Erotikstories mit Kerstin

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Erotikstories mit Kerstin
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Bernd Schmelzer

Erotikstories mit Kerstin

Erotikgeschichten mit heißem Sex

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Und beim letzten Schuss kommt auch sie noch einmal gewaltig

Ihre wilde Bewegung setzt sich in unsere Körper fort

So glitt ich noch ein paar Mal in sie hinein und hinaus

Mit einem Hungerhaken im Bett kann ich nicht viel anfangen

Es ist einfach ein Gefühl der Wärme

Schläfst du heute Nacht mit uns im Bett, du willst bestimmt noch was mehr lernen

Impressum neobooks

Und beim letzten Schuss kommt auch sie noch einmal gewaltig

Als hätte ich einen doppelten Marathon hinter mich gebracht, so dermaßen

schmerzen mir Beine und Gelenke. Hab ich überhaupt noch Füße? Sie

schmerzen nicht, sie sind fast taub. Ich sollte mir einen

Kilometerzähler besorgen. Und das an einem Sonntag, am ersten Advent.

Wie jedes Jahr zur Adventszeit zweifle ich über die Wahl meines Berufs.

Entweder ist man beseelt von unschlagbarem Enthusiasmus - oder einfach

bescheuert. Ich glaube, ich bin ein bescheuerter Enthusiast.

Bewaffnet mit einer Flasche Wein und einem Glas lasse ich mich in den

Sofasessel gleiten. Der Lederbezug quietscht, als mein Ledergürtel

gegen die Rückenlehne scheuert. Mit einem Fuß kann ich nach dem Hocker

angeln und endlich meine Beine hochlegen. Ich hab das Gefühl, ich muss

den Hocker noch näher heranziehen, weil meine Beine kürzer geworden

sind.

Was war das für ein Tag! Die Leute haben gekauft, als würden morgen alle

Geschäfte einheitlich in einen unbefristeten Streik treten.

Gluckernd entlässt die Flasche den bis dahin wohlbehüteten gelbgoldenen

Rebensaft in mein Weinglas. Im Schein der Lampe drehe ich das Glas.

Kleine Unebenheiten im Kelch brechen das Licht. Ich bin zu faul und

stelle die Flasche einfach neben mir auf den Boden. Den ersten Schluck

rolle ich genüsslich mit der Zunge im Mund hin und her. Der Stress

fällt wie ein nasser schwerer Wintermantel von mir ab, den man im Flur

einfach achtlos abstreift und danach nur noch in eine heiße Wanne

eintauchen will. Ein herrliches Gefühl. Auch die Stille. Der Wein rinnt

mir die Kehle hinunter und hinterlässt in meinem Mund ein feines Aroma

von Pflaume, Waldbeere und Erde. "Besinnliche Zeit", murmle ich vor

mich hin. Aber die findet wahrscheinlich gerade woanders statt.

Nochmals nippe ich am Glas und stelle es auf der anderen Seite vom

Sessel auf den mit Backsteinen ausgelegten Boden.

Zwar fallen mir die Augen zu, aber ich döse mehr; lasse meine Gedanken

ihren eigenen Weg finden. Wie ein Blatt in einer seichten Herbstbrise

auch seinen Weg findet, wenn es eben noch goldbraun im Sonnenlicht am

Ast leuchtete und nun einen letzten Abschied winkt.

Ich sehe mich auch an jenem Sonntag im September des letzten Jahres.

Mildes Frühherbstwetter, weißblauer Himmel und die ersten Blätter an

den Bäumen zeigten, dass die Natur sich ganz langsam auf die nächste

Jahreszeit vorbereitete. Hier im Norden, zwischen Eutin und Neustadt an

der Ostsee, war seit je her meine Heimat. Jeden Tag nahm ich als

Geschenk. Ob Wind, Regen oder Sonne; mich faszinierte schon immer die

für mich einmalige Landschaft dieser Gegend. Hier war ich zu Hause und

doch ständig im Urlaub. Jede Jahreszeit hatte ihren ganz eigenen

Zauber.

Nach einem guten Frühstück drehte ich meine Runde. Knirschend gab der

Kies auf dem Vorplatz unter meinen Sohlen nach. Gerne ging ich über

diesen Platz bis zu der Stelle, wo die Zufahrt hinter der dichten

Rotbuchenhecke in einer Biegung zur entfernten Landstraße führte. Erst

wenn man hier ankam, eröffnete sich einem die ganze Schönheit dieses

Fleckchens Erde. Von hier genoss ich gern den Charme meines kleinen

alten Resthofs. Manchmal meinte ich, er duckte sich unter den mächtigen

Kronen der Kastanien, Eichen und Buchen.

Links das alte Wohnhaus, was mir nun als Heim diente. Viele fleißige

Hände von Freunden halfen mit, es wieder bewohnbar zu machen. Wie ein

Kind sich an die Mutter schmiegt, stand rechts davon der ehemalige

Kuhstall. Das in die Jahre gekommene Holztor mit Rundbogen hatte ich

durch eine eigens geschmiedete Doppelflügeltür mit großen Fenstern und

kleineren eingesetzten Eingangstüren ersetzt. So fiel genügend Licht in

den Verkaufsraum ein. Durch den Laden konnten die Kunden in die

Glasbläserei sehen. Der frühere Schweinestall lehnte sich als drittes

Gebäude im Bunde an die andere Seite der ehemaligen Behausung des

Milchviehs; er beherbergte heute die Kunstschmiede. Wer hier zusehen

wollte, musste vor der Tür warten. Dort ging es laut und auch nicht

ganz ungefährlich her. Ein Freund hatte mir das antik wirkende Schild

mit der Aufschrift "GlasSchmiede" vor neun Jahren zur Eröffnung

geschenkt. Heute bewunderte ich mich manchmal selbst für den Mut,

dermaßen euphorisch mein eigenes Geschäft mit nur 24 Jahren zu

eröffnen. Meine Eltern verstarben, als ich gerade meine

Meisterprüfungen bestanden hatte, und hinterließen meiner Schwester und

mir ein beträchtliches Erbe. Doch es lief vom ersten Tag an gut.

Vielleicht hatte ich mit meiner Eigenwilligkeit genau das getroffen,

was die Leute suchten.

Im Laufe der Zeit hatte ich mir auch meine Mitarbeiter zusammengesucht;

oder sie wurden mir einfach auf den Hof gezerrt.

Von Anfang an unterstützten mich meine Schwester Renate und eine

Schulfreundin von ihr, Lea. Sie halfen im Laden aus. Renate war

mittlerweile verheiratet und Mutter zweier reizender Kinder. Lea

hingegen war immer irgendwie auf Männersuche. Ich passte zwar auch in

ihr Beuteschema, aber sie nicht in das meine. Sie war mir schlicht zu

dürr, darüber hinaus eben auch nicht treu. Und wenn ich mir irgendwann

mal eine feste Partnerin suche wollte, dann eine die zu mir passte und

ich zu ihr. Liebeleien oder Sexabenteuer waren noch nie mein Ding. Und

mein Leben fand überwiegend hier statt. Leas in Discos und auf Partys.

Von meinem ehemaligen Lehrbetrieb zum Glasbläser konnte ich Heidrun

übernehmen. Sie war es auch, die mich vor zwei Jahren auf Kerstin

aufmerksam machte. Diese beiden konnte ich mit Gold nicht aufwiegen.

Kleine und kleinste Figuren sorgten im Verkaufsraum nicht selten für

staunende "Sieh mal hier" und einfach nur "Ohs". Kerstin hatte sich

auf Figuren aller Art spezialisiert, Heidrun auf alles, was wächst und

blüht. Aber auch vor großen Objekten schreckten sie nicht zurück.

Kurt kam zu mir, wie die Jungfrau zum Kind. Er stand vor ungefähr sechs

Jahren in der Tür und sagte: "Tach, ich bin Kurt und Kunstschmied. Ich

suche Arbeit." Ich antwortete damals: "Moin, ich bin Stefan, mir gehört

der Laden. Dann mach mir mal nen Fahrradständer von 1850. Du hast drei

Tage Zeit." Er blubberte zurück: "Ich bin Kunstschmied. Du kriegst ne

Rose für deine Freundin." Nach drei Tagen hatte ich eine halb geöffnete

filigrane Rosenblüte und einen Fahrradständer, um den sich eine

Rosenranke windete. An jenem Abend reichte ich ihm die Hand und sagte:

"Freunde nennen mich Ben." Kurt brachte dann irgendwann Hinrichs mit.

Bei dem hatte ich von Anfang an das Gefühl, er wartete nur darauf,

endlich mal sein Talent auszuleben. Und so war es dann auch.

Um meinen Hausputz sorgte sich Ruth einmal in der Woche.

Ich hatte mich als Schmied auf Figuren und Gegenstände für den täglichen

Gebrauch spezialisiert. In der Glasbläserei machte ich mir einen Namen

für ausgefallene Vasen, Obstteller und Schalen. Auf Sonderbestellung

auch ganze Menü- und Trinksets.

Versonnen ging ich über den knirschenden Kies zurück und schloss schon

mal den Laden auf. Die großen Touristenströme waren seit Anfang des

Monates merklich zurückgegangen und im Geschäft standen nun die, die

entweder bereits das Rentendasein genossen oder keine Kinder hatten und

deswegen außerhalb der Schulferien ihre Erholung suchten; ebenso

Familien mit Kleinkindern. Außerhalb der Saison öffnete ich sonntags

erst ab 14 Uhr.

Dumm war nur, dass Renate krank im Bett lag und Lea für drei Wochen

Urlaub hatte. Ich musste also an jenem Tag sprichwörtlich den Laden

alleine schmeißen. "Soll wohl gehen", dachte ich so und schaltete die

Sicherungen der Beleuchtung ein. Als würden die Leute es wissen,

rollten gleich vier Wagen auf den Kiesplatz vor dem Haus. Ein

Kleinwagen, zwei Mittelklassemodelle und ein Nobelschlitten. Ich war

 

baff. Lange genug machte ich ja nun den Job, dass ich auch schon in

etwa einschätzen konnte, wer was für wie viel kaufte. Aber in dem ganz

gehobenen Preissegment der Automarken lag ich bisher immer falsch.

Entweder kauften die den halben Laden leer; oder klauen das, was sie

haben wollen. Schlicht frech und ergreifend dreist. Doch bisher waren

wir immer ohne Polizei und Anzeige ausgekommen. Vielleicht lag es an

meiner "Hausordnung", einem ausgedienten Zehnkilo Schmiedehammer, der

deutlich sichtbar am Tresen lehnte und eben jenes Wort auf dem Stiel

eingebrannt bekommen hatte.

Der ältere Herr mit dem teuren Wagen wusste genau, was er wollte. Zwei

Schalen und einen Obstteller. Dazu passend eine Vase. Großzügig rundete

er sogar den zu zahlenden Betrag nach oben auf und war nach nur zehn

Minuten wieder draußen. Eigentlich hätte ich wieder zusperren können.

Die betriebswirtschaftliche Seite war für den Tag bereits gedeckt.

Das eine ältere Ehepaar ging nach einem Rundgang wieder, das andere

kaufte zwei Metallfiguren und wünschte mir sogar noch einen

erfolgreichen Tag. Das kam auch nur selten vor.

Aus dem kleineren Auto waren zwei jungen Frauen ausgestiegen. Zwillinge.

Ein Aussehen wie das andere. Überhaupt nett anzuschauen und diesmal

genau mein Beuteschema. Sie unterschieden sich nur in der Farbwahl der

Bekleidung, selbst der Look war identisch. Ich beobachtete sie, wie sie

durch den Laden schlenderten und hier und da einzelne Stücke

begutachteten. Etwa Mitte zwanzig, etwas über einssiebzig groß und

anmutende äußere Erscheinungen. Schlank und doch fraulich. Ihre

lichtblonden Haare trugen sie offen. Als hätte die nahe Ostsee Pate

gestanden, so umschmeichelten sie in Naturwellen die aparten Gesichter

und flossen in seidigem Glanz über die Schultern, hinab bis etwas über

die Schlüsselbeine, um sich dort in kleinen Deltas auf dem Stoff der

Tops und sonnengebräunter Haut zu verlieren.

"Darf ich behilflich sein?", bot ich an und ging um den Tresen herum auf

sie zu. Natürlich auch, um mir diese beiden näher anzusehen. Seit

meiner Jugend pflegte ich diese Passion, schöne Frauen jeglichen Alters

aus der Nähe einfach nur zu betrachten. Und hier hatte ich sogar einen

guten Grund, mich diesen durchaus ansprechenden Geschöpfen zu nähern.

"Ja - äh - weiß ich nicht", stotterte die eine aufgeschreckt. Ihre

rehbraunen Augen fesselten mich mit nur einem flüchtigen Blick.

Sanftmut, Wärme und der Hauch nach einer mir nicht bekannten Sehnsucht

ließen sie mich noch einmal ansehen. Doch in ihnen stand auch

Furchtsamkeit.

Ihre Schwester meinte: "Mir schon. Machen Sie das alles selber?" und ihr

grüngelber Scharfblick sah mich sehr forsch an; als durchbohrte mich

ein Dolch.

Ich musste mich von diesen Blicken lösen. So gleich sie sich auch

äußerlich waren, unterschiedlicher konnten sie nicht sein. Bereitwillig

spulte ich also meinen schon hundertfach erzählten Text runter und

erklärte, dass ich Angestellte habe und auch ab und an Kurse anbot.

Sowohl schmieden als auch Glasbläserei.

Die beiden guckten sich an und gackerten plötzlich irgendwie dümmlich.

Mir war nicht klar, was sie dazu veranlasst haben könnte, doch mit ihrem

albernen Getue waren sie von der Liste der interessanten Frauen auch

schon wieder gestrichen. "Hühner", dachte ich, gab mich jedoch weiter

interessiert, sie zu beraten. Wie sagte mein alter Lateinlehrer doch

immer wieder gern: "Pecunia non olet - Geld stinkt nicht." Zwar hatte

ich immer eine Verbindung zu meinen Stücken, aber ich konnte mir leider

auch nicht aussuchen, in wessen Hände sie einmal übergehen würden.

"Wann bieten Sie denn Kurse an?", fragte die Zweite nun wieder sehr

ernst.

"Ich inseriere in der Zeitung dafür. Manchmal auch auf Anfrage, wenn

Firmen einen Betriebsausflug machen oder so", sagte ich und beobachtete

die Erste, wie sie bedächtig eine Schale in der Hand drehte, sie ab und

zu auch gegen das Licht hielt.

"Wird sowas auch ge ... geblasen", gluckste sie aus heiterem Himmel

komisch und lief schlagartig rot an. Die Ernste gackerte auch sofort

wieder los.

Jetzt wusste ich, woher der Wind wehte. Solche Mädels hatten

komischerweise immer sehr zweideutige Gedanken. Je dunkler die

Haarfarbe wurde, umso ernsthafter waren sie. Das war meine Erfahrung

aus den letzten Jahren. Klar gab es auch da ein paar Ausreißer, aber

nur sehr Vereinzelte. Diese jungen Dinger musste ich loswerden. Sowas

ging für mich schon immer sehr schnell und schmerzlos. "Wollen Sie?",

fragte ich noch aufrichtig.

"Was?", zog sie die Augenbrauen hoch und stellt die Schale zurück ins

Regal. Von Albernheit war jedoch keine Spur mehr in ihrem Ausdruck. Es

kam nicht oft vor, dass mich ein Mensch verwirrte, hier war ich mir

aber nicht mehr sicher.

Trotzdem antwortete ich frech: "Einen blasen?", drehte mich um und ließ

die jungen Dinger stehen. Bisher stapften dann solche Subjekte meist

wutschnaubend aus der Tür und ich sah sie nie wieder.

Bisher.

Die Erste faszinierte mich zwar, aber Zwillinge bekam man grundsätzlich

nur im Doppelpack. Und auf die grüngelbe Schwester würde ich gern

verzichten. Warum wusste ich auch nicht. War es ihr Blick? Irgendetwas

an ihr war mir unsympathisch.

"Jetzt? Hier? Sofort?", rief die Zweite hinter mir her.

Ich drehte mich um und sah in zwei Giftsprühende Augen. Die Sanfte hatte

den Blick zu Boden gerichtet. War es ihr womöglich peinlich, wie sich

das entwickelt hatte? Ungeachtet dessen polterte ich abfällig: "Nee. In

der Werkstatt. Hier doch nicht", und rückte die Lücken der verkauften

Gegenstände zu.

"Dann eben da", keifte sie weiter.

Mir wurde das jetzt zu blöd. Mit wenigen großen Schritten war ich wieder

bei ihnen und baute meine fast zwei Meter und 89 Kilo vor ihnen auf.

"Passt mal auf, Mädels. Das hier ist seriöse Handwerkskunst. Was ihr

unter blasen versteht, habt ihr mittlerweile unmissverständlich

erklärt. Aber weder bei noch mit mir. Klar? Mit solchen Kindereien

bringt ihr mich nicht in Verlegenheit. Und jetzt raus."

Jegliche Farbe verschwand aus ihren Gesichtern. Wie geprügelte Hunde

zogen sie mit gesenkten Häuptern von dannen. Die war ich zum Glück los.

Eigentlich hätte ich die Öffnungszeiten noch bis 18 Uhr gehabt. Den

kindischen Vorfall hatte schon längst nicht mehr in meinen Gedanken,

denn seit über einer Stunde stand ich mir hier die Beine in den Bauch

und skizzierte, was ich vielleicht noch an dem Abend mal mit Glas und

Metall in Kombination ausprobieren wollte. Diese Idee verfolgte mich

schon seit Wochen, aber ich hatte bislang noch keinen Ansatz gefunden.

Heute - plötzlich war er da. Ich verriegelte die Tür, hängte das Schild

"bin in der Werkstatt" rein und schaltete teilweise das Licht aus.

Besser war es, potentielle Kunden nicht mit unbekannter Abwesenheit zu

vergraulen.

In der Schmiede feuerte ich die Esse an und zog mich um. Dann suchte ich

mir ein passendes Stück Metall und legte es in die Glut. Für meine Idee

musste ich sowieso erst einmal den äußeren Rahmen schaffen. Immer

wieder kontrollierte ich das Werkstück und endlich konnte ich es

bearbeiten. In gleichmäßigen Schwüngen ließ ich den Hammer auf das

Metall schlagen. Fingerspitzengefühl galt selbst in diesem robusten

Beruf als unersetzlich. Der Amboss sang, ich hatte meinen Takt und war

in Gedanken dabei, das Stück weiter auszuformen.

Das Metall war zu kalt geworden und musste zurück in die Glut.

"HALLO!", rief es mir unerwartet aus der offenen Tür zum Hof hinterher.

Ich drehte mich um und traute meinen Augen nicht. "Das ist ja der

Hammer", knurrte ich leise vor mich hin. "Was macht ihr denn schon

wieder hier?", rief ich zurück.

Ohne Antwort kamen die beiden Blondinen auf mich zu. Die Ernste sagte

schüchtern: "War doof, wie wir uns benommen haben. Wir wollen uns

entschuldigen." Die Scheue wagte erst gar nicht, vom Boden aufzusehen.

Mir war ja schon viel passiert, aber das noch nicht. "Angenommen",

brummte ich halblaut. "Und jetzt?", wollte ich wissen.

"Na ja, ... das ... das war's eigentlich schon", sagte die Ernste und

plötzlich sah mich ihre Schwester doch an und fragte: "Können wir

vielleicht einen Augenblick zugucken?"

"Spinnst du, Brit? Wir können hier nicht einfach stören!", wies sie ihre

Schwester recht barsch zurecht.

"Ist aber dreckig hier", ignorierte ich die Rüge, "und laut auch. Auch

nicht ganz ungefährlich."

"Ja, das haben wir schon vorn an der Tür gehört. Schade", sagte Brit

etwas enttäuscht, wohl auch ob des derben Rüffels ihrer Schwester.

"Aber bitte, wenn ihr wollt", zuckte ich mit den Schultern, "geht aber

ein Stück zurück. Dahinten sind Mickymäuser. Setzt die besser auf."

Beide starrten mich fragend an. "Hörschutz", zeigte ich in die

Richtung. "Die Dinger da, die aussehen wie Kopfhörer." Ich hätte nie

gedacht, dass die beiden tatsächlich die dreckigen Dinger anfassten,

geschweige denn aufsetzten. Ich rüttelte an meinem Werkstück und

beobachtete, wie sie auf einigermaßen Distanz stehen blieben. Ich

konnte weitermachen. Als ich zum Hammer griff, musste ich laut

loslachen und erntete Blicke, die absolut nicht verstanden, was mir

gerade durch den Kopf geschossen war. Doch ich konzentrierte mich jetzt

auf meine Arbeit. Ein Schlag daneben und ich musste korrigieren. Eine

undankbare Aufgabe. Ein Funke spritzte beim ersten Schlag und aus dem

Augenwinkel sah ich noch, wie das kleine Stückchen glühender Schlacke

zielsicher die linke Brust von Brit fand.

Augenblicklich sprang sie schreiend ein Stück zurück und wollte das

loswerden.

"Finger weg!", brüllte ich sie an, ließ alles fallen, griff zum Eimer

und kippte ihr einen Schwung Wasser direkt vor den Latz. Sie jaulte

immer noch. Tat auch weh, wusste ich selber. Aber das nasse Shirt

offenbarte unmittelbar, dass sie nichts drunter trug. Trotz der

Situation schaute ich noch mal verstohlen hin. Rundungen, etwas mehr

als eine größere halbe Grapefruit, hervorgetretene Brustwarzen, die

wohl gern das Top durchbohrt hätten, ob der kalten Dusche nach Luft zu

schnappen. In jeglicher Beziehung mein Traummaß einer weiblichen Brust.

Trotzdem war es für heute mit der Arbeit vorbei. Brits Schwester war

auch etwas nass geworden. Ich legte die Schürze ab und sagte: "Legt die

Mickeys einfach hin. Kommt mit rein. Ich hab drinnen was gegen

Brandwunden." Wie zahme Fohlen trotteten sie hinter mir her. Brit

schniefte immer noch, weil es weiterhin brannte. Ich konnte es

nachempfinden. Ihre Schwester spendete Trost, so gut es eben ging. "Ich

wasch mir nur eben die Finger. Geht einfach weiter durch. Da ist die

Küche. Setzt euch hin. Aber nicht an der Wunde rumfummeln!", stieß die

Tür zum Gästeklo mit dem Fuß auf und reinigte meine Hände gründlich.

"Schöne Scheiße", maulte Brit weinerlich. "Immer passiert mir sowas",

jammerte sie ein wenig theatralisch.

"Ich bin Stefan", reichte ich beiden erst mal die Hand und ein sauberes

Handtuch. "Ihr seid Brit und?"

"Alena", beantwortete sie meine Frage und reicht mir auch die Hand.

"Brit, du hast ein Stück Schlacke eingefangen. Das Ding hat dein

Oberteil und deine Haut ramponiert. Aber es hat sich wahrscheinlich in

die Haut eingebrannt; das hat glühende Schlacke leider so an sich. Da

wird eine Narbe bleiben. Darf ich mal?"

"Was?", riss sie ängstlich ihre Augen auf.

"Mir das ansehen. Du kannst auch ins Krankenhaus nach Eutin fahren. Aber

die machen nix anderes. Die pulen das mit einer Pinzette raus, kippen

Desinfektion drüber, nen Tupfer mit schmerzstillender kühlender Salbe,

Pflaster drauf und das war's. Wenn du nichts machst, eitert das in drei

bis vier Tagen raus und du hast noch mehr Spaß", ließ ich sie

erfahrungsgemäß wissen.

Sie wirkte wie vor den Kopf gestoßen.

 

Alena hingegen brauste entsetzt auf: "Du willst, dass meine Schwester

das Top auszieht und dann an ihrer Brust rumfummeln?"

"Ausziehen oder zumindest so hinziehen, dass man drankommt. Dran

rumfummeln? Ich? Nee. Nicht ich. Das machst du. Ich hol in der

Zwischenzeit ..."

"Ich hab sowas noch nie gemacht. Wenn da was zurückbleibt in der Wunde,

was ist dann?"

"Dann eitert es raus", sagte ich lakonisch, weil ich dachte, dass ich

das schon erklärt hätte.

Brit war verstört. Sie sammelte wohl gerade allen Mut zusammen. "Hast du

sowas schon mal gemacht?"

"Ich bin Schmied. Das ist bei uns fast an der Tagesordnung. Nicht immer

an solch delikaten Stellen, aber einmal pro Woche fängt einer was ein.

Meiner Schwester hab ich auch schon was aus dem Dekolleté geholt.

Meinem Altgesellen ..."

"Keine Einzelheiten bitte", winkte Brit ab und mit einem Schwung saß sie

mit nacktem Oberkörper in meiner Küche. Meine Vermutung wurde

bestätigt. Nahtlose Bräune auf formvollendeten Rundungen, die ohne BH

auskamen; und doch Geschenke der Natur, die es verdient hätten, sie aus

weichem spitzenbesetzten Stoff allabendlich mit Wonne zu befreien.

"Rück mal da an die Terrassentür", sagte ich so gelangweilt wie möglich,

als wäre es das Normalste der Welt, dass halbnackte Schönheiten bei mir

in der Küche zuhauf rumsitzen würden.

Mitsamt dem Stuhl positionierte sie sich im Licht.

Ich war derweil zur Schublade gegangen und hatte mein kleines Notbesteck

geholt. Länger als ich es eigentlich wollte, sah ich ihr wieder in die

Augen. Scham und Angst hielten sich in etwa die Waage. "Nicht

erschrecken. Ist kalt und brennt etwas", sagte ich leise und sprühte

eine Desinfektionslösung auf die Wunde. Zischend sog sie die Luft ein

und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Wie aus dem Nichts reckten

sich ihre kleinen Knospen aus den zartrosa Vorhöfen der Brüste empor,

als wollten sie noch die letzten Strahlen der durchs Fenster

einfallenden Herbstsonne erhaschen. Auf ihren schlanken Armen standen

die weißblonden Härchen wie Soldaten. Nur durfte mich das alles nicht

interessieren und schon gar nicht ablenken. Trotzdem genoss ich es

still für einen Wimpernschlag lang. Anschließend zog ich mir neue

Einmalhandschuhe über und desinfizierte auch die Pinzette ordentlich.

In der einen Hand eine Lupe in der anderen die Pinzette kniete ich vor

dem Mädchen nieder und stütze mich mit den Ellenbogen auf ihre

Oberschenkel. "Keine Panik", wirkte ich mit gedämpfter Stimme weiter

beruhigend auf sie ein und betrachte die Wunde genauer; einen halben

Fingerbreit oberhalb dieses samtenen rosa Kranzes auf dem Gipfel dieses

Hügels des Wohlgefallens. "Einigermaßen Glück gehabt", konnte ich ihr

selbst erleichtert mitteilen, "es steckt fast senkrecht drin und ich

kann es rausziehen. Hier Alena. Sie es dir selbst an", reichte ich ihr

die Lupe und rückte ein Stück zur Seite.

"Bleibt da was zurück?" Sorgenvoll blickte mich Brit an.

"Von der Schlacke nichts. Die Stelle sieht später aus, wie eine

vergrößerte Pore", erklärte ich ihr. "Wenn es jetzt ein wenig ziept,

ist das normal. Das kommt, weil es eingebrannt ist. Keine Sorge", und

bevor sie sich innerlich auf den Moment vorbereiten konnte, hatte ich

es auch schon herausgezogen. "Halt mir mal deinen Zeigefinger hin", und

ich legte ihr den Übeltäter auf die Fingerkuppe; er war etwas größer

als ein Sesamkorn. Unsere Blicke trafen sich noch einmal für einen

kurzen Moment. Doch nicht so, wie noch vor einer Minute.

"Den hebe ich mir auf", kam es erleichtert, fast beschwingt.

Eine Kontrolle mit der Lupe sorgte auch bei mir für Erleichterung. Keine

Überreste.

"Alena, hier ist Salbe und da Pflaster." Ich stand auf und wandte mich

ab. Etwas in mir begann, zu arbeiten. Ich wusste nur nicht was. Es war

ein warmes und sehr angenehmes Gefühl.

"Warum? Das kannst du doch auch machen", hörte ich Brit sagen. Als ich

mich umdrehte, traf mich zum wiederholten Male ihr Blick. Und er war

nicht nur erwartungsvoll.

"Hey, langsam Mädchen. Ihr seid zu zweit", ließ ich sie mit deutlichem

Nachdruck in der Stimme wissen. In mir schürte es sich langsam zu einem

Aufruhr der Sinne und ich musste mich sehr zusammennehmen.

"Glaubst du, ich mach da was draus?" Augenblicklich standen Entsetzen

und Vorwurf gleichermaßen in ihrem Gesicht.

"Glauben nicht. Aber ich fass deine Brust nicht an. Entweder deine

Schwester oder du selber", erklärte ich sachlich.

Alena kümmerte sich um sie und reichte ihr anschließend das nasse

Oberteil. "Na, das war ja ein sehr aufregender und spannender

Nachmittag", sagte sie deutlich entspannt, als ihre Schwester wieder

verhüllt war.

"Seht zu, dass ihr in trockene Klamotten kommt. Ihr holt euch sonst den

Tod", und ich ging schon mal vor, um sie zur Haustür zu begleiten.

"Danke", zwinkerte Brit mir in einem unbeobachteten Moment sehr

merkwürdig aber auch irgendwie alles sagend zu.

"Bitte. Keine Ursache. Das nächste Mal kommt ihr aber in

Arbeitskleidung", musste ich dann doch schmunzeln. Irgendwie fiel eine

Anspannung von mir ab, als der Wagen nicht mehr zu sehen war.

Andererseits hatte ich immer noch die wortlosen Gespräche mit Brit im

Kopf.

Nach dem Tagesabschluss der Kasse brütete ich im Büro über der Aufgabe,

wie ich das morgen alles bewerkstelligen sollte. Kurz hatte ich mit

Renate telefoniert. Der Anruf ließ mich nicht unbedingt gelassener

werden. Eine Woche war sie krankgeschrieben. Sie war sogar extra beim

Notdienst, weil es ihr so schlecht ging. Und sie ging eigentlich erst

zum Arzt, wenn sie den Kopf unterm Arm trug. Ich hatte zwei

Auftragsarbeiten, die zum kommenden Wochenende fertig sein mussten.

Meine Leute schafften das nicht, die hatten andere Sachen zu tun. Und

der Blick auf die Uhr verriet mir außerdem, dass ich bald ins Bett

musste; fast 21 Uhr. Aber die Sorge um das fehlende Ladenpersonal

bereitete mir schon Kopfzerbrechen.

Plötzlich klingelte es an meiner privaten Haustür. Kurz überlegte ich,

ob mir eine Verabredung mit einem meiner Kumpels durch die Lappen

gegangen war, aber mir fiel niemand ein. Also schlurfte ich müde zur

Tür und wollte nicht glauben, wer da vor mir stand. "Brit", versuchte

ich einigermaßen gefasst und freudig zu sagen.

"Hallo", kam es eher schüchtern. Aber es schwang auch noch irgendetwas

anderes in ihrer Stimme mit; es klang fast ein wenig unheilvoll. "Darf

ich?", und sie deutete an, dass sie reinkommen wollte. "Äh ... ja ...

öh ... komm rein", stammelte ich und sah verwundert zu, wie sie sich an

mir vorbeischlängelte und zielstrebig in die Küche ging. "Was wird dass

denn jetzt", fragte ich mich still und schloss kopfschüttelnd die Tür.

"Brit, was ist denn los?", wollte ich nun meinerseits wissen, als ich

ihr bewusst gegenüber Platz genommen hatte. Ihre gesamte Verfassung war

mit einem Wort zu beschreiben: niedergeschmettert.

"Alena und ich haben uns gekracht. Aber so richtig", polterte es ohne

eine Sekunde Verzögerung aus ihr heraus.

"Ja und? Was hab ich damit zu tun?", war ich schier erstaunt, dass sie

mir das erzählte. Als sie aber sprühte: "Wegen dir natürlich!", musste

ich doch im ersten Moment schlucken. "Ah ja?", zog ich verwundert die

Augenbrauen hoch, "wegen mir?" Das kam auch für mich sehr überraschend.

"Und was kann ich eurer Meinung nach da jetzt dran tun?"

Sie atmete einmal tief durch und dann sprudelte sie plötzlich los. "Wir

kommen aus der Nähe von Osnabrück. Im Internet haben wir deine Seite

mehr durch Zufall gefunden. Alena ist Goldschmiedin und ich

Glasmalerin. Dein Bild war uns irgendwie sympathisch und wir wollten

dich einfach mal kennenlernen. Dass das so blöd gelaufen ist, konnten

wir ja auch nicht ahnen. Vor ein paar Tagen waren zwei Frauen in deinem

Laden. Da sind wir einfach wieder gefahren. Wir dachten, du kannst uns

was zeigen, wie man Glas bläst und ob ich damit was anfangen kann, als

zweites Standbein oder so. Alena interessiert sich für die Schmiede.

Auf dem Weg vorhin in die Ferienwohnung ging der Zoff aus heiterem

Himmel los. Sie hatte mich angeschrien, ich hätte dich ja schon fast

nuttenhaft angebaggert. Außerdem würde nur sie dich kriegen, wenn du

noch zu haben bist. Ich hab ihr gesagt, dass du das ja wohl selbst

entscheiden wirst und sie nicht immer meinen muss, dass sie alles

bekommt, was sie will. Sie würde ja nur mit den Männern ins Bett wollen

und sie dann fallen lassen. Und ein Wort ergab dann das Andere. Meinen

letzten Freund hat sie mir auch ausgespannt. Aber nur, weil sie es

nicht ertragen hat, dass ich einen habe und sie nicht. Als er sich dann

von mir getrennt hatte, hat sie ihn auch abblitzen lassen. Nur, um mich

zu ärgern. Das war vor einem halben Jahr. Aber wir haben uns wieder

vertragen und dann diesen Urlaub gemeinsam geplant. Nun sind wir gerade

mal vier Tage hier und schon haben wir uns wieder in den Haaren. Dabei

haben wir drei Wochen gebucht. Stefan, ich halt das nicht mehr aus. Die

ewigen Zankereien und der ständige Neid versauen mir den ganzen Urlaub.

Sie sagt, ich soll mir doch eine andere Unterkunft suchen, wenn es mir

nicht passt; und dass sie die Ferienwohnung schließlich von ihrem Geld

bezahlt hat. Dabei habe ich ihr die Hälfte schon überwiesen. Doch sie

pocht darauf, dass sie es bezahlt hat, und will mein Geld noch heute

zurücküberweisen. Nur, damit sie mich unter Druck setzen kann. Die

zieht das auch gnadenlos durch. Zum Glück sind wir mit meinem Wagen

gefahren. Mit dem bin ich jetzt auch hier. Und ich hab auch alle meine

Sachen mitgenommen. Ein Hotel hab ich auf die Schnelle nicht gefunden.

Und jetzt sitz ich hier und weiß nicht weiter."

Ich fühlte mich im ersten Moment, wie vor den Kopf geschlagen. Und dann

sah ich, wie erst eine Träne und mit einem Mal kleine Rinnsale über

ihre Wangen liefen. "Schöner Mist", rutschte mir so raus und überlegte,

was ich nun mit dieser Brit anfangen sollte. Renate war krank und Lea

nicht da. Wohin mit einer jungen Frau, die ohne Bleibe ist? Bei mir