Die sinnliche Hexe in Wien!

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Die sinnliche Hexe in Wien!
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Amelie Oral

Die sinnliche Hexe in Wien!

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

1

Für Angéle de la Barthe, die schon viel von der Welt gesehen hatte, war Wien zweifellos eine der wunderbarsten Städte des europäischen Kontinents.

Die Metropole hatte allerdings auch Seiten, die der normale Tourist nie zu sehen bekommt. Wenn von der Donau kommend die dichten Nebelschwaden auftauchen und langsam durch die Straßen wehen, dann sich mit jenen, die von den Dächern herabsinken, vereinen, um eine Brühe entstehen zu lassen, die zu durchdringen dem menschlichen Auge versagt ist. In einem solchen Moment spürt man die unheimliche Kraft von Wien.

Als Angéle noch ein junges Mädchen gewesen war, war sie oft nach Wien gereist, um sich diesem Phänomen des Nebels hinzugeben; eigenartig hatte sie sich berührt gefühlt, auf eine unaussprechliche Weise und ihr Körper war einer Schar Ameisen gleich gewesen, die in heißer Soße aufgeregt umher krabbeln, wenn sie sich auf eine der Friedhofsbänke gesetzt und das Verlangen ihrer Scheide gestillt hatte.

Angéle hatte sich bei dieser Prozedur stets viel Zeit gelassen, Eile war ihr schon immer verhasst gewesen. Genießen konnte man nur, wenn man nicht hetzte. Sie hatte jede Sekunde genossen, um die Nacht, den Nebel und die unzähligen, undefinierbaren Geräusche auf sich einwirken zu lassen, bis sie mit der Düsterkeit des Friedhofs verschmolzen war.

Das war Angéle de la Barthes Leben — oder besser: der Teil, der ihr Leben für sie lebenswert machte — eine Mischung aus Sex, schwarzen Messen, Teufelsanbetungen und Friedhöfen.

Sie vermochte sich auch kaum vorzustellen, auf eine andere Art wahre Erregung und Befriedigung zu finden. Angéle gehörte zu den wenigen Menschen, die nie hart für ihren Lebensunterhalt hatten arbeiten müssen. Von Hause aus sehr vermögend, war ihr nach dem Tode der Eltern als einzigem Kind der gesamte Familienbesitz zugesprochen worden. Er bestand nicht nur aus Geldanlagen, die allerdings geschickt eingesetzt werden mussten, sollten sie nicht versiegen; den Großteil ihres Reichtums machten weite Ländereien in Tirol aus, wo auch, in der Nähe von Stans, die altehrwürdige Villa stand, die regelmäßig Mittelpunkt von Sexgelagen und allerlei okkulten Handlungen war.

In den vergangenen Jahren, Angéle war jetzt sechsunddreißig Jahre alt, war sie, verglichen mit ihrer Jugendzeit, recht selten nach Wien gekommen. Zum einen lag das an dem Nebel, der nicht mehr so wie früher von der Donau kommend in die Innenstadt zog; zum anderen aber besaß sie ihren eigenen Friedhof mit einer Kapelle, auf dem sie sich wohl fühlte.

Die Sex-Orgien, die sie mal in der Kapelle, mal in der Villa ausführte sowie die Verwaltung ihrer Besitztümer, nahmen sie zeitlich vollauf in Anspruch, sodass Vergnügungsfahrten kaum noch einzuplanen waren.

Die Fahrt, die Angéle gerade nach Wien unternahm, besaß nun keineswegs den Charakter einer Erholungsreise; vielmehr hatte sie ein in dieser Branche seltenes und von daher umso bemerkenswerteres Ereignis dazu gezwungen, die Wanderstiefel zu schnüren.

Angéles Hauptattraktion, ein junges, bildhübsches Mädchen mit pechschwarzem Haar, hatte bei der letzten Sex-Orgie einen Mann mittleren Alters kennengelernt, der sich sofort in sie verliebt und um ihre Hand angehalten hatte. Ursprünglich hatte der Typ, gar nicht mal sonderlich reich, Gruppensexerfahrungen sammeln und die Wirkung schwarzer Messen auf sein Geschlecht kennenlernen wollen. Doch diese Wünsche waren in dem Augenblick wie weggeblasen, in dem er dem jungen Mädchen begegnet war. Irgendwie hatte es auf beiden Seiten sofort gefunkt, und nach einer stundenlangen Unterhaltung war die Kleine dann zu ihrer Chefin gekommen, um von ihrem Glück zu erzählen.

Angéle war der Geschichte erst mit viel Distanz begegnet, schließlich wusste niemand, ob der Kerl es am Ende auch ernst meinte; aber mehr als schief gehen konnte die Sache ja nicht — und weshalb sollte sich eine Prostituierte nicht in den Hafen der Ehe wagen.

Der Abschied war mit vielen Tränen verbunden gewesen. Dass er endgültig war, zeigte die SMS, die Angéle vor ein paar Tagen erhalten hatte. Nur drei Wörter: »Bin wahnsinnig glücklich«

Soweit—so gut. Weniger gut war, dass die Teufelsanbeter und all die anderen Sex-Fanatiker mit dem jungen Mädchen ein unvergleichliches Erlebnis verloren hatten, denn für die schwarzen Sex-Messen kam nur eine jugendliche Frau mit tiefschwarzem Haar in Frage, und eine solche Frau besaß Angéle nicht mehr in ihrem Repertoire.

Notfalls hätte es auch eine Rothaarige getan, aber auch hier war Fehlanzeige. Angéle besaß blonde und braunhaarige Frauen. Die mit schwarzem und rotem Schopf waren zurzeit jedenfalls Mangelware.

So hatte sie die Fahrt nach Wien angetreten. Ein gleichwertiger Ersatz musste gefunden werden, ein schönes, junges Mädchen mit schwarzem Haar.

In Frage kamen bisweilen Anhalterinnen, die allein durch die Gegend trampten; oder eben das Rotlichtviertel im sogenannten Stuwerviertel-Dreieck, das abgegrenzt ist von der Lassallestraße, der Ausstellungsstraße sowie der Vorgartenstraße.

Früh am Morgen traf sie in der Weltstadt ein und fuhr mit dem dem Taxi zum Stuwerviertel, wo sie ihre ersten Erkundungsgänge tätigte. Sie sprach mit ein paar Zuhältern, die sie kannte, doch besaß keiner von ihnen ein Schwarzhaar, das er an Angéle hätte verkaufen mögen. Schöne Frauen waren eine Kapitalanlage, mit denen man langfristig planen konnte.

Angéle hatte sich auch keine großartigen Hoffnungen gemacht, sodass sich ihre Enttäuschung in Grenzen hielt.

Sie wäre durchaus bereit gewesen, eine hohe fünfstellige Ablösesumme zu zahlen; aber eine gut laufende Stute, wie die Schönheiten im Fachjargon genannt wurden, war natürlich unter dem Strich mehr wert, es sei denn, sie war rauschgiftsüchtig und stand kurz vor dem goldenen Schuss; dann bemühte sich der Zuhälter natürlich, sie möglichst preisgünstig abzustoßen.

Gegen Mittag wanderte Angéle die Lassallestraße entlang, von wo sie in die kleineren Seitenstraßen des Stuwerviertels einbog. Etliche Straßen und Gassen waren so angelegt, dass sie nur Fußgängern die Benutzung erlaubten, für Fahrzeuge waren sie gesperrt. Der Dreck, der sich über das Pflaster verteilte, gehörte zu diesem Milieu genauso wie die halb zerfallenen Hausfassaden mit ihren von Holzwürmern zerfressenen Fensterrahmen und die zahlreichen Sexgeschäfte, die, der Teufel wusste weshalb, sich keinerlei Konkurrenz machten, sondern sich allesamt eine goldene Nase verdienten.

Bereits früh morgens begann im Stuwerviertel ein geschäftiges Treiben, das wohl an der Attraktivität des direkt angrenzenden Praters beruhte. Die meisten Bars waren geöffnet und draußen standen die Anmacher, die, jeder auf seine ihm eigene Weise, die vorbeischlendernden Passanten auf ihren Schuppen aufmerksam zu machen suchten, aus denen in den meisten Fällen rotes Licht, quoll.

Viele Bars besaßen neben dem Eingang ein Glaskästchen, in dem man Bilder der Tänzerinnen bewundern durfte, oft genug Fotografien, die ihren Zweck verfehlten, sie wirkten eher abstoßend denn anziehend.

Angéles Beine schmerzten, denn sie war bereits seit ein paar Stunden durch die Straßen getrabt. Vor einem dieser Aushänge blieb sie stehen und betrachtete aufmerksam die Bilder.

„Nicht schlecht, unsere Mädchen, was?“ Ein unrasierter Mann — und nicht nur sein Gesicht, sein gesamtes Äußeres wirkte ungepflegt -, trat an sie heran, um sie in ein Gespräch zu verwickeln.

„Vielleicht“, gab Angéle einsilbig zurück und war gespannt, was der Typ anstellen würde, um sie zum Eintritt in die Bar zu bewegen.

„Vielleicht?“, widerholte er überrascht. „In ganz Wien finden Sie keine besseren.“

„Dann muss Wien in den letzten Jahren ja ganz schön heruntergekommen sein“, gab Angéle Kontra.

„Das kann man wohl sagen“, meinte der Kerl und nickte, um seine Worte zu unterstützen, ganz gewichtig mit dem Kopf. „In den letzten Jahren hat sich Wien nicht gerade zu seinem Vorteil verändert. Zu viele Ausländerinnen, vor allem Ost-Europäerinnen, auf dem Strich. Das verdirbt das Geschäft und senkt das Niveau.“

Damit mochte er sogar Recht haben, überlegte Angéle. Die schönen Damen verdienten ihr Geld selten auf dem Auto- oder Straßenstrich. Sie wurden durch Agenturen oder von privat vermittelt.

So gut wie alle aber inserierten in den einschlägigen Kontaktseiten im Internet — das war es! durchzuckte es sie!

Die Suche im Internet, meist mit Bild und Beschreibung der Mädchen, würde ihre Suche gewiss erleichtern.

 

„Bei uns“, unterbrach der Mann ihre Gedanken, „bei uns treten allerdings nur reinrassige europäische Mädchen auf.“

„Jetzt schon?“, fragte Angéle. „Ist da überhaupt schon was los?“

Sie deutete in Richtung des Eingangs, der durch rotes Licht überflutet war.

„Viel ist um diese Tageszeit natürlich nicht los. Ich glaube, zwei Herren sind gerade drin. Aber die Konkurrenz ist groß, Wir müssen praktisch rund um die Uhr was bieten.“

„Und jetzt?“, wollte Angéle wissen. „Treten die Damen denn jetzt gerade auf?“

„Klar“, grinste er anzüglich. „Natalie zieht gleich 'ne geile Nummer ab. Da werden nicht nur Männer scharf. Kommen Sie doch rein und sehen Sie sich's an.“

Er tat eine einladende Geste.

„Großes Interesse habe ich nicht“, antwortete Angéle ehrlich.

Aber irgendwo musste sie sich ausruhen. Ihre Füße bedurften der Erholung.

„Gibt's auch was zu trinken?“, fragte sie.

„Wie war's mit einem Sektfrühstück — nur aus Sekt? Vielleicht mit einem Schuss Orangensaft?“

„Keine schlechte Idee. Wahrscheinlich sündhaft teuer, was?“

„Bestimmt nicht“, versicherte er. „Wir haben ganz zivile Preise.“

Er tat einen Schritt auf Angéle zu. „Ganz zu schweigen von der Unterhaltung, die Ihnen geboten wird.“

Diesen Satz raunte er ihr schon beinahe verschwörerisch zu.

„Na schön“, meinte Angéle achselzuckend. „Meinetwegen. Hauptsache, ich kann mich für ein paar Minuten hinsetzen.“

„Wir haben sehr bequeme Stühle“, beeilte sich der Anmacher zu versichern und schob den Vorhang beiseite, um ihr den Eintritt großzügig zu gewähren.

Sie konnte sich der Atmosphäre, die sie umfing, nicht gänzlich entziehen. Das tiefrote Licht und der dunkel eingerichtete Raum taten sofort ihre Wirkung. Aus den Boxen jaulten die neuesten Hits, viel zu laut, um sich unterhalten zu können. Aber darin lag ja auch nicht der Sinn, man schlenderte nicht in solche Schuppen, um über irgendwelche philosophischen Probleme zu diskutieren. Am besten redet man nur, wenn man seine Bestellung aufgab und hing dann seinen eigenen Gedanken nach oder aber, man sah den Stripperinnen zu, die sich in derartigen Etablissements mehr oder weniger aufreizend entkleideten.

Von früheren Besuchen in Stripper-Bars wusste sie, dass die überwiegende Mehrzahl der Tänzerinnen noch nicht einmal Mittelmaß war. Manchen gelang es kaum, sich kunstgerecht nach den Takten der Musik zu wiegen. Viele entkleideten sich, als seien sie daheim in ihrem Bad und versäumten es, die Gäste durch aufreizende Blicke anzuheizen.

Eine ältere Dame, mit einem schwarzen Einteiler, schulterfrei, und Lederstiefeln bekleidet, bot ihr einen Tisch direkt vor der Bühne an. Angéle bestellte eine Flasche Sekt und kalten Orangensaft. Nach den Preisen fragte sie erst gar nicht, sie wusste, es würde sich um eine hohe zweistellige Summe handeln. Die Möblierung war denkbar einfachgehalten und passte ganz in diese verdreckte Ecke von Wien.

Kleine Rundtischchen waren wahllos über den Raum verteilt, die mit zwei oder drei Stühlen, nicht gerade von der bequemsten Sorte. An der kleinen Bar standen ein paar altersschwache Hocker. Das Personal bestand aus zwei reiferen Animierdamen, die gleichzeitig als Bedienung tätig waren. Die beiden Männer, von denen der Anmacher gesprochen hatte, saßen beinahe verschämt in der hintersten Ecke der Bar und blickten verstohlen zu Angéle.

Vermutlich überlegten sie, was eine derart fein gekleidete Dame in einen solch mittelmäßigen Schuppen trieb.

„Und wo bleibt die Unterhaltung?“, fragte Angéle die Bedienung, als sie den eisgekühlten Sekt brachte. Die Frau lächelte verheißungsvoll.

„Hanna muss sich nur noch etwas anziehen. Dann wird sie auf die Bühne kommen.“

Hanna hieß die Stripperin also, die die Gäste auf Touren bringen sollte. Eigentlich, so überlegte Angéle, war es gar nicht notwendig, ob so eine Tänzerin etwas von ihrem Job verstand oder nicht. Für den überwiegenden Teil der Kundschaft genügte es bestimmt, in einem anrüchigen, mit diffusem Licht geschwängerten Lokal zu hocken und eine nackte Frau zu begaffen, um erregt zu werden. Die meisten Männer waren ziemlich anspruchslos und leicht zufriedenzustellen. Der beste Beweis dafür waren diese mittelmäßigen Etablissements, die auf dem Markt ohne jede Chance wären, bestände ihre Kundschaft aus Männern, die auf Niveau oder härtere Sachen aus waren.

Angéle bot auf ihrem Landsitz in Tirol beides: Niveau und harte Sachen! Von gekonnt aufgezogenen Lesbennummern bis zu Teufelsaustreibungen, die natürlich gestellt waren, hatte sie alles in ihrem Programm. Die Herrschaften, ausnahmslos aus dem Jet Set, zahlten entsprechend, so dass Angéle nicht nur ihre eigenen Gelüste stillen konnte, sondern so nebenbei auch noch daran verdiente. Sie selbst kümmerte sich allerdings nie um die geschäftliche Seite; sie gab das Geld nur aus. Ihr Lebenspartner verwaltete Geld und Besitz.

Angéle organisierte lediglich die richtige Anzahl an rassigen Liebesgespielinnen — das fiel in ihren Bereich und so hatte sie auch die Fahrt nach Wien allein unternommen, um sich in aller Ruhe eine passende Nachfolgerin als Anheizerin bei den schwarzen Messen herauszusuchen.

Endlich erschien auf der kahlen, fast kläglich kleinen Bühne, ein älterer Mann, weiße Hose, weißes Hemd, letzteres aufgeknöpft, sodass sein Oberkörper bis hinunter zum Bauchnabel sichtbar war.

Angéle fühlte ein leichtes Kribbeln in der Scheide, nackte Männerhaut besaß etwas Animalisches, was in ihr das Tier hervorkehrte.

Und der Typ da auf der Bühne sah, wenn er auch nicht mehr der Jüngste war, nicht schlecht aus.

Überschwänglich kündigte er die vollbusige Hanna an, als ob der Laden gerammelt voll wäre; erzählte von ihren bisherigen Auftritten, von ihren Erfolgen und dass sie um ein Haar in Paris gelandet wäre, hätte diese Bar ihr nicht einen besseren Vertrag angeboten.

„Und da kommt sie, die einmalige, die fantastische, die hinreißende, die geile Hanna, die den ganzen Tag über nichts lieber tut als na sie wissen schon; es sei denn, sie zieht sich gerade mal irgendwo aus.“

Mit diesen Worten beendete er seinen Redeschwall und aus einer im Hintergrund der Bühne, für den Zuschauer nicht sichtbaren Tür, trat langbeinig eine Blondine, die Angéle auf Ende zwanzig schätzte. Für sie eine kleine Enttäuschung, denn sie hatte ein junges, knackiges Mädchen erwartet, wie die Bilder im Aushang vor der Bar es versprochen hatten.

Die Aufnahmen mussten schon einige Jahre alt sein!

Angéle stand auf junge, auf blutjunge Mädchen. Sie konnte sich richtig für diese geilen Dinger begeistern. Diese Hanna schied daher von vornherein aus, zumal sie auch noch blond war. Dennoch — eine gewisse Faszination ging durchaus von dieser Tänzerin aus, die ihre Darbietung mit der James-Bond-Melodie „Goldfinger“ begann.

Bereits nach den ersten Bewegungen stellte Angéle fest, dass dieser Hanna ein gewisses Talent nicht abzusprechen war. Immerhin rollten ihre Hüften synchron mit der Musik, sodass es dem Betrachter gegeben war, sich bei dem Anblick treiben zu lassen.

Angéle vergaß allmählich, weshalb sie nach Wien, weshalb sie in dieses dreckige Viertel gekommen war und saugte Hanna und die Musik in sich auf.

Die Tänzerin hatte eine ganze Menge Stoff am Leib, doch so kunstvoll verteilt, dass einige Reize sichtbar blieben. Die silbernen Stiefel reichten ihr bis an die Knie. Von dort an aufwärts war sie bis zu dem Minirock hin nackt und das war bei diesen langen Beinen eine gewaltige Strecke reizenden Fleisches.

Ganz ähnlich war es um die schlanken Arme bestellt. Aus den schwarzen Handschuhen, die hinter den Ellenbogen abschlossen, sahen lange, lackierte Fingernägel heraus. Unter den Achseln war sie rasiert. Statt der Härchen befanden sich dort Glitzersternchen, die das Rotlicht reflektierten, wenn Hanna schwungvoll die Arme um sich warf. Eine Lackjacke, bei der die Ärmel fehlten, schloss sich um ihre Brüste. Darunter befanden sich eine Bluse, an der Angéle viele Knöpfe vermutete und dann natürlich der obligatorische Büstenhalter. Kontrastierend zum Schwarz der Lackjacke, hatte sie sich einen weißen Fransenschal um den Hals geschlungen, über den die beinahe hüftlangen Haare quollen.

Das Lied aus Goldfinger hatte Hanna offenbar nur zur Einstimmung gedient, denn die ganze Zeit über, in der die Melodie gelaufen war, hatte sie sich nicht eines einzigen Kleidungsstückes entledigt, sondern bloß mit den Andeutungen eines Striptease hantiert, und das recht geschickt, wie Angéle sich eingestehen musste, war ihre Scheide doch inzwischen warm und feucht geworden.

Mit dem Einsetzen von Frank Sinatras: „New York —New York“ begann die eigentliche Nummer. Mit rhythmisch geschickt gesetzten Armbewegungen knöpfte Hanna die Jacke auf, am Hals beginnend bis hinunter zum Bauch. Sie entblößte die bunte Bluse und entledigte sich als erstes ihrer Schals, dem die Jacke bald folgte, indem sie sie von den Schultern streifte und elegant um den Finger wirbelnd in eine der Bühnenecken entgleiten ließ.

Viel Zeit kosteten die zahlreichen Knöpfe der Bluse, die Hanna ebenfalls vom Hals aus nach unten hin öffnete. Als sie sich endlich aus dem Stoff gepellt hatte, wickelte sie die Bluse zu einem Strang zusammen, mit dem sie allerlei Spielchen trieb und dabei verführerische Blicke zu den Gästen hin abwarf.

Im Grunde schade, dachte Angéle, dass sie nicht mehr Publikum hat. Sie ist wirklich nicht schlecht. Und wenn sie sich bei Männern richtig auskannte, dann hatten die beiden da hinten in der Ecke jetzt zweifellos einen Steifen und vermutlich bereits Hodenschmerzen.

Der Höhepunkt der Vorführung wurde wieder von einem James-Bond-Film untermalt. „From Russia with love“ gab den Takt an. John Barrys herrliche Stimme hallte überlaut aus den Boxen, während Hanna am Reißverschluss ihres Minis herum werkelte, den sie aufreizend an ihren Schenkeln herabgleiten ließ und mit einem Fußtritt vor Angéles Tisch beförderte, die nun, genau wie die beiden Herren, dem sich offenbarenden Fleisch entgegenfieberte.

Und Hanna ließ ihre Bewunderer nicht länger zappeln. Sie zeigte ihnen breitbeinig den Rücken griff über die Schultern nach hinten und ertastete den Verschluss, um ihn zu öffnen.

Als das geschehen war, zog sie nicht etwa, wie es sonst so üblich war, den Büstenhalter von den Brüsten. Hanna gab dem Ganzen eine besondere Note, indem sie sich wieder zu ihrem Publikum drehte, die Träger links und rechts in den vom Leib abgespreizten Händen haltend. Sich nach vorne beugend, schaukelte sie die Brüste zum Takt der Musik und streifte dabei, die glänzenden Lippen zu einem Kuss formend, den Stoff langsam von dem wippenden Fleisch herab, zog dann den BH über den Kopf und warf ihn geschickt auf Angéles Schoß.

Was Hanna da offenbart hatte, ließ sicher so manches Herz höher schlagen. Freunde von großen Brüsten bekamen hier allemal etwas geboten. Sie hingen nur kaum merklich durch und liefen in großen Warzen mit langen, festen Nippeln aus.

Hanna streichelte das Fleisch, während sie mit Spreizschritten über die Bühne tanzte. Ihre Hände glitten immer wieder über Hüften und Po hinweg bis zu den Schenkeln und endlich präsentierte sie sich von der Seite, ein Griff — und der Slip war offen.

Augenblicklich spreizte sie für die Zuschauer gut sichtbar die Beine, die nach wie vor in den Stiefeln steckten, legte den Kopf in den Nacken und streckte beide Arme, den Slip triumphierend in den Händen haltend, zur Decke empor.

Angéle war es blitzartig heiß geworden. Ihr Atem ging stockend. Diese Frau verstand es, ihr Publikum aufzuheizen, verstand es, ihre Reize richtig einzusetzen.

Der Anblick des wohlgeformten, von rotem Licht umfluteten Körpers, war, so fand Angéle, sein Geld wert. Doch hatte sie damit gerechnet, dass der Striptease nun beendet war, sah sie sich angenehm enttäuscht, als Hanna, zu einer flotten Rockmusik tanzend, von der Bühne stieg, um zwischen den Tischen umher zu wirbeln.

Wild schaukelten die Brüste und weit klafften die Schenkel auseinander, sodass hin und wieder dem Betrachter ein kleiner Blick auf die glänzende Spalte gestattet war.

Mit den letzten Takten kam sie auf Angéle zu, beugte sich zu ihr herab und schwenkte herausfordernd die Brüste. Wenn sie damit gerechnet hatte, Angéle in Verlegenheit zu bringen, so war das gründlich misslungen, denn die Frau fackelte nicht lange, packte Hannas Gesicht und presste die Lippen auf ihren Mund.

Wild wirbelte die Zunge in Hannas Schlund, die nur einen Augenblick lang überrascht war, dann aber sofort auf die Situation einging und den Kuss erwiderte. ja, noch mehr: sie griff Angéle obszön in den Ausschnitt ihres Kleides und massierte ziemlich rücksichtslos deren Brüste. Dadurch sah sich Angéle ihrerseits genötigt zuzugreifen und ließ die Tänzerin nicht im Zweifel, dass auch sie Kraft in den Fingern hatte.

 

Da endete die Melodie, Hanna löste sich von ihr, lächelte sie an, lächelte zu den Herren, sammelte BH und Slip ein und verschwand hinter der Bühne.

Angéle de la Barthe war als Kind nicht dazu erzogen worden, Zurückhaltung zu üben, schon gar nicht, was diesen Bereich des Lebens anging. Bereits als junges Mädchen war sie von ihrem Onkel im Beisein der Mutter verführt worden und hatte auf diese Weise von Haus aus früh die Pfade der Lust betreten. Später, als sie wirkliches Interesse daran zeigte und nicht nur mehr genommen wurde, war sie keck genug zuzugreifen, wenn sich ihr etwas Interessantes darbot, gleich, um was für ein Objekt der Lust es sich handelte. Noch bevor sie volljährig geworden war, hatte sie dann das merkwürdige Prickeln in ihrem Leib entdeckt, das der Sex verursachte, wenn man dabei den Teufel anbetete.

Angéle de la Barthe konnte nirgendwo als Maßstab angeführt werden. Sie war eine Ausnahme, die nie lange überlegte, wenn es galt ihre Lust, ihr Verlangen zu stillen.

Diese Hanna hatte sie in Fahrt gebracht!

Sie spürte die Erregung bis in die Haarwurzeln ihres Körpers hinein. Irgendetwas musste geschehen. Entweder zog sie sich auf eine Toilette zurück, um es sich selbst zu besorgen; oder es gelang ihr, jemanden aufzutreiben, der zu einem Fick irgendwo in einem dunklen Hauseingang bereit war.

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