Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis

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Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis
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Alfred Bekker, Henry Rohmer, A.F.Morland, Thomas West, Glenn Stirling, Theodor Horschelt, Bernd Teuber, Richard Hey

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Inhaltsverzeichnis

  Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis

  Copyright

  Der Hacker

  Ein Meister seines Fachs

  Rockerkrieg in Manhattan

  Zeuge der Verteidigung

  Glück & Zufall

  Jesse und der Tollwütige

  Sie fanden eine Leiche

  Die Tote am Strand

  Sandra sah den Mörder

  Wer zuletzt mordet…

  Katharina Ledermacher und der Mörder aus dem Dunkeln

  Schach der Camorra

Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis
Alfred Bekker, Henry Rohmer, A.F.Morland, Thomas West, Glenn Stirling, Theodor Horschelt, Bernd Teuber, Richard Hey

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Der Hacker (Alfred Bekker alias Henry Rohmer)

Ein Meister seines Fachs (A.F.Morland)

Rockerkrieg in Manhattan (Thomas West)

Zeuge der Verteidigung (Glenn Stirling)

Glück und Zufall (Horst Bieber)

Jesse und der tollwütige (Cedric Balmore)

Sie fanden eine Leiche (Alfred Bekker)

Die Tote am Strand (Alfred Bekker)

Sandra sah den Mörder (Theodor Horschelt)

Wer zuletzt mordet (Theodor Horschelt)

Katharina Ledermacher und der Mörder aus dem Dunkeln (Bernd Teuber/Richard Hey)

Schach der Camorra (Glenn Stirling)

Dr. Winter macht mit seiner Frau Helga Urlaub am Wörther See. Beide freuen sich auf eine gemeinsame erholsame und vor allem ruhige Zeit. Dann stirbt genau in dem Hotel, in dem sie sich befinden, die reiche Vera Riemer aus heiterem Himmel. Weil sie noch gerufen haben soll, dass man sie ermorden will, geht man dem nach, denn es ist Gift im Spiel. Nun verdächtigt man den Schwiegersohn der Frau, Dr. Michael Simon ...

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

Der Hacker
von Alfred Bekker (Henry Rohmer)

Thriller

Er nennt sich "The Virus" - und er ist einer der berüchtigsten Hacker aller Zeiten. Und er versucht den Coup seines Lebens zu machen, indem er die Zugangscodes der Pentagon-Rechner knackt und an den chinesischen Geheimdienst zu verkaufen versucht.

Bald ist ein Gejagter, der um sein Leben kämpfen muss. Und die Fahnder des FBI sind dabei noch sein geringstes Problem...

Action Thriller von Henry Rohmer alias Alfred Bekker.

Henry Rohmer ist das Pseudonym des Schriftstellers Alfred Bekker, der vor allem durch seine Fantasy-Romane und Jugendbücher bekannt wurde. Daneben war er Mitautor zahlreicher Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair und Kommissar X.

Cover: STEVE MAYER

Copyright

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2015 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www . AlfredBekker . de

postmaster @ alfredbekker . de

Der Umfang dieses Ebook entspricht 113 Taschenbuchseiten.

1

Coles Finger tickten nervös auf dem Lenkrad des schwarzen Mitsubishi. Er blickte auf die Rolex an seinem Handgelenk.

17.00 Uhr. Rush Hour. Vor der Ampelanlage Ecke Bedford Street/ Seventh Avenue staute sich jetzt der Verkehr wie fast überall in Manhattan.

Vor Coles Mitsubishi befand sich ein Lieferwagen, rechts davon eine Limousine, dahinter ein Cabriolet mit einer sonnenbebrillten Blondine am Steuer. Links bemerkte er einen Sportwagen mit zwei jungen Männern.

Die Rotphase musste gleich zu Ende sein.

Dann sprang die Ampel um. Aber der Lieferwagen vor ihm bewegte sich keinen Zentimeter.

Statt dessen gingen die Türen auf. Maskierte sprangen heraus. Sie trugen MPis und kugelsichere Westen, dazu Sturmhauben, die nur die Augenpartie freiließen.

Cole duckte sich gerade noch rechtzeitig, bevor die erste Salve die Frontscheibe des Mitsubishis zu Bruch gehen ließ.

Den Oberkörper ließ er seitlich sinken, deckte damit den schmalen Diplomatenkoffer zu, der auf dem Beifahrersitz lag.

Scherben regneten auf ihn herab. Er langte zum Handschuhfach, riss es auf.

Zwei Dinge befanden sich darin.

Eine automatische Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer und eine gewöhnliche Handgranate, wie sie bis heute in der Army in Gebrauch war.

Cole riss die Handgranate an sich, zog mit den Zähnen den Auslöser und schleuderte sie durch die zertrümmerte Frontscheibe.

Bevor die Granate detonierte, hatte einer der Killer aus dem Lieferwagen die Seitenscheibe des Mitsubishis erreicht, hob die MPi.

Cole riss die Automatik heraus und feuerte.

Die Kugel traf den maskierten Killer unterhalb der Nase.

Die Sturmhaube färbte sich rot. Er wurde nach hinten gerissen, taumelte. Dann ertönte die Detonation der Handgranate.

Cole lag quer über Fahrer- und Beifahrersitz des Mitsubishi, krümmte sich dabei wie ein Embryo. Er schützte das Gesicht mit den Händen. Die Hitze war mörderisch.

Er wartete einen Moment lang ab.

Dann gab es die nächste Explosion. Der durch die Handgranate ausgelöste Brand des Lieferwagens hatte sich offenbar bis zum Tank vorgefressen.

Schreie mischten sich mit dem Detonationsgeräusch.

Cole öffnete die Beifahrertür, schob den Koffer hinaus, robbte hinterher und rollte sich dann auf dem Asphalt ab.

Ein Hupkonzert war zu hören, dazwischen die fernen Sirenen von Polizei, Feuerwehr und Emergency Service.

Cole hielt sich geduckt, fasste mit der Linken den Koffer.

Einer der maskierten Killer lief wie eine lebende Fackel über die Bedford Street auf die Seventh Avenue zu. Das Quietschen von Bremsen mischte sich mit seinen Schreien. Ein Verkehrschaos entstand. Die meisten Wagen auf der Kreuzung waren eingekeilt. Hier und da kam es zu kleinen Auffahrunfällen. Panisches Stimmengewirr war zu hören.

Cole ließ den Blick kurz über die Szenerie schweifen.

Die Blondine im Sportwagen starrte ihn an. Einen Moment lang erwog Cole, sie als Geisel zu nehmen, aber ihr Sportwagen war eingekeilt. Sie konnte nicht wegfahren.

Ein Motor heulte auf.

Cole wirbelte herum.

Ein Motorradfahrer schlängelte sich zwischen den Fahrzeugen hindurch.

 

Das ist es, dachte Cole. Ein Motorrad war das ideale Fluchtfahrzeug.

Er hob die Waffe, zielte.

Aber noch ehe er abdrücken konnte, ging ein Ruck durch seinen Körper, Sekundenbruchteile später ein weiterer.

Er sackte in sich zusammen. Noch immer krampfte sich die Linke um den Griff des Koffers.

Die Blondine im Sportwagen hielt eine Schalldämpferwaffe in der Hand, verbarg sie dann in ihrer Windjacke und zog den Reißverschluss zu. Der Motorradfahrer kam heran, stoppte kurz vor dem toten Cole.

Der Fahrer bückte sich, hob den Koffer auf. Die Blondine stieg aus dem Sportwagen und setzte sich dann hinter den Motorradfahrer.

"Nun mach schon!", zischte sie.

Der Fahrer ließ den Motor aufheulen, lenkte die Maschine an dem Toten vorbei und brauste dann auf einem Zickzack-Kurs durch die herumstehenden Wagen davon.

2

Als wir am Tatort Ecke Bedford Street/Seventh Avenue eintrafen, herrschte dort noch immer das Chaos. Überall standen Einsatzwagen herum. Der Verkehr staute sich bis weit auf die Seventh Avenue. Kollegen der City Police waren damit beschäftigt, den Verkehr umzuleiten. Die Beamten der Scientific Research Division, des zentralen Erkennungsdienstes aller New Yorker Polizeibehörden, brauchten Zeit um ihren Job mit der nötigen Gründlichkeit durchführen zu können.

Lieutenant Jesper O. Thomson von der Homicide Squad II des 23. Reviers begrüßte Milo Tucker und mich. Wir hatten uns dem Ort des Geschehens auf Schleichwegen genähert, den Sportwagen in einer Seitenstraße stehenlassen und die letzten zehn Minuten zu Fuß hinter uns gebracht.

"Ich hätte nicht gedacht, dass Sie es so schnell schaffen", meinte Thomson. Ich kannte ihn von einem Auffrischungs-Lehrgang im Kleinkaliberschießen. "Sie sind sogar noch vor dem Coroner hier."

"Der wird dieselben Probleme haben, wie wir", erwiderte ich.

Thomson zuckte die Achseln. "Der Grund dafür, dass wir den FBI verständigt haben ist, dass es sich bei dem, was sich hier abgespielt hat, wahrscheinlich um eine Auseinandersetzung im Bereich der organisierten Kriminalität handelt."

"Ein Bandenkrieg?" Milo hob skeptisch die Augenbrauen.

Durch unsere Informanten hatten wir keinerlei Informationen, die so etwas erwarten ließen. Aber das musste nichts heißen.

"Es hat eine größere Detonation gegeben. Die wenigen Zeugenaussagen, die meine Kollegen bis jetzt aufgenommen haben sind ziemlich wirr", berichtete Lieutenant Thomson.

"Aber es steht wohl fest, dass in dem ausgebrannten Lieferwagen eine Mannschaft von vier oder fünf schwer bewaffneten Gorillas saß. Sie sind herausgesprungen und hatten es auf den Fahrer des schwarzen Mitsubishis abgesehen..."

"Und der hat sich gewehrt", stellte Milo fest.

Thomson nickte. "Der war auf einen Angriff gut vorbereitet. Aber offenbar nicht gut genug..." Thomson führte uns zu einem Toten, der durch zwei Treffer hingestreckt worden war. "Der Mann hat zwei Pässe bei sich. Einer lautet auf den Namen Lester Greenhouse, bei dem anderen handelt es sich um einen britischen Pass auf den Namen Peter J. Duncan jr."

"Hatte der Mann ein Handy bei sich?", fragte ich.

Thomson nickte. "Haben wir sichergestellt..."

"Wenn an der Position dieses Mannes nichts verändert wurde, dann ist er nicht vom Lieferwagen aus erschossen worden", stellte ich fest.

Thomson bestätigte das. "Die Ballistiker haben da noch ein paar Rätsel zu knacken. Aber was den Lieferwagen angeht... Der wurde gestern von seinem Besitzer als gestohlen gemeldet."

Milo sah sich die Toten an, die um den Lieferwagen herum lagen. Manche waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt.

"Einer der Kerle rannte brennend auf die Seventh Avenue", berichtete Thomson. "Die Schmerzen müssen ihm nahezu den Verstand geraubt haben. Ein Truck erfasste ihn tödlich."

Ich deutete auf ein Cabriolet, dass nur wenige Meter von dem schwarzen Mitsubishi entfernt wie abgestellt dastand.

Mitten auf der Fahrbahn.

"Was ist das da für ein Fahrzeug, Lieutenant?"

"Wissen wir nicht, aber da kümmern wir uns noch drum."

3

"Verdammt, wohin fährst du denn, Bruce?", rief die junge Frau. Der Fahrtwind wirbelte ihr blondes Haar ziemlich durcheinander. Sie klammerte sich mit der Rechten an Bruce' Rücken, während sich die Linke um den Griff des schmalen Diplomatenkoffers krallte. Der Koffer war zwischen ihr und Bruce eingeklemmt. Er enthielt alles, worauf es ankam.

Hoffentlich...

Bruce gab ihr keine Antwort.

Wahrscheinlich hatte er sie nicht einmal verstanden. Der Fahrtwind und der Verkehrslärm verschluckte alles. Gerade waren sie auf der New Jersey-Seite des Lincoln-Tunnels wieder ans Tageslicht gekommen. Der Highway machte eine Art Schleife, bevor er sich quer durch Union City zog.

Bruce nahm die nächste Abfahrt nach Weehawken und hielt sich dann in Richtung der Hafenanlagen und Piers. Auf einem Parkplatz bog er ab und brachte die Maschine dann mit einer Vollbremsung zum Stehen. Das Hinterrad der Kawasaki brach leicht aus, aber Bruce hatte die Maschine im Griff.

Das hatte er auf dem Höllenslalom bewiesen, der hinter ihnen lag. An der Ecke Bedford Street/Seventh Avenue war es wirklich brenzlig gewesen. Bruce war mit geradezu halsbrecherischer Geschwindigkeit zwischen den eingekeilten Fahrzeugen hergefahren.

Die junge Frau schauderte noch immer allein bei dem Gedanken.

Sie stieg von der Maschine. Den Koffer behielt sie in der Hand. Die leichte Windjacke, die sie trug, wurde von der Schalldämpfer-Pistole ziemlich ausgebeult. Sie strich sich das Haar einigermaßen glatt.

"Du musst verrückt geworden sein, Bruce!", stieß sie hervor.

Bruce nahm den Helm vom Kopf.

Er hatte ein kantiges Gesicht mit sehr großporiger Haut. Die Nase sah aus, als wäre sie irgendwann einmal gebrochen worden.

Er sah sie kalt an.

"Was regst du dich so auf, Vonda? Bis jetzt ist doch alles glatt gegangen..."

"Glatt gegangen, nennst du das?" Vonda atmete tief durch.

Bruce deutete auf den Koffer.

"Ich will hinein sehen!"

Vonda zögerte. In der nächsten Sekunde griff Bruce unter seine Lederjacke. Blitzartig riss er einen kurzläufigen Revolver hervor. Die Mündung zeigte auf Vondas Stirn. Vonda erstarrte.

"Nun mach schon!", zischte Bruce. "Öffne den Koffer!"

Vondas Gesicht blieb regungslos.

"Was soll schon drin sein? Eine Million Dollar in gebrauchten Scheinen natürlich..."

"Ich will es sehen..."

Vonda öffnete vorsichtig den Koffer.

Bruce starrte auf die Bündel mit Geldnoten.

Vonda klappte den Koffer wieder zu. Bruce nahm ihn mit der Linken an sich.

"Ich wusste, dass dieser Augenblick irgendwann kommen würde", meinte er.

"Ich dachte..."

"...dass wir Partner sind?" Bruce lachte heiser.

Er stellte den Koffer auf den Boden.

"Du bist ein Schwein", sagte Vonda.

"Ein anderer wäre wohl kaum der Richtige für diesen Job gewesen!"

Er streckte die Linke aus, während er mit der Rechten weiterhin die Waffe auf Vonda richtete. "Gib mir die Automatik, die du unter der Jacke trägst! Ich will kein Risiko eingehen."

"Was hast du vor, Bruce?"

Er blieb ihr die Antwort schuldig. Zögernd holte sie ihre Waffe unter der Windjacke hervor.

"Mit zwei Fingern!", mahnte Bruce.

Er trat auf sie zu, näherte sich ihr bis auf einen Schritt. Seine Linke riss ihr dann die Waffe förmlich aus der Hand. Eine Sekunde lang hatte Vonda überlegt, sich zu wehren, aber dann entschied sie, dass es zu riskant war. Bruce war ein guter Schütze. Und auf die geringe Entfernung war jeder Schuss, den er abgab tödlich.

Bruce verzog das Gesicht. Er hob die Linke, richtete den Schalldämpfer der Automatik auf Vondas Kopf und drückte ab.

Die junge Frau taumelte getroffen zurück. Sie zuckte noch einmal und ging dann zu Boden.

Bruce atmete tief durch.

"Sorry, Baby, aber für dich war kein Platz mehr in diesem Spiel", murmelte er halblaut vor sich hin. Er steckte den kurzläufigen Revolver in die Jackentasche. Dann wischte er mit einem Taschentuch eventuell vorhandene Fingerabdrücke von der Automatik, die er Vonda abgenommen hatte.

Bruce trat auf die Tote zu, ging in die Hocke und legte ihr die Waffe in die Hand. Anschließend setzte er die Mündung des Schalldämpfers genau dorthin, wo er Vonda getroffen hatte.

Auf der rechten Stirnseite war die Kugel eingeschlagen.

Mit dem Finger der Toten zog er den Stecher zurück und drückte ab.

Bis die Cops herausgefunden hatten, dass dies kein Selbstmord gewesen war, würde einige Zeit vergehen.

Bruce drehte die Tote herum. Die Kugel war hinten aus dem Schädel wieder ausgetreten und hatte sich in den weichen Schotter hineingefressen. Bruce grub das Projektil aus und steckte es ein.

Dann legte er Vonda wieder so hin, wie sie gefallen war.

Er stand auf.

"Adios, Kleine! Hat Spaß gemacht, mit dir Geschäfte zu machen!"

Bruce drehte sich herum. Er klemmte sich den Geldkoffer hinten auf seine Kawasaki. Eine Million Dollar in gebrauchten Scheinen. Geld, so weiß, wie es niemand hätte waschen können.

Bruce lächelte kalt.

Ausgesorgt, dachte er.

4

Am späten Nachmittag hatten wir die Identität des toten Mitsubishi-Fahrers. Sein wahrer Name war Desmond E. Cole. Er hatte acht Jahre wegen Totschlags in Huntsville gesessen.

Nach der Entlassung war er untergetaucht, hatte vermutlich als Hit-man - als Lohnkiller - für die Unterwelt gearbeitet. Jedenfalls hatte er in einem Fall Fingerabdrücke und eine Zigarettenkippe hinterlassen. Später war er cleverer gewesen. Seine Spur hatte sich verloren und war auch durch sorgfältige Analyse der Arbeitsweise kaum noch identifizierbar.

Auf die genaue Analyse des wahrscheinlichen Tathergangs durch unsere Innendienstler mussten wir wohl noch etwas warten. Der Fall war kompliziert. Wir hofften aber, dass die Kollegen am nächsten Morgen soweit waren. Dann lag auch sicher ein ballistischer Bericht vor. Und vielleicht war es bis dahin sogar gelungen, einige der Bewaffneten zu identifizieren, die sich im Lieferwagen befunden hatten.

Auch das konnte sich schwieriger gestalten.

Die Explosion hatte dafür gesorgt, dass nicht mehr von allen Toten Fingerabdrücke genommen werden konnten, mit denen AIDS, unser computergestütztes AUTOMATED IDENTIFICATION SYSTEM für Fingerprints etwas anfangen konnte.

Kollegen der City Police hatten Dutzende von Wagennummern notiert, um mögliche Zeugen auch noch später identifizieren und vernehmen zu können. Die Zeugenvernehmungen am Tatort hatten bislang nur ein diffuses Bild ergeben.

In mehreren Aussagen war allerdings von einem Motorradfahrer die Rede, der ziemlich rücksichtslos durch das Chaos hindurchgesteuert sein musste - mit einer jungen Blondine auf dem Rücksitz.

Ein Zeuge - selbst Motorrad-Fan - meinte sich zu erinnern, dass es sich um eine Kawasaki gehandelt hatte. Ob der Kawasaki-Fahrer und seine schöne Beifahrerin irgendetwas mit dem Fall zu tun hatte, war noch nicht ganz klar.

Blieb noch das Handy des Ermordeten.

Cole erwies sich selbst bei dessen Benutzung als Profi. Er hatte keine Telefonkartei im Menue angelegt. Alles, was wir hatten, waren die jeweils letzten zehn angenommenen und selbst gewählten Gespräche, deren Zeitpunkt, Dauer und Kosten.

Bei selbst gewählten Gesprächen hatte Cole es wiederum mit einem Trick geschafft, die Spuren zu verwischen. Sämtliche Verbindungen waren über den Handvermittlungs-Service seines Mobiltelefonunternehmens gegangen, so dass immer nur dessen Nummer im Menue auftauchte und nicht die des Gesprächspartners. Bis wir die vollständige Liste der Verbindungen von der Telefongesellschaft hatten, konnten ein oder zwei Tage vergehen. Blieben die angenommenen Gespräche.

Die meisten waren von Telefonzellen oder aus Lokalen geführt worden.

Mit zwei Ausnahmen.

Es hatte zwei kurze Anrufe eines gewissen Mark Sorello gegeben. Der erste am gestrigen Abend, gegen 20.00 Uhr, der zweite ungefähr eine Stunde bevor an der Ecke Bedford Street/Seventh Avenue die Hölle losbrach.

 

Milo pfiff durch Zähne, als Mark Sorellos Bild auf dem Computerschirm erschien, den wir in unserem Dienstzimmer stehen hatten.

"Ein alter Bekannter", meinte er.

"Kann man wohl sagen, Milo..."

Wir überflogen die Angaben, die neben dem Foto fein säuberlich aufgelistet waren. Mark Jefferson Sorello, geboren am 24.2.1980, in der Computer-Hacker-Szene bekannt unter dem Pseudonym 'BigByte'. Seine Leidenschaft für den Rechner hatte ihm schon so manche Schwierigkeiten eingebrockt, inklusive einer Bewährungsstrafe. Mit 19 war er dadurch aufgefallen, dass er es geschafft hatte, sich in die Datenverbundsysteme des FBI einzuhacken. Wir konnten von Glück sagen, es damals offensichtlich nur mit einem Spaßvogel zu tun gehabt zu haben. Mark 'BigByte' Sorello hatte sämtliche Gesichter der auf unseren Internetseiten zur Fahndung ausgeschriebenen Kriminellen durch die Köpfe von Micky Maus und Donald Duck ersetzt.

Es hatte Ende der Neunziger eine ganze Reihe solcher "Spaß"-Attacken auf die Rechner von FBI, CIA und Pentagon gegeben. Inzwischen arbeitete so mancher dieser Cyber-Punks für die Regierung und half die Sicherheitsvorkehrungen zu verbessern.

'BigByte' Sorello gehörte nicht dazu.

Wir hatten lange nichts von ihm gehört.

Seine Bewährung war vor einem Jahr abgelaufen, so das er sich auch nicht mehr regelmäßig bei den Behörden zu melden hatte.

Milo machte ein etwas ratloses Gesicht.

"Jemand wie 'BigByte' ist eigentlich nicht unbedingt der typische Auftraggeber für einen Profikiller vom Schlage eines Desmond E. Cole", meinte er.

Ich konnte ihm da nur zustimmen.

"Tatsache ist, dass die beiden relativ kurz vor Coles Tod miteinander telefoniert haben", wandte ich ein. Und damit war 'Big Byte' zumindest ein wichtiger Zeuge.

Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis wir per Computer-Recherche 'BigBytes' neue Adresse heraus hatten.

Offenbar war der junge Meister-Hacker in letzter Zeit des öfteren umgezogen. Selbst eine Anfrage bei seiner Telefongesellschaft führte uns zunächst in die Irre.

Wir stärkten uns noch mit einem faden Automatenkaffee.

Mandy, die Sekretärin unseres Chefs und nebenbei berühmteste Kaffee-Kocherin im ganzen Bundesgebäude, feierte an diesem Tag nämlich ein paar ihrer unzähligen Überstunden ab. So mussten wir uns mit der Automatenbrühe zufrieden geben.

"Ich hoffe, da ist wenigstens ein bisschen Koffein drin", meinte Milo und verzog dabei das Gesicht.

Ich grinste.

"Da bekommst du bestimmt nicht mehr Koffein mit, als wenn du einmal an einer Coke-Flasche riechst!"

"Sehr witzig, Jesse!"

Zehn Minuten später quälten wir uns mit dem Sportwagen, den uns die Fahrbereitschaft des FBI Field Office New York zur Verfügung stellte, durch den Berufsverkehr des Big Apple.

Unseren Recherchen nach hatte sich Mark 'BigByte' Sorellos Wohnsituation von Umzug zu Umzug stark verbessert. Als er unsere Internet-Seite auf den Kopf stellte, hatte er noch in einer miesen Gegend in Queens gewohnt, jetzt residierte er in einem luxuriösen Penthouse Ecke 72.Straße/Central Park West. Selbst für New Yorker Verhältnisse waren die Sicherheitsvorkehrungen hier extrem. Security Guards patrouillierten mit grimmigen Gesichtern in den Korridoren. Videokameras bannten jeden Besucher auf Magnetband.

Ein Metalldetektor am Portal verhinderte, dass irgendjemand, der dazu nicht autorisiert war, bewaffnet in das Gebäude gelangen konnte. Security Guards beobachteten Neuankömmlinge aus einem transparenten Kubus heraus, der aus ultrahartem Panzerglas bestand. Im Inneren dieses Glaswürfels befand sich ein Büro. Ein Monitor stand neben dem anderen.

Von hier aus wurden die Video-Bilder kontrolliert. Besucher mussten sich anmelden und ausweisen.

Der Metalldetektor machte sich bemerkbar, als wir eintraten.

Die aufgeregten Gesichter der Security Guards entspannten sich etwas, als wir ihnen unsere Ausweise entgegen hielten.

Einer der Guards trat durch eine Panzerglastür aus dem Kubus heraus und näherte sich uns.

An seinem schwarzen Uniformhemd war ein Namensschild angebracht. 'R. Temperton' stand darauf.

Temperton sah sich die ID-Cards genau an und nickte dann.

"Scheint alles in Ordnung zu sein. Zu wem möchten Sie?"

Ich hob die Augenbrauen. "Zu Mister Mark Sorello, Nr. 2789 F."

"Dann werde ich Mister Sorello ankündigen, dass Sie gleich vor der Tür seines Penthouse auftauchen werden..."

"Meinetwegen..."

Temperton ging zurück und verschwand in dem Panzerglas-Kubus.

"Das ist doch eine Adresse für Paranoide, Jesse", raunte Milo mir zu.

"Jedenfalls scheint 'BigByte' inzwischen vermögend genug zu sei, um sich so etwas leisten zu können."

"Schätze, unsere Kollegen aus dem Innendienst sollten sich mal die Bankverbindungen dieses Knaben vornehmen. Irgendwoher muss sein plötzlicher Reichtum ja stammen..."

"Ehrliche Arbeit schließt du in dem Fall von vorn herein aus?"

Milo zuckte die Achseln.

"Keine Ahnung..."

"Jedenfalls bist du hier so sicher wie in Abrahams Schoß."

"Für mich wäre das nichts!"

"Das sagst du nur, weil du dir die Miete hier von unseren Dienstbezügen als G-men gar nicht leisten könntest!"

Mit dem Aufzug fuhren wir hinauf. Einige Minuten später standen wir vor Sorellos Wohnungstür.

Milo wollte gerade die Klingel betätigen, da öffnete sich die Tür.

Ein schmächtiger junger Mann stand vor uns. Er hatte uns offenbar erwartet. Er trug eine übergroße Jeanshose und ein T-Shirt, das die Aufschrift I'M AN ASSHOLE trug.

Ich hielt meine ID-Card hin.

"Special Agent Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen..."

Sorello kaute auf einem Kaugummi herum. Er hatte rotstichiges, ungepflegtes Haar, das ihm in den Augen hing.

Mit einer ruckartigen Bewegung seines Kopfes fegte er es davon.

"Hey, G-men, bleibt cool!"

"Keine Sorge", sagte ich.

"Habt ihr Typen 'nen Durchsuchungsbefehl oder sowas?"

"Nein, haben wir nicht."

"Dann würde ich sagen, ihr macht wieder die Fliege. Ich lass' mich nicht von euch verscheißern. Und ohne meinen Anwalt sage ich keinen Ton."

"In dem Fall möchte ich Sie bitten, uns zur Federal Plaza zu begleiten", sagte ich. "Und was den Durchsuchungsbefehl angeht - den bekommen wir im Handumdrehen..."

Er vergrub die Hände in den Taschen. "Hey, G-man, warum so ungemütlich?"

"Ich schlage vor, wir unterhalten uns vernünftig. Ob Sie allerdings wollen, dass die Security Guards auf ihren Bildschirmen alles mitbekommen, liegt ganz bei Ihnen..."

Ich deutete auf eine der ganz offen platzierten Kamera-Augen.

Sorello zögerte.

"Kommt 'rein", forderte er uns dann auf.

Er führte uns in eine mindestens zweihundert Quadratmeter große Wohnung, die - abgesehen von Küche und Bad - nur aus einem einzigen Raum bestand. Wohnzimmer, Schlafzimmer und Computerzentrale in einem. In einer Ecke befand sich ein Futon. Auf einem niedrigen Tisch stapelten sich Reste einer Express-Pizza-Mahlzeit.

Mehrere Computer-Schirme flimmerten. Teile des Equipments lagen überall verstreut herum.

Ich trat an die Fensterfront heran, blickte zuerst auf die Strawberry Fields des Central Parks hinab, dann zu den Betonfassaden der anderen Skyscraper in unmittelbarer Nachbarschaft.

"Was kostet die Miete hier?", fragte ich.

"Das geht dich nichts an, G-man." Dann lachte er auf. "Ich verdiene gutes Geld. Als freier Unternehmer. Software Consulting und so etwas. Jedenfalls habe ich seit damals die Finger von euren Internet-Seiten gelassen!"

"Inzwischen gibt es Programme, die eine von unautorisierter Seite veränderte Internet-Seite innerhalb von zehn Minuten automatisch wieder herstellt", erwiderte Milo.

Sorello verschränkte die Arme.

"Inzwischen gibt es aber auch Tricks, wie man diese Software ausschalten kann", gab der Hacker zurück.

"Ich sehe, Sie kennen sich immer noch aus."

"Man bleibt auf dem Laufenden. Aber so ein dummes Zeug wie damals werde ich sicher nie wieder machen."

"Freut mich zu hören", meinte Milo.

Er zuckte die Schultern. "Ich würde so etwas nur dann noch einmal machen, wenn es sich wirklich lohnt. Der Fun, den wir dabei hatten, war den ganzen Ärger nicht wert!" Er grinste.

"Aber wie ihr seht, kann ich mein Wissen inzwischen produktiver einsetzen und richtig gut Geld damit verdienen."

Ich griff in die Innentasche meiner Jacke und hielt ihm ein Bild von Desmond Cole hin.

"Kennen Sie diesen Mann?"

"Nie gesehen."

"Vielleicht sehen Sie mal richtig hin!"

Sorello nahm sich zwei volle Sekunden Zeit, schüttelte dann aber energisch den Kopf. Schließlich reichte er mir das Bild zurück. "Tut mir leid, G-man! Was ist mit dem Kerl?"

"Er heißt Desmond E. Cole, ist aber auch unter ein paar anderen Namen bekannt", erwiderte ich. "Cole wurde heute bei einer Schießerei Ecke Bedford Street/Seventh Avenue umgebracht."

Sorello hob die Augenbrauen.

"Ich verstehe nur nicht, was das ganze mit mir zu tun haben soll! Hey, Mann, bleib cool, G-man! Ihr werdet doch nicht im Ernst auf den Gedanken gekommen sein, dass ich vielleicht mit einem Schießeisen herumgeballert habe!"

Sorello lachte heiser auf. "Ich würde mich mit einer Waffe eher selbst verletzen als meinen Gegner."

"Sie haben mit Cole telefoniert", stellte ich sachlich fest. "Etwa eine Stunde bevor er erschossen wurde. Vielleicht waren sie der letzte Mensch, mit dem er gesprochen hat. Am Abend zuvor haben Sie gegen zwanzig Uhr mit ihm gesprochen. Das sind Tatsachen, die Sie mit diesem Mann in Verbindung bringen."

Sorello sah mich überrascht an.

Einen Augenblick lang fiel die coole Maske von ihm ab, die er sich zugelegt hatte.