Teenagerträume zu Weihnachten

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Teenagerträume zu Weihnachten
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Amelie Oral

Teenagerträume zu Weihnachten

Sinnlicher Liebesroman

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

1

Philipp Pienen parkte seinen alten Wagen am Straßenrand, nachdem er die gesuchte Adresse gefunden hatte. Es war eine vornehme Villa am Münchner Stadtrand.

Er blickte zurück, und betrachtete den Weihnachtsbaum, der in einem eng geschnürten Netz hinter ihm lag.

Nur noch diesen Baum, dachte er, dann habe ich Feierabend. Philipp arbeitete als Verkäufer für Weihnachtsbäume auf einem Münchner Christkindlmarkt. Gelegentlich musste er Bäume ausliefern, wenn die Kunden keinen ausreichend geräumigen PKW besaßen. Er tat dies gerne, denn dies versprach regelmäßig ein hübsches Trinkgeld.

Er öffnete den Wagenschlag, zerrte den Baum heraus und trug ihn zum Gartentür der Villa. Ein kurzes Klingeln und das Tor öffnete sich.

Vor ihm stand die Hausherrin, eine schlanke Enddreißigerin. Sie trug ein enganliegendes Kleid, das ihre weiblichen Rundungen perfekt zur Geltung brachte.

„Ach, Sie sind es!“, sagte die Frau und lächelte den Jungen freundlich an.

„Wo darf ich den Baum abstellen, Frau Wagenhoff?“, erkundigte sich Philipp und betrachtete die elegante Gestalt der Kundin.

„Nur herein, mein Junge. Stellen Sie den Baum in der Küche ab.“

„Ja, gerne“, meinte Philipp und lehnte den eingeschnürten Baum an die Küchenwand. „Sie sollten den Baum aus dem Netz befreien, damit sich die Äste legen und entfalten können.“

„Ja, ja! Mein Mann wird sich heute Abend darum kümmern“, antwortete Carolin Wagenhoff und überlegte, wie sie den hübschen Jungen verführen könnte.

Philipp starrte aus halb geschlossenen Augen auf die Oberweite der Frau, die sich unter dem Stoff des Kleides perfekt abzeichnete.

„Ich habe den Baum nur liefern lassen, weil ich dich wiedersehen wollte“, sagte die Hausherrin, lächelte Philipp an und strich mit der Zungenspitze die Oberlippe entlang.

Philipps Gesicht rötete sich vor Verlegenheit. Er sagte nichts, ließ den Kopf hängen und wirkte so schüchtern, dass Carolin Wagenhoff ihn am liebsten auf der Stelle in die Arme gerissen hätte.

„Möchtest du denn gar nicht wissen, warum ich dich so gerne sehen möchte?“, erkundigte sich die Frau.

Philipp nickte verlegen.

„Weil...weil ich möchte, dass du mich liebst.“

Philipps Stirn umwölkte sich, er blickte nervös zur Tür. Die Hausherrin trat rasch auf ihn zu und umklammerte seinen Arm.

„Möchtest du...möchtest du mich denn nicht lieben?“

Ihre Stimme bebte leicht hysterisch. Philipp gab keine Antwort. Es war für die Frau zum Verzweifeln!

„Was ist denn mit dir? Hältst du mich denn gar nicht für sexy?“

Philipp gab immer noch keine Antwort. Carolin Wagenhoff stand am Rande einer Panik. Sie beugte sich ein wenig vor, öffnete den Reißverschluss an ihrem Kleid und ließ es auf den Boden fallen. Nun stand sie nur noch mit einem BH und Slip bekleidet vor dem Jungen.

Philipp sagte immer noch nichts, blickte nur schüchtern auf den Boden. Die Hausherrin öffnete den Verschluss ihres BHs und streifte ihn ab. Dann hielt sie dem Jungen einladend ihre vollen Brüste entgegen.

Wieder kam keine Reaktion!

„Hier!“, flüsterte die Frau. „Berühre sie und spiel mit ihnen!“

Es dauerte eine Weile, bis er begriff, was die Frau von ihm erwartete. Er streckte seinen Arm aus. Wenige Zentimeter, bevor er ihren BH mit den Fingerspitzen erreichte, sprang sie zur Seite, holte aus und verpasste Philipp eine Ohrfeige. Der Junge sprang erschrocken zurück, seine Wange schmerzte.

„Raus!“, herrschte sie. „Raus aus meinem Haus! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich von einem Fremden befummeln lasse!“

Philipp drehte sich verwirrt herum, streifte die Frau noch einmal mit einem ängstlichen Blick und eilte dann hinaus.

2

„Weihnachtsbäume, kaufen sie Weihnachtsbäume! Nordmanntannen oder Blaufichten! Alle Größen sind vorrätig. Weihnachtsbäume, kaufen sie Weihnachtsbäume!"

Philipp stand schon seit drei Stunden inmitten der vielen Weihnachtsbäume, die darauf warteten, in wenigen Wochen ihren großen Auftritt zu erleben. Gelegentlich dachte er an das gestrige Erlebnis zurück. Er hatte eine verheiratete Frau in ihrem Ehebett gevögelt. Diese Bilder vor seinem geistigen Auge erzeugte eine Erektion. Sein Penis pulsierte in der engen Jeans.

„Schrei dir nicht die Seele aus dem Leib“, meinte Alexander Freybier lächelnd. „Gegen die Musik kommst du kaum an, Junge.“

Philipp schlug fröstelnd den Kragen seines Mantels höher. „Ohne Werbung läuft nichts, Chef! Immerhin haben wir heute schon eine Menge verkauft.“

„Stimmt, aber was hilft es mir, wenn du morgen stockheiser bist? Ich brauche dich, Philipp, das weißt du. Zwei anstrengende Wochen liegen noch vor uns. Schone deine Stimme! Die Leute kaufen auch ohne deine Werbung.“

Alexander Freybier stieß Philipp freundschaftlich in die Seite.

„Was habe ich gesagt?“

Eine ältere Dame betrachtete kritisch das reichhaltige Angebot an Bäumen. Unschlüssig wanderte ihr Blick zwischen zwei Bäumen mit Wurzelballen hin und her.

„Darf ich Ihnen helfen?“

Die Dame ließ keinen Blick von den Bäumen, während sie die Frage beantwortete.

„Ja, ich weiß noch nicht“, murmelte sie.

Philipp packte die Edeltanne, der ihr Interesse galt, und holte sie hervor. „So können Sie sie genauer bewundern. Der Baum ist eine Pracht. Oben schön dicht, dabei kerzengerade gewachsen.“

„Ja, aber er ist viel zu groß!“

„Nein, Tante Charlotte", mischte sich ein bildhübsches blondes Mädchen, das Philipp erst jetzt bemerkte, in die Unterhaltung. Sofort war er von ihrer Schönheit gefesselt.

Das blonde Mädchen hob die Augenlider und schaute ihn an, als spürte sie, dass er sich in Gedanken mit ihr beschäftigte. Sie hatte große, strahlend blaue Augen, die unter langen, seidigen Wimpern lagen. Die Nase war klein, edel, gerade, der Mund rot, voll und weich. Ein Mund, der zum Küssen wie geschaffen schien. Obwohl er im Augenblick eher herb und etwas hochmütig wirkte.

„Wir wollten doch in diesem Jahr einen richtigen Baum haben. Nicht immer diese Winzlinge. Bitte, Tante! Der Baum ist wunderschön!“

„Zeigen Sie mir den da, junger Mann! Den Baum mit Ballen. Kann man ihn auch wirklich nach den Feiertagen wieder einpflanzen?"

Philipp lächelte dem Mädchen flüchtig zu und wandte sich wieder an seine Kundin.

„Natürlich, aber Sie sollten den Baum vorher an einem kühlen Ort aufbewahren und auch möglichst schnell nach dem Fest einpflanzen."

Das Gesicht des jungen Mädchens verdüsterte sich.

„Gleich nach dem Fest?“, vergewisserte sie sich.

„Ja, je eher desto besser", bestätigte Philipp.

„Bitte, Tante Charlotte, kauf den anderen Baum! Du weißt doch, wie sehr ich Weihnachtsbäume mag. Ich möchte ihn nicht wieder gleich nach dem Fest abschmücken. So ein Baum macht eine besondere Atmosphäre...“

Wieder unterbrach die Dame ihre Nichte.

„Das geht nicht, Amelie. Wie sollen wir den riesigen Baum nach Hause bringen? Ein kleiner tut es doch auch. Und außerdem finde ich es schrecklich, dass so viele Bäume einfach abgeschlagen werden. Dauernd liest man, wie wichtig die Bäume sind, und dann holzt man sie einfach ab. Ein Baum mit Ballen ist wesentlich sinnvoller."

Philipp, der die Enttäuschung im Gesicht des Mädchens, das die Frau Amelie nannte, sehr wohl sah, nahm all seinen Mut zusammen.

„Leider muss ich Ihnen widersprechen, gnädige Frau. Diese Bäume werden extra für Weihnachten angepflanzt. Sie fügen der Natur bestimmt keinen Schaden zu, wenn Sie die große Tanne kaufen. Und was den Transport betrifft, so helfe ich Ihnen gern. Natürlich bekommen Sie den Baum von uns frei Haus geliefert.“

Amelie warf Philipp einen dankbaren Blick zu und drückte den Arm ihrer Tante.

„Bitte, Tante Charlotte, sag doch ja! Ich werde ihn selbst schmücken. Du hast bestimmt keine Arbeit damit. Er soll der schönste Baum werden, den wir je gehabt haben.“

Die Dame seufzte. „Also gut, junger Mann. Wenn das stimmt, was Sie sagen, dann kaufe ich den großen Baum.“

 

„Wann darf ich ihn bringen?“

„Am besten noch heute. Ab sechs Uhr sind wir zu Hause.“

„In Ordnung.“

Philipp holte sein Notizbuch hervor und notierte die Adresse. Nachdem die Dame den Baum bezahlt hatte, zwinkerte Amelie Philipp verschwörerisch zu.

„Danke“, flüsterte sie und beeilte sich, ihrer Tante zu folgen.

„Machst du immer auf vornehm?", fragte Alexander Freybier und schmunzelte. „Deine gnädige Frau war bühnenreif.“

Philipp zuckte die Schultern. „Ich konnte ja schlecht Tante Charlotte zu ihr sagen. Ein bisschen Höflichkeit wirkt manchmal Wunder. Außerdem tat mir die Kleine leid. Haben Sie mitbekommen, wie sie ihre Tante angebettelt hat? Ich wette mit Ihnen, sonst denkt diese Frau keine Sekunde über die Natur nach.“

Alexander Freybier drohte scherzhaft mit dem Finger.

„Ach, so ist das — du hast an das Mädchen gedacht!“

Philipp lachte ihn an. „Haben Sie gesehen, wie glücklich die Kleine war, als ihre Tante den Baum kaufte?“

„Hab' ich nicht, Junge, denn schließlich haben wir auch noch andere Kundschaft.“

In der nächsten halben Stunde war Philipp so beschäftigt, dass er nicht mehr an das junge Mädchen dachte. Kurz vor sechs Uhr kam Alexander Freybier zu ihm.

„Wir machen dicht, Junge. Wenn du willst, nehme ich dir die Fuhre ab.“

„Nein, nein, Chef! Die Jägerstraße liegt doch auf meinem Weg. Ich nehme den Anhänger.“

Sekundenlang sah Alexander Freybier seinen Verkäufer erstaunt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus.

„Die Kleine hat es dir wohl angetan, was?“

Philipp, der schon im zweiten Jahr für Alexander Freybier arbeitete, kannte seinen Chef genau. Deswegen nahm er ihm auch den Spott nicht übel.

„Klar, Chef. Die Kleine ist echt niedlich.“

„Dann stiefele los, du verliebter Kater! Aber pass auf, dass die Tante nicht den Kopf abreißt.“

„Werde ich, Chef! Soll ich morgen wieder hierherkommen, oder haben Sie einen anderen Platz für mich vorgesehen?“

„Eigentlich nicht. Der Weihnachtsmarkt ist ideal für dich. Pietro macht seine Sache draußen am S-Bahnhof recht gut. Und der Sepp ist auch ein alter Hase. Ich komme nachmittags wieder vorbei und schau' mal nach, ob du Nachschub brauchst.“

„Okay, Chef, dann bis morgen.“

Philipp fror erbärmlich, als er durch die überfüllten Straßen der Innenstadt fuhr. Trotz seines dicken Mantels schien die Kälte in ihm hochzukriechen. Jetzt hilft nur noch eine heiße Dusche, dachte er, aber zuerst würde er den Baum abliefern.

Der Gedanke an das Mädchen ließ ihn schmunzeln. Sie hatte wirklich niedlich ausgesehen. Eigentlich war er nicht sonderlich neugierig, aber es interessierte ihn, weshalb sie bei der Tante lebte. Ein lautes, aggressives Hupen riss ihn aus seinen Gedanken. Philipp gab Gas und konzentrierte sich auf den Verkehr, der noch zuzunehmen schien.

Nach einer Viertelstunde hatte er die Jägerstraße erreicht. Langsam fuhr er weiter und suchte das Haus, in dem die Dame wohnen sollte.

Das letzte vor der Kreuzung musste es sein. Philipp hielt an und band den Baum los. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er auf den Klingelknopf drückte. Charlotte Schachten, diesen Namen hatte sie ihm genannt, wohnte im Erdgeschoss.

„Ach, Sie sind es!“, rief sie, als sie ihn erkannte.

„Wo darf ich den Baum abstellen?“

„Im Keller vielleicht? Nein, im Garten. Entscheiden Sie, was besser ist.“

„Wenn es im Garten eine geschützte Stelle gibt, würde ich den Baum da abstellen. Haben Sie einen großen Eimer?“

„Warten Sie einen Moment. Ich bin gleich wieder da.“

Während er wartete, sah sich Philipp unauffällig in der Diele um. Sie war recht klein, aber behaglich eingerichtet. Ein bunter Teppich lag auf den hellen Fliesen, und einige Haken in der Wand dienten als Garderobe. Und dort entdeckte er den feuerroten Anorak, den das blonde Mädchen getragen hatte.

„Hier ist der Eimer. Kommen Sie, junger Mann. Ich zeige Ihnen, wo Sie den Baum abstellen können.“

Charlotte Schachten nahm die Schlüssel und zog die Wohnungstür hinter sich zu. Philipp folgte ihr durch den Flur hinaus in den Garten.

„Hier an der Hauswand vielleicht? Ist es hier geschützt genug?“

Nachdem Philipp den Baum ins Wasser gestellt und gesichert hatte, ging er mit der Frau zurück in den Hausflur.

„Zu dumm“, meinte Frau Schachten kopfschüttelnd. „Jetzt habe ich meine Geldbörse vergessen. Haben Sie noch einen Moment Zeit? Sie müssen doch ein Trinkgeld bekommen.“

Philipp wollte schon verlegen ablehnen, doch dann besann er sich. Vielleicht konnte er Amelie doch noch sehen? Frau Schachten öffnete die Wohnungstür und bat ihn in die Wohnung. Ohne sich weiter um ihn zu kümmern, ging sie in die Küche.

„Wo habe ich denn nur das Geld?“, murmelte sie vor sich hin.

„Nein, Lisa“, hörte Philipp plötzlich die Stimme des Mädchens aus dem Nebenzimmer. „Tante Charlotte will einfach keinen Hund. Sie sagt, er macht Dreck und kostet Geld.“

Unwillkürlich hielt Philipp den Atem an, um besser zu verstehen, was sie sagte.

„Ich weiß, Lisa. Aber was soll ich machen? Der Cocker ist viel zu teuer. Von meinem Taschengeld kann ich ihn nie bezahlen. Du kennst doch meine Tante.“

Die Stimme wurde immer leiser, sodass Philipp Mühe hatte, dem Telefonat, um das es sich zweifellos handelte, zu folgen.

„... kostet Futter und Tierarzt... für die Schule...“

So sehr Philipp sich auch anstrengte, er verstand kein Wort. Sekunden später stand Amelie vor ihm.

„Hallo!“, begrüßte sie ihn unbefangen. „Wo ist der Baum?“

Philipp, erschrocken und verlegen zugleich, sah sie stumm an.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“

Philipp räusperte sich. „Der Baum steht im Garten. Deine Tante wollte...“

„Hier, junger Mann! Es hat etwas länger gedauert, aber meine Geldbörse war spurlos verschwunden. Vielen Dank auch.“

Charlotte Schachten drückte Philipp eine Münze in die Hand und wandte sich dann an ihre Nichte.

„Gehst du schon?“

„Ja. Ich bin schon spät dran. Bis nachher, Tante Charlotte!“

Ehe Philipp verstand, was geschah, fand er sich neben Amelie im Hausflur wieder.

„Was machst du jetzt?“, erkundigte er sich hastig.

Amelie warf ihm einen amüsierten Blick zu und öffnete die Haustür.

„Ich habe mich zur Tanzgymnastik angemeldet. Mein Kurs beginnt in zehn Minuten.“

Philipp merkte nicht einmal, dass er Amelie nachlief. Er dachte nur daran, dass er weiter mit ihr reden wollte. Zielstrebig ging sie zu den Garagen im Hinterhof.

„Hey, du bist ja noch immer da!“, neckte sie ihn.

Sie öffnete die Garagentür und setzte sich auf einen Vespa Roller. Ihre Augen blitzten übermütig, als sie ihn starten wollte.

Philipp hatte sich endlich wieder in der Gewalt.

„Ich wollte nur höflich sein und dich zu deinem fahrbaren Untersatz bringen.“

Amelie schien ihn nicht gehört zu haben.

„Nein, das verdammte Mistding!", rief sie ärgerlich aus.

Philipp erfasste die Lage mit einem Blick. „Komm, lass mich mal!“

Er kniete nieder und untersuchte den Roller.

„Aha! Genau, wie ich es gedacht habe“, stellte er zufrieden fest. „Steig mal ab.“

„Was ist denn?“

„Ich weiß, was deiner Vespa fehlt. Ich kenne mich mit den Dingern aus.“

Philipp schraubte hier, pustete da, murmelte leise Verwünschungen und schraubte erneut. Misstrauisch beobachtete Amelie jeden seiner Handgriffe.

„Hoffentlich geht es“, meinte sie skeptisch.

„Verlass dich drauf, Amelie. Gleich kannst du wieder fahren.“

Nach wenigen Minuten stand Philipp auf.

„Fertig!“, verkündete er strahlend und hielt Amelie den Roller entgegen hin. Erst als sie das Licht einschaltete, bemerkte sie, dass Philipps Hände völlig mit Öl verschmiert waren.

„So kannst du aber nicht los.“

Philipp besah sich das Malheur und schmunzelte. "Was tut man nicht alles, um freundlich zu sein? Ich fahre gleich nach Hause.“

„Danke, dass du mir geholfen hast! Sei nicht böse, aber ich muss los, sonst komme ich wirklich zu spät.“

„Klar, verstehe ich doch! Gute Fahrt, Amelie!“

Sekundenlang sah sie zu ihm auf, doch dann fuhr sie los. Schnell lief Philipp zu seinem alten Auto und startete ebenfalls. Unauffällig folgte er dem blonden Mädchen.

Er stand schon eine halbe Stunde vor dem Fitness-Studio und wartete. Gleich nachdem Amelie im Studio verschwunden war, hatte er sie in der großen Halle gesehen. Zusammen mit einer kleinen Gruppe von etwa zehn Mädchen machte sie Gymnastik. Nach ein paar Minuten hatte die Kursleiterin die Vorhänge zugezogen, sodass Philipp Amelie nichts mehr sehen konnte. Seither wanderte er unschlüssig vor dem Studio auf und ab.

Er wollte Amelie unbedingt noch einmal sehen. Wieder ging Philipp in Richtung Eingang. Als er auf seine Uhr sah, bemerkte er seine schmutzigen Hände. Entschlossen stieß er die Eingangstür auf und betrat das Studio.

„Kann ich Ihnen helfen?“

Philipp drehte sich um. Vor ihm stand eine Frau in einem Gymnastikanzug. Philipp setzte sein freundlichstes Lächeln auf.

„Entschuldigen Sie, dass ich einfach hier eindringe, aber ich musste mein Auto reparieren!“

Erklärend hob er seine schmutzigen Hände.

„Ach, Sie Armer! Ich zeige Ihnen den Waschraum.“

Die Frau machte ihm ein Zeichen, ihr zu folgen.

„Ich habe da eine Frage. Wie lange dauert eigentlich ein Tanzgymnastikkurs?“

„Acht Wochen, aber man kann ihn verlängern.“

Philipp lachte. „Nein, das meine ich nicht. Ich wollte wissen, wie lange eine Unterrichtsstunde dauert“, erklärte er.

„Ach so! Sechzig Minuten mit einer Pause von zehn Minuten. Aber Männer nehmen wir nicht auf.“

„Ich habe auch nicht für mich gefragt, sondern für eine Bekannte. Sie interessiert sich sehr für Gymnastik, und da dachte ich...“

„Ich gebe Ihnen eine Broschüre mit. Da stehen alle unsere Aktivitäten drin. Vielleicht kommen Sie auch auf den Geschmack und begleiten Ihre Bekannte. Für Männer haben wir auch einige Kurse anzubieten. Sie finden mich im Büro.“

Philipp hörte nur mit halbem Ohr zu. Was er wissen wollte, hatte er längst erfahren. Er verabschiedete sich von der Frau und schlenderte in Richtung Ausgang.

Immer wieder schielte er zu der Tür hin, hinter der Amelie jetzt war. Als ein Gong ertönte, erschrak Philipp. Tatsächlich! Der Kurs war beendet.

Er öffnete die nächstgelegene Tür und sprang in den dahinterliegenden Raum. Durch den schmalen Spalt blickte er in den Flur.

Er entdeckte Amelie sofort. Sie trug eine enganliegende schwarze Leggins und ein rotes Sweatshirt, in dem sie wirklich toll aussah.

„Bis Donnerstag!“, rief sie einem Mädchen zu und verschwand in den Umkleidekabinen für Frauen.

Bestimmt duscht sie jetzt und zieht sich um, überlegte er. Also musste er warten, bis sie die Umkleidekabine wieder verlassen würde. Er drehte sich herum und betrachtete den Raum. Er befand sich in der Männertoilette. Wo konnte er unauffällig warten? Er entschied sich für eine Toilettenkabine, betrat den engen Raum, verschloss die Tür hinter sich und ließ sich auf die WC-Schüssel nieder.

Gelangweilt blickte er sich in der kleinen Kabine um, betrachtete amüsiert einige erotische Zeichnungen an den Wänden. Und da entdeckte er plötzlich etwas, das schlagartig sein Interesse weckte.

In der Wand befand sich ein etwa erbsengroßes Loch!

Augenblicklich war seine Neugierde erwacht.

Noch während er sich bückte, spürte er, wie sein Penis in der Hose erwachte. Es genügte allein die Vorstellung, was er vielleicht durch das Loch hindurch sehen könnte. Das Loch in der Wand übte eine magische Anziehungskraft auf ihn aus.

Langsam ging er in die Knie und presste sein Auge gegen die Kabinenwand. Sekundenlang sah er gar nichts. Aber dann erkannte er den Raum, der sich auf der anderen Seite der Wand befand.

Es waren Duschräume!

Jedoch waren die Kabinen leer.

Er wollte sich bereits erheben, als sich plötzlich eine Tür zu den Duschräumen öffnete. Zuerst sah er nur eine schlanke Gestalt, die in ein Handtuch gewickelt war. Als nächstes erblickte er lange blonde Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Dann drehte sich die Gestalt in seine Richtung. Philipp erstarrte. Es war Amelie!

 

Sollte das Mädchen duschen? Könnte er sie beobachten? Sein Herzschlag beschleunigte sich.

Amelie schritt zu der Duschkabine, die sich direkt gegenüber dem Loch in der Wand befand, durch die Philipp blickte. Das Mädchen öffnete den Knoten des Handtuches, streifte dieses vom Körper und hängte es an einen Haken, der sich an der Wand befand.

Philipp starrte auf den perfekt geformten Rücken, stierte anschließend auf die festen Gesäßbacken. Der Po des Mädchens wirkte auf ihn wie das siebte Weltwunder! Perfekt! Wie von den Göttern geschaffen!

Amelie betrat die Duschkabine und drehte das Wasser an. Sie prüfte die Temperatur und trat anschließend unter den Duschkopf. Während sie das tat, drehte sich ihren Körper um die eigene Achse.

Nun hatte Philipp einen freien Blick auf ihre Frontansicht!

Das Mädchen war wunderschön. In seinen Augen eine Göttin! Philipp wurde schwarz vor Augen, so intensiv waren die Gefühle, die durch seinen Körper rasten und seinen Pulsschlag in gefährliche Regionen trieb.

Als er seine Augen wieder öffnete, durch das Loch in der Wand blickte, war der Duschraum leer. Amelie hatte den Raum verlassen.

Philipp setzte sich auf die Toilettenschüssel und atmete tief durch. Er empfand die letzten Minuten als das schönste Erlebnis seines Lebens. Amelie war in seinen Augen eine Göttin, perfekt gewachsen.

Nach einigen Minuten verließ er die enge Kabine und trat an den Ausgang. Er öffnete die Tür einen Spalt breit und wartete. Es dauerte nicht lange, dann verließ Amelie die Mädchenumkleide. Schnell verließ er die Männertoiletten und trat in den Flur.

Amelie erschrak. „Ja, wo kommst du denn her?“, wunderte sie sich, als sie Philipp entdeckte.

Er lächelte sie an. „Aus dieser Tür“, erwiderte er schelmisch. „Das nenne ich Zufall.“

Amelie strahlte ihn aus ihren dunklen Augen an. „Nun sag bloß, du machst hier Gymnastik!“

„Aber sicher! Was hast du denn gedacht?“

Philipp streckte seine Hände vor. „Wieder sauber. Was meinst du, sollen wir noch irgendwo etwas trinken? Mir ist ziemlich kalt.“

„Und mir ist ziemlich warm“, verriet ihm Amelie schmunzelnd. „Ich lade dich ein. Immerhin hast du meine Vespa wieder flottgemacht."

„So war das nicht gedacht. Eigentlich wollte ich dich einladen.“

Amelie prustete los. „Wenn wir uns noch lange darüber streiten, wer hier wen einlädt, wird nichts mehr aus unserem Kneipenbesuch. Meine Tante ist ziemlich streng.“

„Okay! Wir vertagen die Verhandlung. Wo gibt es denn hier eine passable Kneipe?“

„Zwei Straßen weiter. Es ist eine nette Bar. Ab und zu gehen wir nach dem Kurs hin.“

Wenig später fuhren sie hintereinander die Straße entlang. In der Bar war um diese Zeit noch nicht viel los, sodass Philipp und Amelie sofort einen freien Tisch ergattern konnten.

Philipp bestellte sich einen Glühwein, während Amelie nach einer Abkühlung verlangte.

„Wie heißt du eigentlich?“, meinte Amelie plötzlich.

„Bin ich ein Volltrottel!“ Philipp schlug sich an die Stirn. „Normalerweise bin ich nicht so unhöflich, aber ich habe wirklich vergessen, mich dir vorzustellen.“

Er erhob sich lachend und machte eine tiefe Verbeugung. „Ich heiße Philipp Pienen, und gehe das letzte Jahr ins Gymnasium. Im Herbst möchte ich Medizin studieren.“

Amelie ging auf seinen Tonfall ein. „Und ich heiße Amelie Schachten und gehe ebenfalls ins Gymnasium.“

Philipp ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.

„Habe ich das richtig verstanden? Du lebst bei deiner Tante?“

Im selben Augenblick bereute er seine neugierige Frage, denn Amelie' Gesicht verdüsterte sich.

„Ja“, erwiderte sie knapp. „Ich lebe seit fast zehn Jahren bei ihr.“

Hastig nahm sie einen Schluck Mineralwasser. Philipp hätte sich ohrfeigen können. Jetzt hatte er ihre schöne Stimmung verdorben! Krampfhaft versuchte er, die Unterhaltung fortzusetzen.

„Was hältst du von Karate?“

„Karate?“ Amelie sah ihn verständnislos an. „Wie kommst du denn darauf?“

„Nun, ich habe mich im Studio danach erkundigt. Aber der Kurs ist ziemlich teuer.“

„Ich weiß. Eigentlich hätte ich mir meinen Gymnastikkurs auch nicht leisen, aber mein Vater hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt.“

„Wann hast du denn Geburtstag?"

Gespannt wartete er auf ihre Reaktion, und diesmal hatte er nicht ins Fettnäpfchen getreten.

„Im Oktober. Am neunzehnten, um es genau zu sagen.“

„Dann haben wir beide an dem Tag ein Fest“, erwiderte Philipp strahlend. „Ich habe Namenstag und du Geburtstag. Der neunzehnte Oktober ist der Namenstag von Philipp.“

Amelie stimmte in sein Lachen ein.

„Das ist wirklich komisch!“

„Komisch? Das sollte dich eher nachdenklich stimmen, Amelie“, begann er mit todernstem Gesicht. „Denk doch mal nach! Bestimmt war es kein Zufall, dass wir uns getroffen haben.“

Amelie kniff die Augen zusammen. „Sag mal, spinnst du?“

Philipp lachte. „Nein, keine Sorge. Ich mache manchmal dumme Scherze, weißt du. Ich mag es, wenn die Leute lachen. Es wird viel zu wenig gelacht. Die meisten nehmen alles so tierisch ernst, dabei kann man doch so viel Spaß haben."

Amelie sah ihn verwirrt an. So richtig klug wurde sie nicht aus ihm, aber seine Art gefiel ihr. Allein wie er ihre Tante zu dem tollen Weihnachtsbaum überredet hatte!

„Ich bin froh, dass Tante Charlotte den Baum genommen hat", meinte sie.

Jetzt war es an Philipp, sie verwirrt anzusehen. „Du machst aber Gedankensprünge!“

„Siehst du, Philipp, so hat jeder seine Eigenarten. Ich mache öfter solche Sprünge, und du machst deine Späße.“

„Ich stelle fest, dass es sehr interessant ist, sich mit dir zu unterhalten, Amelie.“

„Danke für die Blumen! Leider wird nicht mehr viel aus einer Unterhaltung, denn ich muss jetzt gehen. Du weißt ja: meine Tante.“

Amelie griff in ihre Tasche, doch Philipp kam ihr zuvor.

„Bitte, lass mich bezahlen.“

„Also gut, wenn du unbedingt willst.“

„Ja, und ich will noch mehr. Sehen wir uns wieder?“

Amelie wurde verlegen und beugte sich noch tiefer über ihre Sporttasche. Trotzdem sah Philipp die leichte Röte, die ihr Gesicht überzog.

„Von mir aus. Wir könnten uns vielleicht nach der Schule treffen“, schlug Amelie leise vor.

„Das geht leider nicht. Ich muss doch Weihnachtsbäume verkaufen. Vor sechs Uhr abends kann ich nicht.“

Amelie hob den Kopf. „Dann komme ich morgen auf den Weihnachtsmarkt“, verkündete sie zu seinem Erstaunen. „Wir könnten anschließend noch ein wenig bummeln, ja?“

„Super! Ich freue mich sehr. Ab sechs Uhr habe ich frei. Dann bleiben uns noch drei Stunden. Außer meinem Stand habe ich noch nicht viel vom Weihnachtsmarkt mitbekommen.“

„Also abgemacht! Ich hole dich kurz vor sechs ab.“

Auf der Straße streckte sie ihm lächelnd die Hand entgegen.

„Bis morgen, Philipp! Und nochmals vielen Dank!“

Erst als sie um die Ecke verschwunden war, ging Philipp zu seinem alten Auto.

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