ich noch nie Ostern gefeiert. Habt ihr ohne sie Ostern gefeiert, als ich noch klein war?

Elena: Nein, sie sind immer zu uns gekommen. Meine Schwiegermutter half mir sogar beim Kochen.

Dilo: Was spricht sich dagegen, dass sie in diesem Jahr zu uns kommen? Sie lieben mich doch.

Elena: Opa und Oma haben dich sehr lieb sogar. Daran habe ich keinen Zweifel. Aber sie dürfen nicht zu uns kommen.

Dilo ruft seine Oma namens Sibele an.

Dilo: Hallo Oma, wie geht es dir?

Sibele: Danke, mir geht es gut, mein Engelchen. Ich habe dich so vermisst. Uns fehlt es an nichts. Du fehlst mir sehr.

Dilo: Wir feiern doch Ostern zusammen, oder?

Sibele: Ich muss dich leider enttäuschen. Wir müssen zu Hause bleiben.

Dilo: Geht es dir nicht gut?

Sibele: Doch, mir geht es gut, deinem Opa geht es auch gut. Wir sitzen die ganze Zeit im Garten und gucken uns deine Fotos an. Wir müssen uns mit der Situation abfinden. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Uns sind die Hände gebunden.

Dilo: Das verstehe ich nicht. Hat jemand eure Hände festgebunden? Wenn eure Hände gebunden sind, könnt ihr bestimmt niemanden anrufen. Ich rufe die Polizei an.

Sibele: Nein, unsere Hände sind doch nicht gebunden. Das ist nur ein Sprichwort. Das heißt: Wir möchten gerne zu euch kommen, um Ostern wie gewöhnlich zusammen zu feiern, aber wir dürfen leider nicht.

Dilo: Warum dürft ihr nicht? Habt ihr von meinen Eltern Hausverbot bekommen?

Sibele: Du bist aber lieb. Nein, wir kommen wegen Corona nicht. Hausverbot hat uns Corona erteilt.

Dilo: Was ist Corona?

Sibele: Corona ist ein gefährliches Virus. Es ist ansteckend, es könnte auch für viele Menschen lebensbedrohlich sein.

Dilo: Warst du früher Ärztin? Woher weißt du das Oma?

Sibele: Nein, Ärztin war ich nicht. Fachleute, Virologen und Politiker weisen uns auf die Gefahren, die durch dieses Virus kommen können, hin. Wir lesen Zeitungen, sehen fern und hören Nachrichten. Corona hat weltweit die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gelenkt.

Dilo: Oma, du bist doch ehrlich zu mir, oder?

Sibele: Du bist doch mein Engelchen. Ich lüge dich nicht an. Mein Schatz, was möchtest du denn wissen?

Dilo: Oma, ich habe dich erwischt. Wenn du nicht nach draußen gehen darfst, wie kannst du bloß Zeitungen kaufen? Kauft Opa Zeitungen für dich? Ist das Virus nur für Frauen gefährlich?

Sibele: Ich wünschte, ich könnte dich jetzt umarmen. Wir haben zum Glück eine nette Nachbarin. Sie kauft für uns ein.

Dilo: Corona-Virus ist ein böses Wesen. Corona hat unsere Osterfeier in eine Trauerfeier umgewandelt. Das ist ein grausames Virus. Ich schreibe in mein Tagebuch.

Sibele: Hast du ein Tagebuch?

Dilo: Ja, vor der Corona-Krise hast du es gekauft. Ich male das Virus in Schwarz: Corona-Virus reißt Enkel von ihren eigenen Großeltern auseinander.

Corona-Krise und die Dreier-Gruppe

Vor der Corona-Krise

Nayla und Dayana wohnen in der Nähe zueinander.

An einem sonnigen Tag sitzt Dayana vor der Haustür und hört Musik.

Nayla begibt sich ebenfalls auf den Weg zu ihrer Freundin Katharina.

Sie trifft Dayana, und es kommt zu dem folgenden Dialog:

Nayla: Guten Tag, bei dem Wetter muss man die Sonne genießen.

Dayana: Guten Tag, ich habe gerade die Küche aufgeräumt und möchte mich ein bisschen erholen. Es ist so ruhig, dass man stundenlang sitzen bleiben kann. Wohin gehst du? Es sieht nicht danach aus, dass du einkaufen gehst.

Nayla: Nein, ich habe erst gestern meine Einkäufe erledigt. Die Schränke und der Kühlschrank sind überfüllt.

Dayana: Lass mich mal raten. Wenn du um diese Uhrzeit nicht zu Katharina gehen möchtest, dann gebe ich dir ein Eis aus. Du gehst zu Katharina, oder?

Nayla: Das war ein Volltreffer. Sie wartet schon auf mich. Gerade hatten wir miteinander telefoniert. Wir nutzen jede Gelegenheit, um uns zu treffen. Ich musste auch die ganze Zeit im Garten arbeiten. Es war echt anstrengend. Ich musste Unkraut entfernen. Möchtest du mitkommen? Du hast sowieso nichts zu tun. Wir trinken ein Käffchen zusammen und kommen wieder zurück.

Dayana: Ist sie überhaupt zu Hause? Sie hat manchmal Zwischendienst.

Nayla: Sie ist zu Hause. Ich habe sie gerade angeschrieben. Sie fliegt morgen nach Spanien.

Dayana: Wie lange bleibt sie da? Das ist doch ein schönes Land.

Nayla: Sie bleibt meines Wissens mindestens drei Wochen da.

Dayana: Ich beneide sie. Fliegt sie mit ihrem Ehemann?

Nayla: Nein, sie hat eine Dienstreise. Das ist doch kein Urlaub.

Dayana: Vorgestern rief sie mich an, aber von dieser Dienstreise hat sie mir nichts erzählt. Wir haben fast eine halbe Stunde gequatscht. Sie hat es bestimmt vergessen, mir zu sagen. Wir haben so viele Themen ins Gespräch gebracht.

Nayla: Sie wusste es auch nicht. Das war echt unerwartet. Ihre Arbeitskollegin ist plötzlich krank geworden, und sie muss sich auskurieren. Sie hat auch erst gestern erfahren.

Dayana: Ich komme auf jeden Fall mit. Sie ist unsere beste Freundin. Man kann sich auf sie verlassen. Sie ist zuverlässig. Ich ziehe mich um und komme sofort. Pass bitte auf mein Handy auf. Deine Stimme ist irgendwie heiser. Bist du erkältet? Hast du immer noch Schnupfen?

Nayla: Nein, du bist so sensibel und empfindlich.

Nayla und Dayana sind bei Katharina angekommen.

Katharina: Guten Tag, das ist eine angenehme Überraschung. Dayana ist auch gekommen. Das freut mich sehr.

Dayana: Wann fliegst du ab?

Katharina: Morgen um 11:15 Uhr fliege ich ab.

Nayla: Hast du deine Reisedokumente schon vorbereitet?

Katharina: Ja, ich habe meinen Reisepass, meinen Personalausweis, meine Gesundheitskarte und auch mein Flugticket bereits in der Handtasche.

Nayla: Habt ihr auch ein Hotel gebucht?

Katharina: Unser Chef hat schon alles organisiert. Wir werden vom Flughafen abgeholt. Ich habe auch meine Klamotten eingepackt. Mein Reisekoffer ist voll.

Dayana: Fährst du morgen mit dem Zug zum Flughafen?

 

Katharina: Nein, meine Kollegin holt mich ab. Wir haben einen Firmenwagen.

Dayana: Wenn du zurückkommst, melde dich sofort. Wir werden dich so vermissen. Du wirst uns fehlen. Wie lange müsst ihr da bleiben?

Katharina: Zwei bis drei Wochen werden wir wahrscheinlich da bleiben. Ich schicke euch Fotos. Wir tauschen uns per Whats­App aus. Nach meiner Dienstreise lade ich euch ein.

Nayla: Nein, ich habe schon alles geplant. Ihr seid bei mir eingeladen. Wir wünschen dir eine angenehme Reise und pass auf dich sehr gut auf.

Katharina: Danke, dass ihr mich besucht habt.

Eine Woche vor der Katharinas Rückreise ist in Deutschland das Corona-Virus ausgebrochen.

Katharina ist mittlerweile zu Hause, aber ihre Firma ist wegen der Corona-Krise dicht.

Kontaktsperre, Freiheitseinschränkung und die dadurch entstandene Atmosphäre haben das gesellschaftliche Klima vergiftet.

Katharina kommt nach einer anstrengenden Dienstreise zu Hause an und ruft Nayla an.

Katharina: Hallo, ich bin gerade angekommen.

Nayla: Ich habe echt oft an dich gedacht. Bist du wieder zu Hause?

Katharina: Ja, ich habe meinen Reisekoffer noch nicht ausgepackt.

Nayla: Wie war die Reise?

Katharina: Es war unglaublich anstrengend. Wir haben kaum Freizeit gehabt. Ich habe es mir leichter vorgestellt. Wir haben auch Überstunden gemacht. Was macht Dayana?

Nayla: Um diese Uhrzeit ist sie meistens zu Hause. Sie wird sich bestimmt freuen.

Katharina: Ich komme morgen Nachmittag zu euch. Ein Tag vor der Abreise haben wir einen Kaffee bei mir getrunken, und morgen trinken wir ein Käffchen bei dir. Das war doch deine Idee.

Nayla: Um ehrlich zu sein, war das Dayanas Idee.

Katharina: Ich muss jetzt auflegen. Es klingelt bei uns. Jemand steht vor der Haustür. Ich rufe nachher auch Dayana an.

Katharina packt ihre Klamotten aus. Eine Stunde später nimmt sie das Handy in die Hand und ruft Dayana an.

Katharina: Hallo Dayana, ich habe deine Stimme vermisst.

Dayana: Hallo Katharina, du fehlst uns, wir haben dich so vermisst. Wann trittst du die Heimreise an?

Katharina: Ich bin wieder daheim. Vor kurzem habe ich auch mit Nayla telefoniert.

Dayana: Ich kann es kaum glauben. Ich habe die Tage gezählt. Ohne dich Kaffee zu trinken, ist uns unvorstellbar.

Katharina: Meine Kinder sind so laut, dass ich dich kaum hören kann. Ich komme morgen Nachmittag zu euch. Ich habe auch Nayla Bescheid gesagt.

Dayana: Um wie viel Uhr kommst du?

Katharina: Ich komme gegen 14:30 Uhr.

An dem darauffolgenden Tag steht Katharina wie vereinbart vor Naylas Haustür. Sie klingelt und strahlt vor Freude.

Nayla: Endlich bist du wieder da. Die Gruppe ist wieder vollständig. Lass mich dich umarmen. Das ist das erste Mal, dass du uns so plötzlich verlässt. Ohne dich schmeckte mir der Kaffee nicht. Du bist braun geworden.

Katharina: Die Zeit verging so langsam, dass ich manchmal schreien könnte. Ich habe so viele Fotos aufs Handy gespeichert. Wir gucken uns alle Fotos gleich an.

Nayla: Du kannst ins Wohnzimmer gehen. Ich koche den Kaffee und bin sofort bei dir.

Katharina: Nein, wir setzen uns in die Küche und unterhalten uns. In der Küche ist es genau so bequem wie im Wohnzimmer. Der Blick durch das Fenster ist fantastisch. Ich habe außerdem den Duft deines Kaffees vermisst. Wenn du den Kaffee gekocht hast, kannst du auch Dayana anrufen. Ich habe zwei tolle Geschenke für euch gekauft. Ich kenne euren Geschmack. Dayana soll ihr Geschenk selber auspacken. Wenn Dayana da ist, trinken wir unseren Kaffee. Kannst du bitte Dayana anrufen?

Nayla: Ich rufe sie sofort an. Ich habe es nicht vergessen. Deswegen habe ich drei Tassen aus dem Schrank geholt. Hallo Dayana, bist du zu Hause?

Dayana: Ja, ich bin zu Hause und sehe fern. Ich habe auch meine Termine verschoben.

Nayla: Ich habe eine tolle Überraschung für dich. Du wirst dich bestimmt darauf freuen.

Dayana: Das hört sich aber gut an. Was für eine Überraschung hast du für mich?

Nayla: Katharina ist gerade zu mir gekommen. Ich habe auch Kaffee gekocht. Deine Tasse steht auf dem Tisch. Wir warten auf dich. Mach dich auf den Weg.

Dayana: Oh, ich kann leider nicht kommen. Ich habe einen unaufschiebbaren Termin.

Nayla: Du hast doch deine Termine verschieben lassen. Du hast es doch gerade gesagt.

Dayana: Entschuldigung, ich habe mich vertan. Ich habe viele Termine. Ich konnte diesen Termin nicht mehr verschieben lassen. Ich muss sofort losfahren. Alle anderen Termine habe ich abgesagt.

Nayla: Katharina hat für uns Geschenke gekauft. Sie möchte es dir überreichen.

Dayana: Du kannst ihr meine Grüße ausrichten. Das ist echt peinlich, aber ich muss meinen Termin wahrnehmen. Könntest du bitte mein Geschenk behalten? Ich komme bei Gelegenheit zu dir und nehme es.

Nayla: Es geht nicht um das Geschenk. Es wäre noch schöner gewesen, wenn wir zu dritt unseren Kaffee getrunken hätten. Wie lange dauern deine Termine in der Regel?

Dayana: Ich muss mindestens mit einer Stunde rechnen. Bleibt sie noch eine Weile bei euch?

Nayla: Sie sitzt mir gegenüber. Du kannst in der Leitung bleiben. Ich frage sie. Katharina, du hast reichlich Zeit mitgebracht, oder?

Katharina: Ungefähr zwei Stunden kann ich noch bleiben.

Nayla: Bist du noch am Apparat?

Dayana: Ja, Ich habe Katharina akustisch nicht so gut verstanden.

Nayla: Sie kann noch zwei Stunden bei uns bleiben.

Dayana: Das ist echt schade. Einige Termine nehmen unheimlich viel Zeit in Anspruch. Danach ruft Nayla wieder Dayana an. Dayanas Tochter namens Jiancka kommt ans Telefon und nimmt den Telefonhörer ab. Nayla stellt folgende Fragen:

Nayla: Ist deine Mama wieder da?

Jiancka: Meine Mama ist die ganze Zeit zu Hause.

Nayla: Kann ich bitte mit ihr sprechen?

Jiancka: Ich gebe es ihr.

Nayla: Hast du uns veräppelt?

Dayana: Corona hat mich in meinen vier Wänden gefesselt. In der Corona-Zeit bin ich nur telefonisch erreichbar.

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