Sexkonsum

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Vorwort

Diese Buch richtet sich sowohl an Frauen wie auch an Männer. Der Einfachheit halber wird auf das Gendern verzichtet. Manchmal werden weibliche Formen der Rechtschreibung verwendet, manchmal männliche. Es sind jedenfalls alle Geschlechter gemeint, egal ob männlich, weiblich, transgender, schwul, lesbisch, Single, Eheleute, groß, klein, dick, dünn. Niemand ist mehr berechtigt und weniger untergraben, alle dürfen sich angesprochen fühlen.

Danken möchte ich meinen Söhnen für Ihre Offenheit, meine Freundinnen und Freunde für Ihr Verständnis, dass ich in Zeiten des Schreibens schlecht verfügbar bin und meinem Cousin und seinen Freunden, die mir sehr viele Geschichten und Eindrücke lieferten, und mit ihrer Offenheit dieses Buch möglich machten.

Mögen allen Menschen ihre Beziehungen und Wünsche gelingen, mit dem Wissen das Vieles erlaubt, Vieles vertuscht und Vieles möglich ist. Der erste Weg zur Liebe und Sexualität ist die Authentizität. Das Wissen um seine eigenen Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen hilft schon sehr, um lebendige Beziehungen zu führen.

Wer selbst tot ist, kann sich keine Lebendigkeit beim Sex erwarten. Also denken Sie viel über sich nach und entwickeln Sie sich weiter. Das ist der erste große Schritt in eine freie Sexualität, wie Sie sich so manche wünscht.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und freue mich über jegliche Feedbacks;-)

Wieso dieses Buch?

Stellen Sie sich die Frage, wieso Frau ein Buch über den Sexkonsum schreibt? Zu recht. Weil es da Dinge gibt, die mich beschäftigen. Durch meine touristischen Tätigkeiten, meine Freundschaften auf der ganzen Welt, den ständigen Wechsel des Jobs, den unterschiedlichen Kollegen und vor allem durch die Arbeit als Trainerin, stehe ich stets im Gespräch mit Menschen.

Die Kommunikation, die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Werten, Einstellungen, Kulturen und Ideen, sind eine Leidenschaft meinerseits und so ist das Interesse an Neuem nie erloschen. Der Austausch mit den verschiedenen Generationen verschafft einem einen gewissen Weitblick und oft eine andere Sicht auf Dinge.

Das Interesse am Thema Sexualität, Liebe, Partnerschaft, an Beziehungsmodellen und die vielen Facetten im Umgang der Menschen untereinander, haben mich neugierig gemacht. Die Offenheit zum Thema gab mir die Antworten, die ich nun Menschen zur Verfügung stellen möchte, die weniger offen sind und sich schwer tun, über ihre Sexualität zu sprechen.

Diese Literatur stellt keinen Anspruch auf Zahlen und Daten, sondern auf reale Fakten der Sexualität der Menschen, die ein Konsumgut geworden ist und oft mit Liebe verwechselt wird.

Sex als Konsumgut, wie Kaffee oder Milch zu betrachten, steht jedem frei. Die Frage, die ich mir stelle, ist: „Was kommt danach?, Was bleibt, nachdem das High an Oxytoxin, wenn es den Körper wieder verlassen hat?“

Wie sich herausgestellt hat, bleibt danach wenig. Meist trennen sich die Menschen wieder und suchen sich das nächste Objekt für den nächsten heißen Sex. Die Leidenschaften werden erneuert, die Personen werden ausgetauscht und das „Glück“ wird woanders gesucht. - Ob der neue Fund dann besser ist, als das vorherige Sexobjekt, stellt sich heraus.

Nicht nur verlassene Kinder sind die Opfer dieses Trends, sondern auch die Ausübenden selbst, denn was den meisten fehlt, ist die tiefe Verbundenheit der Seele, die immer weniger an Vertrauen, Sicherheit, Zuversicht und Angenommen-Sein erfährt.

Viele Jugendliche leiden unter dem Druck sich mit den Pornostars messen zu müssen. Die eigene sexuelle Orientierung geht verloren, die Medien bestimmen das sexuelle Dasein vieler Menschen.

Der Partner fürs Leben wird der Partner für die Zeit der Leidenschaft. Ist diese erloschen, wird sie woanders gesucht, leider meist auch dort ohne Erfolg.

Die Kurzgeschichten sollen Anregungen sein, sich Gedanken zu machen, wie man sich sein eigenes Sexleben wünscht, wie man seine Liebe gestalten will und ob der Weg, den eine Vielzahl im Moment einschlagen, ein richtiger ist. Es soll den dringenden Handlungsbedarf aufzeigen, der besteht, zur offenen Diskussion einladen. Sex als Konsumgut zu betrachten, ist eine Entscheidung. Der Liebe des Herzens zu folgen ebenso.

Danken möchte ich allen Personen, die mir ihre Geschichten zur Verfügung gestellt haben oder mich inspiriert haben, Ideen zu sammeln, um daraus neue Geschichten zu schreiben. Die Namen der Personen sind frei erfunden und jeder Zusammenhang zwischen Geschichten und Namen ist fiktiv. Dennoch können solche Geschichten in unserer Gesellschaft jederzeit vorkommen können.

Kommentare und Feedback, Anregungen und Beschwerden empfange ich sehr gerne unter holzmeistermanuela@gmail.com

Einstellungssache

Frauengespräch, alle über 40 Jahre alt.

Lisa: „Sex passiert. Aber dass ich jetzt gleich anfange zu blasen, weil er sich das vorstellt, das mache ich nicht. Ich bin jetzt schon fast Fünfzig und schon emanzipiert. Ich möchte den Sex haben, der mir Spaß macht, so wie ich es will. Was die Männer sich wünschen, interessiert mich gar nicht, entweder sie genießen es mit mir, oder sie lassen es bleiben. Ich glaube, dass wir uns zu viel anpassen. Genau das ist das Thema. Am Anfang ist es eh schön, aber nachher dieses Selbstverständliche, ist nicht erotisch.“

Maria: „Wenn alles zur Routine wird, wird es auch langweilig. Wenn man beim Schritt eins schon genau weiß, was danach kommt.“

Lisa: „Wenn man eine Familie hat ist man nicht mehr so flexibel, mich reizt es null, wenn ich gerade koche und mir während dessen jemand zwischen die Beine greift. Das nervt mich richtig. Vielleicht ist das ja auch alles ganz anders, wenn man frisch verliebt ist, keine Ahnung. Ich putze, ich räume, ich koche und dann lege ich mich einmal kurz ins Bett, auf einmal kommt schon die Hand daher und greift mich aus.“

Valerie: „Ich kenne ein Paar, das hat schon jahrelang kaum Sex. Sie hat den Kopf so voll, dass sie nicht im geringsten an Sex denkt. Ich denke mir halt, jeder soll soweit gehen, wie es ihr oder ihm Spaß macht. Nur die ganze Zeit dem anderen gefallen zu wollen, ist ein Zeichen für wenig Selbstwert für mich. Ich glaube, dass viele es einfach machen, weil sie es so sehen und glauben, dass das von ihnen erwartet wird, nicht weil es sie selbst geil macht oder ihnen gefällt. Der Zugang zur Pornografie durch die digitalen Medien ist sehr einfach geworden und viele haben ein falsches Bild von Sexualität im Kopf.“

Lisa: „Die Pornos sind meist männlich orientiert und dabei machen die meisten mit. Mir ist solcher Sex vergangen. Nicht das ich etwas gegen blasen habe, aber die meisten Filme bestehen ja zu über 50% einer Blasszene, die Frauen kommen meist zu kurz, obwohl sie viel länger für einen Orgasmus brauchen, als die meisten Männer.“

Beate: „Keine Ahnung, ich blase gerne, ich stehe auf Oralsex. Was ist so schlimm daran, dem Mann, dem man liebt einen zu blasen? Schleckt er dich nicht auch? Grauslich ist es für mich nur, wenn da mehrere im Spiel sind. Ich stehe auf Zweierbeziehungen. Das ganze Swingen und Gangbangen ist nichts für mich. Ich habe lieber heißen Sex mit meinem Freund.“

Lisa: „Ich weiß auch nicht, vielleicht habe ich eine sexuelle Störung, ich bin froh, wenn ich nicht muss und wenn ich einmal geil bin, dann kann ich mir ja selbst helfen.“

Valerie:“Lieber schnellen Sex irgendwo, als dauernd diese Selbstbefriedigung.“

In vielen Statistiken erscheinen Resultate, die darauf hinweisen, dass die Sexualität sinkt. Menschen nehmen sich weniger Zeit für Sex. Sex ist schnelllebig geworden. Man kann ihn überall haben. Während der Arbeit über die Pornos im Internet, den Chats, den Laufhäusern. Ab einer viertel Stunde kann man im scheinbaren Massagestudio seine Lust nach einem Orgasmus befriedigen. Sexualität ist unabhängig geworden. Unabhängig vom Gegenüber.

Ob das gut oder schlecht ist, können Sie sich selbst fragen. Wie sehen Sie das? Macht schneller Sex glücklich? Sich Sex zu kaufen, wie eine Würstel am Würstelstand? Hinstellen – Hineinessen – Abwischen – Fertig – Weitergehen. Was macht dieser Sex mit unserer Seele? Wo ist diese romantische Verbundenheit, die Vorfreude darauf, die Phantasien davor, die Leidenschaft, die Wertschätzung und wo ist die Liebe geblieben. Drastische Entwicklungen zeigen, dass Sex zu einem Konsumgut verkommt.

Die Sexpuppen mit künstlicher Intelligenz, die mit verschiedenen Maßen, Charakteren, Stimmlagen und Sprachen ausgestattet sind, boomen. Sie werden ins Wohnzimmer anonym geliefert. Diese Puppen können sprechen, ihre Haut fühlt sich an, wie echte, menschliche Haut, ihre Köpfe, Busen, Hände, Füße, Haar und sogar die Charakteren sind austauschbar. Die Einstellungen liefern den optimalen Partner, der schweigt, wenn man genug hat und den man sogar in die Ecke stellen kann, wenn man ihn nicht mehr benötigt. Partnerschaft als Egotrip zur Bedürfnisbefriedigung, der neue Trend.

Während die einen schnelle Befriedigung zeitsparend konsumieren, vertrödeln andere ihre kostbare Zeit auf Fake-Partnerbörsen und sprechen mit Computern, die Identitäten vortäuschen.

Die Sugarmammys boomen, Lovescamming ist eine Haupteinnahmequelle für Dritte Welt Länder geworden, Staatsbürgerschaften werden großzügig am Schwarzmarkt gehandelt und Scheinehen werden mehr.

Die einen suchen schnellen Sex, die anderen eine solide Partnerschaft bis zum Sterben, den Prinzen bzw. die Prinzessin auf dem Pferd. Überzogene Liebesfilme, Modelmaße, falsche Körperteile, Lifting, Branding, was der Himmel, was noch alles, ist in, normal, akzeptiert und niemand wundert sich mehr wegen ein paar falscher Brüste oder Vaginas. Alles ist in Ordnung.

 

Der seelische Knacks, der bleibt, wenn es sich zum wiederholten Male herausstellt, dass der vermeindlich tolle Mensch in der Partnerbörse doch nur Fake ist, führt dazu, dass immer weniger Vertrauen in Liebe gesteckt wird. Diese Erfahrungen hinterlassen oft einen bitteren Nachgeschmack zum anderen Geschlecht. Manchmal sind Personen so enttäuscht von der Liebe, dass sie sogar zum eigenen Geschlecht wechseln, dass sie besser zu verstehen glauben.

Lovescamming

Isabella auf der Suche nach dem Traummann.

Da ist Isabella, seit Jahren Single, fünfundvierzig Jahre alt, alleinerziehend und auf der Suche nach Sex. Lang wusste sie nicht, was sie suchte. Mit der Zeit, allerdings, kam sie auf den Geschmack der puren Lust. Sie findet Geschmack an heimlichen Begegnungen in der Natur. Sie trifft ihre Liebhaber an den unterschiedlichsten Plätzen, um sexuell zu verkehren. Das Alter spielt dabei wenig Rolle, obwohl, Kinder will sie keine. Und alle bis 30 sind für sie Kinder.

Früher träumte sie noch davon, einen Partner zu finden. Einen, mit dem sie eine neue Familie gründen kann. Inzwischen hat ihr die Realität gezeigt, dass wenig Platz für Familie in der Gesellschaft ist.

Die meisten wollen nur Sex-Chat. Mit ein paar hat sie sich getroffen. Es war oft sehr enttäuschend. Manchmal sind die Chat-Partner gar nicht erschienen. „Vielleicht besser“, meint sie dazu. Anfangs hat sie ihre Kinder noch mit einbezogen, doch schon bald sind ihre Lust und ihre Beziehungen ein Geheimnis für die meisten geworden.

Im Geheimen steigt die Erotik, die Leidenschaft, das brennende Feuer der Begierde. Isabella mag Unterwürfigkeit. Sie wird gern von einem Mann genommen, beherrscht. Ihr Vater war dominant und strafte sie mit Liebesentzug, wenn ihm nicht gefiel, was sie machte. „Ob das mit ihrem Sexualverhalten zu tun hat?“, fragt sie sich manchmal.

Und Isabella ist gutgläubig. Sie selbst tut keiner Fliege etwas zu leide und das nimmt sie auch von anderen Menschen an. Ihre naive Art bringt sie fast in Schwierigkeiten, als sie über einen Flirt-Chat eine Romance-Scammer trifft.

Was das ist? Menschen, die im Internet nach Opfern für ihre Flirts suchen, denen sie Geld aus den Taschen ziehen, ihre Internet Adresse knacken, sich Geld schicken lassen und unter einem Fake Account agieren. Die Betrugsfälle sind inzwischen drastisch angestiegen. Es gibt sogar schon Selbsthilfe-Seiten und Gruppen für die vielen Opfer.

Hauptaugenmerk der Scammer liegt bei den Alleinerziehenden oder Singel-Frauen über 40. Geschieden. Einsam. Auf der Suche. Mit Geld oder Staatsbürgerschaft. Zu finden sind die Scammer nie, da sie sich hinter einer Internet Adresse verbergen, die nie zu finden ist. Der Schaden der Opfer ist groß. Sie schämen sich, viele sind bankrott und zahlen noch immer Schulden von der gemeinsamen Ehe, die bald, nach dem Erhalt der Staatsbürgerschaft aufgelöst wurde.

Isabella trifft einen stattlichen, reiferen Mann im Internet. Ingenieur, grau meliert, 3-Tagesbart, symphatisch, gepflegte Erscheinung, sportlich-eleganter Stil. Er ist mit einem Schiff unterwegs, seine Tochter wohnt bei seiner Schwägerin, er selbst ist aus Cal ifornien, geboren allerdings in Algerien.

Er will kommen, schon bald, nach Österreich. Er hat sich sofort in Isabella verliebt, als er ihr Bild gesehen hat. Sie ist seine Traumfrau und er will mit ihr in Österreich leben.

Isabella ist skeptisch. Wie will er das bezahlen? Sie fragt ihn.

Er hat geerbt! Allerdings gibt es da ein kleines Problem. Er will das Erbe nicht zu seiner Schwägerin senden, da diese so geldgierig ist. Er vertraut Isabella, sagt er, er sendet ihr das Erbe. Sie soll ihm ihre Adresse geben, und sie braucht dann nur noch das Schreiben ausfüllen, indem sie bestätigt, dass sie das Paket in Empfang nimmt. Den Betrag von über 100,- für die Paketversicherung bekommt sie selbstverständlich gleich von ihm überwiesen. Sie braucht nur noch die Bankverbindung durchgeben.

Isabella schwärmt und hofft. Diesmal hat sie Glück. Ein Mann aus Amerika kommt und will ihr auch noch Geld senden. Als sie es ihren Freundinnen erzählt, gehen die Meinungen auseinander. Während die einen auch hoffen, dass Isabella nun endlich einmal einen Mann für einen längerfristige Beziehung gefunden hat, beschwören die anderen Isabella, die Finger von so einem Blödsinn zu lassen. Solche Dinge seien gefährlich, man wisse nicht, ob der Typ überhaupt echt ist. Wer weiß wo der wirklich ist und was er tatsächlich senden will. Vielleicht gestohlenes Diebesgut? Auf keinen Fall Adresse, e-mail oder sonstige Daten hergeben, meinen die.

Eine Freundin recherchiert und findet heraus, dass es eigene Banden gibt, die sich damit ihre gesamte Existenz verdienen. Und dass es eine ganz neue Betrugsmasche mit Paketübernahmen gibt.

Und dass es viele, viele Frauen und ja auch unzählige Männer gibt, die auf Liebesbetrug hereinfallen. Die romantischen Worte der Scammer lassen die Beschwörten in rosarote Wolken fliegen, das Oxytoxin steigt in Überdosen ins Gehirn und die totale Verblendung tritt ein. Von außen manchmal sichtbar, kann sich das Opfer nicht mehr helfen und rennt mit verliebtem Herzen ins offene Messer.

Isabella lässt sich überzeugen. Sie will nichts mit Behörden zu tun haben, nichts mit Fake-Paketen, nichts mit Fake-Personen. Sie beschließt die Partnerbörsen-Scheisse zu lassen.

„Da melde ich mich lieber bei Plattformen an, die seriös sind“, überlegt sie und macht das noch im selben Moment. Es gibt auch welche, die Frauen für gemeinsame Unternehmungen oder Sport suchen. Die sind sicher besser“, ist Isabella überzeugt.

Wie sich herausstellt, gibt es wenig seriöse Plattformen. Oft werden Profilbilder von anderen Accounts gestohlen, Identitäten vorgetäuscht, Geschichten erfunden, Problemfelder kreiert, um an Geld zu kommen. Lovescamming oder Romance-Scamming ist eine sehr breit gefächerte Betrugsmasche geworden, die sich an den alten Heiratsschwindel anlehnt. Es werden bei den Chats Gefühle vorgetäuscht, die die Opfer dazu ermutigen sollen, Geld zu überweisen. Um dies zu erreichen, sind die Betrüger sehr erfinderisch.

Die männlichen Scammer sind Architekten, Ingeniere, Ärzte, während die weiblichen sich an die Berufe Krankenschwester und LehrerInnen anlehen. Um Geld von der großen Liebe zu bekommen, werden Brüder krank, Mütter sterben, Operationen müssen bezahlt werden, Geld für Visum wird benötigt.

Die Vorgehensweise der Scammer ist meist ähnlich. Der Chat beginnt meist mit ähnlichen Worten, wie: „Hey Sweetie, how are you?“ oder „You are so beautiful!“. Mit Schmeicheleien und Komplimenten wird der Fisch geködert. Nachdem er an der Angel ist, versucht der Scammer die Telefonnummer zu bekommen, um mit seinem Fang telefonieren zu können. Die Anrufe werden zur täglichen Routine und so wird das Opfer abhängig von diesen süßen Worten und den Aufmerksamkeiten. Relativ schnell wird der Satz „I love you!“ in den Mund genommen.

Manchmal wollen die Betrüger auch gleich heiraten. Bald will der Betrüger auf Besuch kommen. Doch der Termin platzt, da irgendetwas passiert ist. Entweder ist etwas mit dem Visum, oder jemand ist krank, oder das Ticket ist ungültig und es muss ein neues gekauft werden. J

Es geht immer darum, dass das Opfer dem Betrüger Geld schickt. Es wird auf die Hilfsbereitschaft appelliert und an das gute Herz des Opfers. Der Mensch mit der rosaroten Brille auf der Nase zahlt selbstverständlich. Schließlich vertraut er seiner großen Liebe und freut sich schon auf das reale Treffen. Doch dazu kommt es nie. Sobald kein Geld mehr zu holen ist, ist die Liebe auch weg.

Die Betrogenen sind meist alleinstehend, über vierzig Jahre alt, haben einen guten Job und genug Geld und sie alle haben eines gemeinsam: sie haben Sehnsucht nach Aufmerksamkeit, Liebe, Fürsorge und Zärtlichkeit.

Die Betrüger gewinnen die Opfer mit achtsamen Zuhören und liebkosenden Worten. Sobald sie das Spinnennetz um die Beute geschlossen haben, wird dieses wie eine Zitrone ausgequetscht und es gibt tausende von Fällen, in denen die Geschädigten nie mehr richtig auf die Beine kommen. Das Geld ist weg, das Vertrauen auch und wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

MILF – der neue Modetrend

Viele Frauen berichten, dass ihnen deutlich jüngere Männer nachstellen. So ein junger Mann bietet Vorteile, sagen sie. Er ist immer potent, hat Ausdauer, ist aktiv, lässt sich leichter führen. Sie sind aufgeschlossen und wollen meist ohnehin nur Sex, was die Beziehungen leichter beenden lässt, da sie sich auf kurz oder lang eine gleichaltrige beziehungsweise eine jüngere Frau suchen, wenn es darum geht eine Familie zu gründen.

Auch hier gibt es wieder mehrere Facetten. Da sind die Frauen, die froh sind, wenn ihr jugendlicher Lover wieder das Weite sucht, da sie mit Kindern, Haushalt und der Arbeit ohnehin schon ausgebucht sind. Sie können sich eine fixe Partnerschaft nicht vorstellen.

Und auf der anderen Seite sind die einsamen, geschiedenen Mütter, deren Kinder aus dem Haus sind und die sich eine Partnerschaft aus ganzem Herzen wünschen. Sie verspielen oft Haus und Hof, um die Liebe zur Liebe aufrecht zu erhalten. Das schon erwähnte Lovescamming, indem Menschen anderen Menschen vorspielen, sie zu lieben, um etwas zu erhalten, nimmt immense Auswüchse in den Industrieländern an.

Die Hoffnung auf die große Liebe und die Leidenschaft lässt Menschen tief in den Geldbeutel greifen. Das Ende ist oft der Bankrott und die ist spurlos Liebe verschwunden.

Bei den jungen Männern ist es modern eine Milf (Mother I like to fuck with) im Lebenslauf zu haben. Die Sprüche, „auf einem alten Gaul lernst du gut reiten“, oder „auf einem alten Topf lernst du das kochen“, hat sich in die Jugend einverleibt und viele Frauen sind fast erschrocken, als sie ein Sprössling, der der Sohn sein könnte anbaggert.

Oft ist es die Erinnerung an die Jugend und der sportliche Körper, der die Frauen reizt, sehr oft einfach nur der ausdauernde Sex und das Kuscheln, dass sie als Single vermissen. Solche Freundschaft plus Beziehungen können lange anhalten, erst wenn der Körper der Frau schrumpelig und der Gusto auf eine Familie beim Mann mehr werden, kommt es meist zur Trennung. Einige Frauen leiden sehr darunter, weil sie auch hier an die große Liebe geglaubt haben.

Doch es gibt auch Frauen, die es rationell sehen und einfach nur Sex wollen, sonst nichts. Der Penis des Mannes ist die Vertretung des Vibrators, die Person hinter dem Penis ist egal. Wenn der Penis nicht mehr kann, sucht sich die Frau einen anderen Penis, der durchhält.

„Schließlich kann ich es mir nicht rausschwitzen!“, so der Spruch einer Nymphomanin, die es am Tag mehrmals und von verschiedenen Männern braucht. Der Sex übernimmt hier die Rolle der Egofütterung. Umso mehr Schwänze drinnen, umso mehr bin ich wert, umso besser fühle ich mich und umso begehrenswerter finde ich mich. Dieser Schuss geht meist nach hinten los, da es sich bald unter den Männern herumspricht, welche Frau leicht zu haben ist und die meisten dann das Interesse verlieren, da der Jagdinstinkt nicht gestillt wird.

Oft ist hier im Hintergrund eine Sexsucht verborgen, die schwer bis gar nicht zu heilen ist. Vor allem in den Industrieländern und durch die Verbreitung des Internetsex gibt es für Süchtige zu viele Trigger, die das Finden eines Mittelmaßes erschweren.

Vielen Menschen suchen nur virtuellen Kontakt. Sie wollen soviel Bewunderung und Likes im Internet wie möglich. Das Handy nicht aus der Hand lassend, haben sie parallel Kontakte mit mehreren Personen gleichzeitig, so nach dem Motto: „ein Fisch wird schon anbeißen!“. Wenn der Fisch dann am Haken ist, ist der Angler schon wieder beim nächsten Opfer. Es geht dem Menschen nicht um den eigentlichen Geschlechtsakt, sondern um den Sexchat und die Aussicht darauf. Meist kommt es nicht zu realen Treffen, es wird zu einer im wahrsten Sinne des Wortes „Hirnwixerei“.

 

Edin, der Süße

(Mann 25 Jahre, Frau 45 Jahre)

Mann: schickt einen Smiley der ein Bussi schickt.

Frau: ebenso

Mann: Ich denke oft an dich

Frau: Ich auch an dich.

Mann: Ich vermisse dich!

Frau: Ich dich auch!

Einen Monat später...

Frau: Guten Morgen, wie geht es dir?

Mann: Gut und dir?

Frau: Danke sehr gut. Ich wollte dir nur noch sagen, dass du kein schlechtes Gewissen zu haben brauchst. Ich habe mir schon gedacht, dass wieder eine neue Liebe dazwischen gekommen ist.

Mann: Ich bin jetzt in einer fixen Beziehung.

Frau: Das freut mich für dich. Ich wünsche dir alles gut dafür!

Mann: Danke!

Frau: Ein bisschen stört mich, dass du mich für doof hältst. Das mag ich nicht so gerne. Und unsere Projektpartnerschaft können wir bleiben lassen, dafür bist du mir zu feig und unehrlich.

Mann: Aha. Dann Tschüß!

Frau: Hoffentlich behandelst du die Frauen ab jetzt ein wenig besser. Tschüß!

Einen Monat später...

Frau: Alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe du hast die Liebe gefunden, die du gesucht hast!

Mann: Danke!

Vierzehn Tage später...

Mann: schickt ein Herz.

einen Tag später...

Mann: schickt erneut ein Herz.

Frau: Ist deine Beziehung schon wieder am absteigenden Ast, weil du mir dauernd Herzen schickst?

Mann: Nein

Frau: Wahnsinn, du hast jetzt schon über einen Monat eine Beziehung. Glanzleistung!

Mann: Ja

Frau: Schau wir einmal, wie lange noch...

Mann: Ja

Frau: Jedenfalls ist es kein gutes Zeichen, wenn du dich schon wieder mir widmest.

Mann: Wieso, ich schreibe nur...Es ist nur schreiben.

Frau: ?

Mann: Es ist nur schreiben.

Frau: Mann kann sich viel einreden. Aber mir egal. Ich will ohnehin keine fixe Beziehung. Aber wenn ich eine Beziehung hätte, dann würde ich mir wünschen, dass der Typ an unseren Sex denkt und nicht an den mit einer anderen oder vielleicht sogar noch während dem Sex an eine andere denkt.

Mann: Ich schreibe dir nur, mehr nicht.

Frau: Wozu?

Mann: Ja so halt.

Frau: Das ist eine sehr unklare Aussage...

Mann: Weil mir deine Bekanntschaft abgeht.

Frau: Ahhh. Jetzt kommt er heraus mit der Wahrheit, der Herr Meier!

Mann. Ja

Frau. Und was genau von der Bekanntschaft?

Mann: Alles.

Frau: Siehst du, ich sage ja, du bist schon geistig untreu. Du bist immer am Sprung, immer auf der Suche, immer hin und her. Weißt du eigentlich, was du willst?

Mann: Wieso untreu? Ich meine die Bekanntschaft vor unserem ersten Sex.

Frau: Die Gespräche meinst du? Mir kommt vor, wir haben gar nicht so viel geredet.

Mann: Naja.

Frau: Du siehst es wahrscheinlich aus einer anderen Perspektive, weil du vorher mehr Sex und weniger Gespräche gehabt hast und ich mehr Gespräche und weniger Sex.

Mann: Das kann sein. Übrigens hier ist meine neue Telefonnummer!

Frau: Ich werde dich nicht anrufen.

Mann: Kannst du ruhig!

Frau: Vergiss es, kümmere dich um deine Beziehung, das ist gescheiter.

Mann: Wieso so böse? Fehle ich dir nicht?

Frau: Aber wenn du mich immer im Kopf hast, wie willst du dann eine andere Beziehung schaffen.

Mann: Das läuft eh gut, zwischen ihr und mir..

Frau: Dann lass mich aus und kümmere dich um deine Freundin!

Mann: Ich will nur deine Freundschaft, mehr nicht!

Frau: Man kann aber nichts rückgängig machen und Bekanntschaft ist schwer mit den Bildern vom Sex mit dir in meinem Kopf. Also ist Abstand das Beste.

Mann: Alles geht wenn man will!

Frau: Vielleicht, irgendwann einmal.

Mann: Schade.

Einen Monat später...

Mann: Hallo...

Frau: schickt einen lachenden Smiley

Mann: Wie geht es dir?

Frau: Du gibst nicht auf, oder?

Mann: Aufgeben tut man einen Brief...

Er sendet eine Freundschaftsanfrage.

Frau: Nein, nein. So schnell kommst du nicht mehr in meinen Account!

Mann: Ok.

Ein paar Tage später.

Mann: Guten Morgen.

Frau: Morgen

Mann: Wie geht es dir?

Frau: Danke, sehr gut.

Mann: Ich will wieder eine Freundschaft mit dir...

Frau: Freundschaft kann man nicht erzwingen.

Mann: Mir kommt vor, du blockst ab...

Frau: So, wie du es gemacht hast. Im Leben kommt alles zurück!

Mann: Die Nächte mit dir waren so schön!

Frau: Eine schnelle Erkenntnis nach fünf Monaten. Jetzt hast noch ein paar ausprobiert und jetzt bist zu dieser Erkenntnis gekommen, oder wie?

Mann: Ja. Wenn ich den Sex betrachte, warst du die Beste!

Frau: Alter, auf welchem Trip bist du? Du musst noch viel lernen, aber besser bei wem anderen, nicht bei mir.

Mann: Wieso nicht bei dir?

Frau: Glaubst du tatsächlich, du kannst mich bewerten. Wer sagt denn überhaupt, dass du so toll im Bett bist. Die armen Mädels...

Mann: Wieso arme Mädels?

Ein paar Stunden später...

Mann: ?

Am nächsten Tag.

Frau: Vielleicht liegt es an dir, dass deine Beziehungen nie hinhauen.

Mann: Nein.

Frau: Naja, recht vertrauenswürdig wirkst nicht auf mich. Vor ein paar Wochen erklärst mir noch, dass du nur Bekanntschaft willst und jetzt, dass ich die Beste im Bett war. Wie oft ratscht du die Geschichte im Jahr so runter?

Mann: Eigentlich gar nicht.

Frau: Tut mir leid, ich kann das alles nicht nachvollziehen.

Mann: Okay. Macht nichts.

Nächster Tag

Mann: Hallo

Zwei Tage später

Mann: Hallo!

Frau: Und was machst du sonst noch so, außer mir schreiben?

Mann: Nicht viel und du?

Frau: Viel.

Mann: Ok und was alles?

Frau: Ich werd jetzt nicht aufzählen, was ich alles mache...

Mann: ok.

Frau: Bist schon in Pension gegangen?

Mann: Mit was?

Frau: Mit deinem Leben, weil du nichts zu tun hast.

Mann: Ich mache nichts außer arbeiten und Fussball spielen.

Frau: Na das ist mehr als andere tun. Die meisten hackeln und fressen

Mann: Muss ja meinen Body behalten.

Er schickt zwei Fotos mit nacktem Oberkörper.

Frau: Sag ich ja...du bist von dir eingenommen... das ist der Beweis

Mann: Nur weil ich Bilder geschickt habe, bin ich nicht gleich eingenommen

Frau: ein bischen komisch ist es schon, dauernd Bilder von sich selbst zu senden...ich finde es ein bisschen selbstverliebt. Jeder wie er will. Ich gehe jetzt einkaufen, während dessen kannst du dich ja weiter fotografieren.

Mann: Nein, warum sollte ich. Du bist ja nur neidisch, weil „er“ nicht mehr dir gehört.

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