Die sinnliche Hexe in Tirol!

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Die sinnliche Hexe in Tirol!
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Amelie Oral

Die sinnliche Hexe in Tirol!

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

1

Gemeinde Stans

Österreich, Tirol

Angéle de la Barthe lag in ihrem Bett und träumte.

In diesem Traum war ihr nackter Körper an einem Holzstamm gefesselt, der inmitten eines Scheiterhaufens stand. Sie selbst befand sich etwas abseits und schaute zu. Irgendwo brüllten Menschen bösartige Flüche, es wurde faules Obst und Gemüse geworfen.

Neben ihr stand ein schwarzhaariger Mann in einem verrosteten Kettenhemd. In der morbid silbrigen Tönung spiegelte sich mattes Mondlicht. Das Gesicht des Mannes war hinter einer Maske verborgen.

Ihr an den Holzstamm gebundener Körper war leblos wie Stein. Da sie das aus irgendeinem Grunde ärgerte, begann Angéle, ihren Körper laut zu verfluchen. Auf dem Boden vor ihr lag ein Bündel Stroh. Sie zündete es an. Die Rufe der Menschenmenge schwollen zu einem lauten Donnern an. Der Mann neben ihr rasselte mit seinem Kettenhemd.

Angéle blickte auf ihren gefesselten nackten Körper und führte die brennende Strohfackel an die rotbehaarte Scham. Die Haare ihrer Vagina begannen zu brennen, und eine grüne Rauchfahne stieg aus ihr auf. Als nächstes setzte sie die langen, leuchtend roten Locken in Brand, die von ihrem Kopf bis fas zum Bauchnabel fielen. Die Flammen züngelten hoch und höher.

Angéle warf die Fackel fort. Sie zeigte energisch auf den fast verbrannten Leib.

„Da, für dich!“, schrie sie.

Der Mann im Kettenhemd beugte seinen Kopf über den lichterloh brennenden Körper. Die allseits züngelnden Flammen hatten den Strick erfasst, mit dem der Körper festgebunden war. Der Strick zerfiel zu Asche. Die Asche verwehte und der Körper richtete sich auf. Er war umgeben von einem hufeisenförmigen Flammenkranz.

„Was machst du da?“, fragte der Körper. „Sag, was machst du da? Sag es! So sag es doch!“

„Du bist tot und doch lebst du“, erklärte der Schwarzhaarige und grinste diabolisch.

Es war das Jahr 1275 als Angéle de la Barthe in Toulouse vom Großinquisitor Hugues de Beniols wegen Unzucht mit dem Teufel und ketzerische Zauberei zum Tode verurteilt und lebendig verbrannt worden war.

Siebenhundertvierzig Jahre später lag Angéle de la Barthe im Bett ihrer Villa in Stanz/Tirol. Sie konnte nicht sterben, wurde verfolgt von den Alpträumen längst vergangener Zeit, wurde gepeinigt und ihrer unstillbaren Sucht nach Sexualität.

Unruhig wälzte sich Angéle, nur mit einem Shirt und Slip bekleidet, im Bett hin und her. Auch in dieser Nacht konnte sie nicht schlafen. Ständig überkam sie aufs Neue ein eiskalter Schauer, der sie immer wieder aus dem Schlaf aufschrecken ließ. Die Kälte rührte daher, dass die Bettdecke nicht mehr an ihrem eigentlichen Platz war.

So auch jetzt wieder, als sie zum x-ten Mal die Decke hochzog, die ihr erneut bis über die Füße heruntergerutscht war. Genervt drehte sie sich von einer Seite auf die andere, ahnte, dass etwas geschehen würde.

Plötzlich spürte sie, wie die Bettdecke ganz langsam – kaum merklich – von ihrem Körper rutschte, besser gesagt, gezogen wurde. Sie wollte die Bettdecke festhalten, als eine eisige Kälte ihren Körper ergriff und lähmte. Langsam kroch diese merkwürdige Kälte ihren gesamten Körper empor und verursachte eine Gänsehaut.

Angéle glaubte ein leises Atmen zu hören, das aber einen tiefen, leicht rasselnden Unterton hatte. Sie zuckte erschrocken, als ganz sanft ihr Slip heruntergezogen wurde. Millimeter für Millimeter!

„Du bist noch immer wunderschön, meine Hexe“, sprach eine Stimme, die aus der allertiefsten Gruft zu stammen schien.

Erschrocken riss Angéle die Augen auf und blickte in zwei feurig glühende Augen. Panisch holte sie Luft und schrie, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte.

Doch es kam kein Laut über ihre Lippen!

Eine unsichtbare Hand hatte sich auf ihren Mund gelegt und den Schrei vollkommen erstickt. Die Hand schien aus reinen Nebelschwaden zu bestehen, so wie der Rest des Geistes auch, der auf dem Bett über Angéle kniete. Ihre Wangen blähten sich mehrfach auf, doch sie bekam keinen Ton heraus. Obwohl sie die Hand kaum auf den Lippen spürte, wurde sie unerbittlich auf das Bett hinabgedrückt.

Sie konnte sich nicht rühren, ganz so, als wenn der Geist sie zwar nicht physisch festhielt, aber doch auf eine andere, mentale Art unter Kontrolle hatte. Mit angstvoll aufgerissenen Augen sah sie, dass der Geist wie der verwesende Leichnam eines Mannes aussah, dessen Knochen und Sehnen deutlich durch seine fahle, fast durchsichtige Haut schimmerten. An der körperlosen Gestalt hingen Kleiderfetzen, die viele hundert Jahre alt zu sein schienen und ebenfalls nur aus Nebelschwaden bestanden.

Schmerzhaft keuchte Angéle, da die Berührungen des Geistes eine Grabeskälte ausstrahlten, die schlimmer brannten als das heißeste Feuer.

„Du hast dich kaum verändert“, wiederholte der Geist mit seiner hohlen Stimme.

Er nahm seine Hand von ihrem Mund, ohne dass sie jedoch in der Lage gewesen wäre, zu schreien. Die bleichen Finger umschlossen ihre Handgelenke, hoben ihre Arme hoch und legten sie neben das Kopfkissen.

Unfähig sich zu bewegen, lag sie nun da und konnte ängstlich verfolgen, wie der Geist sich an ihr zu schaffen machte.

Aus der nebligen Gestalt lösten sich einzelne Schwaden, die wie gierige Zungen über ihren Körper glitten und ihn leicht anhoben. Eine unglaubliche Kälte ging von ihnen aus, die ihr die Tränen in die Augen trieb. Während einige Schwaden über ihren Bauch krochen und langsam damit begannen, das Shirt hochzuschieben, zogen andere bereits den Slip von ihren Schenkeln und legten ihn am Fußende der Matratze auf das Laken.

Als ihre Brüste entblößt waren, glitten die Schwaden ganz langsam über sie hinweg und umschlossen fest die Brustwarzen, die sich vor Kälte sofort hart aufrichteten.

Angéle meinte ein leises Knistern zu vernehmen, als die Feuchtigkeit der Luft an den Nippeln kondensierte und diese schon bald mit kleinen, spitzen Eiskristallen überzogen waren, die sich immer tiefer in die weiche Haut bohrten.

Ebenso spürte sie, wie der Geist ihr ein wenig Kontrolle über ihren Körper zurückgab, allerdings erst, als sich Nebelschwaden wie Fesseln um ihre Handgelenke, Knöchel und den Hals gelegt hatten und sie kräftig gepackt hielten.

Die leeren Augen des Geistes glühten noch heller, als er sich an dem Anblick des warmen Fleisches ergötzte. Ihm schien es zu gefallen, als Angéle erfolglos versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien. Auch ließ der Geist es wieder zu, dass ein leises Stöhnen über ihre Lippen kam.

„Wer bist du?“, flüsterte sie, während Tränen aus ihren Augenwinkeln liefen.

Der Geist strich mit seinen Fingern leicht über ihr Gesicht, worauf die Tränen auf ihren Wangen gefroren. „Ich bin Hugues de Beniols, dein Herr und Meister!“

Sein Gesicht näherte sich und Angéle zuckte schmerzhaft, als sich seine bleichen Lippen auf die ihren legten. Seine Zunge glitt in ihren Mund, der sich ohne ihren Willen öffnete.

Unfähig ihren Mund zu schließen, konnte sie es nicht verhindern, dass sich seine Zunge um ihre schlang, diese kräftig packte und sie in grotesken Bewegungen hin und her zog. Bei jedem Atemzug füllten sich ihre Lungen immer mehr mit dem eiskalten Nebel. Als sie kaum noch Luft bekam, löste der Geist seine Lippen von ihr, betrachtete einige Zeit amüsiert ihre verzweifelten Bemühungen sich zu wehren. Dann legte er seine Hände an ihren Hals, ganz so, als wolle er sie erwürgen.

Voller Entsetzen riss Angéle ihre Augen weit auf und schüttelte panisch den Kopf. Dann spürte sie, wie der Nebel an ihren Wangen entlang und langsam in ihre Ohren züngelte. Sie fühlte, dass der Geist nicht nur in ihren Kopf eindringen wollte, er bohrte sich auch regelrecht in ihren Verstand.

„Ich werde in deinen Geist eindringen und überprüfen, ob du mir unverändert treu ergeben bist“, sagte er und befand sich bereits in der Bibliothek ihrer Erinnerungen. Belustigt nahm er sich die Bücher ihres Lebens, blätterte oberflächlich, um sie dann achtlos fortzuwerfen. Er wühlte tiefer, bis er fand was er suchte.

 

Angéle bäumte sich auf, versuchte ihn abzuwehren, doch sie erkannte, wie aussichtslos ihre Gegenwehr war.

In einer ganz kleinen Ecke, direkt hinter längst vergessenen Sünden der letzten Jahrhunderte, fand er, was er gesucht hatte. Ein Buch, völlig schwarz und unscheinbar, doch mit einem Schloss versehen, dessen Schlüssel Angéle schon vor einiger Zeit weit weggeworfen hatte. Aber auch dieses Schloss stellte für den Geist kein Hindernis dar. Nur eine flüchtige Berührung, schon sprang es auf und das Buch offenbarte ihm alles, wonach er suchte.

Die Tränen liefen Angéle an den Schläfen herab und gefroren dort. Sie erkannte, dass der Geist alles gefunden hatte, und hätte viel darum gegeben, jetzt einfach sterben zu können. Aber dieses letzte Glück blieb ihr verwehrt. Sie war unsterblich!

Angéle erschrak, als ein unterdrücktes Kichern in ihrem Kopf ertönte, das schnell zu einem schallenden Gelächter wurde. Als die eiskalten Schwaden schmerzhaft über ihren Körper glitten und sie wie Fesseln packten, versteiften sich ihre Brustwarzen und richteten sich zu kleinen Türmen auf.

„Ich war dir immer treu, Hugues“, wisperte Angéle, als sie mit weit gespreizten Beinen, die der Geist an den Knöcheln gepackt hatte und hoch in die Luft erhoben hielt, unter ihm lag.

„Du hast es doch in meinen Erinnerung gesehen“, hauchte sie, als die Nebelschwaden durch den schmalen Streifen ihrer leuchtend roten Schamhaare krochen, diese sofort mit Raureif überzogen und dann über den Venushügel hinweg in die Tiefe glitten.

Als der eiskalte Nebel über ihre Schamlippen glitt, gleich einer kräftigen Zunge, atmete Angéle schneller und wollte sich wieder aus seiner Umklammerung befreien.

„Du gehörst mir, Angéle, daher wehre dich nicht!“, erklärte der Geist mitleidslos, als er ihren verzweifelten Widerstand bemerkte. Zielgenau steuerten die eisigen Schwaden durch die Ohren auf das Lustzentrum in ihrem Gehirn zu, umschlossen das gerade einmal nussgroße Areal und massierten es ganz sanft, worauf wahre Stromschläge der Lust ihren Körper erbeben ließen.

Vor Erregung laut keuchend, verdrehte sie ihre Augen und leckte sich wollüstig über die blau angelaufenen, eiskalten Lippen.

„Ja… oooh jaaaahh!“, stöhnte sie und erschrak über ihr Verhalten.

Eine Woge der Lust riss sie mit und versetzte sie in eine solche Ekstase, dass ihre Liebessäfte sofort zu fließen begannen. Erfreut registrierte er, dass sie ihm jetzt ihren Körper anbot, indem sie ihre Schenkel noch weiter spreizte.

Nun verdichteten sich beim Geist die Nebelschwaden und formten einen realen, physischen Körper, der aber immer noch eine eisige Kälte verströmte. Nur noch an den Handgelenken, den Knöcheln und am Hals hielt er Angéle mit seinen eisigen Fesseln gepackt, während seine Hände sanft über ihren erregt bebenden Körper glitten.

Ungläubig sah sie, wie sich bei ihm ein irreal großer Penis aufrichtete, dessen Eichel die Größe eines Golfballs besaß. Zutiefst beschämt stellte sie fest, dass er genau die Form und Größe gewählt hatte, die sie sich immer in ihren heißesten Träumen gewünscht hatte, woran sie aber auch erkannte, dass er selbst ihre intimsten Gedanken wusste. Ohne Chance zur Gegenwehr gab sie schließlich ihren Widerstand auf und bot sich dem Geist an.

Zielgenau setzte er seinen fleischlosen Penis an, wobei sie sich weit aufbäumte. Dann drang er mit dem ersten Stoß sofort tief in das Loch ihrer Vagina ein. Blitzartig gefror ihr Liebessaft mit einem leisen Knistern an den Schamlippen.

Während der Geist die Wärme ihres lebendigen Fleisches genoss, ließ seine Grabeskälte sie laut aufstöhnen. Sein Penis schien von unzähligen kleinen Eissplittern überzogen zu sein und fühlte sich unangenehm an. War es anfangs schmerzhaft, so war das Gefühl jetzt so intensiv, dass es ein unbändiges Verlangen in ihr weckte, seinen Penis noch viel tiefer in sich zu spüren.

Der Geist bemerkte ihre rasch ansteigende Wollust und überließ ihr wieder die Kontrolle über ihre Arme und Beine, nur eine Fessel hielt er weiterhin eng um ihren Hals geschlungen.

Anstatt sich gegen ihn zu wehren, umklammerte Angéle ihn mit Armen und Beinen, schmiegte sich eng an ihn und genoss seine immer heftiger werdenden Bewegungen.

Jeder einzelne seiner Stöße fühlte sich so intensiv wie ein Orgasmus an, was sie in einen Rausch versetzte, der sich nahe an der Grenze zur Bewusstlosigkeit bewegte. Unentwegt zuckten ihre Vaginalmuskeln, sie drohte vor Lust zu zerspringen, doch in ihrem Kopf blieb die erlösende Gefühlsexplosion aus.

Dafür sorgte der Geist, der nur noch auf den richtigen Moment wartete, um die angestaute Ekstase in einer einzigen, riesigen Welle über sie hereinbrechen zu lassen. Er spürte, wie sich ihre Muskeln rhythmisch um seinen Penis verkrampften. Er passte den Moment ihrer höchsten Lust ab.

Als dieser dann erreicht war, verstärkte er ein letztes Mal die Massage ihres Lustzentrums und ließ die Welle der Ekstase über sie hereinbrechen. Während der Geist daraufhin Schwall um Schwall seines eiskalten Spermas in sie hineinpumpte, schrie Angéle lang anhaltend ihren Orgasmus hinaus und sackte erschöpft zusammen.

Der Geist löste sich vor ihr, verwandelte sich zurück in dichte Nebelschaben und strich sanft über ihr Ohr.

„Es wird Zeit mich zu erwecken“, hauchte er befehlend. „Das Geschlecht der Lykhaner ist in Salzburg zur alten Macht erstarkt.“

„Aber das kann doch nicht möglich sein, Herr!“

„Doch, es ist wahr. Warte den nächsten Vollmond ab und erwecke mich. Wir müssen gemeinsam in den Krieg ziehen.“

„Ja, Meister.“

„Außerdem brauchen wir einen Diener, der uns völlig ergeben ist und spezielle Aufträge ausführt. Wähle eine geeignete Person aus.“

„Ja, Meister.“

Er nickte, dann lösten sich die Nebenschwaden auf und der Geist war verschwunden.

2

Der Sturm heulte und tobte mit einer wahren Urgewalt über die Tiroler Alpen. Riesige Wolken jagten über den Himmel. Er hatte seine Schleusen geöffnet und einen Regen auf die ausgetrocknete Erde geschickt, der schon bald einer Sintflut glich. Als nie abreißende Vorhänge fielen die Wassermassen aus den tief liegenden Wolken. Sie überspülten Felder, Dörfer und Städte. Es war ein böses Unwetter!

Die Hölle schien ihren Rachen geöffnet zu haben, um den Menschen zu zeigen, wessen sie fähig war. Peitschend hallte der Donner über das Land und verrollte irgendwo in der Ferne als grummelndes Echo.

Das Land erlebte an diesem Tag ein schaurig-schönes Naturschauspiel, ein Unwetter, wie es nur selten vorkommt, und von einer Größe und Dauer war, an die sich selbst ältere Leute kaum noch erinnern konnten.

Wieder einmal stand der Mensch den Kräften der Natur hilflos gegenüber.

Der Himmel schien seine Wut an der Welt auszulassen und sie für ihr Tun zu bestrafen. Wer eben konnte, verkroch sich in den Häusern und Wohnungen. Ältere Menschen beteten oder zündeten Kerzen an, damit dieses mörderische Gewitter so rasch wie möglich vorbeiging. Sie flehten und hofften, andere fluchten, doch beeinflussen konnte es weder die eine noch die andere Gruppe.

War das Unwetter für die Menschheit wie eine Geißel, so wurde es von der Schattenwelt begrüßt. Je schauriger und unheimlicher die äußeren Bedingungen waren, umso wohler fühlten sie sich. Sie suchten sich meist die Orte und Plätze aus, die von den Menschen gemieden wurden. Alte Burgen, Schlösser, verfallene Abteien oder Friedhöfe. Dort fanden sie immer eine Heimat und den Unterschlupf, der sie vor allzu früher Entdeckung schützte.

Auch die kleine Gemeinde Stanz/Tirol war den Kräften der Natur voll preisgegeben. Der Wind wütete regelrecht, heulte und pfiff um die Häuser.

Nur zwei Kilometer hinter der Ortschaft befand sich die Wolfsklamm, durch die ein beliebter Spazier- und Wanderweg führte, über den man Kloster St. Georgenberg, einen der beliebtesten Tiroler Wallfahrtsorte, erreichen konnte.

Normalerweise ließ sich bei diesem Wetter dort niemand blicken, aber der junge Mann, der vor dem Gewitter Zuflucht gesucht hatte, gehörte in die Gegend.

Es war Hannes Hofer, der neunzehnjährige Gastwirtssohn aus Jenbach. Der Bursche hatte eine Verabredung mit einem Mädchen aus Stanz. Da beide wegen der Tratscherei im Dorf nicht zusammen gesehen werden wollten, trafen sie sich regelmäßig heimlich in der Wolfsklamm. Während er vergeblich auf seine Liebschaft wartete, wurde er von dem Unwetter überrascht. Er hatte sich unter einer dichtbewachsenen Buche untergestellt. An seiner Seite kniete sein treuer Schäferhund Hector.

Es war für ihn unmöglich, bei diesem Gewitter den Heimweg anzutreten. Daher beschloss er, geduldig abzuwarten, bis sich das Wetter wieder etwas beruhigt hatte.

Hannes konnte nur den Kopf schütteln. So etwas hatte er noch nie erlebt. Er starrte auf die Blitze, hörte einen gewaltigen Donner und hatte das Gefühl, als würde dieser die Welt auseinandersprengen.

Auch Hector wurde unruhig. Nervös lief er hin und her, schaute mehrmals nach draußen und zuckte jedes Mal zurück, wenn ein Blitz den dunklen Himmel spaltete, als wäre ein Vorhang in zwei Teile zerrissen worden. Hannes musste seinen treuen Begleiter beruhigen.

„Bleib ruhig, Hector!“, murmelte er und vergrub seine Finger in das dichte Fell am Nacken. „Uns passiert schon nichts.“

Hector jaulte, so als hätte er die Worte genau verstanden.

Über eine halbe Stunde tobte das Gewitter bereits. Hannes hatte sich an die peitschenden Donnerschläge längst gewöhnt. Er zuckte nicht einmal mehr zusammen, wenn ein Blitz in der Nähe des Buchenwaldes einschlug.

Wie lange musste er noch warten? Es war wie verhext. Die Gewitterfront schien sich direkt über der Wolfsklamm zusammenzuballen. Sie zog einfach nicht vorbei und entlud sich mit aller Kraft. Eigentlich war es faszinierend, diesen gewaltigen Kräften der Natur zuzuschauen, und auch Hannes ertappte sich bei dem Gedanken, dass er die Abfolge von Blitz und Donner regelrecht genoss und ihnen positive Seiten abgewann.

Bis zu dem Zeitpunkt, als Hector, sein Schäferhund, auf einmal verrücktspielte! Bis jetzt hatte das treue Tier, von einigen Ausnahmen abgesehen, ruhig am Baumstamm gesessen. Plötzlich sprang Hector wie von der Tarantel gestochen in die Höhe, bellte laut und fordernd.

„Hector, was hast du?“, rief Hannes, näherte sich seinem Hund und wollte ihn am Halsband zurückzerren. Hector knurrte nur, machte sich schwer und wollte seinen Platz nicht verlassen.

Es waren nur wenige Situationen in den letzten Jahren gewesen, bei denen Hector so reagiert hatte. Und wenn, dann war immer etwas im Busch gewesen, so wie jetzt. An dem Gewitter konnte es nicht liegen. Daran hatte sich der Hund längst gewöhnt. Also musste es etwas anderes sein, was ihn belastete. Nur – was konnte das sein?

Hannes kniete sich neben seinem Hund nieder und streichelte das Fell. „Ist ja schon gut, Hector. Hör doch auf, da ist nichts. Wirklich...“

Er hatte seinen Blick erhoben und schaute unter dem dichten Blätterdach hervor. Was er sah, hinderte ihn am Sprechen, denn das war einfach unwahrscheinlich, und augenblicklich zuckte ein wahnsinniger Gedanke durch seinen Kopf.

Verdammt, das ist ein UFO!

Was er mit dem Eintreffen außerirdischer Existenz verglich, war ein blaugrauer Nebelstreif, der sich auf dem nahe liegenden kleinen Hügel niedergesenkt hatte und aus den Wolken gekommen sein musste. Wie eine Spirale kam er und trotzte sogar dem Wind.

Er war auch durch den Regenvorhang zu sehen, nur wurde das von ihm ausgehende Licht durch die Regentropfen gebrochen, sodass er verschwommen wirkte.

Hector wurde immer wilder. Er zerrte, kratzte mit den Läufen und wollte den geschützten Unterstand verlassen. Irgendetwas musste von dieser Erscheinung ausgehen, das ihn völlig verrückt machte. Unheimlich war es schon, das gab auch Hannes zu. Er spürte, wie es kalt seinen Rücken hinablief. So etwas hatte er noch nie gesehen, aber den Gedanken an ein UFO verwarf er wieder. Nein, Raumschiffe fielen nicht so zusammen, wie dieser Nebelstreifen, denn er drängte sich über dem Boden, als hätten ihn unsichtbare Hände zusammengedrückt.

Aber warum?

Ein drohendes Knurren ließ ihn abermals zusammenzucken. Hector hatte es ausgestoßen, und Hannes kannte das Zeichen. Wenn er ihn jetzt noch hielt, würde der Hund ihn unter Umständen anfallen.

 

Er lockerte den Griff. Darauf hatte der Schäferhund gewartet. Mit einem heftigen Ruck riss er sich los. Er schleuderte seinen Kopf zurück und raste bellend und mit weiten Sätzen hinaus in den strömenden Regen, wobei er sich auch nicht um Blitz und Donner kümmerte. Der Hund rannte in Richtung der Erscheinung.

Aber der bläuliche Nebel war zwischenzeitlich völlig verschwunden!

Wirklich komplett verschwunden? Nein, da war etwas!

Da bewegten sich mehrere unheimliche Gestalten. Hannes bekam Angst. Ihm fielen wieder die alten Geschichten ein, die seit Generationen im Dorf erzählt wurden. Gefährliche Wesen kamen aus der Wolfsklamm, um die Menschheit zu unterdrücken.

Als er das Bellen des Hundes hörte, atmete er direkt auf, da er nun wusste, dass er keinen Traum erlebte, sondern alles Wirklichkeit war.

Hector war wie von Sinnen. Er schlug auch Haken. Hannes verfolgte ihn mit seinen Blicken und sah dann, wie der Hund das Ziel erreicht hatte und kläffend die fremden Gestalten ansprang.

Jetzt würde er zupacken – jetzt...

Und dann geschah das Grauenhafte!

Ein klagender, schreiender Ton, zu vergleichen mit dem eines kleinen Kindes, übertönte selbst den Donner, und Hannes ahnte, dass sein Hund diesen Ton ausgestoßen und somit sein letztes Lebenszeichen gegeben hatte. Sein Magen zog sich zusammen. Heiß stieg es seine Kehle hoch, Tränen traten in seine Augen, denn er hatte sehr an Hector gehangen

Jetzt hielt er es nicht mehr aus, er wollte sehen, was da geschehen war und rannte hinein in die graue fahle Dunkelheit, um vielleicht noch etwas zu retten. Der starke Regen traf ihn. Gewaltige Wasserfluten ergossen sich über seinen Körper, durchnässten die Kleidung, klatschten gegen sein Gesicht.

Große Wasserpfützen bedeckten den Waldboden, in die Regentropfen einschlugen wie ein Trommelfeuer.

Hannes kam nicht so schnell voran, wie er es sich vorgestellt hatte. Der Sturm blies manchmal so heftig, dass er ihn fast von den Füßen gerissen hätte. Es heulte, pfiff und tobte um ihn herum. Einige Male rutschte er aus und konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten.

„Hector! Hector!“ Er schrie den Namen seines Hundes, war jedoch nicht sicher, ob ihn das Tier noch hatte hören können, zudem riss ihm der Wind die Worte von den Lippen. Der Weg führte jetzt bergauf, dorthin, wo sich alles abgespielt hatte, und er vernahm plötzlich ein triumphierendes Heulen. So laut und schrecklich, dass es sogar die Geräusche des Unwetters übertönte. Obwohl er Angst um seinen Hund hatte und er ihm unbedingt zur Seite stehen wollte, konnte er nicht mehr weiterlaufen. Er musste stehenbleiben, riss seine Augen auf und schaute hinein in den dichten Vorhang aus Wasser.

Schemenhaft sah er die Szene!

Kurz vor ihm befand sich eine weitläufige Lichtung. Im Zentrum dieser Fläche stand ein mächtiger Ahornbaum ohne Blätter. Der Baumstamm war aus vier Bäumen zusammengewachsen und bildete eine unheimliche Form.

Hannes ging fluchtartig in Deckung, warum, hätte er später nicht mehr sagen können. Es war wie ein Reflex, der ihn eine geschützte Stelle suchen ließ. Aus diesem Versteck hatte er freie Sicht auf die Lichtung.

Plötzlich schien der Wald völlig still zu sein!

Wo war das Unwetter? Wo der Wind? Wo die Gestalten, die er eben noch schemenhaft erkennen konnte.

Es schien so, als wäre diese Lichtung vom Unwetter verschont. Die Fläche um den Baum strahlte eine geisterhafte, unheimliche Ruhe aus, nur das leichte Rauschen und Rascheln der Blätter war zu hören.

Plötzlich wurde Hannes von etwas völlig anderem in seinen Bann gezogen.

Es schritt eine größere Gruppe Frauen in schwarzen Gewändern auf die Lichtung. Jede trug eine Fackel in der Hand. Sie zeichneten Kreise in den Boden um den Ahornbaum und steckten die Fackeln dort hinein.

Es sah aus, als würde der majestätische Baum in Flammen stehen.

Zwei Frauen gingen um die Kreise herum. Sie platzierten dort seltsam anmutende Zweiggestecke und metallische Objekte. Die anderen Frauen zeichneten geometrische Muster auf den Boden um den Baum.

Sie trugen allesamt schwarze Kutten und liefen trotz der Kälte barfuß. Alles wurde in bemerkenswerter Stille erledigt.

Hannes lag vielleicht dreißig Meter entfernt und gut verborgen in seinem Versteck. Er konnte keinerlei Geräusche hören. Keinen knackenden Zweig, kein Rascheln des Laubes. Einfach nichts! Sogar das Rauschen der Blätter hatte aufgehört. Es war, als wäre die Natur von derselben atemlosen Stille durchdrungen, die auch Hannes in seinem Innersten fühlte.

Die Frauen zogen ihre Kutten aus und enthüllten ihre vollständige Nacktheit. Die schlanken Leiber strahlten eine perfekte Reinheit aus.

Zwei Frauen holten vom Rand des Waldes kleine Schüsseln und stellten sie einzeln in die geometrischen Kreise. Dann begannen alle gemeinsam zu tanzen. Sie bewegten ihre anmutigen Körper mit eleganten Bewegungen um den Ahornbaum. Beim Vorbeitanzen an einem Kreis tauchten sie einen Finger in eine Schüssel hinein und schmierten dabei so etwas wie eine Paste auf Stirn und Körper. Nach wenigen Momenten waren die nackten Körper mit seltsamen Zeichnungen verziert.

Dann stellte sich jede Frau in einen Kreis. Sie tanzten in der geometrischen Fläche, gingen in die Knie und setzten sich dann auf den Waldboden. Jeder Kreis hatte den exakt gleichen Abstand zum nächsten. So repräsentierten sie die vier Himmelsrichtungen.

Dann drehten sie ihre nackten Körper dem Baum zu. Sie reckten ihre bemalten Arme dem Ahornbaum entgegen, begannen eine Art Singsang, erst mehr wie ein Gemurmel, dann mit steigender Lautstärke und Dringlichkeit. Während sie ihre Arme erhoben, folgten auch die Flammen der Fackeln und stiegen höher und höher.

Hannes konnte aus seinem Versteck kein Wort des Gesanges verstehen. Es klang definitiv wie eine alte Sprache, fast ein wenig an sakrales Latein erinnernd, aber das war es vermutlich nicht.

Plötzlich hing eine merkwürdige Energie in der Luft, die sich wellenförmig vom Mittelpunkt der Lichtung ausbreitete. Erst waren es vitalisierende Bewegungen, aber dann wurden die Wellen dunkler und kälter.

Sie drehten dem Baum ihren Rücken zu und hoben die Hände in die Höhe. Während ihr Gesang immer lauter und befehlender wurde, hielten sie die Augen geschlossen.

Dann geschah es!

Jede der singenden Frauen wurde von einer blau-weißlichen Energieblase umschlossen. Sie hörten auf zu singen und rezitierten stattdessen abwechselnd Sätze, die Hannes nicht verstehen konnte.

In ihrer Mitte schien sich etwas zu manifestieren. Es schien direkt aus der Erde oder dem Baum zu kommen. Es war etwas Körperloses, sah aus wie eine rote Nebelwolke. Die Energie, die der Manifestation zugehörig schien, war grausam und bösartig.

Hannes reagierte auf diese Erscheinung mit starken Schmerzwellen. Er spürte tiefe Urängste und meinte, seinen Verstand zu verlieren. Er glaubte, in Stücke gerissen zu werden und war völlig unfähig sich zu bewegen.

Ein anschwellendes tiefes Grollen und Rumpeln begleitete die unheimliche Manifestation, die durch das Ritual herbeigerufen wurde. Die rote Nebelwolke wurde dichter und dichter, dann schlugen Energieentladungen wie Blitze in die bläulichen Felder der Frauen ein, deren Färbung sich dabei zu einem spektakulären Gold änderte.

Immer mehr Blitze schossen auf die Hexen zu.

Hannes hatte Angst. Er wollte aufstehen und weglaufen, aber die dunkle Energie presste ihn hilflos auf den Waldboden. Er konnte sich nicht bewegen, musste den Ereignissen wehrlos zusehen. Seine Augen füllten sich mit Tränen, er spürte einen Druck auf seinen Ohren wie in großer Höhe.

Es wurde unerträglich!

Dann nichts mehr! Dunkelheit umhüllte ihn.

Hannes versank in tiefer Bewusstlosigkeit.

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