Erwachsen werden nach Missbrauch

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Erwachsen werden nach Missbrauch

(Missbrauch überlebt – Borderline bleibt)

Von Katja Schwarz

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Ich war doch noch ein Kind!

Leben oder Tod?

Lass mich trotzdem leben

Gespenster der Zeit

Seht nicht das Opfer, sondern die Überlebende in mir!

Die Liebe zu meinem Sohn hat viel überstanden!

Chaos im Kopf

Ein Mann als Ersatz

Panikattacken, Alpträume

Diagnosen

Ich will nicht sterben

Der Mißbrauch

Kontrolle und Druck

Meine Kinder

Job oder Berufung?

The next one

DER EX

Beziehung ja oder nein?

ADS nun auch bei meinem großen Sohn

Einleitung
Ich war doch noch ein Kind!

Du hattest nicht das Recht, mich im Alter von 3 Jahren, so zu berühren. Wer gab dir dieses Recht, meine Schienen für das ganze Leben zu legen?

Ich war ein Kind und du warst schon ein Mann. Habt ihr gedacht, dass es besser wird, wenn gleich eine ganze Gruppe von Männern dieses kleine Mädchen missbraucht?

Mit den Jahrzehnten wurde ich ein Verdrängungskünstler und doch hat es mein Leben stets gelenkt.

Heute bin ich frei, von dem Opfer dieser Gewalt. Doch die Wut und auch die Angst, sie kommen oft in der Nacht und bleiben bis zum Tag.

Alpträume und die Gewalt rauben oft die Kraft, für den nächsten Tag. Zwei Seelen und zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Da lebt klein Vivien und da lebt die Frau. Klein Vivien sie wurde nie erwachsen!

Ist sie das kleine Mädchen, welche ich nie haben durfte? Das Sternenkind, das im Himmel wohnt?

Als missbrauchte Frau, wird man so schwer erwachsen, die Seele bleibt ein Kind. Ein Leben lang, wusste ich nicht wo ist mein Platz.

Du bist die Wut, die ich erst seit kurzem spüren kann. Du bist die Angst, dass es mich gar nicht gibt. Das mich keiner sieht. So wie damals keiner sah, was alles geschah, in so vielen Nächten.

Die Angst vorm Sterben, die Angst vorm schlafen gehen. Immer in der Nacht, du in meinem Bett. Bis ich floh zu meiner Schwester, in ihr Bett, das meistens ein Schutz sein konnte. Nicht die Mutter war der Schutz, es war ein Menschenkind, kaum älter als ich selbst.

Ich wollte immer fliehen, vor all dem Schmerz, geflohen bin ich nur vor mir. Geflohen, vor all den Menschen, die mir nahe waren und es doch nie konnten. Weil Vertrauen, ein so schweres Gut, wenn man als Kind schon verlor das Vertrauen in die ganze Welt.

In all den Jahren, in denen ich lebte, mit der Tatsache, als Kind mehrfach missbraucht zu werden, dachte ich immer, es wird besser mit den Jahren. Dass die Gewalt und auch die Taten, verstummen, in dem Echo der Zeit. Doch nun sind meine Kinder groß und ich habe das Gefühl, dass ich jetzt erst richtig verstehe, was mein Leben so anders macht, als das Leben, der meisten Menschen um mich herum.

Nun bin ich Mitte 40, habe zwei Kinder alleine großgezogen und meinen beruflichen Platz gefunden. Was ich nicht gefunden habe, dass bist du! Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals einem Mann gegen über, wieder voll Vertrauen kann. Warum nur, geraten Menschen wie ich, immer wieder an solche Männer, die das Verhalten der Täter aus der Kindheit wiederholen? Wenn ein Mann sich die Zeit nimmt und sich die Mühe gibt, in zwei Jahren mein Vertrauen Stück für Stück aufzubauen, warum zerstört er dieses Vertrauen dann in nur einer Nacht?

Nach außen, bin ich die normale Frau, ich falle nicht auf, weil ich vielleicht Tränenränder unter meinen Augen habe, nein im Gegenteil, ich bin die, die immer lacht!

Seit einigen Jahren, gehe ich mit positiven Gedanken, durch diese Welt. Mir ist bewusst, dass ich die Macherin meiner eigenen Welt bin und das mein Leben, dass widerspiegelt, was meine Seele fühlt. Ich bin zerbrechlich, wie ein kleines Kind und trotzdem stark wie ein hundert Jahre alter Baum. Für euch ein Widerspruch? Dass kann ich verstehen, deshalb hierzu der Hintergrund. Wenn du mir zu nahekommt, zum Zeitpunkt von Flashbacks, dann werde ich innerlich zerbrechen und starr vor Angst keinen Schritt mehr gehen. Doch wenn es um Ungerechtigkeit, Lügen und betrügen geht, dann stehe ich wie ein Baum und werde für dich und all die anderen Menschen kämpfen, bis zu meinem letzten Atemzug. Ambivalent, zwischen Leben und Tod, so sind viele Tage in meinem Leben, doch sehen werdet ihr das nicht. Ihr seht, die starke Frau, die ihren Weg stets geht und niemals wankt und zweifelt. Meine Zweifel, meine Ängste und meine Unsicherheit, die wohnen tief in mir und bestimmen mein Leben still und heimlich. Die Gewissheit, dass ich mich von diesen Gewalten trennen muss, ist gefallen, doch wie legt man einen Schmerz ab, der nun schon über 40 Jahre lebt?

Leben oder Tod?

Seitdem ich denken konnte, wollte ich vor diesem Leben fliehen. Ich wollte weg, von diesem Schmerz, von der Traurigkeit, von der Hoffnungslosigkeit, woanders hin, wo Vertrauen noch möglich ist. Doch es gab keinen Ort, es gab keinen Ort, der Sicherheit mir brachte, der Vertrauen schaffte, länger als eine Nacht.

Als ich sechs Jahre alt war, erlitt ich einen Nervenzusammenbruch und sprach für zwei Jahre kaum ein Wort. Doch keinem war das Hinweis und Hilfeschrei genug, alles ging weiter, wie gehabt, Gewalt in der Nacht und Schreie am Tag.

Mit Sicherheit wollte ich sterben und dieser Realität entfliehen, auf der Suche, nach Sicherheit. Es gab zahlreiche Selbstmordversuche, Gott sei Dank und das sage ich heute, ist mir keiner gelungen. Denn nie war mein Mut stark genug, auch den letzten Schritt zu gehen. Ich zögerte und zögerte, bis ich eines Tages verstand. Ich will doch leben, ich will doch verstehen und ich will nicht aufgeben. Ich will nicht scheitern, an Dingen, die andere Menschen getan haben. Trotz all dieser Taten, will ich leben und mein Leben genießen. Auch ich habe nur dieses eine Leben und ich werde es nicht wegwerfen, für Täter, die niemals gefasst werden.

Dass ich heute noch hier sitze, das ist der starke Baum in mir, der niemals stirbt, der mir die Hoffnung und den Glauben schenkt, dass alles einen tieferen Sinn ergibt. Die Selbstmordgedanken und Versuche haben sich mit Panikattacken abgewechselt. An manchen Tagen reicht das Wort Tod oder von einer schlimmen Krankheit zu hören, dass ich voller Angst bin und ich nicht weiß, wie mir geschieht. Dann bin ich Spielball eines Films mit dem Gefühl, gleich schaltet irgendjemand diesen Film aus und mein Leben ist vorbei.

Das ist eine Angststörung, die ich lange, trotz Therapie, nicht verstanden habe. Das Gefühl nicht gesehen zu werden, so wie es in meiner Kindheit der Fall war, dieses Gefühl, hat diese Wunde in mir gepflanzt und an schwachen Tagen und an Tagen, wo Menschen meinen Weg begleiten, die mich als Mensch nicht wahrnehmen, da verschwindet Katja. Katja taucht dann unter, sucht den Schutz, den sie damals schon suchte und wird ihn auch heute nicht finden.

In diesen Momenten, suche ich DEINE starken Schultern, deine Arme und die Worte, die nur für mich gesprochen werden. Ich suche dich, der mich schützt, vor Gewalt, vor Ignoranz und auch vor Übergriffen aller Art. Doch wie damals kämpfe ich für mich alleine, weil ich an den meisten Tagen es nicht schaffe, bei meiner Freundin zu klingeln und zu sagen: „Hilf mir in meiner Not! Sei mein Anker, sei mein Glaube, sei die Hoffnung, die ich gerade nicht sehen kann!“

Doch die Sicherheit, dass es Freunde gibt, holt mich zurück in diese Welt, auch an den Tagen, wo ich es nicht schaffe, um ihre Hilfe zu bitten. Sie sind da, meine Freunde und sie würden helfen, wenn ich es nur endlich schaffen würde, die Angst und die Unsicherheit immer gleich zu sehen und auch zu verstehen.

Lass mich trotzdem leben

Freiwillig, werde ich nicht gehen! Ich werde kämpfen, bis zum letzten Atemzug und manchmal ist es gar kein Kampf und alles scheint so einfach und auch so toll. Ich bin nicht mehr der Trauerkloß, der ich früher mal war, denn heute liebe ich mein Leben, an 90 % der Tage. Schwarze und auch schlechte Tage, die haben wir alle. Wir dürfen hinfallen, aber wir müssen wieder aufstehen und wenn ich öfters falle, als der Rest der Welt, dann bedeutet das nur, dass ich viel öfters aufstehen muss, als Ihr und es trotzdem immer wieder tue. Und jedes Mal, wenn ich wieder aufstehe, dann habe ich etwas mehr an Kraft gewonnen und wieder mehr Zuversicht, dass ich dieses Leben glücklich leben werde, trotz der Täter, die immer noch frei herumlaufen und nie eine Strafe erhalten werden.

 

Auf dem Weg zu mir selber, den ich immer noch gehe, habe ich viele Menschen verloren. Die Muster der Kindheit, die man nie so ganz verliert, sie bestimmen unser Leben, bis wir eines Tages sehen, was mit uns geschieht. Jahrzehnte war ich nur auf der Suche, nach dir, nach Schutz, nach Vertrauen, nach Hoffnung, nach dem vollkommenen Gefühl. Doch dieses Gefühl und diese Sicherheit, wir werden sie nicht finden, in einem anderen Menschen, denn nur in uns selber, wohnt so viel Vertrauen.

Vor einigen Wochen, habe ich mich selber geheiratet und mir versprochen, mir für immer treu zu sein. Ich will keine Lügen und auch keine Spielchen. Doch diese Welt da draußen, besteht nur aus diesen. Lügen, betrügen und über Leichen gehen, was führt Menschen auf so einen Weg? Doch es gibt sie, die Ausnahmen, in dieser Welt. Die Ausnahmen, die für andere kämpfen und auch einstehen. Die, die diese Welt etwas besser machen, weil sie in dieser Welt leben. So ein Mensch möchte ich sein, Erfolg hin und her, der Friede in mir, ist so viel wichtiger. Das Gefühl jeden Abend noch in den Spiegel zu schauen und JA zu mir sagen zu können. Nie möchte ich anders leben.

Der Ring an meiner Kette, das Zeichen meines Vertrauens in mich selber. Ich will leben, glücklich leben und die Welt da draußen etwas besser machen. Die Täter sehen und auch anklagen, kleine Kinder und auch erwachsene Menschen schützen vor Tätern, die Seelen zerstören und Leben beenden.

Den Mut möchte ich stets finden, in mir selber, in einem Gespräch, in meinen Freunden und in ihren Gesten. An Regentagen, den Schirm stets finden und an den Sonnentagen, das Glück stets teilen, mit Menschen, denen ein Lächeln ein bisschen Frieden bringt.

Gespenster der Zeit

Ich kenne dein Gesicht nicht, ich weiß nicht, wer du warst oder heute bist. Du warst nicht alleine, es waren viele Männer, die meine Seele nahmen und einsperrten in mir selbst. Vertraute Gesichter, ich kann sie sehen, so wie mein Stofftier in meinem Arm. Zuschauer, die Beschützer sein sollten und doch nichts taten, um mich zu retten.

Der Geruch von Alkohol, heute noch mit Angst besetzt. Gesichter, die durch Zufall mein Leben kreuzen, bringen Angst in mir hervor. Ähnlichkeiten an die Gesichter einer vergangenen Zeit, doch nie wird es Namen geben, weil alle Menschen von früher nur schweigen. Sie schweigen und verleugnen, alles was geschah.

Da wohnt keine Wut, auf all diese Menschen, die ohne Hilfe, danebenstanden. Warum ist das so? Warum bin ich nicht wütend, auf diese Menschen, die meine Familie sein wollten? Warum nur? Warum habe ich aufgegeben und das Gespräch nur zwei Mal gesucht?

Ich bin mir nicht sicher, warum ich den Kontakt nicht abgebrochen habe, als es klar war, dass ein wichtiger Mensch danebenstand und mir nicht half.

Warum hast du mir nicht geholfen? Warum hast du all das nicht verhindert? Warum nur, bist du nicht mit uns gegangen oder gar geflohen, vor dieser Gewalt? Warst du so schwach? Warst du so alleine, dass du an so einem Menschen deinen Halt suchtest? War für dich so ein Verhalten normal, weil du selber ein Opfer der Gewalt in Kindertagen warst? Warum, warum hast du mir nicht geholfen?

Nie, werden wir dieses Gespräch führen, weil zu viel Angst, in der wohnt. Verleugnung ist dein Weg. Manchmal kann ich es verstehen, doch an manchen Tag wünsche ich mir, dass du einfach sagst: „Ja so war es und ich habe dir nicht geholfen!“ Ich liebe dich trotz allem, du bist meine Mutter.

Ich weiß nicht, ob es etwas ändern würde, wenn ich Gesichter und Namen kennen würde. Doch eines und da bin ich mir ganz sicher, ein Wort von dir, es würde mir helfen, all das zu verstehen.

Fast hättest du es geschafft, meine Zweifel sie waren schon so groß und ich dachte, okay, vielleicht habe ich mir wirklich alles eingebildet. Doch auch die dritte Therapeutin ist sich so sicher, dass irgendetwas geschehen ist, was all die Gefühle in mir ausgelöst haben muss. Die ständigen Zweifel an mir selber. Die Angst nie zu genügen. Das fehlende Urvertrauen, es muss Gründe geben. Kinder brechen nicht ohne Grund. Sie schlafwandeln nicht ohne Grund und auch die Sprache stellen sie nicht einfach ein, wenn nicht wirklich etwas Schlimmes geschah.

Um dich zu schützen, habe ich meinen Schmerz verleugnet. Weil ich dich trotz allem liebe, habe ich nie wieder das Gespräch mit dir gesucht.

Auch, wenn das keiner verstehen wird, ich will kein anderes Leben. Was ich will, das ist mein Leben verstehen und auch leben. Das Gefühl verstehen, wenn meine Welt sich dreht und handlungsfähig bleiben, wenn Menschen übergriffig sind.

Seht nicht das Opfer, sondern die Überlebende in mir!

Alle Dinge im Leben, kann man verschieden betrachten. Ich will nicht, dass ihr das Opfer in mir seht. Seht in mir, die Überlebende, die stark geworden ist, trotz all dieser Taten.

Ich will kein Mitleid, ich will nicht anders behandelt werden, als all die Menschen da draußen. Doch ich möchte ein Zeichen setzen, für all die Menschen, die an manchen Tagen glauben, dass es nicht weitergeht. Glaubt mir, es geht immer weiter, fraglich ist nur, wie wir es schaffen, weiterzugehen.

Klar wir sind anders, als andere Menschen da draußen, aber anders zu sein, dass bedeutet nicht gleich, dass es etwas Schlechtes ist. Hätte ich auch die Fähigkeiten in den Gesichtern anderer Menschen zu lesen, wenn mir all das nicht passiert wäre?

In den Gesichtern meiner Mitmenschen zu lesen, ist nicht immer ein Geschenk. Wenn dir Menschen, die du wirklich magst, einfach ins Gesicht lügen, dann kannst du nicht einfach sagen: „Du ich sehe, dass du lügst!“ Erstens hat man nicht immer Beweise, für diese Lüge und zweitens, möchte man den Menschen trotzdem nicht bloßstellen. Privat kann ich damit mittlerweile ganz gut umgehen, doch gerade beruflich weiß ich oft nicht, wie ich mit dieser Fähigkeit umgehen soll. Weder meinem Chef, noch einem Mitarbeiter kann ich sagen, dass ich seine Lügen erkenne. Und doch macht es mein Leben auch etwas leichter, weil ich Menschen, die mir nicht guttun, auf kurz oder lang wieder aus meinem Leben streichen kann.

Auch wenn ich nicht das Opfer sein möchte, so gerate ich immer wieder in Situationen, wo andere Menschen, das Opfer aus mir machen. Situation, die an früher erinnern und einen ähnlichen Charakter aufweisen, lassen mich erstarren, oft bin ich dann handlungsunfähig und kann mich nicht mehr wehren.

Das so ein Verhalten von einem Partner kommt, mit denen ich schon viele Jahre zusammen bin und er meine Geschichte kennt, das macht mich mehr als traurig.

Das aber sogar mein großer Sohn es schafft, mich durch verbale Übergriffe handlungsunfähig zu machen, macht mich sehr wütend und bringt die Frage in mir auf, ob ich wirklich alles falsch gemacht habe, in seiner Erziehung.

An diesem Punkt tröste ich mich damit, dass ich immer mein Bestes versucht habe und immer alles gab, was ich zu geben hatte. Für meinen großen Sohn, hat das nie gereicht, er wollte alles und noch mehr von mir. Er hat durch meine Kindheit, die ich erst spät verarbeitet habe, so sehr mitgelitten, dass ich schreien könnte vor Wut. Auch heute hat er nur Vorwürfe für mich, seine Mutter. Für ihn habe ich auf ganzer Linie versagt. Ich trage die Schuld für sein Versagen im Job und im Privatleben. Bin schuld an Alkohol, Drogenmissbrauch und an seiner Spielsucht. Kurz um, alle Fehler die er macht, tragen meinen Namen.

Doch auch davon mache ich mich heute frei. Wenn er glaubt, dass ich sein Leben zerstört habe, weil ich alles gab, was ich geben konnte und weil es doch nie ausreichte, dann ist es leider so. Verbale Beschimpfungen und ewige Schuldvorwürfe, ich kann und ich will nicht mehr. Ich lasse ihn los. Ich lasse ihn los, nachdem ich zwei Jahre dafür gekämpft habe, dass er sich Hilfe holt. Nachdem ich zwei Jahre Tag und Nacht sein Ansprechpartner war. Ich lasse ihn los, nachdem ich ihm mit über 7000 € unterstützt habe, die ich nie wiedersehen werde. Nachdem er mich angelächelt hat und sagte, NEIN, ich hatte nicht vor, dir dein Geld zurück zu bezahlen.

Sechs Kinder habe ich durch Tod verloren, ich frage mich, ob diese Kinder dankbarer für ihr Leben gewesen wären oder auch so ignorant wie mein großer Sohn? Mir ist klar, dass Kinder in den ersten Jahren ihres Erwachsenenalters, immer die Schuld bei ihren Eltern suchen, das tat ich auch. Doch mit Mitte 20, muss er langsam anfangen sein eigenes Leben zu leben und die Schuld nicht mehr bei mir suchen. Selbst, wenn ich alles falsch gemacht hätte, dann wäre er nun längst an einem Punkt, alles besser zu machen, weil er sein Leben nun selber gestalten kann.

Es ist nicht so, dass ich aufgehört habe meinen Sohn zu lieben, wie könnte ich, ich bin seine Mutter. Doch nach den letzten verbalen Übergriffen, habe ich verstanden, dass ich mich selber vor ihm schützen muss. Er hat mich terrorisiert und mein Leben erschwert. Mich schlechtgemacht und nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, wie es mir dabei geht. Ich muss gehen. Ich muss gehen und dich loslassen, um selber wieder leben zu können. Du wirst deinen eigenen Weg finden und eines Tages vielleicht verstehen, warum ich dich loslassen musste.

Lebewohl mein geliebter Sohn.

Ich bin das Leben und du bist der Tod und heute da lasse ich dich los.

Ich lasse dich gehen, in die Welt ohne Licht. In den Regen ohne Schirm.

In die Trauer ohne Hoffnung. In den Schmerz ohne Heilung. In die Sonne ohne Strahlen.

Ich will leben und nicht leiden. Gehen ohne zu stolpern, trotz der Steine, meinen Weg stets sehen. Das Licht erblicken und die Freude spüren.

Das Lachen hören und die Stimmen der Nacht verjagen. Die Gesichter der Nacht, nicht in den Tag bringen, sondern verjagen.

Die Taten aus dem alten Leben, ich will sie nicht mehr sehen. Wut will ich spüren und Hoffnung fühlen.

Den Sinn neu begreifen und sinnlose Dinge nicht sehen. Den Weg immer finden und Leute nur sehen, wenn sie Hoffnung und Freude mir bringen. Toleranz neu beleuchten und Kummer nur fühlen, wenn Fortschritt ein Teil von ihm ist.

Ich will mit dir reden, aber nie wieder leben.

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