Andrew - Mädchenspiele

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Andrew - Mädchenspiele
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Andrew

Mädchenspiele


Andrew

Mädchenspiele

Transgender – Roman

Hannah Rose

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar

1. Auflage

Covergestaltung:

© 2020 Susann Smith & Thomas Riedel

Coverfoto:

© 2020 depositphotos.com

Dieses Werk enthält sexuell explizite Texte und erotisch eindeutige Darstellungen mit entsprechender Wortwahl. Es ist nicht für Minderjährige geeignet und darf nicht in deren Hände gegeben werden. Alle Figuren sind volljährig, nicht miteinander verwandt und fiktiv. Alle Handlungen sind einvernehmlich. Die in diesem Text beschriebenen Personen und Szenen sind rein fiktiv und geben nicht die Realität wieder. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Orten sind rein zufällig. Das Titelbild wurde legal für den Zweck der Covergestaltung erworben und steht in keinem Zusammenhang mit den Inhalten des Werkes. Die Autorin ist eine ausdrückliche Befürworterin von ›Safer Sex‹, sowie von ausführlichen klärenden Gesprächen im Vorfeld von sexuellen Handlungen, gerade im Zusammenhang mit BDSM. Da die hier beschriebenen Szenen jedoch reine Fiktion darstellen, entfallen solche Beschreibungen (wie z.B. das Verwenden von Verhütungsmitteln) unter Umständen. Das stellt keine Empfehlung für das echte Leben dar. Tipps und Ratschläge für den Aufbau von erfüllenden BDSM-Szenen gibt es anderswo. Das vorliegende Buch ist nur als erotische Fantasie gedacht. Viel Vergnügen!

Impressum

© 2020 Hannah Rose

Verlag: Kinkylicious Books, Bissenkamp 1, 45731 Waltrop

Druck: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks

»Ich amüsiere mich heute mit Madame,

morgen mit Monsieur,

danach mit Mademoiselle.

Ich lasse mich nicht konventionieren.«

Helmut Berger (*1944)


Kapitel 1

S

eufzend lehnte er sich auf seinem Platz zurück und blickte sich unzufrieden in der, an diesem Freitagnachmittag, nur spärlich besuchten Cafeteria um. »Da wird einem von jedem erzählt, dass die Zeit an der Universität, die beste im Leben sein soll?« Er schaute seinen Freund Caleb an, »Mal im ernst: Warum fängt unsere Zeit hier so beschissen an?«

»Hey, du sprichst da aber nur für dich selbst, Kumpel!«, lachte sein Gegenüber, ehe er sich eine weitere Handvoll ›Fish’n‘Chips‹ in den Mund schaufelte und mit einem Schluck Cola geräuschvoll nachspülte.

»Ach, komm‘ schon!«, beharrte Andrew. »Wirklich? Erzähl‘ mir nicht, dass du hier gerade die beste Zeit deines Lebens verbringst!«

»Und warum nicht?«, schoss Caleb zurück, während er sich seine fettigen Finger ableckte, sich auf seinem Platz nach hinten fallen ließ und sich zufrieden auf seinen riesigen Bauch klopfte – noch immer einen Soßenfleck an den Lippen. »Meine Kommilitonen sind alle ziemlich entspannt, meine Kurse super einfach und ich kann den Rest meiner Zeit mit Videospielen in unserer Bude verbringen. Wieso sollte mir das also nicht gefallen?«

Andrew starrte seinen Freund über den Tisch hinweg an, der dort in seinem so engen Retro-Hemd von ›Legend of Zelda‹ dasaß, dass es so aussah, als könnte es jeden Moment aus den Nähten platzen. Er konnte einfach nicht glauben, dass er wirklich so zufrieden mit seinem langweiligen Junggesellendasein aus ›Fast Food‹ und Videogames war, wie er vorgab. Wie steht’s mit Partys?, wollte er ihn fragen. Wie mit richtig heißen Bräuten? Was ist los mit deinem sozialen Leben außerhalb des Wohnheims?

Am Ende entschied er sich aber dazu, es nicht weiter voranzutreiben. Er war sich sicher, dass sein Freund seinen persönlichen Versäumnissen gegenüber ebenso sensibel war wie er selbst. Und wenn Caleb meinte, dass er gerade ein gutes Leben führte, wer zum Teufel war er, ihn eines anderen zu belehren.

Aber als Andrew einen Schluck von seiner Cola nahm, kam er nicht umhin, als sich zu wünschen, jetzt ganz woanders zu sein und genau das Leben zu führen, von dem er geglaubt hatte, es führen zu können, seit er die Universität zum ersten Mal betreten hatte.

Er wollte gerade versuchen, das Thema zu wechseln und vorschlagen, dass sie ja zumindest am Freitagabend etwas Aufregenderes machen könnten – wie zum Beispiel den neuesten ›Star Wars‹-Film ›The Rise of Skywalker‹ im ›Odeon Imax‹ anzusehen oder auch etwas Anderes. Doch da erregte etwas auf der anderen Seite der Cafeteria seine Aufmerksamkeit.

Verdammte Scheiße, dachte er still, als ihm klar wurde, wer da für Aufsehen sorgte. Es waren Cataleya Davis und Bailey Jackson, die alle auf dem Campus als ›Die Zwillinge‹ kannten. Er wusste, dass die beiden keine Blutsverwandtschaft verband, aber mit ihren großen schlanken Körpern, ihren hübschen Gesichtern und ihren langen glänzenden blonden Haaren, sahen sie sich dermaßen ähnlich, dass sie es durchaus hätten sein können.

Der Ruf der beiden Mädchen war am ›King’s College‹ schon lange legendär. Sie waren jetzt im letzten Jahr und ihr Auftreten so abgedreht, wild und illuster, dass sie schon fast so etwas wie eine Institution darstellten. An jeder Ecke konnte man hinter vorgehaltener Hand irgendwelche verrückten Gerüchte über ihre Possen hören. Da gab es Geschichten darüber, dass sie wohl ihre Professoren verführt hätten, um bessere Noten zu bekommen, für das ganze Soccer-Team einen Striptease an einer Pooldance-Stange hingelegt und zum Spaß für die Jungs halbnackt des nachts Runden auf der Aschenbahn zurückgelegt hätten.

Andrew kannte all diese Erzählungen, hatte die beiden aber bislang nie wirklich zu Gesicht bekommen – abgesehen von ein paar kurzen Blicken hier und da. Und so wie jeder junge Bursche auf dem Campus, hätte auch er Lust darauf gehabt und oft davon geträumt, einmal für die beiden im Mittelpunkt zu stehen und von anderen dafür bewundert zu werden. Es war also keine Überraschung, dass sein Blut nur so durch die Adern rauschte, als die beiden Mädchen auf Calebs und seinen Tisch zuzukommen schienen.

»Du!«, sagte Cataleya in diesem Moment und zeigte mit ihrem langen, schlanken Finger direkt auf Andrew und fixierte ihn mit einem Blick aus ihren kristallblauen Augen.

»Wer … Ich?«, krächzte Andrew und deutete stumm auf seine Brust, unfähig zu glauben, dass jemand, so attraktiv und begehrenswert wie Cataleya Davis tatsächlich einen langweiligen, nichtssagenden Burschen wie ihn ansprechen könnte.

»Ja! … Natürlich, du!«, bestätigte sie und verdrehte ihre Augen, als wäre er schwer von Begriff. »Was machst du heute Nacht?«

In dieser Sekunde glaubte Andrew, die ganze Cafeteria würde zuhören, und er vermeinte die Augen aller Anwesenden auf sich zu spüren, während sie darauf warteten, dass er Cataleya antwortete. Passiert das gerade wirklich, fragte er sich unwillkürlich. Die beiden erlauben sich doch sicher irgendeinen Streich mit mir. Und warum zum Teufel spricht Cataleya überhaupt mit einem so schlaksigen, dünnen Nerd wie mir? »Äh, … nichts«, erwiderte er schwach, und er fragte sich, wann er aus diesem unwirklichen, völlig verrückten Tagtraum erwachen würde.

»Falsch«, schoss Cataleya direkt zurück. Noch immer fixierte sie ihn mit ihrem blendenden Blick aus ihren großen blauen Augen. »Du wirst hier erscheinen!« Damit knallte sie einen kopierten Flyer so fest zwischen den beiden auf den Tisch, dass deren Limonadendosen auf der Platte hüpften. »Ich denke, du hast genau das, wonach wir suchen«, fügte sie mit einem seltsamen Lächeln hinzu, ehe sie sich abwandte und davonschritt.

»Bis heute Abend«, fügte Bailey mit einem leisen Kichern hinzu, bevor sie ihrer Freundin folgte und einen süßlichen Duft ihres aufreizenden Parfüms hinterließ.

Noch immer geschockt, starrte Andrew ihnen nach, und ließ sich nicht davon abbringen, einen schnellen, begehrenden Blick auf die erstaunlichen Kehrseiten der beiden zu werfen – die sich wie immer in den engsten schwarzen Leggings zeigten, die man sich vorstellen konnte. Und es schien ihm, dass Caleb und er in diesem Moment nicht die einzigen waren, die das taten. Verwundert sah er ihnen dabei zu, wie sie sich noch einige andere Typen auswählten – alle so dünn und nerdig wie er, ihnen ihre Flyer reichten und sie wie ihn aufforderten zu kommen.

»Mädchenspiele?«, platzte es irritiert aus Caleb heraus.

Andrew wandte sich ihm wieder zu und bemerkte, dass er den Flyer vom Tisch genommen hatte. »Gib mal her«, forderte er seinen Freund auf, nahm ihm das Blatt direkt aus der Hand und schaute es sich an.

Ganz oben auf dem Handblatt stand in großen Blockbuchstaben: ›Mädchenspiele‹. In der Mitte war etwas, das wie ein Foto aussah, aus einem Modemagazin ausgeschnitten und eingeklebt – ein dünnes, sexy Model, in einem figurbetonten, enganliegenden schwarzen Kleid und perfekt geschminktem Gesicht. Unter dem Bild stand:

Süße Jungs für einen

sehr speziellen Wettbewerb

gesucht.

Anmeldung:

pünktlich um 8 p.m. im

'The Campus Theatre‘.

Hast du das Zeug dazu?!

 

Er überflog das Wurfblatt der Mädchen und war frustriert darüber, wie wenige tatsächliche Informationen darauf enthalten waren. Worum zum Teufel geht es bei diesen ›Mädchenspielen‹ überhaupt, fragte er sich, und warum haben Cataleya und Bailey gedacht, dass ich daran interessiert wäre? Halten die mich wirklich für süß. Es scheint fast zu obskur, um wahr zu sein.

»Und, Alter?«, wollte Caleb wissen. »Willst du dich da melden, oder was?«

»Keine Ahnung«, murmelte Andrew und starrte noch einmal auf den mysteriösen Flyer in seiner Hand. »Vielleicht …«



Kapitel 2

A

ndrew lehnte in der Tür der Studentenbude, die er sich mit Caleb teilte. »Hey! Ich habe keine Lust, die ganze Zeit auf dem Zimmer zu hocken. Ich gehe noch raus!«, krächzte er.

»Was hast du gesagt?«, erwiderte Caleb, der nicht eine Sekunde seinen Blick vom Bildschirm löste und laufend Steuerknöpfe auf seinem Controller drückte, indessen er auf seinem ungemachten Bett lag.

»Ich sagte gerade, dass ich noch für eine Weile verschwinde«, wiederholte Andrew und rollte mit den Augen.

»Alles klar! Dann viel Spaß, Alter!«, antworte Caleb abgelenkt, seine ganze Konzentration auf das ›Game‹ gerichtet, das er gerade spielte.

Andrew warf einen abschließenden Blick in den Spiegel, korrigierte noch ein wenig seine Haare und fragte sich, ob er nicht vielleicht zu viel Haargel aufgetragen hatte. Er besah sich seiner Kombination aus schwarzem Hemd und blauer Röhrenjeans, in der Hoffnung, dass es nicht vielleicht zu übertrieben war. Dabei kam er sich wie ein Trottel vor, der sein allererstes Date vor sich hatte. Er hatte sogar seinen Dreitagebart abrasiert, was er jetzt für einen Fehler hielt – denn ohne den leicht dunklen Flaum auf seinen Wangen, sah er noch knabenhafter aus. Er stellte sich vor, wie Cataleya und Bailey lachten, wenn sie sein Babyface sahen und die Köpfe schüttelten, derweil sie sich fragten, was zum Teufel sie geritten hatte, einen Typen wie ihn direkt als ersten eingeladen zu haben.

»Okay! Wir sehen uns dann später«, rief er seinem Freund zu, aber der war so in seinem Spiel versunken, dass er ihn nicht einmal hörte.

Tief in seinem Inneren schätzte Andrew, dass er von Caleb überredet werden wollte, nicht zu gehen – oder, dass der zumindest mitgehen würde. Aber es machte den Eindruck, als wäre er der einzige von ihnen, der sich an die seltsame Episode in der Cafeteria erinnerte – und da war etwas in ihm, dass ihm dazu riet, lieber alleine zu gehen. Er hatte online im Internet recherchiert und versucht Informationen über diese mysteriösen ›Mädchenspiele‹ zu bekommen. Aber mit welchen Suchbegriffen auch immer er es probierte, er hatte nichts gefunden. Und wenn der Flyer in der Universität nicht gewesen wäre, der jetzt gefaltet in der Schublade seines Schreibtisches verwahrt lag, hätte er sich darunter rein gar nichts ausmalen können.

Mit einem letzten Seufzer verließ er das Zimmer im Wohnheim und schritt den langen Korridor hinunter, wo sich eine Gruppe anderer Erstsemester, die alle in Hemden und teuer anmutenden Jeans gekleidet waren, wahrscheinlich auf ein Taxi warteten, das sie zu einer coolen Hausparty brachte.

Als er an ihnen vorbeiging, verspürte er einen weiteren Stich der Frustration, so, wie es immer war, wenn er Jungs in seinem Alter sah, die anscheinend jedes Mädchen haben konnten – Burschen, die wahrscheinlich jede Nacht der Woche in einem anderen Bett verbrachten. Und allein deren Existenz schien dazu gedacht zu sein, ihn daran zu erinnern, dass er niemals zu ihnen gehören würde.

Aber immerhin gehe ich diesen Abend einmal wohin, ging es ihm durch den Kopf, und hänge nicht wieder das ganze Wochenende in der Bude ab. Er erinnerte sich an das Bild, als Cataleya Davis in der Cafeteria vor ihm stand, auf ihn zeigte und ihm zweifelsfrei zu verstehen gab, dass er sich für diesen verrückten Wettbewerb anmelden sollte. Und der Gedanke daran, ließ ihn vor nervöser Vorfreude zittern …


Das ›Campus-Theatre‹ befand sich auf der anderen Seite des Universitätskomplexes, gleich neben einer Sporthalle und den Wohneinheiten der Mädchen.

Andrew hatte nie viel Zeit an diesem Ende des weitläufigen Geländes verbracht, und es dauerte eine Weile, bis er das richtige Gebäude fand. Und mit jedem Blick auf die Uhr seines Smartphones, nahm seine Frustration und Anspannung zu – denn es ging bereits gefährlich auf acht Uhr zu.

Erst kurz vor Ablauf der Anmeldefrist fand er das riesig wirkende, rötliche Backsteingebäude, stolperte durch dessen große, hölzernen Türen und lief durch die vornehme Lobby, ehe er in die Haupthalle stürmte, wo er auf zwei Studentengruppen stieß. Auf der linken Seite bemerkte er etwa acht oder neun hübsche, selbstbewusste Mädchen, die sich in einem Pulk versammelt hatten und fröhlich miteinander plauderten, indessen sich auf der rechten Seite des Saals eine viel größere Gruppe von nichtssagenden, sehr intelligenten, aber sozial isolierten Typen wie er selbst in unangenehmer Stille gefunden hatte.

Oben auf der Bühne stand ein Schreibtisch, hinter dem Cataleya und Bailey saßen – wie zwei imposante Richter in einem TV-Casting. Sie trugen passende schwarze Kleider und ihre langen blonden Haare schimmerten unter den Bühnenscheinwerfern, die auf sie herabstrahlten.

Hastig schloss sich Andrew der Gruppe verschüchtert aussehender Jungs an, die schweigend dastanden und sich gelegentlich verwirrte Blicke zuwarfen, gerade so, als würden sie alle dasselbe denken: Was zum Teufel sollte dieser extrem seltsame ›Mädchenspiele‹-Wettbewerb überhaupt sein?!

Andrew musste sich eingestehen, dass sich ein Teil in ihm Sorgen zu machen begann, und dass dies alles nur ein grausamer Streich der ›Zwillinge‹ war, der sie dazu bringen würde, etwas völlig Dummes und Peinliches zu tun – nur um sie zu demütigen.

Aber als er seinen Blick zu der kleinen Gruppe aufgeregter, hübscher Mädchen auf der anderen Seite des Raumes schweifen ließ, hoffte ein anderer Teil von ihm, dass dies vielleicht der Beginn eines neuen, eines lustigen Universitätsleben sein könnte – und dass vielleicht die Möglichkeit für ihn bestand, endlich auf ein heißes Mädchen zu treffen, das Gefallen an ihm fand und ihn mochte.

Er hing noch seinen Gedanken nach, als das Pfeifen einer Mikrofonrückkoppelung den Saal erfüllte. Als er instinktiv zur Bühne hinüberschaute, sah er, dass sich Cataleya und Bailey von ihren Plätzen erhoben hatten.

Cataleya klopfte ein paarmal auf das Mikrofon, ehe sie es vor ihre glänzenden, rosafarbenen Lippen führte. »Kommen wir jetzt zum Ausscheidungskampf!«, lachte sie, während sie sich selbstbewusst umsah. »Vielen Dank, dass ihr so zahlreich zum Casting für unseren ersten ›Mädchenspiele‹-Event gekommen seid … Ich denke, wir sollten uns nicht lange mit allgemeinen Reden aufhalten und direkt zur Sache kommen. Also, lasst die Party beginnen!«

Sie nickte jemand hinter den Bühnenvorhängen zu, und einen Moment später dröhnte ein kitschiger ›Pop-Track‹ aus dem Soundsystem.

Andrew spürte, wie der rhythmische Beat mit der Zeit seinen Pulsschlag beschleunigte, und er fühlte, wie sich seine Nervosität ins Unendliche steigerte. Boah, jetzt erzählt uns bloß nicht, dass das hier ein Tanzwettbewerb ist, dachte er besorgt, weil er es immer super peinlich empfand, völlig unbeholfen in der Öffentlichkeit zu tanzen.

»Okay, Ladies, wenn ihr euch jetzt bitte vor der Bühne einfinden wollt?«, rief Cataleya und machte mit ihren Händen eine einladende Geste in Richtung der kleinen Mädchengruppe. Dann wandte sie sich an die Jungs. »Und ihr stellt euch bitte dort am Rand auf, ja?«

Langsam aber sicher begannen sie alle, ihre vorbestimmten Plätze einzunehmen – die Mädchen grinsend vor der großen Bühne, die Junge in einer Reihe, die sich am Rand des Saals entlangschlängelte, um von dort zu den Studentinnen in der Mitte hinüberzublicken.

»Weiß inzwischen jeder, wie es funktioniert?«, erkundigte sich Cataleya.

Andrew sah sich verwirrt um, schüttelte den Kopf und fühlte sich als wäre er der Einzige im Saal, der das diesbezügliche Memo nicht bekommen hatte. Doch zu seiner Erleichterung bemerkte er, dass einige der anderen Jungs ein ebenso verwirrtes Gesicht machten, auch deren Augen weit aufgerissen waren und ihre Münder offenstanden, derweil ihre Mienen den Ausdruck einer dämmernden Panik annahmen – so als würden sie sich in diesem Augenblick bewusst, inmitten ihres persönlichen Albtraumes zu sein.

Ein Blick auf die Gruppe der Mädchen zeigte ihm jedoch, dass diese sehr wohl wussten, um was es an diesem Abend ging – denn sie alle lächelten verschmitzt, nickten und in ihren Augen funkelte es vor Aufregung und Freude.

»Nun, für diejenigen unter euch, die noch im Dunkeln stehen«, erklärte Cataleya von ihrem Platz auf der Bühne aus, »es ist ziemlich einfach … Jedes der anwesenden Mädchen sucht sich unter euch einen Schützling aus. Dann hat sie genau eine Woche Zeit, um den Auserwählten zu unterrichten und ihm alles für den kommenden Event beizubringen. Die ›Mädchenspiele‹ finden dann hier im ›Campus Theatre‹ statt, am übernächsten Samstag! … Also Jungs, jetzt habt ihr die letzte Chance noch Abstand zu nehmen.« Sie deutete auf den Ausgang. »Dort ist die Tür!« Sie hielt rhetorisch geschickt kurz inne. »Aber wer von euch hierbleibt und sich von einer unserer liebenswürdigen Ladies auswählen lässt, dem rate ich gut, sie nicht zu enttäuschen! Habt ihr Jungs das verstanden?!«

Wieder blickte sich Andrew in blinder Panik um. Ich hab‘ immer noch so viele verdammte Fragen! Was zum Teufel meint sie mit Schützling? Und um was zur Hölle geht es bei diesen ›Mädchenspielen‹ überhaupt …?, schoss es ihm durch den Kopf. In den Gesichtern der anderen Jungs sah er ähnliche verblüffte und verwirrte Blicke. Einige von ihnen rissen ihre Arme hoch, zeigte eine wegwerfende Handbewegung und schlichen sich davon. Es war offensichtlich, dass sie es nicht riskieren wollten, in eine für sie möglicherweise peinliche Situation verwickelt zu werden.

Für einige Sekunden überlegte er, sich ihnen anzuschließen. Doch da war irgendetwas, das ihn vom Gehen abhielt. Er wusste nicht genau zu sagen was es war. Doch vielleicht lag es an der Tatsache, dass er jedes Mal, wenn er einen nervösen Blick zur fröhlichen Mädchenbande vor der Bühne wagte, pure Aufregung durch seinen Körper raste. Er konnte einfach nicht fassen, wie verdammt heiß und hübsch sie alle waren – und sie entsprachen alle genau der Art von sexy, selbstbewussten Mädchen, nach denen es ihm aus der Ferne immer verlangte hatte, genau die süßen Dinger, die ihn aber normalerweise keines zweiten Blickes würdigten.

»In Ordnung, Ladies!«, rief Cataleya jetzt aufgeregt ihrem Publikum vor der Bühne zu. »Trefft eure Wahl und sucht euch euren Schützling aus!«

In diesem Moment wurde die Musik unvermittelt lauter und die Mädchen schwärmten aus.

Wie angewurzelt und mit wild pochendem Herzen, stand Andrew da – und ein Teil von ihm hoffte inständig, nicht ausgewählt zu werden, indessen sich der andere Teil voller Neugierde fragte, was wohl auf ihn zukommen würde, wenn sich eine der attraktiven Kommilitoninnen für ihn entschied …