Vom Captain verführt

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Vom Captain verführt

Der Captain

Port Royal war genau so wie der Captain es in Erinnerung gehabt hatte.

Nach Monaten verließ er erstmals wieder sein Schiff, um sich durch die Menge zu schieben, die sich vom Hafen in die Gassen drängte. Der Geruch von Rum und Gewürzen schien über der ganzen Stadt zu hängen.

Sein Schiff lag in den vertrauenswürdigen Händen des ersten Offiziers, die Beute war verkauft, die Männer hatten ihre Heuer erhalten und das Geld war sicher im Beutel an seinem Gürtel verstaut. Die perfekte Chance, es sich gut gehen zu lassen.

Alles, was er heute Abend suchte, waren guter Rum und eine schöne Frau. Oder auch mehrere. Aber da es in Port Royal nichts gab, das man für Geld nicht kaufen konnte, sollte das nicht schwierig werden.

Zielstrebig steuerte er ein etwas abgelegenes Wirtshaus an, von dem er wusste, dass sich dort die interessantesten Leute aufhielten. Oft auch die gefährlichsten, aber was war das Leben ohne ein gewisses Risiko?

Leslie

“Hey Süße, bring mir noch was!”, grölte einer der heruntergekommenen Seeleute vom Tisch in der Ecke und schwenkte seinen Krug. Leslie verkniff sich einen Kommentar und schenkte ihm nach.

Oh, wie sehr sie es hasste, das Barmädchen zu sein.

Gekonnt schlängelte sie sich zwischen den Tischen durch und sammelte dabei leere Flaschen und Krüge ein. Als sie das schwere Tablett hinter dem Tresen abstellte, spürte sie schon Dorothys klamme Hand, die sich wie ein Schraubstock um ihren Oberarm legte.

“Warum bist du so langsam, Mädchen?”, keifte die Wirtin. “Siehst du den Tisch dahinten? Da warst du schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr!”

“Ja, ich gehe gleich noch mal vorbei.” Der Tisch war zwar erst seit geschätzten dreißig Sekunden besetzt, aber ihr war klar, dass Widerspruch zwecklos war.

“Gleich? Glaubst du, wir füttern dich hier umsonst durch? Arbeite gefälligst für dein Brot!”

“Natürlich.” Bevor das Ganze weiter eskalieren konnte, durchquerte sie den Raum, um den Gast an dem kleinen Tisch in der schwer einsehbaren Nische zu bedienen, die Dorothy gemeint hatte.

Er war stattlich, offensichtlich nicht arm (auch wenn das in Port Royal nicht zwangsläufig etwas mit Ansehen oder offiziellem Rang zutun haben musste) und man sah ihm an, dass er schon viel Zeit auf See verbracht hatte. Allerdings nicht im negativen Sinne. Sein dunkler Dreitagebart verlieh im ein verwegenes Aussehen und seine langen dunklen Haare reichten ihm beinahe bis auf die Schultern.

“Was darfs sein?”, fragte Leslie.

“Seid gegrüßt. Ich nehme eine Flasche Eures besten Rums.”

“Wie Ihr wünscht.”

Leslie spürte den Blick des Piraten in ihrem Rücken, als sie sich auf den Weg zum Tresen machte, um ihm seinen Wunsch zu erfüllen, und lächelte.

Der Captain

Sobald er bestellt hatte, wusste Eli, was er wollte. Seine Stammhure, die er normalerweise in ihrem Zimmer über einem Gasthaus zwei Straßen weiter besuchte, würde heute vergeblich auf ihn warten. Zumindest, wenn alles gut lief. Und irgendwie hatte er im Gefühl, dass es das würde.

Das Barmädchen war es, das seine Begierde geweckt hatte. Blonde Locken, die sie mit einem Tuch zurückgebunden hatte, und Augen so blau wie die See. Und auch, wenn sie offensichtlich versuchte, ihren Körper unter mehreren Lagen Stoff zu verstecken, konnte Eli sich die Kurven darunter doch nur zu gut vorstellen.

Er folgte ihr mit den Augen, als sie ins Hinterzimmer schlüpfte und mit einer staubigen Flasche voller bernsteinfarbener Flüssigkeit zurückkehrte.

“Bitte.”

“Danke.” Als Eli ihren Blick traf, wandte sie das Gesicht ab.

“Wie heißt Ihr?”

“Leslie.”

“Leslie. Ein schöner Name für eine schöne Frau.” Er sah, wie sie errötete. Eine ungewöhnliche Erscheinung in Port Royal, einer Stadt voller Seemänner, die versuchten, alles rumzukriegen, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Eli schloss daraus, dass sie entweder unerfahren war oder Interesse an ihm hatte. Vielleicht auch beides. Ein Glückstreffer.

“Darf ich Euch auf ein Glas einladen?”

“Das würde ich gerne annehmen, aber ich muss arbeiten.” Als sie das sagte, warf sie einen Seitenblick auf die alte Hexe von Wirtin, die hinter dem Tresen stand und sie mit Argusaugen beobachtete.

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