Drachenschiffe vor Vinland: Ein Wikinger-Abenteuer für junge Leser

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Drachenschiffe vor Vinland: Ein Wikinger-Abenteuer für junge Leser
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Alfred Bekker



Drachenschiffe vor Vinland: Ein Wikinger-Abenteuer für junge Leser





Dieses ebook wurde erstellt bei






Inhaltsverzeichnis





Titel







***







1. Kapitel: Aufbruch ins Ungewisse







2. Kapitel: Sturmfahrt des Schreckens







3. Kapitel: Die fremde Küste







4. Kapitel: Vinland







5. Kapitel: Der geheimnisvolle Pfahl







6. Kapitel: Ein Schatten im Wald







7. Kapitel: Der Skrälinger







8. Kapitel: Das Lager der Fremden







9. Kapitel: Der Beschluss







10. Kapitel: Umzingelt







11. Kapitel: Der neue Freund







12. Kapitel: Teufelsgesichter







13. Kapitel: Angriff!







14. Kapitel: Einars mutige Tat







Impressum neobooks







***





Alfred Bekker







Drachenschiffe vor Vinland







(c) Titelgraphik: Hubert Schweitzer, Edition Bärenklau



Die Print-Originalausgabe erschien 2009 im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv)



© Text 2009 by Alfred Bekker



© 2013 der Digitalausgabe AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen



Ein CassiopeiaPress E-Book





www.AlfredBekker.de







1. Kapitel: Aufbruch ins Ungewisse



Ein eisiger Wind wehte über die Langhäuser der kleinen Wikingersiedlung. Einar Svenson hatte alles, was er an Kleidung besaß, übereinandergezogen. Er trug mehrere knielange Wollgewänder und eng anliegende Hosen, die er in seine Fellstiefel hineingesteckt hatte. Der Ledergürtel war viel zu lang für einen Neunjährigen. Obwohl er so dick angezogen war, reichte die Länge aus, um ihn sogar zweimal um seinen Bauch zu binden.



Sein Vater Sven Bleichhaar hatte ihm den Gürtel gemacht und gemeint, dass er für lange Zeit passen sollte. „Den kannst du auch noch tragen, wenn du groß bist!“, hatte er ihm gesagt. Alles, was Einar sonst noch besaß, steckte in einem kleinen Bündel, das er über der Schulter trug. Neben ihm stand Freya Svenstochter, seine Zwillingsschwester. Auch sie hatte alle ihre Sachen übereinandergezogen und den Rest in ein Bündel geschnürt. Das blonde Haar war zu einem Zopf gebunden und sie hatte sich eine Decke wie einen Umhang umgehängt.



„Schade, dass wir wegziehen müssen“, sagte sie an Einar gewandt.



„Ja“, murmelte Einar und blickte zu den Langschiffen, die am Meeresufer lagen – bereit, um in Kürze abzulegen. Die Segel flatterten schon lose im Wind. Ein paar Männer trugen Fässer mit Met und Frischwasser an Bord. „Aber es geht nicht anders…“



„Du redest schon wie Vater!“, meinte Freya.



„Aber er hat doch Recht. Es ist zu kalt hier in Grönland…“ Einar sah zu den schneebedeckten Gletschern hinüber, die das gesamte Innere des Landes mit einem Eispanzer bedeckten. Nur hier an der Küste gab es einen schmalen Streifen, der im Sommer für wenige Monate grün wurde. Aber das wenige Gras reichte nicht für die Rinder. Und es gab außerdem immer zu wenig Holz, um Häuser zu bauen und die Öfen zu heizen, weil auf Grönland keine Bäume wuchsen.



Zwei Männer versuchten gerade, eine Kuh auf eines der Schiffe zu bringen. Die Kuh sträubte sich aber. Einar und Freya sahen zu, wie ihr Vater hinzusprang, um mit zu helfen.



Laut muhte das Tier auf.



„Ich glaube, die weiß schon, was ihr bevorsteht!“, meinte Freya. „Eine Seefahrt durch raue See, bei der es dauernd hin und her schaukelt, dass einem schlecht wird!“



„Aber in dem Land, in das wir kommen, wird es mehr Gras geben“, gab Einar zu bedenken. „Und sogar Bäume!“



Einar und Freya hatten in ihrem Leben noch nie einen Baum gesehen, denn sie waren in Grönland geboren und dort gab es kleine Bäume. Ihr Vater und die anderen Männer mussten immer wieder über das weite Meer fahren, um in anderen Ländern Bäume zu fällen, die sie dann nach Grönland brachten.



Er hatte ihnen oft davon erzählt, wie Bäume aussahen, wenn sie noch nicht gefällt waren und man ihnen die Äste bereits abgeschlagen hatte.



Mit viel Mühe hatten es die Männer inzwischen geschafft, die Kuh ins Schiff zu bugsieren. Aber einige weitere Rinder warteten noch an Land und wurden nun unruhig.



Freya zuckte mit den Schultern. „Wir können sowieso nichts daran ändern“, sagte sie. „Wirklich traurig finde ich auch nicht, dass wir fortziehen, sondern dass wir Großvater und Großmutter wahrscheinlich für lange, lange Zeit nicht wiedersehen werden. Vielleicht sogar nie, falls wir im neuen Land bleiben.“



„Wer sagt das?“, fragte Einar.



„Großvater hat das gesagt. Du kannst ihn ja gerne selbst fragen.“





„Einar!“, rief in diesem Moment die helle Stimme seiner Mutter. Sie stand vor Großvaters Langhaus und winkte ihn herbei.



Einar seufzte. „Mal sehen, was los ist“, meinte er. „Wahrscheinlich muss ich irgendetwas helfen…“



„Aber eigentlich müsste doch außer den Tieren schon alles an Bord der Schiffe sein!“, gab Freya zurück. Sie hatten schließlich beide kräftig mithelfen und bei allem mit anfassen müssen, was nicht zu schwer für sie war.



Einar setzte Freya sein Bündel vor die Füße.



„Hier, pass du mal drauf auf!“



Dann rannte er los. Wenig später hatte er seine Mutter Sigrun Björnstochter erreicht. Auch sie war warm angezogen und fertig für die Reise. Über ihrem bis zum Boden reichenden Kleid trug sie einen wollenen Umhang, den sie sich um die Schultern gewickelt hatte. Am Kragen war ein kleines Holzkreuz zu sehen, das ihr um den Hals hing. Dieses Kreuz war das Zeichen dafür, dass sie an den neuen Christengott glaubte, während Vater und die meisten anderen Wikinger aus Grönland noch an die alten Götter des Nordens glaubte. Den Donnergott Thor zum Beispiel, der Blitze schleuderte – oder Odin, der auf einem achtbeinigen Pferd ritt und ein Auge für die Allwissenheit geopfert hatte. Manche gingen aber auch auf Nummer sicher und beteten sowohl zu Jesus Christus als auch zu Thor und Odin, weil sie der Meinung waren, dass man nie genug göttliche Hilfe bekommen konnte.



„Was ist los, Mutter?“, fragte Einar.



„Du sollst zu Großvater Björn in die Werkstatt kommen. Beeil dich!“



„Ja!“



Die Werkstatt von Großvater Björn lag im hinteren Teil des Langhauses und hatte einen eigenen Eingang.



Björn war ein großer, stattlicher Mann mit schneeweißen Haaren und einem langen Bart.



„Ah, schön, dass du kommst, Einar.“



„Was ist, Großvater?“



„Ich habe etwas für dich, das ich dir geben möchte. Nenn es ein Abschiedsgeschenk… Du wirst es drüben in dem neuen Land sicher gut brauchen können…“



Damit reichte Großvater ihm eine Axt mit kurzem Stiel, der mit Runen verziert war. Solche Äxte wurden sowohl als Waffe wie auch als Werkzeug benutzt. Einar nahm sie und betrachtete sie. Eine eigene Axt! Sie lag sehr leicht in der Hand.



„Großvater…“, murmelte Einar bewegt.



„Ich habe darauf geachtet, dass sie nicht zu schwer ist. Drüben in dem Land, in dem neuen Land im Westen, in das ihr zieht, gibt es Bäume genug. Ihr werdet daraus Häuser und Schiffe machen – und das Holz im Winter im Ofen verbrennen! Ich nehme an, da wirst du kräftig mithelfen müssen und da sollst du nicht ohne Werkzeug dastehen!“



„Danke, Großvater!“, stieß Einar hervor. „Das ist ein wirklich kostbares Geschenk!“



„Kannst du die Runen auf dem Griff schon lesen?“



„Noch nicht so gut“, gab Einar zu. Der Wanderlehrer, der die Kinder unterrichtete, war in diesem Jahr nicht gekommen. Vielleicht hatte er kein Schiff gefunden, das ihn nach Grönland mitnahm. Oder es war auch ihm dort einfach zu kalt und ungemütlich und der Lohn für eine Arbeit zu gering. Schließlich gab es anderswo Wikingersiedlungen, die viel reicher waren und wo man ihm mehr für seine Dienste geben konnte.



„Da steht: Njörd beschütze Einar!“, sagte Großvater Björn.



Njörd – der Gott des Meeres!



„Diesen Schutz werde ich sicher gut brauchen können, Großvater!“, meinte Einar.



„Steck dir die Axt hinter den Gürtel, so wie ich es auch tue! Dann bist du immer gut ausgerüstet!“



Einar tat, was Großvater gesagt hatte. Dann umarmte er ihn. „Ich danke dir!“



„Wir werden uns lange nicht sehen, Einar.“



„Freya sagt sogar, vielleicht für immer.“

 



„Ja, das ist sehr wahrscheinlich, denn ich glaube nicht, dass ihr noch mal zurückkehrt, wenn ihr euch erst in Vinland eingelebt habt!“



Vinland – das Weinland – so nannte man dieses neue, unbekannte Land.



„Warum kommst du nicht mit nach Vinland?“, fragte Einar. „Du, und Großmutter und alle deine Leute?“



„Ich bin zu alt“, sagte Großvater Björn. „Zu alt um unseren Hof zu verlassen und noch mal ganz von vorn anzufangen und alles neu aufzubauen. Aber für euch ist das eine gute Chance für ein besseres Leben!“






Wer waren die Wikinger?







Die Wikinger waren Seefahrer, die ursprünglich in Dänemark, Schweden und Norwegen beheimatet waren. Mit ihren Schiffen machten sie zwischen 750 und 1100 n. Chr. die Meere als Piraten unsicher, entdeckten neue Länder, eroberten Reiche und gründeten Staaten. Zuerst unternahmen sie vor allem Raubfahrten, später beherrschten sie den Seehandel in der Nord- und Ostsee. Man nannte sie auch Normannen oder Waräger.







Im Westen siedelten sie an den Küsten Irlands, Englands und Schottlands. Sie entdeckten und besiedelten Island und erreichten danach Grönland und Nordamerika. Die Gebiete in Amerika nannten sie Vinland (das bedeutet wahrscheinlich „Weinland“, vielleicht aber auch „Weideland“) und Markland (das bedeutet „Holzland“).







Normannen siedelten in der Normandie und in Sizilien. In Russland ruderten sie die großen Flüsse hinauf. Daher auch der heutige Name: „Rus“ bedeutet wahrscheinlich „Ruderer“. Sie kamen bis zum Schwarzen Meer, überquerten es und trieben Handel mit dem Kaiser von Konstantinopel und dem Kalifen von Bagdad.









2. Kapitel: Sturmfahrt des Schreckens



Ein Hornsignal ertönte.



Jetzt geht es los!, dachte Einar. Er hatte vorne am Bug seinen Platz gefunden.



Auch die letzte Kiste, das letzte Fass und die letzte Ziege waren auf die drei Schiffe geladen worden, die sich nun auf den Weg machen wollten.



Sven Bleichhaar war der Kapitän der WELLENDRACHE, einem recht breiten Schiff an dessen Spitze sich ein grimmig dreinschauender Drachenkopf aus Holz befand. Der Drachenkopf war bunt angemalt und sollte Feinde abschrecken. Man konnte ihn sogar abnehmen, wenn man in einen befreundeten Hafen einlief.



Die anderen beiden Langschiffe, die in das ferne Vinland aufbrachen, hießen SCHAUMDRACHE und SEEDRACHE.



Die SEEDRACHE war das größte der drei Schiffe und sein Kapitän war Thorfinn Karlsefni. Er führte die kleine Flotte an. Vor zwei Jahren war Thorfinn schon einmal in Vinland gewesen, und dann zurückgekehrt, um mehr Siedler dafür zu gewinnen, in das neue Land zu ziehen.



Bei Einars Vater hatte er Erfolg gehabt und deshalb brachen sie jetzt auf.



Großvater Björn und zahlreiche andere Wikinger standen am Ufer und verabschiedeten die Besatzungen der drei Schiffe. Einar winkte ihnen zu.



Die Segel wurden gesetzt und der Wind blähte sie auf.



„Setz dich in die Spitze“, wandte sich Sigrun an Freya, die bis dahin in der Mitte des Schiffs bei den Met-Fässern gekauert hatte. „Dann bist du aus dem Weg und sicher aufgehoben…“



„Ja, Mutter.“



Sigrun trug ihr silbernes Kreuz um den Hals – das Zeichen dafür, dass sie dem neuen Glauben anhing. „Jesus Christus schütze euch“, murmelte sie.



„Aber auch Thor und Odin!“, meinte Freya. „Und Njörd, weil wir doch über das Meer fahren!“ Die kriegerischen Götter der Wikinger erschienen Freya nämlich stärker zu sein, als der Christengott, für den die Nächstenliebe am wichtigsten war.



Sigrun lächelte. „Geh jetzt!“, sagte sie.



Freya ging zum Bug und setzte sich neben Einar. Hier an der Spitze war das Schiff schon so schmal, dass sowieso kein Erwachsener dort hätte sitzen können.



Außer Freya und Einar waren noch einige andere Kinder an Bord. Die Meisten waren schon größer als Einar und Freya, aber es gab auch einen Säugling.



170 Männer, Frauen und Kinder befanden sich insgesamt auf allen drei Schiffen. Genug, um in Vinland eine neue Siedlung zu gründen.



Einar blickte zurück zur Küste – aber schon bald konnte man nichts mehr von der alten Heimat sehen. Überall umgab sie jetzt nur noch das Meer. Die drei Drachenschiffe pflügten durch die aufgewühlte See.



Manchmal spritzte Einar die kalte Gischt ins Gesicht, wenn der Bug sich durch eine Welle drängte.



Aber noch schien die Sonne und es war gutes Wetter. Der Wind blies kräftig und sorgte dafür, dass alle drei Schiffe gute Fahrt bekamen.



Einars Vater Sven kam zur Schiffsspitze. Er brachte Einar und Freya zwei Tau-Enden und gab jedem der beiden Zwillinge eins davon. „Hier, schlingt es euch um die Brust und bindet das andere Ende am Schiff fest!“, sagte er. „Schließlich sollt ihr nicht bei der ersten wirklich großen Welle über Bord gerissen werden!“



„Meinst du, die Wellen werden noch größer?“, fragte Freya.



Ihr Vater, den man wegen seiner hellen Haare Sven Bleichhaar nannte, lachte. „Natürlich werden sie noch höher! Und in den Gewässern, die wir durchqueren müssen, ist es besonders wüst! Das Wetter kann jederzeit umschlagen.“



Einar knüpfte eine Schlinge und schlüpfte mit Kopf und Armen hindurch, ehe er sie stramm zog. Schließlich wollte er ja nicht erwürgt werden, wenn er tatsächlich über Bord gehen sollte!



Dann befestigte er das andere Ende des Taus mit einem Knoten. Sein Vater hatte ihm beigebracht, wie man Knoten machte, die schnell zu knüpfen aber genauso schnell wieder zu lösen waren. Freya brauchte etwas länger dazu – aber Knoten machen hatte auch sie gelernt.



„Leif Erikson, der Sohn von Erik dem Roten, war ja als Allererster in Vinland und soll dabei ein ganzes Schiff im Sturm verloren haben!“, erklärte Sven Bleichhaar und sah Einar dabei an. „Du warst doch dabei, wie Thorfinn das am Lagerfeuer erzählte…“



Einar erinnerte sich gut, wie Thorfinn von Vinland berichtet hatte. Manches hatte Thorfinn nur von denen gehört, die vor ihm dort gewesen waren, anderes hatte er bei seiner ersten eigenen Fahrt dorthin selbst erlebt.



Die unruhige See vor Vinland war auch der Hauptgrund dafür, dass Thorfinn auf dieser Fahrt nur breite, bauchige Schiffe mitnehmen wollte, die man Knorr nannte – und nicht die schmaleren Draken oder Schniggen. Die waren zwar viel schneller, kenterten dafür aber auch leichter.



„Gut so?“, fragte Freya, woraufhin ihr Vater die Knoten überprüfte.



Sven Bleichhaar nickte. „Jetzt kann euch nichts passieren“, meinte er. Dann ging er wieder zurück zum Heck.





Die Stunden gingen dahin. Zwischendurch gab es Stockfisch zu essen. Einar starrte hinaus auf das glitzernde Wasser, so dass man denken konnte, dass er nach etwas suchte.



„Wonach schaust du eigentlich die ganze Zeit?“, fragte Freya.



„Nach Walen!“, erklärte Einar. Er streckte die Hand aus. „Sieh mal, dort! Da sind welche!“



Freya kniff die Augen zusammen. Ein paar Wasserfontänen spritzen in einiger Entfernung in die Höhe. Einar wusste, dass es Wale gab, denen ein Horn aus Elfenbein aus dem Kopf wuchs – länger als ein Schwert. Narwale hießen die. Wie schwimmende Einhörner sahen die aus und wurden gejagt, wann immer sie auftauchten. Elfenbein war nämlich sehr wertvoll.



Einige der Männer an Bord schauten ebenfalls zu den Walen. Einar hörte ihren Gesprächen zu. Die Meisten meinten erkennen zu können, dass es keine Narwale waren.



„Die dort sind viel größer als die Einhörner!“, meinte Orm Einauge, ein großer, kräftiger Mann, der alle anderen an Bord um mindestens eine halben Kopf überragte. Er trug eine Augenklappe, weil er im Kampf ein Auge verloren hatte. Er wandte sich an Sven Bleichhaar. „Wir sollten uns von diesen Meeresriesen fernhalten, sonst zerschmettern sie das Schiff mit einem Flossenschlag!“




Von den Walen hielten sich die drei Schiffe fern und schließlich war von den Meeresriesen nichts mehr zu sehen.



Die Wolken türmten sich zu dunklen Gebirgen auf und der Wind blies immer heftiger. Zwei Männer mussten jetzt das Steuerruder halten. Manchmal wehte eine plötzliche Böe so stark in das Segel, dass der Schiffsrand, an dem die Schilde der Krieger befestigt worden waren, nur noch eine Handbreit über der Wasseroberfläche war.



Ab und zu schwappte dann etwas Wasser herein. Die Rinder und Ziegen wurden dadurch sehr unruhig. Sie waren zwar festgebunden und fingen nun aber an, an den Seilen zu ziehen. Orm versuchte, die Tiere zu beruhigen.



Eine große Welle schlug über dem Drachenkopf zusammen. Einar und Freya waren vollkommen nass. Das Wasser troff von ihrer Kleidung. Dann drückte der Wind den Rand des Schiffes so tief, dass eine zweite Welle hineinschwappen konnte.



Das Schiff lag sehr schief. Männer, Frauen und Kinder hielten sich fest. Manche schrien. Die Welle riss selbst einem so kräftigen Mann wie dem einäugigen Orm die Beine weg. Er rutschte über den Boden und bekam schließlich eine Kiste zu fassen, die gut festgebunden war.



Auch Einar klammerte sich so fest er konnte. Er hatte große Angst. Zwar hatte er oft den Geschichten der Seefahrer am Lagerfeuer gelauscht und wusste daher, dass

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