Blinde Lust | Erotischer Roman

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Aus der Reihe: Erotik Romane
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Blinde Lust | Erotischer Roman
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Blinde Lust | Erotischer Roman

von Amy Walker

Amy Walker ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die mit der Veröffentlichung mehrerer Romane bereits erste schriftstellerische Erfolge feiern durfte. Mit „Geheime Begierde“ hat sie ihren ersten erotischen Roman verfasst. Leidenschaft, Sinnlichkeit und nackte Lust in Worte zu verpacken hat sie derart fasziniert, dass sie sich nächtelang nicht von ihrem Computer losreißen konnte. Seither schwirren ihr nicht nur die alltäglichen Pflichten rund um ihre Familie durch den Kopf, sondern verschiedenste erotische Szenerien, die sie alle noch niederschreiben will. Zwei Dinge sind ihr dabei besonders wichtig und in allen ihren Geschichten zu finden: viel Gefühl und ein Happy End!

Lektorat: Marie Gerlich

Originalausgabe

© 2017 by blue panther books, Hamburg

All rights reserved

Cover: Frau: © Svyatoslava Vladzimirska @ bigstockphoto.com Mann: © gstockstudio @ www.bigstockphoto.com

Umschlaggestaltung: MT Design

ISBN 9783862776917

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

»Ich brauche ganz dringend einen Job!«, verkünde ich Kelly, als ich mich am Montagmorgen im Stufensaal auf den freien Platz neben ihr fallen lasse. Seit wir vor vier Monaten vor unserer ersten Vorlesung an der USC – University of Southern California – ineinander hineingelaufen sind, weil wir beide spät waren, sind wir Freundinnen und sitzen eigentlich immer nebeneinander.

»Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Lara, und danke der Nachfrage – mein Wochenende war richtig toll«, antwortet Kelly sarkastisch. Bereits an ihrem Tonfall erkenne ich, dass sie schlechte Laune hat. Ich schätze, dass aus der geplanten Annäherung an ihren Schwarm Dean – Verbindungsbruder und Footballgott an der USC – wieder mal nichts geworden ist.

»Dean hat sich in der Bibliothek nicht blicken lassen?«, tippe ich ins Blaue. Dabei hat Kelly sich extra den ganzen Samstag freigehalten, um sich hinter den Bücherregalen der Universitätsbibliothek auf die Lauer legen und eine zufällige Begegnung inszenieren zu können.

»Nein, er ist nicht aufgetaucht. Wahrscheinlich hat er das schöne Wetter fürs Training genutzt«, meint sie brummig, schüttelt den Kopf und schenkt mir ein versöhnliches Lächeln. »Sorry, das verhagelt mir einfach die Laune. Jetzt aber zu dir ... Bedeutet es, was ich denke, dass du am Montagmorgen so gut gelaunt und tatkräftig zu Grundlagen des Medienrechts hereinplatzt?«

Ich nicke gewichtig. »Ja, Brian und ich haben uns getrennt.« Warum ich deshalb so gut drauf bin? Weil unsere Highschool-Dauerbeziehung schon länger ziemlich marode war und unser Plan, ihr mit dem eigenständigen Leben auf dem College in einer gemeinsamen Wohnung einen neuen Kick zu verpassen, nicht mal halb so gut aufgegangen ist, wie ich gehofft hatte. Letztendlich ist es eine Erleichterung, dass wir eine Schlusslinie gezogen haben – na gut, Brian hat sie gezogen. Aber das juckt mich nicht. Ein aufgeregtes Kribbeln macht sich in mir breit. Ich bin frei!

»Und warum willst du dir jetzt einen Job suchen? Ich dachte, ihr würdet die Wohnung auflösen und du würdest dich nach einer kleineren umsehen, wenn ihr euch trennt«, hakt Kelly nach. Die Bemerkung verpasst dem enthusiastischen Gefühl in mir einen kleinen Dämpfer. Das war der neue Plan gewesen, den ich für mich gefasst hatte, als ich daran zu zweifeln begann, dass das mit dem alten was wird.

Ich hole meinen Ordner aus der Tasche und knalle ihn auf den Tisch. Ich hatte alles bereits durchdacht, und dann macht Brian mir alles zunichte ... Allein schon darüber nachzudenken, macht mich wütend. »Ich habe meine Pläne kurzfristig ein wenig geändert«, murre ich und ramme meinen Bleistift in den Spitzer. »Brian hat sich anscheinend Hals über Kopf in irgendeine Tussi von hier verknallt. Das ist mir schnuppe, aber er bildet sich doch tatsächlich ein, dass ich ihm die Wohnung überlasse, damit sie sofort bei ihm einziehen kann!« Dass er gedenkt, sein Leben wie bisher weiterzuführen und meine Wenigkeit einfach durch eine andere Frau ersetzen will, wurmt mich. Ich bin bestimmt nicht eingebildet, aber ich bin toll und durch niemanden ersetzbar!

»Autsch!« Kelly verzieht den Mund und schenkt mir einen mitleidigen Blick. Die Spitze meines Bleistiftes bricht ab, weil ich in meinem Ärger viel zu heftig vorgegangen bin. Ich werfe Stift und Spitzer auf den Tisch, seufze und winke Kelly locker ab. »Keine Sorge, mir geht es wirklich gut. Es kratzt nur ein wenig an meinem Ego, dass Brian sich das alles schon so genau ausgemalt hat. Natürlich überlasse ich ihm die Wohnung nicht – darum brauche ich einen Job.« Auf diesen kleinen Racheakt kann ich einfach nicht verzichten. Mein Stolz braucht ihn, und mein Einkommen, das sich aus einem Stipendium und einer monatlichen Unterstützung durch eine private Stiftung für Journalismus-Studenten zusammensetzt, reicht bei Weitem nicht für die Miete der großen Wohnung und meine Lebenshaltungskosten aus.

Kelly verzieht nachdenklich den Mund und nickt verständig. »Dann gehen wir heute Mittag also zum Verwaltungsgebäude anstatt in die Mensa?«, hakt sie nach und holt ebenfalls ihre Unterlagen aus ihrem Rucksack.

Ich nicke entschlossen. »Unbedingt!« Ich habe keine Zeit zu verlieren. Bereits Ende dieser Woche ist die Miete fällig. Und wenn ich nicht bereits in meinem ersten, völlig eigenständigen Monat in Zahlungsverzug kommen will, dann sollte ich besser heute als morgen mit meiner zukünftigen Arbeit anfangen. Trotz dieses Druckes spüre ich ein angenehmes Flattern in der Magengegend. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf Professor Peterson, der gerade den Vorlesungssaal betritt, und lächle versonnen in mich hinein. Dieses Gefühl ist einfach überwältigend. Jetzt geht mein Leben auf dem College erst so richtig los und ich bin gespannt, was mich erwartet!

***

Meine Aufregung steigt, als ich mittags wie vereinbart mit Kelly an das gigantische Infoboard im Verwaltungsgebäude unserer Fakultät trete. So viele Zettel! Ich fühle mich völlig erschlagen.

»Nach was genau suchst du denn?«, fragt Kelly und klingt genauso überfordert wie ich mich fühle. Hilflos zucke ich mit den Schultern und lasse meinen Blick über die Unmengen an Anzeigen schweifen – Wohnungsgesuche, freie WG-Zimmer, das Bild einer entlaufenen Katze und noch vieles mehr hängt aus. »Keine Ahnung ... Such einfach nach einem Jobangebot, das ab sofort gilt und gut bezahlt ist«, erwidere ich und mache mich daran, die Anzeigen zu überfliegen.

Je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee, die Wohnung in der Orchard Avenue zu behalten. Sie liegt nahe am Campus, die Gegend ist ruhig und ich bin zum ersten Mal mein eigener Herr. Zu meinem Glück hat Mr. Ross, der Vermieter, darauf bestanden, dass nur ein Name im Vertrag steht, und zwar meiner. Vermutlich hat er eine Situation wie die jetzige bereits vorhergesehen.

»Warum suchst du eigentlich nicht einfach jemanden zur Untermiete? Dann müsstest du neben der vielen Lernerei nicht auch noch schuften gehen«, durchbricht Kelly meine Gedanken und hält mir einen Zettel unter die Nase.

Ich schüttle zweifelnd den Kopf. »Solltest du nicht vorhaben, dein WG-Zimmer aufzugeben, um bei mir einzuziehen, dann vergiss das mal ganz schnell wieder.« Ich stehe überhaupt nicht darauf, mit einer fremden Person zusammenzuwohnen, weshalb der Einzug in eine WG oder eines der Studentenwohnheime für mich von Anfang an nicht zur Debatte stand.

»Sorry, Lara, aber ich mag die Mädels. Außerdem befürchte ich ehrlich gesagt, dass unsere Freundschaft das nicht überleben würde«, meint Kelly und neigt verlegen den Kopf zur Seite. Ich winke locker ab. »Schon gut.« Ich weiß genau, was sie meint: Wir beide sind sehr forsche Personen und können ziemlich starrköpfig sein – keine guten Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben.

»Diese Bewerberin klingt aber wie eine perfekte Untermieterin. Gib ihr doch wenigstens eine Chance«, meint Kelly, als habe sie meine Gedanken gelesen. Wie gesagt, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat ... »Ich, eine unkomplizierte Medizinstudentin, suche dringend ein Zimmer zur Untermiete«, beginnt sie vorzulesen, doch ich höre ihr gar nicht richtig zu. »Was ist das denn?«, murmle ich und fixiere den Zettel an der Pinnwand, der genau neben ihrem Kopf angebracht ist.

»... Ich mag es ruhig, höre keine laute Musik, koche sehr gern ...!« Kellys Stimme überschlägt sich vor Begeisterung und ihr Kopf schnellt in die Höhe, sodass sie mir die Sicht verstellt. »Klingt doch perfekt!«

»Ja, ganz toll, und wahrscheinlich stinkt die ganze Wohnung nach Knoblauch oder was ähnlich Ekligem, wenn sie sich in meiner Küche ausgetobt«, entgegne ich Kelly naserümpfend, wedle abwehrend mit der Hand und schiebe sie beiseite, um mir die Anzeige genauer anzusehen, die mit bunten Comicbildern von Besen, Wischlappen und Kochtöpfen versehen meine Aufmerksamkeit erregt hat. Mein Herz klopft schneller. »Das ist es!«

Meine Hände zittern vor Aufregung, als ich den Zettel von der Wand nehme und genauer studiere. Kelly stellt sich neben mich und wirft ebenfalls einen Blick darauf. »Bestimmt ist die Stelle schon längst vergeben«, meint sie, ohne die Anzeige überhaupt zu lesen, und deutet auf die fast leere Reihe Abreißzettelchen mit der Kontaktnummer. Nur noch ein Zettel ist übrig.

»Das weißt du doch gar nicht«, erwidere ich. Das Angebot klingt perfekt! »Ich will genau diesen Job! Hör doch mal: Ich suche ab sofort eine Haushaltshilfe, die mir an mehreren Tagen in der Woche unter die Arme greift. Klingt anstrengend – das ist es vermutlich auch – dafür bezahle ich aber überdurchschnittlich gut. Melden Sie sich einfach bei Interesse. Genauere Vereinbarungen treffen wir dann bei Ihrer Einstellung.«

 

Irgendetwas sagt mir, dass das genau das Richtige für mich ist. Kurz entschlossen hole ich mein Smartphone aus der Tasche. »So einfach gebe ich nicht auf«, murmle ich und tippe die Nummer ein. Abwartend lausche ich dem Tuten in der Leitung, Kelly hält den Atem an und beobachtet mich gespannt.

»Palmer?«, meldet sich eine dunkle Männerstimme und wirft mich für einen Moment völlig aus dem Takt. »Ähm, hallo! Ich rufe wegen der Stelle an«, antworte ich perplex. Ich hatte eher mit einer zerbrechlichen alten Frauenstimme gerechnet und nicht mit der sexy Reibeisenstimme eines Kerls.

»Erst einmal würde mich interessieren, mit wem ich spreche«, erwidert er und mir schießt das Blut in die Wangen. Wie peinlich, gleich den ersten Eindruck zu verpatzen! Zum Glück kann er mich nicht sehen. »Entschuldigen Sie, hier spricht Lara Malone. Ist die Stelle denn noch zu haben?« Kelly verzieht unglücklich ihr Gesicht. Fuck, ich bin zu ungeduldig. Zum Glück sieht Jason Palmer mir diese kleine Schwäche mit einem leisen Lachen nach. »Naja, es gibt bereits einige Bewerberinnen ...« – »Bitte«, unterbreche ich ihn. »Ich brauche wirklich ganz dringend einen Job!«

Kelly schüttelt ungehalten den Kopf. Ich hebe abwehrend die Hand. Hätte ich Jason Palmer ausreden lassen, hätte er mir gleich abgesagt. So besteht vielleicht noch der Hauch einer Chance. Tatsächlich seufzt er leise. »Na gut ... Es kann zumindest nicht schaden, wenn Sie sich ebenfalls vorstellen. Sagen wir heute Nachmittag um vier? Ich wohne in der Royal Street 148.«

Stünde er jetzt vor mir, würde ich ihm vor Begeisterung um den Hals fallen. »Ja, super! Ich freue mich!«, sprudelt es aus mir heraus und ich würde mir am liebsten die Zunge abbeißen. Ich klinge nicht gerade professionell. Doch anstatt mir gleich wieder abzusagen, lacht Jason Palmer wieder. Mmh ... Ich mag diesen Ton. »Na, dann bis heute Nachmittag. Ich freue mich auch«, erwidert er fröhlich und legt auf.

»Was war das denn?«, fragt Kelly und mustert mich mit hochgezogenen Augenbrauen. »Du hast geklungen wie ein Barbie Girl – ›Ich freue mich auch!‹«, ahmt sie meinen überdrehten Ton grinsend nach.

Ich verstaue das Smartphone in meiner Tasche und remple sie freundschaftlich mit dem Ellenbogen an. »Hör auf, mich nachzuäffen!« Ich fühle mich, als könnte ich vor Freude tanzen. Das könnte sogar richtig gut werden! »Wenn dieser Jason Palmer so nett ist, wie er am Telefon geklungen hat, gibt er mir dank meiner vorlauten Art vielleicht sogar eine Chance!«, erwidere ich Kelly gespielt schnippisch und hake sie unter, um noch schnell mit ihr zur Mensa zu gehen, ehe die letzte Vorlesung für heute anfängt. Und danach heißt es, mich bei Jason Palmer ordentlich ins Zeug zu legen. Ein leises Flattern meldet sich in meiner Magengrube. Wie alt er wohl ist?

***

Fast dreieinhalb Stunden später komme ich völlig abgehetzt in der Royal Street Nr. 148 an. Das moderne Wohnhaus liegt viel weiter die Straße runter als ich dachte, und so musste ich ganz schön in die Pedale meines Fahrrades treten, um nicht zu spät zu kommen. Trotzdem bleibt mir kaum Zeit, um Luft zu holen. Schnaufend presse ich die Hand an meine stechende Seite und klingle.

»Miss Malone, Sie kommen auf die Minute genau. Sie scheinen den Job wirklich unbedingt zu wollen«, empfängt Jason Palmer mich durch die Gegensprechanlage. An der Belustigung in seiner Stimme kann ich erkennen, dass er mich auf den Arm nimmt. Sehr witzig! »Ja, mit der Pünktlichkeit nehme ich es wirklich ganz genau. Deshalb komme ich auch nie zu früh«, erwidere ich sarkastisch und höre wieder dieses angenehme Lachen. »Na, dann kommen Sie hoch. Dritter Stock.« Der Türsummer wird betätigt und ich trete ein.

Wow! Bereits nach den ersten Schritten ins Innere des Hauses sehe ich mich beeindruckt um. Die Bude wirkt nicht nur von außen ziemlich gediegen, auch das Treppenhaus ist elegant. Blank geputzte Hochglanzfliesen zieren den Boden, das Gestänge des Treppengeländers besteht aus kunstvoll in sich gedrehten Streben aus glänzendem Metall. Gespannt auf die Wohnung, die ich in Zukunft hoffentlich putzen darf, drücke ich auf den Knopf des Aufzuges und fahre wenige Augenblicke später nach oben. Mit einem leisen Pling kommt er im dritten Stock an und die Türen öffnen sich.

Fuck! Ich schwöre, dass mein Herz für einen Schlag aussetzt, ehe es heftig klopfend seine Tätigkeit wieder aufnimmt. Wenn das Jason Palmer ist, dann drehe ich durch. Nervös streiche ich mein langes Haar nach hinten und starre den Kerl an, der in der direkt dem Aufzug gegenüberliegenden Wohnungstür steht.

»Wenn Sie das sind, Miss Malone, dann sollten Sie aussteigen, ehe der Aufzug weiterfährt ...«

Oh mein Gott, er ist es wirklich. Ein erregtes Kribbeln breitet sich in meinem Nacken aus, als ich in den Gang trete. Meine Sneakers geben ein leises Quietschen von sich. Hätte ich nur Zeit gehabt, noch nach Hause zu radeln und mich umzuziehen!, schießt mir durch den Kopf. Doch anstatt mich richtig anzuschauen, starrt Jason Palmer an mir vorbei. Irritiert werfe ich einen Blick über meine Schulter, doch da ist niemand. Sein Blick ist seltsam, irgendwie leer. Ganz langsam dämmert mir, warum der Mann nach einer Haushaltshilfe sucht.

Fasziniert lege ich den Kopf in den Nacken, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit vor ihm stehe. Er ist so groß, dass ich mit meinen eins siebzig zu ihm aufsehen muss, um sein attraktives Gesicht genauer unter die Lupe zu nehmen. Ungeniert mustere ich ihn. Seine Augen sind schön – von einem goldenen Braunton mit hellen Sprenkeln. Unglaublich lange, dunkle Wimpern verleihen ihnen eine noch hellere Note. Doch sie scheinen völlig nutzlos zu sein.

»Mister Palmer?«, hake ich unsicher nach, als er nicht auf mich reagiert. Er hätte mich zumindest kommen hören müssen ... »Miss Malone«, erwidert er einfach. Er lächelt und auf seinem hübschen Gesicht geht die Sonne auf. Ein elektrisiertes Kribbeln rieselt durch mich hindurch. Er ist unglaublich schön, wenn er so lächelt.

»Sie dürfen ruhig meine Hand schütteln. Ich beiße nicht.« Sein Lächeln wird breiter. Ich räuspere mich verlegen. In meiner Verzauberung habe ich gar nicht bemerkt, dass er sie mir entgegenstreckt. Wie peinlich ... Schnell ergreife ich sie und schüttle sie zur Begrüßung. Kleine Feuerzungen rasen über meine Haut und brennen sich in mich.

»Kommen Sie doch rein«, fordert Jason mich auf und tritt aufmerksam einen Schritt beiseite. Als ich an ihm vorbei durch die Tür schlüpfe, legt er eine Hand zwischen meine Schulterblätter. Wie zuvorkommend! Es fühlt sich unaufdringlich an, dennoch erschaudere ich von der Wucht, mit der die Berührung mich trifft. Jason ist einfach der Hammer, und von einem Kerl wie ihm angefasst zu werden, ist vermutlich der Traum eines jeden Collegemädchens.

»Gehen Sie einfach geradeaus durch ins Wohnzimmer. Da können wir uns am gemütlichsten unterhalten«, meint er und dirigiert mich mit seiner Hand im Rücken den ausladenden Flur entlang. Es ist seltsam, aber es fühlt sich an, als wäre ich diejenige, die nicht sehen kann, so sicher schreitet Jason voran. Ich trete in einen offenen Wohnbereich und sehe mich staunend um.

Das hier ist eine völlig andere Welt. Ich dachte, die fünfzig Quadratmeter meiner Wohnung seien großzügig, doch im Vergleich zu Jasons Wohnung sind sie geradezu lächerlich. Allein dieser Bereich ist riesig. Und dann erst die Einrichtung ... Ich seufze leise und lasse meinen Blick über die schlicht eleganten Möbel, einen überdimensionalen, flauschig aussehenden Shaggyteppich und rustikale Maueroptikfliesen gleiten. Die Glastreppe, die zu einer Galerie hinaufführt, und ein offener Designerkamin bringen mich beinahe zum Hyperventilieren.

»Setzen Sie sich doch«, fordert Jason mich auf. Der Druck seiner Hand in meinem Rücken lässt mich schier aus der Haut fahren. Ich meine, bisher habe ich mich für eine ziemlich toughe Frau gehalten. Aber dieser Kerl mit seiner pompösen Wohnung wirft mich bereits nach wenigen Minuten aus der Bahn.

»Ist der Job denn jetzt noch zu haben oder nicht?«, frage ich ganz direkt, kaum dass wir auf seinem Sofa Platz genommen haben. Ich fühle mich völlig überreizt, warum die Angelegenheit also länger als nötig hinauszögern? Jason verzieht nachdenklich den Mund. Begehrlich huscht mein Blick über seine maskulinen Züge – ein ausgeprägter Unterkiefer, kurze, kratzig aussehende Bartstoppeln, die so dunkel sind wie sein charmant verstrubbeltes Haar. Und dann erst dieser Körper ... Innerlich stöhne ich auf. Ein breiter Brustkorb, sehnige Muskeln – meine Wangen brennen, ich glühe vor Verlangen.

»Sie wissen, was Sie wollen, Miss Malone. Das gefällt mir irgendwie«, meint Jason mitten in meine hitzigen Gedanken hinein. Wenn er nur wüsste, was ich in diesem Augenblick wirklich will ... Unwillkürlich drängt sich mir die Vorstellung auf, wie er wohl nackt aussieht und wie sich sein Körper zwischen meinen Schenkeln anfühlen würde. Fuck, konzentrier dich, ermahne ich mich und räuspere mich.

»Ich kann putzen, Wäsche waschen und natürlich einkaufen. Mit dem Kochen hapert es noch ein bisschen, aber ich lerne schnell. Also ... Ich brauche wirklich ganz dringend einen gut bezahlten Job, jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob Sie ihn mir geben«, erkläre ich Jason. Meine Stimme klingt rau. Kein Wunder. Das Bild von uns beiden beim Sex, das mir unaufhörlich durch den Kopf schwirrt, lässt sich einfach nicht verdrängen. Ein verdammt heißes Bild ...

Ich schlucke trocken, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. In meiner Vagina zieht es begehrlich. Ich hatte schon viel zu lange keinen Sex mehr. Durch die vielen Streitigkeiten hatte ich einfach keine Lust auf Brian, und jetzt scheint es mir, als hätte sich meine sexuelle Energie aufgestaut, um sich genau in diesem Moment zu entladen. Ich presse meine Schenkel zusammen, um das heftige Klopfen in meiner Perle zu besänftigen.

»Sie haben also nicht sehr viel Erfahrung«, stellt Jason fest, und ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass er nicht an Sex denkt. Dabei würde er auch diesbezüglich mit seiner Vermutung nicht mal falsch liegen. Bisher gab es nur Brian für mich.

»Nein, Erfahrungen als Haushaltshilfe habe ich noch keine gesammelt, aber wie ich bereits sagte, lerne ich schnell dazu.« Auch in erotischen Dingen würde ich gern dazulernen – mit dir, setze ich in Gedanken hinzu. Dabei sollte ich nicht mal darüber nachdenken, wie ich ihn beim Putzen auf meinen schlanken Körper und meine Offenheit für ein kurzweiliges Abenteuer aufmerksam machen könnte. So wie die Dinge stehen, sieht es ohnehin schlecht für mich aus, dass ich den Job bekomme.

»Na schön, Miss Malone, ich stelle Sie ein. Ich zahle Ihnen dreißig Dollar die Stunde und benötige insgesamt um die zwölf Stunden pro Woche Ihre Unterstützung«, überrascht Jason mich jedoch.

Mein Hirn rattert, schnell überschlage ich die Zahlen. Wahnsinn! »Wieso?«, rutscht es mir perplex heraus. Das macht über tausend Dollar im Monat! Ich kann mein Glück kaum fassen.

Jasons Mundwinkel zucken – sexy! »Ich mag Ihre direkte Art. Das bedeutet aber nicht, dass ich Ihnen etwas schenke. Sie müssen sich schon ordentlich ins Zeug legen, um sich dieses Gehalt auch zu verdienen.«

Ich nicke eifrig, aber das kann er natürlich nicht sehen. »Schon klar ... Danke!«, stammle ich überwältigt. Jason nickt zufrieden. »Gut, ich stelle allerdings ein paar Bedingungen, an die Sie sich unbedingt halten müssen.«

Fuck! Es gibt einen Haken. »Und die wären?«, frage ich gespannt nach. Mit irgendeinem Putzlappenspleen kann ich umgehen, aber so wie Jason schaut, steckt mehr dahinter. Für einen kurzen Augenblick verdunkelt sich seine Miene. Er strafft die Schultern und ein Muskel in seinem Kiefer zuckt angespannt. »Bis sechs sollten Sie mit der Arbeit fertig sein. Am besten sehen Sie immer zu, dass Sie bis dahin verschwunden sind. Außerdem gibt es ein Zimmer, das immer abgesperrt sein wird. Es befinden sich sehr persönliche Dinge darin und ich will nicht, dass Sie dort hineingehen. Verstanden?«

Wow! Mir stockt der Atem. Dass dieser charmante Mann eine derartige Dominanz ausstrahlen kann, hatte ich nicht erwartet. Er atmet ruhig, wirkt dabei aber wie ein Löwe kurz vor dem tödlichen Sprung. Das ist irgendwie verdammt heiß. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus, in meinem Innern entzündet sich ein Flächenbrand. Wie hypnotisiert nicke ich. »Damit habe ich kein Problem«, antworte ich heiser. Was sollte ich auch dagegen haben, dass ich ein Zimmer weniger pflegen und ihm versprechen muss, pünktlich Feierabend zu machen?

 

»Gut. Wir sehen uns dann morgen um drei?«, erwidert Jason fröhlich, streckt mir seine Hand entgegen und ist wieder der völlig entspannte Mann, der er vor dieser Ansage war.

Schnell – ehe er es sich doch noch anders überlegen kann – schlage ich ein. »Geht klar.« Wieder durchzucken mich diese aufreizenden elektrischen Impulse und mir dämmert, dass ich vielmehr ein Problem damit haben werde, mich auf meine Pflichten zu konzentrieren, sollte er in der Nähe sein, wenn ich putze.