Teppichboden - der textile Tausendsassa

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Teppichboden - der textile Tausendsassa
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Aribert Arbeiter | Norbert Arnold

Teppichboden,

der textile Tausendsassa

Wissenswertes nicht nur für Bodenleger und Gebäudereiniger


1. Auflage 2014

© 2014 by Holzmann Medien GmbH & Co. KG, 86825 Bad Wörishofen

Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, fotomechanischen Wiedergabe und Übersetzung nur mit Genehmigung durch Holzmann Medien.

Das Werk darf weder ganz noch teilweise ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm, elektronische Medien oder ähnliches Verfahren) gespeichert, reproduziert oder sonst wie veröffentlicht werden.

Diese Publikation wurde mit äußerster Sorgfalt bearbeitet, Verfasser und Verlag können für den Inhalt jedoch keine Gewähr übernehmen.

Lektorat: Achim Sacher, Holzmann Medien | Buchverlag

Herstellung/​Satz: Markus Kratofil, Holzmann Medien | Buchverlag

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

Artikel-Nr. 1521.01

ISBN: 9783778309322

Vorwort

Teppichboden ist in den Augen vieler Menschen ein Allerweltsprodukt, von dem sie zudem nur das Schlechteste erwarten. Unsachlich argumentierende, unseriöse Vertreter der Mediensparte haben dem Produkt unverdient immensen Schaden zugefügt. Nach vielen Jahren unzähliger Angriffe und ungerechtfertigter Diffamierungen wurde es dringend Zeit, dass irgendjemand richtigstellt, was jahrzehntelang gelogen wurde, bevor dieser außergewöhnlich vielfältig einsetzbare Bodenbelag in der Bedeutungslosigkeit versinkt.

Unzählige anwendungstechnische Beanstandungen zeigen, dass immer weniger Verarbeiter wissen, was sie da tun. Sowohl Bodenleger als auch Reinigungskräfte verursachen aufgrund ihres Informationsdefizites und der daraus erwachsenden unkorrekten Vorgehens- und Handlungsweisen erhebliche, umfangreiche, teure Schäden. Dadurch schaden sie dem Ruf des Produktes Teppichboden zusätzlich.

Dieses Buch zeigt die Zusammenhänge vom unverarbeiteten Faden bis hin zur Entsorgung des Produktes. Seine Herstellung, seine Fähigkeiten, seine Eignungen, seine fachgerechte Verarbeitung, seine Reinigung. Es erklärt die nötigen optimalen Abläufe und Techniken. Es zeigt aber auch auf, wo Fehlerpotenzial lauert und wie man ihm entgehen kann.

Darüber hinaus bietet dieses Buch Informationen, die üblicherweise in einem derartigen zusammenhängenden Themenbereich nicht erlesen werden können. Dazu gehören nicht zuletzt Fakten zu Anschaffungs- und Unterhaltskosten.

Wir haben viel Mühe und Zeit darauf verwendet, ein interessantes, informatives Buch zu erstellen. Deshalb hoffen wir nicht nur aufrichtig, sondern gehen fest davon aus, dass Ihnen der Kauf nicht leidtun wird.

Düren, im Frühjahr 2014

Aribert Arbeiter | Norbert Arnold

Geleitwort

Da treffen sich zwei bekannte Größen aus der Branche zufällig bei einer großen Veranstaltung. Beide kommen ins Gespräch und stellen fest, dass sie aus völlig verschiedenen Bereichen kommen. Der eine beschäftigt sich mit Teppichböden, der andere mit Spachtelmassen, Klebstoffen und was man sonst noch alles zum Fußbodenlegen braucht.

Schnell kommen sie ins Gespräch, es bleibt nicht nur bei einer Tasse Kaffee. Während sich eine interessante Diskussion entwickelt, staunen beide darüber, wie viel Sachverstand das jeweilige Gegenüber über das eigene Fachgebiet hat. Da kommen Themen zur Sprache, die der andere, wenn überhaupt, nur vom Hörensagen kennt. Langsam reift der Gedanke, diese umfassenden Kenntnisse doch auch anderen bodenlegenden Zeitgenossen zugänglich zu machen. Was wäre da besser geeignet als ein umfassendes, aber kurz gefasstes Nachschlagewerk?

Aribert Arbeiter und Dr. Norbert Arnold haben diese schwierige Aufgabenstellung eindrucksvoll umgesetzt. Mit verständlichen und klaren Worten werden nahezu alle Begriffe und Fragestellungen zum Thema Fußbodentechnik und Teppichböden erklärt und beantwortet. Die meisten, selbst besonders engagierte Bodenleger und Sachverständige, wissen in der Regel nicht, wie komplex und technisch anspruchsvoll Teppichböden hergestellt werden, welches technologische Wissen dahinter steht.

Aribert Arbeiter hat insbesondere den fachlich nicht einfachen Teil der Teppichbodenherstellung mit besonderer Genauigkeit dargestellt. Gleiches gilt für die entscheidenden Tipps zur Verlegung, auch Fragen zu Reinigung- und Unterhaltskosten werden anschaulich beantwortet. Natürlich muss ein Bodenleger oder Sachverständiger nicht alle Fachbegriffe kennen, aber jetzt weiß er, wo es steht und wo man es nachlesen kann.

Wie würde die Verlegung eines Teppichbodens ohne Produkte der Werkstoffhersteller funktionieren? Gar nicht! Diese Materialien sind äußerst wichtige Komponenten und Werkstoffe, ohne die eine dauerhaft schadensfreie Verlegung eines Bodenbelages gar nicht möglich ist. Hierzu ist neben den eigentlichen Produktkenntnissen auch ein umfangreiches Wissen über die technischen und physikalischen Randbedingungen bei einer Verlegung vonnöten.

Diesem vielschichtigen Thema widmet sich Dr. Norbert Arnold praxisgerecht in seiner gewohnt anschaulichen Art und Weise.

Erst durch ein enges Zusammenspiel von Verlegewerkstoffen und Teppichboden, verlegt durch einen kundigen Bodenleger, entsteht ein perfektes Produkt.

Aus meiner Sicht ist dieses Kompendium ein längst überfälliges Nachschlagewerk, das bei keinem im Bücherregal fehlen sollte, der sich mit Fußböden beschäftigt.

Manfred Krapp

von der Handwerkskammer Düsseldorf für das Bodenlegergewerbe

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Geleitwort

1. Teppichboden kontra Glattboden – ein Überblick

1.1. Einführung

1.2. Teppichboden – ein hochwertiges Produkt

1.3. Negatives Image

1.4. Teppichboden oder Glattboden – wer kann was besser?

1.5. Vielseitigkeit ist Standard

1.6. Kampf dem bösen Mikrokosmos

1.7. Entsorgung von Teppichböden

1.8. Belastung

1.9. Reinigungsaufwand

1.10. Nutzung

1.11. Die Vor- und Nachteile auf einen Blick

1.12. Vorurteile

2. Faser- und Garntechnik

2.1. Textile Rohstoffe

2.2. Teppichbodenfaser-Verarbeitung

3. Herstellungsverfahren

3.1. Webverfahren

3.2. Wirken

3.3. Klebepoltechnik

3.4. Tuftingverfahren

3.5. Oberflächengestaltung

3.6. Weben, Tuften oder Nadeln

3.7. Farbe und Färben

3.8. Rückenbeschichtung

3.9. Schwerbeschichtung

4. Emissionen und Gerüche aus textilen Bodenbelägen

5. Feinstaub

6. Allergie

7. Brandverhalten

8. Elektrostatik

8.1. Antielektrostatik

8.2. Ableitfähigkeit

 

8.3. Ableitungsgeschwindigkeit

8.4. Leitfähige Sicherheitsschuhe

9. Schall

9.1. Schallschutz

9.2. Trittschall

10. Licht

11. Echtheit

12. (Stuhl-)Rollen-Eignung

13. Druckstellen

13.1. Vor der Nutzung

13.2. Während der Nutzung

14. Pilling und Fuzzing

15. Shading und Verlammung

15.1. Shading

15.2. Verlammung

16. Auf den Schnitt kommt es an! Optimal verlegen

16.1. Fehlende Fachkompetenz und Fortbildung

16.2. Aufmaß

17. Feuchtigkeit im Bau

17.1. Vermeidung von Verlegeschäden

17.2. Taupunkt-Bestimmung

18. Estriche

19. Vorbereitung des Unterbodens

19.1. Grundierungen

19.2. Spachtelmassen

20. Befestigungsarten

20.1. Lose

20.2. Band

20.3. Trockenkleben

20.4. Selbstliegende Unterlage

20.5. Anti-Rutsch-Beschichtung/Anti-Slip

20.6. Fixieren

20.7. Haften

20.8. Kleben

20.9. Kontaktkleben

21. Smoothedge-Spannen

21.1. Verlegevorbereitung

21.2. Verlegevorgang

21.3. Konfektionieren

21.4. Kleben oder Spannen

21.5. Zeitliche Entwicklung

21.6. Lebensdauer

21.7. Vorarbeiten und Vorbereitungsdauer

21.8. Entfernung und Neuverlegung

21.9. Verarbeitung und Gewährleistung

21.10. Reinigung

21.11. Eignung

21.12. Markt

21.13. Was sollte beachtet werden?

22. Kleben

22.1. Problemstellung

22.2. Rezepturen

22.3. Zahnungen

23. Verlege-Vorbereitung

23.1. Klimatische Bedingungen

23.2. Fertigungsrichtung

23.3. Verlegerichtung

24. Verlegevorgang

24.1. System „O“ – wie „optimal“

24.2. Rapportdifferenzen

24.3. Schneiden

24.4. Kopfnähte

24.5. Treppeneignung

24.6. Hinweise für den Auftraggeber

25. Schmutz als Ursache

25.1. Grausam, aber wahr!

25.2. Farben und Muster

25.3. Kosten

26. Vorbeugende Maßnahmen

26.1. Unterhaltsreinigung

26.2. Reinigungsintervall

26.3. Fleckenentfernung (Detachur)

26.4. Reinigungsmittel

26.5. Reinigungsablauf

27. Reinigungsmethoden

27.1. Trocken-Reinigung

27.2. Halbnass-Reinigung

27.3. Nass-Reinigung

27.4. Weitere Reinigungsverfahren

28. Imprägnierung

29. Beispiele für Maschinen-Typen

30. Staubablagerungen

30.1. Sockelleisten

30.2. Türübergänge

31. Recycling und Entsorgung von Teppichboden

32. Kostenkalkulation – Teppichboden kontra Glattboden

33. Sachverständigenauswahl

34. Ausschreibungsunterlagen

Die Autoren

Stichwortverzeichnis

1. Teppichboden kontra Glattboden – ein Überblick

1.1 Einführung

Der Mensch sieht sich nahezu rund um die Uhr einer ständigen Geräuschkulisse ausgesetzt. Ob Gespräche, Einkaufsgetümmel, Radio, Fernsehen, Arbeitsgeräte bzw. -maschinen und Motoren, Straßenverkehr usw. – fast immer und überall werden wir mit Lärm konfrontiert. Die Welt ist laut und scheint immer noch lauter zu werden. Und das, obwohl Lärm eindeutig als krank machend entlarvt ist.

Allergien scheinen sich unaufhaltsam zu einer Geißel der Menschen zu etablieren. Immer öfter und vielfältiger zeigen sich die menschlichen Überreaktionen auf diverse Stoffe. Die unterschiedlichsten Substanzen, von denen vor einigen Jahren nicht einmal angenommen wurde, dass der Mensch überhaupt auf sie reagiert, gelten inzwischen als Allergene. Unser Immunsystem wird empfindlicher – der menschliche Körper reagiert höchst sensibel auf seine Umwelt.

1.2 Teppichboden – ein hochwertiges Produkt

Geradezu eine Insel der Ruhe und Behaglichkeit bildet dagegen ein Raum, der mit Teppichboden ausgelegt ist. Allerdings handelt es sich bei dem Produkt Teppichboden nicht um eine x-beliebige Auslegware. Also nicht um ein Produkt, das die weit verbreitet schlechte Meinung über den Teppichboden geprägt hat. Nicht um ein textiles Produkt, das in vielen Fällen vom Handel als Teppichboden angeboten wird, obwohl bis auf die optische Ähnlichkeit eigentlich nichts darauf hinweist, dass es sich überhaupt um einen Bodenbelag handelt.

Hier ist die Rede von einem hochwertigen Produkt, versehen mit allen möglichen Auszeichnungen und Ehrenzeichen. Teppichboden ist grundsätzlich ein Produkt, das aus erstklassigen Rohmaterialien hergestellt und dessen Nutzschicht aus hochwertigen, extrem belastbaren Garnen produziert wurde. Ein Produkt, das bezüglich seiner Auslobung bzw. seines angedachten, geplanten Einsatzgebietes jeden gewünschten Eignungstest problemlos besteht. Hier setzen wir uns vergleichsweise mit dem „dichten, moosbedeckten, weichen Waldboden“ auseinander und nicht mit einem „harten, offenen Stoppelfeld“.

In Unwissenheit darüber, dass zwischen den textilen Bodenbelagsqualitäten enorme Güteunterschiede existieren, wurden vielfach die eher niedrigen bis durchschnittlichen Qualitätsstufen zur Meinungsbildung herangezogen. Deren Widerstandsvermögen gegen äußere Einflüsse war selbstverständlich in allen Belangen extrem begrenzt. Demnach kam es geradezu zwangsweise zu Fehlurteilen und Falschaussagen.

Jahrzehntelang mit negativ behafteten Unterstellungen und falschen Darstellungen diffamiert, hat der Teppichboden in unserer Einrichtungswelt einen enorm schweren Stand. Die vielen positiven Seiten dieser Produktgruppe werden kaum noch wahrgenommen, während man sich dem wenigen Negativen überdurchschnittlich intensiv widmet.

So steht der Teppichboden häufig in der Schusslinie negativer Kritik. Ihm lastet man die Vermehrung von Bakterien an, die daraus resultierenden Infektionen, die Existenz der Hausstaubmilbe, unangenehme und giftige Ausdünstungen und vieles andere mehr.

Obwohl das Gegenteil durch viele Tests bewiesen wurde und ständig durch weitere Prüfungen bestätigt wird, ist es der Teppichbodenindustrie bis heute trotzdem nicht gelungen, dieses schlechte Image in der Bevölkerung zu korrigieren.

Aufgrund langjähriger praktischer Untersuchungen von Glatt- und Textilböden, bei denen der Teppichboden hervorragend abschnitt, werden in den USA, Großbritannien und in Deutschland sogar Krankenhäuser mit diesem „Tausendsassa der Bodenbeläge“ ausgelegt.

Während es die Fachpresse selbstverständlich besser weiß und sich auch so verhält, verunsichern Rundfunk und Fernsehen sowie die Boulevard-Presse, mitunter wider besseren Wissens, weiterhin ihre Konsumenten mit Unterstellungen wie „Teppichboden ist unhygienisch, lässt sich schwer pflegen und reinigen, löst Allergien aus, ist schadstoffhaltig …“.

 

Schlechte Nachrichten verkaufen sich nun mal besser als gute. Wenn sie denn wahr wären, hätten sie ihre uneingeschränkte Berechtigung. Aber speziell die Teppichboden-Branche hat in der Vergangenheit viel Initiative entwickelt, um dem Verbraucher selbst unter extremen Bewertungskriterien ein einwandfreies Bodenbelagsprodukt anbieten zu können.

1.3 Negatives Image

Eines der größten Probleme ist, dass es die Teppichboden-Industrie in all den vielen Jahrzehnten ihres Bestehens nicht geschafft hat, ihrem Produkt eine grundsolide positive Stellung zu verschaffen. So wird auch nach über hundert Jahren – auch von den Herstellern selbst – ein Teppichboden vielfach als Teppich bezeichnet, obwohl es sich dabei um zwei völlig unterschiedliche Produkte handelt.

Ein Teppich ist ein in seiner Vermaßung feststehendes Produkt, das mit einem gewissen Abstand zu den Zimmerwänden lose in einem Raum liegt und beschädigt wird, sobald man hineinschneidet. Ein Teppichboden hingegen liegt von Wand zu Wand und muss im Regelfall beschnitten werden.

Anders als z. B. die Autoindustrie, die ihre Produkte „ins rechte Licht“ rückt, stellt die Teppichbodenindustrie nahezu ausnahmslos ein anonymes Produkt her.

„Niemand“ weiß, wie es hergestellt wird, „niemand“ erkennt die Unterschiede, „niemand“ identifiziert sich mit diesem Produkt, „niemand“ erkennt einen speziellen Teppichboden, wenn er ihn sieht – mitunter nicht einmal der Hersteller selbst. Teppichboden ist ein austauschbares Produkt.

1.4 Teppichboden oder Glattboden – wer kann was besser?

Nimmt man sich einmal wirklich Zeit, um über den „richtigen“ Bodenbelag so objektiv wie möglich nachzudenken, wird man sich zwangsläufig sowohl mit den Vor- als auch mit den Nachteilen jeder Bodenbelagsart beschäftigen. Nichts ist perfekt. Daher lautet in diesem Fall die entscheidende Frage: Was kann ein Teppichboden im Verhältnis zu anderen Bodenbelagsarten schlechter, und was kann er besser?

Einer der wenigen unangenehmen Punkte ist, dass eine Fleckenbehandlung (Detachur) bei Teppichböden relativ aufwendig ist. Die Wischfähigkeit ist bei Teppichböden extrem eingeschränkt. Flecken lassen sich nicht einfach wegwischen wie bei Glattböden. Eine Detachur lässt sich demnach nicht einfach durch Wischen durchführen, sondern je nach Größe der Verschmutzung mit Tupfbewegungen bis hin zum Maschineneinsatz. Allerdings sind mehr als 80 % der herkömmlichen Verunreinigungen wasserlöslich.

Auch der Rollwiderstand ist auf Teppichböden eindeutig höher. Es kann von einer doppelten Kraftanstrengung ausgegangen werden. Diesem Umstand kann man allerdings mit vergrößerten Rädern entgegenwirken.

Auch Tanzen lässt sich auf einem Parkettboden sicherlich besser – mit den richtigen Schuhsohlen, versteht sich.

Damit sind die wirklichen Nachteile bereits aufgeführt. Alle weiteren Kritikpunkte sind unzutreffend, wie die nachfolgenden Ausführungen belegen werden.

1.5 Vielseitigkeit ist Standard

Teppichböden haben sich seit Jahrzehnten bewährt, denn sie schaffen eine komfortable, stilvolle Atmosphäre, bieten ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ein Höchstmaß an Sicherheit.

Spätestens seit Einführung der GUT (Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden) in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wird Teppichboden umweltschonend hergestellt. Die Teppichboden-Industrie war über viele Jahre sogar die einzige Bodenbelags-Branche, die ihre Produkte freiwillig von einem unabhängigen Institut testen ließ. Dabei waren von der GUT vorgegebene Belastungsgrenzen während der Produktion und später im fertigen Produkt immer sehr viel schärfer und enger gefasst, als es die gesetzlichen Bedingungen vorgaben.

Bereits bei der Anschaffung macht der Teppichboden einen guten Eindruck. Zwar ist der Preis – je nach Güte der Produkte – nicht unbedingt niedriger als der eines Glattbodens. Aber durch den Umstand, dass keine Hohlkehlleisten-Konstruktion gefertigt werden muss, wird im Objekt bereits Geld eingespart.

Die Kosten für die Unterhaltsreinigung bei Teppichböden (Bürststaubsaugen) sind eindeutig niedriger als bei Glattböden, die nass gereinigt und/​oder gebohnert und poliert werden müssen. Durch Zentralreinigungssysteme und Intervall-Reinigungen können diese Kosten nochmals zum Teil erheblich niedriger ausfallen. Aufgrund der schwieriger durchzuführenden Detachur ist allerdings auf ein Jahr gerechnet eher eine unentschiedene Kostensituation üblich.

Dabei ist Teppichboden verlegefreundlich. Er ist flexibel und nicht so störrisch und sperrig wie die Mehrzahl der Glattböden. Es müssen keine Fugen verleimt, gefüllt oder verschweißt werden. Eine Verlegung ist also eindeutig einfacher und schneller durchzuführen. Die Räume sind entsprechend früher nutzbar.

Der Kreativität bei der Herstellung von Teppichboden sind keine Grenzen gesetzt. Neben einer schier unbegrenzten Farbauswahl steht dem Interessenten eine unvergleichliche Dessinierungsvielfalt zur Verfügung. Individuelle Gestaltung kann ohne Weiteres mit eleganter Optik einhergehen. Kein anderer Bodenbelag ist in seiner Gestaltungsmöglichkeit so flexibel wie der Teppichboden.

Überdies ist er wohnlich. Die Eigenschaft, dem Körper nur sehr langsam Wärme entziehen zu können, unterstützt den wohnlichen Charakter von Teppichboden erheblich. Gleichzeitig ist er hautsympathisch und fußwarm. Erleben kann man das vor allem dann, wenn man einen Teppichboden mit bloßen Füßen betritt. Das Gefühl von Wärme bleibt bestehen, während es auf Glattboden nur für einen kaum erlebbaren, extrem kurzen Augenblick vorherrscht.

Ausschließlich Teppichboden ermöglicht bei seinem langen Lebenszyklus durch Wärmedämmung eine hohe Energieeinsparung. Groß angelegte Testserien haben gezeigt, dass es das Wärmeempfinden von Personen zulässt, in mit Teppichboden ausgelegten Räumen die Raumtemperatur um mehr als 2 °C zu reduzieren, ohne das Wohlbefinden zu stören. Das wiederum hat eine etwa zwölfprozentige Energiekostensenkung zur Folge.

Hochwertiger Teppichboden ist ein trittelastisches Bauteil mit hohem orthopädischem Wert. Er ist weich und behaglich. Teppichboden bietet hohen textilen Gehkomfort und ist darum gelenkschonend. Die Rutschsicherheit auf Teppichboden ist besonders in Pflegeheimen und Krankenhäusern von großer Bedeutung. Sollte auf Teppichboden eine Person zu Fall kommen, sind die Verletzungen, die dabei entstehen, im Gegensatz zu Glattböden wesentlich geringer und weniger schmerzhaft.

Nicht nur gutes Wiedererholvermögen und die daraus resultierende lange Lebensdauer sind positive Eigenschaften. Auch die Zusatzeignungen wie Treppen- und Stuhlrolleneignung garantieren starke Strapazierfähigkeit. Und dank seiner antistatischen Ausrüstung lädt sich der Benutzer durch Berührung mit Teppichboden nicht statisch auf.

Glattböden, z. B. aus Polyvinylchlorid (PVC) oder Linoleum, sind ohne speziellen federnden Unterbau nicht trittelastisch. Dadurch wirken sie recht unwohnlich. Aufgrund ihrer harten, glatten Oberfläche sind sie kaum in der Lage, Schall, der z. B. durch Begehen entsteht, zu absorbieren. So werden angrenzende Arbeits-, Behandlungs-, Ruhe- und Aufenthaltsräume von diesem Lärm nicht verschont, obwohl dort Ruhe eventuell dringend benötigt wird.

Eine der positivsten Eigenschaften von Teppichböden ist deren schalldämmende Wirkung. Nachhallzeiten werden auf einen Bruchteil reduziert. Durch die extrem hohe Trittschalldämmung und die daraus resultierende Verminderung des Geräuschpegels ist Teppichboden Stress mindernd und demnach nervenschonend. Kein anderer Bodenbelag weist bessere Schallabsorptionswerte auf als Teppichboden.

Während Teppichboden ohne Weiteres eine 20- bis 25-dB-Dämmung vorweisen kann, ist Glattboden im Vergleich dazu nur in der Lage, max. 15 dB zu erreichen. Dabei bedeutet eine Differenz von 10 dB eine subjektive Halbierung bzw. Verdoppelung des Lärmpegels.

Beispiel:


Schallmessung: 10 dB 20 dB 30 dB
Schallempfinden: halb so laut normale Lautstärke im Raum doppelt so laut

So tragen Teppichböden vor allem aufgrund dieser Vorzüge wesentlich zum Wohlbefinden und zum besseren Arbeitsklima bei. Unter anderem wird dadurch nachweislich der Genesungsvorgang von kranken Personen beschleunigt.

Nebenbei bemerkt fallen auf einem glatten, glänzenden Material Unebenheiten und Schmutz sofort auf. Genauso verhält es sich auch in den Krankenhäusern. Lange, teilweise sehr wellige bzw. beulige Flure, die mit Glattbelag ausgestattet sind, wirken nicht sehr einladend. Im Regelfall sind Teppichböden in der Lage, solche Unebenheiten weitestgehend zu kaschieren. Dadurch wird ohne Zusatzaufwand ein wohnliches Ambiente erzielt.