Dari - Wort für Wort (für Afghanistan)

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Aus der Reihe: Kauderwelsch #202
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Dari - Wort für Wort (für Afghanistan)
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Inhalt

Vorwort

Afghanistan ist wieder in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit geraten. Das Land hat außer den Taliban, Minen und Kriegszerstörungen aber noch eine ganze Menge zu bieten. Da sind zunächst einmal die Afghanen selber. Afghanen sind ungemein gastfreundlich, und Sie als Reisender sind für jeden Afghanen ein Gast in seinem Land. Viele Afghanen schämen sich für die Kriegszerstörungen in ihrem Land und die negative Berichterstattung in den internationalen Medien nach dem 11. September 2001.

Mit ein paar einfachen Worten auf Dari wie „Bitte“ und „Danke“ machen Sie jedem Afghanen schon eine große Freude, denn damit zeigen Sie ihm, dass Sie ihn, sein Land und seine Kultur ernst nehmen, respektieren und nicht nur an Taliban, Minen und Kriegszerstörungen interessiert sind. Sie können aber noch viel mehr lernen als nur „Bitte“ und „Danke“.

Mit ein bisschen Fleiß, Mut, Humor und Übung gewinnen Sie über die Sprache einen direkten, unverfälschten Zugang zu diesem wunderschönen Land und seiner Bevölkerung.

Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg!

Florian Broschk & Abdul Hasib Hakim

Begleitendes Tonmaterial

Zu diesem Buch ist zusätzlich ein AusspracheTrainer als MP3-Download erhältlich unter

https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-dari-fuer-afghanistan-mp3-1241

Auch erhältlich auf Audio-CD unter

https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/aussprachetrainer-dari-fuer-afghanistan-audio-cd

Der AusspracheTrainer enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch mit einem O markiert sind.

Hörproben: In ausgewählten Kapiteln im Konversationsteil dieses Buches können Sie sich unter den dort angegebenen Links Ausschnitte aus dem AusspracheTrainer anhören.

Hinweise zur Benutzung

Der Kauderwelsch-Band „Dari für Afghanistan” ist in drei wichtige Abschnitte gegliedert:

Die Grammatik beschränkt sich auf das Wesentliche und ist so einfach gehalten wie möglich. Deshalb sind auch nicht sämtliche Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten der Sprache erklärt. Wer nach der Lektüre gerne noch tiefer in die Grammatik eindringen möchte, findet im Anhang einige Tipps zum Weiterlernen. Natürlich kann man die Grammatik auch überspringen und sofort mit dem Konversationsteil beginnen. Wenn dann Fragen auftauchen, kann man immer noch in der Grammatik nachsehen.

Konversation: In diesem Teil finden Sie Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen einen ersten Eindruck davon vermitteln sollen, wie Dari „funktioniert” und die Sie auf das vorbereiten sollen, was Sie später in Afghanistan hören werden.

Jede Sprache hat ein typisches Satzbaumuster. Um die sich vom Deutschen unterscheidende Wortfolge der Sätze auf Dari zu verstehen, ist die Wort-für-Wort-Übersetzung in kursiver Schrift gedacht. Jedem Dari-Wort entspricht ein Wort in der Wort-für-Wort-Übersetzung. Wird ein Dari-Wort im Deutschen durch zwei Wörter übersetzt, werden diese zwei Wörter in der Wort-für-Wort- Übersetzung mit einem Bindestrich verbunden:

mê·châh·am nân be·char·am.

(ich)will Brot dass-(ich)kaufe

Ich möchte Brot kaufen.

Werden in einem Satz mehrere Wörter angegeben, die man untereinander austauschen kann, steht ein Schrägstrich zwischen diesen:

chaßta / goroßna / teschna schod·am.

müde / hungrig / durstig (ich)wurde

Ich bin müde / hungrig / durstig.

Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung können Sie bald eigene Sätze bilden. Sie können die Beispielsätze als Fundus von Satzschablonen und -mustern benutzen, die Sie selbst Ihren Bedürfnissen anpassen. Mit einem kleinen bisschen Kreativität und Mut können Sie sich neue Sätze „zu-sammenbauen”, auch wenn das Ergebnis nicht immer grammatikalisch perfekt ausfällt.

Die Wörterlisten am Ende des Buches helfen Ihnen dabei. Sie enthalten einen Grundwortschatz von je ca. 1000 Wörtern Deutsch–Dari und Dari– Deutsch, mit denen man schon eine ganze Menge anfangen kann.

Die Rubrik „Das Wichtigste im Überblick“ am Ende dieses Buches hilft, die wichtigsten Sätze und Formulierungen stets parat zu haben. Einfach die gewünschte Satzkonstruktion mit dem entsprechenden Vokabular aus den einzelnen Kapiteln kombinieren. Wenn alles nicht mehr weiterhilft, dann ist vielleicht das Kapitel „Nichts verstanden? – Weiterlernen!” der richtige Tipp mit Formulierungen wie z. B. „Ich habe leider nicht verstanden“ oder „Wie bitte?“.

Land & Sprache

Dari ist eine indoeuropäische Sprache und gehört zu den iranischen Sprachen. Vielen Dari-Wörtern merkt man noch ihre indoeuropäische Herkunft an, z.B. padar (Vater), mâdar (Mutter), berâdar (Bruder). Nach der Eroberung durch die muslimischen Araber und der Bekehrung zum Islam sind viele arabische Wörter ins Dari übernommen worden, oft gibt es für einen Begriff mehrere Vokabeln, eine arabische, eine persische und nicht selten noch eine paschtunische. In der Moderne sind Lehnwörter aus dem Englischen und Russischen übernommen worden.

Dari ist sehr eng mit dem modernen iranischen Persisch (fârsî) verwandt, oft wird es auch als afghanisches Persisch bezeichnet. Die Unterschiede liegen vor allem in der Aussprache, außerdem werden viele Vokabeln abweichend verwendet, die Grammatik ist dagegen weitgehend gleich.

Auch Tadschikisch, das in Afghanistans nördlichem Nachbarstaat Tadschikistan gesprochen wird, ist sehr eng verwandt. Iraner, Tadschiken und Afghanen verstehen sich untereinander, aber nicht ganz problemlos.

Dari und Fârsî werden mit einer etwas abgewandelten arabischen Schrift geschrieben, zu der vier Buchstaben hinzugefügt wurden, um die Laute p, g, j und tsch (die es im Arabischen nicht gibt) darzustellen.

In Afghanistan gibt es verschiedene Ethnien mit verschiedenen Sprachen. Dari ist die Muttersprache von nur ungefähr der Hälfte der ca. 20 Millionen Afghanen. Geographisch erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Dari-Sprecher über das Zentrum und den nördlichen Teil Afghanistans. Auch in den großen Städten wie Kabul, Herat, Kunduz, Feyzabad oder Mazar-e Sharif wird Dari gesprochen.

Dari als Muttersprache sprechen vor allem Tadschiken, Hazara, Aimaq und Farsiwan, aber auch einige Paschtunen, vor allem in den Städten.

Die Paschtunen, die größte einzelne Ethnie, die ca. 40 % der Bevölkerung ausmachen, leben vor allem im Süden und Osten des Landes. Sie sprechen eine eigene Sprache, das Paschto (Kauderwelsch Band 91). Paschto und Dari sind sprachwissenschaftlich zwar miteinander verwandt, aber doch sehr unterschiedliche Sprachen. Im Norden und Nordwesten Afghanistans leben Usbeken (ca. 8 % der Gesamtbevölkerung) und Turkmenen (ca. 3 %). Auch sie sprechen ihre eigenen Sprachen, die mit dem Türkischen verwandt sind. Daneben gibt es noch einige kleinere Ethnien mit zum Teil eigenen Sprachen. Weil historisch die Sprache der Gebildeten jedoch immer Persisch war und nicht zuletzt, weil Dari im Gegensatz zum Paschto und den türkischen Sprachen so einfach zu lernen ist, ist es in ganz Afghanistan Verkehrssprache. Das bedeutet, auch Usbeken, Paschtunen und Turkmenen sprechen außerhalb ihrer eigenen Siedlungsgebiete Dari, und der Ausländer, der sich im ganzen Land verständigen können will, tut gut daran, Dari zu lernen.

Innerhalb des Dari gibt es natürlich auch verschiedene Dialekte, die von Region zu Region verschieden sind. In diesem Buch werden wir uns an der Kabuler Aussprache orientieren, die in ganz Afghanistan als Standard gilt.

Karte von Afghanistan


Das Alphabet

Eines vorweg: das Dari-Alphabet ist gar nicht so schwierig, wie es zunächst vielleicht aussieht. Es ist eine Buchstabenschrift, keine Silben- oder gar Wortzeichenschrift, beruht also auf demselben System wie unsere Schrift. Nur dass die Buchstaben halt etwas anders aussehen, aber daran kann man sich schnell gewöhnen, wenn man das System verstanden hat. Nur Mut und etwas Geduld, dann klappt’s auch mit der „Würmchenschrift“!

Das Dari-Alphabet besteht aus 32 Buchstaben. Diese werden von rechts nach links geschrieben und innerhalb eines Wortes miteinander verbunden. Es gibt aber auch Buchstaben, bei denen das nicht geht, dazu später.

Durch die Buchstabenverbindungen ergibt sich, dass ein Buchstabe verschiedene Formen annimmt, je nachdem ob er am Anfang, im Inneren oder am Ende eines Wortes steht. In den meisten abgeleiteten Formen kann man aber noch gut die Grundform erkennen.

Viele Buchstaben bestehen eigentlich aus derselben Form und unterscheiden sich nur durch Punkte, die über bzw. unter die Form gesetzt werden. Daher ist es wichtig, dass man genau hinschaut, wie viele Punkte über oder unter dem Buchstaben stehen.

Groß- und Kleinschreibung gibt es nicht. Buchstaben, die doppelt vorkommen, werden trotzdem nur einmal geschrieben.

Es gibt ein paar Sonderregeln, die wir am Ende des Kapitels erklären, aber diese beherrschen viele Afghanen selber nicht so ganz. Wenn man die Schrift nur für den Alltagsgebrauch kennen lernen möchte, braucht man sich damit gar nicht auseinanderzusetzen.

 

Selbstlaute (Vokale) & Zwielaute (Diphthonge)

Es gibt drei lange und drei kurze Vokale. Die kurzen Vokale werden grundsätzlich nicht geschrieben, außer wenn sie am Wortanfang stehen sowie auch das kurze a am Wortende (im Dari in Form des Buchstabens h). Die langen Vokale werden dagegen immer geschrieben, allerdings können die Buchstaben für ê und û auch für einen Selbstlaut (y / w) oder für einen Zwielaut, also einen Doppelselbstlaut (au / ey) stehen. Das bedeutet natürlich, dass, wenn man ein Wort gar nicht kennt, man seine genaue Aussprache, besonders die kurzen Vokale, nur erraten kann. Eine Faustregel gibt es dafür leider nicht! Erkennt man aber das Wort, so steht natürlich auch die Aussprache fest.

Aus den Beispielen geht auch hervor, dass die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen entscheidend für die Bedeutung des Wortes sein kann!

lange Vokale


â wie in „Badezimmer“, aber mit einem leichten Anklang von „o“
bâd (Wind)
ê wie in „Heer” (in manchen Wörtern wie ein langes „î“ ausgesprochen!)
ßêr (satt)
û wie in „nur”
pûr (Sohn)
kurze Vokale
a wie in „bald”
bad (schlecht)
e wie in „nett”
ßer (Geheimnis)
o wie in „Torte”
por (voll)
Zwielaute (Diphthonge = Doppelvokale)
au wie in „Raum”
ßaur (Monatsname: April / Mai)
ey wie im umgangssprachlichen „ey!”
gheyr (nicht, außer)

Manche Buchstaben werden je nach Wortposition anders ausgesprochen und auch auf andere Art mit dem Buchstaben links davon verbunden. Da dies ein Sprachführer ist, wird jedoch im Weiteren nicht näher auf die Regeln für das Verbinden der Schrift eingegangen. Hier die verschiedene Aussprachevarianten je nach Position im Wort für die nachfolgenden Grundformen (GF):


GF Aussprache Wortende wortintern Wortanfang
Wortanfang: a, e oder o wenn â:
Wortinneres â (kann nicht nach links verbunden werden)
als Selbstlaut é wenn û:
als Zwielaut au (kann nicht nach links
als Mitlaut w verbunden werden)
(s. Mitlaut-Tabelle)
als Selbstlaut ê
als Zwielaut ey als Mitlaut y (s. Mitlaut-Tabelle) wenn ê:

Ob die beiden letzten Schriftzeichen jeweils einen Selbstlaut, einen Zwielaut oder einen Mitlaut darstellen, kann man am Schriftbild nicht erkennen.

Mitlaute (Konsonanten)

Für manche Laute (t, ß, h, z) gibt es mehrere Buchstaben (Grundformen = GF). Welcher dieser Buchstaben jeweils verwendet wird, ist vokabelmäßig festgelegt. Als Anfänger blamiert man sich aber auch nicht, wenn man den falschen Buchstaben verwendet. Die betreffenden Wörter sind vielfach arabische Fremdwörter und werden im Arabischen unterschiedlich ausgesprochen, nicht aber im Dari.

Die Aussprache von Lauten, die mit einem Sternchen * versehen sind, wird weiter unten im Abschnitt „Erklärungsbedürftige Laute“ näher er-läutert.


GF Laut Wortende wortintern Wortanfang
b
p
t
ß*
dsch
tsch
h*
ch*
d (kann nicht nach links
verbunden werden)
z* (kann nicht nach links
verbunden werden)
(kann nicht nach links
verbunden werden)
r* (kann nicht nach links
verbunden werden)
j* (kann nicht nach links
verbunden werden)
sch
’*
gh*
f
q*
k
g
l
m
n
w* (kann nicht nach links
verbunden werden)
y*

erklärungsbedürftige Laute

 

Manche Buchstaben im Dari entsprechen im Deutschen einer Buchstabenkombination, z. B. sch, dsch, tsch. Es gibt für uns jedoch keine Probleme, diese Kombination auszusprechen, wir müssen uns nur daran gewöhnen, dass im Dari dafür nur ein Buchstabe steht.


Laut Aussprache Beispiel
ß stimmloses „ss“ wie in „wissen“ beßyâr (viel, sehr)
h wird immer gesprochen,ist kein Dehnungszeichen! mehrabân (nett)
der Buchstabe (bzw. ) am Wortende steht jedoch für ein kurzes a châna (Haus)
ch wie in „wach“ (nie weich wie in „ich“) chânom (Frau)
z stimmhaftes „s“ wie in „Rose“ zêbâ (schön)
r gerolltes Zungenspitzen-R rûz (Tag)
j stimmhaft wie in „Journalist“ jâla (Hagel)
Stimmabsatz, ist nur als kurze Unterbrechung im Sprechfluss hörbar ba’d (nach, danach)
gh wie ein weit hinten im Rachen geriebenes „rheinländisches“ R ghezâ (Essen, Speise)
q weit hinten im Rachen gebildetes kehliges „k“ qâschoq (Löffel)
w mit gerundeten Lippen gebildetes „w“ (wie in engl. „water“) waqt (Zeit)
y wie deutsches „j“ in „Jahr“ yâ (oder)

Die Aussprache von gh und q bedarf etwas Übung, denn etwas Vergleichbares gibt es im Deutschen nicht. Das Zungenspitzen-r ist auch so eine Sache: Manche können es, andere lernen es nie, das geht aber auch einigen Afghanen so.