Unsere Gleichgültigkeit ist das Todesurteil anderer

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Unsere Gleichgültigkeit ist das Todesurteil anderer
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Unsere Gleichgültigkeit ist das Todesurteil anderer

1  Copyright

2  Gleichgültigkeit und Passivität

3  Empört Euch!

4  Unmündigkeit

5  Was unmündige Menschen ausmacht

6  Bildet Euch!

7  Umgang mit Medien

8  Wie das Propaganda-System funktioniert

9  Propaganda-Methoden

10  Machtstreben und Unterdrückung

11  Imperialismus und Einflussbereiche

12  Verschwörungstheorien

13  Grundlagen der Geopolitik

14  Die Schwachstelle der Unterdrücker

15  Souveränität contra Globalisierung

16  Wie Machtausübung funktioniert

17  Volkserziehung

18  Postautoritarismus

19  Die 5 Säulen internationaler Macht

20  Regimewechsel

21  8 Methoden der Massenmanipulation

22  Wehrt Euch!

23  Urteilsbildung

24  Diskussionen

25  Überzeugen

„Anton Jaru“ ist ein Pseudonym. Meine wahre Identität möchte ich schützen, darum bitte ich um Verständnis. Es soll ausschließlich um den Inhalt gehen. Fragen, Lob und Kritik können an folgende E-Mail-Adresse geschickt werden: antonjaru@web.de.

1. Auflage 2017

Copyright © 2017 Anton Jaru

Alle Rechte vorbehalten

1. Gleichgültigkeit und Passivität

„Wir schauen nur noch, aber wir sehen nicht.“

Andrej Tarkowski

Millionen Kriegstote seit Ende des Zweiten Weltkrieges, Dutzende bewaffnete Konflikte noch heute, 60 Millionen Menschen auf der Flucht, 800 Millionen an Hunger leidende Menschen, Chaos, Umweltzerstörung, Ausbeutung (Stand 2015). Und die Welt schaut zu. Gleichgültigkeit ist der Tumor, der die Menschheit durchsetzt und die Welt letztlich zu diesem riesigen Trümmerhaufen macht. Die Folgen der kollektiven Gleichgültigkeit sind genauso verheerend wie die der schlimmsten staatlich geführten Kriege, denn Gleichgültigkeit ermöglicht erst flächendeckende Gewalt. Die Gleichgültigen sind die Stütze derjenigen, die Menschen als bloße Schachfiguren betrachten und sie im Sinne eigener Interessen bewegen und opfern wollen. Die Machtelite kann schließlich nur das tun, was die Massen ihr erlauben.

Wir werden täglich mit Negativmeldungen aus allen Kanälen bombardiert; Krieg und Leid sind für uns der Normalzustand, wir kennen es gar nicht anders. Krieg lässt uns kalt, zumindest solange er nicht vor unserer Haustür stattfindet. Was kümmert uns schon der Krieg im Irak oder in Syrien? Das ist doch nicht unser Problem und ohnehin sind Krieg und Leid unveränderbare Konstanten, die sich durch die Menschheitsgeschichte ziehen. Die Wahrheit ist: Wir sind abgestumpft, gleichgültig, ignorant und versuchen das mit unserem Gewissen zu vereinbaren, indem wir Ausreden zum Nichtstun finden und die Probleme verdrängen. Dabei überlassen wir Menschen ihrem Schicksal und vergessen, dass wir alle im selben Boot sitzen. Wir haben nur die eine Erde und diese eine Menschheit, doch wir lassen alles von einer kleinen, globalen Machtelite missbrauchen. In einer schwierigen Lage würden wohl alle Hilfe von anderen erwarten, wieso aber hilft kaum jemand selbst? Wenn jeder nach dem einfachen Grundsatz leben würde, so zu handeln, wie man selbst es von anderen erwartet, sähe die Welt schon ganz anders aus. Wir haben die heutigen Probleme möglich gemacht, wir können sie auch lösen.

Wie sieht der typische gleichgültige Mensch eigentlich aus? Der gleichgültige Mensch befasst sich nicht ernsthaft mit politischen Themen und stellt sich die Frage, was richtig und was falsch ist, gar nicht erst. Denken ist anstrengend und man selber hat schon genug Probleme, wieso sich noch mit fremden Problemen belasten? Der Gleichgültige befasst sich nur mit dem, was ihn persönlich interessiert oder betrifft. Alles andere zieht diffus an ihm vorbei - und doch bleibt einiges im Bewusstsein haften. Die vorgefassten Meinungen und Informationen der Medien und des persönlichen Umfelds infiltrieren langsam und unbemerkt das völlig beschränkte Weltbild des Gleichgültigen. Diese werden für gewöhnlich nicht hinterfragt und beurteilt werden können sie aufgrund fehlenden Wissens ohnehin nicht. So denken im Grunde andere Menschen für ihn - Demagogen haben ein leichtes Spiel. Das ist der heutige Durchschnittsmensch. Ein Todesurteil für jede Demokratie (= Volksherrschaft), denn diese setzen einen wissenden, mündigen Bürger voraus. Wie soll ein Volk, das nur die eigenen belanglosen Bedürfnisse im Kopf hat, regieren, wenn es gar nicht regieren will?

Der gute Wille allein reicht natürlich nicht aus. Das Volk muss handeln, um etwas zu verändern. Sicherlich hat sich jeder einmal gefragt, warum es denn so viel Leid auf der Welt gibt. Die Antwort ist ganz simpel: weil nichts dagegen getan wird aufgrund der Gleichgültigkeit. „Wenn wir uns nicht um die Politik kümmern, kümmert sich die Politik um uns“, sagte der damalige Adenauer-Berater Robert Pferdmenges sehr treffend. Wir haben in Deutschland immerhin einige Millionen von politisch gebildeten Menschen, die zwar Wissen haben, das aber weitgehend ungenutzt lassen. Und hier bleibt viel Potenzial liegen. Passivität, oft ein Resultat von Gleichgültigkeit, ist ebenfalls tödlich und sollte genauso bekämpfen werden wie die eigentliche Gleichgültigkeit. In den letzten Jahren hat ein weiteres Problem an Bedeutung gewonnen: Defätismus. Die Politikverdrossenheit vieler ist nachvollziehbar, absolut, aber passives Koexistieren mit der Politik kann keine Lösung sein und schadet letzten Endes nur uns selbst. Alles Wissen und Empörung der Welt führt zu nichts, wenn nicht gehandelt wird. Wer nicht kämpft, hat bekanntlich schon verloren. Auf den ersten Blick kann unser Kampf wie der zwischen David und Goliath aussehen - und das ist er auch. Bloß wird er aus einem falschen Blickwinkel betrachtet. „Die da oben“ scheinen übermächtig zu sein mit ihren finanziellen, wirtschaftlichen, militärischen, geheimdienstlichen, medialen und sonstigen Mitteln, doch sie sind nur einige wenige. Was nutzen ihnen die ganzen Mittel, wenn sich Millionen Menschen vor sie stellen und sagen: „Stopp, so nicht!“? Wir sind Goliath. Wir müssen uns „nur“ unserer schlummernden Kraft bewusst werden und einige Millionen Menschen für den zivilen Widerstand mobilisieren - durch gemeinsame Aufklärungsarbeit können wir das erreichen.

Bevor daraus falsche Schlüsse gezogen werden, möchte ich mit einem Irrglauben aufräumen. Ich meine den Glauben, die Machthaber seien das Problem, und dieser Glaube hindert die wenigen engagierten Bürger schon seit Jahrhunderten an nachhaltigen Veränderungen. In der Geschichte kommen Umstürze und Revolutionen aufgrund dieses Irrglaubens immer wieder vor, die Versprechen davon konnten aber noch nie wirklich erfüllt werden. Natürlich nicht, Politik - die Kunst der Staatsführung - bedeutet vor allem die Durchsetzung von Machtinteressen. Politik ist ein ständiger Machtkampf, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Das menschliche Streben nach Macht eben. Regierungen oder Revolutionären zu vertrauen, ist wie der Glaube, ein Zauberer komme ohne Tricks aus. Insgeheim hoffen wir alle trotzdem auf einen Messias, der uns ins Paradies führt. Das wird nie passieren. Alle Revolutionen wurden missbraucht und alte Machtmenschen wurden durch neue ersetzt. Die Mächtigen sind, waren und werden immer gleich bleiben, wir können leider nichts daran ändern. Es bleibt nur eins: Wenn die Machthaber sich nicht ändern können, müssen wir uns ändern. Die Welt verbessern, indem wir uns selbst ändern, so lautet die Zauberformel. Unser Denken und Tun sind das Einzige, was wir unter voller Kontrolle haben. Zugegeben, eine so tiefgreifende Veränderung zu erreichen ist eine Mammutaufgabe, aber doch möglich und unsere einzige Chance. Die Massen sind wie Kinder, man muss ihnen nur den Weg weisen und sie gehen ihn. Revolutionen sind gescheitert, wir brauchen eine intellektuelle Evolution der Völker. Nachhaltig besser wird es erst, wenn wir endlich Verantwortung übernehmen. Wie bereits erwähnt, können die Machthaber nur das tun, was wir ihnen erlauben, und so sollten wir uns nicht mehr von oben herab regieren lassen, sondern selbst regieren.

 

Der Mensch ist egoistisch veranlagt, doch mit einer Portion Empathie und Ratio kann er dem entgegenwirken und seiner moralischen Pflicht nachkommen. Zuerst aber müssen wir eine Sensibilisierung für die Probleme dieser Welt vorantreiben. Allerdings sollte dies auf Verstandesebene geschehen, weil Emotionen keinen Bestand haben; ist die Wut oder das Mitleid verflogen, dann war es das. Nur der Verstand ermöglicht systematisches Vorgehen mit Bestand. Langfristig gesehen sollte sich jeder genauestens darüber im Klaren sein, warum Gleichgültigkeit so gefährlich ist, also welche Folgen sie hat, was für eine bessere Welt zu tun ist und wie diese Welt überhaupt funktioniert. Wissen und ein tiefes Verständnis von dem, was geschieht, sind stets wichtig für alle, die nicht gleichgültig sind. Ich hoffe, ich kann mit diesem Buch dabei helfen.

Noch ein paar allgemeine Worte zum Buch: Es ist kein wissenschaftlich-sachliches Buch, das sich an eine kleine Gruppe von Experten richtet, sondern ein subjektives, aber fundiertes, das sich an alle richtet. Hiermit möchte ich einen Beitrag zur politischen Bildung und zum politischen Verständnis aller leisten, ob Politikneuling oder Politikbegeisterter, gleichzeitig möchte ich auch nachvollziehbar meine persönlichen Standpunkte darlegen. Ferner soll dieses Buch zum Nachdenken und vor allem zum Handeln anregen, es geht mir um realen Widerstand und reale Veränderungen. Den ersten Schritt haben Sie bereits gemacht, denn: Aus Interesse wächst Empörung, aus Empörung wächst Widerstand und aus dem Widerstand kommen die Veränderungen.

Der ursprüngliche Grund, warum ich so ein Buch schreiben wollte, war einfach der, dass scheinbar kein vergleichbares Buch existiert. Zumindest keins, das meinen Vorstellungen ungefähr entspricht. Es gibt viele Bücher über konkrete Sachverhalte, aber kaum welche, die umfassend dem Grundverständnis von Politik, Medien und Gesellschaft dienen. Und so wird ständig an der Oberfläche gekratzt, anstatt in die Tiefe zu gehen. Das führt dazu, dass man vielen Menschen immer wieder neu aufkommende Sachverhalte erklären muss, weil sie nicht in der Lage sind, sie selbstständig zu verstehen. Diese Situation erinnert an einen Abhängigen, der ständig neuen Stoff braucht, um irgendwie zurechtzukommen. Ich wollte diesen aussichtslosen Kreislauf beenden und letztlich ist ein unkonventioneller Leitfaden für politische Bildung entstanden, der mit wichtigen persönlichen Voraussetzungen beginnt und mit konkreten Handlungsmöglichkeiten endet. Man könnte dieses Buch auch als Anleitung für angehende politische Aktivisten betrachten.

Worauf ich mit allem hinaus will: Entweder wir akzeptieren die Situation, so wie sie ist, oder wir ergreifen die Initiative für Veränderungen. Einer alleine wird nicht viel ausrichten können, zusammen können wir aber die ganze Welt auf den Kopf stellen. Politik geht uns alle etwas an und es liegt in unserer Verantwortung, sie zu ändern.

2. Empört Euch!

„Das Gleiche lässt uns in Ruhe; aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.“

Johann Wolfgang von Goethe

Die gleichgültige Haltung, die uns so lähmt, ist wie schon beschrieben das Grundübel der Welt. Das Gegenmittel dafür heißt Aufklärung, weil die Aufklärung Empörung provoziert. Die Empörung drückt den tiefen Wunsch nach Veränderungen aus; sie ist wie eine lodernde Flamme in uns, die zum Handeln antreibt und die nötige Energie für den Kampf um Veränderungen liefert. Sich zu empören bedeutet also, nicht gleichgültig zu sein; sich zu empören bedeutet, Probleme nicht zu ignorieren. Empörung kommt von ganz alleine auf, wenn man sich nur mit ernsten Themen auch ernst befasst.

Erst aus Empörung kann Widerstand und eine starke Zivilgesellschaft erwachsen, denn sie ist der Treibstoff für politisch aktive Menschen. Gründe dafür findet man mehr als genug: Ob Globalisierung, Nahostpolitik, Rüstungsexporte, Umweltpolitik oder das immer größer werdende Gefälle zwischen Arm und Reich - jeder kann ein Thema finden, das ihm wirklich am Herzen liegt und eine regelrecht leidenschaftliche Empörung erzeugt. Die freiwerdende Energie kann und muss für den zivilen Widerstand verwendet werden. Kanalisieren Sie alles, was sich in Ihnen angestaut hat, in Ihre Arbeit für eine bessere Welt.

Wer dagegen geistig nicht erregt ist, kommt gar nicht auf die Idee, zu handeln. Die Empörung gibt uns den nötigen Stoß, um politisch zu handeln, was letztendlich zu realen Veränderungen führen kann. Wer seine Empörung systematisch und zielgerichtet einsetzt, sozusagen instrumentalisiert, versetzt Berge. So ist die Empörung über bestehende Verhältnisse der Keim einer jeden Protest- bzw. Widerstandsbewegung weltweit. Egal ob die Geschwister Scholl, Martin Luther King oder Mahatma Gandhi - bei allen hat es ganz klein mit diesem Gefühl tiefer Unzufriedenheit begonnen. Sie alle entwickelten aus diesem Gefühl heraus eine Strategie, die sie konsequent bis zum Schluss verfolgten. Das ist das Entscheidende - das Emotionale muss mit rationalem Planen und Handeln verbunden werden, um zu reüssieren. Emotionen schwanken, sind unlogisch und kaum kontrollierbar, an verstandesmäßigen Überlegungen und Entscheidungen kann man dagegen festhalten. Da jeder Widerstandskampf seine Zeit braucht, ist konsequentes und langfristiges Arbeiten unerlässlich und die Empörung ist eine Stütze dabei, während der Verstand lenkt.

Ist die innere Flamme entfacht, können die Probleme angegangen und Lösungen erarbeitet werden. Was genau zu tun ist, klären wir am Ende des Buches.

Das Empören birgt allerdings einige Gefahren, auf die ich noch kurz eingehen möchte. Es kann großer Schaden angerichtet werden, wenn man die nachfolgend erläuterten Gefahren ignoriert.

Emotionalisierung

Die übermäßige Emotionalisierung ist wohl der verbreitetste Fehler. Sich zu empören bedeutet niemals, seinem Hass oder seiner Wut freien Lauf zu lassen. Emotionen, vor allem negative, führen nicht zu klugen Schlüssen oder Handlungen, sondern zu voreiligen. Je mehr Emotionen, desto weniger Vernunft. Nicht selten fallen Menschen trotzdem auf ihre eigene Psyche herein, besonders wenn sie schlimme Dinge wie Armut und Krieg sehen, oder wenn sie etwas persönlich betrifft, z. B. Lohnkürzungen. Das bedeutet häufig den Tod für rationales Denken und differenzierte Betrachtung. Es können aber auch emotionale Erfahrungen in der Vergangenheit sein. Jemand, der z. B. schlechte Erfahrungen mit einem Angehörigen einer Minderheit gemacht hat, wird wahrscheinlich eine eher negative Sicht auf die gesamte Minderheit haben. Doch unser Ziel ist es, vernünftig zu sein und der Wahrheit möglichst nahezukommen. Dafür muss man sich der eigenen Emotionen bewusst werden und sie für einen Moment ausschalten. Dann kann man nachdenken, die Fakten prüfen, andere Meinungen anhören, vergleichen etc. Ob die Emotionen berechtigt waren bzw. ob man vielleicht auf einer falschen Fährte war, wird sich so herausstellen (man muss aber kritisch mit sich selbst sein).

Emotionen haben auch viel mit den nächsten zwei Fehlern zu tun. Wir sollten hier deshalb besonders achtsam sein und besser zweimal nachdenken, uns aber niemals blind empören. „Kultiviertes Empören“.

Ursache und Wirkung

Ein fataler Fehler wäre es, seine Empörung auf ein falsches Ziel zu richten. Klingt banal, jedoch ist genau das ein enormes Problem von Protestbewegungen weltweit.

Oft beobachte ich, wie Menschen die Folgen bzw. Symptome eines Problems bekämpfen, weil sie die Ursachen nicht erkennen. Im Endeffekt führt dies zu nichts - das eigentliche Problem bleibt bestehen. Und das ist besonders schade, denn unter den ohnehin wenigen aktiven Bürgern, verschwenden viele ihre Zeit mit falschen Zielen. Nicht nur das, teilweise fügen sie Unschuldigen Schaden zu, bloß weil sie nicht mit kühlem Verstand etwas über die Sachlage nachgedacht haben. So ist die Verwechselung von Ursache und Wirkung u. a. auch eine Voraussetzung für „Teile und herrsche“: Hass richtet sich gegen einfache Menschen, die niemals das ursächliche Problem sind, während die tatsächlichen Machenschaften einiger weniger unbeachtet bleiben.

Empörung ist nur dann sinnvoll, wenn man die Ursachen bzw. die Hauptursache erkennt. Wegen oberflächlichen Denkens und fehlenden Hinterfragens ist es leider keine Seltenheit, diesen Fehler zu begehen. Deswegen sollte man immer mit einem kühlen Kopf die Lage analysieren, bevor man etwas Falsches tut, und sich einige Fragen stellen. Ein Beispiel: Kriegsflüchtlinge kommen nach Deutschland. Wer ist schuld - die Kriegstreiber oder die Flüchtlinge? Oder werden diese gar von dritten Mächten mit falschen Versprechungen angelockt? Solche Fragen muss man sich stellen, bevor man sich über den/die Falschen echauffiert. Es bringt nichts, an den Symptomen herumzudoktern - in dem Fall den Flüchtlingen - wenn die Ursachen bestehen bleiben und weiterhin Flüchtlinge wie am Fließband produziert werden.

Massenpsychologie

„Die Massen urteilen gar nicht oder falsch. Die Urteile, die die Massen annehmen, sind nur aufgedrängte, niemals geprüfte Urteile.“

Gustave Le Bon

Die sogenannte Massenpsychologie handelt von einem äußerst mächtigen sozialen Phänomen, das schon Hitler für sich ausnutzte, und kann sowohl für gut gemeinte als auch für bösartige Ziele genutzt werden. Es war der französische Soziologe Gustave Le Bon, der entdeckte, dass Menschenansammlungen eine eigene, von ihren Mitgliedern unabhängige Psychologie entwickeln können. Le Bon begründete 1895 mit seinem Buch Psychologie der Massen die Lehre von diesem Phänomen, wo er eine Art hypnotische Wirkung der Masse auf ihre Mitglieder beschreibt. Geschützt in der Anonymität der Menge geben sie ihre persönliche Verantwortung und ebenso ihre Individualität ab und gehen in der Menge auf. Sie entwickelt ein Eigenleben und verleitet ihre Mitglieder dann tendenziell zu irrationalem Handeln; eigenständiges Denken findet nicht mehr statt, es gibt nur noch Emotionen, die die Menschen leiten. Alle stehen dabei unter Strom. Die Massenmitglieder leben in einer oft hasserfüllten Art Blase, lassen keine vernünftigen Überlegungen mehr zu und blocken alle äußeren Einflüsse ab. Die Psychologie der Massen erklärt somit beispielsweise, warum sich Menschen diktatorischen Führern unterordnen, sie plötzlich unmoralisch handeln und jegliche Vernunft verlieren können, außerdem wie Revolutionen möglich werden. Bei einer solchen Masse kann es sich im Übrigen um alles Mögliche handeln, ob Schulklasse, Geschworenengericht, Mob oder Demonstranten. Die Wirkung der Massenpsychologie greift am besten, wenn so eine Masse aufgestachelt wird gegen jemanden, denn Hass ist die stärkste Emotion, die wir haben.

Dieses Phänomen zu kennen ist schon die halbe Miete, trotzdem kann sich damit jeder im wahrsten Sinne des Wortes anstecken. Es gilt, ruhig und sachlich zu bleiben und sich von der Masse zu distanzieren.

3. Unmündigkeit

Definition von Unmündigkeit nach Immanuel Kant: „Das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“

Mangelnde Mündigkeit ist ein klassisches Problem aller Nationen dieser Welt. Schädlich für die einen, nützlich für die anderen. Ein unmündiger Mensch macht sich fast zwangsläufig und unbewusst zu einem Komplizen des Establishments oder von jemand anders. Er denkt und tut nämlich das, was andere ihm vorgeben - Propaganda und Indoktrination leben davon. Das macht unsere Demokratie zu einer „gelenkten“ im wahrsten Sinne des Wortes. Verständlich, dass die Regierenden kein Interesse an einem mündigen Volk haben, eher an einem hörigen. Mir ist aus der Geschichte kein Beispiel eines mündigen Volkes bekannt, allerdings bin ich davon überzeugt, mit der richtigen Erziehung das Ziel eines weitgehend mündigen Volkes zu erreichen.

Kant war der Meinung, dass die Unmündigkeit von dem Menschen selbst geschaffen und mit Hilfe der Aufklärung zu besiegen sei. Der Grund für die Unmündigkeit der Völker ist wohl weniger eine zu niedrige Intelligenz, sondern anerzogenes konformistisch-unkritisches Denken. Es gibt schließlich unzählige intelligente Menschen und Intellektuelle, die nicht mündig sind, speziell in politischen Fragen; die Kunst des eigenständigen und kritischen Denkens muss somit erst erlernt werden. Man lehrt uns das Lesen, Schreiben und Rechnen, das Denken hingegen nicht. Da der Staat nichts daran ändern wird, müssen wir uns selbst im Geiste der Aufklärung zu mündigen Bürgern erziehen. Das erfordert aber die entsprechende Erkenntnis und auch den Willen, sich aus der geistigen Abhängigkeit zu befreien, die man uns auferlegte.