Yoga in Savitri

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EXIL

We live self-exiled from our heavenlier home.

*

Wir haben uns selbst verbannt aus unserem himmlischeren Heim.

(II.11)

Obschon die Welt, in der wir leben und uns bewegen, so wie sie jetzt organisiert ist, ein Ort endlosen Leidens und Elends ist, sind wir selbst nicht ganz Geschöpfe dieser Heimat des Schmerzes und der Dunkelheit. Wir haben Anteile in uns, die die irdischen Begrenzungen überschreiten und einen überweltlichen Ursprung erkennen lassen. Die Seele und die verschiedenen anderen Bewusstseinselemente, die an die Oberfläche treten, entstammen dem Geist, der unsterblich und unendlich ist. Aufgrund von Unwissenheit und des darauf basierenden Getrenntseins sind wir uns unseres Ursprungs, unserer überirdischen Herkunft nicht bewusst. Wir haben die aktive Beziehung zu unserer wahren Heimat des Lichtes und der Freude verloren. Wir müssen durch eine anhaltende Anstrengung der Umkehrung des Bewusstseins dorthin zurückkehren. Bis dahin leben wir verbannt aus unserer Heimat.

GOTTES SELIGKEIT

Indifference, pain and joy, a triple disguise,

Attire of the rapturous Dancer in the ways,

Withhold from thee the body of God’s bliss.

*

Gleichgültigkeit, Schmerz und Freude, eine dreifache Verkleidung,

Gewand des verzückten Tänzers auf den Wegen,

Verbergen vor dir den Körper von Gottes Seligkeit.

(VI.2)

Alles Leben wird durch eine grundlegende Unterströmung des schöpferischen Göttlichen getragen. Das Universum ist durch das Spiel von Ananda in den Tiefen entstanden und wird durch Ananda auf seinem Kurs gehalten und bewegt. Aber wir sehen diese Note der Seligkeit nicht, weil wir nicht vollständig und frei leben. Wir leben voneinander getrennt, abgeschnitten von unserer Quelle, und antworten auf die Kontakte des Lebens mit halbherzigen, entstellten Reaktionen von Schmerz, Freude oder Gleichgültigkeit. Wir sind nicht in der Lage, ihnen in der richtigen Weise zu begegnen, die ihre natürliche Freude hervorrufen würde. Unsere verhaltenen und gehemmten Reaktionen sind eine Gewohnheit geworden, und uns entgeht das wahre Gefühl der Seins-Freude, die der Schöpfer in seinem Spiel der Manifestation auf ewig genießt und an der wir teilhaben sollen.

Je mehr wir über unsere trennende Unwissenheit hinauswachsen und uns der Wahrheit des Einsseins nähern, umso leichter wird es sein, in dieser All-Seligkeit zu atmen und zu leben.

GESETZ

Well is the unconscious rule for the animal breeds

Content to live beneath the immutable yoke;

Man turns to a nobler walk, a master path.

*

Gut ist die unbewusste Herrschaft für die Tierwesen,

Zufrieden zu leben unter dem wandellosen Joch;

Der Mensch wendet sich edlerem Gange zu, einem Meister-Pfad.

(X.4)

Für Geschöpfe, deren Bewusstsein sich noch auf einer niedrigeren Ebene befindet und nicht für die Artikulation organisiert ist, ist es gut, sich den Naturgesetzen zu unterwerfen und von ihnen beherrscht zu werden. Aber im Menschen sind die Fähigkeiten zur Selbstorganisation und Selbstlenkung ausgebildet. Er soll die Gesetze der Natur, die für eine niedrigere Evolutionsordnung gedacht sind, überschreiten und seinen eigenen Weg gehen. Der Mensch muss aus den Gerüsten der Natur ausbrechen, damit sein Bewusstsein wachsen und seine eigene Bewegung und sein eigenes Ziel finden kann.

SEELE

At last the soul turns to eternal things,

In every shrine it cries for the clasp of God.

*

Schließlich wendet die Seele sich ewigen Dingen zu,

In jedem Heiligtum schreit sie nach der Umarmung Gottes.

(X.3)

Die Seele sammelt Erfahrung im Leben, assimiliert ihre Essenz und gewinnt an Statur. Sie berührt jeden Bereich der Existenz, lernt eine Vielzahl von Dingen kennen und entwickelt sich. Aber es kommt ein Moment, in dem sie von diesen Erfahrungen vergänglicher Natur gesättigt ist und sich beständigeren Dingen zukehrt. Sie wendet sich dem Göttlichen zu, sie sucht den Kontakt und die Erfahrung des Göttlichen in der Welt um sich herum. Sie strebt danach, die Gegenwart des Göttlichen in jeder Form zu erkennen, das Göttliche in jedem Augenblick willkommen zu heißen und die Hand des Göttlichen in jeder Verkörperung zu ergreifen. Dann beginnt ernsthaftes spirituelles Leben.

DER EWIGE

Hidden in the mortal’s heart the Eternal lives.

*

Im Herzen des Sterblichen lebt verborgen der Ewige.

(VI.2)

Der Mensch ist sterblich, aber nicht alles von ihm ist vergänglich. Es gibt in ihm, in seinem Innersten, etwas Ewiges, ein Element, eine Wesenheit, eine Seele, die nicht endet, wenn der Körper vergeht. Und in Wahrheit ist diese Seele, dieses innerste Wesen – ein Teil des Göttlichen, eine Projektion des Ewigen – der wahre Mensch. Der Rest seines Wesens – sein Mental, sein emotionaler Teil, seine vitalen und physischen Anteile – ist nur seine instrumentale Natur, die umgewandelt werden muss, wenn sie dem Ziel der Seele nicht mehr dient oder nicht mehr dienen kann.

Wegen der Gegenwart dieser göttlichen, unsterblichen Seele im Inneren hat der Mensch ein anhaltendes Gefühl der Möglichkeit, diese Sterblichkeit zu überwinden, und er wird gedrängt, Schritte zu unternehmen, um in seinen höheren und tieferen Regungen am Charakter der unsterblichen Seele teilzuhaben.

UNSERE WAHRHEIT

Our greater truth of being lies behind.

*

Die höhere Wahrheit unseres Wesens liegt verborgen.

(VII.6)

Wir sind nicht nur der materielle Körper. Den haben wir, und die Materie hat ihre eigene Wahrheit. Wir sind ebenso das aktivierende Leben, und das Leben besitzt seine eigene Wahrheit. Wir sind auch der mentale Geist, und das Mental hat seine eigene Wahrheit. Unser Wesen hat viele Anteile, Ebenen von Bewusstsein, und jede besitzt ihre eigene Wahrheit. Aber die Wahrheit, die tiefer, weiter und größer als alle ist, liegt hinter all diesen im innersten Wesen. Es ist die Seele. Zu dieser Wahrheit der Wahrheiten müssen wir durch eine fortschreitende Entwicklung unseres Bewusstseins gelangen.

SELIGKEIT

...near and real to the longing heart

And to the body’s passionate thought and sense

Are the hidden kingdoms of beatitude.

*

...nah und wirklich für das sehnsuchtsvolle Herz

Und für das leidenschaftliche Verstehen und Erfühlen des Körpers

Sind die verborgenen Königreiche der Glückseligkeit.

(II.3)

Wir suchen nach Glück, nach Freude. Die Emotionen des Herzens strömen hervor und suchen Glückseligkeit. Die Gedanken und Vorstellungen des Mentals sind immer aktiv. Die Leidenschaften der Vital- und Sinnesorgane des Körpers mühen sich, jeden noch so kleinen Teil des Vergnügens, das sie ergreifen können, an sich zu reißen. Aber alles, was sie zu fassen vermögen, sind nur Spuren flüchtiger Vergnügen und Erregungen. Und das ist so, weil das wahre Glück in uns selbst liegt, unbemerkt von uns. Unserem Herzen, Mental und Körper nahe, hinter den Schleiern, unter den Oberflächen, fließen die Ströme immerwährender Seligkeit. Sie sind das natürliche Ausströmen der Seele. Wenn wir unseren Blick auf dieses Ausströmen richten und für eine Weile die fiebrige Erregung der äußeren Natur beiseitelassen, beginnen wir, uns dieser Glückseligkeit bewusst zu werden.

VERBORGENE GRÖSSE

There are greatnesses hidden in our unseen parts

That wait their hour to step into life’s front.

*

In unseren unsichtbaren Wesensteilen sind Größen verborgen,

Die auf ihre Stunde warten, in den Vordergrund des Lebens zu treten.

(VII.2)

Die Einschränkungen, mit denen wir konfrontiert sind, sind nicht endgültig. Sie berauben uns nicht unserer Möglichkeiten. Hinter und über dem Bereich unserer menschlichen Fähigkeiten, die in vielerlei Hinsicht begrenzt sind, stehen Mächte und Kapazitäten, die höher und umfassender sind. Sie sind latent, weil sie nicht aktiviert und nach vorne gebracht werden. Die äußere menschliche Natur ist nicht bereit, nicht entwickelt und stark genug, das Wirken dieser tieferen Kräfte zu erlauben. Sobald das Bewusstsein entwickelt und die Natur entsprechend organisiert ist, offenbaren sie sich und werden aktiv, wobei sie neue Ausblicke, neue Dimensionen in unserem Leben eröffnen.

AUFSTIEG

But first the spirit’s ascent we must achieve

Out of the chasm from which our nature rose.

*

Doch erst müssen wir den Aufstieg des Geistes vollziehen

Heraus aus dem Abgrund, aus dem unsere Natur sich erhob.

(II.5)

Bevor irgendeine spirituelle Verwirklichung erreicht werden kann, ist es unerlässlich, dass wir uns zuerst von dem vielfachen Griff der niederen Natur befreien, der uns in den Klammern der Trägheit, Dunkelheit und Unwissenheit gefangen hält. Unsere menschliche Natur ist aus einem Zustand der Nichtbewusstheit, Empfindungslosigkeit aufgetaucht, und dieser anfängliche Charakter haftet uns lange an auf dem aufsteigenden evolutionären Kurs, wobei er den verkörperten Geist durch seinen ständigen Abwärtszug behindert. Es ist wesentlich, uns von dieser Unterwerfung zu befreien und uns über die Herrschaft der Unwissenheit zu erheben, damit das Bewusstsein frei aufsteigen und sich in seinen höheren Aspekten entwickeln kann. Durch Konzentration, durch Meditation muss im Mental und über ihm eine Öffnung erreicht werden, damit der Aufstieg des Geistes möglich wird.

 

UNSER ANSTIEG

To eternal light and knowledge meant to rise,

Up from man’s bare beginning is our climb...

*

Bestimmt, in das ewige Licht und Wissen aufzusteigen,

Strebt unser Anstieg seit des Menschen nacktem Anfang...

(II.10)

Das Leben des Menschen besteht aus einer Reihe von Aufstiegen von einer Seinsebene zur nächsten, von Stufe zu Stufe des Bewusstseins. In seinen primitiven Anfängen ist er sich seiner selbst kaum bewusst, er lebt ein mechanisches Dasein, das in dem kleinen Kreisel seiner physischen Bedürfnisse und augenblicklichen Interessen gefangen ist. Er ist voller Trägheit und Dunkelheit und braucht den Stachel des Begehrens, um sich vorwärts zu bewegen. Die Natur zwingt ihn, sich anzustrengen und zu bemühen, wenn er den Kampf um das Dasein überleben will, und in diesem Prozess beginnt er, an Kraft, Bewusstsein und in seinem Wesen zu wachsen. Mit der Entwicklung des Mentals und anderer Fähigkeiten unternimmt er bewusste Schritte in Richtung seines Wachstums und der Ausweitung seiner Interessen. Von den Schatten der Nichtbewusstheit und dem Aufblitzen von Halblichtern bewegt er sich auf das ewige Licht zu, aus Unwissenheit und Falschheit auf Wissen und Wahrheit zu.

ABENTEUER

Content abide not with one conquered realm;

Adventure all to make the whole world thine,

To break into greater kingdoms turn thy force.

*

Begnüge dich nicht mit einem eroberten Bereich;

Wage alles, um dir die ganze Welt zu erringen,

Um in größere Reiche vorzudringen, nutze deine Kraft.

(VII.6)

Das Leben ist eine endlose Suche, ein Abenteuer ohne Ende. Jedes eroberte Gebiet, jeder errungene Sieg öffnet den Weg zu neuen Bereichen, größeren Siegen. Der heldenmütige Mensch gibt sich nicht mit dem zufrieden, was er erreicht hat. Er legt sich in die Riemen, betritt größere Räume, macht mehr Erfahrungen und wächst durch seine Mühen. Dies ist besonders im spirituellen Bereich der Fall. Die Verwirklichungen des Göttlichen, die der strebenden Seele offenstehen, sind zahlreich. Die Wirklichkeit ist unendlich, und wenn man den Gipfel des Wesens erklimmt, offenbart jedes erreichte Plateau die noch größeren Ausblicke, die vor einem liegen:

Wenn man Plateau um Plateau erklimmt, zeigt sich eine reiche Aktivität.

(Rig Veda, I.10.2)

Kleinere Geister mögen das Ausruhen am Wegrand wählen, aber nicht derjenige, der danach strebt, das Göttliche in seiner Fülle zu verwirklichen. Er strengt sich an, wie einstmals der Arier, Gipfel um Gipfel, Ebene um Ebene der kosmischen Manifestation zu erklimmen, und wird um die grenzenlosen Herrlichkeiten des Geistes reicher.

RAST

Our life’s repose is in the Infinite;

It cannot end, its end is Life supreme.

*

Unseres Lebens Rast ist im Unendlichen;

Es kann nicht enden, sein Ende ist höchstes Leben.

(II.6)

Unser Leben ist kein vergängliches Dasein, das mit dem Tod des Körpers endet. Der Körper mag sich auflösen und sterben, aber das Leben setzt sich fort in anderen Formen, anderen Körpern. Es kann nicht ausruhen, bis es sein Ziel erreicht hat, und jenes Ziel besteht darin, mit seinem Bewusstsein in unendliches Sein einzutreten. Das Ziel der Reise unserer Seele ist, vom endlichen zum unendlichen Leben hin zu wachsen und im Wesen, im Bewusstsein, in Kraft und in Freude in ihm zu blühen, ein grenzenloses Leben in einem grenzenlosen Bewusstsein zu leben. Erst dann ist unser Kampf und unser Ringen zu Ende, und die mühelose Manifestation des Höchsten wird möglich.

KEIN AUSRUHEN

There is no rest for the embodied soul.

It must live on, describe all Time’s huge curve.

*

Es gibt keine Ruhe für die verkörperte Seele.

Sie muss weiterleben, die ganze Riesenkurve der Zeit beschreiben.

(III.4)

Die Seele wird immer wieder geboren und tritt in neue Körper ein, um Erfahrung zu sammeln und sich auf ihre Gottheit hin zu entwickeln. Wenn sie durch den Ewigen zur Verkörperung wird, ist jede Seele damit beauftragt, im weiteren Verlauf der Zeit ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie bekommt keine Ruhepause, kein Aufhören des Bemühens, so lange sie verkörpert ist. Sie muss handeln, sie muss sich bewegen, sie muss wachsen.

SELIGKEIT

...Time shall be

The quivering of the spirit’s endless bliss.

*

... Zeit soll

Das Beben endloser Seligkeit des Geistes sein.

(XI.1)

Wenn das Wesen seine wahre Natur verwirklicht, die keine andere als ewiges Sein, reines Bewusstsein und eine in sich selbst ruhende Seligkeit ist, wandelt sich alles Leben zu einem Rhythmus der Seligkeit. Jeder Augenblick in der Zeit wird zu einem Pochen dieser Seligkeit des ewigen Geistes.

PILGERREISE (I)

Make of thy daily way a pilgrimage,

For through small joys and griefs thou mov’st towards God.

*

Mache deinen täglichen Weg zur Pilgerreise,

Denn durch kleine Freuden und Sorgen bewegst du dich hin zu Gott.

(VI.2)

Der Weg zu Gott ist nicht etwas, das abseits vom Leben erarbeitet werden muss. Das Leben selbst ist der Weg. Das Leben muss zu einer heiligen Pilgerreise werden – adhvaram des Veda – mit dem Körper als dem Gefährt, den Lebensenergien als den Stuten und dem gereinigten Willen, Agni, als dem Reiseleiter. Die Reise führt von ineffektivem Dasein zu sinnvollem Leben, von Dunkelheit zum Licht, von Tod zur Unsterblichkeit. Alle Umstände und Wechselfälle des Lebens müssen als wichtige Beiträge zu der ganzen auf Gott gerichteten Bewegung gesehen werden. Die kleinen Freuden und Leiden, die das tägliche Leben des Menschen kennzeichnen, sollen nicht als unzählige Fallen und gefährliche Abgründe gefürchtet und abgelehnt, sondern als Erfahrungen angenommen und von der Seele für ihre gottgerichtete Entwicklung genutzt werden. Denn jedes Ereignis, jedes Geschehen hat für den Sucher eine Bedeutung, und wenn es im richtigen Geist angenommen wird, trägt es zur Aufwärtsentwicklung des Wesens bei. Auf diese Weise wandelt sich das ganze Leben selbst zu einer Pilgerreise zum Höchsten.

PILGERREISE (II)

...a tranquil pilgrimage,

Each year a mile upon the heavenly Way,

Each dawn opens into a larger Light.

*

...eine ruhige Pilgerreise,

Jedes Jahr ein Meilenstein auf dem himmlischen Weg,

Jede Morgendämmerung eröffnet ein größeres Licht.

(VI.1)

Die Pilgerreise zum Geist hat tatsächlich ihre Höhen und Tiefen, begegnet Erfreulichem und Unschönem, Tagen und Nächten des Bewusstseins. Aber ist die Bindung erst einmal endgültig und die Hingabe an die leitende Macht vollständig, wird der Weg zu einer ruhigen, stetigen Reise. Es gibt keine fieberhafte Ungeduld, keinen gewaltsamen Versuch, vorwärts zu stürmen. Man weiß, dass der Weg lang ist, aber jeder Tag, jede Zeitspanne markiert einen weiteren getanen Schritt, eine weitere Strecke, die auf dem Weg zurückgelegt wurde, der mit Sicherheit zur Herrlichkeit des Göttlichen Königreiches führt. Das Höhere Bewusstsein, seine Kraft, sein Licht wachsen kontinuierlich. Eine Erleuchtung folgt der anderen, jede ist größer und umfassender als die vorherige. Größer als die Morgendämmerung von gestern, bereitet sich die heutige auf den noch größeren Beginn von morgen vor. Wie der Rishi der alten Zeiten singt:

Lass dein Licht leuchten, du Schatzträgerin,

O Tochter des Himmels, wie einst du erstrahltest, –

O größer noch in deiner Kraft, in der Sohnschaft der Geburt des Wissens, im inspirierten Hören der Wahrheit.

(Rig Veda, 5.79.3)

ZIEL

Always a nameless goal beckons beyond...

*

Stets lockt ein fernes, namenloses Ziel...

(II.10)

Wir nehmen uns Dinge vor, entscheiden, welches Ziel unser Leben haben soll. Aber dieses Wählen wird mehr oder weniger von den uns umgebenden Einflüssen oder den Vorlieben unserer begrenzten Intelligenz bestimmt. Es korrespondiert nicht immer mit der tieferen Wahrheit unseres Wesens, die alleine sein Ziel kennt. Außerdem kann es in der sich entwickelnden evolutionären Bewegung, die unser Leben auf der Erde ist, nicht nur ein Ziel geben. Es gibt eine Reihe von Zielen, von denen jedes auf das nächste hinweist, wobei der Weg der Reise immer in das Unbekannte geht. Denn das Bekannte, dessen Richtung wir bezeichnen können, ist letzten Endes ein Teilbereich, verglichen mit dem Vielen, das erfasst und noch verstanden werden muss – bhuri kartvam (Rig Veda, I.10.2). Immer ruft uns jenes namenlose unbestimmbare Jenseits dazu auf, vorwärts zu gehen.

* * *

Teil II

ZUSTIMMUNG

I shall save earth, if earth consents to be saved.

*

Ich werde die Erde erretten, wenn die Erde der Rettung zustimmt.

(VII.4)

Die Gnade Gottes wendet sich immer den Wesen seiner Schöpfung zu. Aber sie kann nur wirksam werden, wenn die Empfangenden bereit sind, das Wirken dieser Höheren Macht zuzulassen und mitzuarbeiten. Wenn sie ihr den Rücken kehren, wenn sie sich damit zufrieden geben, ihr Dasein in ihren gewohnten niederen Lebensrunden zu fristen, kann die Gnade wenig tun, außer darauf zu warten, dass sie aufwachen oder durch die Schläge und Schocks des Lebens dazu gezwungen werden. Zuerst müssen die Menschen gerettet werden wollen und bereit sein, den Preis dafür zu zahlen, bevor sie wirklich gerettet werden können.

ASPIRATION

Aspiring he transcends his earthly self...

*

Strebend transzendiert er sein irdisches Selbst...

(VII.2)

Weil der Mensch das bekommen möchte, was er nicht hat, und erlangen möchte, was er braucht und was ihm fehlt, setzt er seinen Willen in dieser Richtung ein und bemüht sich. Er strebt danach. Und was er anstrebt, kann er im Maße seiner Aufrichtigkeit erreichen. Wenn sein Streben nur auf einen Wesensteil, z.B. Mental oder Herz, begrenzt ist, erlahmt es bei den ersten Hindernissen oder Enttäuschungen, und wenn er es sterben lässt, ist kein Fortschritt möglich. Aber wenn er aufrichtig ist, und seine Aspiration, sein sehnsuchtsvolles Streben, nach Dingen oder Zuständen außerhalb seines jetzigen Selbst auf all seine Wesensteile, Mental, Herz, Vital oder Körper ausdehnt, wenn er gegen alle Widerstände ausharrt und darauf besteht, unerbittlich zu streben, wird er mit Sicherheit seinen irdischen Zustand überschreiten und in höhere Dimensionen des Wesens hineinwachsen.

Solch eine Aspiration ist das erste Erfordernis im spirituellen Leben. Es ist die Flamme, die das Bestreben am Leben erhält, eine vorwärts und aufwärts schießende Flammenzunge Agnis, die alles Irdische als ihren Brennstoff verzehrt.