Wie das Leben zu zweit vielleicht besser gelingt

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Wie das Leben zu zweit vielleicht besser gelingt
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Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über https://portal.dnb.de/ abrufbar.

Impressum:

© Verlag Kern GmbH, Ilmenau

© Inhaltliche Rechte beim Autor

1. Auflage, April 2021

Autorin: Angelika Franzisi

Bildquelle: © Verena N. / PIXELIO

Layout/Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de

Lektorat: Heike Funke

Sprache: deutsch

ISBN: 978-3-95716-342-4

ISBN E-Book: 978-3-95716-360-8

www.verlag-kern.de

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Übersetzung, Entnahme von Abbildungen, Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, Speicherung in DV-Systemen oder auf elektronischen Datenträgern sowie die Bereitstellung der Inhalte im Internet oder anderen Kommunikationsträgern ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags auch bei nur auszugsweiser Verwendung strafbar.

Angelika Franzisi

Wie das Leben zu zweit vielleicht besser gelingt


Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Erwartungen.

Perfektionismus kontra Nonchalance.

Streit unter Freunden

Der Seitensprung.

„Narzissten“ unter sich – oder: Warum die Bewunderer so rar geworden sind

Wenn du nur so wärst wie ich.

Das „Auseinanderleben“.

Die gute Arbeitsteilung.

Symbiotische Beziehungen und Abhängigkeit vom Partner/von der Partnerin

Die Bedingung der Patchwork-Familie

Einwände und die Kommentare der Autorin

Thema: Erwartungen.

Thema: Perfektionismus – Nonchalance

Thema: Auseinandersetzung – Streit

Thema: Narzissten unter sich

Thema: Wenn du nur so wärst wie ich

Thema: Arbeitsteilung

Thema: Symbiotische Beziehung

Thema: Patchwork-Beziehung

Noch ein Wort zur Paartherapie

Vorwort

Da ich über viele Jahre Paare in ihren Schwierigkeiten im Umgang miteinander in meiner psychotherapeutischen Praxis begleiten durfte, erscheint es mir sinnvoll – trotz inzwischen vielfältiger Veröffentlichungen zu diesem Thema –, meine Erkenntnisse aus diesen Erfahrungen hier zusammengefasst wiederzugeben.

Ich habe immer sehr gerne mit Paaren gearbeitet (außer vielleicht in einigen wenigen Fällen), weil mir die Beziehung zueinander und die dabei auftretenden Schwierigkeiten schon immer sehr am Herzen lagen. Gerade in unseren engsten und intimsten Beziehungen stoßen sehr viele von uns auf Probleme, die jeden von uns in seinem persönlichen Sein und Wohlbefinden doch sehr beeinflussen und die aus meiner Sicht ganz entscheidend sind für unsere persönliche Weiterentwicklung.

Der Partner/die Partnerin, den/die wir weitgehend unbewusst anziehen, der/die unser Interesse so nachhaltig zu fesseln verstand und unsere Liebesgefühle beflügelte, hat sich über die Jahre immer mehr zur täglichen Herausforderung, manchmal zum Ärgernis, aber fast immer zum Konfliktpartner entwickelt. Wie konnte dies geschehen und warum ist das so?

Schon vor vielen Jahren habe ich dazu einmal die folgenden Zeilen verfasst:

Wer bist du? Und wo ist die Liebe geblieben?

Bist du wirklich noch der, den ich gewählt und geheiratet habe?

Bist du noch der, der einst auf fast magische Weise durch das Licht seines Seins

so leicht und so fraglos mein Herz berührte,

in dessen Gegenwart ich ein anderer war,

und das Leben mir plötzlich

freudvoll und heiter erschien?

Wer bist du? – Und wo ist die LIEBE geblieben?

Du bist mir vertraut –

und doch unheimlich fremd.

Wer bist du? – Und wo ist die LIEBE geblieben?

Bist du mein FEIND?

Oft hat es den Anschein –

und doch weiß ich, so kann es nicht sein.

Ich spüre die Bande, die meine Entfaltung begrenzen, und ich spüre das Band, das uns beide vereint. Wer bist du? – Und wo ist die LIEBE geblieben

Nach Jahren der Freude mit- und aneinander, oft nach der Geburt gemeinsamer Kinder, finden sich viele von uns in einer Beziehung wieder, die mehr durch ein meist frustrierendes alltägliches Nebeneinander als ein freudvolles und inspirierendes Miteinander geprägt ist.

Der Blick auf den Partner/die Partnerin, den wir dann haben, ist vielfach beeinflusst durch Gedanken und Fragen wie:

• Warum entsprichst du nicht oder nur so wenig meinen Erwartungen?

• Warum bist du nicht so wie ich? Dann wäre alles gut.

• Du warst doch früher anders. Was hat dich so verändert?

• Du gleichst so wenig dem Bild, das ich von dir habe.

• Warum sprechen wir nicht mehr wirklich miteinander? Siehst du mich überhaupt noch?

• Wir waren doch so verliebt und jetzt ist die Liebe abhandengekommen. Wie konnte das geschehen?

und viele Fragen mehr …

Zu all diesen Überlegungen gibt es einiges zu sagen und vielleicht auch einiges darüber zu lernen. Denn wir lernen in der Zeit unserer sonstigen Ausbildungen so wenig darüber, wie eine Beziehung zu anderen Menschen gelingen kann. Irgendwie wird – wohl gemeinschaftlich – vorausgesetzt, dass man dies einfach weiß, genauso übrigens wie das unterstützende Umgehen mit den eigenen Kindern.

Beziehung muss man scheinbar nicht lernen.

Beziehung kann man!

Dem möchte ich entschieden widersprechen.

Keiner von uns kann ohne weitere Anleitung und Unterstützung sinnvoll und zum Wohle aller Beteiligten in Beziehung leben.

Und dies betrifft Beziehungen ganz allgemein, denn überall treffen wir häufig auf Schwierigkeiten, wenn wir uns auf Menschen beziehen müssen oder wollen. Konflikte mit dem Chef oder den Kollegen sind mannigfach vorhanden und kosten uns so viel wertvolle Energie, die wir irgendwie sinnvoller nutzen könnten in unserem Leben. Konflikte mit den Schwiegereltern, mit den Nachbarn, mit vielen Bekannten und Freunden, mit Geschäftspartnern usw.

Wir haben gelernt, vielen dieser Konflikte irgendwie aus dem Wege zu gehen – meist, indem wir den Kontakt in abgesicherten Bahnen halten – in den alten Klischees, uns „bedeckt“ zu halten und nicht zu viel unserer wahren Gefühle und Gedanken zu offenbaren.

Im Grunde halten wir diese Kontakte, indem wir wirklichen menschlichen Kontakt vermeiden.

Am schlechtesten gelingt uns dies natürlich in unseren Partnerschaften und Ehen.

Lassen Sie mich noch ein Wort zu den folgenden Dialogen in diesem Buch sagen:

Alle Dialoge sind frei erfunden, wurden jedoch inspiriert von den tatsächlichen Problemen der Paare, die ich im Rahmen der Paartherapie in den letzten Jahren kennenlernen durfte.

Dem ein oder anderen mögen die Dialoge banal, klischeehaft oder überzogen erscheinen. Sie sind es nicht!

Genau so geht es im Alltagsleben der meisten von uns zu, mit genau jenen alltäglichen Themenbereichen, wie vermeintlich nicht erledigten „Pflichten“, mit Erwartungen, bildhaften Vorstellungen vom Partner/von der Partnerin, mit Distanzen und „Scharmützeln“ zwischen den Partnern bis hin zu unüberbrückbar erscheinenden, tiefen Kluften.

 

Da werden in der Regel nicht die großen, bewegenden Themen der Menschheit verhandelt, sondern es wird eher das tagtägliche Miteinander besprochen.

Für all jene, die sich in diesen Dialogen wiedererkennen, ist dieses Buch geschrieben, mit der Hoffnung, durch die ein oder andere Erklärung des Geschehens dem Leser/ der Leserin Einsichten zu vermitteln und irgendwie hilfreich zu sein.

Erwartungen

Heiner und Marlies – möglicher Dialog:


Heiner: Marlies, ich kann kein frisches Hemd im Schrank finden!
Wo sind die denn alle?
Marlies: Die werden noch in der Wäsche sein.
Heiner: Na, prima! Morgen ist doch das Meeting mit der Firmenleitung und da muss ich einigermaßen stilvoll aussehen!
Marlies: Ja, das ist doch kein Problem!
Da stecken wir halt ein paar Hemden in die Waschmaschine und hinterher in den Trockner!
Heiner: Okay! Hauptsache, ich habe morgen ein frisches Hemd! Du weißt doch, dass ich jeden Tag ein frisches Hemd brauche. Das ist doch nicht so schwer!
Marlies: Nun hör aber auf! Du kannst die Hemden ja auch selbst mal in die Waschmaschine stecken!
Heiner: Könnte ich, aber wir haben doch eine Arbeitsteilung! Du machst den Haushalt und ich sorge für das Geld!
Was hast du denn heute nur gemacht?
Marlies: Na ja, erst mal musste ich ein langes Telefonat mit Elfi führen. Die war völlig durch den Wind.
Sie hat nämlich gerade ihren Job verloren und war außer sich! Das kannst du dir vorstellen!
Und dann musste ich mich heute doch wegen der neuen Wandfarben für das Wohnzimmer entscheiden! Der Maler wollte jetzt endlich Bescheid wissen.
Heiner: Da verstehe ich den Maler aber auch!
Du machst jetzt aber schon eine gute Weile mit dieser Sache rum!
Warum dauert denn alles so lange bei dir?
Marlies: Das ist eine schwierige Entscheidung für mich!
Das braucht Zeit!
Heiner: Ja, wie scheinbar alles bei dir! Entscheide halt einfach oder ich entscheide. – Bei meiner Mutter ging das alles irgendwie viel schneller.
Überhaupt, was liegt denn hier alles herum! Denk dir nur, ich hätte überraschend jemanden aus der Firma mitgebracht.
Marlies: Na, dann bitte eine Vorankündigung! Das weißt du doch! Am Nachmittag war ich dann noch lange mit Paulchen auf dem Spielplatz. Er ist doch so gerne draußen und mit anderen Kindern zusammen!
Heiner: Ja, das ist ja sehr schön, aber irgendwie hast du den Haushalt nicht so recht im Griff. Das entspricht einfach nicht meinen Erwartungen!
Marlies: Ja, ja, bei deiner Mutter war alles viel besser, ich weiß! Ich bin aber nicht deine Mutter!
Heiner: Schon klar, aber in puncto Haushaltsführung wäre es manchmal nicht so schlecht!
Marlies: Du hättest eben Mama heiraten sollen!
Heiner: Auf jeden Fall wäre dann aufgeräumt und ein warmes Abendessen wäre dann auch auf dem Tisch!
Marlies: Heiner, ich finde, du übertreibst mal wieder!
Ich tue, was ich kann!

Es ist offensichtlich, dass Heiners Erwartungen an seine Frau bzw. an die Haushaltsführung seiner Frau nicht erfüllt werden. Dies wird bei diesem Paar ganz gewiss auch in Zukunft so sein, und allmählich wird es immer mehr Frustration auf beiden Seiten geben, die sich in immer heftigeren Streitereien und in dem Gefühl des Nicht-Verstehens und des Nicht-Verstanden-Werdens niederschlagen. Das Paar fängt an, sich voneinander zu entfernen, einander fremd zu werden.

Wie kann dies geschehen?

Wie sieht es denn aus mit Erwartungen und ihren Folgen in Beziehungen?

Haben Sie sich schon einmal bewusst gemacht, dass Erwartungen an den Partner/die Partnerin automatisch so etwas wie ein Gefälle in eine Beziehung bringen?


Einer ist gewissermaßen „Chef“ und erwartet von seinem „Untergebenen“ die Erfüllung der eigenen Erwartungen. So wie zwischen Eltern und Kindern: Die Eltern erwarten, dass die Kinder ihre Hausaufgaben erledigen, sich die Hände waschen, ihre Zähne putzen etc. Hier erscheint uns dies ganz normal und hier gehört es auch in gewissem Rahmen hin.

Zwischen Partnern, die einander auf gleicher Ebene begegnen wollen, ist dies jedoch ein schwer zu überwindendes Hindernis.


Mit der Erwartung an den Anderen in der Tasche werde ich gewissermaßen zum irgendwie Großen, der sich über den Kleinen stellt und von ihm etwas erwartet.

Ich werde zum Elternteil und wecke im Anderen seine früheren Strategien, mit diesen Erwartungen umzugehen: sei es Überhören, Vergessen, So-tun-als-ob, Aussitzen, Betrotzen etc.

Wir begegnen uns in der Folge dieser Erwartungen plötzlich nicht mehr als gleichberechtigte Partner, sondern – zumindest in diesem Aspekt der Beziehung – als Mama/Papa und Kind.

Schieflage der Beziehung

Das rächt sich! Denn der Partner/die Partnerin fühlt sich nicht nur nicht gesehen in seinem/ihrem Beitrag zum gemeinsamen Leben, er/sie fühlt sich auch ungerechtfertigt bestimmt vom Anderen im eigenen Tun und Sein! Bei den meisten von uns löst dies eine „Grundrevolution“ aus, die den Anderen immer mehr zum Feind werden lässt, der mich selbst daran hindern will, „mein Eigenes“ zu leben.

Möglicherweise erhebt sich in Ihnen schon ein gehöriger Widerspruch gegen diese Aussage meinerseits. Dies ist mir auch hin und wieder in meiner Praxis begegnet, denn zum einen ist die persönliche Struktur eines Menschen, der viele Erwartungen an den Anderen hat, geprägt von der eigenen Kindheitserfahrung, dass es im Leben immer Erwartungen von Anderen gibt, mit denen man umgehen muss – ganz zu schweigen von den inzwischen inneren Erwartungen unseres Über-Ichs an uns selbst –, und zum anderen verbindet sich damit auch oft ein manchmal unbewusster Machtanspruch über den Anderen, den wir oft nicht freiwillig aufgeben wollen.

„Ich erwarte von dir, dass …“ macht den Anderen irgendwie zu meinem Untergebenen.

Natürlich gibt es „Grunderwartungen“ oder Voraussetzungen in einer Beziehung, die gewissermaßen nicht verhandelbar sind, zum Beispiel, dass keine physische oder psychische Gewalt zwischen den Partnern/Partnerinnen stattfindet, dass beide einander ehrlich begegnen (dies ist leider nicht immer der Fall), dass beide sich verantwortlich fühlen für die gemeinsamen Kinder und so weiter. Diese Grunderwartungen markieren gewissermaßen die Grenzen für die Beziehung, die teils allgemein, teils individuell sind und die nicht überschritten werden dürfen, wenn die Beziehung Bestand haben soll.

Am wichtigsten erscheint es mir jedoch, dass beide Partner realisieren, dass es unabdingbar ist für das Gelingen der Beziehung auf Dauer und für eine gute Beziehung zueinander, dass eine Begegnung auf gleicher Ebene stattfindet!

Die Liebe zueinander zeigt sich vor allem darin, dass beide Partner den Entwicklungsraum des jeweils Anderen achten und mit Respekt behandeln.

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