Killer & Cosa Nostra: Sammelband 4 Krimis

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Killer & Cosa Nostra: Sammelband 4 Krimis
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Killer & Cosa Nostra: Sammelband 4 Krimis

Alfred Bekker et al.

Published by Cassiopeiapress Extra Edition, 2018.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Killer & Cosa Nostra: Sammelband 4 Krimis

Der infrarote Tod

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Bount Reiniger und die Erbarmungslosen: N.Y.D. – New York Detectives

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Die Hauptpersonen des Romans:

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Die Killermacher von Key-West

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Panik in der Cosa Nostra

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Die Hauptpersonen des Romans:

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Impressum neobooks




Killer & Cosa Nostra: Sammelband 4 Krimis


THRILLER VON ALFRED Bekker, Wolf G. Rahn, A.F.Morland

Dieses Buch enthält folgende Krimis:

Alfred Bekker: Der infrarote Tod

Wolf G. Rahn: Bount Reiniger und die Erbarmungslosen

A.F.Morland: Die Killermacher von Key West

A.F. Morland: Panik in der Cosa Nostra

––––––––


DER FLÜCHTLINGSSTROM von Havanna nach Key West reißt nicht ab, viele Schleuser machen daraus ein Geschäft. Auch die Mafia bringt illegale Einwanderer aus Kuba in die USA, und zwar gratis, um sie zu Killern auszubilden. Hector Nuñez ist einer von ihnen. Weil sein Freund von einem Mafiosi getötet wurde, will er Rache nehmen - er wartete nur noch auf die richtige Gelegenheit. Die erhält er durch Roberto Tardelli, Agent einer geheimen Abteilung des US-Justizministeriums, der den Auftrag hat, das Killer-Ausbildungscamp der Mafia zu zerstören. Dabei setzt der mutige Mafiajäger wie immer sein Leben aufs Spiel ...




Der infrarote Tod


THRILLER VON ALFRED Bekker

Dieses Buch entspricht 140 Taschenbuchseiten.

Eine Organisation zu allem entschlossener Terroristen eröffnet den High Tech Krieg – und ein Team unerschrockener Ermittler tritt ihren Plänen entgegen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, um die Verschwörer zu enttarnen, die sich im Verborgenen zum entscheidenden Schlag gerüstet haben...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.




Copyright


EIN CASSIOPEIAPRESS E-Book

© by Author

© 2015 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www . AlfredBekker . de

postmaster @ alfredbekker . de




1


DER HELIKOPTER TRUG das Emblem von NY-Radio, dem Sender mit den ausführlichsten Stauberichten im Big Apple. Zwei Männer befanden sich in der Kabine.

"Wir sind jetzt genau 400 Meter vom Bundesgebäude an der Federal Plaza entfernt", meinte der Pilot. "Näher möchte ich nicht herangehen."

"Das reicht auch", erwiderte der zweite Mann. Er verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln. Die oberen beiden Schneidezähne fehlten ihm. Er blickte auf einen Kontrollschirm. Seine Finger glitten über die dazugehörige Tastatur.

Das Bild des Bundesgebäudes wurde herangezoomt und mit den Plänen verglichen, die im Rechner gespeichert waren.

Eine Markierung blinkte auf.

"Hast du ihn?", fragte der Pilot ungeduldig.

"Ich habe seine Zelle, Zeb. Jetzt sehe ich mir an, ob jemand drin ist!" Er schaltete den Infrarot-Modus ein, der ein Abbild verschiedener Wärmegrade lieferte. Auf diese Weise konnte man einen Menschen auch durch Wände hindurch 'sehen'.

"Feuer", murmelte der Kerl mit der Zahnlücke dann und drückte auf einen bestimmten Knopf. Aus einem verdeckten Abschussrohr schoss eine Granate heraus. Sie war weitaus schneller als der Schall. Man würde die Detonation im Bundesgebäude erst hören, wenn das Geschoss bereits durch die Wand gedrungen war.




2


EINE VIERTELSTUNDE zuvor...

Milo Tucker und ich saßen zusammen mit District Attorney James McFarlane und Jonathan D. McKee, dem Chef des FBI-Field Office New York in einem der Verhörräume unseres Hauptquartiers an der Federal Plaza 26.

Durch eine Spiegelscheibe konnten wir beobachten, wie unsere Vernehmungsspezialisten Dirk Baker und Irwin Hunter gerade in die letzte Phase eines Lügendetektortests gingen. Der Mann, um den es ging war kein gewöhnlicher Gefangener. Er hieß Brent J. Atkinson, gehörte eigenen Aussagen nach einer Terror-Organisation von Globalisierungsgegnern an, die sich AUTONOMY nannte und ganz in der Tradition des berüchtigten Una-Bombers stand.

Die Globalisierung sei nichts anderes als eine Ausdehnung des Einflusses der USA, so das Credo dieser Gruppe. Aber nach der Auffassung von AUTONOMY würde das letztlich zu einer Art weltweitem Superstaat führen, den man schon in der Entstehungsphase bekämpfen müsste, wollte man ihn noch verhindern.

Wir wussten leider nicht viel über AUTONOMY.

Die Organisation wurde mit einigen spektakulären Anschlägen in Verbindung gebracht. Vor zwei Wochen war vor dem New York Stock Exchange eine Autobombe gezündet worden, während gleichzeitig ein Hacker-Angriff auf die Systeme der Börsen von New York, Tokio, London und Frankfurt stattgefunden hatten. Der internationale Kapitalfluss war für AUTONOMY so etwas wie das Symbol dessen, was die Anhänger dieser Organisation ablehnten.

Ein hoher Manager eines Software-Konzern war mitsamt seiner Familie und seinem Haus in die Luft gesprengt worden. Bei mehreren Sendern waren Bekenneranrufe von AUTONOMY-Mitgliedern eingegangen.

Seit dem Anschlag auf das World Trade Center war es für Terroristen vom Schlage der AUTONOMY-Leute richtig schwer geworden, die Aufmerksamkeit von Medien und Öffentlichkeit auf sich zu lenken. Aber es lag auf der Hand, dass AUTONOMY den Kampf nicht aufgeben würde.

Allenfalls konnte es sein, dass bestehende Pläne verschoben wurden - in eine Zeit etwa, in der die Sicherheit nicht mehr ganz so groß geschrieben wurde und beispielsweise Politiker sich wieder öfter und ungeschützter in die Öffentlichkeit wagten.

Brent J. Atkinson war ein hochgewachsener Mann mit dunklen Haaren. Er war 35 Jahre alt.

Atkinson war Sprengstoffspezialist bei der Army gewesen, bevor er zur Überzeugung gelangte, dass der Staat an sich (und der amerikanische im besonderen) abgeschafft gehörte.

Bei AUTONOMY hatte er vor allem bei der Vorbereitung von Sprengstoffattentaten mitgewirkt, wie er uns mitgeteilt hatte.

Das besondere war, dass er sich freiwillig in unsere Hände begeben hatte.

Andernfalls hätte es wohl auch noch Jahre dauern können bis wir ihm auf die Spur gekommen wären.

"Ganz gleich, was dieser Test auch auch aussagen mag - ich glaube, dass Atkinson lügt", meinte Milo in die Stille hinein.

Er trank dabei seinen Kaffeebecher leer.

"Sie sollten versuchen, etwas unvoreingenommener zu sein, Agent Tucker", meldete sich District Attorney James McFarlane zu Wort.

Milo zuckte mit den Schultern.

 

Was wusste ein Mann wie McFarlane schon von dem Instinkt, den man sich im Außendienst erwarb. Den Instinkt für die Gefahr und dafür, ob jemand die Wahrheit sagte oder einen nur an der Nase herumführen wollte!

McFarlane hob die Augenbrauen. "In Atkinsons Aussagen werden detaillierte Angaben über bevorstehende Anschläge von AUTONOMY gemacht! Es ist der erste Aussteiger aus dieser Gruppe. Für seine Sicherheit will er uns sein gesamtes Wissen überlassen. Ich finde, dagegen ist nichts einzuwenden!"

"Vorausgesetzt, der Test fällt positiv aus", meinte Mister McKee nüchtern. Er wirkte abwesend. Die Hände waren in den Taschen vergraben.

Ich hatte die Protokolle von Atkinsons ersten Vernehmungen gelesen.

Danach plante AUTONOMY angeblich Anschläge mit Plutonium und Tollwuterregern. Im Fadenkreuz der Terroristen stand dabei die Stadt New York, weil sie nach Lesart dieser Leute das Zentrum einer globalistischen Verschwörung darstellte, die es abzuwehren galt.

Ich verstand gut, in welcher Zwickmühle sich der District Attorney befand. Er hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wenn er Atkinson glaubte und auf seine Bedingungen einging, riskierte er womöglich einem Verbrecher zu helfen.

Denn zumindest wegen Beihilfe zum Mord wäre Atkinson unter normalen Umständen dran gewesen. Aber wenn eines der angekündigten Attentate dann tatsächlich durchgeführt wurde und sich herausstellte, dass man es mit Atkinsons Hilfe hätte verhindern können, hätte nicht nur District Attorney McFarlane seinen Hut nehmen müssen.

Ich betrachtete Atkinsons Gesicht durch die Spiegelscheibe. Der AUTONOMY-Überläufer wirkte sehr ruhig und gefasst. Kein bisschen Nervosität war ihm anzusehen. Er schien genau zu wissen, was er tat.

"Sieht so ein Mann aus, der die größte Angst vor seinen eigenen Leuten hat?", raunte Milo mir zu.

Ich zuckte die Schultern.

"Welches Motiv sollte er sonst haben, zu uns überzulaufen?"

"Gezielte Desinformation vielleicht."

Es dauerte noch ein paar Minuten, dann war der Test abgeschlossen. Mell Horster machte uns ein entsprechendes Zeichen. Nachdem Atkinson durch die Tür trat, nahmen Milo und ich ihn in Empfang. Atkinson trug keine Handschellen.

Er blieb vor dem District Attorney stehen und sah McFarlane direkt in die Augen. Atkinson war einen halben Kopf größer als der Staatsanwalt. "Sie werden feststellen, dass ich nichts als die Wahrheit gesagt habe", murmelte er düster.

"Das hoffe ich. Für Sie."

"Für Ihre Entscheidungen sollten Sie sich nicht allzu lange Zeit lassen. AUTONOMY schläft nicht."

"Möglicherweise blasen Ihre Genossen sämtliche Aktionen ab", meinte McFarlane.

Atkinsons Zähne blitzten. "Das Gegenteil wird der Fall sein! Jetzt, da ich in Ihre Hände gefallen bin, werden sie versuchen, so viel wie möglich unserer Pläne noch durchzuführen!"

"Sie sagen immer noch 'unsere Pläne'", stellte Mister McKee fest. Sein Tonfall war sachlich und nüchtern.

Atkinson wandte sich zum Chef unseres Field Office herum.

"Alte Gewohnheiten legt man nicht von heute auf morgen ab."

Mister McKee zuckte die Achseln.

"Mag sein."

"Noch weiß AUTONOMY nicht, dass ich ein Überläufer bin. Jedenfalls hoffe ich das und Sie sollten auch auf diese Karte setzen. Sie könnten also einen gewissen Vorsprung gewinnen. Eine Zeitspanne, in der die AUTONOMY-Leute noch glauben, dass ich vielleicht die Aussage verweigere und mir von Ihren Verhörspezialisten jedes Detail aus der Nase gezogen werden muss..."

Mister McKee wandte sich an Milo und mich.

"Bringen Sie ihn in seine Gewahrsamszelle."

"Ja, Sir."

"Wir sehen uns nachher zur Besprechung."

Wir nahmen Atkinson in die Mitte und führten ihn ab. In unserem FBI Field Office verfügen wir über einige sogenannte Gewahrsamszellen, in denen Verdächtige und kurzfristig Verhaftete eingesperrt werden können.

Hier war auch Atkinson untergebracht.

Vor seiner Zelle blieben wir einen Augenblick stehen.

Er sah mich an.

"Sie haben keine Ahnung, wozu AUTONOMY fähig ist, G-man!"

"Aber Sie!"

"Ich gehörte zu Ihnen."

"Bislang sind mir die Motive für Ihren Sinneswandel nicht so recht klar."

"Ich habe erkannt, dass der Weg von AUTONOMY ein Irrweg war. Die politischen Ziele dieser Organisation teile ich nach wie vor. Aber ich lehne es ab, Unschuldige dafür büßen zu lassen."

"Späte Erkenntnis!"

"Besser spät als nie. Und außerdem verdanken Sie dieser späten Erkenntnis vielleicht die einzigartige Möglichkeit, Verbrechen zu verhindern, von deren Ausmaß hier in diesem ehrenwerten Federal Building wohl niemand eine rechte Vorstellung zu haben scheint. Was glauben Sie, was es allein schon bedeuten würde, wenn die Wasserversorgung eines Komplexes wie diesem hier mit Plutonium oder Tollwut-Erregern versetzt werden würde!"

"Sagen Sie es mir!"

"Das Chaos würde ausbrechen. Eine angeblich so mächtige Organisation wie das FBI wäre innerhalb kürzester Zeit enthauptet - zumindest hier im Big Apple. Aber etwas Vergleichbares ließe sich ja auch landesweit organisieren. Die ostdeutsche Stasi verwendete Tollwut-Erreger als Mordwaffe."

"Ich habe davon gehört."

"Das Tückische ist, dass die meisten Ärzte gar nicht darauf kommen, dass der Betreffende unter Tollwut leiden könnte. Die Symptome sind zunächst sehr unspezifisch bis es dann zu spät ist. Und über die Wirkung von Plutonium muss ich ihnen ja wohl nichts sagen."

"Warten wir die Testergebnisse ab", mischte sich Milo ein.

Atkinson drehte sich kurz zu ihm um, nickte dann langsam.

Anschließend trat er in seine Zelle.

Die Gittertür schloss sich hinter ihm.

Wir drehten uns um.

Ich hörte noch, wie Atkinson sich auf seine Pritsche warf.

Nur ein paar Schritte hatten wir uns entfernt, da verwandelte sich Atkinsons Zelle in eine Flammenhölle.

Wir warfen uns zu Boden. Eine Welle aus Druck und Hitze fegte über uns hinweg. Ich schützte das Gesicht mit dem Arm, lag bäuchlings auf dem Fußboden.

Die Wucht der Detonation war derart gewaltig, dass die Zellentür aus ihren Halterungen herausgesprengt worden war.

Wir rappelten uns auf. Ein einziger Blick zeigte schon, dass wir für Atkinson nichts mehr tun konnten.

Die Explosion hatte ihn regelrecht zerrissen.




3


DER HELIKOPTER FLOG einen Bogen über die Stadt, streifte den Central Park und schnellte dann Richtung Nordosten.

Der Mann mit der Zahnlücke deaktivierte das Infrarot-Zielgerät.

"Hey, Mann, wir haben's geschafft!"

"Hat geklappt wie geschmiert", nickte der Pilot. Der Helm ließ nur einen Teil der Kinnpartie von seinem Gesicht frei.

Die gute Laune war ihm trotzdem deutlich anzusehen.

Er steuerte den Heli über den Long Island Sound auf die Connecticut-Küste zu.

Dunst hing über dem Wasser.

Der Landeplatz lag irgendwo an der Küste auf einer Lichtung im Wald. Dort hatten sie einen Geländewagen abgestellt, mit dem sie zurück in den Big Apple gelangen konnten.

"Schade, dass wir die Maschine vernichten müssen", meinte der Pilot. "War schließlich verdammt schwer, das Ding zu organisieren!"

"Gehört leider mit zum Auftrag", erwiderte der Mann mit der Zahnlücke.

"Ja, ich weiß. Unsere Auftraggeber wollen nicht, dass man irgendwelche Spuren findet."

"Ist doch verständlich, oder? Und wir kriegen schließlich Geld genug für die Sache!"

"Geld genug, um den Verstand einfach auszuknipsen meinst du?" Der Pilot lachte heiser. "Hör zu, wir nehmen das Geld und lassen den Heli wie er ist. Den können wir später noch zu Geld machen!"

"Ich weiß nicht..."

"Hey, Mann, mach dir nicht in die Hosen! DIE wissen doch nichts von unserem Landeplatz!"

"Wenn DIE herauskriegen, dass wir uns nicht an die Anweisungen gehalten haben, werden DIE ziemlich sauer!"

"Feigling!"




4


"DER TOD VON ATKINSON wirft uns in der Bekämpfung dieser Organisation namens AUTONOMY wieder erheblich zurück", stellte Mister McKee auf einer eilig einberufenen Sitzung in seinem Besprechungszimmer fest. Außer Milo und mir waren noch eine Reihe weiterer G-men anwesend, darunter die Agenten Clive Caravaggio und Orry Medina. Auch unser Innendienstler Max Carter sowie die beiden Verhörspezialisten Baker und Hunter hatten sich eingefunden. Sie hatten Atkinson ausführlich vernommen und außerdem auch den Lügendetektortest ausgewertet. Ihrer Analyse nach war Atkinson ein absolut glaubwürdiger Zeuge.

Über mehrere Tage hinweg waren mit ihm Vergleichsmessungen durchgeführt worden, so dass das Ergebnis auf relativ sicheren Füßen stand.

Um so bedauerlicher, dass Atkinson seine Aussagen vor keinem Gericht der Welt mehr würde wiederholen können.

Und das Schlimmste war, dass es für uns jetzt keine Möglichkeit mehr gab, etwas über die zukünftigen Pläne von AUTONOMY zu erfahren. Jegliche Versuche, an diese Gruppe nahe genug heranzukommen, um V-Leute einschleusen zu können, war bislang kläglich gescheitert.

Max Carter gab uns eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse.

"Es wurde von einem Helikopter aus auf die Zelle geschossen, in der Atkinson untergebracht war. Aufnahme unserer Video-Überwachungsanlagen belegen das, aber auch zahlreiche Zeugenaussagen aus anderen Stockwerken des Bundesgebäudes", berichtete Max. "Der Heli trug die Kennung des Senders NY-Radio. Aber dessen Helis befanden sich zu diesem Zeitpunkt nachweislich ganz woanders."

"Ein Fake also", stellte Milo fest. "Ich hätte gedacht, dass unsere Luftüberwachung seit dem Anschlag auf das WTC etwas mehr auf Zack wäre!"

"Sie hatten eine perfekte Tarnung", erklärte Max Carter.

"Und außerdem mussten sie gar nicht besonders nahe an das Federal Building heran. Nicht weiter als einige hundert Meter."

"Wie konnten sie wissen, in welcher Zelle sich Atkinson befand?", fragte ich. "Sie konnten doch schließlich nicht durch Wände sehen!"

Max verzog das Gesicht.

"Vielleicht konnten sie das doch, Jesse."

"Was?"

"Letzte Gewissheit haben wir, wenn die SRD-Kollegen ihre Laboruntersuchungen abgeschlossen haben. Aber bislang vermuten wir, dass ein ganz bestimmter Projektiltyp verschossen wurde, der von Spezialeinheiten der Army verwendet wird, die sich auf den Häuserkampf spezialisiert haben. Die Geschosse werden von Hubschraubern abgeschossen und normalerweise in Verbindung mit Infrarot-Scannern eingesetzt, mit deren Hilfe Temperaturunterschiede in einer Tiefe von mehreren Metern sichtbar gemacht werden. Da ein Mensch wärmer ist als eine Wand, hebt er sich als Umriss deutlich ab. Für die Annahme, dass ein solches Gerät verwendet wurde, spricht übrigens auch die Tatsache, dass Atkinson genau getroffen wurde. Die Explosion hätte er andernfalls überleben können, denn die war nicht so stark, wie man auf den ersten Blick annimmt."

Max zeigte uns die Projektion einer schematischen Darstellung der Zelle.

Er deutete auf einen Punkt an der Zellentür.

"Hier befand sich Atkinson, als er starb."

"Ja, wir hatten ihn gerade eingesperrt", nickte ich.

Max Carter deutete dann auf einen Punkt an der Außenwand. "Hier trat das Projektil ein. Die Explosionswirkung entstand durch die Hitzeentwicklung beim Durchschlagen der Wand. Diese Geschosse haben eine Ummantelung aus Wolfram und verfügen über eine enorme Durchschlagskraft, die mühelos durch Beton oder auch Panzerplatten hindurchdringt. Die Wand besteht aus Beton, ein Material das relativ weich ist. Die entstehende Hitze und die beim Durchschlag ausgelöste Explosion halten sich in Grenzen. Anders bei einem Panzer, der aus einem härteren Material besteht. Dann ist die Reibung höher. Jedenfalls durchschlug das Geschoss Atkinsons Körper, nachdem es durch die Wand gedrungen war. Ohne Infrarot-Peilung wäre das wohl kaum möglich gewesen."

"Es bleibt trotzdem die Frage, wie die Attentäter wissen konnten, in welcher Zelle sich Atkinson befand", stellte Mister McKee klar, "schließlich sind Menschen auf Infrarotbildern so gut wie gar nicht zu unterscheiden..."

Max nickte.

Er machte ein ernstes Gesicht.

"Wir checken unsere Computersysteme."

Mister McKee hob die Augenbrauen. "Sie denken, dass sich da jemand hineingehackt hat?"

"Ja. Schließlich hinterlässt auch die Zellenbelegung elektronische Spuren."

"Verstehe..."

"Wir fahnden jetzt natürlich nach gestohlenen ARC-Infrarot-Zielpeilungsgeräten. Außerdem nach dem Helikopter und denjenigen, die ihn umgebaut und geflogen haben."

"Dieser Atkinson muss den Leuten von AUTONOMY ziemlich viel wert gewesen sein", meinte ich. "Wer für einen Mord derart viel Aufwand betreibt, muss gute Gründe dafür haben."

Mister McKee atmete tief durch.

"Sie fürchteten Atkinsons Aussagen."

"Warum sollen wir sie sich nicht noch etwas länger fürchten lassen?", meinte ich.

Alle Blicke waren in diesem Moment auf mich gerichtet. Auf Mister McKees Stirn erschienen ein paar Falten, während er den Kaffeebecher zum Mund führte und vorsichtig daran nippte.

"Wie soll ich das verstehen, Jesse?"

Ich fragte zurück: "Wer weiß bis jetzt von Atkinsons Tod?"

"Niemand außer den an der Untersuchung beteiligten Beamten. Offiziell ist noch nichts raus." Mister McKee schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. "In einer Stunde ist eine Pressekonferenz angesetzt. Da werde ich Stellung beziehen müssen."

"Ich schlage vor, Atkinsons Tod geheim zu halten und stattdessen zu behaupten, dass ein G-man ums Leben gekommen sei."

Mister McKee musterte mich aufmerksam.

Er kannte mich gut genug, um meine Gedanken erraten zu können.

"Ich könnte die Rolle von Atkinson einnehmen", bot ich an. "Schließlich ist er mir von Statur, Alter und Aussehen verhältnismäßig ähnlich. Für einen halbwegs talentierten Maskenbildner dürfte es keinerlei Problem darstellen, mich so herzurichten, dass die AUTONOMY-Terroristen sehr nervös werden, wenn sie mich mal ein paar Sekunden über den Fernsehschirm huschen sehen..."

Mister McKee trank seinen Kaffee aus, stellte den Becher dann auf den Tisch.

"Mir gefällt der Gedanke nicht, aus Ihnen eine Zielscheibe zu machen, Jesse!"

"Wir kommen an diese Leute sonst nicht heran, Mister McKee!"

"Trotzdem..."

"Wollen Sie etwa verantworten, dass tatsächlich Tollwut-Erreger in die Trinkwasserversorgung geschleust werden oder irgendjemand dieser Leute mit Plutonium herumspielt?"

"Sie riskieren viel, Jesse!"

"Nicht, wenn wir es geschickt anstellen!"

Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen im Besprechungszimmer. Schließlich nickte unser Chef vorsichtig.